Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanftalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.
lhMtzmgtr WochtMsll
Amtsverkündigungsötatt für den Mezirk Schwetzingen.
Preis
vnrislzävrlich 4ö
Inserate
die viergespaltene
Petitzelle oder deren
Raum 4 kr.
2 okal anz eigen
3 kr.
Badische H o p f e n) r i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
M. 21.
Donnerstag, 20. Februar 1873.
VII. Jahrgang.
Für das „Schwetzirrger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger Wochenblatt Gratis-Aufnahme.
auf dieses Blatt wer- ,
den bei sümmtlichen Postan-
stalten sowohl als bei den Landpostbolen angenommen. -
- _Die Expedition.
Depeschen.
* Madrid, 18. Februar. (H.-B.-R.) Ein Rund- j
schreiben Castelars an die Vertreter Spaniens bei den l
auswärtigen Höfen, besagt, daß die Republik nicht ein Act s
der Ueberrumpelung, sondern eine nach reiflicher Ueberlegung i
der Cortes vollzogene Handlung gewesen sei. . >
Dasselbe läßt dem loyalen und constilutionellen Beneh-
men des Exkönigs Amadeus I., der die Abneigung einer >
auf seine Unabhängigkeit eifersichtigen stolzen Nation nicht zu .
überwinden vermocht habe, Gerechtigkeit wiederfahren. Die '
Republik wurde adoptirt und die Regierung ohne irgend :
welche Pression gewühlt. i
politische Zleöerstcht. '
In mehreren größeren Organen der Presse wurde mehr
oder minder deutlich die Behauptung ausgesprochen, Fürst
Bismarck habe der E! nsetzung d e r U li t er-
such u n g s k o m m i s s i v n am längsten wider-
strebt. Wir fanden uns nicht bemüßigt diese Nachricht
zu colportiren, da wir dieser Nachricht keinen Glauben zu
schenken vermochten, und fühlen uns nun sehr angenehm
berührt, uns hierin nicht geirrt zu haben.
Fürst Bismarck, so wird der „Sp. Z." von glaub- '
würdiger Seite mitgetheilt, nahm von dem ersten Äugen- ;
blick an, ws die Forderung einer Untersuchung über die
Mißstände in dem Eisenbahncoucessionswcsen aufgetaucht s
sind, unzweideutig und entschieden die Stellung ein, daß es
für die Regierung unerläßlich sei, auf jenen Gedanken ein-
zugehen und die Uebelstände der vollen öffentlichen Prüfung
zu unterwerfen. Diesen Standpunkt hat er durch alle Phasen
der Angelegenheit unverrückt behauptet und am wenigsten
ihn dann aufgegeben, als der Abg. Lasker seine Rede vom -
7. Februar gehalten und den Antrag auf Einsetzung einer §
parlamentarischen Untersuchungskommission eingebracht hatte, l
Der Fürst erwies sich bei dieser Gelegenheit durchaus frei ;
von büreaucratischen oder falschen conservativen Vorurtheilen.
Insoweit das Maß der einzuräumenden Dessen'lichkeit in z
Frage kam, vertrat er den Standpunkt, daß es dafür keine s
beengende Grenze geben dürfe, vielmehr alle Vorgänge inner- !
halb des betreffenden Verwaltungszweigs wie unter einer i
Glasglocke sichtbar werden müßten. Etwaigen Bedenken
gegen den Modus des Lasker'schen Antrags, wie sie ja von s
einigen Gesichtspunkten aus erhoben werden konnten, räumte .
Fürst Bismarck nicht im Entferntesten die Wichtigkeit ein, §
welche er der sittlichen Nothwendigkeit zusprach, die für ;
die Regierung bestände, auch nicht den Schein anfkom- ,
men zu lassen, als habe sie das Licht zu scheuen. Den
wesentlichen Zweck des Lasker'schen Antrages hat Fürst '
Bismarck stets anerkannt und gebilligt. So war sein Ver- !
halten bei allen Berathungen und privaten Besprechungen, !
wenn er auch zugeben mußte, daß man über die einzelnen i
Modalitäten verschiedener Meinung sein könne. Aber an !
dem, was jener Antrag eigentlich wollte, und worauf die
Nation mit Recht Werth legte, an der freien, mit den Ga- >
rantien des durchgreifenden Ernstes und der vollen Unpar- §
teilichkeit ausgestatteten, unter Mitwirkung der Landesver- s
tretung stattfindenden, und bis in jeden Winkel, wo Schlim- z
mes versteckt liegt, leuchtenden Untersuchung, würde sich der
Fürst nichts haben abdingen lassen.
