Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

DOI Kapitel:
No. 60 (22. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erslieint
wöchentlich drei Mn!
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.

MwthllM Wochml'lM.

Alle Postanstalten
nnd Boten nehme«
Bestellungen an.

Kmtsverkündigmrgsötatt für den Aezirk Schwetzingen.
D a k> i s ch c H o p f c n z e i t u n g.

Pre ! ?
vierte lsäh» UZ, :5 fr
Inserate
die viergespaltene
Petitzsrle oder deren!
Raum 4 kr.
Lokalanzeigen
3 kr.

Allgemeiner Anzeiger sin die badische und bayerische Rheinpfalz.

Donnerstag, 22. Mai 1873.

ttu. 60

VII. Jahrgang.

Mr Das ^Schwetzingcr Wochenblatt" bestimmte Inserate fnrb«m auch im Philippslmrger L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

R u n d s ch n u.
Nach der neuesten Bestimmung wird der Deutsche
Kaiser am 3. Juli in Ems zum Kurgebrauch eintreffen.
Die Ankunft deS Czaren wird am 7. Juni erfolgen.
Auch die „Deutsche Tabakzlg/' in Berlin fürchtet, das
Project einer Erhöhung der Tabaksteuer werde im
nächsten Jahre wieder von Neuem auftaucheu.
Aus Genf kommt die Mitteilung, daß die dort
etablirte Internationale in den letzten Zügen liegt.
Seit dem Erscheinen der Communeffüchllinge verzehrte sie
sich in erbitterten inneren Kämpfen, so daß eine Gruppe
nach der andern sich ablöste, auch mancher Einzelne sich da-
von überzeugte, daß die geträumte Verbesserung socialer
Zustände in dieser Gesellschaft mit durchaus untauglichen
Mitteln und auf unfruchtbarem Felde gesucht werde. So
sank Blatt um Blatt, Zweig um Zweig vom nie gesunden
Stamme. Jetzt stehen die Dinge so, daß die Unterhaltungs-
gelder nicht mehr hinreichen, um die Miethe im „Nsinxls
nniciwö" zu bezahlen. Dieser Tage hat der Eigenthümer
des genannte", Vereiiwbauses die Miethe gekündigt und die
Letzten dec Mohikaner werden demnächst ausziehen.
Die amtliche „Gaceta" vom 18. d. erklärt das von
dem „Msm. dipl." verbreitete Gerücht von Verhandlungen
zwischen Deuts ch land und Spanien über eine eventuelle
Abtretung der P h i l i p p i u i s ch e n Iusel n für durch-
aus unbegründet.
Thiers hat endlich einen wichtigen Entschluß ge-
faßt : er hat den Minister des Innern, de Goulard, ent-
lassen. Goulard theilte mehr noch, als Dufaurc die Ge-
sinnungen der Rechten, die ihn auch für ihre Zwecke im
Cabinet benutzte. Air seine Stelle ist Casimir Pcrier, der
früher schon einmal unter Thiers Minister des Innern
war, berufen, ein Mann des Centrums, ungefähr mit gleichen
Anschauungen wie Thiers und Remusak, und auch, wie
diese, früher — wenn nicht jetzt noch! — Orleanist. Da
aber Thiers Alles nnr halb thuk, so hat er neben dem
nach rechts neigenden Goulard auch den nach links neigen-
Unterrichtsministcr Simon entlassen. Damit will er den
Eindruck der Entlassung Gonlard's schwächen und der Rech-
ten andeuten, daß er es so schlimm nicht meint. Wir
werden bald sehen, wie diese ihm dankt! — An Simon's
Stelle — dessen Ministerium getheilt worden ist — hat
Waddington das Unterrichtsministerium erhalten, und For-
tan, der bisherige Arbeitsminister den Cultus übernommen.
An Fortou's Stelle ist Verenger getreten; alle anderen
Minister belnelten ihre Portefeuilles.
Der Papst soll sich einigen Nachrichten zufolge bessern,
nach anderen bereits im Sterben liegen. Den letzten De-
peschen zufolge scheinen die günstigen Nachrichten die
genaueren zu sein.

es gelungen, eine neue starke
den Lavalagern entfernt, j

selbstverständlich auch auf die so rapid in die Höhe getrie
denen Arbeitslöhne einwirken müssen, indem in den Fabriken
dann zahlreiche Arbeitskräfte entbehrlich werden. Hoffentlich
hat ili diesem Falle die Landwirthschaft Nutzen, welche schon
seit Jahren mit wirklichem Mangel an Arbeitern kämpfi."

