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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 19 (15. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0075

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KchwthilM Wochenblatt

Amtsverkündigungsbtalt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische H o p s c n z e i t u n g.

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die viergespaltene
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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

M. 19. Samstag, 15. Februar 1873. _VII. Jahrgang.
Für da^SchwetzittL^Woch^rblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

Depeschen.
* Paris, 13. Febr. (H.B.N) Der spanische Gesandte in
Paris, Olozaga, hat von seiner Regierung den Auftrag er-
halten Amadeus I. zu empfangen, wenn er in einem fran-
zösischen Hafen aussteigen sollte.
* Madrid, 13. Febr. (H.B.R.) In Madrid wie
in den Provinzen ist die Ruhe noch nicht gestört worden.
Alle Civit- und Militärbehörden der Provinzen haben
die neue Regierung anerkannt.
Die Nationalversammlung, hat ihr Bureau constituirt
und mit 222 Stimmen Marios zu ihrem Präsidenten ge-
wählt. Derselbe hat bei Annahme der Wahl eine mit
allgemeinem Beifall ausgenommen,.' patriotische Ansprache
gehalten.
Der König ist gestern früh um 6 Uhr abgereist und
wurde auf allen Stationen mit der größten Achtung behandelt.
* Madrid, 13. Febr. Die nordamerikanische Union
erkannte bereits gestern durch ihren Gesandten, General
Sickles, die spanische Republik an.
politische Zuversicht.
Zu den wichtigsten politischen Ereignissen zählt wohl
die Wirtschaft des Königs von Spanien, welche vorge-
stern Abend dem Congreß mitgetheilt wurde und die also
lautet: Der König verkenne nicht die hohe Ehre, die Ge-
schicke eines wenn auch tief erschütterten Landes bestimmen
zu dürfen und sei fest entschlossen gewesen, seiner eidlichen
Verpflichtung zur Bewahrung der Verfassung nachznlommen,
da er geglaubt habe, daß flinc Loyalität seiner Unerfahren-
heit ergänzend zur Seite stehen 'würde. Ueber diesen seinen
sehnlichsten Wunsch habe er sich indeß vollkommen getäuscht;
denn Spanien lebe in einem beständigen Kampfe. Wenn
es äußere Feinde wären, denen dieser Kampf gelte, würde
er niemals die Regierung niederlegen; so aber seien es die
Spanier selbst, welche sich bekämpften. Er wolle aber nicht
der König einer einzelnen Partei sein und auch uicht den
Gesetzen zuwider regieren. Alle weiteren Anstrengungen in
diesem Sinne halte er für unfruchtbar und deshalb lege
er für sich und seine Söhne und Wachkommen die
Krone nieder. Der Präsident des Kongresses beantragte
die Botschaft dem Senate mit dem Anträge auf gemein-
schaftliche Berathung beider Kammern, welche die Souveräne-
tätsrechte zu übernehmen hätten, zugehen zu lassen. Sala-
vcrrai sprach Namens seiner Partei den Wunsch aus, daß
man den Gesetzen gemäß verfahre und erklärte, eine Regie-
rung unterstützen zu wollen, welche die soziale Ordnung
und die Integrität Spaniens aufrecht erhalte. Ulloa gab
eine ähnliche Erklärung mit den von Beifall begleiteten
Worten ab : Das Vaterland müsse Jedem hoch über Allem
stehen. Castelar sprach seine Befriedigung über die Hal-
tung der Konservativen aus.
In der darauf stattgehabten gemeinschaftlichen Si-
tzung des Senats und des Kongresses führte der Prä-
sident des Senats den Vorsitz und verlas die Mittheilung
des Präsidenten des Kongresses, durch welche sich der Senat
und Kongreß mit einander verbunden als sie „Souveränen
Kortes von Spanien" erklären. Der Minister des Aus-
wärtigen, Marios, zeigt an, daß der Ministerpräsident
Zorilla am Erscheinen in der Versammlung verhindert sei,
daß der König aber den Entschluß, die Regierung nieder-
zulegen, auf das Bestimmteste ausgesprochen habe. Das
Ministerium habe seine EntlcHung eingereicht. Die Ab-
dankung des Königs wurde von den Kortes ein-
stimmig genehmigt; es wurde sofort eine Kommission
zur Entwerfung einer Antworts-Adresse auf die Botschaft
des Königs niedergesetzt.
In weiterem Verlaufe der Sitzung der Cortes wurde
eine Commission ernannt, welche dem Könige, das Geleite
bis zur Grenze geben soll. Der Antrag, zu erklären, daß
die Nationalversammlung die Staatsgewalt übernehme, daß
dieselbe eine verantwortliche Regierung ernenne, und daß
dieselbe außerdem damit beauftragt werde, die Form der
republikanischen Regierung endgültig festzustelleu, wurde unter-
stützt und die Berathung und die Beschlußfassung darüber
in verschiedene Abschnitte eingetheilt. Der erste Abschnitt,
welcher die republikanische Regierungsform feststellt und
der Versammlung die Regierungsgewalt überträgt, wurde
mit 256 gegen 32 Stimmen angenommen. Der ganze
Antrag wurde hierauf in Erwägung gezogen. Salmero

