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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 56 (13. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0225

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wöchentlich drei Mal -
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Slhwttzingcr WochmtilM.
Amtsverkündigungsötatt für den Aezirk Schwetzingen.
Badische H o p f c n z e i t u n g.

Preis
vierteljährlich 45 kr
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.
L okal anz eigen
Z kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

Uo. 56. Dienstag, 13. Mai 1873. VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger <L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

Wotitische Aeöerstcht.
Bezüglich der T a b a k st e u e r und der Börse n-
steuer werden sich ynsere Angaben vollkommen bestätigen
und weder die eine noch die andere jetzt eingeführt werden.
Ueber die Tabaksteuer verhandelte der Bundesrath am Frei-
tag und beschloß, wie es heißt, die Sache vorläufig auf sich
beruhen zu lassen Ebenso wird es mit der Börsensteuer
werden. Damit ist indessen die Steuerfrage noch nicht ab-
getbau, denn der Reichstag wird unten wieder darauf zu-
rückkommen , daß die Salzsteuer aufgehoben werden müßte,
ohne daß es drückender Ersatzsteuern bedürfe.
Der Entwurf wegen des Umbaues der F e st u n-
g e n wird den Reichstag bereits in dieser Woche beschäftigen
nnd nach den vorausgegangenen eingehenden Commissions-
berathungen schnell zu einer Verständigung führen. Mit
dem Zweck des Gesetzes ist man allgemein einverstanden,
Niemand leugnet die Bedürfnißfrage und die Regieruug
war bald genug bereit, die verlangten Controllen bei der
Verwaltung Les Baufonds zuzugestehen. Die Commission be-
antragte eine Resolution auf Befreiung von der Einguartie-
rungslast für die Einwohner der Festungsstädte und der
Reichscommissar gab die hochwichtige Erklärung ab, daß
vom 1. Oktober d. I. ab für die zu entfestigenden Städte
Aufhebung der Rayonbestimmungen und volle Baufreiheit
eintreten würde, eine Zusage, welche bei der großen Woh-
nungsnoth in jenen Städten gewiß vielfach Befriedigung
Hervorrufen wird.
Der wiederholt in Aussicht gestellte Gesetzentwurf wegen
Vertheilung des Restes der Kriegsentschädigung soll nunmehr
im R e i ch s k a n z l c r a m t e fest gestellt sein. Es handelt
sich dabei wesentlich um die Feststellung der Modalitäten,
unter welchen der auf die Staaten des vormaligen Nord-
deutschen Bundes entfallende Antheil an der Kriegsentschädi-
gung zur Vertheilung gelangen soll.
Das Münzgesetz ist, wenn man den Angaben in
den Zeitungen Glauben schenken darf, durch Beibehaltung
des Zweimarkstücks Seitens des Reichstages als gescheitert
zu betrachten; selbst die officiöse „Prov. Corr." stellt die
Sache so dar. Unter den Mitgliedern des Bundesrathes
ist man indessen dieser Ansicht nicht. Möglich, daß die
Preußische Regierung diesen Standpunkt einnimmt, aber die
Preußische Regierung ist nicht der Bundesrath. Seit der
Plenarsitzung, welche der letztere am vergangenen Sonntag
abgehalten hat, ist davon überhaupt im Bundesrathe nicht
die Rede gewesen und in jener Sitzung auch das Zweimark-
stück nicht als ein entscheidendes Moment hingestellt worden.
Es ist nicht anzunehmen, daß das Münzg.'setz deshalb schei-
tern wird.
In einem Briefe des Fürsten Bismarck aus
Petersburg, dessen Inhalt unter den bevorzugten
Reichstagsabgeordnelen circulirte, schildert - r den glänzenden

