Erscheint
wöchentlich drei Mal
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.
AurLsverkündigunKsölaLL für den Mezirk Schwehmgen.
Badilchk
Hopsrnrrit u n g.
Dre s
okne'sähl'ich '1 lr.
Inf - rare:
die viergespaltene
Petitzeiie oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.
Allgemeiner Anzeiger si-r die badische und bayerische Rheinpfalz.
U«r. 8IÖ Samstag, 127HH873. VII. Jchrgam^
Insekte von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Laasenstein L Nogker, Uudokf Wosse und K. T. Danke L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-KLpeditiott
von K. StöckHardL in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stxaßburg.
Nerrefte Poft.
Berlin, 8. Juli. Die Friedcnspräsenzstürke der
preußischen Armee, eiuschl. der unter preußischer Verwaltung
stehenden Contingente, weist gegenwärtig euien Bestand von
13,026 Ofsiziren, 1298 Äerzten und Apothekern, 129
Auditeuren und Aktuarien, 220 Geistlichen und Küstern,
3176 Verwaltungsbeamteu, 501 Roßärzken, 71 Sattlern,
490 Büchsenmacher und 132 Civillehrern nach. Diese Zahl
soll bis Ende dieses Jahres erhöht werden auf: 15,008
Osficire (1982 mehr) 1321 Aerzte (23 mehr), 130 Auditeure
vorzubeugen, namentlch aber um letztere Fülle zu beseitigen,
ist nach der „D. R. C." auf Anordnung des Kriegsmini-
steriums jetzt die Einrichtung getroffen worden, daß die zur
Prüfung oder körperlichen Untersuchung vorgeladenen Mili-
tärpflichtigen bei ihrem Erscheinen eine Photographie
ihrer eigenen Person vorzulegeu haben, unter welcher Sei-
tens der Polizei oder anderer zur Kreis-Ersatz-Commifsion
rc. (1 mehr), 222 Geist iche rc. (2 mehr), 3402 Verwal-
tungsbeamte (226 mehr), 525 Roßärzte (24 mehr), 73
Sattler (2 mehr), 522 Büchsenmacher (32 mehr) und 106
Eivillehrcr (26 weniger). Unter den 15,008 Offizieren be-
finden sich 87 Adjutanten des Kaisers, 41 Offiziere des
Kriegsministeriums, 15 kommandirende Generale, 1 General-
Jnfpector der Artillerie, 30 Dwisionscommandeurc, 2
Arttllerie-Jnspectenre, 58 Jnfanterie-Brigade-Commandeure,
30 Cavallerie - Brigade - Commandeure, 17 Artillerie-, 3
Train-Commandeure, 92 Gouverneure und Commandanten,
147 Offiziere des Generalstabs, 601 Offiziere vom Jn-
genieurcorps, 8324 Offiziere der Infanterie, 2066 der
Cavallerie, 1944 der Artillerie, 182 vom Train, 430 der
Landwehr-Bezirks-Commando's, endlich kommen dazu noch
die besonderen Formationen, Eisenbahn-Abtheilung, Straf-
abtheilung u. s. w. — Die schweren Schießübungen mit
gefüllten Spitzgeschossen gegen 5 bis ozöllige Panzerplatten
haben in voriger Woche in unserer Nachbarfestung Spandau
begonnen und ein die Sachverständigen überraschendes Resultat
geliefert. Die Geschosse schlugen durch den stärksten Panzer,
sie zerbröckelten ihn förmlich und zwar so, daß an einen
Ersatz im Gefecht gar nicht gedacht werden kann. Für die
Bedienungs-Mannschaft des „Jupiter - Geschosses" hatte der
erste Schuß bereits üble Folgen; vieren von den Artilleristen
platzte das Trommelfell; sie befinden sich in ärztlicher Be-
handlung, doch soll auf Wiedererlangung des Gehörs bei
ihnen keine Aussicht vorhanden sein. Für die Folge sollen
die Kanoniere durch Erd- und Landwüllc gegen das Taub-
werden geschützt werden.
