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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 34 (22. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0135

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chwchilM Wochenblrltt

Amtsverkündigungsbtatt für den Wezirk Schwetzingen.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

Ers. eint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle 'Lostanstalten
nnd Baten nehmen
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«0. 34.

Samstag, 22. März 1873. VII. Jahrgang.


Für das „Schwetzirrger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „PhiLLppsburger <L Germersheimer Wochenblatt Gratis - Aufnahme

Zum 22. März 1873.

Es rauschet und brauset ein Jubelton
Vom Rheine dem Meere entlang,
Germanien feiert den theuersten Sohn
Aus freudigstem, innersten Drang.
Es grüßet den großen Kaiser und Held
Vom schwäbischem Meer' bis zum deutschen Belt.

Es jubelt der Rhein und es danket der Main,
Die Donau nicht minder Ihn grüßt,
Der Bayer Ihn nennet mit Stolz ja sein,
Die Eibe Ihn freudigst umschließt,
Und alle die Stämme im Norden und Süd
Begrüßen den Kaiser mit warmem Gemüth'.

Sie denken am heutigen, festlichen Tag
Der Thaten, der großen, jetzt all',
Wie Er uns errettet vor Jammer und Schmach,
Und uns hat behütet vor Fall,
Wie Er hat beschützet vor fränkischer Wuth
Germaniens bestes ^nd heiligstes Gut.

Hemsbach a. d. Bergstraße.

Drum flehen wir heute zum Schöpfer und Herrn
Für Wilhelm, den Kaiser und Held,
Daß er uns erhalte den schützenden Stern
Zum Segen und Glücke der Welt,
Daß ferner umschließe das innigste Band
Den Kaiser, das Volk, für das Vaterland.

Drum läutet ihr Glocken im Reiche entlang
In reiner, harmonischer Weif,
Laßt tönen dazwischen den deutschen Gesang
Zu ehren den Helden und Greis.
Auf! feiert ihr Alle im Norden und West,
Den Kaiser am heutigen Wiegenfest'.

TIdsrt IVIssanck.

Wolitilche Ileöerstcht.
Das Reichskanzleramt ist bekanntlich mit der Einrich-
tung eines R e i ch s a m t e s für G e s u n d h e i t s p f l e g e
beschäftigt und sind nun die Gutachten von den wissen-
schaftlichen Autoritäten eingelansen, so daß das Reichskanz-
leramt nunmehr in der Lage gewesen, nut dieser Angelegen-
heit an die zusteyenden Ausschüsse heranzutreteu. In dieser
begegnete die Absicht aber vielfachem Widerspruch, die Träger
defsetbitt betonten, daß die Bedürfnißfrage keineswegs er-
wiesen-, daß es wünschenswerth sei, nicht Schwierigkeiten
ans dem einschläglichen Gebiete hervorzurufen, wie sie bei
der verschiedenartigen Gesetzgebung in den Einzelstaaten un-
vermeidlich werden würden. Es scheint daher, daß der
Plan schon im Bundesraihe scheitern möchte.
Dem Reichstag ist der Entwurf des Münzgesetzes
jetzt zugegangen.
Nach einer aus Wien datirten Korrespondenz der
„K. Z." ist der Ministerwechsel in Constanlinopel permanent.
Daß unter solchen Umständen der Staat Ordnung, Kraft
und die Mittel der Wohlfahrt und des Gedeihens verlieren
muß, ist selbstverständlich. Diese Lage der Dinge berührt
kein europäisches Calnnet so unangenehm als das Wiener,
das an dem Fortbestände des östlichen Nachbarreiches das
größte Interesse nimmt. In Wien und in Pest ist Nie-
mand lüstern nach Erwerbung türkischer Länder, die nur
Verlegenheiten bereiten könnten; dagegen ist Oesterreich sehr
daran gelegen, keinen Nachbar zu erhalten, der den Weg
in's Schwarze Meer, sei es an der Mündung der Donau
oder durch die Dardanellen und den Bosporus, zu versper-
ren Macht und Lust hätte. Seit der Begründung des
habsburgischen Donaustaates ist die freie Schifffahrt auf
diesem Strome als ein stattliches Lebensintereffe betrachtet