Empfang, den der Kaiser dort gefunden. Gleichzeitig deutet
der Reichskanzler darauf hin, daß er selbst Gegenstand einer
Aufmerksamkeit geworden, deren herzlicher und wohlwollen-
der Charakter ihn in hohem Grade erfreute. Er finde sich
beinahe veranlaßt, die Ovationen zu vermeiden, welche ihm
von mehr als einer Seite zugemuthet werden, weil seine
Thätigkeit in einer Richtung absorbirt werde, welche sich mit
den Strapazen der großen Festivitäten schlecht vertrügt.
Da die Wiener Ausstellung allen Berichten zufolge noch
gar nicht sehr „fertig", ist der Zeitpunkt der Reise des deut-
schen Kaisers dahin wieder zweifelhaft geworden. Kaiser
Wilhelm gedenkt übrigens auch nach Pest sich zu begeben
und würde Kaiser Franz Joseph ihn dahin begleiten.
In wohlunterrichteten Pariser Kreisen versichert
man, daß der Kriegsminister de Cissey durch General de
Chanzy, und der General Ladmirault, Gouverneur von
Paris, durch General Faidherbe ersetzt werden soll. Mi-
nister de Cissey ist bekanntlich Legitimist und Ladmirault
heißblütiger Orleanist, beide also bei einem Kampfe mit den
Royalisten keine zuverlässige Leute.
Zwischen Thiers und dem obersten Kriegsrath ist ein
Conflict ausgebro en. Der Präsident ist nämlich gegen
das Vertheidigungssystem, welches die Majorität desselben
in Vorschlag gebracht und das in der Errichtung von
detachirten Forts und einem verschanzten Lager besteht. Mac
Mahon, Herzog o'Aumale und Andere sprachen sich zu
Gunsten dieses Systems aus, und Thiers wurde durch den
Widerstand, auf den er stieß, zuletzt so gereizt, daß er die
Sitzung aufhob.
Der türkische Kriegsmiuister Unterzeichnete einen Ver-
trag betreffs Ankaufs von 500,000 amerikanischen Ge-
wehren.
Die griechische Regierung hat beschlossen, sämmt-
liche Gesandtschaften mit Ausnahme der von Konstantinopel
aufzu heben; wie es scheint, sind Sparsamkeitsgründe für die-
sen Entschluß maßgebend gewesen.
Neueste Hopsen-Nachrichten.
Nürnberg, 10. Mai. (Orig.-Ber. v. C. Schmidt.)
Wir haben hier noch immer vorherrschend kühle und reg-
nerische Frühjahrs-Witterung, die der Vegetation nicht be-
sonders förderlich ist.
Das Hopfengeschäft hatte auch in dieser Woche einen
günstigen Verlauf. Geringe Lagerbestünde und schwache
Zufuhren einer-, sowie fortdauernder Bedarf von guten
Kuudschaftssorten anderseits bewirkten, daß die Stimmung
und zwar mit voller Berechtigung sich sehr fest behaupten
und die Preise neuerdings einige Gulden gewinnen konnten.
Böhmische Händler, die unfern Platz wiederholt besuchten,
mußten für thatsächlich prima Waare fl. 100 und für gute
Miltelsorten fl. 92 bis fl. 96 bewilligen und bezahlten
diese Preise auch gerne, wenn sie nur die gewünschte vor-

i zügliche Waare finden konnten. Abfallende Sorten werden
indeß noch zu ziemlich unveränderten Preisen (fl. 77 bis
fl. 85) gehandelt, so daß die Preisbesserung sich mehr nur
auf bessere und beste Qualitäten erstreckt. — Der Wochen-
Umsatz mag sich auf 250 Ballen belaufen und gelten da-
bei folgende Notirungen:

Spalt Stadt
fl-
125-135.
„ nähere Umgebung
fl-
105-115.
„ entferntere Lagen
fl-
90—105.
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au)
fl-
80-100.
„ ohne Siegel prima u. hochprima
fl-
88—100.
„ geringere
fl.
60-75.
Mittelfränkisch fein prima (Aischgr.-Gebirgh.) fl.
88—100.
Marktsorten prima
fl-
77-85.
„ geringere
fl-
60-75.
Württemberger
fl.
77-100.
Elsässer
fl. 77—65.
Lothringer, Oberösterreicher
fl-
50—65.
1870r., I. Auswahl, ) wenig
fl-
12-16.
Geringere 1870r u. ältere Sorten j Frage.
fl-
8 —5.

