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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 100 (26. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0401

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Allgemeiner Anzeiger für Vic badische und bayerische Rheinpfalz.

Dienstag, 26? August 1873.

VII. Jahrgang.

Ao. 100.

Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.

Preis
vierteljährlich 51 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Gapmondzeile 5 kr.

KchwchNM Wochenblatt
Amtsverkündigungsblatt für den Aezirk Schwetzingen.

Inserate von Auswärts nehmen sllr uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstein <L Dogler, Andorf Waffe und G. L. Jaube Ko., sowie die Süddeutsche Annoncen-Krpedition
von K. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Neueste Post
Stuttgart, 22. Aug. Dem Schwäb. Merkur zufolge
wird der Kronprinz des deutschen Reiches am 5., 6. u. 8.
September den Truppenübungen in d^r Umgegend von Ulm
beiwohnen und während dieser Zeit wahrscheinlich auf Schloß
Rißtissen bei dem Freiherrn von Stauffenberg Wohnung
nehmen.
Wie die „D. Nachr." erfahren, sind die über die An-
gelegenheit des Capitäns Werner geführten militärischen
Verhandlungen jetzt mit einem für Werner günstigen Re-
sultat geschlossen worden. Es sei deshalb auch die Publi-
kation her schon vom 5. August datirten Verorderung
Werners nach Wilhelmshaven bis jetzt ausgeschoben worden.
Wie die „Hamb. Nachr." hören, so haben zwischen
London und Berlin Verhandlungen über ein gemeinsames
Verfahren zum Schutze der fremden Ansiedler in Spanien
stattgefunden und zu vollständiger Uebereinstimmmung ge-
führt. Man will sich selbstverständlich nach wie vor von
jeder Einmischung in d^ inneren Händel Spaniens fern
halten, über' man wir^zu wirksamen Maßregeln greifen,
um die Interessen der deutschen und der brittischen Landes-
angehörigen sicher zu stellen. Dazu gehört wohl in erster
Linie, daß man den Insurgenten nicht gestatte, Plätze zu
bombardiren, in denen Ansiedler aus Deutschland und Eng-
land wohnen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die an-
dern Seemächte sich diesen Schutzmaßregeln anschließeu.
Wien, 17. August. Gestern Abend trug sich im
Theater au der Men ein schrecklicher Uuglücksfall zu. Dort
wurde ein Sammelsurium alles möglichen Unsinns, betitelt
„Theatralische Weltausstellungsträume", gegeben, in dessen
zweitem Akte auch das Ballet eine Rolle spielt. Plötzlich
kurz nach Beginn dieses Aktes hörte man hinter der Bühne
einen furchtbaren markdurchdringenden Schrei. Die leichten
Gaze-Röckchen einer Tänzerin hatten an einem Lichte in
der Garderobe Feuer gefangen und die Unglückliche rannte,
wahnsinnig vor Schmerz und Angst, am ganzen Körper
ein Feuermeer, in den Räumen des Theaters umher, bis
sie halbtodt zusammenstürzend, nur einen glühenden Knäuel
bildend, dalag. Nun erst konnte man ihr Hülfe zu bringen
suchen, die aber leider zu spät kam, denn die Haut hing
dem armen Mädchen in großen Fetzen vom Körper herunter.
Ohne Hoffnung an ihr Aufkommen mußte man sie nach
ihrer Wohnung verbringen. Zur Stunde ich dieses schreibe,
wird die Arme der Tod wohl schon mitleidig von ihren
fürchterlichen Qualen erlöst haben. Die Bedamrnswerthe
genoß eines sehr guten Leumunds, war erst achtzehn Jahre
alt, bildhübsch, Tochter des Regenschirmfabrikanten Walter
und Braut eines beliebten italienischen Sängers, der sie
dieser Tage vor den Traualtar führen wollte. Nun hat
ihr der Tod den eisigen Brautkuß auf die zitternden Lippen
gedrückt — möge sie sanft ruhen.

