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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 118 (7. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0473

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.

Klhwthingtr Wochmblstt
Amtsverkündigungsötatt für den Wezirk Schwetzingen.

Kadi! ch c

Hopscn; citn n g.

Preiö
Vierteljähruch 51 kr.
Inserate:
die viergespaltsne
Petitzsile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 !r.

Allgemeiner Anzeiger für die badische nnd bayerische Rheinpfalz.
»öTlM ' Dienstag, iTOkHer'1873. ' VH. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenstein L Uogl'er, ILudotf Masse und ch. L. Jauöe L Ho., sowie die Süddeutsche Annoncen-Hrpedition
von H. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Rundschau.
In Berlin laufen wieder allerlei Gerüchte uni
über eine arge Spannung zwischen Bismarck und dem Hof.
Eine dem Reichskanzler feindliche Hofpartei hat wieder einige
Mienen springen lassen und der sehr reizbar gewordene
Staatsmann macht keinen Hehl ans seinem Grolle. Er hält
sich dem Hofe fern, kommt ganz zuletzt, um Victor Emanuel
zu begrüßen, und reist dann sofort nach Varzin zurück. Die
Einen sagen, General Manteuffel, der seitherige Widersacher
der Bismarck'schen Politik, dazu ein frommer Mann, der
auch mit Rom in Frieden leben will, solle Roons Nachfolger
als Ministerpräsident werden. Bismarck hat in stiller Nacht
eine Zstündige Unterredung mit ihm gehabt, Manteuffel
reiste andern Tages nach Gastein ab und zwar in Beglei-
tung der beiden Söhne Bismarks (wie man aus München
berichtet), was nicht auf Feindschaft deutet. Andere wollen
wissen, Bismarck sei über die Berliner Siegesfeier am 2.
Sept, so verstimmt. B'smarck wollte der Feier einen
allgemeinen deutschen Charakter geben,
um nicht dieErinnerung andenBruderkri-'g
wachzurufen. Er glaubte, daß von der Sedal.feier
nicht Bayern ausgeschloffen werden dürfe, dessen Armee-
corps an dem verhängnisvollen Tage den Ausschlag habe
geben helfen ; die Einflüsse der Gegenpartei hätten aber für
einen ausschließlich preußischen Character der Feier den Aus-
schlag gegeben. Kurz die Politiker in Berlin "spüren eine
Art von Druck, aber Niemand weiß woher und warum.
Im Reichskanzleramte sammelt man eifrig alles Mate-
rial, welches sich auf das Gesetz über den C o n-
tractbruch der Arbeiter bezieht. Schon jetzt
kann es als zweifellos angesehen werden, daß jenes Gesetz
nicht wieder in derselben Form dem Reichstage vorgelegt
werden wird, in welcher es demselben gegen den Schluß
der letzten Saison zugegangeu war. Man ist genöthigt,
auf die Stimmen zu achten, welche in der Presse und na-
mentlich von den Organen des Handelsstandes dagegen er-
hoben worden sind. Es liegt eine ganze Reihe von Han-
delskammer-Gutachten vor, welche das Princip jenes Ge-
setzentwurfes verwerfen und um so mehr Verachtung ver-
dienen, als im Allgemeinen die Handelskammern mehr für
die Interessen der Arbeitgeber als der Arbeiter eintreten.
Eine Abhülfe der bestehenden Unzuträglichkeiten durch Gesetz
ist seitens der Reichsregierung beschlossene Zache. Bezüg-
lich der Form und des Inhaltes des zu diesem Zwecke zu
erlassenden Gesetzes ist u. A. das preußische Handelsministe-
rium mit den erforderlichen Erhebungen beschäftigt.
Die Abwesenheit der Kaiserin von Berlin
während des Besuchs König Victor Emanuel's findet ihre Er-
klärung in den Rücksichten, welche die hohe Frau auf ihre Ge-
sundheit nehmen mußte. Die Entscheidung, daß König Victor
Emanuel nach Berlin kommen werde, erfolgte erst am 5. Sept.

