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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 65 (5. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0261

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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
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Amtsverkündigungsblatt für den Wezirk Schwetzingen.
Badische H o p f r n z e i t u n g.

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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

Ro. 65. Donnerstag, 5. Juni 1873.


VII. Jahrgang.

Für das „Schwetzinger Wochenblatt" bestimmte Inserate finden auch im „Philippsburger L Germersheimer Wochenblatt" Gratis-Aufnahme.

Bestellungen L
bei sämmtlichen Postanstalten sowohl als bei den
Landpostboten angenommen.
_ Die Expedition.
Rundscha u.
Die Psingstfeiertage machen sich geltend; es ist eine
Ruhepause in der Politik eingetreten; das Material für die
Zeitungen fließt sparsam herzu. Auch der geplagte deutsche
Reichstag gönnt sich einige Tage Ferien und seine letzten
Verhandlungen trugen mehr noch als die vorletzten Tage
zuvor das Gepräge der Ermündung und der Ungeduld an
sich. Unter ausschließlicher Betheiligung einiger seestädtischer
Abgeordneten wurde ein Gesetz über Einregistrirung und
Bezeichnung der Kauffahrteischiffe debattirt und sodann das
Kriegsleistungsgesetz in zweiter Lesung angenommen. — Der
dem Bundesrathe vorgelegte Preßgesetzentwurf soll, wie uns
mitgetheilt wird, sehr liberale Bestimmungen enthalten und
nach der „Spen. Ztg." ist darin auch die Aufhebung der
Cautionen und der Stempelsteuer vorgeschlagen. Unter sol-
chen Umständen wird der Reichstag gewiß gern die Hand
dazu bieten, das Gesetz noch in dieser Session perfekt zu
machen.
Die Nachrichten, daß der bisherige französische
Botschafter in Berlin Marquis de Gontaut-Biron
als Minister des Auswärtigen in die französische Regierung
eintreten würde, bestätigt sich nicht. Vielmehr wird der
Botschafter auf seinem Posten verbleiben, wie dies
seinen eigenen Wünschen entspricht. Hierbei lün.ren mir-
gleich einem anderen vielfach verbreiteten Gerücht entgegen-
treten, wonach zwischen dem Fürsten-Reichskauzler und dem
deutschen Botschafter in Paris allerlei Zerwürfnisse vorge-
kommen und dessen Abberufung nahegebracht haben sollen.
Es ist an all' diesen Angaben kein wahres Wort, ebenso-
wenig wie an den vielen Mittheilungeu über die Besetzung
vacanter diplomatischer Posten. Nur dies eine ist richtig,
daß der bisherige deutsche Gesandte in Brüssel, Herr von
Balan, Staatssekretär im auswärtigen Amte und der Vortra-
gende Rath im letzteren, Graf Hatzfeld, Gesandter in Brüssel
wird.
Gestern endlich meldet eine Pariser Depesche, daß der
Minister des Auswärtigen Herzog von Broglie, den in
Frankreich eiugetreteueu Präsidentenwechsel den Mächten an-
gezeigt habe. Die Nachricht, eine Notifikation dieses Er-
eignisses sei schon am 27. Abends den auswärtigen Ver-
tretern in Versailles mitgetheilt worden, beruhte auf eimm
Jrrthum.
Die Nationalversammlung hat sich vorgestern nach dem
Beschlüsse , die Vendomesäule wieder herzustellen, bis zum
5. Juni vertagt, und es ist die Rede davon, daß bald nach

