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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 105 (6. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0421

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KchwchilM Wochenblatt

AmLsverkündigungsötatL für den Aezirk Schwetzingen.

Erichcint
iröchmtlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Voten nehmen
Bestellungen an.

Badisch e

H o p s c n r c i t u n g.

'l: » c !
oieriestädel ch 51 kr.
Inserate:
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rhempfalz.

Samstag, 6. September 1873.

«v. 105.

VII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstein L Wogker, Rudolf Wolfe und ch. L. Aauöe L ßo., sowie die Süddeutsche Annoncen-Grpedition
von H. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Deutsches Reich.
Berlin, 4. Sept. In dem gestrigen Ministerrathe
wurde, den Morgenblüttern zufolge, über die Einberufung
des Reichs- und Landtages ein Beschluß gefaßt. Der Spe-
ner'schen Zlg. zufolge wird die Einberufung des jetzigen
Reichstages nicht mehr erfolgen. Reichstagsverhaudlungen
also bis Herbst künftigen Jahres nicht mehr stattfiuden.
Die Einberufung des Landtages dürfte nach der Auflösung
des Abgeordnetenhauses und der Vornahme der Neuwahlen
nicht vor Dezember geschehen. — Bismarck ist wieder nach
Varziu abgereist.
Berlin, 4. Sept. Der Provinzialcorrespondenz zu-
folge ist von erneuter Reichstagseinberufung Abstand genom-
men. Die preußischen Landtagswahlen werden voraussicht-
lich Ende Oktober stattfinden. Die Räumung Verduns wird
den 8. d. erfolgen. Gegen den 20. d. sei dein Besuch des
italienischen Königs entgegenzusehen.
Fürst Bismarck hat, wie man dem „K. v. u. f. D"
aus Wieu mittheilt, dem Grafen Andrasfy für den Fall,
daß er verhindert sein sollte, bis dahin zur Ausstellung nach
Wien zu kommen, für den Monat September eine persön-
liche Begegnung und Besprechung vorgeschlagen. Das Wann
und Wo zu bestimmen, hat er dem Grafen Andrassy über-
lassen.
Capitän Werner hat Bremen pasfirt, um sich dem
erhaltenen Befehl gemäß in Wilhelmshaven zu stellen. Wie
er Bekannten gesagt hat, die er auf seinem Wege sprach,
beabsichtigt er, erschütterter Gesundheit halber seinen Abschied
zu nehmen. Ein ärztliches Zengniß soll in lnr That eine
gewflfl Alteration seiner Gesundheit bescheinigen; und wenn
es auch lebhaft zu bedauern ist, daß unsere junge Marine
einen so ausgezeichneten Befehlshaber verlieren soll, so kann
man ihm doch nicht verdenken, wenn er nach dreiunddreißig
Dienstjahren und dem, was er jüngst erlebt hat, lieber
ländliche Ruhe aufsucheu oder sich anderen Lieblingsbeschüf-
tignngen hingeben will, als die Strapazen des activen Dien-
stes fortertragen.
Kavlimhe, 3. Sept. Beförderungen in der Armee.
Zum General: Frhr. Neubronn von Eisenburg, General-
adjutant Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs. Den Cha-
rakter als General der Kavallerie erhält: Fürst Karl zu
Fürstenberg ü la, suUs der Armee. Zum Generallieutenant:
Großh. Hoh. Prinz Karl von Baden, Chef des 3. Bad.
Drag.-Reg. Prinz Karl Nr. 22. Zu Obersten: Oberstlieut.
von Johnston, aggregirt dem 2. Bad. Greuadicr-Reg. Kaiser
Wilhelm Nr. 110. Oberstlieut. Löwe vom 1. Oberschles.
Inf.-Reg. Nr. 22. Oberstleut. Graf von Strachwitz, Kom-
mandenr des 2. Drag.-Reg. Markgraf Max. Nr. 21. Zu
Oberstlieutenants: Major von Krieger, Führer des Bad
Feld-Art.-Reg. Nr. 14, Divisions-Artillerie. Major Dann,
Kommandeur des Bad. Pion.-Bat. Nr. 14.

Ausland.
Genf, 3. Sept. Gestern früh 8 Uhr hat in Gegen-
wart des Friedensrichters, eines Notars, der Abgeordneten
der Munizipalität, der Testamentsvollstrecker u. s. w. die
Entsiegelung und Oeffnung zweier zur Hinterlassenschaft
des verstorbenen Herzogs von Braunschweig ge-
höriger durch ein Kunstschloß verschlossener Koffer stattgefun-
den, nachdem ein Vertrauter des Herzogs das Geheimniß
der Oeffnung mitgetheilt hatte. Die in den Koffern ge-
fundenen Werthe, deren Abschätzung den ganzen Tag in
Anspruch, nahm, belaufen sich auf 16 Millionen in Pa-
pieren und 100,000 Fr. in baarem Geld. Codicille oder
sonstige Bestimmungen enthielten die Koffer nicht, ebenso-
wenig wurde die in den Zeitungen besprochene Onyxvase
vorgefunden. Am Donnerstag wird die Abschätzung der
Diamanten bewirkt und hernach zur Abnahme der Siegel
in Beaurivages geschritten werden. Ein Protest ist bisher
nicht eingelegt worden.
Konstantinopel, 3. Sept. Auf Befehl des Sul-
tans ist der Großkordou des Osmauis-Ordens mit
dem Stern in Diamanten an den Fürsten Bismarck
übersandt worden.