worden, und iwr mntten die Ufer an seinem unteren Lapse
auf keinen Fall 'n fl ndliche Hände gerathen lassen. Solche
Möglichkeiten mögwohl das Nachdenken unserer Staats-
männer jetzt se.,r ... Anspruch nehmen, doch dürften sie
auch Trost in dem Verhältnisse zum deutschen Reiche finden,
das Oesterreich beim Eintritt der orientalischen Katastrophe
nicht ohne Beistand lassen würde."
Die Schlußsätze des Artikels über den „A bschluß
mit Frankreich" welchen die „Pcov.-Corr." gebracht,
lauten: „Das Zustandekommen dieser neuen Vereinbarung,
durch welche da^ Friedenswerk zwischen Deutschland und
Frankreich seinen endgültigen Abschluß finden sou, hat in
Deutschland ebenso wie in Frankreich die freudigste Zustim-
mung gefunden, — in Frankreich vor Allem deshalb, weil
dadurch die vollständige Befreiung des Landes von der
fremden Occupation erreicht wird, deren seitherige Fortdauer
dem nationalen Stolz unerträglich erschien, — in Deutsch-
land , weil in diesem Abschluß ein bedeutsames Anzeichen
der Befestigung friedlicher Absicht und Stimmungen zu
finden ist. Von diesem Gesichtspunkte vornehmlich, zumal
einer Regierung gegenüber, deren ganzes Bestreben auf die
Befestigung der inneren Zustände Frankreichs und auf die
loyale Erfüllung der Verpflichtungen gegen Deutschland ge-
richtet ist, hat die Regierung unseres Kaisers bereitwillig
die Hand dazu geboten, durch eine neue vertrauensvolle
Vereinbarung unsere Rechnung mit Frankreich endgiltig
abzuschließeu und die letzten thatsüchlichen Spuren und Nach-
wehen des früheren Kriegszustandes schwinden zu lassen.
Die neue Uebereinkunft ist bereits der französischen Natio-
nalversammlung vorgelegt und von derselben mit den leb-
haftesten Freudenbezeugungen aufgenommen worden. Die
Ratifications-Urkunden, durch welche der Vertrag Seitens
des Kaisers von Deutschland und des Präsidenten der fran-

zösischen Republik zu bestätigen sind, werden in wenigen
Tagen ausgetauscht werden können, und es wird damit eine
der größten und umfangreichsten Aufgaben, welche jemals
zwischen zwei großen Nationen zu erledigen war, in der
befriedigendsten Weise und in wunderbar kurzer Zeit zu
Ende geführt sein. Der Geist wahrhafter Mäßigung und
Friedensliebe, welcher dieses Gelingen ermöglicht bat, wird,
wie man hoffen darf, von heilbringender Wirkung auch für
die weiteren Beziehungen der beiden Großmächte sein."
Aus Versailles schreibt man der „K. Z." : die
einjährig Freiwilligen, welche jetzt in ihre Regimenter ein-
gestellt sind, beginnen bittere Klagen zu erheben über die
Art der Nahrungsmittel, welche man ihnen gibt, und über
die Schmutzigkeit der Kasernen, in welchen sie wohnen uns
schlafen müssen. Die Eltern und Verwandten der junge
Leute, welche sih niemals um das Wohlsein der Soldaten
gekümmert hatten, so lange sie mit ihrem Gelds ihre Kinn
oer vom Kriegsdienste befreien konnten, fangen jetzt auch an
zu klagen. Sie schreiben an das Kriegsministerium und
an ihnen bekannte Deputirte, um die Aufmerksamkeit der
Militärbehörden auf die Unsauberkeit und Gesundheitswi-
drigkeit der Kasernen zu lenken, besonders der in den Städ-
ten des Südens Alle diese Klagen sind aber bisher ohne
Wirkung geblieben. Jetzt wenden sich die Beschwerdeführen-
den an die Presse.
In Spanien machen die Carlisten unverkennbar
Fortschritte. Zwei Mächte unterstützen dieselben, die eine
direct, die andere indirect. Das legitimistische Frankreich
schickt Mannschaften,. Gelder und Waffen. Das handeltrei-
bende England dagegen, auf seine Colonit Portugal eifer-
süchtig, fördert diese carlistische Bewegung, indem es erklärt,
es muffe sein Schutzland gegen etwaige Unternehmungen
der spanischen Föderativ-Republikaner sicher stellen. Dies

Adeline.
Novelle von Gottlieb Richter.