Es sollen wiederholt Thäuschungeu der Militärbehör-
den, resp. der Militär-Aushebungs-Behörden dadurch ber-
beigeführt worden sein, daß die zum einjährigen
freiwilligen Militärdienst sich meldenden Militär-
pflichtigen durch Vorlegung anderer Atteste, fer-
ner in denjenigen Fällen, in denen der Nachweis der Be-
fähigung durch Ablegung einer besonderen Prüfung geführt
werden muß, durch Gestellung einer der Prüfung ge-
wachsenen fremden Person, endlich aber auch durch Vor-
schiebung anderer Personen, die an körperli l en Gebrechen
litten, die Berechtigung zum einjährigen Dienst oder auch
die gänzliche Befreiung vom Militärdienst zu erlangen such-
ten. Um nun der Möglichkeit einer derartigen Täuschung
in Beziehung stehenden Communal.Behörden attestirt ist, daß
die int Bilde repräsentirte Person mit dem in Rede stehen-
den Militärpflichtigen identisch ist.
Das Centralcomite für katholische Reformbewe -
gung in Süddeutschland erläßt eine Einladung zum 3.
Altkotholikencongreß auf den 12. bis 14. September nach
Konstanz.
Bern, 9. Juli. Zufolge der Anzeige des deutschen
Reichskanzleramtes, daß sümmtliche betreffende Staaten die
Abhaltung eines Congreffes behufs der Gründung eines
europäisch - nordamerikanischen Postvereins vorgeschlagen, be-
schloß der Bundesrath, die definitive Einladung auf 1.
September nach Bern zu erlassen.
London, 10. Juli. Die Tim. meldet: Brittische Truppen
und Matrosen brannten am 14. Juni die Stadt Elmina
an der Goldküste nieder, weil die Einwohner die Aschantis
mit Waffen und Munition unterstützt haben. Die Stadt ist
völlig zerstört.
Neueste Kopfen-Uachrichten.
* Schwetzingen, 1t. Juli. Obwohl vor einigen
Wochen uns von mehreren Hopfenproduzenten berichtet-
vom Mehlthau heimgesucht feien, so hat sich diese Nachricht
nur in einzelnen Fällen bewährt, und auch diese haben sich
von dieser Krankheit bereits wied.'c gänzlich erholt. Im
Allgemeinen aber stehen unsere Hopfenpflauzungen hier und
in der Umgebung im befttn Wachsthum und machen so
erfreuliche Fortschritte, daß sie zur Hoffnung für eine gute
Ernte berechtigen, wenn keine ungünstigen Zwischenfälle
eintrete»!.
8 Philippsburg, 11. Juli. Unsere Hopfen-
pflauzen sieben im schönsten Wachsthum. Das Gewächs
ist gänzlich frei von Ungeziefer und sieht lebhaft aus; die
Reben haben in den meisten Gärten die Stangenspitze er-
reicht.
Hockenheim, 9. Juli. Unsere Hopfenpflanzungen
sind hier, wie überall, gegen andere Jähre um 14 Tage
bis 3 Wochen, um so viel sich die Ernte Heuer auch hinaus-
schieben wird, zurück. Was das Wachsthum betrifft, kann
ich Ihnen sagen, daß die Pflanzen schön und allgemein sehr
wachsfähig sind, solche haben zwar Mehlthau gehabt, wel-
cher aber größtenteils wieder ohne Nachtheil verschwunden.
Die Pflanzen haben größtentheils Dreiviertel der Stange
erreicht und trifft man einzelne Stöcke schon mit Anflug.
- Wenn dieselben ferner gutes Wetter haben, ist keine Miß-
ernte zu befürchten.
Tettnang, 9. Juli. Ueber den Stand unserer
Hopfenpflanzungen kann ich ihnen nur günstiges melden;
seit 14 Tagen haben wir das beste Wetter für das rasche
Vorwärtskommen der Pflanze. In den Gärten, welche von
Ungeziefer heimgesucht waren, ist dasselbe beinahe verschwun-
den. Die Tragranken werden massen aft und sieht man
nicht selten Blüthenanflug, sc daß wir in 8 — 10 Tagen
Doldenansätze erwarten dürfen. Es läßt sich dies jedoch
nur von günstigen Lagen sagen, während die Mafseupflan-
zungen gegen vergangene Jahre um 3 Wochen zurück sind;
jedoch sind diese zur Zeit auch gesund.
