Diele haben die Spitzen der Stangen erreicht. Mancher
Produzent, welcher einige Tage seine Gärten nicht besah,
staunt über den schnellen Wuchs der Pflanze. Wenn wir
in nächster Zeit Regen bekommen, so dürfen wir einer guten
Ernte entgegen sehen.
Grotzlveingarten bei Spalt, 8. Juli. Unsere
Hopfenpflanzungen stehen sehr gut; die Reben haben in den
menten Lagen nahezu die Stangenspitze erreicht; das Ge-
weihs ist frei von Ungeziefer und sieht lebhaft aus; Blüthe
ist jedoch noch nicht vorhanden. Obst sehr wenig, nament-
lich keine Kirschen. Das Getreide steht sehr schön, so auch
die Kartoffeln; Heu gibt es in einer ungewohnten Fülle
und wurde bereits seit einigen Tagen viel unter Dach
gebracht.
Neutomysl, 9. Juli. Ueber unsere Pflanzungen
lästt sich eher schlimmes als gutes berichten. Die Pflanze
Has zwar großentheils die Stangenhöhe erreicht, allein ver-
schiedenes Ungeziefer benachtheiüg: dieselbe; besonders übt
ein schädlicher Feind der Pflanze, ein Insekt, in vielen
Gegenden seine nachtheilige Einwirkung und frißt von un-
ten ans die jungen Triebe ab
Hansel, Industrie und Landwirtschaft^
Mannheim, 10. Juli.
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 17. 45 bis 18 —.
fränkischer fl. —. — bis —., ungarischer fl. —. — bis —. —.
russischer fl. l6. 30 bis fl. 17. 45. Roggen esfec. fl. 11. 30 bis
. Gerste, Württemberg fl. —. — Pfälzer und hiesige fl. 13—. .bis
fl.—. ., ungarische bis-. Hafer fl. 50. bis fl. 10. 6. Kernen
fl. —. — bis fl.-. Kohlreps deutscher ft. —. —, ungarischer fl.,
—- —. bis st. —. Bohnen fl. 11. —. bisst. 13.30 Kleesamen,deutscher
prima fl. —. —., sekunda fl. —. —. —, Luzerner fl. —. —.
dis —. —Esparsette fl. —. —. bis —.
Leinöl in Partien fl. 22. 30. bis —. Faßweise fl. 22
45. bis — . — ., Rüböl in Partien ft. 21. —. bis — . —.
Faßweise fl. 21 30. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. —Faßweise 11. 15. bis 30. —.
Aus Stadt und Land.
H PhitippKburg 10 Juli. Gutem Vernehmen
nach soll der heurige Salmenfang der Rheinhauser Fischer
sich auf ca. 16 Etr. belaufen.
Nachdem die hiesige Salmeiisischcrei-Gesellschaft bis-
her einen schlechten Fang gemacht, fäll', derselbe seit einigen
Lagen sehr ergiebig aus.
Seckenheim, 8 Juli. Während des heutigen star-
ke!' Gewitters sch-ug dee Blitz in ein Haus em, tödete einen
Bewohner desselben, den Bahubeamleu Marzenel von hier
Altlußheim, 10- Juli. Gestern Morgen ging
ein Arbeiter mit seiner 16jährigen Tochter wie gewöhnlich
in die hiesige Ziegelhütte, um daselbst zu arbeiten.
Er schickte dieselbe nach einiger Zeit fort, nm etwas zu holen;
sie kam aber nicht wieder zurück. Einige ihrer Kleider fand
man später am Rhernufer, und es liegt deshalb die Ver-
muthung nahe, daß sie nn Rhein den Tod gesucht und ge-
funden har, worauf auch einzelne Aeußerungen von ihr hin-
deuten. Die Leiche ist bis jekt noch nicht aufgefunden.
Mannheim, 9. Juli Badische Metzger bereiten
ein Petition um „Abschaffung der FLeischaccise" an die
Ständekammer vor. Die Anregung hiezu ging von „Pforz-
heim" aus.
