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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 51 (1. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0205

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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz

Donnerstag, 1. Mai 1873

«o. 51

niederster Satz) folgender«

in Ewas auf.

Adeline.
Novelle von Gottlieb Richter,

(Schluß.)
„Sag mal," wandte er sich an den Forstmeister und nahm ihn
beim Rockknopf, „sprichst du eigentlich noch deutsch, oder hast du allen
Germanismus in den russischen Waldseen ersäuft?"
„Einiges versteh ich noch," erwiderte Karl lachend, „sag' mir über-
mal, was bist du jetzt eigentlich? Du studierst doch nicht mehr?"
„Ich," erwiderte der ehemalige Senior, sich in stolze Positur-
werfend, „ich bin Assessor beim königlichen Gericht zu N., unbezahlbarer
Affeffox! — Minister in spo!" —
„Unbezahlbar," fiel lachend der Oberförster ein, d. h. er bekommt
keinen anderen Gehalt als den, den ich ihm auszahle und die Zulagen
der Mama."
„Nun kommt doch herein!" mahnte die sorgliche Mutter, „da laßt
Ihr mir den Karl in Staub und Hitze stehen."
Aber drinnen gabs ein eifriges, stundenlanges Erzählen. Vor
allen Dingen nahm der Oberförster den Pflegesohn in Anspruch und
ließ sich genau über russische Forsten und russischen Wildstand berichten.
Und als der Vater befriedigt war, hatte die herzensgute Mama tausend
Fragen, die Karl genau beantworten mußte. —
Darüber war der Tag verronnen und kühl und duftig senkte sich
der Abend auf den Wald. Alle Wipfel schauten regungslos empor ir-
den goldenen Abendhimmel, als sprächen sie ihr Nachtgebet. Di- unter-
gehende Sonne warf glühende Flammen ins Dickicht. —
„Komm Karl!" rief Albin lustig, „jetzt gehen wir spazieren und
erzählen uns was da« Herz drückt."
„Wie lange haben wir uns nun eigentlich nicht gesehen ?" fragte
der ehemalige Senior, als sie zusammen unter den Eichen gingen.
„Just zwei Jahr sinds," antwortete der andere, da ranntest du
fort von mir oben auf der WaldhLhe bei Steinthal."

Erscheint
wöchentlich drer Ma-
Dienstag, Donneruag
und Samstag.
Alle Postanstaltsn
rmd Boten nehme?-
Bestellungen an.

Deutsches Reich.
Wiesbaden, 28. April. Heute Abend fanden vor der
Wagemanu'schcn Brodfabrik Zusammenrottungen statt. Die !
Gendarmerie mußte einschreiten und djx Menge mit Säbel-

Zur Reform der Gemeiude-Ordrruug.
v.
Reform der Gemeindebesteuerung.
An der Hand des erwähnten Berichtes, dem ein dan-
tenswerthes, statistisches Material motivirend und erläuternd
beigegeben ist, gelangen wir zu dem dritten Hauptpunkt der

Das Verhältnis des staatssteuerpflichtigen Kapitals,
wie hieraus ersichtlich, zum Theil sogar erheblich höher als
Grund- und Gewerbesteuer-Kapital zusammengenommen,
muß dazu führen, durch Bezug des Ersteren eine theilweise
Entlastung des Letzteren zur Aufbringnng der Umlage zu
bewerkstelligen. Mit Ausnahme einer Stadt (Waldkirch)
waren die städtischen Umlagen in Baden von Jahr zu Jahr
in fortwährendem Steigen begriffen und stellen sich (Brei-
sach mit 8 kr. pro Hundert als " - - .
maßen:

„Richtig!" unterbrach ihn der Rechtsgelehrte, „du bandest mir da-
mals noch den Sechzehnender auf die Seele!"
„Und was ist aus dem geworden?" fragte Karl lachend.
„Laß die Tobten ruhen!" sagte der Student melancholisch,
„sieh, ich paßte ihm auf, nach deinem weisen Rathe auf dem Anstande,
da stiegt ihm unvorsichtiger Weise die Kugel ins Bein. Nun zog er
noch einige Zeit als abschreckendes Beispiel im Unterharze auf drei
Läufen umher, und jetzt ist er verschollen."
..Wie bist du damals heimgekommen?"
„Sehr wohl!" erwiderte Albin. „Oben vor dem Forsthautz Stein-
thal saß unsere Elfe. Ich kounts nicht übers Herz bringen, ich trat
an sic heran und fragte nach dem Wege. Natürlich lachte sie mich aus
d. h. sic beschrieb mir sehr freundlich den Weg, dabei umzog aber ihre
Lipp-n eine so spöttische Fröhlichkeit, daß ich mich bequem als ausge-
kocht betrachten konnte. — Du bist heute desselben Weges gekommen?"
„Ja!"
Der Jurist schien nachzufinnen.
„Hör mal," begann er dann plötzlich, „wo bist du eigentlich heute
morgen hergckommcn? Van der Station keinesfalls. Wo hast Du
gesteckt?"
„Wie so?" fragte Karl mit verhaltenem Lachen.
„Ja wisse, mein Sohn," erklärte ihm ernst der Assessor, „als
obrigkeitliche Person darf ick der allgemeinen Sicherheit wegen zweck-
loses Umhertreiben nicht leiden, du wirst dich also doch wohl genauer
erküren müssen." - - - - , I
„Nun sieh," beruhigte ihn Karl, ich habe bei dem Wirthe, wo wir
damals den Wein tranken, logirt." ' -
Der Inquisitor sah den Verdächtigen mißtrauisch an und meinte:
„Kann sein, auch nicht. - Du lachst mir so eigenthümlich. ES kommt
mir beinahe so vor, als ob du mich auslachst, grade wie die Elfe."
„Bist du ihr denn böse wegen des BuSlachens?"
„Karl, du bist mir im höchsten Grade verdächtig !" brach der

UoMische Hteberstcht.
K a i s e r Wilbel m ist am 27. April Nachmittags
1 Uhr 50 Minuten in Petersburg eingetroffen. Der
Kaiser wurde bei seiner Ankunft von einer zahllosen Volks-
menge auf das Enthusiastischste begrüßt, deren unaufhörliche
Kundgebungen ihn dis zum Winter-Palais begleiteten, vor
welchem eine Ehrenwache des Preobraschensüscheu Regimentes
ausgestellt war. Nach Entgegennahme des Rapportes alttr
Regimenter, deren Chef der Kaiser ist, wurde derselbe vom
Czaren und dessen ganzer Familie in die sür ihn bestimm-
ten Wohngemächer gelettet, wo ihm Kaiser Alexander sein
eigenes Portrait, einen, mit dem Georgen-Kreuze, dem eiser-
nen Kreuze und dem Orden kour Is nisrits geschmücUen
Ehrendegen mit der Inschrift „8a 6eüadro8t" (für Tapfer-
keit) sowie Vasen und ein Schreibzeug von Lapis LaznU
als Geschenk überreichte. Kaiser Wilhelm empfing diese Ge-
schenke mit Uebcrraschung und Rührung. Der Großfürst
Nicolaus brachte dann die Fahnen des Regiments Kaluga,
dessen Chef der Kaiser ist, zu demselben. Letzterer wird
zunächst den Großfürstinnen einen Besuch adftatten h später-
wird .Familientafel stattfinden.
Bei der Wahl iu Pari S hat die radikale
Partei gesiegt. Ein Telegramm aus P a r i s, 28. April,
lautet: Nach dem vorliegenden definitiven Wahlergebmssc
hat Barodet 180,146, R 6 m u s a t 135,407, Oberst
Stoffel 27,088 Stimmen echotten- — Aus dem De-
partements werden folgende Wahlresultttte gemeldet: Im
Departement „Gironde" erhielt Dupony 55,699 , Maitre
25,976 Stimmen, im Departement „Bouches du Rhone"
Lockroy (radikal) 37.700, Passt) (konservativ) 12,000 St.,
im Departement „Corröze" Latraöe (Republikaner) 7000,
Brunet (konservativ) 1800 St., nn Departement der „Marne"
Picard (Republikaner) 19,060, Boissonnet 6300 St., im
Departement des „Jura" Gagueur (Republikaner) 21,500
Mejona (konservativ) 6883 Stimmen. Iw Departement
des „Morbihan" scheint die Wahl DubvdauS (Clerikal)
als sicher berrachtet werden zu können. — Das Journal
„Le Sicc e", erklärt, Paris habe seinen Willen auf die
unzweideutigste Weise kundgegeben, es sei zu hoffen, daß das
Verdikt von Paris durch die Provinzen bestätigt werde und
daß der Präsident der Republik auf die Stimme des Lan-
des, ,das sich ausgesprochen habe, höre. In einigen Sek-
nonen und namentlich in den aristokratischen Vierteln hatte
Römusat meist das Doppelte der Stimmeuzahl, welche auf
Barodet fiel, während in den Arbeitervierteln und Vorstäd-
ten Parodet das Doppelte und Dreifache der für Rsmusai
abgegebenen Strmmenzahl erhielt.