In ganz Preußen hat man es mit freudiger Genug-
thuung begrüßt, daß der Monarch, in vollem Einklang mit
den Gefühlen seines Volkes, den sittlichen Kern der Sache
so lebendig ergriff und darnach handelte Aber auch der -
Reichskanzler war kein minder warmer Anwalt der großen ,
ethischen Interessen des Staats, welche in Frage standen, .
«nd er war der Erste, dem der König seinen Gedanken der !
Botschaft mittheilte, und der seine volle Uebereinstimmung s
damit erklärte. Als dann das Staatsministerium den aus
der Königlichen Initiative hervorgegangenen Vorschlag be- !
rieth, hatte derselbe in dem Fürsten, der darüber bereits s
orienürt war, den entschiedensten Vertreter. — §
Nachrichten aus Madrid besagen: die Regierung s
habe einen Gesetzentwurf, die Einberufung der Reserven !
betr., eingebracht. Nach d.'M „Diaro populär" har eine j
von der Regierung veranlaßte Versammlung von Deputir- !
tcn stattgefunden, wobei die Opposition erklärte, baß sie,
da sie bei der gewöhnlichen Lage der Dinge kein Vertrauen
zur Regierung gehabt, jetzt, nachdem die Lage ernster, wenn
auch nicht gefährlicher geworden, derselben nm so weniger
ein solches entgegen zu tragen vermög".
Nach dem „Jmparcial", wird ein Decret alle Offiziere,
die den Eid verweigerten, in ihre Grade wieder einsetzen —
Castellar wurde von den Republikanern eine Serenade ge-
bracht. Er ermahnte dieselben zur Ruhe und Mäßigung,
worauf dieselben mit einem Hoch auf die Republik und
Castelar auseinander gingen. — Castelar beabsichtigt den
auswärtigen Machten ein Memorandum zugehen zu lassen,
worin er darlhun will, daß die republikanischen Institutionen
dein Nationalgefühl entsprechen, und daß die spanische
Republik nach Außen weder direct noch indirect einen ag-
gressiven Charakter an sich trage, sie werde sich nie in die
Angelegenheiten anderer Völker mischen.
Nach Nachrichten aus Barcelona zogen 40V Stu-
denten mit Musik und Fahnen durch die Straßen und ver-
langten die Räumung der Universität von den Truppen,
sowie Freiheit und Unentgeldlichkeit des Unterrichts. Der
Präfect versprach an die Regierung zu berichten. — Vier-
tausend Arbeiter, welche sich auf dem Constitutionsplatze zu-
sammengefunden hatten, riefen die Föderativ-Republik aus.
! wahrscheinlich weil die betreffenden Mitglieder auch als
Actionäre sich später bethsiligen wollten. Sie werden später
erfahren, welche Herren es waren. Von jetzt ab waren es
wieder neue Mitglieder, die zur Eintragung gekommen sind.
Im Oktober tritt dieser neue Verwalmngsrath zusammen
! und erwählt nochmals die drei leitenden Mitglieder des
i Ausschusses, warum, weiß ich nicht. Und siehe da, statt
! des Herrn Wagener wird Herr Schuster zum Vorsitzenden
gewählt und Herr Oder zum Stellvertreter und so Herr
Wagener von denen, welchen er mitgeholfen hat, zu Ver-
waltungsräthen zu machen, außer Besitz gesetzt. Da er-
scheint ein langer Protest des Herrn Wagener vom 5.