Mannheim, 10. Juli. Gestern Nachmittag gerrethen
jenseits des Neckars zwei verheirathete Frauen, wie man
sagt aus Eifersucht, in heftigen Streik, wobei die Eine ver-
mittels einer Sichel der Anderen mehrere leichte Verletzun-
gen beibrnchte, so daß die Verwundete in das städtische
Krankenhalls geschafft werdeu mußte._
Vermischtes.
— Ueber den telegraphisch bereits er-
wähnten Eisenbahnunfall, welcher den Nacht-
courierzug zwischen Berlin und Frankfurt a. M. in der
Nacht vom Freitag zum Sonnabend bei Fröttftedt betroffen,
erfährt die „Hess. Morgztg." folgendes Nähere: Der Zug
bestand aus etwa 70 Achsen und war mit 2 Maschinen
bespannt. Derselbe entgleiste auf einem hohen Damme,
uud zwar gerade an einer Stelle, wo eine Brücke in den-
selben gebaut ist. Die erste Maschine gelangte glücklich über
dieselbe und konnte daher die Kunde von dem Unglück nach
Eisenach bringen, die zweite aber riß das Brückengeländer
um und sämmtliche Wagen bis auf die zwei letzten mit
sich in die Tiefe. Die Zerstörung soll furchtbar sein. Lei-
der fanden auch 3 Menschenleben dabei ihren Too: zwei
Beamte und eine Dame aus Weimar, die sich allein in
einem Wagen befand und übel zugerichtet unter den Trüm-
mern hervorgezogen wurde. Sie büßte den Wunsch, eine
kurze Vergnügungsreise zu machen, mit dem Leben. Außer-
dem kamen noch viele Verwundungen vor. Von Eisenach
aus wurde sofort die nöthige Hülfe nach der Unglücksstädte
gesandt. Die Post kam ohne weiteren Schaden zu nehmen,
mit einer tüchtigen Durcheinanderschüttelung davon. Von
einem andern Augenzeugen, welcher mit diesem Zuge nach
Kassel zurückkehrte, erfährt das Blatt noch folgendes: Die
beiden Locomotiven mit einem Güterwagen hatten den
Viaduct bei Fröttftedt glücklich passirt, als der dann folgende
Personenwagen den Viaduct hinunterstürzte und unter seinen
Trümmern die in demselben sitzende, in Weimar einge-
stiegene Dame begrub. Auch die nächsten drei oder vier
Personenwagen wurden in tausend Stücke zersplittert, wäh-
rend die Insassen dieser Wagen, wunderbarer Weise, nur
geringere Contusionen davontrugen. Ein besseres Loos
hatte der Post- sowie die an diesen sich anschließenden Per-
sonenwagen. Sie wurden der Böschung entlang umge-
worfen, die Passagiere kamen theils mit dem Schrecken,
theils mit kleinen Contusionen davon. Todt ist außer der
oben erwähnten Dame der erste Bremser, welcher in den
Wagen förmlich hineingedrückt wurde, lebensgefährlich ver-
letzt der zweite Bremser. Wie groß die Zahl der Ver-
wundeten ist, war bei Abgang des Zuges noch nicht fest-
gestellt. (Unter den unversehrt gebliebenen Passagieren be-
fand sich der Berliner Polizeipräsident v. Madai, unter
den zwar lebend Davongekommenen, doch nicht erheblich Ver-
letzten ein Anderer sehr bekannter Berliner, der alte Carl
Callenbach, langjähriger Direktor des früher nach ihm be-
nannten Theaters.)
— Zwei P f e r d e ge sch i ch t e n. Ein Mainzer
Fuhrmann entwickelte jüngst einen malifiz-bayerischen Durst,
so daß er es nicht über's Herz bringen konnte,, einen hal-
ben Liter nach denk andern „hinter die Binde" zu gießen,
was ihm bei der herrschenden Hitze auch durchaus nicht zu
verübeln ist. Das Pferd des Fuhrmannes, das an einem
Karren angespannt vor dem Bierhause stand, schien auch
keine Luft zu haben, länger trocken in der brennenden
Sonnenhitze zu stehen, denn das arme Thier, von einigen
Vorübergehenden ausgespuunt, trabte, treu ergeben seinem
Herrn, in das Bierhaus und direkt in die Wirthsstube an
den Tisch des F> hrmann. — In Köln zog dieser Tage
eine große Zuschauermenge hinter einem Fuhrmann h r,
welcher von feinem Pferde nach Hause gebracht wurde.