dem Städtetag zur Berathung vorliegenden Reformen, der
Besteuerung, welche naturgemäß jeden Steuerzahler interesstrt.
Bisher wurde nur ein Theil des staatssteuerpstichtigen
Kapitals, mit besonderer Ausnahme der Kapital- und Klas-
, sensteuer, zu den Gemeindelasten herangezogen, indem die
i Gemeinde-Umlage sich nur auf das Gewerbe-, Häuser-,
j Grund- und Gefüllsteuer-Kapital erstreckte. Die allseitig
für nothwendig erachteten Reformbestrebungen wollen nun-
- mehr insbesondere neben dem Beizuge der Capital- und
i Klaffensteuer den Gemeinden größere Freiheit in der Be-
! stenerung, mit Rücksicht auf lokale Verhältnisse, zuweifen.
, Die Einführung der Einwohnergemeinde würde für
die Einkommensteuer die rechtliche Grundlage schaffen; die
nachfolgenden Daten ergeben, namentlich für Städte von
über 6000 Einwohner, bis zur Evidenz die Thatsache, daß
! die beabsichtigte Reform eine bei Weitem gleichmäßigere
i Bethciligung wie vordem an den Lasten herstellt.
Im Jahre 1872 betrug das Kapital

B reiZ
vkritttährttch 4ö kr
Inserate
Vie viergespaltene
Petitzeüe oder deren
Raum 4 kr.
Lokalanz eigen
S k.

„Beichte mein Sohn!" sagte der Jurist mit Würde.
„Als ich auf Hachsenburg war, hatten wir in der nächsten Stadt
einen Tlub, der zuweilen einen Ball hatte. Als ich zum ersten Male
> nach diesem Balle kam, fand ich — rathe!"
„S i e!"
„Ich freute mich herzinniglich, kam aber nachher mit ihr in Zank."
Sic ist sehr stolz!" warf der Assessor ein. —
„Dm ganzen Winter wurde sie umschwärmt von den junge» Rittern,
aber sic behandelte alle äußerst kühl."
„Auch den Herrn Forstmeister?" fragte der Begleiter.
„Ich ließ mich gar nicht behandeln," erwiderte Karl, „ich zog
mich zurück. Aber lieb hatte ich sie doch, nur glaubte ich nicht, daß
sie viel Notiz von mir nähme, bis ich am letzten Abend auf einer
Waldparthie fand, daß mein Bild in ihrem Herzchen vielleicht doch
bester Platz hatte, als ich glaubte."
Der Jurist nickte und brummte: „Stimmt!"
„Was stimmt?"
„Erzähl nur weiter, mein Sohn!"
„Am andern Morgen holte mich das Schicksal in Gestalt Les russi-
schen Grafen nach dem Wolchonsth-Walde, und nun —"
„Nun bist du gekommen, um die Geschichte von der Waldparihie
zum glücklichen Ende zu bringen," unterbrach ihn Albin, „ich wünsche
guten Fortgang!"
Nein, Albin," erwiderte Karl mit dem seligsten Gesichte, „ich
brauche deinen Wunsch nicht mehr, Edeline ist mein seit gestern!"
„Bist du toll?" schrie der Assessor in höchstem Schreck und machte
einen Seitensprung von mindestens acht Fuß, „hab ichs nicht gesagt,
eiferte er dann auf der anderen Seite des übersprungenen Graben?,
„daß da ein Diebstahl begangen ist? Du hast ihr, und sie hat Dir
das Herz gestohlen. DaS ist ein verwickelter Fall, auf den wieder kein
Paragraph deS ganzen (torpnü.juriy paßt."
> „Mbin, Albin l" - rief Karl in vorwerfendem Tone, „und Du
Assessor hervor. Entweder hast du gestohlen, oder du bist bestohlen wünschest mir nun nicht einmal Glück?"
und Hafts nicht angezeigt!" „Ich Dir Glück? Nein alter Junge," rief er von der anderen
„Närrischer Kauz!" lachte der Forstmeister, „komm, gib mir deinen Seite, „alles Glück der Erde ist Dein. Ich Habs gewußt, was Deiner
Arm, ich will dir eine schöne Geschichte erzählen." wartete, Allershausen hat mirS erzählt und deshalb sagte ich vorhin,

chwchingcr Wochcnblstt
AmLsverkündigungsVl'att für den Aezirk Schwetzingen.