Oktober; mich wundert nur, wie man zu öffentlichen Acten
einen solchen Protest geben kann. Er erscheint also bei
dem Handels-Minister und protestirt dagegen, daß Schuster
und Oder als Verwaltungsräthe eingetragen werden könn-
ten. Herr Wagener legt als bisheriger Aktionär und Vor-
sitzender des Verwaltungsraths Protest ein gegen die gestern
! erfolgten Wahlen des Vorsitzenden und des Stellvertreters,
l (Redner macht an dieser Stelle umfassende Mittheilungen
' aus dem öffentlichen Handelsregister, die Jedermann wäh-
rend der Dienststunden einsehen kann. Herr Wagener legt
! als „persönlicher Concessienär" und als bisheriger Vorsitzen-
> der des Verwaltungsraths unter dem 4. October 1871
Es wurden Reden gehalten und auch eine Frau sprach.
Die Arbeiter verlangten eine Reduktion der Arbeitszeit und ,
und eine entsprechendere Bemessung der Löhne. Am Abend
fand eine Illumination statt, die Bevölkerung verhielt sich .
indessen ruhig. —
Aus London melden die „Times" daß England '
bezüglich der Zusicherungen, welche Rußland gegeben, sich !
ganz zufrieden geben könne. Wir können nichts Besseres t
thun, fährt das Blatt fort, als die Hülfsquellen unseres .
asiatischen Reiches zu entwickeln und die Zuneigung des -
Volkes zu erhalten suchen, ist dies geschehen, so hat ein !
Gegner nichts Schreckliches mehr für uns; das englische z
Indien wird dann keinem Angriff ausgesetzt sein, vielmehr >
wird es einen prädominirenden Einfluß auf die orientalische <
Politik äußern.
Aus Philadelphia erfährt man, daß der Dampfer
„Jonas" in der Bai von Galvestone in Brand gerathen s
ist, wobei 21 Personen das Leben verloren" haben. Nach .
den „Times" wäre die Depesche in unserem letzten Blatte
eine Telegrap Hen-Ente, denn dieselben dementiren :
die Ermordung des peruvianischen Präsidenten, sowie die
Einäscherung des Regierungsgebäudes in Peru. s
Rede Lasker s im preutz. Abgeordnetenhause
HI- !
Dieses Schriftstück wird präsentirt im Februar zur Ein-
traguug des neuen Verwaltungsrathes — es werden jetzt
noch sechs neue Personen zugewählt — und zur Eintragung
der neuen Gesellschaft. Darauf rügte der Handels-Minister
dieß mit der Behauptung, daß dieß ganz willkürlich, daß .
die ganze Versammlung voller Unregelmäßigkeiten und nicht >
in der Lage fei, eine neue Gesellschaft zu bilden. Darauf-
hin beschwerten sich die Herren beim Kammergericht, und
während diese Beschwerde noch beim Kammergericht schwebt, !
nahmen die drei Herren die Beschwerde zurück, und ich weiß :
nicht, aus welchem Grunde, es war ein neuer Handels-
Minister ( ?) gekommen, der nur auf Grund des Rescripts !