Paris, 23. Aug. Der Herzog von Broglie hat auf
eiuem Diner des Prüfecten des Eure-Departements in Er-
wiederung eines Trinkspruches Pouyer-Quertier's eine Rede
gehalten, worin er sagte: der Kampf der Regierung gelte
nicht den bestehenden Institutionen, nicht der öffentlichen
Meinung, sondern den die sociale Ordnung gefährdenden,
destructiven Principien, der Kampf sei gefahrvoll und lang-
wierig, weil das bekämpfte Nebel in allen Formen und
Gestalten aufirete; deßhalb sei das Zusammenstehen aller
Gutgesinnten nothwendig. Die Regierung suche die Ver-
einigung aufrecht zu erhalten, welche auch die Stütze der
Nationalversammlung-sei. Die vorliegenden politischen ernsten
Problemen würden, sobald der Augenblick dazu gekommen
sei, leidenschaftslos von der Nationalversammlung erledigt
werden, die alle Prätensionen und alle persönliche Vorliebe
fernhalten werde. Nachdem der Redner der dankbaren Ge-
sinnungen der Nationalversammlung gegen Thiers erwähnt,
spendete er dem Marschall Mac Mahon das höchste Lob,
dessen Loyalität unvergleichbar und der das natürliche Ober-
haupt aller Gutgesinnten sei.
Werteste Kopfen-Aerichte.
Vom Continent.
* Schwehrngen, 25. Aug. Heute hoc hier die
Hopfen-Ernte theilweise begonnen. Das eingeheimste Ge-
wächs sieht recht frisch und gesund aus und ist namentlich
in Bezug auf Qualität sehr befriedigend. — In Baden
stehen die Hopfenfelder sehr schön und hofft "m allerorts
Ausgangs dieser Woche mit der Ernte beginnen zu können.
Die Berichte aus den übrigen Produktionsländern lauten,
abgesehen von England und Nordamerika, die allem An-
scheine nach bedeutender Zufuhr bedürfen, günstig. Man
rechnet durchschnittlich auf eine mäßige Ernte. In
Bayern dürfte ein gleiches Ergebniß wie 1872 allent-
halben zu erwarten stehen. Nur Spalt, Hersbruck und
Meiningen erwarten eine gute Ernte. Die Berichte aus
Böhmen lauten weit günstiger als die vom vorigen
Jahre, nur wird Stadt Saaz höchstens das vorjährige
Quantum erzielen. In Farbe und Qualität wird der
böhmische Hopfen Heuer nichts zu wünschen übrig lassen
und ist man nicht abgeneigt, Landhopfen am Stock mit
235 260 Fr. zu kaufen. Nordamerika hat in
quantitativer Hinsicht gegen das Vorjahr, wie oben schon
angedeutet, einen Ausfall zu befürchten und scheinen die
Pflanzungen drüben stark vom Mehlthau und Ungeziefer-
gelitten zu haben. An vielen Produktionsorten sollen sich
selbst bescheidene Wünsche nicht verwirklichen.
Nachträglich wollen wir noch den Interessenten mit-
theilen, daß in Stuttgart ein Hopfenmarkt etablirt
und schon in diesem Jahre ein provisorischer Markt ein-
gerichtet wird.

Tübingen, 20. August. Unsere Hopfenpflanzungen
sind in der letzten Zeit von der Blüthe zur Dolde überge-
gangen, sie haben jedoch diesen Uebergang nicht unter gün-
stigen Verhältnissen durchgemacht, da die Hitze zu groß war
und viele Dolden unten an der Stange abgefallen sind.
Der gesunde Stand der Pflanzen und der nun eingetretene
Regen läßt der Hoffnung Raum, daß die Dolden sich nun
ordentlich entwickeln können und dadurch diesen kleinen Aus-
fall ersetzen. Anfangs dieser Woche hat ein Produzent
elwas Frühhopfen abgenommen, es ist dies ziemlich vor-
eilig, da wir nicht daran denken dürfen, vor 8 Tagen
irgend gehaltvolle Waare zu bekommen. Auch die Ernte
des Späthopfen wird sich noch etwas in die Länge ziehen.
Most, 16. August. Während dieser Woche war das
Geschäft auf unserem Platze in Aloster Hopfen sehr ruhig;
Preise sind nominell. Alost 1872 Frs. 72—-80 per 50
Kilos. Alost 1870 Frs 30—35 per 50 Kilos. Die Nach-
richten aus den Hopfenplantagen lauten fortwährend günstig
und erwarten wir die gute Hälfte des vorjährigen Ertrages.
Altdorf, 20. August. Vergangene Nacht hatten wir
fruchtbaren Regen, welcher unseren Hopfenpflanzungen sehr
zu statten kam. Die Hopfen sehen bei uns zur Zeit gesund
aus und wird Frühhopfen in kommender Woche abgenom-
men werden.
Spalt, 20. August. Wir haben zur Ausbildung der
Dolden die beste Witterung und werden, wenn diese nur
einigermaßen günstig bleibt, schöne brackige Waare erhalten.
Die Ernte wird hier in der Stadt wahrscheinlich in vier-
zehn Tagen beginnen. Die Plantagen der umliegenden
Ortschaften stehen ebenfalls schön und haben sich auch die
von Hagel getroffenen Gärten gut erholt, so daß sie immer-
hin einen Mittel-Ertrag liefern werden.
Nürnberg, 23. Aug. (Originalbericht v. C. Schmidt.)
Während dieser ganzen Woche bestund für die Ausbildung
und Reife des Hopfens die ausgezeichnetste Witterung, die
sich nur wünschen läßt: warme Gewitter-Regen wechselten
mit heißem Sonnenschein, so daß die Bildung und Vollen-
dung der Dolden in erfreulicher Weise vor sich geht und
dadurch die Ernte in verschiedenen Distrikten sogar näher
herangerückt wird als sich bisher berechnen ließ. Die Be-
richte laufen demzufolge in den letzten Tagen auch wieder
entschieden günstig ein und viele derselben sind voll des
Lobes über den vorzüglichen Stand des Gewächses und der
herrlichen Frucht, die nun gleichsam vor der Thüre steht.
Daß nun noch eine Störung von wesentlichem Nachtheil
kommen werde — diese Gefahr wird nun immer kleiner,
obwohl sie nicht vollständig vorüber ist, denn kalte Nächte
würden die Späthopfen nicht ausbilden: zu klein bleiben
lassen und anhaltende Hitze und Trockene würden in leichterem
Boden Kupferbrand erzeugen, zu welch Beiden indessen
noch kein Besörgnißgrund vorliegt. — Ohne über das