Tübingen, 9. Juli. Die Witterung der letzten 8
Tage war für das Gedeihen der Hopfenpflanzen sehr gün-
stig, sie stehen in unserer ganzen Gegepd bis jetzt schön und
ist auch von Ungeziefer jetzt wenig zu finden. Frülchopsen,
deren wir'aber nur wenige haben, zeigen cheuweise scho r
Anflug.
Nürnberg, l0. Juli. Bezüglich der Hopsenpflanz-
lauten die Berichte von allen Produktionsplätzen des Eon
tinents günstiger wie bisher; nur klag! inan alle- Orlen,
daß die tiefgelegenen Gärten in Folge der großen Näss,
in den vergangenen Monaten stark gelitten Haden und wem
dell Bedenken darüber laut, ob solche überhaupt noch ein
Erirägniß liefern werden. — Nach eigener Anschauung können
wir melden, daß Me Pflanze durchgehends die Hälfte dm
Stange erreicht hat. Das Ungeziefer ist beinahe ver-
schwunden, findet sich jedoch in manchen Gärten noch vo
Das Wachsthum der Pflanze ist indessen kein üppiges zu
nennen, was daraus hervorgeht, daß dieselbe trotz ihrer
schwachen Entwicklung Zelche treibt, ivclche zwar vielseitig
aber auch sehr schwach hervorkommen. Naturgemäß sollen
sich erst Zelche bilden, wenn das Gewächs die Höhe der
Ltange erreicht hat. Die Stagnation im Geschäfte dauert
an; Umsätze bleiben aus wenige Ballen beschränkt; Preise
sind deßhalb nicht zu fixiren.
Aloft, 5. Juli. Unser Markt blieb seit meinem leb-
ten Berichte unverändert; ziemlich bedeutende Posten wurden
in Aloster 1872e.r-Hopfen zu Frs. 85—90 abgeschlossen.
Altfcha, 8. Juli.. Tue Pflanze steht so weit bei uns
gesund, rein vom Ungeziefer und die meisten sind den Stan-
gen entwachsen. Es gibt wohl einige Gärten, in welchen
der Hagel stark geschadet hat, dort ist die Pflanze sehr zu-
rück; allein wir haben jetzt sehr günstiges Wetter, wobei
sich selbe noch gut erholen kann. Im Geschäft ist gar nichts
Neues. Es liegen noch einige 20 Ctr. unter den Produzen-
ten, diese verlangen von 90 — 100 fl. und dazu gibts keine
Käufer, weil es nür Mittelwaare ist.
Spalt, 9. Juli. Dir warme Miiterung, welche wir
seit mehreren Tagen haben, ist unseren Hopfenpflanzungen
sehr zuträglich und wachsen dieselben ungemein schnell.
Die Zigeunerin.
Novelle.
von Janny Klink.
1.
Eine dunklere, stürmischere Herbstuacht hatte kaum je-
mals ihre rabenschwarze Fittiche auf die Residenz herab-
gesenkt. Kein Stern am Himmel — nichts als flatternde,
zerrissene Wolken, nur momentan von einem helleren Strei-
fen unterbrochen. Unruhig flackerten die Flammen der
Straßenlaternen und der heftige Ostwind peitschte klatschend
die schweren Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Die
Straßen waren öde und menschenleer, obgleich die Turm-
uhren erst die achte Stunde gemeldet hatten.
Freilich in einer Residenz vermag Sturm und Unwet-
ter schwerlich alles Leben zu ersticken, namentlich wenn erst
die Saison der glänzenden Festlichkeiten eröffnet ist. In
den hellerleuchteten Salons mit dem spiegelglaten Parquet-
boden, der angenehm durchwärmten, duftgeschwängerten At-
mosphäre, in dem tausendfachen Stimmengewirr, dem heite-
ren, sorgenlosen Geplauder, da vergißt sich Sturm und
Unwetter gar leicht — wer möchte da nicht alles vergessen,
was an die Unannehmlichkeiten des kommenden Winters
mahnt?