unterstützt den Antrag und empfiehlt Einigkeit und Ver-
söhnung unter allen Parteien, welche unter der Fahne
der Republik zusammenstehen müßten. ES gäbe keine
Republikaner von gestern und heute, alle seien Spanier. Der
Ministerpräsident Zorilla stellt den Antrag, daß vor der Ab-
stimmung eine Regierung ernannt werde. Rivero erklärt
darauf, daß der Präsident der Cortes für Erhaltung der
Ordnung und Ruhe einstehen werde. Zorilla besteht auf
seinem Anträge, Rivero appellirt an den Patriotismus,
der über jedem Parteigeiste stehen müsse, und fordert Zorilla
auf, seinen Sitz auf der Ministerbank einzuuehmen. Der
Minister des Auswärtigen, Marios, bedauert die Anwen-
dung so gewaltthätiger Formen in einem Augenblicke, wo
die Monarchie zu Grabe getragen werde. Rivero verläßt
darauf den Präsidentensitz und begibt sich aus dem Saal.
Figuerola tritt an seine Stelle-

Rede Lasker s im preutz. Abgeordneterrhause
II-
Die Gelegenheit ist nun nach langer Zwischenzeit zu
meinem Bedauern erst heute vorhanden und auch ohne die
sehr pikante Anregung des Ministerpräsidenten, daß ich eine
Unrichtigkeit zurückgenommen hätte, als ich nicht anders mehr-
gekonnt, die Thatsache an ihrer Stelle mitgetheilt. Jetzt
aber muß ich sie zurückweisen, denn vor Allem ist hier noth-
wendig, daß kein Schatten auf meiner Glaubwürdigkeit haften
bleibt. Nun, richtig ist, daß der Herr Prinz Biron kein
Geld bekommen hat, daß er keine Abfindung bekommen hat
von der Gesellschaft, aber, m. H. diese Abfindungen waren
ihm in Höhe von 100,000 Stammactien zugesichert (hört!
hört!), und später haben die Contrahenten den Einwand
gemacht, daß die Meinung gewesen sei, es sollen diese
100,000 Thlr. Stammactien gegen Vollzahlung ihm gege-
ben werden, während Prinz Biron mit einer Gesellschaft
zusammengerathen ist, von der ich glaube, daß sie weder
seiner gesellschaftlichen Stellung, noch seinen sonstigen Ver-
hältnissen im Lande sehr conform ist, und ich werde von
dem Augenblicke an, wo die Gesellschaft sich getheilt hat,
eine weitere Scheidewand zwischen den beiden Theilen machen.
Aber m. H. tatsächlich ist, daß der Prinz Biron die For-
derung geltend gemacht hat, daß ihm die 100,000 Thlr.
Stammactien gegeben werden sollten, er hat sie nur nicht
erhalten. (Hört, hört! Heiterkeit.) Das ist die Bemerkung
des Herrn Prinzen auf Grund eines schwindelhaften Ein-
wandes. Nun hatte mir der Prinz geschrieben, daß er kein
Geld bekommen habe; dieser Brief stand nicht im Wider-
spruch mit meiner Behauptung, und ich habe aus Höflichkeit
bei der Verhandlung mit den beweisenden Zeugen, meinen
verehrten Herren College», jede Bemerkung damals wegge-
lassen, um nicht eben auf längere Zeit ein falsches Licht auf
jenen Herren ruhen zu lassen und die Höflichkeit wird mir
dahin gelohnt, daß in einer officiösen Zuschrift des Herrn
Minister-Präsidenten behauptet wird, ich hätte eine Unrich-
tigkeit zurückgenommen, als ich nicht mehr anders gekonnt.
Woher wußte der Herr Minister-Präsident, daß ich nicht
mehr anders gekonnt. War er Theilnehmer bei der Ver-
handlung? Wenn der Herr Minister-Präsident sich erkun-
digt hätte bei denen, die die Verhandlung geführt, so würde
er gewußt haben, daß ich mich vom ersten Tage au so ver-
halten habe, wie ich mich verhalten habe, weil mir jeder
Angriff auf eine Person bei dieser Frage vollständig fern
liegt; weil ich nur das Interesse des Landes dabei im Auge
habe und weil ich mich überhaupt schwer entschlossen habe,
diese Angelegenheit anzuregen. Ich that es, weil sich Jahre
lang in diesem Hause keine Stimme erhob, um das geltend
zu machen, was in Gruppen viele Jahre hier durchweg er-
zählt worden ist. (Sehr richtig! Sehr wahr!) Meine
Herren! Ich werde mich nur über diesen einen Punct aus-
einandersetzen, und vorweg die Behauptungen, die über den
Herrn Wagener hier gemacht worden und die glücklicher
Weise durch eine so hohe Autorität vertreten sind, in's rich-
tige Licht setzen. Meine Herren! Seit ich in dieß Haus
eingetreten, hat man mich wohl für den neutralsten Mann
in Beziehung auf Eisenbahnverwaltung in diesem Haufe ge-
halten. Jedes Mitglied des Hauses und die Vertreter der
Regierung werden mir bezeugen, daß ich, ein sonst nicht
seltsamer Sprecher (Heiterkeit), in Eisenbahn-Verhandlungen
bis zu dieser Session nie das Wort genommen habe. Mir
waren durchaus nicht schöne und der Erklärung bedürftige

