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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 96 (16. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0385

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Kchwchmgtr WochmblM

Amtsverkündigungsötatt für den Mezirk Schwetzingen.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

SlmMg, U>. August 1878.

VII. Jahrgang.

«v. 96.

Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.

Inserate von Answärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Hänfenstem L Wogl'er, Rudolf Masse und ch. L. Aauöe L Go., sowie die Süddeutsche Annoncen-Grpedition
von G. Stöchhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Preis
vierteljährlich 51 kr.
Inf erate:
die viergefpaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Rundsch n u.
Es verlautet, daß die Ernennung des General von
Manteuffel zum Feldmarschall am 2. September er-
folgen wird.
Der vom Feldmarschall Grafen Moltke früher in's
Auge gefaßte Plan, in der Nähe von Trier bei Conz ein
großes verschanztes Lager zu errichten, ist, wie die „D. N."
erfahren, mit Rücksicht auf die vollkommene Entwickelung
des deutschen Eisenbahnnetzes, sowie wegen des Besitzes von
Metz und Straßburg jetzt definitiv aufgegeben worden.
Der „Gaulois" meldet, daß mehrere fremde Regierungen
den Proceß Bazaine durch amtliche Berichterstatter be-
schicken werden; so hätten der russische General Fürst
Mentschikoff, ein Vertreter Italiens und zwei Vertreter der
englischen Regierung bereits in Compiegne Wohnungen
gemiethet. Es ist davon die Rede, daß von Stenographen
der Nationalversammlung ein so zu sagen amtlicher Bericht
über die Verhandlungen des Prozesses veranstaltet und der
Presse zur Verfügung gestellt werden soll. Der General
Cendiz, welcher die Unter-Division des Oise-Departements
befehligt, ist für die Dauer des Processes zum Platz-
Commandanten von Compiegne ernannt morden. Es ist
noch immer nichts entschieden, ob der Proc-ß in dem neuen
Theater oder in der großen Säulen-Gallerie des Schlosses
verhandelt werden soll. Mac Mahon wird selbst in Com-
piegne erwartet, um diese Frage zu entscheiden.
Neueste Post
München, 11. Aug. In Folge Ausbruchs der
C l, o l e r a Hierselbst ist den Truppen der Garnison der
Genuß von Würsten, Gurken und Obst untersagt worden;
für den Fall des Umsichgreifens der Krankheit sollen größere
Beurlaubungen eintreten. Das hiesige Militär soll 7 Todes-
fälle an Cholera zählen. Bis zum 10. sind im Ganzen
109 Erkrankungen und 43 Todesfälle vorgekommen. In
Folge des Regens und Abkühlung der Temperatur ist einige
Abnahme der täglichen Erkrankungen gestern eingetreten.
Die Wallfahrt nach Grafrath ist gestern der Cholera wegen
verboten worden.
Strafchuitg, 13. August. Eine Verordnung des Ober-
präsidenten verbietet den Landescassen die Annahme der
Münzen des österreichischen Guldenfußes vom 20 August ab.
Posen, 14. Aug. Die Staatsauwaltschaft hat gegen
den Erzbischof Ledochowski wegen eigenmächtiger Anstellung
des Pfarres Arndt zu Filehne die formelle Anklage er-
hoben ; das Kreisgericht beschloß die Untersuchung.
Fulda, 12. August. Gegen den hiesigen Bischof Kött ist wegen
versäumter Anzeige der Designution eines Domcaplans und Pfarrers
das gerichtliche Verfahren und zunächst die verantwortliche Vernehmung
eingeleitet worden.
Wien, 12. August. Der volkswirthschaftliche Kongreß beschloß
über den Antrag des Referenten Dorn folgendes: Die Anlegung ver-