Die Zigeunerin.
Novelle.
von Fanny Klink. '
(Fortsetzung.)
2.
Zendale stieß einen leisen Schrei aus, öffnete weit
ihre großen Augen und sah die Freundin erschrocken au.
Dann legte sie schnell ihre Hand auf Fiora's halbgeöffnete
Lippen.
„Still, Fiora!" rief sie, fast entsetzt auf die umher-
sitzenden zerlumpten Weiber deutend, aus. „Still!"
„Pah!" versetzte diese verächtlich, „eher würde ich mich
vor dem Rauschen der Bäume, vor dem Winde, der unsere
Worte auffängt, fürchten, als vor diesen Weibern. Sie
haben getrunken. — Aber nicht wahr, Zendale," fuhr sie
leise fort, „ich habe Recht, Du liebst den Weißen, armes
Kind?"
„O, sprich nicht davon!" flehte diese angstvoll. „Wenn
die weise Mutter das hörte, oder wohl gar Roger!"
Sie schauderte zusammen und verbarg weinend ihr
Gesicht in beide Hände, während Fiora sie mitleidig be-
trachtete und sanft ihr dunkles Haar streichelte.
„Heda! Hollah!" schrie in diesem Augenblicke aus dem
Kreise der Männer eine gellende Stimme. „Heda, dummes

Weibervolk! Fiora, Zendale, schlaft Ihr? Heraus mit Euren
Guitarren, Ihr sollt tanzen, — wir wollen Unterhaltung
haben! Zendale, Schätzchen, Du sollst mir im Mondschein
den Zorongo tanzen, als wärst Du auf dem Monte Sacre
selbst!"
Zendale war schon beim ersten Laut dieser Stimme
erschrocken zusammen gezuckt und schlang ihre beiden Arme
um Fiora's Nacken, als wolle sie hier Schutz suchen.
„Roger!" hauchte sie kaum hörbar.
„Muth, Zendale, keine Schwachheit," entgegnete Fiora
fest. „Der Gewalt muß man weichen, nur so bist Du am
sichersten. Ich stehe Dir treulich bei; tanze immerhin, was
schadet es? Ich werde die Guitarre dazu spielen, nachher
können wir dann wieder um so ungenirter plaudern."
„Fiora, ich kann nicht tanzen mit dem Tod im Her-
zen," flehte Zendale.
„Du mußt, sage ich Dir!" versetzte diese entschieden;
„sobald Du Dich wiedersetzest, bist Du verloren, besonders
heute darfst Du es nicht wagen. Roger ist betrunken, die
weise Mutter entfernt und ich werde Dir nichts nützen.
Muth, Zendale, nur Muth!"
Mittlerweile schrie Roger die ganze Versammlung wach.
Das Feuer erlosch und murrend und gähnend rieben Männer
und Weiber sich die Augen.
„Zum Teufel! Was ist denn los?" rief ein altes hexen-
artig aussehendes Weib. „Ihr schreit ja wie toll!"
„Die „schüchterne Taube" soll den Zorongo tanzen,"
entgegnete Roger höhnisch. „Ja, ja, Alte, die Zeiten, wo

Ihr das konntet, sind nun längst vorbei — Ihr werdet
nicht mehr tanzen!"
„Die Zeit wird auch für „die Taube" kommen!"
schrie das Weib spottend.
„Willst Du schweigen, alte Hexe!" brüllte Roger, nach
der Richtung hineilend, woher die Stimme gekommen war.
Aber bereits hatte die Alte es für gerathen gehalten, sich
zu entfernen.
Fiora hatte Zendale bei der Hand gefaßt und zog sie
auf den freien Platz, wo sich Männer und Weiber in wilder
Unordnung gelagert hatten; sie brachte Zendale mitten da-
zwischen, während eines der beinahe schwarzen Kinder fort-
lief, um Fiora's Guitarre zu holen.
Zendale sah ernst, fast finster aus, aber der Mond-
schein war nicht hell genug, dies der übrigen Gesellschaft zu
zeigen, und schon nach den ersten Lauten der Guitarre, wo-
mit der Tanz begann, jauchzten Einige vor Freude.
Zendale begann anfangs langsam, beinahe mehr als
nachlässig, aber allmählig belebten sich ihre Züge, ihre klei-
nen Füße bewegten sich schneller und schneller, sie schienen
kaum noch den Rasen zu berühren. Immer mehr und mehr
kam sie in Feuer, so daß Fiora, endlich aufmerksam gemacht,
sich ringsum schaute.
Bald entdeckte ihr scharfes Auge den Gegenstand, den
sie bei Zendale's Anblick erwartete. Etwas weiter von
dem Platze entfernt, stand, an einen Baum gelehnt, ein Mann
mit verschränkten Armen der Zendale unverwandt betrachtete.
(Fortsetzung folgt.)
 
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