Den Madoc-Jndianern ist
Position, etwa 30 Kilometer von
zu besetzen. Die Truppen vermögen nicht, sich derselben
zu bemächtigen und verlangen Verstärkungen nnd Mörser.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 20. Mai. Das Deutsche Reich
zählt nach den endgiltigen Ergebnissen der Zählung vom
December 1871 4l,009,999 ortsanwesende Bevölkerung
(Baden 1,461,562); hiezu kommen für die deutschen Trup-
pen nebst Angehörigen in Frankreich 48,642, ferner 2054
außerhalb Landes befindliche Personen der kaiserlichen Marine. !
Für Elsaß-Loihringen stellt sich die Bevölkerung auf 1,549,587 i
Seelen.
Berlin, 19. Mai. Wie man der „A. Allg Ztg."
berichtet, so hat die Strafprozeßordnungs-Coinmission sich
mit allen gegen drei Stimmen für die Schöffengerichte an
Stelle der Schwurgerichte ausgesprochen
Berlin, 20. Mai. Der Reichstag nahm in dritter !
Lesung fast einstimmig das Gesetz, betreffend den Umbau !
der Festungen an, ebenso fast einstimmig den Antrag Tell-
kampf's und Genossen, wegen Vorlegung eines Bankgesetzes. >
Der Bundes-Commissar Michaelis erklärte hierbei, der !
Bundesrats) verkenne nicht die Dringlichkeit. Ein bezüg- §
kicher Gesetzentwurf stehe mit Sicherheit für die nächste
Session in Aussicht.
Berlin, 20. Mai. Der Landtag ist heute Miltag
durch den Ministerpräsidenten geschlossen worden. Die
Thronrede wirft einen befriedigten Rückblick auf die.
Resultate der verflossenen Session, betont, daß dieselben vor
Allem dem Geist des vertrauensvollen Zusammenwirkens
zwischen der Staatsregierung und der Landesvertretung zu j
danken seien, und spricht die Hoffnung aus, das preußische i
Volk werde bei den bevorstehenden Wahlen der künftigen
Landesvertretung sich von demselben patriotischen Sinne
leiten lassen, von dem Sinne der festen, vertrauensvollen
Gemeinschaft mit der Regierung zur allseitigen Förderung
des wahren WK-ls und Gedeihens unseres Vaterlandes.
Leipzig, 19. Mai. Das „Leipz. Tagbl." schreibt:
„Nach Mittheilungen, welche uns im Laufe der gegenwär-
tigen Messe von Industriellen aus verschiedenen sächsischen,
preußischen und anderen Fabrikstädten zugingen, macht man
sich in diesen Kreisen auf eine längere industrielle Krisis
gefaßt. Schon gegenwärtig hat der Absatz bedeutend nach-
gelassen, und man glaubt aus verschiedenen Anzeichen ent-
nehmen zu müssen, daß es damit noch nicht fein Bewenden
hat. Der haupffächliche Grund zu der unerfreulichen Wen-
dung liegt in der Ueberproduction der letzten Jahre, der
fortdauernden Unmöglichkeit jedes größeren Exports nach
den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Umstand,
daß die französische Industrie wieder als beachtenswertste
Concurrentin auftritt. Die Krisis, wenn sie eintritt, wird

