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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 80 (10. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0321

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wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Don urstag
und Samstag.


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Alle Postanstalten
und Boten rühmen
Bestellungen an.

Amtsverkündigungsölatt Mr den Mezirk SDweßingen.
Badischr H o p s r n z c i t u n g.

!. c i s
vinwsiahr ich l 1 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr,
Garmondzeile 5 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
^0. 80. Donnerstag, 10. Juli 1873. VII. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen sllr uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasensseru «L Nagler, Rudolf Masse und K. L. Dauöe L Ha., sowie die Süddeutsche Annoncen-Hrpedrtion
von H. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Bafel und Straßburg.

Rund s ch a u.
Höchlich bemerkt wird die noch nie dagewesene und
von allen Seiten abweichende Ernennung einer nicht katho-
lischen Fürstin, der deutschen Kaiserin, zur Dame des öster-
reichischen Steiukreuz-Ordens.
Es wird in militärischen Kreisen als wahrscheinlich i
angenommen, daß an Stelle des verstorbenen Prinzen !
Adalbert Prinz Friedrich Carl mit der oberen Leitung ,
der Marine betraut wird. Der Prinz wird sich am i
20. d. M. nach Saßniß auf Rügen begeben, um dort der ;
Uebung eines Geschwaders von 8 Schiffen der deutschen '
Marine beiznwohnen.
Dem Bundesrath ist der Entwurf zu einer kaiser- i
lichen Verodnung, betr. die Tagegelder, die Fuhrkosten und
die Umzugtzkosten der R e i chs b e a m t e n, vorgelegt. Da-
nach sollen die Reichsbeamlen bei Dienstreisen Tagegelder
erhallen: 1) die Chefs der obersten Reichsbehörden 30
Mark, 2) die Direcioren 24, 3) die Vortragenden Rathc !
18, 4) die Mitglieder der höheren Reichsbehörden 12, 5)
die Secretäre der Letzteren 9, 6) die Subalternen der üb-
rigen Reichsbehörden 6, und 7) die Unterbeamten 3 Mark !
Das Erscheinen eines österreichischen Kriegsschiffes auf i
der Donau vor Passau hat ziemliches Aufsehen gemacht, l
Die anfängliche Vermuthung, daß hier keine demonstrative
Absicht, sondern vielmehr ein „Mißverständnis;" vorliege, hat ,
sich mittlerweile bestätigt. Der in tiefsinnige Betrachtungen z
über seine eigene Flußtüchtigkeit versu 4ene Monitor „Leitha" i
hatte eben seine Ordre, so weit als möglich stromaufwärts !
zu fahren, zu wörtlich genommen und sah sich plötzlich, viel- !
Leicht zu seinen! -Erstaunen, vor den freilich längst des- >
armirten Wällen von Oberhaus. Die nachgesuchte Erlaub- !
niß zur Weiterfahrt nach Regensburg wurde anstandslos -
bewilligt, gibt aber doch österreichischen Blättern Anlaß zu
halb spöttischen, halb renommistischen Bemerkungen. Eine
kurze Repetition der Hauptgrundsätze des Völkerrechts könnte
Pier eben so wenig schaden als einige geographische Prü-
parationen vor Antritt derlei harmloser Spazierfahrten. >
Auch C hina soll nunmehr eine Eisenbahn bekommen, >
wenn es angeht. Auf Anregung des unternehmungslustigen
Herzogs von Sutherland sind mehrere gleich nnternehmende
englische Kapitalisten zusammengetreten, um darüber zu be- >
rathen, wie das Project sich ausführen läßt. In wenigen
Tagen soll in Stafford House, der Stadtresidenz des ge- !
nannten Pair, eine Konferenz über diesen Gegenstand statt- i
finden. Nun der Kaiser des himmlischen Reiches in der
Audienzfrage nachgegeben und den westläudischcn Gebräuchen
Einlaß gestattet hat, benimmt er sich vielleicht gleich entge-
genkommend in der Eisenbahnfrage. Um ihn dem Unter-
nehmen womöglich günstiger zu stimmen, wollen die Conces- !
fionäre ihm Locomotiven, Wagen u. dgl. nöthiges Eisen- f
bahn-Jnventar als Geschenk anbieten.

