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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 54 (8. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0217

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.

MwchilM Wochenblatt.

Preis
türtelsäbilick. -Io lr
Inserate
die viergespattene
Petitzeile oder deren

Amtsverkündigungsötalt für den Wezirk Schwetzingen.
Daditche Hopsenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
Ro. 54. Donnerstag, 8. Mai 1873. VH. Jahrgang.
Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Aufnahme.

politische Neöersicht.
Der Reichspreßgefetzentwurf behält der
„Vossischen Zeitung" zufolge, das Pflichtexemplar und die
Bestimmungen über das Verbot ausländischer Zeitschriften
und die Beschlagnahme bei, bemißt aber die Fristen für
die erforderliche Bestätigung durch die Staatsanwaltschaft
und die Gerichte en- er als das preußische Preßgesetz, ver-
schärft aber die Verantwortlichkeit der Redacteure, indem
es die Einrede per Nichlkenntniß des Inhalts der Artikel
abschneidet. Die Schließung der Buchdruckereien durch rich-
terlichen Spruch ist nicht ausgeschlossen.
Die Erfahrungen in den Kriegen von 1866 und 1870
haben zu Aenderungen in der K r i e g s v e r w e n d u n g
der Truppt n geführt. Die Colonnenverwendung der
Bataillone und Compagnien, die Bildung von Vierecken zur
Abweisung von Reiterangriffen, die Linienformation und
die Abgabe von regelmäßigen Salven für die Infanterie
wird künftig wegfallen, die künftigen Schlachten werden
von der Infanterie fast ausschließlich nur noch in der Form
von riesigen Tirailleurkämpfen geschlagen werden. Für die
Artillerie ist um so entschiedener die Massenverwendung an-
genommen und in Vorbereitung. Die Ausnutzung der Ei-
senbahnen im Kriege wird künftig noch größer sein als
seither.
Das alphonsistische „Eco da Cspana" entwirft ein er-
schütterndes Bild Mn der augenblicklichen Lage des Landes.
Nach diesem Blatt „ist Spanien auf einem abschüssi-
gen Punkt angekommen, von dem es unaufhaltsam der
Commune zuschreitet. Die Einheitsrepublik wird in die fö-
deralistische übergehen und diese letztere sehr bald einen vor-
wiegend socialistischen Charakter annehmen. Der Impuls
ist gegeben. Die ministeriellen Republikaner, welche die
Bewegung aufhallen wollen, werden sehr bald für reactio-
när gelten. Der 11. Februar hat der Monarchie und der
Constitution den Garaus gemacht; der 24. Februar hat die
Radicalen und die Regierung Vertrieben; der 24. März
hat die Assemblee und der 23. April endlich die Perma-
nenz-Commission zu Grabe getragen. Das Werk der Zer-
störung macht mehr und mehr Fortschritte."
Der Krieg der Nordamerikaner gegen die Mo-
doc-Jndianer nimmt einen hartnäckigen Charakter an und
droht, sich in die Länge zu ziehen. Die Indianer sind zwar
Anfangs in mehreren Gefechten von den Unionstruppen
in die Flucht geschlagen worden; damit war indessen durch-
aus nichts gewonnen. Denn es ist bekanntlich Taktik der
Indianer, den Kampf, wenn sie sehen, daß der Gegner
ihnen überlegen ist, sofort abzubrechen, die befolgenden
Truppen zu ermüden, sie in Hinterhalte zu verlocken und
bei günstigen Gelegenheiten sie zu überfallen. In Amerika
war man denn auch von den bisherigen „Siegen" der
Unionstruppen nichts weniger als erbaut, und man machte

