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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 18 (13. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0071

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MwchilM WoihenblsU.
Amtsverkündlgungsvtall für den Wezirk Schwetzingen.
Badische H o p f c n) e i t u n g.

PteiZ
mrrrerjäkrilch 4^ le
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die viergespalteue
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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

.2

«o. 18.
Donnerstag, 13. Februar 1873. VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzirrger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsbrrrger Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

Depeschen.
* Madrid, 11. Febr. (H.-B.-R.) Da der König
auf seinem Entschluß abzudanken beharrte, wurde heute die
Abdicationsurkunde den Cortes mitgetheilt-
Nach der Resolution der Cortes wird das Ministerium
seine Vollmachten niederlegen.
Der Congreß nahm den Vorschlag Figueras an, sich
in Permanenz zu erklären, behufs der Herstellung einer
Entente zwischen dem Congreß und der Regierung und da-
durch die Ordnung aufrecht zu erhalten.
Fünfzig Depuiirte, welche unmittelbar darauf gewählt
wurden, baden sich in Permanenz erklärt. Einige Gruppen,
welche bie Ordnung stören wollten, wurden ohne Conflict
aufgelöst.
Trotz ängstlicher Spanuung ist Madrid ruhig.
* New-York, 10 Febr. (H. B- R.) Boutwell em-
pfiehlt dem Congreß den Gesetzentwurf, wonach die ameri-
kanische Handelsmarine sich des internationalen Schiffssignal-
codex bedienen soll.
Komische Aeversicht.
Aus München schreibt man der „Sp. Ztg." Unsere
bisher wenig erfreuliche Lage scheint sich günstiger gestalten
zu wollen. Die ersten Anzeichen einer veränderten Haltung
Bayerns in deutschen Dingen — von einem völligen Um-
schwünge können wir noch nicht sprechen — zeigen sich in der
Frage der Rechtseinheit, bezüglich welcher man den einfach
negirenden Standpunkt verlassen will. Im I u st iz m i n i-
st eriu m finden gegen artig über die Gerichtsorganisations-
vorlage Konferenzen statt, zu welchen auch außerhalb dieser
Behörde stehende hervorragende Fachmänner beigezogen wer-
den. Wie man hört, ist das Ergebniß dieser Berathungen
für den vorgeschlagenen obersten Reichsgerichtshof ein ver-
hältnißmäßig sehr günstiges zu nennen, und hofft man für
dasselbe bei angelegentlicher Bevorwortung durch daS Ge-
sammtministerum sicher die Genehmigung des Königs zu
erwirken. Dagegen erfreut sich das Schöffengericht keines
unbedingten Beifalls. Bei aller Bereitwilligkeit, die mittleren
und kleineren Schöffengerichte einzuführen, besteht doch eine
entschiedene Abneü ung, das Institut der Schwurgerichte zu
opfern. Man verhehlt sich durchaus nicht, daß dieses einer
Reform bedarf, und ist, wie ich annehmen zu dürfen glaubte,
zu einer bezüglichen Gesetzesvorlage an den Landtag gerne
erbütig. Mau würde auf diesem Wege einerseits die so fehr-
begehrte Entlastung der Schwurgerichte und zweckmäßige Aen-
derungen in ihrem Verfahren, anderseits eine bedeutende
Erweiterung der Kompetenz der Schöffengerichte erreichen und
für die schweren Verbrechen, sowie für politische und Preß-
delicte die Geschworenen beibehalten, auf welche weder die
immense Majorität unserer Juristen, noch die allgemeine
Volksstimmung, die in ihnen eine sichere Garantie für un-
abhängige und rücksichtslose Rechtspflege erblickt, verzichten
will. Die bayerische Regierung darf, wenn sie ihre Ent-
schließungen in diesem Sinne faßt und im Bundesrathe
vertritt, der freudigen Zustimmung und der moralischen Un-
terstützung des ganzen Landes sicher sein, welches in einem
solchen Vorgehen weder particularistische Motive findet, noch
selbst von solchen geleitet wird. Es wäre sicherlich von gro-
ßem Vortheil, wenn diese Anschauungen bei der endgiltigen
Lösung der Frage die thunlichste Berücksichtigung fänden;
für unsere höchsten Kreise läge darin eine vielleicht will-
kommene Aufforderung, mit weiteren entgegenkommenden
Schritten nicht zu zögern, in: Volke aber würde das Ver-
trauen auf das Reich gekräftigt und den rothen nnd
schwarzen Demagogen ein furchtbares Agitationsgebiet ent-
zogen werden.
Rede Lasker s im prerrtz. Abgeordnetenhause
I
Berlin, 7. Februar.
M. H.! Ich danke zunächst dem Herrn Minister-Prä-
sidenten, daß er thatsächlich vorweg geschickt hat, was nach
der Auffassung des Hauses als eine Jnsinua'on gegen
meine Ehre gerichtet war; das Haus hat diese B merkung
so aufgefaßt und der Herr Ministerpräsident scheidet ganz
und gar mit seiner Verantwortlichkeit für diesen Passus
aus, so weit es sich darum handelt, eine derartige Behaup-
tung aufrecht zu erhalten. Ich muß jedoch zur vollen