Ausland.
Moskau, 19. Mai. Der persische Schah ist heute
Mittag hier angekommen. Die englischen Zeitungsnachrichten
über die Einnahme von Chiwa sind unbegründet.
Hanoez, Industrie und Landwirthschaft.
Mannheim, 19. Mai.
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 17. — bis —. —.
fränkischer fl. 16. )5 bis 30., ungarischer fl. 12. 15 bis-.
russischer fl. 16. 45 bis fl. —. —. Roggen effec. fl. 11. — bis
— . . Gerste, Württemberg fl. —. — Pfälzer und hiesige st. 13—. . bis
fl.—. ., ungarische bis 12 45. Hafer fl. 9. 30, bis fl. 10. —. Kernen
fl. 16. 20 bis fl.-. Kohlreps deutscher fl. 10. 15, ungarischer st-,
—. —. bis fl. —. Bohnen fl. 11. —. bis fl. 12. 30 Kleesamen, deutscher
prima fl. —. —., sekunda fl. —. —. —, Luzerner fl. —. —.
bis -- —., Esparsette fl. —. —. bis
Leinöl in Partien fl. 22. 15. bis —. 30., Faßweise fl. 22
30. bis — . 45 ., Rüböl in Partien ' fl. 21. 45 bis — . —.
Faßweise fl. 22 15. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. —., Faßweise 11. 15. bis 30. 30.
Waldkirch, 15. Mai. Auf dem hiesigen Wochenmarkt sind die
Früchte verkauft worden per 50 Kilo: Waizen bester 9 fl. 15 kr., mittl.
7 st. 44 kr. geringster 6 fl. 30 kr. Kernen bester — fl. — kr., mittle-
rer — fl. — kr., geringster — fl. — kr. Halbwaizen bester 6 fl. 15 kr.
mittlerer 6 fl. 10 kr., geringster — fl. — kr. Roggen bester 5 fl.
45 kr., mittlerer 5 fl. 15 kr., geringster 4 fl. 48 kr. Molzer bester?
5 fl. 6 kr., mittlerer — fl. — kr., geringster 5 fl. — kr. Gerste
beste 6 fl. 15 kr. mittlere — fl. — kr., geringste 6 fl. kr. Haber bester
5 st. — kr., mittlerer — fl. — kr. ger. — fl. — kr.
Frankfurt, 19. Mai. Der heutige Viehmarkt war gut befah-
ren. Angetrieben waren 340 Ochsen, 160 Kühe und Rinder, 220
Kälber und 300 Hämmel. Die Preise stellten sich für: Ochsen 1
Qual. fl. 42; do 2. Qual. 40 fl., Kühe 1. Qual. 37 fl., do 2. 35
fl. Kälber 1. Qual. 40, Hämmel 36-37 fl.
Aus Stadt und Land.
* Schwetzingen, 20. Mai. Die am 15., 16., 17.
und 19. Mai dahier stattgehabte Musterung und Loofuug
der Militärpflichtigen ergab Folgendes : Stellungspflichtige sind
erschienest: 505, von diesen wurden 4 für augenscheinlich
unbrauchbar, 12 für unbrauchbar und 211 für brauch-
bar und einstellungsfähig erklärt, darunter 1
vorzugsweise Einzustellender, 14 Primolocisten, 104 des
laufenden Jahrgangs und 92 Disponible der Jahrgänge
1871 und 1872. Der Ersatzreserve I. Claffe wurden 78,
derjenigen der II. Claffe 9 Pflichtige zugetheilt; Zurückstel-
lungen auf 1 Jahr erfolgten wegen häuslicher Verhältnisse
4, wegen zeitiger Dienstunbrauchbarkeit und Körperschwäche
102, wegen Mindermaas (unter I M. 57 Cm.) 22, wegen
Kleinheit (von 1 M. 57 Cm. bis 1 M. 62 Cm.) 67,
wegen augenblicklichen Strafvollzugs 4 und ein Pflichtiger

Der Much des Goldes.
* * *
(Fortsetzung.)
„Sie kommen um das Geld zu holen?" fragte Cornelius, der
neben feiner Tochter vor dem Frühstück saß. „Ich hatte sie so früh
nicht erwartet, nun sie aber einmal hier sind, wollen wir die Angele-
genheit ordnen."
„Das ist es eigentlich nicht, was mich hierher führt," erwiderte
der Trödler, dessen stechender Blick prüfend auf den Zügen Hedwigs
ruhte. „Ich komme vielmehr, um sie auf etwas aufmerksam zu machen,
woran Sie und ihr Fräulein Tochter vielleicht noch nie gedacht haben.
Sehen sie, mir hat die Sterbende die Zukunft ihres Pflegekindes an-
vertraut, das Fräulein wird sich dessen erinnern, mir liegt es nun auch
ob, mein Versprechen" —
„Kommen sie ohne Umschweife zur Sache," unterbrach Cornelius
ihn ungeduldig, „warum handelt es sich?"
„Um die Anerkennung ihres Kindes."
„Mein Gott, habe ich Hedwig nicht als meine Tochter anerkannt?
Ich denke, darüber kann kein Zweifel mehr obwalten." —
„Erlauben Sie, diese Anerkennung allein genügt nicht. Ich setze
den Fall, Sie sterben heute oder morgen, was ja immer in der Mög-
lichkeit liegt, welche Beweise hat Fräulein Hedwig dafür, daß sie
ihre Tochter fei? Glauben Sie, das Gericht werde ihr ohne Weiteres
Glauben schenken?"