Vermifchtes.
— Die „deutsche Ztg." bringt eine Biographie des
Kapitäns Reinhold Werner. Er ist nicht nur See-
mann, er ist auch Schriftsteller, 48 Iahe alt und hat eine
bewegte Laufbahn hinter sich. Nachdem er in dem braun-
schweigischen Städtchen Helmstädt eine tüchtige Gymnasial-
bildung erhalten, ging er, durch das Lesen Marryat'scher

schiedener Eisenbahnschienenwege mit gleichen Endpunkten werde ent-
behrlicher, wenn es gelingt, die Concurrenz auf demselben Schienenwege
herbeizuführen; zu einer prinzipiellen Eisenbahnreform ist Trennung
der Spedition von der Unterhaltung und Bewachung des Lchienen-
raumes nothwendig. Der einfachste Weg, die Concurrenz im Fracht-
verkehr herbeizuführen, fei der in Elsaß-Lothringen bestehende Wagen-
raum- und Collotarif. Die Verkehrsfreiheit auf den Schienenstraßen
fei im Interesse des Fortschritts anzustreben.
Madrid, 13. August. Der Minister des Innern er-
klärte in den Cortes, daß er die Auslieferung der ins
Ausland geflüchteten Insurgenten verlangen werde. Ein
spanischer llüüegsdampfer hat vor Feuntarabia einen mit
Waffen für die Carlisten beladenen englischen Dampfer fest- i
genommen und ihn nach St. Sebastian verbracht.
RoM, 13. August. Der gestern Abends von hier s
abgegangene Nachtzug entkleiste unweit einem Orte in dem l
District Caserta in Folge eines Zusammenstoßes mit einer
Rinderherde. 2 Personen wurden getödtet, 16 verwundet.
London, 12. August. Das erste Paket 1873er Gent-
Hopfen wurde heute im Markte zu I-14 14 verkauft. Gestern
haben verschiedene Abschlüsse in englischen Hopfen stattge-
funden.
Brindisi, 13. Aug. Der Schah von Persien ist heute
Vormittag hier eingetroffen und von den Behörden em-
pfangen worden. Der Schah, welcher seine Zufriedenheit
über den ihm in Italien gewordenen Empfang ausdrückte,
schiffte sich Nachmittags auf der Pacht „Sultanie" nach
Konstantinopel ein.
Neueste Kopfen-Berichte.
Born Continenü
! Hagenau, 11. Aug. Der Sturm vom letzten Sams- i
j tag Hal in unseren Hopfenpflanzungen eine wahre Stangen-
i revolution hervorgerufen. Auf vielen Feldern wurden zur
Hälfte die Stangen uiedergelegt und erhielten unsere ge-
plagten Pflanzer viel Arbeit mit dem Ausrichten, das bei
dem vorgeschrittenen Wachsthum der Pflanze ein sehr schwie-
riges und riskantes Geschäft ist. Daß der reichlich gefal-
lene Regen sonst eine wahre Wohlthat für den Hopfen war
und zur rechten Stunde eintraf, brauchen wir nicht beson- !
ders zu betonen.
Bischweilev, 9. Aug. Unsere Hopfenfelder haben
sich unter dem Einflüsse einer anhaltend heißen Witterung
vollständig ausgebildet. Der Frühhopfen steht in Dolden
und der Späthopfen ist in voller reichlicher Blüthe. Das
Einzige, was ihm jetzt fehlt, ist ein warmer ergiebiger Re-
gen, welcher die Doldenbildung der Art befördern würde,
! daß die Ernte nicht viel später als in früheren Jahren (nämlich
! gegen den 5. bis 8. September) beginnen könnte. Sollte
jedoch dieser so sehr erwünschte Regen ausbleiben, so wäre
§ für unsere Pflanzungen, besonders für diejenigen in trockenen
> Lagen, viel zu befürchten. Im Laufe der verflossenen Woche

