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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 53 (6. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0213

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
nnd Boten nehme«
Bestellungen an.

Kchwttzmgcr WochtMM.

Amtsverkündigungsökatt für den Wezirk Schwetzingen.
Kadischr Hopfen Zeitung.

Preis
vierteljährlich 45 kr
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.
Lokalanzeigen
3 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz

«o. 53. Dienstag, 6. Mai 1873.

VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger L Germersheimer Wochenblatt Gratis-Ausnahme.

lichen und östlichen Abteilung des Expeditioncorps auf dem
in Aussicht genmnmenen Rendezvousplatze zur bestimmten
Frist statthaben werde.
Der Schah von Persien wird während seines
Aufenthaltes am preußischen Hofe ein Palais in Potsdam

Deutsches Reich.
Darmstkidt, 3. Mai. Die im December vergange-

Khiwa , .
als der Vormarsch der Truppen durch elementare Schwie-
rigkeiten gehemmt wird. Wenigstens ist dies in Bezug auf
die Kasalinsker Colonne der Fall, deren Avantgarde durch
große Schneemafsen aufgehalten wird. Diese Nachrichten
sind jedoch älteren Datums. In den zu Ende voriger
Woche eingelaufenen Telegrammen war ausdrücklich die
Zuversicht ausgesprochen, daß die Versammlung der nörd-

! die Arbeiter Gerhardt, Adam Frank und Franz Frank jeder
- zu zwei Jahren Zuchthaus, der Arbeiter Daum zu drei
Monaten Gefängniß verurtheilt.
Wiesbaden, 1. Mai. Der bekannte Spitzen-
diebstahl-Prozeß fand in der heutigen Strafkanur
Sitzung mit der Verurteilung der beiden adeligen A
klagten seinen Abschluß. Frau Geheimeräthin vonLani
dorff, geb. von Löw-Steinfurth, Wittwe, 64 Jahre
und im Genüsse einer Staatspension von 900 fl. sowie
deren Tochter Frau von Recum, 40 Jahre alt, Mut-
, ter von 5 Kindern und im Besitze eines Vermögens von
etwa 30,000 Thlr. standen unter der Anklage des Die b-
st a h l s und d e r H e h l e r e i. Die Staatsanwaltschaft
consteüirte 16 verschiedene Diebstähle, begangen nach vorheriger
Verabredung im Einverstündniß und in gemeinschaftlicher
Ausführung, resumirt das Gutachten der ärztlichen Sach-
verständigen, welche für die verhaftete, jetzt irrsinnig gewor-
dene Frl. Leony von Langsdorfs nach älteren und neueren
' Beobachtungen eine frühere Geistesstörung nicht constatiren
! können, hebt die Widersprüche in den Aussagen der Ange-
klagten hervor und beantragt gegen Frau von Langsdorfs
2 Jahr, gegen Frau von Recum I//2 Jahr Zuchthaus.
Nach Inständiger Berathung verkündete der Gerichts-
hof das Urtheil, welches gegen Frau v. Langsdorfs auf 1 N
Jahr Zuchthaus, für Frau v. Recnm auf IN Jahr Gefängniß,
für Leide auf solidarische Haftbarkeit für die Kosten und
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahr lautete.
München, 2. Mai. Die bei der S p i tz e d e r-
schen Masse angemeldeten Forderungen belaufen sich über 9
Millionen Gulden. Der weitaus größte Theil dieser Summe
trifft auf Oberbayern und seine Hauptstadt. — Die sämmt-
lichen Inhaber und Inhaberinnen von Dachauerban-
ken sollen zur Aburtheilung vor die nächste ordentliche
Schwurgerichtssession verwiesen werden.
Ausland.
Perpignan, 3. Mai. Aus Barcelona wird unterm
1. Mai gemeldet; Oberst Cabrinety schlug die Carlisten

beziehen. Soweit darüber bis jetzt Bestimmung getroffen, ist
Lke Orangerie dazu in Aussicht genommen, wo bereits auch
l die Vorarbeiten begonnen haben.__

