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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 104 (4. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0417

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wöchentlich drei Mal:
Timstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen an.

AmLsverkündigungsötalt für den WezirL Schwetzingen.


Badische

H o p s e n) c i t u n g.

'ch e8
oie.uäsahriich 51 lr.
Inserate:
die viergespaliene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Garmondzeile 5 kr.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.

«o. 104.

Donnerstag, 4. September 1873.

VII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstein L Wogter, Rudolf Wosse und ch. L. Jauöe L Ho., sowie die Süddeutsche Annonceu-Hrpedition
von H. Stöckhardt in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg.

Diejenigen Abonnenten, Welche das
„Schwetzinger Wochenblatt" verspätet
oder öfters gar nicht erhalte», wollen
sofort gefl. Weclamation in unserem
Drukerei-Locale selbst erheben, damit
wir für die pünktliche Anstellung Maß-
regeln treffen können.
__Die Expedition.
Rund s ch n u.
— „Haust du meinen Gulden, haue ich deinen Thaler!"
So scheint man in Oesterreich zu denken, denn von mehre-
ren von dort zurückkehrenden Reisenden wird dem„B. Tgl."
die interessante Thatsache berichtet, daß man dort beginnt
den preußischen resp. deutschen Thaler nur mit 28 Sgr. zu
berechnen. Zu verwundern wäre das gar nicht, denn ist
einmal allgemein der Wertig des Silbers gesunken, so trifft
die Entwerthung den Thaler eben so gut, wie den Gulden.
Ersterer braucht in Oesterreich an öffentlichen Kaffen gar
nicht angenommen zu werden und findet auch keine weitere
technische Verwendung, während die Gulden ihres feinen
Silbers wegen von Silbersehmelzereien uns Medaillen-Fa-
briken zu dem billigeren Preise jetzt vielfach aufgekauft wer-
den. Eine weitere Reiseerfahrung in Bezug auf Geldsorten
ist die, daß die neuen deutschen Goldmünzen, die 10- uno
20-Markstücke, in Oesterreich, Italien und der Schweiz nicht
gern und nur mit Abzug angenommen werden.
lieber die Lage der Dinge vor und in Cartagena
veröffentlicht das „Reuter'sche Bureau" folgende Nachrichten :
Zwischen den Insurgenten und den Agenten des Don Car-
los ist eine Uebereinkunft getroffen, nach welcher erstere,
wenn sie sich hart bedrängt sehen, den Carlisten einen Theil
der Forts übergeben würden, unter der Bedingung, daß
sämmtliche im Königreich Valencia befindlichen Streitkräfte
die republikanischen Belagerungstrnppen angreifen würden.
Diese Streitkräfte zählen im Ganzen 4000 Mann und ver-
teilen sich auf die einzelnen Banden wie folgt: 2500 Mann
in Castellon, unter Cucala und Valles, 300 Mann inCan-
dete, 300 in Junulla, 200 in Fecla, 130 in Fligera und
200 in Montategre unter dem Cabecilla Bartolomeo.
Die Belagerer stehen ungefähr einen Kilometer von
der Stadt entfernt. Die Truppen, über welche General
Campos zu verfügen hat, bestehen aus dem Bataillon Men-
digorria, 6 Compagnien des Bataillons Iberia, 250 Mann
aus Valencia, 400 Mann aus Murcia und 1500 Mann
aus Cartagena. Die Thätigkeit der republikanischen Trup-
pen beschränkte sich bis zum 29. August nur auf Plänkeleien.
Das Fener des schweren Geschütz s wurde von ihnen nicht
beantwortet.

