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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 8 (21. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0031

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Mwchmger Wochenblatt

AmLsverLündigungsölalt für den Wezirk Schwetzingen.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.


Ers. . eint
wöchentlich drei Ma!-.
Dienstag, Donnerst«»
und Samstag.
Me Postanstalten
rmd Boten nehmen
BESungen «n.

Preis
ni-.rrelMrlich 45 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitznle oder deren
Raum 4 kr.
Lokal snzeigen
S kr.

«o. 8.

Dienstag, 21. Januar 1873.

VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

auf dieses Blatt werden fort-
während von allen Post
erpeditionen, Landpostboten sowie von der Expedition ent-
gegengenommen._
D e e s ch e n.
(H.-B.-R.)
* Madrid, 18. Jan. Der französische Eourierzug
ist ausgeblieben, weil der Lokomotivführer der Section Jrun
sich weigerte, denselben zu führen.
* London, 18 Jan. Nach der „Post" wird der
Prinz Napoleon in die Schweiz zurückkehren, die Behaup-
tung, daß er gleichfalls als Thronprätendent auftreten
werde, sind falsch. Der Prinz verlangt nur von der Ge-
rechtigkeit Frankreichs, daß die Nationalversammlung ihm
seine Rechte als französischer Bürger zurückerstaNe. Er un-
terwirft sich der von Frankreich angenommenen Regierungsform.
* London, 19. Jan. Der Schriftsteller Lord Lytton
Bulwer ist gestorben.
* London, 19. Jan. Nach den! „Okserver" hat
Schuwalloff London verlassen, ohne bei der Regierung be-
züglich der centralasiatischen Frage eine Äenderung ihrer
Stellung bewirkt zu Haden.
* New-Nork, 19. Jan. In Folge anhaltenden
Regens ini Osten sind die Flüsse aus den Ufern getreten
und steht dw nach Philadelphia führende Erie-Bahn
unter Wasser.
Die Journale sprechen sich einstimmig gegen den An-
tauf der Samana-Bay ans.
* Wushlugltou, 17. Jan. Der Senat hat eine
Resolution angenommen, welche für die Winer Ausstellung
300,000 Dollars bewilligt.
* Washington, 18. Jan. Graut hat einen Befehl
erlassen, welcher den Offizieren es untersagt, vom Staat
salarirte Dienste anzunehmen.
politische Zleöerstcht.
Wie man ans Berlin erfährt, wird der Entwurf einer
deutschen C i v i t - P r o z e ß o r d n u n g , das Werk
les Präsidenten Friedberg, in nächster Zeit einer besonders
zu diesem Zwecke cinzuberufenden Reichscommission vorgelegt
werden.
Ebenso soll der Entwurf drs Reichs preßgesetzes
dem Bundesrath als eine der nächsten Vorlagen zugehen.
Nach älteren Angaben soll dieser Entwurf nicht nnr die
Eautionsbestellung für politische Zeitungen besmigen, sondern
auch das Recht der vorläufigen Beschlagnahmen aufheben.
Wir wollen nur wünschen, daß eß diesem Entwürfe im
Bundesrathe nicht ergehe, wie es dem Entwürfe des Civil-
ehegesetzes im preußischen Ministerrathe ergangen ist.
Die stro t egisch e Lage Oesterreichs Ruß-
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land gegenüber, welche den Gegenstand ter kürzlich vom
österreichischen Generalftads-Obersten Haimerle herausgege-
beuen Vorträge bilden, wmntt die uugetheitte Aufmerksamkeit
der russischen Presse in Anspruch. Der Herausgeber spricht
nämlich in denselben die Ansicht aus, daß es zwischen Oester-
reich und Rußland früher oder später nothwendig zum
Kriege kommen müsse und verlangt deßhalb, daß Oesterreich
in diesem Falle die Offensive ergreifen müsse und dem Feind
keine Zeit lassen dürfe, die Reorganisation seiner Streitkräfte
zu vollenden. Die russische Presse anerkennt nun zwar die
Sachkenmniß und die Richtigkeit der Ansichten des Obersten
Haimerle, meint jedoch, er sei von der falschen Prämisse
ausgegangen, Rußland schmiede geheime Pläne gegen die
Integrität der Türkei oder Oesterreichs, woran es ja nicht
im Entferntesten denke. Dieselbe bemerkt schließlich einstimmig :
„Wenn die Ausführungen des Verfassers hinsichtlich der
Vortheile, die ein Angriffskrieg gegen Rußland für Oester-
reich l-aben würde, richtig sind so sind sie es noch weit
mehrifür Rußland. Bei der gegenwärtigen Stimmung der
österreichischen Völker würde der Uebergang unserer Armeen
über die Karpathen den sofortigen Zerfall der Habsburgi-
schen Monarchie zur Folge haben."
Wir vermögen nun nicht zu sagen, was die Zukunft
in ihrem Schooße verhüllt, so viel ist aber jedenfalls klar,
daß immer mehr schwarze Wölkchen am oesterreichisch - russi-
schen Horizont sich zusammenziehen, von denen zu befürchten
ist, saß sie sich eines schönen Tages in zerschmetternden
Bützen entladen werden.
Die kaiserlich russisch: Regierung Hal sich, wie die
„Sp. Z." berichtet, bereit erklärt, einen Schiff fahrts-
V ertrag mit Deutschland abzuschließen und zwar
aus Grundlage eines der von Deutschland in letzter Zeit
abgeschlossenen Schifffahrisverträge, jedoch mit Ausschluß
von Bestimmungen über den Tarif und über die Befugnisse
der Consulate. Der Reichskanzler hält es nicht für zwei-
felhaft, daß der Abschluß eines Schifffahrrs-Vertrages auch
i in einer solchen Begrenzung im deutschen Interesse liege
und hat deßyald eine Ermächtigung des Präsidiums bei
j dem Bundesrathe beantragt, um wegen eines auf der be-
' zeichneten Grundlage abzuschließenden Vertrages mit der
- russischen Regierung in Verhandlung zu treten.
Wie man aus China erfährt, übernimmt der Kai-
; ser von China die Regierung gegen Schluß des nächsten
Monats. Die Regierung hat im November vorigen Jahres
eine neue kaiserliche Flagge adoptirt. Dieselbe ist von
dreieckiger Form, aus dunkelgelbem Segeltuch gefertigt, mit
einem blauen Drachen in der Mitte. Sie soll von sämmt-
» lichen chinesischen Kriegsschiffen und Dampfern einschließlich
! jener, die in den Arsenalen von Foochow und Shanghai
' gebaut werden, und auch von den Zsllkuttern geführt wer»
' den. Die Bedeutsamkeit dieses Schrittes liegt in seiner

