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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 62 (27. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0249

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Erschein t
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
nnd Boten nehmen
Bestellungen an.

MwchilM Wochenblatt.
Aintsverkündigungsötall für den Mezirk Schwetzingen.

Badische

H o p s c n) e i t u n g.

Brei?
viecleijüttrtich ^5 ?r.
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.
Lokalanzeigen
3 kr.

Allgemeiner Anzeiger für Vie badische und bayerische Rheinpfalz.

«0.627' " - Dienstag, 27. Mai 1873. VII. Jahrgang.

Für Vas „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger <L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

Rundschau.
Z w i s ch e n D e u t s ch l a n d und Amerika schwe-
ben schon seit geraumer Zeit Verhandlungen wegen Ab-
schlusses eines Auswanderungs-Vertrages; doch verzögert sich
diese Angelegenheit ungebührlich, weil die Amerikaner immer
wieder und wieder Bedenklichkeiten machen. Man hofft im
Laufe dieses Jahres noch die Sache zum Abschluß zu
bringen. Inzwischen lassen die Amerikaner allerlei Er-
hebungen über das Auswanderungswesen anstellen, welche
ihnen hoffentlich beweisen werden, daß auf diesem Gebiete
noch gar Manches reformbedürftig ist.
Durch die bevorstehende Einführung einer
Civil- und Strafprozeß-Ordnung des Deut-
schen Reiches wird in vielen Einzelstaaten eine Vereinfachung
des Prozeßverfahrens herbeigeführt, welche viele der zu der
gegenwärtigen Prozeßorganisation bisher erforderlichen Ge-
richts-Unterbehörden entbehrlich erscheinen läßt. Um daher
eine möglichst baldige und allgemeine Durchführung der
neuen Gerichtsorganisation zu ermöglichen, sind die Einzel-
regierungen Seitens des Reichskanzleramtes darauf auf-
merksam gemacht worden, daß es schon jetzt Wünschenswerth
sein dürfte, einen Plan zu entwerfen, nach dem die künftige
Gerichtsorgauisation ins Werk zu setzen, und diejenigen
Orte zu bezeichnen, an denen nach der Einführung der
neuen Organisation die Bezirksgerichte ihren Sitz haben
werden, sowie schon jetzt ungefähr die neuen Gerichtsbezirke
abzugrenzen.
Ein Reporter des „New - Port Herold",-der sich für
Marschall Baza ine interesfirt, suchte unlängst Audienz
bei dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen zu dem Bc-
hufe nach, um von ihm die Bestätigung einer Behauptung
Bazaine's, daß der Prinz dem Marschall bei der Uebergabe
Von Metz gesagt haben soll: „Marschall, sollte Ihre mili-
tärische Ehre je angegriffen werden, so berufen Sie sich
auf mich und ich werde Sie Vertheidigen helfen", zu erhal-
ten. Der Reporter konnte den Prinzen nicht persönlich
sprechen, erhielt aber von dessen Adjutanten, dem er sein
Anliegen vorgetragen hatte, folgende Antwort: „Jagdhaus
drei Linden, 3. April. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich
Carl ermächtigt mich, in Erwiderung auf Ihr gestriges An-
suchen Ihnen mitzutheilen, daß er sich der genauen Worte
dec Unterhaltung, die er mit Marschall Bazaine pflog, nicht
entsinnt. — Se. Königl. Hoheit ist indeß überzeugt, daß
des Marschalls Angabe vollständig richtig ist, und daß die
in Ihrem Journal wiedergegebenen Worte wirklich von ihm
(dem Prinzen) gesprochen worden sind, da sie die von Sr.
Hoheit gehegten Ansichten wirklich ausdrückeu. Die besagte
Unterhaltung zwischen dem Marschall und <L>r. Königl. Hoheit
fand am 29. October 1870 im Schloß Coray an dem
Tage, da die französischen Truppen aus Metz marschirten,