dem Wiederzusammeutritt der Kammer eine neue Vertagung
derselben, Einige meinen sogar bis Anfangs Oktober, ein-
treten wird. Auch die von dem „Bien Public" gemeldete
Ankuuft des Grafen von Chambord in Frankreich wird von
dem „Francais" mit dem Beifügen in Abrede gestellt, we-
der legitimistische Prätendent noch der radikale Prinz Napoleon
hätten dermalen die Absicht, nach Frankreich zurückzukehren.
Allerdings, meinte das monarchische Blatt, würde die Re-
gierung keinem von Beiden, wenn er dieses Vorhaben aus-
fübreu wollte, ein Hinderniß in den Weg legen._
Deutsches Reichs
Freiburg. 1. Juni. Heute kam Friedrich Hecker
in hiesiger Stadt an. Derselbe wurde am Bahnhof von
seinem Bruder und einigen Herren empfangen und nahm
bei ersterem sein Absteigequartier.
Berlin, 31. Mai. Der Schah von Persien traf
heute Nachmittag 6^4 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhofe,
wo eine Ehrecompagnie aufgestellt war, ein. Der Kaiser
begrüßte den Schah mit einem Händedruck und stellte ihm
den Kronprinzen und die Prinzen des königl. Hauses vor.
Der Einzug erfolgte programmgemäß unter Begleitung der
commandirten Cavallerie und Kanonendonner. Der Kaiser
und der Schah hatten zusammen in einem mit 6 Pferden
bespannten Wagen Platz genommen. Auf allen Plätzen
und in den Straßen waren zahllose Menschenmassen ver-
sammelt.
Zu dem feierlichen Empfange des Gastes waren auch
die Prinzen Carl, Friedrich Carl und Georg, sowie der
Reichkanzler Fürst v. Bismarck, die ^eldmarschälle Graf v.
W-.cl.lgel u.lv Graf v." Moitke nebst mehreren hohen Hof-
beamten aus dem Bahnhofe anwesend.
Ausland.
Wien, 1. Juni. Der Kaiser von Rußland, der
Großfürst-Thronfolger und Gemahlin und Großfürst Wladimir
trafen um 2^/2 Uhr auf dem Nordbahnhofe Hierselbst ein,
begleitet von dem Kaiser von Oesterreich, der den russischen
Herrschaften bis Gänserndorf entgegengefahren war. Von
der Kaiserin und allen Erzherzogen und Erzherzoginnen am
Bahnhofe empfangen, fuhren nach herzlicher Begrüßung
beide Kaiser zusammen nach Schönbrunn, der Großfürst-
Thronfolger nebst Gemahlin sowie der Großfürst Wladimir
in die Hofbnrg. Die russischen Herrschaften waren in öster-
reichischer, der Kaiser Franz-Joseph, Kronprinz Rudolph und
die Erzherzoge in russischer Uniform. In Gänserndorf um-
armten und küßten sich die Monarchmr mehrmals. Um 6
Uhr sand Familiendiner in Schönbrunn statt, Abends ist
Soiree beim russischen Gesandten. Sämmtliche Wiener
Blätter begrüßen die Ankunft des russischen Kaisers mit
warmen sympathischen Artikeln.
Turin, 3. Juni. Eine Deputation überreichte Amadeo
1 eine Bürgerkrone.

8 -5.