Tübingen, 7. Mai. Im Hopfengeschäfte besteht
hier fortwährend einige Nachfrage, die Vorräthe werden von
Woche zu Woche kleiner und halten sich die Preise immer
ziemlich fest auf fl. 85—95. — Für geringere Waare ist
wenig Nachfrage da, dagegen wurde unser Platz von alten
Hopfen zu fl. 8—10 beinahe vollständig geräumt.
Alost, 6. Mai. Hopfen ist in letzter Zeit wenig ge-
fragt und ebenso wenig ausgeboten, unser Vorrath ist sehr
reduzirt; die Preise behaupten sich auf Frs. 85 und da-
rüber. Die Pflanze wird durch die kalte Witterung im
Wachsthum zurückgehalten.
New-Nork, 19. April. In Folge des ungünstigen
Wetters für den Bierconsum bleibt das Geschäft in Hopfen
sehr ruhig. Die Brauer kaufen nicht, da ihr Vorrath bei
jetzigem mäßigem Geschäft ihnen für eine längere Zeit aus-
reicht , als sie nach den Erfahrungen des letzten Sommers
erwarten und obgleich nicht viel Waare angeboten wird, in
den Distrikten Preise ebenfalls sehr fest sind, so sind Ver-
käufe doch zu niedrigen Preisen gemacht, zumal für importirte,
die wir 3—5 c niedriger notiren müssen. Beste Stadt-
Hopfen sind auf 50 c gehalten, Verkäufe jedoch zu 46—47
c gemacht, wozu auch noch anzukommen ist, gute. Waare auf
42—43 c gehalten und zu 40 verkauft. In den Distrikten
ist nicht unter 41—42 c anzukommen. Von englischen
sind 200 Ballen wieder exportirt, die noch im Entrepot
lagen und ist davon jetzt beste Waare zu 33 c ausgeboten
mit geringen Verkäufen zu 30 c und darunter. Von bayer.
fanden einige Verkäufe zu 40 c und darunter statt, deren
Qualität nicht sehr schön war. Beste Waare wird auf
42—43 c gehalten. Von alten amerikanischen wurden aber-
mals 660 Ballen exportirt, der Vorrath brauchbarer Qualität
wird sehr klein.

Der Much des Holdes.
*
»r- *
1.
(Fortsetzung.)
„Lieber Junge, das sind Redensarten, deren die Jugend und be-
sonders die Verliebten, sich gern bedienen. Sie glauben damit den
Himmel stürmen zu können, aber es geht damit, wie in vielen anderen
Dingen, die Theorie ist recht schön, nur kann man sie mit der Praxis
nicht in Einklang bringen. Heirathest du die Musiklehrerin, so ists
mit deiner Carrisre vorbei. Du hast erst seit einem halben Jahre
dich als Arzt hier niedergelassen und dir bereits eine recht hübsche
Praxis erworben. Weßhalb? Weil es viele Mütter gibt, die ihre
heirathsfähigen Töchter gern unter der Haube sehen möchten, weil es
viele junge Damen gibt, die gern Frau Doctorin werden möchten!
Bilde dir doch nicht ein, daß man aus einem andern Grunde dich
in so mancher Familie als Hausarzt ernannt habe?"
„Das alles weiß ich sehr wohl, Vater — "
„Wenn du von der Nichtigkeit meiner Behauptung überzeugt bist,
so begreife ich nicht, weßhalb du nicht selbst die unausbleiblichen Folgen
der projectirten Verlobung voraussiehst ! Heirathe ein Mädchen, welches
man in' unsern Kreisen als Dienende betrachtet, so wird fortan dir
ihre Thür verschlossen sein; heirathe eine Millionärin, so öffnet man
dir deiner Frau wegen jeden Salons "
Ueber die Lippen des Jünglings glitt ein bitteres Lächeln.
„Ist denn damit alles gut?' fragte er. Eine Ehe kann nur
dann glücklich fein, wenn sie auf gegenseitige Liebe sich gründet ; lieber
ein Doctor ohne Praxis —"
„Larisari!" fiel der Advocat ihm achselschüttelnd in's Wort.
„Mit deinen Anschauungen wirst du es höchstens zum Armenarzt bringen.
Es thut weh, an der Seite einer liebenden und geliebten Gattin darben
zu müssen, es thut nicht minder weh, sich von seinen Kollegen, den !