„Jmparcial" erzählt fol enden Vorfall; Eine deutsche
Fregatte ist vor einigen Tagen in die Bucht von Escom--
breras eingefahren. Sie hat die fremden Fahrzeuge salulirt
und ihre Offiziere haben den den fremden Admiralen Be-
suche abgestaltet, nur an Bord des französischen Kriegs-
schiffes begaben sich die deutschen Offiziere nicht, da seit der
Stellung, welche die französischen Kriegsschiffe in der Action
gegen die Jnsurgentenschiffe eingenommen hatten, eine ge-
wisse Animosität gegen die französischen See-Offiziere
herrscht.
Die amerikanischen Zeitungen bringen ausführliche
Nachrichten über ein großes Treffen, welches kürzlich zwischen
den Pawnees und den Sioux stattgefunden hat.
Die Pawnees, welche 300 Mann stark waren und mit
Frauen, Kindern und 600 Ponies der jährlichen Büffel-
jagd im Republican Valley in Nebraska oblagen, wurden
von 1500 Sioux unter Befehl von „Jung Fleckschwanz"
überrascht. Während die Uebersallenen nur mit Bogen,
Pfeilen und Revolvern bewaffnet waren, hatten die Sioux
sich mit vorzüglichen Henry-Gewehren versehen. Die Siour
begingen die schauderhaftesten Grausamkeiten, scalbirten die
Weiber, rödteten die Kinder, indem sie dieselben erdolchten
und dann in's Feuer warfen.» Der Kampf dauerte zehn
Slum en und erstreckte sich über 25 Meilen. Die Pawnees
verloren 100 aus ihrem Stamme, darunter ihren Häupt-
ling uno oeffen Weib und Kind.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 30. August. Wegen Ablebens Seiner
Hoheit des Herzogs Karl von Braunschweig legt der Groß-
' herzogliche Hof heute auf 14 Tage Trauer an, nach der 4.
Stufe der Trauerordnung.
Osseuburg, 28. August. Heute Mittag wurde der
! Elternmörber Jenger aus Brühl unter gehöriger Gendar-
- merie-Eskorte dahier eingeliefert und in das Amtsgefängniß
verbracht. Die Uebergabe desselben von der französischen
i an die deutsche Behörde fand in Belfort statt. Jenger ist
l noch mit der französischen Militär-Uniform kuklewet und hat
! sein freches und herausforderndes Benehmen, welches er bei
! seinem Gang nach dem Gefüngniß gegenüber dem Publikum
j an den Tag legte, einen höchst widerlichen Eindruck gemacht,
i Ob Jenger noch vor das nächste im September stattfindende
! Schwurgericht kommt, bleibt vorerst dahingestellt.
Magdeburg. In welchem Umfang die Cholera
um sich greift, zeigt die Mittheilung der „Magdeb.-Ztg.",
in welcher sie ihre Abonnenten wegen der Verspätungen
im Erscheinen der Zeitung um Entschuldigung bittet. Die
Epidemie hat die Kräfte des Personals so sehr geschwächt,
daß sich im Augenblick kaum Abhilfe schaffen läßt.
Berlin, 27. Ang. In der Ausführung des neuen
Müuzgesetzes tritt eine, wenn auch nicht unerwartete Schwie-
rigkeit insofern zu Tage, als die Beschaffung des für die

neuen Scheidemünzen erforderlichen Nickels nur mit großer»
Mühe zu ermöglichen ist. Die deutsche Regierung hat Ichs
Millionen Pfund Nickel, deren sie bedarf, das Pfund zu 5
Thaler bestellt; die Aufträge befinden sich größeniheils in
den Händen englischer Geschäftsleute. Norwegen, das Lana,
welches den meisten Nickel besitzt, hat doch nur 4 Nickel-
werke, Schweden 2, von denen eins in die Hände eines
Berliner Konsortiums übergegangen ist. Außer in diesen
beiden Ländern findet sich Nickel nur noch in Nordamerika,
doch ist der dortige Gehalt ein so geringer, daß der Nickel-
bau in nur äußerst beschränktem Umfang betrieben wird.
Derselbe ist an sich übrigens ein ungemein mühsamer, was
schon daraus erhellt, daß auf ca. 100 geförderte Tons etwa
2 Tons Nickel kommen. Die Beschaffung von Ich? Millio-
nen Pfund dieses auch zu anderen gewerblichen Arbeiten
sehr gesuchten Metalls erfordert daher die größten An-
strengungen, namentlich Seitens der norwegischen Industrie,
an welche bereits die Frage herangetreten ist, ob unter diesen
Umständen das bisher befolgte Bergbausystem nicht mit einem
schnelleren Ausbeutungsmodus zu vertauschen sei.
Ausland.
Paris, 1. Sept. Der Orientalistencongreß ist heute
unter zahlreicher Betheiligung des Auslandes eröffnet mor-
den. Der japanesische Ministerresident Sameshima wurde
zum Präsidenten gewählt. — Der spanische Gesandte Abar-
zuga dankte bei seinem Empfange am Sonnabend durch den
Minister des Auswärtigen für die Aufrechterhaltung freund-
nachbarlicherBeziehungen und bat um Fortsetzung derselben.
Der Francais dementirt die Mittheilung eines republikani-
schen Blattes, Broglie neige der Republik zu, er erklärt, das
Ministerium vom 24. Mai begünstige keine confervativen
Ansichten auf Kosten der andern.
Rom, 1. Septbr. Es verlautet aus guter Quelle,
daß die Abreise des Königs nach Wien für die zweite Sep-
tember-Woche festgesetzt ist-_
Werteste Kopfen-Werichte.
* Schwetzingen, 3. Sept. Gestern wurden hier
einige Ballen 1872er Hopfen, schöne Qualität, zu fl. 50
Per Ctr. verkauft. — In P l a n k st a d t bezahlte man vor-
einigen Tagen für neuen Hopfen 60 fl. per Ctr. — In
Hockenheim wurde im Laufe voriger Woche ziemlich leb-
haft gekauft und 50—55 fl. bezahlt. Die Ernte geht überall
rasch von statten und ist namentlich vom Wetter sehr be-
günstigt.
Sandhaufen, 1. Sept. Mit dem Heutigen eröffnen
wir den vollen Gang des Pflückens, obgleich unsere Hopfen-
gärten in diesem Sommer vor allerlei Beschädigung bewahrt
blieben, fängt der Erdfloh an sich zu zeigen, wodurch die
Ernte beschleunigt werden mußte. Einzelne Pfund trockener
Waare wurden mit 42—48 kr. bezahlt.