Wäre die Kaiserin, die auf einige Tage in Weimar ver-
weilen mußte, zur Begrüßuug desselben nach Berlin gekom-
men, so hätte dies die Aufgebung ihrer Herbstkur nothwen-
dig gemacht, ein Verzicht, der in keinem Fall rathsam er-
scheinen konnte.
Der König Victor E m a n u e l ist am 29. v.
M. wieder in Turin angekommen. Obgleich er sich alle
Empfangsfeierlichkeiten verbeten batte, waren doch alle Sta-
tionen, welche er passirte, voll von treuen Unterthanen,
welche gekommen waren, um dem geliebten Monarchen
wenigstens ein herzliches iLvviva zuzurufen.
Die sämmtlichen Musilanden Roms haben jetzt das
„Heil Dir Siegeskranz" lernen müssen, da die Nachfrage
nach dem ,,imno xrn.88iu.no" unendlich ist. Bei keiner öf-
fentlichen Musik darf die Hymne fehlen, und ist sie gespielt,
so gibt es Applaus und Vivats in Menge auf „OuiAlisIuio,"
auf Vittorio Dinunrwls und auf Molkte.
, Der Sohn des Vicekönigs von Egypten,
welcher bei den preußischen Garde-Dragonern eintrcten wird,
istrin Berlin eingetroffen._M_
Deutsches Reich.
VeEn, 3. Okt. Die Kabinetsordre betr. Bildung
eines Kriegsgerichts für den Kapitän Werner ist nach der
„Spen. Zig." nunmehr ergangen.
Breslau, 4. Okt. Nach den heutigen . Mittagsblättern erfolgt die
Vereidigung des Bischofs Reinke ns am 7. d. M. in Berlin. Als
Zeugen fungiren Kannonikus Richthofen, Professor Weber, Geheimrath
Elvenich und Professor Schmölders.
Neueste Kopscn-Ierichte.
Vorn Continent.
*4* Schwetzingen 6. Olt. Im Hopfengeschäfte ist
es am hiesigen Platze und in der Umgegend, wenn auch
gerade nicht große Kauflust Herrs ht, doch ziemlich lebhaft;
es wird immerwährend viel gekauft, aber die Käufe gehen
still und ruhig vor sich. — Obwohl Produzenten allerorts
zurückhaltend und auf höhere Preise gespannt sind, so wollen
die Preise doch nicht recht in die Höhe gehen und variiren
dieselben seit 8 Tagen zwischen fl. 70, 75 und 80; ge-
ringe Waare 60 und 65 fl.
Wiesloch, 3. Sept. In unserer Stadt ist alles
bis auf drei kleinere Partien verkauft. Ebenso in Rauen-
berg und Dielheim. Der höchste Preis war 73 fl., welcher
in Mühlhausen gezahlt wurde. Somit wäre in unserer
Nachbarschaft mit den Hopfen aufgeräumt.
Stuttgart, 2. Oct. Obgleich von verschiedenen
Seiten, namentlich aber voll solchen Händlern, welche ge-
wöhnlich eine offene Handlungsweise scheuen, auf das Miß-
lingen des hiesigen Hopfenmarktes hingearbeitet wurde, so
hat doch der rege Verkehr am letzten Montag schon genü-

gend bewiesen, daß die Lebensfähigkeit desselben gesichert ist
und auch der heutige Markt war wieder sowohl von Pro-
ducenten als Consumenten und Händlern^es In- und
Auslandes ziemlich zahlreich besucht. Die zu Markt ge-
brachte Waare war meistens mittlere Qualität, sand aber
rasch Abnahme und es wurde 60—72 fl. per Ctr. bezahlt.
Hopfen in feiner Qualität sind sehr gesüßt. -
Nürnberg, 4. Oct. Wir haben vom heutigen
Markte keine neuen Momente zu verzeichnen; die Zufuhr
von circa 600 Ballen enthielt trotz der seitherig^ trockenen
Erntewitterung viele feuchte und geringe Qualitäten und da
der Einkauf für Export nicht mehr so lebhaft wie früher
von Statten ging, nahm das Geschäft einen sehr ruhigen
Verlauf. Für Brauerkundschaft blieb jedoch die Stimmung
unverändert fest, feinste Sorten stark gefragt, waren gut
bezahlt, allein solche sind Anfangs October noch in keinem
Jahre so rar gewesen als jetzt; gute Hallertauer sind zu
76—86 fl., Württemberger 70—77 fl., Betzensteiner und
Hersbrucker Gebirgshopfen zu 62—70 fl. angezeigt. Im
schroffsten Gegensätze zu den animirten Berichten aus den
Productionsbezirken, welche seit gestern sehr lebhaften Ein-
kauf zu steigenden Preisen melden, blieb bis jetzt Mittags
das Geschäft bei mäßigem Einkauf und kaum behaupteten
Preise sehr still.

Marktwaare prima
„ secunda
Spalt Stabt
Spalter Land schwere Lage
do. mittel
Spalt Umgebung, leichte Lage
Württemberger prima
do. mittel
Badischer prima
do. mittel
Hallertau Siegelgut (Wolnzach-Au) prima
do. mittel
do. gering
Hersbrucker Gebirgshopsen
Aischgründer prima

fl. 50-54.
fl. 44-48.
fl. 110—125.
fl. 100-105.
fl. 80—90.
fl. 68—78.
fl. 70-75.
fl. 64—68.
fl. 68—74.
fl. 60—66.
fl. 75-85.
fl. 68-77.
fl. 62—66.
fl. 56-66
fl. 60—66.