Klarheit dem Hause mittheilen, daß, seitdem ich Rechtsan-
walt bin, ich niemals ein Rechtsanwalts-Geschäft vollzogen
habe (Heiterkeit), daß ich, als dieser Passus mir vorgezeigt
wurde, nicht einmal gewußt habe, welche Firma damit ge-
meint sein könnte, und daß ich nie mit irgend einer Firma
über irgend eine Eisenbahn nach meiner Erinnerung je in
meinem Leben ein Wort gesprochen habe. Noch weiter, m.
H., ich habe — und das muß ich vorausschicken, wenn es
darauf ankommen wird, Glaubwürdigkeit gegen Glaubwür-
digkeit zu setzen — ich habe mein ganzes Leben darauf ein-
gerichtet, daß jeder Schritt von mir die öffentliche Prüfung
in Beziehung auf Geldangelegenheiten derartig bestehen kann,
daß ich Alles zurückgewiesen habe, was nicht allein im di-
rekten Widerspruch, sondern überhaupt in irgend eine Con-
currenz mit meiner öffentlichen Thätigkeit treten könnte.
(Sehr wahr! links.) Nicht nur dieß, sondern überhaupt
in Beziehung auf die Pflicht eines Abgeordneten in parla-
mentarischer Beziehung gestatten Sie mir, aus meinem Le-
ben eine einzige Mittbeilung zu machen. Als ich im Wahl-
kreise Meiningen zum ersten Male als Fremder vorgeschla-
gen wurde zur Wahl für den Reichstag, da bewegte den
größten Theil meines Wahlkreises die Frage, ob durch den-
selben eine neue Eisenbahn gelegt werden solle, und die
Erfüllung dieses Wunsches wurde von der Reichsregierung
und Preußen in Aussicht genommen. Mein Gegner im
Wahlkampfe war ein Meininger, der übrigens meine poli-
tische Thätigkeit anerkannte, aber vorgab, er würde die
Interessen Meiningens bester wahren können, und in einer
Versammlung von Landmännern hervorhob, er würde den
Meiningern oie Eisenbahn verschaffen können. Darauf for-
derte mich das sich für mich iute^ffirende Komitee auf, mich
über meine eventuelle Thätigkeit bei der Bahnsache zu äußern.
Ich lehnte aber jede solche Aeußerung ab, und als mich ein
Freund dennoch darüber befragte, erklärte ich vor den Land-
männeru, es gäbe Personen, die ihre Wähler zu bestechen
versuchen könnten und ihnen den Privatoortheil zuwendeten.
Es gäbe aber auch eine Bestechung, wobei man im Allge-
meinen Versprechungen mache, und deßhalb ich mich jeder
Aeußerung über mein Verhalten zu dem Eisenbahnproject
enthalte. Da traten die Landleute zu mir heran und sag-
ten: Sie sind unser Candidat! So viel Sinn war noch
unter den Wählern, wie ein Abgeordneter von allen diesen
Dingen sich fern halten soll. (Beifall.) Demnach werden Sie
sehen, ob bei dem Entwürfe dieses Schriftstückes, welches,
wie ich annehme, nicht persönlich vom Minister-Präsidenten
ausgegaugen sein mag (Heiterkeit), das paßt, daß mir In-
sinuation von vorn herein über den Fürsten Putbus und
Prinzen Biron vorgeworfen wird, der von Hause aus lyit
diesem Namen meiner Meinung nach eher hätte bezeichnet
werden müssen. Ich muß einen zweiten Punct vorweg
nehmen. Eine Höflichkeit, die ich auf Grund einer Mit-
theilung eines mir lieben Collegen in diesem Hause gegen
den Prinzen Biron hier vollzogen habe, bringt mir nun
den Vorwurf ein, daß ich eine Unrichtigkeit hätte zurück-
nehmen wüsten, mit dem etwas sehr pikanten Zusatze: „als
ich nicht mehr anders gekonnt hätte." Ich brauche kaum
zu behaupten, daß ich aber die in der früheren Verhandlung
angeführten Thatsachen aufrecht erhalte und mit genügenden
Beweisen belegen werde. (Hört! links.) Ich hätte also
behauptet, der Fürst Biron hätte Vortheile gezogen und ich
ihn nicht einmal persönlich genannt, sondern gesagt, die
genannten Personen hätten sich Vortheile für die Concestion
zuwenden lasten. Der Fürst ließ mir sagen, daraus scheine
hervorzugehen, als ob er auch mit einbegriffen sei unter
diesen Personen, und das laste schwer auf ihm; er könne
mir aber beweisen, daß er k^in Geld auf Grund dieser Con-
cession erhalten, und ich sollte dieß dem Hause mittheilen.
Ich erwiederte, ich sei bereit, da dein Fürsten Gelegenheit
fehle, zum Lande zu sprechen, das mitzutheilen, was er mir
mitgetheilt, aber auch meine Bemerkungen daran zu knüpfen,
um zu zeigen, wie sich beide Behauptungen zu einander
verhalten. Darauf wurde mir von demselben Collegen ge-
sagt, eS sei dem Fürsten doch lieb, wenn die Widerlegung
so schnell als möglich kommen könnte, ob ich denn das
Wort nicht vor der Tagesordnung ergreifen könnte. Ich
erwiderte darauf, daß ich vorher das Haus nicht so lange
in Anspruch nehmen könnte, um eine vollständige Nachver-
handlung über einen fremden Gegenstand zu führen; wenn
aber dem Fürsten etwa durchaus daran liege, die Sache
sogleich zur Verhandlung zu bringen, so möge er einen