politische Ileöerstcht.
In Petersburg war am 2. Mai große Parade.
Die Truppen waren in fünf Reihen anfgestellt und nahmen
12 Infanterie-Regimenter ä 3 Bataillons, 15 Schützen-
bataillons, Marine-Lehrbataillons, Cadetlen, 9 Cavallene-
Regimenter und mehrere Batterien von reitender und Fuß-
artillerie Theil. Dergleichen Parade ist in Petersburg noch
nicht, gesehen worden. Der deutsche Kaiser trug deu Cordon
des Georgienordens, der russische Kaiser und die Großfürsten
trugen den Cordon des schwarzen Adlerordens, säpimtliche
Generale preußische Ordensbänder. An der -Lsiitze der Jahtes bei dem Neu-Isenburger Arbeiterkrawall be-
Suite ritt das Kasierpaar, darauf Großfürst Nicolaus th/.ligt gewesenen Arbeiter sind von den Geschwornen des
Oberstkommandirender Feldmarschnll Berg und Graf Mvltke. Länbfriedensbruches für schuldig erkannt worden, und sind
Beim Vorbeiritt an der Fronte stand der deutsche Kaiser - - - ...
beim Petersburger Grenadier-Regiment Friedrich Wilhelm,
den russischen Kaiser salutirend, welcher sofort hinzuritt, die
Hände des deutschen Kaisers ergriff und dieselben lange
schüttelte. Bismarck in weißer Kürassier-Uniform und mit
dem Andreas-Cordon erregte allgemeines Aufsehen.
Im „Journal de St. Petersb." lesen wir: Fürst
Bismarck und Graf N oltke sind der Ehre eines Besuches
des Kaisers Alexander gewürdigt worden. Auch stattete
der Reichskanzler Fürst Gortschakow feinem Collegen, dem
Kanzler des deutschen Reiches, einen Besuch ab. Fürst
Bismarck machte noch im Laufe des Tages mehrere Visiten,
u. A. bei dem Botschafter von Oesterreich-Ungarn, der in
demselben Hotel wohnt, das den berühmten deutschen Staats-
mann, damals preußischen Gesandten, während der Jahre
1859 bis 1862 beherbergte. Er ließ sich sogar einige alte
Hausdiener vorführen, welche dort schon zu seiner Zeit an-
gestellk waren.
Der commandirende General des 4. Armeecorps, Ge-
neral v. Blumenthal, ist, wie der „Magdeburger Correspou- >
dent" meldet, zum außerordentlichen Gesandten des deutschen !
Kaisers bei der am 12. d. M. in Stockholm stattfindenden
Krönung des Königs von Schweden bestimmt. §
Nachdem vom Kaiser Wilhelm, als obersten Kriegs-
herrn der deutschen Armee, die W i e d e r b e s e tz u n g der '
Commandantenstelle auf Festung K ö n i g s st e i n aber-
mals dem König von Sachsen überlassen worden, hat Letzte- j
rer den Generalmajor v. Leonhardt mit besagten Posten !
betraut. i
Ueber den Fortgang der russischen Expedition gegen >
Khiwa lauten die Nachrichten heule insofern wem-er günstig, !

Saballs und Villa in einem sechsstündigen Gefecht in den
Bergen von Monseny und wurde dafür zum Brigadier er-
nannt. General Velarde erließ den Befehl, alle Landhäuser
zu verlassen nnd zuzumauern, worüber große Aufregung in
Catalonien herrscht, zumal Velarde erklärte, er werde die
nichtvermauerten Landhäuser zerstören. 60 Alkalden wollen
ihr Amt niederlegen. Man befürchtet den Ausbruch eines
allgemeinen Aufstandes, falls die Maßregel ausgeführt wird.