Weinstocks erfroren, so im Taubergrund, im ?
Bühlerthal, im Seekrcis und den betreffenden deru Lan-
deSgegeuden. So schreibt man uns z. B. vo
(bei Oberkirch), baß die jungen Schosst von
2 Zoll schon vorgcrück! waren und viele San
nun aber vom 25.—27. d. M. in den Nächt"
erfroren sind. Dabei kehren ja die verderb

tttebcn miSemanbcrtrelben. Eine Anzahl von Verhaftungen
wurde vorgeno nmen. Die Militärbehörde trifft Vorsichts-
maßregeln.
Ans Baven, 29. April. Der schauerliche Nach-
winter der letzien Tage und Nächte war für alle Theile
unseres Landes fast gleich unheilvoll. So vielversprechend
durchweg die Aussichten waren für Wein, Obst, Getreide
und Fnttergewächse, so betrübend ist die Vernichtung der
Hoffnungen so Vieler. Vielleicht stellt sich noch der Scha-
den nicht in dem Umfange heraus, wie es unter dem ersten
Eindruck der eisigen Luftströmung und der traurigen Zei-
chen der Zerstörung den Anschein hak. Vorerst lauten aber
die Nachrichten von überall her fast gleich ungünstig und
sind besonders in den niederen Lagen in Folge Les Frostes
der letzten Nächte die zu Tage getretenen Sprossen des
isgau, im

Ringelbach
1 Zoll bis
-n zeigten,
vollständig
chen Fröste
schon mehrere Jahre hinter einander wieder, weßhalb sich
die Rebljöcke gir nicht e holen können. Vom östlichen Bo-
densee wird geschrieben: Noch selten sahen die Seeufer-
G'-uu-iudeu ine Entwicklung einer solchen Prachlsülle in der
Natur, gesund nnd fruchtbar, dem üppigsten Pflanzenwuchse
günst g, w e in diesem Frühjahre, nur Schade, daß das ge-
fährliche Unwetter schon so viele Bäünwlüthcn geknickt, den
Saaten, den Gräsern, Kleen und Oelsamen rc. nnwider-
brmgliche Nachtheilc zugefügt hat.
Ausland.
St. Petersburg, 28. April. Die Stadt ist in
reichem Awggeuschmuck. „Rußte Mic" und „Golos" be-
grüßen den Kaiser Wilhelm als erlauchten Waffengefährten
der russischen Armee vorn Jahr 1713 und als treuen Al-
liirteu Rußlands seil dieser Zeit. Gestern Abend besuchten
beide Kaiser die Vorstelluu-g im Theater, wo das Ballet
„Comargo" gegeben wurde.
Lissabon, 28. April. Die Militärkommission für
die Befestigung Lissabons hat ihre Arbeiten wieder ausge-
nommen. Noch immer treffen hier zahlreiche spanische
Familien aus den besitzenden Klaffen ein. Zoriüa hält sich
noch

... .
VII. Jahrgang.
Für Vas „Gchwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im Philippsburger <L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.




der Häuser- der Gewerbe-
der Kapital-
steuer,
steuer,
steuer,
In Mannheim
9,830,050
19,027,200
29,387,330
„ Karlsruhe
13,418,125
8,419,200
50,586,700
„ Freiburg
5,420,500
8,237,075
26,735,930
„ Heidelberg
5,846,000
7,374,425
19.085.000
„ Pforzheim
3,971.375
8,941,300
13,438,360
, „ Rastatt
1,409,575
1,565,700
2,721,020
i „ Baden
2,783,550
3,885,275
9,027,780
> „ Constanz
1,208,075
2,419,430
7,433,910
! „ Bruchsal
1,085,875
2,555,825
2,790,940

Mannheim
Carlsruhe
54 kr.
29 „
Pforzheim
40 „
Freiburg
18 .
Rastatt
30 „
Constanz
30 „
Waldshut
53 „
Mosbach
54 „
Boxberg
43 „
Säckingen
41 ,
Furtwangen
fl. 1. 13 „
Lahr
45 „
Heidelberg
41 „
 
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