nahmen. Die kalten Nächte und die stete Feuchtigkeit, das
Vorhandensein der Erdflöhe und sonstigen Ungeziefers haben
dem Wachsthum derseben Einhalt gethan; das Uebel herrscht
hauptsächlich in den sumpfigen Gegenden; in den trocken ge-
legenen Feldern entwickelt sich die Pflanze besser. Die
-^'mlichen Klagen ließen sich aus andern Produktionsgegenden

Pflanzen ein.
Saaz, 5. Juli. Bei einer dieser Tage gepflogenen
Besichtigung der hiesigen Hopfenpflanzungen fanden wir,
daß dieselben im Ganzen gesund und kräftig stehen, nur
allzufeuchte Lagen oder schlecht bearbeitete Gärten zeigen
schwächliche Ranken und sind sehr im Wachsthume zurück;

schuß zusammengetreten.
Berlin, 7. Juli. Der „Reichsanzeiger" veröffent-
licht die Ernennung des Geh. Oberfinanzraths Elwanger
zum Vorsitzenden der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds,
sowie die Ernennung des Regierungsraths von Meyeren
zum Geh. Regierungs- und Vortragenden Rath im Staats-
ministerium.

mven. L mucyen «lagen netzen sich aus andern Produmonsgegenden
Karlsruhe, 7. Juli. Heute ist der ständische A' z- W^nehmen, allein seit ungefähr vierzehn Tagen gehen von
fallen Seiten günstigere Nachrichten über den Zustand der

Neueste Post.
Karlsruhe, 5. Juli. Von der Zusammenberufung
der Stände verlautet vorerst noch nichts; auch sind die
Wahlen noch nicht ausgeschrieben. Vor Oktober oder No-
vember wird daher der Zusammentritt wohl keinesfalls
stattfinden

Berlin, 5. Juli. Die Mehrzahl der hier erschei-
nenden Blätter wird sowohl die Jnsertionsgebühren wie das
Abonnement erhöhen. Unter Berufung auf die erneut ein-
getretene bedeutende Steigerung der Satz- und Druckpreise,
sowie der Herstellungskosten der Zeitungen im Allgemeinen
erlassen heute eine entsprechende Erklärung die „B.- und
Handelsztg.", der „Börs.-Kur", die „Börsenztg." das

auch findet man darunter solche, welche bereits Seitenarme
mit Blüthenansatz treiben, was um diese Zeit viel zu früh
ist und einen Kraftmangel der Pflanze andeutet. Die
Mehrzahl der Gärten verspricht nach dem heutigen Stande
eine befriedigende Ernte und da die Vorräthe von vor-
jährigem Erzeugnisse bei Produzenten und Händlern im
ganzen Kreise kaum 60 Ballen mehr betragen, und bei

„Frdn.- und Anz.-Blatt," das „Tagebl.", die „D. Landes-
ztg.", die „Nat.-Ztg.", die „N. Börs.-Ztg.", die „N.Allg.
Ztg.", die „Post", die „Spen. Ztg.", „Sal. Börsenblatt",
und die „Voss. Ztg.".
Berlin, 8. Juli. Von unterrichteter Seite wird be-
stätigt, daß der Oberkirchenrath das Erkeuutniß des Pro-
vinzialkonsistoriums bezüglich der A ntsentsetzung des Pre-
digers Sydow kassirt hat.
Paris, 6. Juli. Gestern um 7 Uvr Abends gingen
35 Millionen in Gold und Silber für die Kriegsentschädi-
gung von hier nach Köln.
Brüssel, 8. Juli. Das Duell zwischen Rane und
Cassagnac sand heute Nachmittag unweit von Bettembourg
im Luxemburgischen statt. Cassagnac wurde nicht erheblich
verletzt. Ranc erhielt auch eine Verwundung am Arm, die
ihn in die Unmöglichkeit versetzte, den Kampf fortzus'tzen.
Die Zeugen erklärten darauf, der Kampf habe auf-
_
Weueste Aopfen-Hachrichten.
* Schwetzingen, 8. Juli. Soeben verkaufte ein
Oftersheimer Hopfenproduzeut sein diesjähriges
Hopfeu-Erträgniß an der Stange, welches er auf ca. 4
Ctr. schätzte, zu 70 fl. per Centner.
Hagenau im Elsaß, 3. Juli. Der Hopfen ist bei
uns in Sandböden schön, in schweren Böden nicht schön,
und können wir überhaupt sagen, daß wir wohl auf eine
halbe Ernte werden rechnen können, wenn die Witterung
günstig bleibt.
Bischweilev, 6. Juli. Die junge Pflanze ist hier
wie überall etwas im Rückstände. Doch gibt es auch Aus-