Gesetzentwurf
betreffend die Besteuerung des Tabaks.
8 21. In Betreff der Behandlung der Tabakspflanzen
sind die folgenden Vorschriften zu beobachten. 1) Die
Pflanzung ist in geraden Reihen mit gleichen Abständen
der einzelnen Pflanzen von einander innerhalb der Reiben
und mit gleichen oder gleichmäßig wiederkehrenden Abstän-
den der Reihen von einander anzulegen. 2) Tabak darf
nicht mit andern Bodengewächsen gemischt gebaut werden;
jedoch ist bei gänzlichem Ausfall der Pflanzen auf einer
mindestens 4 Quadratmeter haltenden Fläche der Nachbau
anderer Gewächse auf dieser Fläche gestattet. 3) Bis zu
dem zur amtlichen Feststellung der Blätterzahl bezw. der
Gewichtsmengen bestimmten Termine muß die zur Regelung
der Blätterzahl erforderliche Behandlung der Tabakspflanzen
(das Köpfen, Ausgeizen) vollständig bewirkt sein. 4) Be-
vor die zu vertretende Blätterzabl bezw. Gewichtsmenge amt-
lich festgestellt und über den etwa dagegen erhobenen Ein-
spruch entschieden, oder aber die Abstandnahme von der
amtlichen Ermittelung der Blätterzahl bezw. Gewichtsmenge
bekannt gemacht worden ist, dürfen Tabaksblätter nur nach
vorheriger Anzeige bei der Gemeindebehörde und unter
Beobachtung der wegen Feststellung der Menge von der
Steuerbehörde zu erlassenden Anordnungen eingesammelt
werden. 5) Alle vor der Ernte entstehenden Abfälle (Spin-
deln, Geize, mißrathene Pflanzen u. s. w.) sind auf dem
Felde sofort zu vernichten. 6) Will der Pflanzer das Ta-
baksfeld vor der Ernte wegen Mißwachses u. s. w. um-
pflügen, so ist hiervon der Steuerbehörde zuvor Anzeige zu
machen. 7) Spätestens am 10. Tage nach dem Abblatten
müssen die Tabakspflanzen abgehauen oder in anderer Art
beseitigt werden. Die Erzielung einer Nachernte (das sog.
Geizenziehen) kann nur ausnahmsweise mit besonderer vor
der Ernte einzuholender Genehmigung der Steuerbehörde
und unter den von derselben vorzuschreibenden Bedingungen
hinsichtlich der Ermittelung und Entrichtung der gesetzlichen
Steuer gestattet werden.
8 22. Für Tabakspflanzunzen auf Grundstücken von
weniger als 6 Aren Flächeninhalt tritt, statt der in 8 2
bestimmten Gewichtssteuer, die Besteuerung nach Maßgabe

*Dic Vergeltung.
Eine wahre Erzählung aus dem Holländischen
von Gustav Traugott.
(Fortsetzung.)
III.
Gespannt von der reinsten Liebesgluth heftete er die bittenden
Augen auf Grethe, in deren wogendem Busen ein heftiger Kampf ent-
brannte, denn dieser Augenblick sollte über das Wohl und Wehe des
ganzen Lebens entscheiden. Grethe hatte die Augen niedergeschlagen,
doch ließ sie ihm willig ihre Hand in der seinen.
„Ihr wißt, Klausen/ entgegnete sie endlich, wobei sie ihre Augen
aufschlug und ihn fest ansah, daß ich Heinrich noch nicht vergessen habe
und daß ich sein Bild ewig in seinem Herzen tragen werde. Wollt
Ihr rin Mädchen zur Frau nehmen, dessen Herz noch stets einem
Andern gehört?"
„Auch ich liebe meinen Bruder warm und innig bis über sein
Grab hinaus und ich würde sicher nicht um dich werben, wenn ich
noch hoffen könnte; aber wer weiß, welches Unglück ihn getroffen hat;
wir lieben uns warm, zu innig, wäre er noch unter den Lebenden, so
wäre ich sicher nicht ohne Nachricht von ihm. Ich bin fest überzeugt,
Grethe, daß er todt ist, und nimmer will ich's ihm mißgönnen, daß
du das Angedenken an ihn mit heiligster Liebe in deinen: Herzen trägst;
ich werde dich mit erhöhter Gluth lieben, nun ich weiß, wie treu
dein Herz ist."
Glühende Thränen, die ihr auf kurze Zeit die Sprache hemmten,
entströmten ihren Augen und rollten wie Kry stallperlen ihr die bleichen
Wangen hinab. Nach einem heftigen innerlichen Kampfe drängte sie
endlich die Wehmuthszähren zum Herzen zurück und antwortete mit
feierlicher, zitternder Stimme:
So nimm mich hin, Klausen; ich sei dein, bis uns der unerbitt-