Spalt, 3. Oct. Unsere Hopsen sind nun einge-
heimst, haben die schlechte Witterung während der Pflücke
wieder Erwarten gut überstanden und das Erträgniß liegt
in schön und wohlgeordneten Haufen vor uns und ladet
nicht umsonst zum Kaufen ein. Betrachten wir das Ergeb-
nis der Ernte, so sind unsere Erwartungen nur in
der Stadt und Weingarten bezüglich der Qualität getäuscht
worden, da beide Orte nicht mehr, eher weniger als vori-
ges Jahr produzirten, weßhalb auch die Produzenten sich
nun schwer zum Abgeben entschließen. Dagegen haben
Mosbach, Stirn und die meisten Lagen sehr reichlich ge-
erntet. Die Qualität ist allgemein vorzüglich. Seit Sonn-

Sie Zigeunerin.
Novelle
von Fanny Klink.
(Fortsetzung.)
Eine lange Pause trat ein, für die Gräfin ward sie
zur Ewigkeit; Leon empfand nichts als einen stechenden
Schmerz in der Brust; er schien für die Außenwelt abge-
storben. Sein ganzes vergangenes Leben zog langsam an
seinem inneren Auge vorüber, bis zu dem Augenblick, wo
er im Walde von Zendale Abschied genommen und sie zu
ihm gesagt hatte: „Sorg' nicht darum — ich werde nie
eines Anderen Weib!"
Ja, sie würde ihr Wort halten, auch wenn er ihr die
Treue brach, und er stand im Begriff, es zu thun. Aber
dann dachte er auch daran, daß sie zu ihm gesagt, er solle
ein gehorsamer Sohn werden und sich den Verhältnissen
fügen.
Ein tiefer Seufzer entrang sich mühsam der gequälten
Brust, und mit diesem Seufzer schien der Zauber, der über
ihm lag, gebrochen.
„Ich werde Olympia von Wildbach heirathen." mur-
melte er, „wenn sie nur meine Hand, nicht meine Liebe
verlangt."
Mit schnellen Schritten verließ er das Gemach und

eilte auf sein eigenes kleines Zimmer, wo er sich erschöpft
auf ein Sopha niederwarf.
„Meine Liebe kann ich nicht mehr verschenken," mur-
melte er, sie gehört Dir, Zendale, sie folgt Dir bis über
das Grab hinaus." —
Es war ein dunkler, trüber Herbstmorgm, als ein statt-
licher Zug glänzender Equipagen vor der Kirche hielt. Aus
der ersten stieg der Freiherr von Wildbach mit seiner Toch-
ter Olympia. Die Dame trug ein kostbares Atlaskleid, mit
Spitzen reich verziert; ein langer Schleier wallte bis auf
die Erde hernieder und blitzende Perlen und Diamanten
schmückten den hageren Hals und die Arme der Braut. Aus
der zweiten Equipage stieg der Graf von Cölestin nebst sei-
ner Gemahlin und seinem Sohne. Mit festen Schritten be-
trat Leon an der Seite Olimpia's die Kirche — sein Gesicht
war bleich, todtenbleich —, aber ruhig und ernst. Während
der Trauungsceremonie veränderte sich kein Zug seines Ge-
sichtes, und nur als der würdige Geistliche das „Amen"
sprach, schauerte er in sich zusammen — nur einen Augen-
blick jedoch, im nächsten reichte er seiner Gattin den Arm
und führte sie zum Wagen, der sie eine Minute später zum
Bahnhofe brachte, damit das neuvermählte Paar seine Hoch-
zeitsreise nach Italien antreten konnte.
4.
Die Sonne war noch nicht am östlichen Himmel em-
porgestiegen, und im Dorfe herrschte noch weit und breit die
tiefste Stille. Nur vor der Thür eines der kleinsten Häuser
stand bereits eine Frau und sah zum Himmel empor. Sie !

war vielleicht schon hoch in den Dreißigen, doch sah sie noch
jünger aus. Ihr einfacher Anzug war außerordentlich sau-
ber und zeugte von vielem Ordnungssinn. Ein dunkler Rock
mit ähnlicher Jacke, eine blendend weiße Schürze und ein
schönes schwarzes Sammethäubchen, das kleidete sie sehr gut.
„Es gibt einen schönen Tag, Kathrin," rief sie in die
Hütte hinein, nachdem sie einen Augenblick den tiefblauen,
wolkenlosen Himmel, an dem noch hie und da ein Stern-
lein funkelte, betrachtet hatte. „Steh' schnell auf und melke
die Kuh, während ich zum Brunnen geh' — Du weißt, 's
gibt heute noch was zu thun."
„Bin schon da, Rosi," entgegnete eine Helle Stimme,
und im selben Augenblicke trat ein blühendes Mädchen mit
einem blankgescheuerten Eimer aus der Hausthür. „Meinst,
ich wär' eine solche Langschläferin, daß die liebe Sonne
mich erst aus den Federn bringen muß?"
Das Mädchen klopfte der Frau, welche sie erst Rosi
genannt, scherzend auf die Schulter, und fügte hinzu:
„Du magst Recht haben, Rosi, 's gibt einen schönen
Tag, die Sonn' schickt ihren Boten voraus; schau, wie gol-
dig die Spitzen der Berge glänzen und wie rosig die Wölk-
chen herbeifliegen!"
Es war in der That ein herrliches Naturschauspiel,
was nur den Alpenbewohnern zu schauen vergönnt ist. Rosi
und Kathrin, obgleich der Anblick für sie nichts Ungewöhn-
liches war, fühlten sich doch von der Herrlichkeit durchdrungen,
daß sie unwillkürlich die Hände wie zum Gebete falteten.
(Fortsetzung folgt.)
 
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