(Fortsetzung.)
„Hab ichs nicht gleich gesagt, daß das im Walde nicht richtig
wär!" rief der Student, „es ist nur keine verzauberte, sondern
eine zaubernde Prinzessin. Uns beiden hat sie vorhin zu Statuen
verwandelt, daß wir aussahen wie zwei Copien von Lot's Weibe, und
nun sinkt dieser Herbergsvater ihr zu Füßen."
Karl sah sinnend in die Ferne, ohne auf den Redenden zu hören.
„Heiliger Nepomuk!" sprudelte dieser hervor, als er keine Antwort
erhielt, „nun träumt er schon seine süßesten Liebesträume und sieht
und hört nicht mehr!"
„Unsinn!" erwiderte der andere, „Liebe hin, Liebe her! an die
Zukunft habe ich gedacht."
„Hand aufs Herz!" commandirte Albin, „war nicht der Blond-
kopf im Zukunftstraume die Hauptfigur?"
„Poltergeist!
„Antwort!"
„Du bist
„Ja oder nein?"
„Nun ja, ich dachte eben daran, was das Mädchen für ein inte-
ressantes Gesicht hat."
„Siehst du! Da wußte ich bestimmt, daß ich Recht hatte."
„Wie kommst du darauf?"
„Weil ich selber ihr Bild nicht los werden kann, wofür ich sie

, hassen lönnte. Und nun gar du mit deiner weichen Seele, die so für
! alles Schöne schwärmt, also auch für eine schöne Mädchsngestält. O,
! ich kenne dich aus alter Zeit." —
„Wo wollen die Herren ihren Wein trinken?" fragte der Wirth.
„Nur hierher damit!" erwiderte Karl, „wir gehen gleich fort."
Der Wein war getrunken und die beiden wanderten au? dem Dorfe
hinaus waldaufwärts.
Oben auf der Waldhöhe stand Karl still."
> „Hier ist die Grenze, du hast drei Meilen heimwärts, ich drei
nach Sachsenburg. Wir wollen scheiden!"
„Eigentlich sähe ich bedeutend lieber, du gingst wieder mit heim,"
wir sähen dann zusammen wohl noch mal den Blondkopf."
Karl wies über's unten liegende Dors hin nach dem Walde.
' Deutlich sahen sic das Forsthaus S.teinthal an die Thalwand hinge- i
! lehnt, davor die Wiese und Blumenfelder und Forstgarten zur Seite. -
„Ja da liegts," sagte der Jurist melancholisch, „da treibt die I
! Elfe ihr Wesen."
„Und dort geht sie," fuhr Karl plötzlich auf, „ich erkenne fast
das grüne Kleid, zehn Schritte hinter ihr fährt der Förster, sie kommen
von der Kirche."
„Las Auge der Liebe steht scharf," erwiderte der Freund.
„Du bist ein Narr."
i „Kinder und Narren sagen die Wahrheit."
„Ich glaube, du bist eifersüchtig."
„Was könnts mir helfen? gegen deine Liebe ist nicht aufzukommen,"
spottete der Teutone, „Du erkennst schon das Kleid auf eine halbe
Meile, wo ich blöder Schäfer nur zwei Gestalten sehe, die ich ebenso
gut für den Förster uud seine Großmutter halten konnte."

„Nun laß sie ruhen, die Nixe," bat Karl, „sie bringt uns sonst
noch in Aufregung in der Abschiedsstunde."
„Das wäre nicht zu verwerfen," erwiderte der andere, „das
hilft über die Thränen hinweg, die hasse ich wie die Pest. Doch sprich,
was hast du noch auf dem Herzen, was ich mit nach Eichhorst nehmen
soll?"
„Grüß deine Eltern tausendmal von mir, Las Forsthaus, den
ganzen Wald. — Den Sechzehnender binde ich dir auf deine Seele.
Schieß ihn auf der Cour, um aller Heiligen willen aber nicht im
Treibjagen. Da bricht er Euch durch und geht heim in den Harz."
„Ich werde folgen, großer Nimrod! Hast Du mir sonst keine
Dachsgebäude, keine Pflanzung, keinen krummbeinigen Teckel besonders
zu recommandiren?"
„Nein, nein, altes Haus!" lachte Karl, nur mich selber mvcht ich
Dir recommandiren; vergiß mich nicht."
Nie, nie! leb wohl mein lieber, lieber Bruder!" rief Albin und
stürtzte mit einer stürmischen Zärtlichkeit, die eigenthümlich gegen seine
sonstige Kühle abstach, dem Jäger an die Brust. Dann riß er sich
los, wandte sich rasch um und eilte den Berg hinab.
„Ein herrlicher Junge!" sprach Karl leise, sah ihm noch eine
Weile nach, rückte Jagdtasche und Gewehr zurecht nnd wanderte davon.
(Fortsetzung folgt.)

— Auf einem Geschäftsschilde in Paris ist zu lesen: „Madame
Lefebre, Krankenwärterin; bewacht Tode, reparirt Strohgeflechte auf
Stühlen, setzt Blutegel und verfertigt Pasteten und Delikatessen."
 
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