liche Tod wieder trennt. Ich wieß, wie aufrichtig du deinen Bruder
geliebt hast, darum reiche ich dir Hand und Herz; jeder andere Mann
würde vergebli.v um mich geworden haben. Aber hier, wo ich Nieman-
den habe, dem ich mein Leid klagen könnte, hier, wo mich alles an
Heinrich erinnert, hier, bei meinem Vater kann ich nicht mehr bleiben!"
In reinster Liebe zog er sie in die Arme und drückte sie stumm
aber innig an sein Herz.
- „Du sollst nie Ursache haben es zu bereuen, Grethe; ich werde
dich als meinen Schuzengel verehren, deine leisesten Winke sollen mir
heiliger Befehl sein."
„Ich weiß, Klausen, du bist brav und gut, und deshalb reiche ich
dir die Hand. Vor schlechten Menschen grauet mir, darum —" sie
hielt plötzlich inne und schlug die Augen nieder.
„Saa mir aufrichtig, Grethe, hältst du deinen Vater für schuldig
und glaubst du, daß er um Heinrichs Verschwinden wisse?"
„Gott gebe, daß er unschuldig ist; drückt aber sein Gewissen ein
schweres Vergehen, ein Mord, so möge er vor dem ewigen Richterstuhle
Gnade finden ; darum bitte ich täglich." Mit diesen Worten erhob sie
sich und ging mit ihrem Neuverlobten zur Wohnung zurück. Letzterer
verlor über diese Angelegenheit kein Wort weiter. „Es ist ihr Vater,"
dachte er, „ich will ihren Kummer zu lindern suchen und nicht ihn
noch vergrößern."
Klausen befolgte jetzt den Grundsatz, das Eisen zu schmieden,
während es glüht und warb daher unverzögert bei Grethens Vater um
ihre Hand.
„Eurem Bruder habe ich mein Kind verweigert, weil ich wußte,
welch ein saures und unruhiges Leben die Frau eines Gastwirths zu
führen hat; doch euch will ich es gerne übergeben. Ihr seid fleißig
und unermüdet in eurem Erwerb, und im Moore fließen starke Gold-
quellen. — So günstig als mir ist zwar das Glück nicht Jedem"
fügte er lachend hinzu; „aber auch der Torf ist geldswerth, und der
liegt noch in unermäßlicher Menge im Moore. Ihr seid der rechte
Mann, das Gold an den Tag zu bringen, daher vertraue ich euch ge-
trost mein Kind an."
Selbst gegen Klausens Bitte, noch vor dem kommenden Winter

am Altäre des Herrn den Ehebund zu schließen, hatte er nichts einzu-
wenden. „Ich habe selber dort im Moore gewohnt," war seine Ant-
wort, „und ich weiß wohl, daß ihr je eher 'e lieber einer Frau bedürft.
Ich kann meine Tochter hier schon leiste«, entbehren, als ihr in Euren
Verhältnissen eine Hausfrau, und bedarf ich die Hülfe, so wird sie sich
schon finden lassen."
Mit frohem Herzen eilte Klausen nach Hause; er hatte nicht zu
hoffen gewagt, daß sein höchster und liebster Wunsch so vollkommen
und rasch erfüllt werde. Grethens Vater ließ sich es recht bald ange-
legen sein, die bevorstehende Hochzeit seines einzigen Kindes mit Glanz
und Pracht zu feiern. So sehr Grethe, die am liebsten in aller Stille
sich hätte trauen lasten und dann geräuschlos mit ihrem Gatten von
dannen gezogen wäre, sich gegen die weitschweifigen Pläne ihres Vaters
sträubte, so vermochte sie nichts dagegen einzurichten, und die bisherige
Stille in ihrem Familienleben machte bald einer ungemeinen Regsam-
keit Platz.
Es ist ein herrlicher Tag, wie wir deren nicht viel mehr in diesem
Jahre zu erwarten haben," sagte der Vater eines Morgens, als er in
Grethens Kammer trat, wo diese mit Ankleiden beschäftigt war. „Ich
habe es Klausen schon lange versprochen, mit dir einmal zu ihm zu
kommen, um seine Wohnung und Verbesserungen näher zu besehen.
Hast du Zeil, so könnten wir diesen Nachmittag meine wiederholten
Zusagen wohl erfüllen."
»Ich füge mich deinem Wunsche," entgegnete die Tochter.

IV.
Ein reizender Herbstnachmittag lächelte Uber Fluren und Wald.
Die Sonne sandte noch einmal erquickend ihre Strahlen zur Erde nieder
und sanft lispelte der Wind über die weite Moorebene, als Grethe
schweigend an der Seite ihres Vaters über die Haide dem Moore zu-
wanderte. Ihre Seele war mit traurigen Gedanken erfüllt, und ein
stilles Weh durchzuckte ihren fühlenden Bufen. Sie dachte an ihren
früher« Geliebten, und sie wiegte sich träumerisch in dem Glücke,
welches sie an seiner Seite gefunden haben würde. Sein jammervolles
 
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