*Dic Vergeltung.
Eine wahre Erzählung aus dem Holländischen
von Gustav Traugott.
(Fortsetzung und Schluß.)
V.
An der bezeichneten Stelle war die graue Moordecke etwas zur
Seite geschoben, und eine kleine Spalte schien wirklich anzudeuten, daß
sich hier der schwarze Schlund einmal geöffnet und irgend einen Gegen-
stand verschlungen habe. Klausen uahm daher selber eine Stange zur
Hand und untersuchte die Stelle.
„Hier ist er!" rief er plötzlich, während er, von einigen Arbeitern
unterstützt, mit großer Anstrengung einen Leichnam aus dem 'Moor-
schlick hervorholte. Aber in demselben Augenblick standen alle wie vom
Schreck gelähmt, denn es war nicht die Leiche, die sic gesucht hatten,
sondern es war der schon stark vermoderte Körper eines andern Mannes.
Sie zogen ihn auf den Damm, wo Grethe näher hinzutrat. Sie warf
einen forschenden Blick auf die Leiche — von einem tödtlichen Schreck
getroffen fuhr sie zurück, sie zitterte fieberhaft am ganzen Körper und
brach endlich mit lautem, herzzerreißenden Schrei in die Worte aus:
Heinrich, Heinrich!" dann stürzte sie ohnmächtig neben dem halbver-
moderten Körper nieder.
Er war es in der That. Das Auge der Liebe hatte selbst d.n
mit Moorschlamm überzogenen und schon stark verwesten Geliebten
wiedererkannt. Haar und Kleidung hatten der Verwesung widerstanden
und waren noch erkennbar. In der rechten Hand hielt die Leiche einen
Stock fest umklammert, und in der linken Hand hielt sie die graue
Mütze, die einst Grethens Vater gehört hatte, und die nun untrügliches
Zeugniß ablegte, daß er sein Mörder gewesen war. In einer der
Tasche« befand sich noch die Taschenuhr des Ermordeten, und seinen
fleischigen Finger schmückte noch der Goldreif, den die Geliebte ihm vor

es den Troppenführern zum Vorwurf, daß sie den Feind ,
nirgends zum Standbalten gezwungen und ihm keine ver-
nichtende Niederlage beigebracht haben. Jetzt läuft nun gar
die schlimme Kunde ein, daß die Indianer ihrerseits zum
Angriff übergegangen sind und die Truppen geschlagen ha-
ben. Unter diesen Umständen läßt sich, zumal da auch an
anderen Punkten die Indianer eine drohende Haltung an-
nehmen, das Ende des Krieges noch gar nicht absehen, und
Herr Grant ist von seinem Ziele, der Ausrotttung der
Rothbäute im Namen und Interesse der Civilisation, wahr-
scheinlich noch ziemlich fern._
— Deutsches Reich.
Aus Baden, 4. Mai. In Interessenten- und Be- l
amtenkreisen wird an derAnnahme des T a b a k st e u er- !
gesetzes stark gezweifelt, selbst wenn der Entwurf im
Plenum des Bundesraths die Mehrheit erlangt. Nach dop-
pelter Seite sind Bedenken entstanden: politische, weil man
für eine ziemlich illusorische Erleichterung der Verzehrers-
masse sehr wenigen Produzenten und speziell in Süddeutsch-
land eine enorme Last auflegt; und wirthschaftliche, weil
man sich die Frage vorlegen mußte, ob zu einem so unge-
heuerlichen Schritt jetzt, bei dem Zufluß der Milliarden und
Angesichts der Budgelüberschüsse, der Zeitpunkt sei. Diese
letzte Frage speciell wird vielfach ganz entschieden verneint,
selbst von principielleu Anhängern der Tabaksteuererhöhung.
Was will man in der Zeit der Noth thun, wenn man
mitten im Einnahmefluß des Staats zu solchen Mitteln
greift? (Sch. M.)
Ausland. , s
Petersburg, 4. Mai. 8e M Empfang der
Adresse der deutschen Reichsangehörigen dankte Kaiser Wil-
helm für die ausgesprochenen patriotischen Gesinnungen, wies
auf die großen in Deutschland vollzogenen Umgestaltungen
hin, welche vor Allem durch die unvergleichlichen Thaten
der deutschen Armee, außerdem aber durch die einmüthige
und opferwillige Hingebung der ganzen Nation herbeigeführt
worden seien, und fuhr dann fort: „Sie wissen, wie Gottes
Fügung nns zum Siege führte in einem Kriege, zn dem
wir durch einen Ueberfall gezwungen waren. Die Vorsehung
wird unsere Hoffnung erfüllen, daß Deutschlands Geschicke
sich auf der gegenwärtigen Höhe erhalten und im Frieden
segensreich sortentwickeln werden. Die Einheit ist eine
Thatsache und wird von Jahr zu Jahr schönere Früchte
tragen. Ein solches Reich inmitten Europas ist eine Bürg-
schaft für den Frieden. Ueberhaupt, es ist ein glückliches
Gefühl für uns Alle, die wir jetzt leben, daß die Vorsehung
uns auserwählte, dies zu erreichen, und so werden unsere
Hoffnungen ja auch in Erfüllung gehen."