wurde abermals Hopfen der letzten Ernte um 200 Franken
verkauft.
Aus Nassnit, 11. Aug. Trotz der abnormen Witterung, welche
den Stock so lange zurückgehalten hatte, und trotz des anfänglich spo-
radisch aufgetretenen Erdfloh's steht der Hopfen im Durchschnitt sehr
schön, und werden wir hier allerdings an Qualität und Quantität
über die 72er Ernte kommen. Vorausgesetzt natürlich, daß keine be-
sonderen Unfälle mehr kommen, wie uns neulich einer bei dem Un-
wetter am 29. v. M. bedrohte, wo wir nur froh waren, keinen Hagel
zu bekommen, wenn auch Tausende von Stangen wieder aufzustellen
waren. Was unsere Ansichten über die Ernteaussichten im Allgemeinen
betrifft, so hoffen wir mit Ihrem neulichen Correfpondenten für diesen
Herbst sehr hohe Preise.
Als Kuriosum mache ich ihnen noch kurze Mittheilung über das
Resultat eines von mir seiner Zeit gemeldeten Versuchs. Ich hatte —
nach tiefem Schneiden und vorangegangener Tiefdüngung — ca. 2^/s
m Morgen der Ersparniß halber geackert statt gegraben, und dann
raisonabel geegt. Es focht mich nicht an, daß man keinen Stock mehr
sah. wollte das einmal wissen, wie das würde. Und es wurde
wie es sollte. Die Stöcke kamen ausnahmslos und rechtzeitig zum
Vorschein, wurden dann gehäuft, entwickelten sich ganz normal und
stehen wie gewünscht. Bei den hohen Arbeitslöhnen ist ein solcher
Versuch viel werth und die Zeitersparniß ist, besonders wenn man
viel Hopfen hat, und die andere Feldarbeit drängt, auch nicht zu ver-
achten.
Vlamevdinghe bei Poperinghe (Belgien), 8. Aug.
Seit einigen Tagen haben wir eine unfern Hopfenpflan-
zungen fehr günstige warme Witterung; dieselben stehen in
voller Blüthe und versprechen eine angemessene Ernte. In
73er Gewächs sind bereits mehrere Geschäfte auf Lieferung
kommenden Oktober oder November abgeschlossen worden,
und zwar in Landhopfen zu Fr. 90 — 95, in Poperingher
Stadt zum Preise von Fr. 100 per 50 Kilos.

Aus Stadt und Land.
8 Philippsburg, 15. Aug. In seiner jüngsten
im Gasthaus „zum Schwanen" abgehaltenen Generalver-
sammlung beschloß der hiesige Militärverein, in kürzester
Zeit eine Vereins-Fahne anzuschaffen und deren Einweihung
noch im Oktober d. I. festlich zu begehen. Nachdem nun
diesen Sommer schon mehrere solche Fahnen-Einwethungen
in unsern Nachbarorten in rascher Reihenfolge stattgefunden
haben, so glauben wir mit Recht befürchten zu müssen, daß
der Eifer für derartige Festlichkeiten von Seiten unserer
Nachbarote in diesem Jahre dadurch schon abgeschwächt sein
wird und wäre demzufolge eine Verschiebung betr. Fest-
lichkeit auf nächstes Jahr im Interesse der Sache selbst sehr
zu wünschen.

Baron und Schauspieler.
Novelle.
von I. Krüger.
Fünftes Kapitel.
Vater und Dohn.
(Fortsetzung.)
Um nun diesen Wunsch zu realisiren, kam ich mit der
Empfehlung des Grafen hierher. Eins ist mir schon ge-
lungen. Mein Vater scheint Gefallen an seinem unbekann-
ten Gast gefunden zu haben. Er ist gegen mich, den er
für einen Maler hält, überaus freundlich und gütig und
hat schon mehrmals gegen mich geäußert, daß es ihn glück-
lich machen würde, wenn ich sein Sohn wäre. Ob er aber
nicht, erfährt er, daß ich es in der That bin, sich wieder
zornig von mir abwendet, das ist eine Frage, wovor ich
zittere, und mit wahrhaft unbeschreiblicher Angst sehe ich
dem Augenblicke entgegen, wo mein Name und mein Stand
ihm kein Geheimniß mehr sein werden."
Als Adolph zu Ende gesprochen, fiel ihm Feldmann
entzückt um den Hals.
„Lieber Neffe," rief er, „seit ich weiß, daß Du ein
Jünger meiner Kunst und noch dazu Komiker bist, ist meine
Achtung vor Dir noch um hundert Prozent gestiegen. Sage
mir, hast Du schon den Rochus Pumpernickel gespielt 1 Ist
das nicht der Fall, so will ich ihn Tür einstudiren. Habe
ich doch auch einst Deinem jetzt so menschenfeindlichen Papa