Neueste Köpfen-Werichte.
* Schwetzingen, 3. Juni. Ueber unsere Hopfen-
fluren läßt sich bis jetzt noch nicht viel berichten, da die-
selben hier und in der Umgegend in Folge der anhaltend
kalten Witterung im Wachsthum noch sehr zurück sind, so
daß man solche in manchen Hopfengärten noch nicht einmal
an die Stange bringen kann. Mit dem heutigen Tage
ist nun schönere u. die für die Hopfenpflanzen so besonders noth-
wendige wärmere Witterung eingetreten, welche nun auch
von Dauer sein dürfte.
Nürnberg, 31. Mai. (Orig. Bericht v. C. Schmitt.)
Witterung fortwährend unfreundlich und kühl, letzter Tage
sogar sehr kühl mit Nordwestwind. Es ist überflüssig, zu
bemerken, daß unter solchen Umständen die neue Hopfen-
pflanze, besonders jn kühlen Lagen sich nur langsam ent-
wickeln kann und wäre ein Umschlag der Witterung zum
Bessern sehr erwünscht.
Das Hopfen-Geschäft war diese Woche recht still und
belanglos; Bedarf zeigte sich nur spärlich und Käufer suchten
hieraus soviel wie möglich Nutzen zu ziehen, indem sie ihre
Preisangebote um fl. 6—8 erniedrigten, womit sie indessen
nur in wenig Fällen durchzudringen vermochten, da Eigner
auf seitherigen Forderungen fest beharren. Die Vorräthe
sind, wie schon mehrfach gemeldet, zu sehr gelichtet, um
einen Rückschlag zur Geltung kommen zu lassen; im Gegen-
theil dürfte nur ein kleiner Anstoß genügen, dem Geschäft
noch weitere Besserung zu verschaffen. Der Wochen-Umsatz
mag ca. 150 Ballen betragen und können dabei folgende
Notirungen — vielfach nominell — gelten:
Spalt Stadt
„ nähere Umgebung
„ entferntere Lagen
Hallerdau Siegelgut (Wolnzach-Au)
„ ohne Siegel prima u. hochprima
„ geringere
Mittelfränkisch fein prima (Aischgr.-Gebirgh.
Marktsorten prima
„ geringere
Württemberger
Elsässer
Lothringer, Oberösterreicher
1870r., I. Auswahl,
Geringere 1870r u. ält. Sorten ohne Frage, fl.
Hagertau, 30. Mai. Seit längerer Zeit existirt
eine der Hcpfenpflanzung durchaus nachtheilige Witterung,
durch welche das Wachsthum des Hopfens fast gar keinen
Fortschritt machen konnte. Auch haben wir leider von
einer Unmasse Schnecken und sogar das augenblickliche Er-
scheinen von Ungeziefer zu berichten, welche an mehreren
Orten schon vielfach 'schaden anrichteten. Wenn diese
traurige Situation noch länger fortdauert, so haben wir

fl.
125-135.
fl.
105-115.
fl.
90-105.
fi-
85-105.
st.
90—105.
fl.
70-85.
fl.
95-110.
fl.
85-95.
fl.
70-80.
fl.
80-110.
fl.
80-100.
fl.
52-70.
fl.
12-16.

Ker Much des Holdes.
4- * 4-
(Fortsetzung.)
3.
„Und das Honorar wird die bescheidenen Forderungen, die sie bis-
her zu stellen gewohnt waren, bedeutend übersteigen," setzte Hedwig mit
schneidender Kälte hinzu. Fordern sie einen Louisd'or für die Stunde,
sie werden ihn erhalten, vorausgesetzt: daß sie unsern Anforderungen
genügen."
„Mein Fräulein, ich habe ihnen keine Veranlassung gegeben, mir
den versteckten Vorwurf zu machen, daß ich durch meine Ablehnung
ihres Anerbietens das Honorar zu steigern beabsichtigte," entgegnete
Marie, deren Wangen Purpurgluth übergoß. Der Grund, den ich für
meine Ablehnung angab, ist so einfach, daß Niemand ihn für einen
Vorwand halten kann —"
„Dennoch behaupte ich, daß er ein Vorwandt ist," unterbrach
Hedwig sie. „Die Befürchtungen, die sie hegen, sind unbegründet."
^Welche Befürchtungen?" fragte Cornelius, den das taktlose Be-
nehmen seiner Tochter ärgerte.
Co istan; trat ans Fenster, worauf Hedwig anspielte, er war ent-
schlossen, seine Geliebte vor jeder Beleidigung zu schützen.
„Mein Herr sie werden erlauben, daß ich mich entferne," sagte
Marie, mühsam an sich haltend, „den Sinn der Worte, welche ihr
Fräulein Tochter mir gesagt hat, verstehe ich nicht, aber ich ahne, daß
eine beleidigende Absicht sich hinter ihnen birgt."
Ehe der Millionär sie zurückhalten konnte, hatte Marie sich ent-