Während nun in den ärmeren Quotieren bereits alle
Lichter erloschen waren und die Bewohner derselben im war-
men Bette, wenn sie ein solches ihr Eigenthum nennen konn-
ten, Schutz gegen Sturm und Kälte gesucht hatten, strahlten
die breiten Straßen noch ein Meer von Licht und Glanz
aus. Elegante Equipagen rollten über das ebene Pflaster
dahin und hielten vor den hohen Portalen, um sich ihres
mit Sternen, Ordensbändern und Blumen geschmückten
Inhaltes zu entledigen.
Vor einem Hause mit zahllosen Thürmchen, Ballonen,
Bogenfenstern u. s. w., die demselben etwas Schloßähnliches
verliehen, hielt eine lange, fast endlose Reihe von Equipagen
eine moderner als die andere. Reich gallonirte Diener
nahmen die Herren und Damen in Empfang und führte
sie über weiche indische Teppiche hinweg in die hellerleuch-
Leten Vorzimmer, sich ihrer warmen Umhüllungen zu ent-
ledigen, und mit Diamanten und Perlen besäete Schmetter-
linge flatterten aus den dunkleren Puppen hervor.
Welch ein Leben voll Lust, Heiterkeit und sonniger
Freude entfaltete sich da in den taghellen Räumen. Blumen
dufteten, Seide rauschte und knisterte, Flor und Gazewölk-
chen durchschwebten die endlosen Zimmerreihen ; holdes
Lächeln umspielte die rosigen Lippen jugendlicher Schönen
und wo Jugend und Schönheit mangelte, da hatte Kunst,
Toilete und Coquetterie nachgeholfen.
Ach, es war schön in den Salons des Grafen von Cöle-
stin ! Und man wußte das. Trotz des Sturmes und Un-
wetters, hatte sich ein Lheil der großen hungernden und
frierenden Menge nicht zurückhalten lassen, um wenigstens
einen Blick auf den Glanz und die Pracht werfen zu können
welche sich in den bekannten Räumen des reichen, vornehmen
Grafen entwickelte. Nur mir großer Anstrengung gelang es
der Dienerschaft, die hohen Herrschaften vor der Berührung
mit dem gemeinen Volke in ihren Lumpen zu bewahren —
war es doch schon schlimm genug, daß man denselben den
, Augenblick nicht ersparen konnte, der doch zum Mindesten
> etwas Unangenehmes hatte.
Unter der sich herandrüngenden Armuth fiel eine
alte Frau besonders aus. Sie war die erste am Platze
gewesen, schon unmittelbar nach Einbruch der Dämmerung
z und schien doch noch nicht im Müdesten daran ^u denken,
- ihren eingenommenen Platz zu verlassen. Ihre auffallende
Kleidung bestand in einem weiten, fattenrttchen, vielfach ge-
flickten grauen Mantel, der ihre fast colossal zu nennende
' gebeugte Gestalt zwar etwas unkenntlich machte, sie aber
doch nicht ganz verbarg. Um den Kopf trug sie ein rothes,
turbcmartig gedrehtes Tuch mit goldgelben Franzen, die
über das gleichfarbige, unheimliche Gesicht in wilder Unord-
! nung herabhingeu und durch welches die häßlichen Züge
- mit der unförmlichen Habichtsnase und d-m spitzen, hervor-
- getretenen Kinn noch mehr ins Auge sielen. In der knö-
l chernen, dürren Hand trug sie einen derben Knotenstock und
j selbst die Fußbekleidung, da sie einen kurzen Rock trug, fiel
! ihrer Schwere und Unförmlichkeit wegen auf.
Den Knotenstock hatte sie in beide Hände genommen
und stürzte sich vorgebeugt darauf, während ihre stechenden
Augen jede einzelne Persönlichkeit der Herren und Damen
! auf das Schärfste musterten. (Fortsetzung folgt.)
wöchentlich drei Mal
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Oochmbl
chwch
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.