des Handels-Ministers sich bewegen ließ, sie wieder als
Handelsgesellschaft einzutragen (hört, hört! Pfui!), und
nun nimmt Herr Wagener die Beschwerde zurück und er-
klärt : Wir sind die alte Gesellschaft. Es geht aus den t
Akten nicht hervor, ob dieß mit Zustimmung der übrigen
Mitglieder geschehen ist, aber ich finde eine Beschwerde von
einem Mitglieds, das mit in den Verwaltungsrath gewählt
war, Herr Wagener wolle den Verwaltungsrath zum März
nicht zusammenrufen, er wisse den Grund nicht, und bittet,
ihn einzutragen. Herr Wagener aber erklärt: Wir sind
die alte Gesellschaft mit den alten Statuten, mit den 40,000
Thlr. und mit allem, was daran hängt, und als Ver-
Protesi ein gegen die am Tage zuvor erfolgten Wahlen
des Vorsitzenden und Stellvertreters, gegen Herren Kahle
und Hackel und endlich gegen den Bankdirector Schuster,
gegen den letzteren, weil er in noch nicht abgewickelten
Contractsverhältniffen zur E.-G. steht, und die verbliebe-
nen Differenzen so erheblicher Art sind, daß dieselben schwer-
lich in Güte ihre Erledigung finden, sondern voraussichtlich
zu einem strafgerichtlichen Verfahren führen dürften ) Dieß
ist also die Denunciation. Darauf die Antwort des Richters:
es sei gar nicht der Lärm nöthig; die drei Herren seien
Herren der ganzen Materie; Wagener sei auf ein ganzes
Jahr gewählt, und so lange er nicht niederliege, könne
Schuster nicht an seine Stelle treten, und von einer Ein-
tragung könne nicht die Rede sein! — Da mit einem
Male zieht Wagener seinen Protest zurück — was eine ganz
gleichgültige Thatsache ist. Aber folgende notariell vollzogene
Thatsache erscheint im November. Herr Wagener erklärt,
daß er auf einige Zeit verreisen müsse und deshalb den
Vorsitz im Verwaltungsräthe niederlege, und nun treten
die drei Personen Schuster, Oder und Wagener zur Wahl
eines neuen Vorsitzenden zusammen und wählen einstimm g
zum Vorsitzenden Oder, zum Stellvertreter Schuster! (Große
Heiterkeit. Hört, Hört!) Also diesen früher von ihm an-
geschuldigten Menschen wählt der Herr Wagener einige Zeit
nachher zum Stellvertreter des Vorsitzenden im Verwaltungs-
rache, und den Oder zum Vorsitzenden, beide Vertreter der-
jenigen Handlungen, mit welchen die Gesellschaft in so schwe-
ren, erheblichen Differenzen steht, sind nun die Herren die-
ser Eisenbahnen und aller Verträge. — Was liegt nun da-
zwischen? Da habe ich nun das Zeugniß eines Mannes,
der sich erboten hat, jedes Wort zu beschwören, sobald ihm
die Gelegenheit zum Eide geboten werde, und ich habe reich-
liche Thatsachen von diesem Herrn erhalten, und auch von
anderer Seite mir reichlich zugegangene Thatsachen in allen
Punkten bestätigt gefunden. Ich werde einen großen Theil
derselben nachher noch mittheilen. Dazwischen liegt ein Ab-
kommen — und da komme ich auf die dunklen Worte in
der Zuschrift des Herrn Minister-Präsidenten — daß von
der zugebilligten Abfindung von 40,000 Thaler Wagener
die Hälfte erhalten solle. Dieses Abkommen war zwischen
Schuster, Oder und Wagener getroffen, und außerdem ha-
ben Schuster und Oder die Zeichnung auf Actwn, die
Wagener selbst gemacht hat und die vielleicht nach dem sehr
schlechten Course dieser Aktien einen ungeheuren Verlust er-
geben haben würde, von jenem Herrn übernommen, um dar-
auf hin die beiden Herren zum Vorsitzenden und Stellver-
treter wählen zu können. Ich werde die Geschäftsführung
i dieser Bahnen erwähnen, und Herr Wagener wird dabei
noch mehrfach eine Rolle spielen. Alles, was ich Ihnen
waltungsrath derselben mit der Vollmacht bis zwei Jahre
nach vollendetem Bau werden sie eingetragen. Dann wird -
eine neue Generalversammlung einberufen, die wiederum l
sehr in das Gebiet der Puppenmaschinerie gehörte und dem '
Herr Wagener werden nunmehr die 40- oder 44,000 Thlr.
bewilligt. Dann werden im Widerspruch mit dem Statut
sechs neue Mitglieder in den Verwaltungsrath gewählt.
angeführt habe, bis auf den letzten Punkt, den ich durch
Zeugenaussagen beweise, ist durch öffentliche Urkunden be-
glaubigt. Ich bin verpflu! tet, den Namen Wagener von
zwei erlauchten Persönlichkeiten zu trennen, auf die das
Vaterland mit Stolz blickt: der eine, Fürst Bismarck, auf
dessen Bureau Herr Wagner so lange gewesen ist, der an-
dere, der Munster-Präsident, General-Feldmarschall Graf
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Preis
vnrislzävrlich 4ö
Inserate
die viergespaltene
Petitzelle oder deren
Raum 4 kr.