günstiger Witterung des Hochsommers ein bedeutender Bier-
verbrauch in Aussicht steht, so sind auch die Erwartungen
auf gute Preise nicht unberechtigt.
Rottenbuvg, 3. Juli. In unserer Gegend kann
der Stand der Hopfenpflanze ausgezeichnet genannt werden.
Da nur in ganz vereinzelten Fällen sich Blattläuse zeigten,
welche durch die eingetretene warme Witterung schnell wie-^
der beseitigt worden sind; sonst ist die Pflanze sehr im
Wachsthum begriffen und in kurzer Zeit an unseren nicht
kleinen Stangen oben drautzen.
Dauba (Böhmen), 4. Juli. Unsere Hopfenpflan-
zungen stehen im Allgemeinen gut und gesund, sind frei
vom Ungeziefer, allein sie sind im Verhältniß zu den Vor-
jahren bedeutend zurück und dürften wärmere Nächte
kommen.
Galizien, 1. Juli. Hier steht die Hopfenpflanze
herrlich und gesund und ist vollkommen frei von Unge-
geziefer, weshalb wir zu den besten Hoffnungen uns be-
rechtigt halten.——
Hansel, Industrie und Landwirthschast.
Mannheim, 7. Juli. Der heutige Fettviehmarkt
wurde mit 43 Stück Ochsen und 186 Stück Schmalvieh befahren und
kostete. 1. Qualität Ochsenfleich pr. Centr. fl. 46. 47.
2- „ „ „ - fl. 43. 44.
1. „ Schmal-o.Rindfl. „ fl. 44. 45.
2- „ , „ „ fl. 39. 42.
Der Gesamntterlös war fl. 46,704. —.
Mannheim, 7. Juli
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 17. 45 bis 18 —
fränkischer fl. —. — bis —., ungarischer fl. —. — bis —. —
russischer fl. 16. 30 bis fl. 17. 45. Roggen effec. fl. 11. 30 bis
—.—. Gerste, Württemberg fl. —. — Pfälzer und hiesige fl. 13—. . bis
fl.—. ., ungarische bis-. Hafer fl. 9 50. bis fl. 10. 6. Kernen

Der Aluch des Holdes.
4-
(Schluß.)
7.
„Weshalb das?" fragte Cornelius. „Ich trinke den Wein am
liebsten, wenn er frisch aus dem Keller geholt wird."
„Ich fürchtete, sie würden vergessen, ihn zu fordern," erwiederte
das Mädchen treuherzig, „ihre Verstimmung — gewiß Vater, etwas
Unangenehmes ist ihnen begegnet, weshalb wollen sie's mir verschwei-
gen?"
„Weshalb?" sagte der alte Herr, der anscheinend absichtslos die
Lampe so stellte, daß das Licht voll auf die bleichen Züge Hedwigs
fiel, während sein eigenes Gesicht im Schatten blieb. „Es ist eine
^ache, die den Trödler betrifft —"
„So betrifft sie auch mich!" fiel Hedwig ihm ins Wort, während
sie sia^ Herrn näherte und ihre Hand aus seinen Arm legte.
Man he'tt Wen gesagt, er habe sie betrogen."
„Nee'N, «ein —"
„Verfehlen sie es mir nicht, man stützt sich darauf, daß meine
Vergangenheit eine andere gewesen sei, als Schwind sie berichtet habe,
man hat Vie Reicht hinzugefügt, daß auch ich mich von diesim Betrüge
nicht freispreoJen könne. Gewiß, das alles hat man ihnen hinterbracht
und sic glauben daran, weil die Eröffnungen den Schein der Wahr-
heit tragen."
„Du irrst," erwiederte Cornelius verlegen, „wenn man mir solche
Eröffnungen gemacht hätte, würde ich unaufgefordert dich gebeten haben,
mir reinen Wein Ezuschenken. Wer auch sollte sie mir gemacht
haben?"

