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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (7) — 1873

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No. 41 (8. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63024#0168

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zi«5.nüch schwach und unbedeutend, Inhaber sind jedoch fest
und zeigen keine Neigung zur Nachgiebigkeit. Mehrere Posten
amerikanischer Hopfen wurden verflossene Woche verkauft.
Die kontinentalen Märkte sind sehr fest bei geringen Ange-
boten. Die lange anhaltend nasse Witterung, die wir ge-
habt , hat sich den Pflanzungen ziemlich ungünstig erwiesen
und frühzeitige Bearbeitungen der Pflanzungen verzögert.
In Kennt soll kürzlich L. 7. 10 sh. für eine kleine Partie
Mittelwaare refüsfirt worden sein, auf Grund der nicht
günstigen Berichte von den Pflanzungen. Die Einfuhren
in London bestanden aus 85 Ballen vou Antwerpen, 44

grüßen diese Erleichterung des Postverkehrs und beeilen uns,
i Unsere Leser hiervon in Kenntniß zu setzen.
! Neudorf, 5. April. Dieser Tage kehrte hier ein
j Reisender im Gasthause zum Lamm ein, um dort zu über-
- nachten. Der Wirthin kam der Fremde einigermaßen ver-
dächtig vor und es gewann in ihr die Nermuthung Platz,
es könnte dies derselbe sein, welcher vor mehreren Jahren
! ebenfalls hier übernachtet hatte und mit sämmtlichem Bett-
zeug durchgebrannt war. Ihre Vermuthung sollte sich auch
i bewahrheiten, denn als sie in Folge deren rechtzeitig Maß-
' regeln ergriffen, wurde dieser Reisende, als er sich eben mit

von Hamburg und 25 von Cent.
New-Nork, 15. März. Der Markt bleibt so flau,
wie je vorher und sind Preise völlig nominell, da Känfer
größerer Partien unter Marktpreis ankommen können. Die
Zufuhren bleiben klein, trotzdem sind Inhaber sehr bemüht,
ihren Vorrath zu placiren, Consumenten hingegen warten
ab und rechnen auf niedrigere Preise, ehe sie den Bedarf
für die Sommermonate einlegen wollen. Notirungen für
choice State 50 c., prima 45—46 c., beide Qualitäten
sehr rar; gute State und Wisconsin 42—43 c. Prima
bayerische auf 45—47 c. und gute englische auf 33—34
c. gehalten; geringere Sorten 5—6 c. billiger. Der Vor-
rath von importirtem Hopfen wird auf ca. 6000 Ballen
geschätzt, darunter 2000 Ballen unverzollt auf Transito-
Lager, um im Falle der Noth nach England zurückgesandt
zu werden. In den Distrikten sollen sich in Händen von
Händlern und Pflanzern 7000—8000 Ballen (?) befinden,
so daß wir für den Sommerbedarf mit Hopfen versehen
sind, ohne ferneren Import zu bedürfen. — Berichte von
Europa melden ruhigen Markt ohne Preisveränderuug. Zu-
fuhren seit Beginn der Saison 19,541 B. gegen 25,907
und 42,592 B. d. Z. der beiden Vorjahre. Export seit 1.
September 5587 Ballen gegen 3272 und 7142 B. d. Z.
der beiden Vorjahre. Import seit 1. September 21,526
Ballen gegen 4469 B. d. Z. im Vorjahre._—„
Aus Stadt und Land.
Schwetziltgerr, 3. März. In heutiger Bezirks-
rathssitzung kamen folgende Fälle zur Entscheidung.
Genehmigt wurden: 1) Die Gesuche der Krämer Ludwig
Grammlich und Heinrich Wolf vou Brühl, des Krämers
Anton Kurz von Neckarau und des Kaufmanns Johann
Martin Hilsheimer von Seckenheim um Erlanbniß zum
Kleinhandel mit Branntwein; 2) Gesuche des Eisenbahn-
arbeiters Nikolaus Berger von Plankstadt und Schuhmacher
Philipp Jakob Seitz,. Philipp Sohn von Seckenheim, um
Conceffion zum Betrieb von Schankwirthschaften mit Brannt-
weinausschank ; 3) Die Gesuche des Bürgermeister Wilhelm
Eder, der Krämer Joseph Rohr und Alois Blum von Brühl,
des Stabhalters Jacob Stauffer von Rohrhof und des Gast-
wirths Jakob Orth von Neckarau um Genehmigung zur
Errichtung von Feldbacksteinbrennereien ; Abgewiesen wurde:
4) Das Gesuch des Victualienhändlers Johann Gehrig von
Reilingen um Erlaubnitz zum Branntweinverkauf im Kleinen.
8 Schwetzingen, 7. April. Heute trafen von
Carlsruhe und von Mannheim Generallieutenant von
Pritzelwitz und Generalmajor von Willissen,
sowie die Obersten v. d. G o l tz und von Gemmingen
zur Jnspectwn der hier garnisonirenden beiden Escadrons
ein. Ohne Zweifel werden die jüngst ausgeführten und so
äußerst gelungen ausgefallenen Reitproductionen in Gegen-
wart der hohen Generalität wiederholt werden. Der
tapfere Anführer der heldenmüthigen badischen Divison, die
vor Belfort eine so glänzende Bravour an den Tag gelegt,
Herr General v. Werder, den man von vielen Seiten
erwartet hatte, kam nicht.
* Schwetzingen, 6. April. In Folge Verordnung
kaiserlicher Generalpostdirektion sind in allen Städten außer den
Postexpeditionen auch noch Verkaufsstellen für Postwerchzeichen
als: Marken, Couverten, Postkarten, Postanweisungsformu-
lare errichtet worden und ist demgemäß auch hier eine solche
Verkaufsstelle in's Leben gerufen und dieselbe dem Kauf-
mann Herrn G. M. Gund übertragen worden. Wir be-