statt. Mit größter Hochachtung habe ich die Ehre u. s. w.
von N. (von Normann?), Persönlicher Adjutant Sr. Königl.
Hoheit "
Die spanische Staatsschuld ist nach amtlichen Be-
richten auf acht Milliarden P e s e t a s (I Peseta
ist etwa, doch nicht ganz genau, 31 Kreuzer) angewachsen,
während im Herbst 1868 die Staatsschuld noch nicht 2
Milliarden betrug. Am 1. März überstiegen die Ausgaben
die Einnahmen um 400 Millionen, seither ist der Unter-
schied aus 1 Million angewachsen. Das wird zur Beurthei-
lung der spanischen Zustände genügen.
600 amerikanische Soldaten unter General Mackenzie
drangen bis auf 80 Meter in mexikanisches Gebiet ' . und
griffen Jndianerbanden an, welche Texas verheert Uten.
19 Indianer wurden getödlet, ebensoviele verwundet, 40
indianische Frauen wurden gefangen genommen, auch wurde
viele Beute gemacht. Von den Unionssoldaten wurden drei
getödtet. Als die Truppen auf der Rückkehr den Rio
Grante del Nortc passirteu, wurden sie von den Mexikanern
beschossen. — Eine Proklamation des Präsidenten Grant
bestehlt Allen, welche der Regierung des Gouverneurs Kellog
von Louisiana Widerstand geleistet haben, binnen 20 Tagen
zur Ordnung zurückzukehren.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 21. Mai. Gegen die unbeschränkte
Erbauung neuer Bahnlinien aus Reichsmitteln
für Elsaß-Lothringen haben sich neben Baden auch
die beiden mecklenburgischen Regierungen erklärt.
München, 24. Mai. Den bayerischen Offizieren ist
bekanntlich gestartet, die neue Uniform noch vor dem
hiezu bestimmten Termin, 1. August, anzulegen, nur müßte
es von allen Offizieren einer Abteilung gleichzeitig ge-
schehen; die Offiziere des 1. Infanterieregiments „König"
haben nun beschlossen, die neue Uniform vom 1. Juni an
zu tragen, und werden in dieser Beziehung die ersten in der
Münchener Garnison sein.

Ausland.
Versailles, 24. Mai. Thiers hat heute in der
Nationalversammlung gesprochen. Derselbe nahm zunächst
die Verantwortlichkeit für die Politik der Regierung in
Anspruch und erinnerte daran, wie er die Macht nicht ge-
sucht habe und wie sie ihm stets mit Bitterkeit getränkt ge-
wesen. Die Versammlung sei im Begriff, über die Geschicke
des Landes zu entscheiden. Er erinnert an die Theilung
der Meinungen. Die Einen wollten die Monarchie, die
Anderen die Republik. Diese Theilung sei es, um welche
die Discussion sich drehe. Die Republik habe eine große
Majorität in den Massen. Die Lage erheische eine Re-
gierung, welche fest gegen die Unordnung sei, aber nicht