AurLsverkündigunKsölaLL für den Mezirk Schwehmgen.
Badilchk
Hopsrnrrit u n g.
Dre s
okne'sähl'ich '1 lr.
Inf - rare:
die viergespaltene
Petitzeiie oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.
Allgemeiner Anzeiger si-r die badische und bayerische Rheinpfalz.
U«r. 8IÖ Samstag, 127HH873. VII. Jchrgam^
Insekte von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Laasenstein L Nogker, Uudokf Wosse und K. T. Danke L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-KLpeditiott
von K. StöckHardL in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stxaßburg.
Nerrefte Poft.
Berlin, 8. Juli. Die Friedcnspräsenzstürke der
preußischen Armee, eiuschl. der unter preußischer Verwaltung
stehenden Contingente, weist gegenwärtig euien Bestand von
13,026 Ofsiziren, 1298 Äerzten und Apothekern, 129
Auditeuren und Aktuarien, 220 Geistlichen und Küstern,
3176 Verwaltungsbeamteu, 501 Roßärzken, 71 Sattlern,
490 Büchsenmacher und 132 Civillehrern nach. Diese Zahl
soll bis Ende dieses Jahres erhöht werden auf: 15,008
Osficire (1982 mehr) 1321 Aerzte (23 mehr), 130 Auditeure
vorzubeugen, namentlch aber um letztere Fülle zu beseitigen,
ist nach der „D. R. C." auf Anordnung des Kriegsmini-
steriums jetzt die Einrichtung getroffen worden, daß die zur
Prüfung oder körperlichen Untersuchung vorgeladenen Mili-
tärpflichtigen bei ihrem Erscheinen eine Photographie
ihrer eigenen Person vorzulegeu haben, unter welcher Sei-
tens der Polizei oder anderer zur Kreis-Ersatz-Commifsion
rc. (1 mehr), 222 Geist iche rc. (2 mehr), 3402 Verwal-
tungsbeamte (226 mehr), 525 Roßärzte (24 mehr), 73
Sattler (2 mehr), 522 Büchsenmacher (32 mehr) und 106
Eivillehrcr (26 weniger). Unter den 15,008 Offizieren be-
finden sich 87 Adjutanten des Kaisers, 41 Offiziere des
Kriegsministeriums, 15 kommandirende Generale, 1 General-
Jnfpector der Artillerie, 30 Dwisionscommandeurc, 2
Arttllerie-Jnspectenre, 58 Jnfanterie-Brigade-Commandeure,
30 Cavallerie - Brigade - Commandeure, 17 Artillerie-, 3
Train-Commandeure, 92 Gouverneure und Commandanten,
147 Offiziere des Generalstabs, 601 Offiziere vom Jn-
genieurcorps, 8324 Offiziere der Infanterie, 2066 der
Cavallerie, 1944 der Artillerie, 182 vom Train, 430 der
Landwehr-Bezirks-Commando's, endlich kommen dazu noch
die besonderen Formationen, Eisenbahn-Abtheilung, Straf-
abtheilung u. s. w. — Die schweren Schießübungen mit
gefüllten Spitzgeschossen gegen 5 bis ozöllige Panzerplatten
haben in voriger Woche in unserer Nachbarfestung Spandau
begonnen und ein die Sachverständigen überraschendes Resultat
geliefert. Die Geschosse schlugen durch den stärksten Panzer,
sie zerbröckelten ihn förmlich und zwar so, daß an einen
Ersatz im Gefecht gar nicht gedacht werden kann. Für die
Bedienungs-Mannschaft des „Jupiter - Geschosses" hatte der
erste Schuß bereits üble Folgen; vieren von den Artilleristen
platzte das Trommelfell; sie befinden sich in ärztlicher Be-
handlung, doch soll auf Wiedererlangung des Gehörs bei
ihnen keine Aussicht vorhanden sein. Für die Folge sollen
die Kanoniere durch Erd- und Landwüllc gegen das Taub-
werden geschützt werden.