Brief an den Präsidenten des Hauses richten, der nach seiner
gewohnten Praxis diesen Brief den Abgeordneten vorzulesen
pflege, und ich würde mich dann für verpflichtet halten, so-
bald ich das Wort erhalle, diese Mittheilung zur Kenntniß
des Hauses und des Landes zu bringen, und ich setzte hinzu,
freilich würde ich auch gezwungen sein, weitere Modificatio-
uen hinzuzufügen, so daß das Mitglied meinte, diese weitere
Hinzufügung könnte die Sache verdunkeln, und ich gab auch
darauf zu, die Modificationen bei dieser Gelegenheit wegzu-
lassen und nur zu bemerken, daß ich daS nächste Mal dar-
auf zurückkommen würde- So hat denn der Prinz diesen
Brief zu Händen des Präsidenten gebracht und so hat sich
der Vorgang im Hause ereignet-
Ausland.
Wien, 9. Februar. Die Kaiserin Carolina Augusta,
Wittwe des Kaisers Franz von Oesterreich, ist am Natur-
nachlaß gestorben.
London, 10. Febr. Die beiden transatlantischen
Kabelgesellschaften melden, daß sie vom 1. Mai ab ihren
Tarif von 4 auf 3 Schilling per Wort reduciren werden.
ReWrYork, 9- Februar. Der Unterstaatssecretär
Richardson wird an die stelle Boutwells treten, wenn dieser
zum Senator erwählt werden wird. Die Regierung zieht
succeffive ihre Truppen aus den Südstaaten zurück.
Aus Stadl und Land.
Schwetzingen, 12. Febr. Nach der „Karlsr. Ztg."
ist durch Allerhöchste Kabinets - Ordre Seiner Majestät des
Kaisers und Königs den Premierlieutenants Sonner
und Schäfer, sowie den Secondelieutenants Dühmig,
Dieterich, und Centmayer vom vormaligen Badischen Invali-
den - Corps die Erlaubniß zum Tragen ihrer bisherigen
Uniform mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen für Ver-
abschiedete ertheilt worden.
1° Schwetzingen, 12. Febr. Wir haben in einer frühe-
ren Nummer unseres Blattes angedeutet, daß die Militärbe-
hörde ihren Exercierplatz hier zu erweitern beabsichtige und
dies bezügliche Unterhandlungen mit der betreffenden Ge-
meindebehörde gepflogen werden. Diese Angelegenheit hat
nun ihre Erledigung dahin gefunden, daß behufs Erweite-
rung des Exercierplatzes ungefähr 50 Morgen zu einem
Preise von 20 fl. per Morgen gepachtet worden sind. Dieser
Flächenraum liegt auf Brühler Gemarkung und war seit-
her Privateigenthum einzelner Brühler Landwirthe. Selbst-
verständlich unterliegt dieser Pachtvertrag noch höherer Ge-
nehmigung , und wird diese ertheilt, so wäre es möglich,