eine Parteiregierung. Unsere Politik hatte zu Resultat?/?
den Sieg über die Commune, den Erfolg der Anleihe, die
Befreiung fast des ganzen Gebietes, die Aufrechthaltung der
materiellen Ordnung. Eine Politik des Kampfes würde
dies nicht erreicht haben. Die Frage, welche uns trenne,
sei die, ob Republik oder Monarchie. Thiers zählt die
Unzukömmlichkeiten eines erneuten Provisoriums auf und
erklärt, daß er sich aus Nothwendigkeit für die Republik
entschieden habe. Eine Regierung der Monarchie sei that-
sächlich unmöglich. Es gäbe nur einen Thron und Drei,
welch ihn einnehmen wollten. Wir haben die neuen Mi-
nister gewählt, weil sie einen Entschluß gefaßt hatten. Man
brauche ein festes Regierungsprinzip um di? organischen
Gesetze zu machen.
Redner weist auf die conservativen Provinzen der con-
stitutionellen Gesetzentwürfe hin. Man dürfe das allgemeine
Stimmrecht nicht zerstören, sondern müsse es regeln. Un-
sere Politik ist eine wesentlich couserpcrtive. Sie besteht da-
rin, sich in die Gruppe zu stellen/ welche die Interessen des
Landes am besten vertritt. Wir verlangen, frei von Ex-
tremen, von den Einen das Opfer, für die Republik z>x
stimmen. Wir sagen zu den Anderen: Wir wollen, daß
die Versammlung so lange versammelt bleibe, um die Gesetze,
welche die Republik organisiren, zu beschließen. Die Wahlen
sind nicht so arlarmirend, als man sich den Anschein giebt,
zu glauben. Partielle Wahlen sind immer schlechter als
allgemeine Wahlen. Das Remedium für die gegenwärtigen
Schwierigkeiten liegt nicht in der Dictatur, sondern in ge-
setzlichen Mitteln. Dictaturen verderben Vie Völker. Man
muß unterscheiden zwischen zwei Extremen: die Einen wollen
die Republik nicht gründen, weil sie die Monarchie Vor-
behalten wollen; die Anderen wollen eine constituirende Ver-
sammlung in der Hoffnung, daß dieselbe ihre Theorieen zur
Herrschaft bringen werde. Das Aushülfsmittel liegt in den
Gesetzen, welche wir vorlegen. Der Herzog von Broglie
hat mir vorgeworfen, daß ich von den Radwalen protegirt
würde. Er hat die Patronage, welche der alte Herzog von
Broglie mit Abscheu von sich gewiesen haben (würde, ange-
nommen, er war der Protege des Kaiserreichs (Beifall auf
der Linken.) Die Sitzung wird um 2 Stunden vertagt.
Nachdem die Nationalversammlung die Sitzung wieder
ausgenommen, hielt noch Casimir Perier eine Rede im
Sinne der Reden von Dufaure und Thiers, worauf der
Schluß der Debatte ausgesprochen wird. Von Crnoul wird fol-
gende Tagesordnung eingebracht: Die Nationalversammlung
in Erwägung, daß die Regierungsform nicht in Rede stehe
und daß es darauf ankomme, das Land zu beruhigen, in-
dem man eine entschieden conservative Politik zur Geltung
bringe, bedauert, daß die neulichen Veränderungen den
conservativen Interessen nicht die Befriedigung gegen haben,
welche sie das Recht hatten zu erwarten. Justizminister

Der Much des Holdes.
* * *
(Fortsetzung.)
3.
.Wenn ich Ihrem Herrn Sohne diesen Freundschaftsdienst zu-
rnuthen darf, so wäre mir allerdings geholfen "
Der Advokat zog die Schelle: er gab dem Diener die nöthige
Weisung und wenige Minuten später trat Constanz ein.
„Herr und Fräulein Cornelius — mein Sohn Constanz, Doctor
der Medicin. Ich habe in Deinem Namen die Erfüllung einer Bitte
zugesagt," fuhr der Advokat fort. „Herr Cornelius wünscht fein Testa-
ment zu machen, ich habe mich ihm als Zeuge angeboten und zugleich
auch über Dich verfügt, Du wirst wohl heute Nachmittag ein Stünd-
chen dazu erübrigen können."
„Gewiß," entgegnete Constanz, dessen Blick verstohlen auf den
Zügen der jungen Dame ruhte, die weder von diesen Blicken noch
überhaupt von der Anwesenheit des Doctors Notiz zu nehmen schien,
„ich bin gern dazu bereit."
„Dann hoffe ich, werden Sie auch die Güte haben, uns heute
Abend zum Souper zu beehren," sagte Cornelius, „es wird mich freuen,
Sie näher kennen zu lernen, Herr Doctor. Ganz ungenirt unter
uns."
„Wir wollen sehen," erwiderte der Advokat, während er seine
Gäste zur Thür begleitete, ich weiß eben nicht, ob meine Frau nicht
bereits für heute Abend über uns verfügt hat."