Ituillelon.

Heorg
oder
Ein Opfer der Vorurtheile.
Deutsch von H. K. Kißlin g.

(Fortsetzung.)
„Mein Fräulein" hob er an, seiner Stimme jenen
offenen und herzlichen Ausdruck verleihend, welcher keinen
Argwohn aufkommen läßt, „Ihre edle Uneigennützigkeit
hat mich tief gerührt und ich bewundere Ihren im Schooße
der Armuth so seltenen Stolz, Sie haben Recht, mein Geld
abzuweisen, denn Sie bedürfen dessen nicht, da Sie reicher
find als ich; aber darf ich Ihnen etwas anbieten, das
Ihres Herzens vielleicht würdiger wäre. Etwas, das, indem es
die richtigeBelohnung derTugenden sein würde, die ich, bei Ihnen
entdeckte, so zu sagen mehr ein Pfand der Reinheit meiner
Absichten wäre. Ich weiß wohl, daß Alles was ich Ihnen
bieten kann, weit unter dem ist, was Sie verdienen, wenn
Sie nämlich verlangten, daß Alles genau abgewogen werde,
aber wenn ich Ihnen mein Herz schenke.
Bei diesen Worten warf Alice einen ernsten Blick auf
Dorby und fing dann zu weinen an, als ob die Thränen
ihre einzige Hülfsguelle wären, um sich für ein Anerbieten,

das sie als eine wirkliche Beleidigung betrachtete, zu rächen.
„Mein Herr" hob sie endlich an „was habe ich Ihnen
zu Leid gethan, daß Sie mich mit einer solchen Verach-
tung strafen? Macht es vielleicht meine Armuth, daß Sie
so wenig Achtung vor meiner Perlon haben?
„Wie? ich beleidig: Sie, wenn"
„Ja mein Herr, ich halte mich für beleidigt, aber ich
verzeihe Ihnen wegen des Guten, das Sie meiner armen
Großmutter erwiesen, jedoch gestehe ich Ihnen offen, daß
Sie mich die Woblthaten, die Sie ihr erwiesen haben, theuer
erkaufen lassen."
„Ich begreife Sie nicht, oder ich sehe vielmehr nur zu
gut die Mißachtung, die Sie mir erweisen. Das Anerbieten,
das ich Ihnen eben mit meinem Herzen gemacht, hat in
Ihnen ehrenhafte Bedenklichkeiten erregt, ich gebe dieses
zu, aber Sie verurteilen vielleicht zu hastig ein Gefühl in
mir, dessen Grund Sie mehr als die Form hätten unter-
suchen sollen. Mein Herz, d. h. meine Hand, mein Leben,
mein Vermögen gehört Ihnen, mein Herz ist ein Sklave,
das sich je eher je lieber durch ein gesetzliches Band gefesselt
sehen möchte, um unaufhörlich zu Ihren Füßen liegen zu können
ohne sie erröthen zu machen. Halten Sie nun meine
Worte noch immer für eine Beleidigung, bitte antwor-
ten Sie."
„Mein Herr, ich mißtraute Worten, deren ganzes
Unrecht ich jetzt erkenne, möchten Sie dieselben eben so auf-
richtig vergessen, als es mir wehe thut, daß ich dieselben
an Sie gerichtet habe. Aber wenn ich auch die Aufrichtig-