Neueste Köpfen ZLerichte.
Vom Continent.
S7-Schwetzingen, 5. Sept. Die von allen Seiten
einlaufenden Berichte über den rei liehen Ausfall der heurigen
Ernte scheinen die Hopfenpreise allmälig bedeutend herabzu-
drücken. Nachdem im Laufe voriger Woche hier und in
mehreren Orten der Gegend neues Product noch mit 70
fl. bezahlt wurde, sind die Preise in wenigen Tagen be-
deutend gefallen und schwanken momentan zwischen 40 und
50 fl. — Obwohl zwar immerwährend hier und dort ge-
kauft wird, so ist der Hande! doch noch kein lebhafter und
auf Seite der Käufer noch eine gewisse Zurückhaltung be-
merkbar. — Gestern wurden hier und in Plankstadt mehrere
Käufe zu 40 fl., 42 fl. und 50 fl. abgeschlossen.
Nonetz. Wir haben auch nicht einen einzigen Kauf-
vertrag zu melden, da der Handel angesichts einer sehr er-
giebigen Ernte sich vorläufig vom Einkäufe zurückhält. Da-
gegen aber scheinen auch die Pflanzer selbst wenig verkaufs-
lnstig zu sein.
Der Cours des Brauereibedarfs für 1872 er Pruduct
besteht auf 140—159 Fr.
Man spricht im Elsaß von einer guten Ernte und be-
hauptet die 1872er Waare den festen Preis von 160—180
Fr. per 50 Kilo.
Zu Namberviller und Gerbeviller steht das Hopfenfeld
sehr gut; einige Pflanzer haben einzelne Anlagen ausge-
hauen.

Aus der Umgegend von Nancy wird berichtet, daß in
den niedrigen Anlagen der Hopfen ein wenig schimmelt,
während die Ernte anderwärts überhaupt gut auszufallen
scheint.
Dijon. Man pflückt den Frühhopfen und kann man
das Ernteergebniß als ansehnlich bezeichnen, da wir ui
Quantität wenigstens ebensoviel, wie letztes Jahr und eine
außergewöhnlich gute Qualität erhalten. Ein eigentlicher
Preis ist noch nicht aufgestellt, jedoch spricht man von 125
biß 140 Fr.
Nürnberg, 4. September. (Officieller Markibericht
des Syndicats der vereinigten Hopfen-Commissäre Nürnbergs)
Die Frage für gnte 72er Hopfen war in den letzten Tagen
eine etwas lebhaftere, bessere Sorten fehlen indeß ganz,
und konnten die zum Absatz gekommenen ca. 50 Säcke
Mittest Waare nur niedrige Preise, von fl. 40 bis 45 erreichen.
In 73er Sorten brachte uns der Dienstags-Markt eine
Zufuhr von etwa 90 Säcke mittelfränkische Waare, die je
nach Trockenheit und Qualität fl. 58 bis 65 erreichte,
während gegen 50 Ballen 73er Hallertauer, Badischer und
Würtemberger fl. 66 bis 75 lösten. Zum heutigen Markt
gelangten nahezu 200 Ballen mittelfränkischer Sorten; die-
selben zeigen im Allgemeinen schöne Qualität und räumten
sich rasch von fl. 50 bis fl. 60, einzelne exquisite Ballen
wurden bis fl. 68 bezahlt; in Hallertauer, Badischer und
Würtemberger kommen erst im Lause des Tages größere

Zufuhren und konnten deshalb Vormittags
nur
vereinzelte
Abschlüsse von fl. 66 bis fl. 70 zu Stande
kommen.
Marktware prima
fl.
60 —
do. mittel
fl-
55—
do. gering
fl.
52-50.
Aisch- und Zen.gründer in besseren Sorten
fl.
65—
Altdorfer und Hersbrucker Gebirgshopfen
fl.
68-64.
Hallertau Siegelgut (Wolnzach-Au)
fl-
72-70.
do. do mittel
fl-
do. ohne Siegel prima
fl-
70—68.
do mittel
fl
64-62.
do. gering
fl-
Spalt Stadt
fl-
Spalt Umgebung
fl-
Spalter Land
fl-
Württemberger prima
fl-
75-
do. mittel
fl.
70—66.
do. gering
fl.
Badischer prima
fl'
72-70
do mittel
fl-
66—62
do. gering
fl-
Polnischer prima
fl-
do. mittel
fl-
do. gering
fl-
Altmärker
fl
44-38.