2 okal anz eigen
3 kr.
Badische H o p f e n) r i t u n g.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
M. 21.
Donnerstag, 20. Februar 1873.
VII. Jahrgang.
Für das „Schwetzirrger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger Wochenblatt Gratis-Aufnahme.
auf dieses Blatt wer- ,
den bei sümmtlichen Postan-
stalten sowohl als bei den Landpostbolen angenommen. -
- _Die Expedition.
Depeschen.
* Madrid, 18. Februar. (H.-B.-R.) Ein Rund- j
schreiben Castelars an die Vertreter Spaniens bei den l
auswärtigen Höfen, besagt, daß die Republik nicht ein Act s
der Ueberrumpelung, sondern eine nach reiflicher Ueberlegung i
der Cortes vollzogene Handlung gewesen sei. . >
Dasselbe läßt dem loyalen und constilutionellen Beneh-
men des Exkönigs Amadeus I., der die Abneigung einer >
auf seine Unabhängigkeit eifersichtigen stolzen Nation nicht zu .
überwinden vermocht habe, Gerechtigkeit wiederfahren. Die '
Republik wurde adoptirt und die Regierung ohne irgend :
welche Pression gewühlt. i
politische Zleöerstcht. '
In mehreren größeren Organen der Presse wurde mehr
oder minder deutlich die Behauptung ausgesprochen, Fürst
Bismarck habe der E! nsetzung d e r U li t er-
such u n g s k o m m i s s i v n am längsten wider-
strebt. Wir fanden uns nicht bemüßigt diese Nachricht
zu colportiren, da wir dieser Nachricht keinen Glauben zu
schenken vermochten, und fühlen uns nun sehr angenehm
berührt, uns hierin nicht geirrt zu haben.
Fürst Bismarck, so wird der „Sp. Z." von glaub- '
würdiger Seite mitgetheilt, nahm von dem ersten Äugen- ;
blick an, ws die Forderung einer Untersuchung über die
Mißstände in dem Eisenbahncoucessionswcsen aufgetaucht s
sind, unzweideutig und entschieden die Stellung ein, daß es
für die Regierung unerläßlich sei, auf jenen Gedanken ein-
zugehen und die Uebelstände der vollen öffentlichen Prüfung
zu unterwerfen. Diesen Standpunkt hat er durch alle Phasen
der Angelegenheit unverrückt behauptet und am wenigsten
ihn dann aufgegeben, als der Abg. Lasker seine Rede vom -
7. Februar gehalten und den Antrag auf Einsetzung einer §
parlamentarischen Untersuchungskommission eingebracht hatte, l
Der Fürst erwies sich bei dieser Gelegenheit durchaus frei ;
von büreaucratischen oder falschen conservativen Vorurtheilen.
Insoweit das Maß der einzuräumenden Dessen'lichkeit in z
Frage kam, vertrat er den Standpunkt, daß es dafür keine s
beengende Grenze geben dürfe, vielmehr alle Vorgänge inner- !
halb des betreffenden Verwaltungszweigs wie unter einer i
Glasglocke sichtbar werden müßten. Etwaigen Bedenken
gegen den Modus des Lasker'schen Antrags, wie sie ja von s
einigen Gesichtspunkten aus erhoben werden konnten, räumte .
Fürst Bismarck nicht im Entferntesten die Wichtigkeit ein, §
welche er der sittlichen Nothwendigkeit zusprach, die für ;
die Regierung bestände, auch nicht den Schein anfkom- ,
men zu lassen, als habe sie das Licht zu scheuen. Den
wesentlichen Zweck des Lasker'schen Antrages hat Fürst '
Bismarck stets anerkannt und gebilligt. So war sein Ver- !
halten bei allen Berathungen und privaten Besprechungen, !
wenn er auch zugeben mußte, daß man über die einzelnen i
Modalitäten verschiedener Meinung sein könne. Aber an !
dem, was jener Antrag eigentlich wollte, und worauf die
Nation mit Recht Werth legte, an der freien, mit den Ga- >
rantien des durchgreifenden Ernstes und der vollen Unpar- §
teilichkeit ausgestatteten, unter Mitwirkung der Landesver- s
tretung stattfindenden, und bis in jeden Winkel, wo Schlim- z
mes versteckt liegt, leuchtenden Untersuchung, würde sich der
Fürst nichts haben abdingen lassen.