Dinge zu Ohren gekommen und ich habe Mitglieder dieses
Hauses um Informationen, darüber Igebeten, um klar zu
werden. Ja, der Director der Eisenbahn-Abiheilung im
Ministerium, der Vorgänger des jetzigen, hat seine Entlas-
sung ganz plötzlich genommen, und ich habe erst nach eini-
ger Zeit erfahren, daß dieser Mann, vor dem ich die Hoch-
schätzung habe, wie vor jedem würdigen Staatsbeamten, eine
Concession für eine bedeutende Bahn, ich glaube, die nach
Lehrte, aus Parteilichkeit für eine Bahn verzögert habe,
bei der er selbst intereffirt wäre, und aus diesem Grunde
habe er seine Entlassung genommen. Andere sagen, es sei
dem Einfluß des Herrn Strousberg zuzuschreiben, weil die-
ser Beamte seinem System entgegen gewesen sei. Werden
solche Dinge mit großer Autorität, nicht bloß als auf der
Straße laufende Gerüchte colportirt, dann muß vor dem
Lande festgestellt werden, wie es eigentlich in der Eisen-
bahnverwaltung zugeht.
Ich habe diese Thatsache erst später erfahren, aber un-
klar , wie ich war, gegen alle Eisenbahnanträge gestimmt,
weil ich überall auf unstatthafte Coalitionen, Interessen zu
stoßen fürchtete. (Sehr richtig! links.) Darauf habe ich
mir gesagt und gegen Andere ausgesprochen, es dürfte doch
bei dieser Sachlage uicht in dieser Gemüthlichkeit der Eisen-
bahn-Etat abgemacht werden, das gibt ein falsches Licht im
Lande, wenn wir uns hier humoristisch unterhalten und
die Klagen fliegen durch's Land. (Sehr wahr!) Als die
Verhandlungen über den Eisenbahnetat herankamen, meldete
ich mich nicht zum Worte, sondern wartete ab, ob nicht
einer der Redner zurückkommen würde auf diese Beschwer-
den. Erst am Schluß der Discussion, wie das Bureau mir
vielleicht bezeugen wird, erst als kein Redner in Beziehung
auf die Gegenstände, die ich mit vielen Abgeordneten vor-
her als der Discussion bedürftig gefunden hatte, gesprochen
hatte, meldete ich mich noch zuletzt zum Wort und warf
nur die eine Bemerkung hin, daß es nicht so gemüthlich im
Lande zugehe, wie heute hier verhandelt sei. Meine Herren,
ich hatte mich damals mit diesen Beschwerden noch nicht
identificirt. Der Handelsminister verlangte Thatsachen und
Namenangabe. Damit war ich zum ersten Schritt gezwun-
gen , gezwungen, mit Personen hervorzutreten, und in der
That, wenn ich Beschuldigungen anbringe, so liebe ich es