Sie Zigeunerin.
Novelle
von Ianily Klink.
(Fortsetzung.)
„Thust Du es etwa weniger?" fragte Leon bitter.
„O," schluchzte Zendale, „sag' mir nur einen Weg,
den ich gehen kann, ohne mich von Dir zu trennen, und
führte er mich in das Grab, ich würde keinen Augenblick
zögern, ihn zu betreten."
Er preßte sie heftig an sich, ohne ein Wort zu sagen.
Er konnte ihr ja eben diesen Weg nicht zeigen, er mußte
sie ziehen lassen, da gab es keine Hülfe — keine Rettung.
Er, ein Jüngling von zwanzig Jahren, der Sohn des Gra-
fen von Cölestin, auf den dieser alle seine glänzenden Hoff-
nungen gesetzt hatte, ganz von seinem Vater abhängig, konnte
der Zigeunerin kein Asyl bieten.
Anfangs zwar beabsichtigte er, sich seinem Vater zu
entdecken, ihm seine Liebe zu dem Zigeunermädchen zu ge-
stehen, seine jugendliche Phantasie malle es ihm so schön
aus, wenn er zu Zendale werde sagen können: „Komm mit
mir, meine Ellern wollen Dich mit Freuden als die Gattin
ihres einzigen Sohnes anerkennen. Aber nur zu bald sah
er das Wahnsinnige dieses Gedankens ein; er brauchte nur
einen Blick auf seinen Vater und vor allem auf je ne Mut-

ter zu werfen, um sich zu überzeugen, welchen Erfolg ein
solches Bekenntniß haben würde.
Lange sprach Leon kein Wort mehr, auch Zendale nicht,
Jedes fürchtete das Schweigen zu unterbrechen, um dadurch
den Abschied näher zu bringen
Endlich jedoch raffte Zendale sich auf, der erste rothe
Schimmer im Osten zeigte ihr, daß sie nicht länger zögern
dürfe.
„Es sei," murmelte sie, sich aus Leon's Umarmung
befreiend. „Wir müssen jetzt scheiden, Leon, wenn ich mein
Volk wieder eiuholen soll," fuhr sie dann lauter fort. „Es
gibt keinen Ausweg, Du hast es selbst durch Dein Schweigen
eingestanden."
„Und Dn bist entschlossen, das Weib dieses Elenden
zu werden?" fragte er.
Ein verächtliches Lächeln umspielte ihre zusammen ge-
preßten Lippen.
Leon gewahrte es und sah sie verwundert und ängst-
lich an.
„Das habe ich nicht gesagt," entgegnete sie mit Be-
stimmtheit.
„Zendale," sagte er vorwurfsvoll, „ich hörte, wie Du
es im Kreise Deiner Leute aussprachst, und Du willst Dein
Wort brechen?"
„Den Vorwurf habe ich wahrlich nicht um Dich ver-
dient, Leon," flüsterte sie. „Du hast meine Worte, die ich
zu Roger sprach, entweder nicht verstanden oder nicht be-
griffen. Ich sagte ihm, daß ich am Tage, wo wir Spa-

niens Boden betreten würden, sein Weib werden wollte,
aber —"
„Nun?" fragte Leon gespannt.
„Ich werde meinen Fuß nicht wieder auf spanische
Erde setzen," fuhr sie fort.
Ein frohes Lächeln überflog Leon's Züge, und auch
Zendale sah ihn heiter an.
„So wolltest Du ihm entfliehen?" fragte er.
Anfangs schüttelte sie bedächtig ihr kleines Köpfchen,
aber dann, wie sich plötzlich besinnend, nickte sie:
„Ja, Leon, ich werde ihm entfliehen."
„Und wohin?"
„In ein fremdes, unbekanntes Land, wo ich Ruhe vor
Rogers Nachstellungen haben und meiner Liebe treu bleiben
werde."
Eine dunkle Ahnung, was Zendale's Worte bedeuten
sollten, durchzuckte Leon, aber ein Blick in ihr frohes, heiteres
Gesicht verscheuchte sie sogleich; darin standen keine Todes-
gedanken.
„Und Du wirst mir Kunde geben, wohin Du Dich
gewandt hast, wenn Du entflohen bist? Du weißt, ich werde
in einigen Jahren frei und unabhängig sein und mich nicht
scheuen, Dir zu folgen, wenn Du auch bis an's Ende der
Welt gingest."
Zendale schüttelte ihren Kopf und hätte in diesem Augen-
blick nicht gerade eine Wolke den Mond verhüllt, so würde
Leon gesehen haben, wie die heißen Thränen stromweise ihren
Augen entstürzten. (Forts, folgt.)
 
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