Fest und durchdringend ruhte der Blick Hedwigs auf dem Gesicht
des alten Mannes.
„Der Advocat Steinmüller," sagte sie."
Cornelius senkte die Wimpern. „Er war bei mir, es ist wahr,
aber nicht — "
„Er hat ihnen hinterbracht, was sein Sohn entdeckt haben will.
Ich erinnere sie daran, daß ich die Braut des Doctors beleidigte, das
den jungen Herrn bewogen haben —"
„Jene Beleidigung ist ausgeglichen," entgegnete Cornelius, „ich
selbst habe Abbitte sür dich gethan. Sei so gut und hole den Wein."
Der Millionär war verlegen, verwirrt, er wußte nicht, wie er den
Fragen des Mädchens ausweichen sollte, sie hatte das Geheimniß schon
durchschaut, sie kannte es, wie es schien, bereits bis in die kleinsten Ein-
zelheiten. Wer hatte ihr gesagt, daß der Advocat bei ihm gewesen
war? Wenn sie sich schuldlos fühlte, weshalb spionirte sie, weshalb
vertheitigte sie sich, ehe sie angeklagt war?
« .Du bist aufgeregt," sagte Cornelius, „deine Vermuthungen und
Befürchtungen sind unbegründet. Es ist wahr, daß der Advocat mit
mir über Schwind gesprochen hat, die näheren Eröffnungen wollte er
später machen, du sollst dabei zugegen sein.
Er ergriff das Glas, H dwig wandte den Blick von ihm ab.
In dem Augenblick, in welchem er es an die Lippen führen wollte,
wurde angepocht, er stellte das Glas wieder hin und reichte dem ein-
tretenden Advocoten die Hand.
Hedwig wollte sich entfernen, Cornelius forderte sie auf, zu bleiben
und zwar in einem so entschiedenen, fast barschen Tone, daß das
Mädchen unwillkürlich erbebte."
Wenige Minuten später erschien such Schwind.
Cornelius bat die Herren, Platz zu nehmen und trat zurück, er

! schien sich absichtlich in den Schatten zurückzuziehen, um scharf beobachten
zu können, ohne selbst beobachtet zu werden.
„Herr Cornelius bat mich in ihrer Gegenwart die Eröffnungen zu
wiederholen, die ich heute Nachmittag bereits ihm gemacht habe," nahm
der Advocat, sich zu dem Trödler wendend, das Wort, und zwar in
, demselben Augenblick, in welchem Constanz und dessen Braut eintraten,
die Cornelius mit zuvorkommender Höflichkeit empfing. „Sie werden
wohl jetzt schon wissen, daß diese Eröffnungen sich auf Fräulein Hed-
wig beziehen."
„Genaue Nachforschungen haben ergeb n, daß diese junge Dame
die eheliche Tochter des Schuhmachers Albert Schulz ist," fuhr der Ad-
vocai niit gemessener Ruhe fort; „nach dem Tode ihrer Eltern gerieth
sie in schlechte Gesellschaft, sie zog als Harfenistin durch die Schenken
und blieb endlich in einer Diebesherberge als Schenkmädchen. Hier
lernten Sie, Herr Schwind, sie kennen, sie spiegelten ihr vor, daß Mil-
> lionen zu gewinnen seien, wenn sie sich fähig fühle, die ihr übertragene
i Rolle durchzuführen; Hulda Schulz ging auf ihren Plan ein, man
' gewann eine arme Frau, welche im Todeskampf einem Notar eine
wohl einstudirte Lüge dictiren mußte und benutzte dieses Documcnt als
Beweismittel für die.Wahrheit —"
„Erlauben sie," wandte Hedwig ein, „das sind Vermuthungen, die
sie nicht beweisen können, weil sie der Begründung entbehren. Es ist
wahr, daß ich Harfenistin und Schenkmädchen gewesen bin, eine Unwahr-
heit dagegen ist es, daß ich die Tochter des Schuhmachers Alber Schulz
sein soll und daß jenes Document —"
„Hier ist der Anszug aus dem Geburtsregister," unterbrach der
Avocat sie, indem er das Document auf den Tisch legte, „wünschen sie
weitere Beweise?"
„Wenn sie dieselben verschaffen könnten, würden sie diese nicht an
 
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