In ganz Preußen hat man es mit freudiger Genug-
thuung begrüßt, daß der Monarch, in vollem Einklang mit
den Gefühlen seines Volkes, den sittlichen Kern der Sache
so lebendig ergriff und darnach handelte Aber auch der -
Reichskanzler war kein minder warmer Anwalt der großen ,
ethischen Interessen des Staats, welche in Frage standen, .
«nd er war der Erste, dem der König seinen Gedanken der !
Botschaft mittheilte, und der seine volle Uebereinstimmung s
damit erklärte. Als dann das Staatsministerium den aus
der Königlichen Initiative hervorgegangenen Vorschlag be- !
rieth, hatte derselbe in dem Fürsten, der darüber bereits s
orienürt war, den entschiedensten Vertreter. — §
Nachrichten aus Madrid besagen: die Regierung s
habe einen Gesetzentwurf, die Einberufung der Reserven !
betr., eingebracht. Nach d.'M „Diaro populär" har eine j
von der Regierung veranlaßte Versammlung von Deputir- !
tcn stattgefunden, wobei die Opposition erklärte, baß sie,
da sie bei der gewöhnlichen Lage der Dinge kein Vertrauen
zur Regierung gehabt, jetzt, nachdem die Lage ernster, wenn
auch nicht gefährlicher geworden, derselben nm so weniger
ein solches entgegen zu tragen vermög".
Nach dem „Jmparcial", wird ein Decret alle Offiziere,
die den Eid verweigerten, in ihre Grade wieder einsetzen —
Castellar wurde von den Republikanern eine Serenade ge-
bracht. Er ermahnte dieselben zur Ruhe und Mäßigung,
worauf dieselben mit einem Hoch auf die Republik und
Castelar auseinander gingen. — Castelar beabsichtigt den
auswärtigen Machten ein Memorandum zugehen zu lassen,
worin er darlhun will, daß die republikanischen Institutionen
dein Nationalgefühl entsprechen, und daß die spanische
Republik nach Außen weder direct noch indirect einen ag-
gressiven Charakter an sich trage, sie werde sich nie in die
Angelegenheiten anderer Völker mischen.
Nach Nachrichten aus Barcelona zogen 40V Stu-
denten mit Musik und Fahnen durch die Straßen und ver-
langten die Räumung der Universität von den Truppen,
sowie Freiheit und Unentgeldlichkeit des Unterrichts. Der
Präfect versprach an die Regierung zu berichten. — Vier-
tausend Arbeiter, welche sich auf dem Constitutionsplatze zu-
sammengefunden hatten, riefen die Föderativ-Republik aus.
! wahrscheinlich weil die betreffenden Mitglieder auch als
Actionäre sich später bethsiligen wollten. Sie werden später
erfahren, welche Herren es waren. Von jetzt ab waren es
wieder neue Mitglieder, die zur Eintragung gekommen sind.
Im Oktober tritt dieser neue Verwalmngsrath zusammen
! und erwählt nochmals die drei leitenden Mitglieder des
i Ausschusses, warum, weiß ich nicht. Und siehe da, statt
! des Herrn Wagener wird Herr Schuster zum Vorsitzenden
gewählt und Herr Oder zum Stellvertreter und so Herr
Wagener von denen, welchen er mitgeholfen hat, zu Ver-
waltungsräthen zu machen, außer Besitz gesetzt. Da er-
scheint ein langer Protest des Herrn Wagener vom 5.