„War diese Dame die reiche Erbin, die Du mir vorschlugest?"
fragte Constanz, als der Wagen abgefahren war, und der Ton, in
welchem er diese Frage stellte, klang so kalt, fast geringschätzend, daß
der Advokat betroffen aufblickte. Ich glaube, sie zu kennen, schon
früher muß ich ihr begegnet sein —"
„Du warst vielleicht der Arzt ihrer Mutter, die vor einigen Mo-
naten gestorben ist," unterbrach der Advokat ihn. „Das Mädchen hat
eine trübe Vergangenheit gehabt, ich werde Dir gelegentlich darüber
berichten. Welchen Eindruck machte sie auf Dich?
„Ich würde lügen, wenn ich sagen wollte, sie habe mich ange-
sprochen."
„Hm, ihre äußere Erscheinung —"
„Besticht, ich gebe das zu, aber in ihren Augen liegt Etwas, was
mir nicht gefällt."
„Du fühltest dich wahrscheinlich verletzt durch ihre Kälte —"
„Nein, nein, wenn es mir auch auffiel, daß sie fast absichtlich ihr
Gefixt meinem Blick entzog, so fand ich in diesem Benehmen doch
nichts, was mich verletzen konnte. Ich weiß nicht, wie ichs nennen
soll, was ich in ihren Augen zu lesen glaubte, aber ich wiederhole
Dir, der Ausdruck ihres Blicks machte auf mich einen sehr unange-
nehmen Eindruck."
Der Advokat schüttelte mißbilligend das Haupt. „Wenn Du
Vergleiche anstellst, werden sie allerdings zu Gunsten derer ausfallen,
für die Du augenblichlich eingenommen bist," sagte er, „ich hoffe, wenn
Du Fräulein Cornelius näher kennen lernst, wozu Dir ja heute Abend
Gelegenheit geboten wird —"
„Gicb Dich keinen Hoffnungen hin," unterbrach Constanz ihn,
„ich fürchte, sie werden nicht in Erfüllung gehen. Ich ahne sogar,

daß der alte Herr an seiner Tochter keine Freude erleben wird, sie
warf ihm oft, wenn er es nicht bemerkte, einen Blick zu, in welchem
nichts weniger als kindliche Liebe sich spiegelte."
Der Advokat schwieg, es verstimmte ihn, daß sein Sohn die reiche '
Erbin ausschlug. Er theilte ihm auf dem Wege zum Notar die Schick-
sale H-dwig's mit und machte ihn nochmals auf die Vortheile auf-
merksam, die aus der Heirath mit dieser jungen Dame ihm erwachsen
mußten.
Constanz hörte den Vater ruhig an und erwiderte, daß er lieber
auf diese Vortheile verzichten, als sein ganzes Lebensglück verscherzen
wolle.
Das Testament wurde rechtskräftig aufgesetzt, Cornelius erkannte
in demselben Hedwig als seine Tochter an und setzte sie für den Fall
seines Todes zur Universalerbin seines Vermögens ein. Aufgefordert,
die Höhe seines Vermögens annähernd zu bezeichnen, nannte er die
Summe von zwei Millionen Dollars.
Der Advokat beobachtete scharf die Gesichtszüge seines Sohnes, sie
blieben kalt und unbewegt, als der Millionär die Summe nannte.
Ueber die Lippen Schwind's dagegen glitt flüchtig ein bedeutsames
Lächeln, während Hedwig bestürzt den Bater anblickte.
„Zwei Millionen Dollars, hast Du's gehört?" flüsterte der
Advokat seinem Sohne zu, als sie daS Testament unterzeichnet hatten.
„Und wenn's die doppelte Summe wäre, sie würde mich nicht
bestimmen können, der jungen Dame meine Hand anzubieten," ent-
gegnete Constanz fest.
„Aber so nimm doch Vernunft an" —
(Fortsetzung folgt.)
 
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