mehreren Bettstücken belastet aus dem Fenster des zweiten
Stockes an dem daran befestigten Leintuche herabließ, von
der Polizei dingfest gemacht.
0 Schwetzingen, 7. April. Gestern Nachmittag 3
Uhr brach in der Scheuer des Landwirtbs Philipp Peter
Kupferschmitt, Georg Philipp Sohn von Neckarau, Feuer
aus, welches dieselbe nebst dem angefügien Stalle und der
Wohnung, beide erstere Gebäude vouständig, letzteres bis
auf das Aeußere, in As.he legte. Äußer Slroh und einigen
Fahrnissen ist nichts verbrannt. Die Entstehungsursache des
Feuers ist bis jetzt noch nicht bekannt.
* Schwetzingen, 7. April. In der gestern statt-
gehabten Generalversammlung des hiesigen S ch ützen -
Vereins wurde nach Mittheilung des Rechenschaftsberich-
tes, der ein sehr günstiges Resultat aufzuwÄsen hatte, Herr
Weinhändler A. Schuh zum ersten, Herr Johann Haß-
l e r zum zweiten und Herr Friedr. Schuh m acher zum
dritten Schützenmeister, sodann Herr Georg Siegel zum
Cassier gewählt und Herr Matth. K l u m b, der frühere
Schriftführer, abermals zur Ausübung dieser Function be-
rufen. Den Schluß der Generalversammlung bildete die
Besprechung von Jagdangclegenheiten.
k. Schwetzingen, 7. April. Bei der am Freitag,
4. April, Vormittags 10 Uhr, abgehaltenen Schöffe n-
g e r i ch t s s i tz u n g, in welcher die Herren: Karl
Meixner und Heinrich Wegele, beide von Brühl, als Schöffen
und Herr Rechtspraktikant von Stengel von Mannheim
als Vertreter der Großh. Staatsanwaltschaft fungirten,
kamen nachgenannte Fälle zur Abnrthe.lung: 1) Die Un-
tersuchung gegen Friedrich Ultzhöfer von hier, wegen Wi-
derstand gegen die Staatsgewalt. Der Angeschuldigte wurde
für schuldig erkannt, und erhielt unter Verfüllung in sämmt-
liche Kosten eine Gefüngnißstrafe von 14 Tagen. 2) In
der Untersuchungssache gegen Martin Haag, Joseph Ge-
schwill I., Joseph Geschwill II. , Sebastian Gradel und
Georg Gredel, sämmtlich von Brühl, wegen Widerstand
gegen die Staatsgewalt, wurde Martin Haag Hierwegen in
eine Gefüngnißstrafe von 28 Tagen, Joseph Geschwill I.
und Sebastian Gredel in eine solche von 14 Tagen und
Georg Gredel in eine solche von 7 Tagen verurtheill. Jo-
seph Geschwill II. wurde unter Verschonung mit den Kosten
von der Anschuldigung freigesprochen. 3) Peter Auer von
Hockenheim und dessen Stiefsohn Jakob Hofmann von da,
der Körperverletzung der Margaretha Schweikert von da
angeschuldigt, wurden unter Verschonung mit den Kosten
von der Anschuldigung der Körperverletzung freigesprochen.
4) Die Uutersuchungssache gegen Christian Knch von Mi-
chelbach, Königreich Württemberg wegen Unterschlagung. Der
Angeschuldigte wurde der Unterschlagung verschiedener Ge-
genstände im Werthe von 2 fl. z. N. des Carl Schäfer
von Brühl für schuldig erklärt und erhielt wegen 10. Rück-
falls in dem Vergehen des Eingriffes in fremdes Eigenthum
unter Verfüllung in sämmtliche Kosten zu dem bisher er-
standenen Untersuchungshaft nach eine Gefüngnißstrafe von
10 Wochen. 5) Ludwig Koch von Friedrichsfeld, der Kör-
perverletzung des Gottfried Dietrich von da verübt, am
23. Februar l. Js., angeklagl, wurde für schuldig erklärt
und unter Verfüllung in alle Kosten in eine Geldstrafe von
25 fl. verurtheilt 6) I. U. S gegen Franz Appel von
Friedrichsfeld, wegen Körperverletzung des Johann Geiger
von da, verübt am 8. Dezember v. Js., wurde der Ange-
schuldigte unter Verfüllung in sümnttliche Kosten in eine
Gefüngnißstrafe von 6 Wochen verurtheilt. 7) Friedrich