Oktober; mich wundert nur, wie man zu öffentlichen Acten
einen solchen Protest geben kann. Er erscheint also bei
dem Handels-Minister und protestirt dagegen, daß Schuster
und Oder als Verwaltungsräthe eingetragen werden könn-
ten. Herr Wagener legt als bisheriger Aktionär und Vor-
sitzender des Verwaltungsraths Protest ein gegen die gestern
! erfolgten Wahlen des Vorsitzenden und des Stellvertreters,
l (Redner macht an dieser Stelle umfassende Mittheilungen
' aus dem öffentlichen Handelsregister, die Jedermann wäh-
rend der Dienststunden einsehen kann. Herr Wagener legt
! als „persönlicher Concessienär" und als bisheriger Vorsitzen-
> der des Verwaltungsraths unter dem 4. October 1871
Es wurden Reden gehalten und auch eine Frau sprach.
Die Arbeiter verlangten eine Reduktion der Arbeitszeit und ,
und eine entsprechendere Bemessung der Löhne. Am Abend
fand eine Illumination statt, die Bevölkerung verhielt sich .
indessen ruhig. —
Aus London melden die „Times" daß England '
bezüglich der Zusicherungen, welche Rußland gegeben, sich !
ganz zufrieden geben könne. Wir können nichts Besseres t
thun, fährt das Blatt fort, als die Hülfsquellen unseres .
asiatischen Reiches zu entwickeln und die Zuneigung des -
Volkes zu erhalten suchen, ist dies geschehen, so hat ein !
Gegner nichts Schreckliches mehr für uns; das englische z
Indien wird dann keinem Angriff ausgesetzt sein, vielmehr >
wird es einen prädominirenden Einfluß auf die orientalische <
Politik äußern.
Aus Philadelphia erfährt man, daß der Dampfer
„Jonas" in der Bai von Galvestone in Brand gerathen s
ist, wobei 21 Personen das Leben verloren" haben. Nach .
den „Times" wäre die Depesche in unserem letzten Blatte
eine Telegrap Hen-Ente, denn dieselben dementiren :
die Ermordung des peruvianischen Präsidenten, sowie die
Einäscherung des Regierungsgebäudes in Peru. s
Rede Lasker s im preutz. Abgeordnetenhause
HI- !
Dieses Schriftstück wird präsentirt im Februar zur Ein-
traguug des neuen Verwaltungsrathes — es werden jetzt
noch sechs neue Personen zugewählt — und zur Eintragung
der neuen Gesellschaft. Darauf rügte der Handels-Minister
dieß mit der Behauptung, daß dieß ganz willkürlich, daß .
die ganze Versammlung voller Unregelmäßigkeiten und nicht >
in der Lage fei, eine neue Gesellschaft zu bilden. Darauf-
hin beschwerten sich die Herren beim Kammergericht, und
während diese Beschwerde noch beim Kammergericht schwebt, !
nahmen die drei Herren die Beschwerde zurück, und ich weiß :
nicht, aus welchem Grunde, es war ein neuer Handels-
Minister ( ?) gekommen, der nur auf Grund des Rescripts !