Es sollen wiederholt Thäuschungeu der Militärbehör-
den, resp. der Militär-Aushebungs-Behörden dadurch ber-
beigeführt worden sein, daß die zum einjährigen
freiwilligen Militärdienst sich meldenden Militär-
pflichtigen durch Vorlegung anderer Atteste, fer-
ner in denjenigen Fällen, in denen der Nachweis der Be-
fähigung durch Ablegung einer besonderen Prüfung geführt
werden muß, durch Gestellung einer der Prüfung ge-
wachsenen fremden Person, endlich aber auch durch Vor-
schiebung anderer Personen, die an körperli l en Gebrechen
litten, die Berechtigung zum einjährigen Dienst oder auch
die gänzliche Befreiung vom Militärdienst zu erlangen such-
ten. Um nun der Möglichkeit einer derartigen Täuschung
in Beziehung stehenden Communal.Behörden attestirt ist, daß
die int Bilde repräsentirte Person mit dem in Rede stehen-
den Militärpflichtigen identisch ist.
Das Centralcomite für katholische Reformbewe -
gung in Süddeutschland erläßt eine Einladung zum 3.
Altkotholikencongreß auf den 12. bis 14. September nach
Konstanz.
Bern, 9. Juli. Zufolge der Anzeige des deutschen
Reichskanzleramtes, daß sümmtliche betreffende Staaten die
Abhaltung eines Congreffes behufs der Gründung eines
europäisch - nordamerikanischen Postvereins vorgeschlagen, be-
schloß der Bundesrath, die definitive Einladung auf 1.
September nach Bern zu erlassen.
London, 10. Juli. Die Tim. meldet: Brittische Truppen
und Matrosen brannten am 14. Juni die Stadt Elmina
an der Goldküste nieder, weil die Einwohner die Aschantis
mit Waffen und Munition unterstützt haben. Die Stadt ist
völlig zerstört.
Neueste Kopfen-Uachrichten.
* Schwetzingen, 1t. Juli. Obwohl vor einigen
Wochen uns von mehreren Hopfenproduzenten berichtet-
vom Mehlthau heimgesucht feien, so hat sich diese Nachricht
nur in einzelnen Fällen bewährt, und auch diese haben sich
von dieser Krankheit bereits wied.'c gänzlich erholt. Im
Allgemeinen aber stehen unsere Hopfenpflauzungen hier und
in der Umgebung im befttn Wachsthum und machen so
erfreuliche Fortschritte, daß sie zur Hoffnung für eine gute
Ernte berechtigen, wenn keine ungünstigen Zwischenfälle
eintrete»!.
8 Philippsburg, 11. Juli. Unsere Hopfen-
pflauzen sieben im schönsten Wachsthum. Das Gewächs
ist gänzlich frei von Ungeziefer und sieht lebhaft aus; die
Reben haben in den meisten Gärten die Stangenspitze er-
reicht.
Hockenheim, 9. Juli. Unsere Hopfenpflanzungen
sind hier, wie überall, gegen andere Jähre um 14 Tage
bis 3 Wochen, um so viel sich die Ernte Heuer auch hinaus-
schieben wird, zurück. Was das Wachsthum betrifft, kann
ich Ihnen sagen, daß die Pflanzen schön und allgemein sehr
wachsfähig sind, solche haben zwar Mehlthau gehabt, wel-
cher aber größtenteils wieder ohne Nachtheil verschwunden.
Die Pflanzen haben größtentheils Dreiviertel der Stange
erreicht und trifft man einzelne Stöcke schon mit Anflug.
- Wenn dieselben ferner gutes Wetter haben, ist keine Miß-
ernte zu befürchten.
Tettnang, 9. Juli. Ueber den Stand unserer
Hopfenpflanzungen kann ich ihnen nur günstiges melden;
seit 14 Tagen haben wir das beste Wetter für das rasche
Vorwärtskommen der Pflanze. In den Gärten, welche von
Ungeziefer heimgesucht waren, ist dasselbe beinahe verschwun-
den. Die Tragranken werden massen aft und sieht man
nicht selten Blüthenanflug, sc daß wir in 8 — 10 Tagen
Doldenansätze erwarten dürfen. Es läßt sich dies jedoch
nur von günstigen Lagen sagen, während die Mafseupflan-
zungen gegen vergangene Jahre um 3 Wochen zurück sind;
jedoch sind diese zur Zeit auch gesund.