Ein Roman von vierundzwanzig Stunden.
>. (Fortsetzung.)
Kaum war sie mit ihrer Taute allein, als sie den Opernmantel
abwarf und die Lady nach ihrem Ankleidezimmer begleitete. Sie hatte
die Gewohnheit, öfters das zu thun. Es überraschte daher auch Miß
Morris diesmal nicht. Nachdem die ältere Tarne ihr Mädchen entlassen,
waren Fanny» erste Worte überraschend genug.
„Meine Liebe," sagte sie, ,ich denke schon länger darüber nach,
ob es für uns nicht besser wäre, wenn wir ein wenig ruinirt wären.
Meinen Sie nicht auch?"
. Miß Morris machte große Augen.
„Aber, Tante, sie wünschen doch nicht, daß ich Ned heirathe."
„Wenn Du unter „Ned" verstehst Mr.
„Eduard Jreton. Natürlich!"
„Das wünsche ich durchaus nicht,"
„Ich bin bereits halbgefangen, meine liebe Gute, und wenn ich
das zu meiner eigenen Befriedigung erproben könnte, was sie und Belle
sagen —"
„Daß er nach einer reichen Erbin angelt, Fanny?"
„Ich denke aber, ich werde ihn doch heirathen."
„Der Himmel verhüte es!" rief Miß Morris.
„Nun denn, ich denke — wir wollen ihn versuchen."
„Was meinst du, Fanny?"
Setzen wir voraus: ich verliere mein Vermögen — für einen
Monat."
Tie Tante lachte.
w^ßt was du plauderst. Deine zwei Vormünder —"
„Sollen uns dabei helfen, Tante."
„Und wenn sie es thäten, so würde eine kleine Nachforschung von
Mr. Jreton rhn bald überzeugen, daß es nicht so ist."
, „Wenn er em Vermögensjäger ist, meine gute Tante, so wird es
rhm genügen, wenn er Fanny Morris in einem gewöhnlichen Merino-
Aerde steht und eme Ankündigung liest, daß sie Musikunterricht gibt."

„Aber du kannst doch nicht meinen —"
„Ja, ich will es."
„Mr. Carter und Mr. Fernly werden niemals erlauben."
„O Ja! sie werden es."
Und als' Fanny Morris am folgenden Tage mit ihrer Tante
Mr. Fernly besuchte, den jüngeren von den zwei unverheiratheten
Vormündern des Mädchens, der selbst eine Art Humorist war, ärgerte
sich die ältere Dame tatsächlich ein wenig, als sie sah, wie freundlich
und rasch der Vormund auf die Idee seiner Mündel cinging.
„Gewiß" sagte er mit einem zirpenden Lachen. „Ich habe nicht
den geringsten Widerspruch, die Tochter des armen alten Toms zu
ruiniren. Und ich will Carter überreden, daß er sich mit uns ver-
bündet. Er ist zwar verdammt starrköpfig und wird von seinem Cha-
rakter sprechen und so weiter. Aber ich werde alle Schuld auf mich
nehmen, und wenn es mir sogar in meinem Geschäfte schaden sollte.
Es wird verdammt spaßhaft sein. Wie bald wünschen Sie ruinirt zu
sein, meine Kleine?"
„So rasch als möglich Vormund!"
„Lassen sie mich sehen! Ich werde Carter diesen Nachmittag be-
suchen. Sie können beginnen — ha! ha! Morgen, Miß Fanny
Morris; und ich hoffe, es wird Ihnen gefallen."
Am folgenden Morgen erschien in zwei Frühblättern eine Mitthcilung
über den traurigen Glückswechsel einer jungen und reichen Erbin, die
in den fashionablen Cirkeln der nordamcrikanischen Metropole sehr wohl
bekannt sei; der „Herald" sprach etwas deutlicher, daß die Bedauerns-
werthe Miß Fanny Morris sei, daß das Unglück in Folge der unvor-
sichtigen Geldanlegung von Seiten des EU en ihrer Vormünder ent-
standen, und die junge Lady vollständig ruinirt wäre. Hieran schloffen
sich einige tadelnde Bemerkungen über die laxe Art und Weise, in
welcher die Vormünder gewöhnlich ihren Verpflichtungen nachkämen.
Als Mr. Jreton beim Frühstück ine Clarendon-Hotel saß — er
hatte eben ein Beefsteak mit Eiern, eine Flasche Chablis und eine
Tasse Kaffe zu sich genommen — brachte ihm ein Aufwärter eine
Karte.
Er wurde zuerst blaß, dann roth.
„Weisen sie den Mannt hinauf nach meinem Zimmer." Als der