wenn das Dragoner-Regiment in Mannheim, wie man sagt,
seine Garnison nach Bruchsal verlegt, daß unsere Garnison
sich vielleicht um eine Escadron verstärken dürfte.
* Schwetzingen, 12. Febr. Nunmehr scheint der
Winter seinen Einzug in unsere badische Pfalz halten zu
wollen, denn unsere Fluren kleideten sich über Nacht in
den weißen Mantel des Winters, welch Letzterem man
auch entgegen rufen kann: „Du kommst zwar spät aber
du kommst doch." Unsere Landwirthe, die da wissen,
daß der Schnee die eigentliche Winterfeuchte liefert, welche
für die Culturen so unerläßlich, werden den Sinn unserer
obigen Begrüßung sich zurechtzulegen wissen.
Heidelberg, 10. Febr. Die Actien der Heidelberg-Speyerer
Eisenbahngesellschaft find bedeutend überzeichnet und machen Reductionen
nothwendiz. Die Actie k 100 Thalrr steht jetzt schon gegen 102 hin.
Aus dem Rheinthale, 7. Febr., schreibt der „M. Anz.„:
Wie aus dem ProspectuS der Heidelberg-Speierer Eisenbahn zu ersehen
ist, so darf erwartet werden, daß diese Bahn bald hergestellt sein wird,
und daß uns dieselbe für den nächsten Sommer somit die Gelegenheit
bieten wird, die Strecke Schwetzingen-Heidelberg benützen zu können.
Die schnelle Herstellung dieser Bahn verdanken wir nächst der umsichti-
gen Leitung des Baues auch der milden Witterung, die dem Baue sehr
förderlich kommt, was auch für die Gesellschaft von großem Vortheil ist.
da hierdurch am Anlagekapital beträchtliche Ersparnisse gemacht werden.
Man kann deßhalb mit Recht behaupten, daß die Unternehmer dieser
Bahn unter sehr günstigen Verhältnissen bauen, wofür andere Gesell-
schaften sie beneiden können, denn außer den guten WitterungSverhält-
nifsen muß hervorgehoben werden, daß ihr die Hcidelderg-Schwrtzingrr
Straße unentgeldlich und daS übrige Gelände um einen äußerst billigen
Preis abgetreten wurde. — In Anbetracht dieser günstigen Umstände
und des in Aussicht stehenden regen Verkehrs unterliegt es keinem
Zweifel, daß diese Bahn sich sehr gut rentire und vielleicht, wie es der
ProspectuS selbst in Aussicht stellt, schon in den ersten Jahren 11 Pro-
zent abwirft, gewiß sehr hübsche Auspicien für die Herren Aktionärs.
Es ist uns daher sehr auffallend, Angesichts dieser günstigen Po-
sition, daß man auf ein Bittgesuch der Gemeinden Ketsch und Hocken-
heim, eine Haltestelle zwischen beiden Orte« herzustrllen, das Ansin-
 
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