Tübingen, 9. Juli. Die Witterung der letzten 8
Tage war für das Gedeihen der Hopfenpflanzen sehr gün-
stig, sie stehen in unserer ganzen Gegepd bis jetzt schön und
ist auch von Ungeziefer jetzt wenig zu finden. Frülchopsen,
deren wir'aber nur wenige haben, zeigen cheuweise scho r
Anflug.
Nürnberg, l0. Juli. Bezüglich der Hopsenpflanz-
lauten die Berichte von allen Produktionsplätzen des Eon
tinents günstiger wie bisher; nur klag! inan alle- Orlen,
daß die tiefgelegenen Gärten in Folge der großen Näss,
in den vergangenen Monaten stark gelitten Haden und wem
dell Bedenken darüber laut, ob solche überhaupt noch ein
Erirägniß liefern werden. — Nach eigener Anschauung können
wir melden, daß Me Pflanze durchgehends die Hälfte dm
Stange erreicht hat. Das Ungeziefer ist beinahe ver-
schwunden, findet sich jedoch in manchen Gärten noch vo
Das Wachsthum der Pflanze ist indessen kein üppiges zu
nennen, was daraus hervorgeht, daß dieselbe trotz ihrer
schwachen Entwicklung Zelche treibt, ivclche zwar vielseitig
aber auch sehr schwach hervorkommen. Naturgemäß sollen
sich erst Zelche bilden, wenn das Gewächs die Höhe der
Ltange erreicht hat. Die Stagnation im Geschäfte dauert
an; Umsätze bleiben aus wenige Ballen beschränkt; Preise
sind deßhalb nicht zu fixiren.
Aloft, 5. Juli. Unser Markt blieb seit meinem leb-
ten Berichte unverändert; ziemlich bedeutende Posten wurden
in Aloster 1872e.r-Hopfen zu Frs. 85—90 abgeschlossen.
Altfcha, 8. Juli.. Tue Pflanze steht so weit bei uns
gesund, rein vom Ungeziefer und die meisten sind den Stan-
gen entwachsen. Es gibt wohl einige Gärten, in welchen
der Hagel stark geschadet hat, dort ist die Pflanze sehr zu-
rück; allein wir haben jetzt sehr günstiges Wetter, wobei
sich selbe noch gut erholen kann. Im Geschäft ist gar nichts
Neues. Es liegen noch einige 20 Ctr. unter den Produzen-
ten, diese verlangen von 90 — 100 fl. und dazu gibts keine
Käufer, weil es nür Mittelwaare ist.
Spalt, 9. Juli. Dir warme Miiterung, welche wir
seit mehreren Tagen haben, ist unseren Hopfenpflanzungen
sehr zuträglich und wachsen dieselben ungemein schnell.
Die Zigeunerin.
Novelle.
von Janny Klink.
1.
Eine dunklere, stürmischere Herbstuacht hatte kaum je-
mals ihre rabenschwarze Fittiche auf die Residenz herab-
gesenkt. Kein Stern am Himmel — nichts als flatternde,
zerrissene Wolken, nur momentan von einem helleren Strei-
fen unterbrochen. Unruhig flackerten die Flammen der
Straßenlaternen und der heftige Ostwind peitschte klatschend
die schweren Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Die
Straßen waren öde und menschenleer, obgleich die Turm-
uhren erst die achte Stunde gemeldet hatten.
Freilich in einer Residenz vermag Sturm und Unwet-
ter schwerlich alles Leben zu ersticken, namentlich wenn erst
die Saison der glänzenden Festlichkeiten eröffnet ist. In
den hellerleuchteten Salons mit dem spiegelglaten Parquet-
boden, der angenehm durchwärmten, duftgeschwängerten At-
mosphäre, in dem tausendfachen Stimmengewirr, dem heite-
ren, sorgenlosen Geplauder, da vergißt sich Sturm und
Unwetter gar leicht — wer möchte da nicht alles vergessen,
was an die Unannehmlichkeiten des kommenden Winters
mahnt?