Jahrcn heimlich geschenkt hatte. Das Moor war stumm gewesen, doch
treu hatte es ihm das theure Angebinde bewahrt.

VI-
Jahre vergingen. Vor dem freundlichen neuen Hause mitten im
Moore spielten zwei kleine blühende Knaben, und mit lachenden Augen
sah eine schöne junge Frau ihren Spielen zu. Die Gestalt der letzteren
war schlank und voll, ihre Wangen schienen mit einem frischen Wachs
übergossen, und das große dunkle Auge strahlte im milden Glanze.
Ein schlanker, kräftiger Mann kam aus dem Hause und trat glücklich
lächelnd auf die fröhliche Gruppe zu — es war Klausen.
„Sieh, Klausen, wie unsere beiden Liebchen mit Torfpacken eifrigst
beschäftigt sind," sagte die Frau, in der wir Grethe lächelnd und iw
reinsten Mutterglück wiedererkennen.
Klausen zog das heißgeliebte Weib an die Brust und erwiderte:
„Wie reich hat Gott uns durch diese Kinder gesegnet! Sieh, wie
sie frisch und fröhlich umherhüpfcn! Und es ist gut, wenn Gott ihnen
Sinn für die Beschäftigung ihres Vaters gegeben hat. Das Moor ist
groß und reich genug, um den Beiden ein hinlängliches Auskommen
zu sichern "
„Mögen sie ergreifen, wozu sie Neigung haben," entgegnete die
Frau, „wenn sie nur gut und brav werden, wie ihr Vater, so werden
sie sicher glücklich durchs Leben kommen. Wie unendlich schsell rauschen
die Jahre an uns vorüber; im Besitz eines reinen, guten Gewissens
wandern wir ruhig auf unserer irdischen Pilgerfahrt weiter und weiter;
wir treffen auf ihr einen Ruhepunkt, wir blicken zurück, und die Ver-
gangenheit liegt wie ein süßer Traum hinter uns; — wir wandern
weiter, noch einmal treffen wir von ferne ein Ruheplätzchcn an, wir
blicken auf und — wir stehen mit unserm Wanderstabe an des
Grabes grünumsäumtem Rande! Möge Gott die Kleinen segnen und
sie bei seinem heiligen Wort erhalten ; darum flehe ich auch täglich zum
Lenker unserer Geschicke!"
Stumm, mit einer stillen glänzenden Freudenzähre in den Augen-
wimpern, drückte Klausen sein treues Weib enger an die Brust und