Die Zigeunerin.
Novelle
von Fanny Klink.
(Fortsetzung.)
„Sie dürfen jetzt nicht nach Ihrem Kinde fragen,"
erwiderte diese, langsam jedes Wort betonend. „Erholen
Sie sich erst, Sie bedürfen noch zu sehr der Ruhe."
Die Leidende starrte die Sprecherin mit gläsernen
Augen an.
„Mein Kind — was ist's mit meinem Kinde ? ächzte
sie. „Aus Barmherzigkeit, bringt mir mein Kind, nur unter-
meinen Augen darf es sein, wenn es leben soll."
Die Pflegerin nickte mit dem Kopfe. Es war doch
vielleicht so, wie Herr Reimersheim sagte, das war ja die
fixe Idee, wovon er gesprochen,
„Seien Sie unbesorgt um Ihr Kind, es ist in den
besten Händen," sagte sie salbungsvoll. „Fragen Sie mich
nicht, ich handle nur nach den Vorschriften des Arztes,
wenn ich Ihnen eine traurige Nachricht verheimliche."
„Eine traurige Nachricht ?" schrie die Kranke und ur-
plötzlich schiew'N die Augen weit aus ihren Höhlungen her-
vorzutreten. „Was soll das, sprecht die Wahrheit und Gott
segne Euch dafür — ist mein Kind todt? O . ein, es ist
nicht wahr," fuhr sie wild fort, „Ihr lügt, lügt rille, weil

er es Euch gesagt hat und Euch dafür bezahlt, mein Kind
ist nicht todt — es kann nicht sein. O, kennt Ihr denn
kein Erbarmen? Könnt Ihr eine Mutter in dieser peinigen-
den Ungewißheit lassen?"
In diesem Augenblicke trat der Arzt ein — ein Blick
auk die Kranke genügte, ihm klar zu machen, was hier vor-
gefallen sei. Die Kranke war von einer wunderbaren Schön-
heit, welche durch das tiefe Herzeleid, welches sich in ihrem
Antlitze ausprägte, noch einen erhöhten Reiz erhielt.
„Mein Herr, Sie werden Mitleid haben," wandte sich
die Leidende in flehendem Tone zu ihm. „Sagen Sie mir,
ob das wahr ist, ob ich es glauben muß, daß mein Kind
todt ist — Ihnen vertraue ich."
„Frau Heinrich, lassen Sie mich ein paar Augenblicke
mit der Kranken allein, Mutter Lisbeth bedarf ihrer Hülfe,"
sagte der junge Arzt zu der Pflegerin. Dann ließ er sich
am Bette nieder, während Frau Heinrich sich mißmuthig ent-
fernte.
„Und nun sprechen Sie, sagen Sie mir nur das eine:
Ist mein Kind todt?" fragte die Leidende angstvoll.
„Fragen Sie nicht, gnädige Frau, ich kann Ihnen jetzt
darauf keine Antwort geben," entgegnete derselbe aus-
weichend.
Die Kranke stieß einen dumpfen Wehlaut aus und ihr
Haupt sank tiefer in die Kiffen.
„Also todt," murmelte sie, „todt! Ich bin ganz allein
in der Welt. Denn Ihnen glaube ich. Sie würden nicht
so grausam sein, eine Unglückliche zu täuschen."

„Gnädige Frau — beruhigen Sie sich," stammelte der
junge Arzt verwirrt, denn es überstieg fast seine Kräfte, die
schöne Frau und zärtliche Mutter zu täuschen.
Er dachte darüber nach, wiewohl diese braunen Augen
voll endlosen Entzückens leuchten würden, wenn er ihr sagte:
Ihr Kind lebt.
Sie schüttelte mit dem Kopfe, dann lag sie regungslos
da, aber kaum 5 Minuten später quoll das rothe Blut über
die bleichen Lippen und färbte ihr weißes Nachtgewand.
Aber schon schien jede Hülfe vergeblich — war die Frau
todt, oder lebte sie noch — wer vermochte das zu wissen?
„O, Zendale," sprach Leon eines Tages mit ernster,
wohlklingender Stimme, „und Du kannst, Du willst mich
Armen verlassen auf Nimmerwiedersehen, Du willst nach
Spanien? Und ich Unglücklicher kann Dich nicht zurückhalten,
sondern ich muß Dich ziehen lassen und so dem sichern Ver-
derben übergeben?"
„Nein, Leon, Du kannst mich nicht halten, unsere Ge-
schicke gehen auseinander," entgegnete Zendale traurig.
„Weißt Du aber, daß die Trennung von Dir mein
Tod sein wird, Zendale?" rief der Jüngling jetzt heftig
aus. „Weißt Du, daß Du mir mein Glück, mein Leben
mit fortnimmst, daß ich mich so lange zu Dir und Deiner son-
nigen Nähe sehnen werde, bis ich elend verkümmere — daß" —
„Halt ein, Leon," rief Zendale aus, indem sie ihre
Arme leidenschaftlich um feinen Nacken schlang, „sprich nicht
weiter, Du zerreißest mir das Herz." (Forts, folgt.)
 
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