„Sie haben Recht," entgegnete Cornelius nach kurzem Nachdenken,
„und es ist mir lieb, daß sie mich darauf aufmerksam machen."
„Aber hat das so große Eile?" warf Hedwig ein. „Wer wird
denn imer gleich an Tod und —"
„Liebes Kind auf den Tod soll man in jeder Minute vorbereitet
sein," fuhr Cornelius ihr ins Wort fällend fort, wie aber ließe eine
rechtskräftige Anerkennung sich am leichtesten bewerkstelligen? Einen
öffentlichen Eclat möchte ich vermeiden, ich fürchte, der alten Bekannten
finden ohnehin sich genug, die mich mit ihren Glückwünschen belästigen
werden, sobald sie erfahren, daß ich als reicher Mann znrückgekehrt bin.
Rathen sie mir, ich bin in dergleichen Dingen unerfahren."
„Hm, der leichteste Weg wäre ein notarielles Testament," erwiderte
der Wucherer, während er mit seinem baumwollenen Taschentuch den
kahlen Schädel rieb und dabei den alten Herrn fragend anblickte.
„Ein Testament zu Gunsten ihr^r Tochter Clementine Cornelius. Man
könnte in diesem Document die Lebensschicksale der Universal-Erbin
in kurzen Umrissen schildern, um jedem späteren Einwurf vorzubeugen —"
„Ein Testament?" unterbrach Hedwig ihn. „Nein, Vater, gehen
sie nicht dazu über."
„Und weshalb soll ichs nicht thun?" fragte Cornelius.
„Man sagt, wenn man sein Testament aufsetze, so sei das ein
Vorbote des nahen Todes —"
„Oh, du glaubst an solche Ammenmärchen, Kind; ich habe schon
vor zehn Jahren mein Testament aufgesetzt und, wie du siehst, wandere
ich noch immer unter den Lebenden."
„Um so mehr ist es ihre Pflicht jenes Testament aufzuheben und
ein neues zu entwerfen," erwiderte der Trödler, man kann ja nicht
wissen, was die nächste Stunde bringt."

„Ich könnte Ihnen wirklich ernstlich böse sein," sagte Hedwig vor-
wurfsvoll. „Weshalb trüben sie durch ihre ernsten Vorschläge und
Warnungen unsere Freude? Ueberlassen sie es meinem Vater, für die
Sicherstellung meiner Zukunft Sorge zu tragen. Hätten sie sich meiner
und meiner armen Pflegemutter nicht in den Tagen der Noch in
einer so uneigennützigen Weise angenommen, so —"
„So?" fragte der Trödler im Tone gefpannter Erwartung, als
das Mädchen zögerte.
„So würde ich vermuthen, sie hegten die Hoffnung, in dem vor-
geschlagenen Testamente mit einem Legat bedacht zu werden."
Peter Schwind zuckte geringschätzend die Achseln.
„Ich denke, Sie kennen mich besser, als daß sie mich der Erb-
schleicherei beschuldigen können," erwiderte er. „Ich würde Herrn Cor-
nelius auf diesen Punkt nicht aufmerksam gemacht haben, wenn ich
ihrer Pflegemuter nicht gelobt hätte, für Ihre Zukunft Sorge zu tra-
gen."
„Ich danke ihnen nochmals dafür, daß sie mich darauf aufmerk-
sam gemacht haben," sagte Cornelius, während er dem Trödler einige
Banknoten überreichte. „Ihre Rechnung beträgt vierhundertfünfund-
zwanzig Thaler, hier sind tausend Dollars, betrachten sie den Ueber-
schuß als eine Ents: ädigung für ihre Bemühungen. Sie haben wohl
die Güte, uns heute Nachmittag zum Notar zu begleiten? Vier Zeugen
genügen, ich hoffe sie bis dahin gefunden zu haben."
Eine Handbewegung gab dem Wucherer zu verstehen, daß Cor-
nelius mit feiner Tochter allein zu sein wünsche; er entfernte sich mit
dem Versprechen, dem Wunsch des alten Herrn pünktlich Nachkomme^
zu wollen.
(Kvrtsetzung folgt.)
 
Annotationen