offenbaren Tendenz, die zerstreuten Elemente der. kaiserlichen
Flotte, deren sämnttliche Bestandtheile bisher unter getheil-
rer Autorität sich befanden und jeder combinirten Action
unfähig waren, zu centralifiren. Gleichzeitig erfährt man,
daß die jetzt an Bord von Dampfern angestellten auslän-
dischen Offiziere allmählig, wo sich Gelegenheit dazu bietet,
durch Eingeborene ersetzt werden sollen._
Neueste Hopsen-Nachrichten.
Nürnberg, 18. Jan. (Orig.-Ber. v. C. Schmidt.)
Das Hopfen - Geschäft hatte im Laufe dieser Woche eine
harte Krisis zu bestehen. Reichliche Zufuhren, schwache !
Kauflust und fortwährend laue für die Brauerei ungünstige !
Witterung thaten gleichsam ihre Möglichstes, um die jüngst !
begonnene Flauheit zum vollen Durchbruch kommen zu lassen.
Viele Eigner, die enrweder aus Angst oder anderen Gründen
zum Verkauf drängten, mußten sich zu wesentlichen Concessio-
nen im Preis verstehen, während dagegen andere noch
consequent an hohen Forderungen festhalten voll der Zu-
versicht, daß trotz der die Brauerei beeinträchtigenden Witte-
rung die Preise sich wieder bessern und später noch zu höhe-
rem Stand gelangen werden. Ob sich solche Erwartungen
realisiren, muß erst abgewartet werden.
Der Wochen-Umsatz mag sich auf ca. 000—700 Ballen
belaufen und kann man den Preis-Rückgang seit 10 Tagen
auf durchschnittlich fl. 12—20 angeben.
In älteren Hopfen (1870 —1867er) bleiben Umsätze
gleichfalls schwach, weil Eigner zu hohe Forderungen uns
Käufer zu niedrige Angebote machen.
Notirungen (vielfach nominell) wie folgt:

Spalt Stadt
fl. 120-130.
„ nähere Umgebung
fl. 100 110.
„ entferntere Lagen
fl. 75—100.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au)
fl. 75-90.
„ ohne Siegel prima u. hochprima
fl. 75-95.
„ geringere
fl. 50-70.
MitteLfränkisch fein prima (Aischgr.-Gebirgh.)
fl. 75-88.
Marktsorten prima
fl. 60-70.
„ geringe
fl. 55-60.
Württemberger
fl, 60-88.
Elsäßer
fl. 60-80.
Lothringer
fl. 50-60.
Oberösterreicher
fl. 50-60.
Polen
fl. 60 -75.
Altmark und Oderbruch
fl. 40-55.
Aeltere Sorten (1870—1867er)
fl. 10-5.

Aus Stadl und Land.
X Gchwetziugett, 20. Jan. Die Veruntreuungen
! des Sparkafferechners Perpente und die daran sich knüpfin-
j den Enthüllungen über die nachlässige Dienstfübrung des
keit Ihrer Absichten nicht in Abrede ziehen will, so sind
Sie doch durch eine unübersteigliche Schranke von mir ge-
trennt, und diese Schranke ist die hohe Stellung, in welcher
Sie geboren oder Vielmöhr dis Armseligkeit derjenigen, in
welcher ich mich bewege; die Welt wird Ihnen nie eine
solche Mißachtung verzeihen, und dann Ihre Familie."
„Mein Familie? Ich habe keine mehr, ich bin Waise
wie Sie, aber wenn auch meine Eltern nicht vor mir in
das Grad gestiegen wären, ihrer Autorität und jener der
Welt würde ich trotzen, um Ihr Gatte zu werden. O,
sagen Sie mir, daß Sie mir diesen schönen Titel gewähren
wollen, und mein ganzes Leben wird nicht lange genug
sein, um mich dankbar dafür zu beweisen."
„Setzen Sie sich nicht herab, mein Herr!"
„Kennen Sie Ihren Werth, mein Fräulein?"
„Ich bin nur eine schlichte Arbeiterin."
„Und ich Ihr Dieüer," versetzte Dorby Alicen's Hand
ergreifend und sie sanft drückend, wodurch er das Feuer in
dem armen Mädchen wieder anfachte und so ihre Ver-
wirrung benützend, schilderte er seine Leidenschaft mit den
lebhaftesten Farben.
Diese letzte Breche, welche er in ihr Herz legte, machte
ihm die Eroberung sicher, Alice, welche die Liebe zum ersten
Male kennen lernte und keinen Grund hatte, ihrer Sprache
zu mißtrauen, erwiederte Dorby's Worte mit einem ver-
traulichen Lächeln, und da sie nicht daran dachte, ihre Hand,
welche Dorby hielt, zurückzuziehen, so reichte sie ihm in ihrer
! arglosen Unschluld auch noch die andere. (Fortsetzung folgt.)
 
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