früheren Schulgefährten überflügelt zu sehen. Du hast den Rubikon
noch nicht überschritten, Konstanz, bedenke die Folgen! Du weißt, daß
ich dir keine Vorschriften machen werde," fuhr er nach einer kurzen
Pause fort, während er die zweite Prise nahm, „des Menschen Wille
ist sein Himmelreich, und zwingen soll man sein eigenes Fleisch
nicht, wenn es einen vernünftigen wohlgemeinten Rath nicht hören
will Aber die Folgen mußt du allein tragen, ob auch ich unter ihnen
leide thut nichts zur Sache, ich bin ein alter Mann, der mit einem
Fuße schon im Grabe steht."
„Sprich nicht so, Vater," bat der junge Man, „deine Güte schmerzt
mich mehr, als die Strenge es thun würde. Ich habe nie einen guten
Rath zurückgewiesen, aber in dieser Angelegenheit muß ich den Weg
gehen, den das Herz mir vorz.ichnet."
„Gerade das hat Manchen in's Unglück gebracht, daß er der
Stimme des Herzens mehr folgte, als dem Verstände, Konstanz. Dein
Verstand wird dir sagen, daß ich recht habe, während dein Herz dich
gegen mich aufwiegeli. Ich will dir einen Vorschlag machen. Ich
kenne eine junge Dame, die mindestens 100,000 Thlr. dir mitbringt,
sieh sie dir an und prüfe dich ernstlich, ob du an ihrer Seite nicht eben
so glücklich, wenn nicht noch glücklicher werden kannst, als du es in
der Ehe deiner Erkorenen zu werden hoffst, von dem finanziellen Punkte
ganz abgesehen."
"Nein, Vater —"
„Sieh sie dir an, ich denk, den Gefallen kannst du mir wohl er-
zeigen. Du hast mit der Musiklehrerin bis jetzt nur einige freundliche
Worte gewechselt, die dich zu nichts verpflichten, ich sehe nicht ein, weß-
halb du so hartnäckig bei deiner Wahl beharren mußt. Ich werde dir
morgen oder übermorgen einen Brief an den Vater der jungen Dame
einhändigen, in welchen! natürlich mein Plan mit keiner Silbe erwähnt
wird, hoffentlich siehst du bei dieser Gelegenheit das Mädchen."
Konstanz.erhob sich.
„Gut," sagte er, „ich will deinem Wunsche nachkommen. Und
wenn ich nun nach reiflicher Ueberlegung dir mittheilen muß, daß ich
deinen Rath nicht befolgen kann, wirst du dann eine Bitte erfüllen,
die ich schon jetzt an dich richten möchte?"

„Welche?"
„Die, meine Erkorene kennen zu lernen."
„Hm, das ist eine verfängliche Bitte, "Erwiderte der Advocat zögernd,
du rechnest dabei ans meine Weichherzigkeit; je nun, wir wollen sehen,
bis dahin erwarte ich, daß du keine weiteren Schritte thust."
„Ich verspreche es dir," versetzte der Jüngling, indem er sich der
Thür näherte, und ich vertraue darauf, daß du meine Bitte erfüllst,
auch in dem Falle, wenn ich auf deinen Vorschlag nicht eingehen
kann."
2.
Clemens Cornelius war kaum im Gasthofe zum deutschen Kaiser
angekommen, als der Kellner ihm den Besuch des Handelsmanns Peter
Gschwind anmeldete.
Cornelius war einer jener Menschen, die auf den ersten Eindruck,
den die äußere Erscheinung und das Auftreten eines Unbekannten auf
sie machen, großes Gewicht legen, er blickte in gespannter Erwartung
unverwandt auf die Thür und fühlte sich sofort unangenehm berührt,
als er den kleinen dürren Mann mit der großen Glatze, den stechenden
Augen und den scharf markirten Zügen eintreten sah.
In der äußern Erscheinung wie in dem ganzen Wesen diesen
Mannes lag nichts, was Vertrauen erwecken konnte; seine Bewegunges
waren eckig, sein Gang schleichend, seine kriechende Höflichkeit mußte
auch der Unbefangene für eine Maske halten, hinter der Tücke und
Hinterlist sich bargen.
Die Kleidung, welche er trug entsprach vollständig feinem Gewerbe
sie war unsauber und unmodern, es hatte fast den Anschein, als ob
Peter Schwind durch sie eine Dürftigkeit kund thun wolle.
Er trat, den Hut in der Hand, in das Zimmer und schloß hinter
sich leise die Thür.
„Willkommen in der Heimath, Herr Cornelius," sagte er, und eine
tiefe, steife Verbeugung begleitete den Gruß. Ich hoffe, sie haben eine
glückliche und vergnügte Ueberfahrt gehabt, sie können mir gläuben
ich dachte ost an sie, als es in den jüngsten Wochen so heftig stürmte.
Daß ich, sie abzuholen, zu spät zur Post kam, habe ich sehr bedauert."
(Fortsetzung folgt.)
 
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