immer, nicht mit Insinuationen und hinten herum auf Je-
manden den Verdacht zu leiten, sondern ganz direct zu be-
zeichnen, wenn und was ich meine. Das ist, meine ich, die
Art, wie öffentliche Verhandlungen geführt werden sollen.
(Zustimmung.) Jetzt komme ich speciell auf den Fall Wage-
ner. Ich brauche nun bloß zu sagen, daß die Mittheilun-
gen, die ich über den Herrn Wagner machte, mir von einem
höchst achtbaren Mitgliede dieses Hauses zum Zwecke der
Mittheilung gegeben wurden, welches mir auf meine Frage,
ob es die Verantwortung übernähme, antwortete, daß eS
dieselbe übernähme. Die Mittheilungen sind von einem
Mitgliede des Hauses, das nicht auf der linken Seite sitzt,
sondern auf der rechten, von einem Parteigenossen des
Herrn Wagner und aus derselben Provinz, um die es sich
bei diesen Bahnbauten handelt. Ich dürfte vielleicht noch
ferner sagen, daß ein anderes Mitglied dieses Hauses unter
schriftlicher Bescheinigung seiner Verantwortlichkeit die Mit-
theilung mir gemacht, gleichfalls zum Gebrauche vor dem
Hause, daß Herr Wagner eine Geldabfindung bekommen
hat. (Hört, hört!) Ich würde damit nach den gewöhn-
lichen Regeln des Anstandes wahrscheinlich meine Pflicht
erfüllt haben, wenn zwei achtbare Mitglieder dieses Hauses
mir Thatsachen geben zum Zweck dek Mittheilung in die-
sem Hause und unter ihrer Verantwortlichkeit, Thatsachen,
die compromittirend sind, und wenn mir diese Thatsachen
auf Quellen zurückgeführt werden, die durchaus volle Glaub-
würdigkeit beanspruchen dürfen. Aber auf dem formalen
Standpunkte bleibe ich nicht stehen. Ich gestehe der Regie-
rung und diesem Hause, daß ich von dem Tage ab, an
welchem ich auf Grund sehr glaubhafter Mittheilungen
Namen und Personen hier genannt habe, vierzehn der aller-
schlimmsten Tage meines Lebens deswegen zugebracht habe,
weil ich seit jenem Tage fortwährend darauf bedacht sein
mußte, Material für die heutige Sitzung zu sammeln und
dieses Material zu sichten, um Ihnen Glaubwürdiges und
durchaus Bestätigtes anzuführen, oder wenigstens so weit
Bestätigtes, daß darauf hin eine Untersuchung veranlaßt
werden muß und nicht abgewiesen werden kann. (Zu-
' fiimmung.) Daß mir ein solches Geschäft nicht sonderlich
 
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