Vommarius von Mannheim, der Beleidigung des A. Dürr
von da angeklagt, und A. Dürr der Beleidigung in einem
Schreiben vom 10. August v. Js. an Bommarius eben-
falls angeklagt, wurden beide für schuldig erkannt, und
erhielt Bommarins eine Geldstrafe von 12 und A. Dürr
eine solche von 6 Thaler, sodann jeder Äe Hälfte der
Kosten. 8) I. U. S. gegen Sigmund Weißenburger von
Mannheim wegen Beleidigung, erschienen weder Vie Parthien
noch Zeugen. Es läßt sich nun annehmen, daß die Anklage
außergerichtlich ihre Erledigung gefunden.
Mannheim, 7. April. In dor Schwurgerichtssitzung am 3.
d. M. kam der lOte Fall der diesmaligen Tagesordnung „Tödtung bei
Raufhändeln zur Verhandlung: Es war an einem Sonntag-Abend,
am 17. November v. I., als Joseph und Ludwig Branden-
burger von Hockenheim im Wirthshause zur „Ganne" daselbst
mit der Wirthin wegen eines z-rbrochenen Glases in Wortwechsel ge-
riethen. „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil", dachte der
Wirthssohn, Gustav Schwab, und versetzte dem Joseph Brandenburger,
welcher sich eine ungezogene Redensart gegen seine Mutter erlaubt hatte,
einen Schlag ins Gesicht. Flugs war eine allgemeine Rauferei im
vollen Gange, die herbeieilenden Brüder beider Parteien und die Wjrths-
knechte griffen wacker in den Kampf ein, welcher mit der Herauswer-
fung des I o s e p h B r a n d enb ur g e r auf den Hof des Wirths-
Hauses einen vorläufigen Abschluß fand. Als man sich die blutigen
Köpfe gewaschen hatte, denn Flaschen und Gläser waren als Munition
benutzt worden, wollte der hinausgeworfene Joseph Brandenburger
seine zurückgelassene Kappe aus dem Locale herausholen, wurde aber
daran verhindert.
Einer der Wirthssöhne trat zuerst heraus, der andere folgte bald
dem Hilferufe des Bruders und es entspann sich nunmehr aus dem
dunklen Hofe eine wüste Rauferei; andere Burschen eilten herbei, viele
zogen ihr Messer und verwundeten sich gegenseitig; in dem dunklen,
nur durch ein vom Wirthszimmer herdringenden Lichtstreifen noth-
dürftig erleuchteten Hofe wälzte sich der kämpfende „Klumpen" in wir-
rem Knäul hin und her, bis der schrille Aufschrei des Gustav Schwab
die Streitenden auseinanderschreckte. Ein Stich durch die Brust hatte
ihn tödtlich verletzt und er starb nach wenigen Minuten, nachdem er
selbst noch den Hauptangeklagten als Thäter bezeichnet hatte. Gegen
Joseph Brandenburger wird nunmehr von der Staatsanwaltschaft die
Anklage erhoben, den tödtlichen Stich während der Rauferei dem un-
glücklichen Opfer versetzt zu haben, während sein Bruder Ludwig nur
beschuldigt wird, in hervorragender Weise an diesen Raufhändeln mit
tödtlichem Ausgange Theil genommen zu haben. Beide Angeklagte
sind bisher noch unbestraft. Trotz der beredten Ausführungen beider
Vertheidiger gewinnen die Geschworenen die Ueberzeugung von der
unmittelbaren Schuld des Angeklagten Joseph Brandenburger an dem
Tode des Gustav Schwab, weshalb der Gerichtshof eine Gefängniß-
strafe von 2 Jahren und 3 Monaten gegen denselben ausspricht, wäh-
rend Ludwig Brandenburger wegen Betheiligung an der Schlägerei
mit 2 Monaten Gefängniß davonkommt.
Eingesandt.
Schwetzingen, 5. Apr. S-iehabenohneZweifeldieserTage
die Verhandlungen des „Gemeinnützigen Vereins" nur deß-
hnlb so ausführlich milgetheilt, damit sich die Gegner desselben
ein recht klares Bikd von dem Wirken und Streben dieses
Vereins zu entwerfen vermöchten, indessen scheint doch nach
den zahlreichen Verweigerungen des Beitrags von 12 resp.
6 kr. Manchem noch nicht klar geworden zu sein, daß es
sich mit dem Straßennetz einer Gemeinde ungefähr so ver-
hält wie nut dem Adernetze eines thierischen Körpers, in
welchem die Hauptavern den Seitenadern den nährenden
Stoff zuführen und diese ihn wieder in jene zurückleiten,
nachdem sie die Nahrung aus demselben gezogen, wodurch
ein Kreislauf erzielt wird, der den Organismus im nor-
malen Zustand erhält und daß, wenn man eine dieser Adern
unterbindet, der nnlerbnndene Theil abstirbt und zu Grunde
geht. Mil anderen Worten, wenn in den Hauptstraßen
einer Gemeinde ein belebier Verkehr herrscht, so wird sich
dieser nach und nach auf die Seitenstraßen ausdehnen, und
diese werden an dem Genüsse, den dieser Verkehr ermöglicht,
participiren, wenn aber in jenen Gras wächst, dann sind
diese längst unzugänglich geworden, und die ganze Ge-
meinde dem Krebsgang und dem Hinsiechen überantwortet.
Wenn daher die Bewohner von Seitenstraßen nichts zur
Unterstützung der Hauptstraßen ihrer Gemeinde beitragen
wollen, so ist dies nach dem Vorausgeschickten einfach Thor-
heit, wenn aber Bewohner der Hauptstraßen sich gegen
Vereine, welche die Hebung des Gemeindewesens im Auge
haben, d. h. so zu sagen, gegen ihr eigenes Dachstuhlin-
teresse renitent verhalten, so liefern eben diese auf's Nene
den Beweis, daß die Götter Recht hatten, wenn sie behaup-
teten, gegen die Dummheit anzukämpfen sei vergebliche Mü