des Handels-Ministers sich bewegen ließ, sie wieder als
Handelsgesellschaft einzutragen (hört, hört! Pfui!), und
nun nimmt Herr Wagener die Beschwerde zurück und er-
klärt : Wir sind die alte Gesellschaft. Es geht aus den t
Akten nicht hervor, ob dieß mit Zustimmung der übrigen
Mitglieder geschehen ist, aber ich finde eine Beschwerde von
einem Mitglieds, das mit in den Verwaltungsrath gewählt
war, Herr Wagener wolle den Verwaltungsrath zum März
nicht zusammenrufen, er wisse den Grund nicht, und bittet,
ihn einzutragen. Herr Wagener aber erklärt: Wir sind
die alte Gesellschaft mit den alten Statuten, mit den 40,000
Thlr. und mit allem, was daran hängt, und als Ver-
Protesi ein gegen die am Tage zuvor erfolgten Wahlen
des Vorsitzenden und Stellvertreters, gegen Herren Kahle
und Hackel und endlich gegen den Bankdirector Schuster,
gegen den letzteren, weil er in noch nicht abgewickelten
Contractsverhältniffen zur E.-G. steht, und die verbliebe-
nen Differenzen so erheblicher Art sind, daß dieselben schwer-
lich in Güte ihre Erledigung finden, sondern voraussichtlich
zu einem strafgerichtlichen Verfahren führen dürften ) Dieß
ist also die Denunciation. Darauf die Antwort des Richters:
es sei gar nicht der Lärm nöthig; die drei Herren seien
Herren der ganzen Materie; Wagener sei auf ein ganzes
Jahr gewählt, und so lange er nicht niederliege, könne
Schuster nicht an seine Stelle treten, und von einer Ein-
tragung könne nicht die Rede sein! — Da mit einem
Male zieht Wagener seinen Protest zurück — was eine ganz
gleichgültige Thatsache ist. Aber folgende notariell vollzogene
Thatsache erscheint im November. Herr Wagener erklärt,
daß er auf einige Zeit verreisen müsse und deshalb den
Vorsitz im Verwaltungsräthe niederlege, und nun treten
die drei Personen Schuster, Oder und Wagener zur Wahl
eines neuen Vorsitzenden zusammen und wählen einstimm g
zum Vorsitzenden Oder, zum Stellvertreter Schuster! (Große
Heiterkeit. Hört, Hört!) Also diesen früher von ihm an-
geschuldigten Menschen wählt der Herr Wagener einige Zeit
nachher zum Stellvertreter des Vorsitzenden im Verwaltungs-
rache, und den Oder zum Vorsitzenden, beide Vertreter der-
jenigen Handlungen, mit welchen die Gesellschaft in so schwe-
ren, erheblichen Differenzen steht, sind nun die Herren die-
ser Eisenbahnen und aller Verträge. — Was liegt nun da-
zwischen? Da habe ich nun das Zeugniß eines Mannes,
der sich erboten hat, jedes Wort zu beschwören, sobald ihm
die Gelegenheit zum Eide geboten werde, und ich habe reich-
liche Thatsachen von diesem Herrn erhalten, und auch von
anderer Seite mir reichlich zugegangene Thatsachen in allen
Punkten bestätigt gefunden. Ich werde einen großen Theil
derselben nachher noch mittheilen. Dazwischen liegt ein Ab-
kommen — und da komme ich auf die dunklen Worte in
der Zuschrift des Herrn Minister-Präsidenten — daß von
der zugebilligten Abfindung von 40,000 Thaler Wagener
die Hälfte erhalten solle. Dieses Abkommen war zwischen
Schuster, Oder und Wagener getroffen, und außerdem ha-
ben Schuster und Oder die Zeichnung auf Actwn, die
Wagener selbst gemacht hat und die vielleicht nach dem sehr
schlechten Course dieser Aktien einen ungeheuren Verlust er-
geben haben würde, von jenem Herrn übernommen, um dar-
auf hin die beiden Herren zum Vorsitzenden und Stellver-
treter wählen zu können. Ich werde die Geschäftsführung
i dieser Bahnen erwähnen, und Herr Wagener wird dabei
noch mehrfach eine Rolle spielen. Alles, was ich Ihnen
waltungsrath derselben mit der Vollmacht bis zwei Jahre
nach vollendetem Bau werden sie eingetragen. Dann wird -
eine neue Generalversammlung einberufen, die wiederum l
sehr in das Gebiet der Puppenmaschinerie gehörte und dem '
Herr Wagener werden nunmehr die 40- oder 44,000 Thlr.
bewilligt. Dann werden im Widerspruch mit dem Statut
sechs neue Mitglieder in den Verwaltungsrath gewählt.
angeführt habe, bis auf den letzten Punkt, den ich durch
Zeugenaussagen beweise, ist durch öffentliche Urkunden be-
glaubigt. Ich bin verpflu! tet, den Namen Wagener von
zwei erlauchten Persönlichkeiten zu trennen, auf die das
Vaterland mit Stolz blickt: der eine, Fürst Bismarck, auf
dessen Bureau Herr Wagner so lange gewesen ist, der an-
dere, der Munster-Präsident, General-Feldmarschall Graf