Während nun in den ärmeren Quotieren bereits alle
Lichter erloschen waren und die Bewohner derselben im war-
men Bette, wenn sie ein solches ihr Eigenthum nennen konn-
ten, Schutz gegen Sturm und Kälte gesucht hatten, strahlten
die breiten Straßen noch ein Meer von Licht und Glanz
aus. Elegante Equipagen rollten über das ebene Pflaster
dahin und hielten vor den hohen Portalen, um sich ihres
mit Sternen, Ordensbändern und Blumen geschmückten
Inhaltes zu entledigen.
Vor einem Hause mit zahllosen Thürmchen, Ballonen,
Bogenfenstern u. s. w., die demselben etwas Schloßähnliches
verliehen, hielt eine lange, fast endlose Reihe von Equipagen
eine moderner als die andere. Reich gallonirte Diener
nahmen die Herren und Damen in Empfang und führte
sie über weiche indische Teppiche hinweg in die hellerleuch-
Leten Vorzimmer, sich ihrer warmen Umhüllungen zu ent-
ledigen, und mit Diamanten und Perlen besäete Schmetter-
linge flatterten aus den dunkleren Puppen hervor.
Welch ein Leben voll Lust, Heiterkeit und sonniger
Freude entfaltete sich da in den taghellen Räumen. Blumen
dufteten, Seide rauschte und knisterte, Flor und Gazewölk-
chen durchschwebten die endlosen Zimmerreihen ; holdes
Lächeln umspielte die rosigen Lippen jugendlicher Schönen
und wo Jugend und Schönheit mangelte, da hatte Kunst,
Toilete und Coquetterie nachgeholfen.
Ach, es war schön in den Salons des Grafen von Cöle-
stin ! Und man wußte das. Trotz des Sturmes und Un-
wetters, hatte sich ein Lheil der großen hungernden und
frierenden Menge nicht zurückhalten lassen, um wenigstens
einen Blick auf den Glanz und die Pracht werfen zu können
welche sich in den bekannten Räumen des reichen, vornehmen
Grafen entwickelte. Nur mir großer Anstrengung gelang es
der Dienerschaft, die hohen Herrschaften vor der Berührung
mit dem gemeinen Volke in ihren Lumpen zu bewahren —
war es doch schon schlimm genug, daß man denselben den
, Augenblick nicht ersparen konnte, der doch zum Mindesten
> etwas Unangenehmes hatte.
Unter der sich herandrüngenden Armuth fiel eine
alte Frau besonders aus. Sie war die erste am Platze
gewesen, schon unmittelbar nach Einbruch der Dämmerung
z und schien doch noch nicht im Müdesten daran ^u denken,
- ihren eingenommenen Platz zu verlassen. Ihre auffallende
Kleidung bestand in einem weiten, fattenrttchen, vielfach ge-
flickten grauen Mantel, der ihre fast colossal zu nennende
' gebeugte Gestalt zwar etwas unkenntlich machte, sie aber
doch nicht ganz verbarg. Um den Kopf trug sie ein rothes,
turbcmartig gedrehtes Tuch mit goldgelben Franzen, die
über das gleichfarbige, unheimliche Gesicht in wilder Unord-
! nung herabhingeu und durch welches die häßlichen Züge
- mit der unförmlichen Habichtsnase und d-m spitzen, hervor-
- getretenen Kinn noch mehr ins Auge sielen. In der knö-
l chernen, dürren Hand trug sie einen derben Knotenstock und
j selbst die Fußbekleidung, da sie einen kurzen Rock trug, fiel
! ihrer Schwere und Unförmlichkeit wegen auf.
Den Knotenstock hatte sie in beide Hände genommen
und stürzte sich vorgebeugt darauf, während ihre stechenden
Augen jede einzelne Persönlichkeit der Herren und Damen
! auf das Schärfste musterten. (Fortsetzung folgt.)