Karlsruhe, 6. Mai. (Stellung der national-liberalen
Fraktion ?ur Tabaksteuer.) „Aus dem Reichstage"
bringt unter „Berlin, 3. Mai" die „Bad. Correfpondenz"
über obigen Gegenstand folgende Darlegung:
„Gestern Abend kam — wenn auch nur gelegentlich —
die für unser Heimathland so wichtige und folgenschwere
Frage der Tabaksteuer-Erhöhung in der
national-liberalen Fraktion des Reichstags zur Erörterung
und — man darf wohl sagen — gewissermaßen auch zur
Entscheidung.
Schon früher wurde in der Fraktion der Versuch ge-
macht, einem Antrag auf Beseitigung der — besonders den
östlichen Provinzen Preußens so lästigen — Eisenzölle die
lnterstützung der Fraktion zu sichern. Der Versuch scheiterte,
weil die Fraktion der Ansicht war, man solle von
Aufhebung und Einführung von Steuern und Zöllen erst
dann sprechen, nachdem der gesammte Etat vorgelegt worden.
Dieses Beschlusses ungeachtet brachte der Adg. Krieger
(Lauenburg) die Eisenzölle in der gestrigen Fraktionssitzung
abermals zur Sprache.
Der Abg. Eckhard (Baden) erklärte, daß ihm bei
jedem Anträge auf Aufhebung einer Steuer oder eines Zolles
die Einführung einer neuen Steuer oder eines neuen Zolles
einfalle. Er erinnert an den vorjährigen Antrag auf Auf-
hebung der Salzsteuer, dem die Frage der Tabaksteuer-Er-
höhung auf dem Fuße gefolgt sei. Er habe in allen Krei-
sen seiner Heimath Nachfrage gehalten und überall wenig
Freude über die in Aussicht gestellte Aufhebung der Salzsteuer,
großen Unwillen dagegen über das Projekt einer Erhöhung
der Tabaksteuer vorgefunden. Er erklärte dies mit dem
Beifügen, daß ec bei aller Neigung, einen langjährigen
Wunsch der preußischen Ostprovinzen erfüllen zu helfen, doch
dagegen ernstlich und in Uebereinstimmung mit allen seinen
Landsleuten Verwahrung einlegen müsse, daß der hierdurch
etwa erwachsende Ausfall in den Reichsfinanzen vielleicht
durch eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer gedeckt werde.
Der Abg. wünscht im Gegentheil, daß auch bezüglich der
Salzsteuer die Sache beim Alten bleibe und demgemäß eine
Erhöhung der Tabaksteuer überhaupt nicht eintrete; ohne
diese Erhöhung habe er selbstverständlich weder gegen die
Aufhebung der Salzsteuer, noch gegen die der Eisenzölle
etwas zu erinnern. Die Erhöhung der Tabaksteuer sei seines
Erachtens ein großer wirthschaftlicher, sie sei aber auch gleich-
zeitig ein politischer Fehler. Dies werde sich leider erst
dann recht klar zeigen, wenn der Fehler gemacht sei. Seine
Stellung als badischer Abgeordneter gebe ihm das Recht und
lege ihm die Pflicht auf, gegen eine Steuer energisch sich
auszusprechen, die in mehr als einer Hinsicht ihm ver-
werflich erscheine.
Der Abg. v. Bennigsen (Preußen) theilt in
lebendiger Ausführung die Anschauung des Vorredners; er
küßte es auf die klare, sorgenfreie Stirn. Still und leise flüsterte das
zum Herzen, und in diesen stummen Augenblicken verkündeten beider
Blicken lauter, als Worte es vermochten, das reine Glück, die hohe
Wonne, die jedes im Besitz des andern fand; und beider Gedanken
lenkten sich himmelwärts und sagten dem Herrn Preis und Dank für
seine liebevolle Führung.-
Auf dem Kirchhofe des Nachbardorfes liegt ein breiter Leichenstein
mit dem Namen: Heinrich Klausen, und am Fuße stehen
die Worte:
„Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott
schauen."
Auf dem Dammwege, der durchs Moor führt, steht einsam ein
kleines hölzernes Kreuz, das einfach die Namen enthält: Heinrich
K l a u f e n, nebst dem Tage seiner Geburt und seines schrecklichen
Endes der irdischen Laufbahn. Alljährlich, wenn die Herbstsonne lächelnd
und grüßend mit ihren Strahlen den dunklen Moorgrund beleuchtet,
wird das kleine Kreuz von liebender Hand mit einem frischen Blumen-
kränze geschmückt, und er bleibt symbolisch darum geschlungen, bis der
Wind nach und nach Blumen und Blätter einzeln abpflügt und sie
spielend übers Moor trägt.
Und Grethen's Vater? — Das Moor ist stumm, noch hat es
nicht verrathen, wo seine Leiche in ihm begraben liegt. Gott selber
hat das Strafamt an ihm vollzogen, noch ehe er es ahnte, und hat
ihm vergolten nach seinen Thaten.

— Kanonen als Hochzeitsgeschenke. Die zwei
Geschütze, welche Kaiser Wilhelm der jungen preußischen Prinzessin
Albrecht an ihrem Vermählungstage geschenkt und welche von ihrem
Gemahle im letzten Feldzüge erobert worden waren, sind nach dem der
! Mutter des Letzteren gehörigen Camenz in Schlesien gebracht und vor
' dem Thore daselbst aufgestellt worden.
 
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