Aufwärter sich zurückzog, murmelte er halb zornig, halb erschrocken:
„Was zum Teufel kann'denn geschehen sein mit dem Burschen?
Aber er wurde nicht lange in Ungewißheit gehalten. Als er in
sein Sitzzimmer trat, sprang ein rothaariger, jüdisch aussehcnder Mann
vom Stuhle, auf dem er ruhte, und rief:
„Mr. Jreton, ich frage, was hat das zu bedeuten?"
„Was meint Ihr denn?"
„Das, Str! Das, Das!"
Und mit einer grimmigen Geberde reichte ihm Mr. Benjamin
Lewi eine Zeitung und tappte mit dem Finger auf eine Notiz. Die
Zeitung war der „Herald."
Ned Jreton nahm das Blatt und las. Jetzt wurde sein Gesicht
weiß und seine Kniee zitterten. Aber er sammelte sich sofort wieder
und mit erzwungenem Lächcn sagte er: „Eine unverschämte Lüge, für
die der Sckreiber die Pferdepeitsche verdient.
„Lüge oder nicht," stöhnte der rothhaarige Jude. „Ich werde das
in den nächsten zwei Stunden ausfinden; und Mr. Jreton,' wenn es
keine Lüge ist — " ,
„Nun was dan?" „
„Dann thäten sie besser, diesen falschen Wechsel einzulösen, ehe er
fällig ist.",
„Falschen Wechsel! Wovon sprecht ihr denn, Schurke?" rief
Jreton wild, und dann setzte er plötzlich und in freundlichem Tone
hinzu: „Nun, natürlich werde ich es, mein theurer Lewi, sobald ich
den Schreiber ausgefunden und nach Verdienst bestraft habe."
Eine halbe Stunde später befand sich Ned Jreton in der Office
von Mr. Carter, mit dem er seit einiger Zeit eine Art Bekanntschaft
gemacht. Er war keineswegs ein so angenehmer alter Junggeselle, wie
sein Mit Vormund.
„Und was kann ich thun für Sie, Sir?" fragte er mit einem
steifen Kopfnicken, als Jreton sich verbeugte.
(Fortsetzung folgt.)
 
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