diese Rolle eingetrichtert. Ich habe ihm zuerst gezeigt, wie
der Rochus sich auf dem Esel geberden muß. Durch mich
hat er seine ersten Lorbeeren errungen."
Der junge Mann verneinte. Er sagte, daß diese alte
Posse auf keinem deutschen Hoftheater mehr gegeben würde.
Wenn es aber dennoch wieder einmal geschehen sollte, so
würde er mit Vergnügen den Rath seines Onkels für den
dummpfiffigen Rochus annehmen. Adolph blieb noch eine
ganze Stunde mit seinen Verwandten zusammen. Während
er aber mit dem Alten plauderte, der ihm erzählte, daß er
jetzt dabei sei, seine Tochter Minna zur Soubrette auszu-
bilden und ihn bat, sobald er nach der Residenz zurückkehre,
derselben dort ein Engagement zu besorgen, war sein Auge
beständig auf seine Cousine gerichtet, die ihm gegenüber saß
und deren öfteres Erröthen andeuie, daß auch der Strahl
der Liebe in ihr bis dahin noch freies Herz gefallen sei.
Der nächste Abend fand Adolph wieder im Pavillon
und so acht Tage hinter einander. Dem Baron blieben
diese Zusammenkünfte verborgen. In dieser Zeit war die
Zuneigung der beiden jungen Herzen dergestalt gewachsen,
daß ein gegenseitiges Geständniß nicht ausbleiben konnte.
Als eines Abends Herr Tobias Feldmann, der das
Zimmer auf kurze Zeit verlassen, um auf einem Spazier-
gange im Garten durch die frische Nachtluft einen Anfall
von Migraine zu vertreiben, in dasselbe wieder eintrat, fand
er sein Töchterchen in Adolphs Armen. Beide trennten sich
zwar schnell, aber nur um dem Alten zu Füßen zu sinken
und um seinen Segen zu bitten. Da es Feldmanns ge-

heimer Wunsch war, daß' aus Beiden einmal ein Paar
würde, so legte er seine Hände mit theatralischem Anstande
auf ihre Häupter und segnete mit dem gehörigen Pathos,
fügte aber die Bedingung hinzu, daß die Heirath erst nach
Verlauf von drei Jahren stattfinden dürfe.
„Erst muß meine Minna als Soubrette auf der Bühne
Lorbeeren erwerben," sagte er. „Das kann sie aber nur im
Stande der Unschuld, denn von einer verheiratheten Sou-
brette wollen weder die Herren Directoren noch das Publi-
kum Etwas wissen. Ihr seid ja Beide noch jung wie Fri-
dolin und Luitgarde in dem schönen Ritterschauspiele: „Fri-
dolin , oder: Der Gang nach dem Eisenhammer". Ihr
könnt noch warten und müßt mir zu Liebe so lange mit
der Trauung warten, bis ich Euch einige hundert Schock
Kränze zur Vermehrung Eures Ruhmes auf die Bühne ge-
schleudert habe."
Lachend gingen die Glücklichen auf diese Bedingung
ein. Die nächsten Tage schwamm Adolph in einem Meer
von Wonne. Dann aber trübte der Gedanke an seinen
Vater, der noch nicht wußte, daß sein Sohn ihm so nahe,
seine selige Stimmung.
Aber nicht blos die alten Götter waren den Liebenden
hold. Auch unsere Vorsehung, zu der gute Menschen gläubig
hoffend emporblicken, nimmt sie in Schutz. Adolph Warte
sollte das schon bald nach seiner heimlichen Verlobung mit
Minna erfahren. Herr von Fernau hatte ihm erlaubt, ihn
zu jeder Tagesstunde zu besuchen, so fehr fühlte er sich zu
dem jungen Manne hingezogen. (Forts, f.)
 
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