fernt, Constanz nahm seinen Hut, verbeugte sich stumm vor dem ver-
dutzten alten Heern und eilte ihr nach, ohne Hedwig einen Gruß zu
würdigen.
„Das war eine Tackllosigkeit, die ich nicht mit Schweigen übergehen
kann," sagte Cornelius kopfschüttelnd. „Du hattest nicht die Berechti-
gung, das Mädcheu zu kränken oder gar zu beleidigen, weil sie sich
weigerte, auf unser Anerbieten einzugehen."
Hedwig zuckte die Achseln. „Da haben sie abermals den Beweis,
daß der Trödler»-—"
„Nun willst du gar ihm die Schuld aufbürden?" unterbrach Cor-
nelius sie gereizt- „Wir müssen ihm dankbar sein, daß er sich der
Mühe unterzog, eine tüchtige Lehrerin zu uns zu schicken —"
„Eine tüchtige Lehrerin, die uns das Anerbieten deßhalb abschlug,
weil der Herr Doctor cs ihr verbot," spottete Hedwig.
Cornelius blickte befremdet seine Tochter an. „Ich glaube —"
Lieber Vater, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, weiß ich.
Frä lein Marie H imann ist die Geliebte des Doctors, der Blick, den
sie miteinander wechselten, vcrrieth es mir Als sie fragten, ob sie den
Unterricht übernehmen wollte, gab er ihr durch Kopfschütteln das
Zeichen zur Ablehnung, und der Blick, den sie mir darauf zuwarf, ließ
mich erkennen, daß sie in mir eine Nebenbuhlerin fürchtete. Darauf
deutete ich an, als ich ihr sagte, der Grund ihrer Ablehnung liege
tiefer."
„Es wäre besser gewesen, du hättest das nicht gesagt," erwiderte
Cornelius. Du hast die junge Dame beleidigt, dir in den Augen des
Doctors eine solche Blöse gegeben und dem Trödler mit Undank
belohnt."
„Ich denke, das ist alles so schlimm nicht," fuhr Hedwig achsel-

zuckend fort. „Die Musiklehrerin wird sich sagen, daß sie sich selbst
die unangenehmen Bemerkungen zuzuschreiben habe, und was den Doc-
tor betrifft, so ist es mir lieb, wenn derselbe unsere Schwelle nicht
mehr überschreitet. Die Herren glaubten ihren Plan so entworfen zu
haben, daß daS Gelingen desselben keinem Zweifel unterliegen könne,
aber ich habe ihn durchschaut, ehe sie zur Ausführung schritten. Gestern
bei Gelegenheit der Testamentsaufsetzung habe ich den Herrn Doctor
und dessen Vater scharf beobachtet, ich erhielt die Gewißheit, daß sie
die reiche Erbin zu angeln gedachten."
„Das ist ein Jrrthum, liebes Kind, die beiden Herren haben ge-
wiß nicht daran gedacht."
„Wenn dem nicht so wäre, weßhalb machte der Doctor schon heute
von ihrer erst gestern erhaltenen Einladung, sie zu besuchen, Gebrauch?
Zwei Millionen Dollars —"
„Und wenn dem so wäre und du liebtest ihn, so würde ich gern
Ja und Amen sagen," erwiderte Cornelius, indem er sich erhob. „Ich
bin nie ein Freund der Convenienz-Heirathen gewesen, und der Doctor
wäre in Bezug auf seinen Charakter ganz der Schwiegersohn nach
meinem Sinne."
„Auch dann, wenn ich eine Abneicung gegen ihn hege —"
Die Abneigung scheint gegenseitig zu sein und ich glaube, du trägst
allein die Schuld daran," fuhr Cornelius, seine Worte scharf betonend
fort, erinnere dich nur deines Benehmens gegen ihn vom Augenblick
der ersten Begegnung an. Ich will darüber nicht weiter mit dir
rechten, aber lieb wäre es mir, wenn du in Zukunft weniger übereilt
urtheiltest und handelst."
(Fortsetzung folgt.)
 
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