Der treue Gaul schob nämlich seinen Lenker, der derart
angeduselt war, daß er kaum einen Fuß vor den andern
setzen konnte und daher jeden Augenblick stehen blieb, mit
dem Kopfe immer vor sich hin, zog ihn auch, als er einige
Mat in eine Seitengasse einbiegen wollte, auf die Straße
zurück, welche nach seinem Stalle führte. So bugsiere das
gescheite Thier zur größten Heiterkeit der folgenden Menge
seinen Herrn durch vieles Stoßen uud Schieben durch
mehrere Straßen endlich bis vor die ihm wohl bekannte
Stalltyür. Wie der Köln. Ztg. mitgetheilt wird, hat das-
selbe seinen Führer auf diese Weise schon wiederholt nach
Hause gebracht.
— Die n e u e fte u I u d i c a te dcsLeipziger
R e i ch s - O b e r h a n d e ls g e r i ch t e s tauten: 1) die
Bereicherungsklage, welche Artikel 83 der Deutschen Wechsel-
ordnung dem Inhaber eines präjudicirten oder verjährten
Wechsels gegen dessen Aussteller oder Acceptanten gewährt,
ist weder eine Schadenersatzklage, noch ein oorulitio des bür-
gerlichen Rechts, noch auch die Klage aus dem, dem Wechsel-
zuge unterliegenden Rechtsgeschäfte, sondern ein auf d n
Umfang der Bereicherung zum Schaden des Inhabers be-
schränktes Residuum (Uebriggebliebenes) des Wechselan-
spruchs. Hieraus ergiebt sich, daß sie einen gültigen Wech-
sel vorausfetzt, und daß sie nur dem Inhaber im Sinne
des Wechselrechts, und somit nur Demjenigen zusteht, wel-
cher, wenn der Wechsel weder präjudicirl noch verjährt
wäre, zur Anstellung der Wechselklage berechtigt erschiene.
Zu ihrer Begründung gehört daher die Vorlegung eines
bis auf die Präjudicirung oder Verjährung gültigen, den
Kläger als Wechselgläubiger legitimirenden Wechsels. Eine
Eideszuschiebung bei der Behauptung, daß der Wechsel ver-
loren gegangen, bezüglich der angeblich stattgefuudenen Ac-
ceptation ist unstatthaft. 2) Wenn zwei Personen eine
Gesellschaft bilden, jedoch nicht ein solche im Sinne des Art.
85 des Handelsgesetzes, welche nicht nach Außen erkennbar
ist, verfluchtet der Ankauf von Maaren seitens des Einen
noch nicht den Anderen zur solidarischen Haftung, wohl aber
tritt dieser Fall ein, wenn der Zweite den Ankauf für ge-
meinschaftliche Rechnung hinterher genehmigt hat, was auch
durch Annahme von Waare unter seiner Mitwirkung ge-
schehen kann.
— Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß der
Fürst Bismarck nicht der Erste seiner Familie ist, der als
Minister dem preußischen Staate seine Kräfte gewidmet hat.
Wie ein im Jahre 1779 bei Franzen in Stendal gedrucktes
„Ehrengedächtniß" besagt, starb dem „Auen Jntelligenzbl."
zufolge am 17. October 1774 zu Briest der königlich preu-
ßische Sraats- und Justiz-Minister Lewin v. Bismark, der
diesen Posten von December 1746 bis September 1763
begleitete, nach welcher Zeit er auf seinen Gütern in der
Altmark lebte. Den Rest seiner Tage, die drei letzien Jahre
verbrachte der hochbetagte Mann m völliger Blindheit. Zur
Charakterisirung der Ansichten des Königs Friedrich Wil-
helm I. ist aus dem „Ehrengedächtniß" erwühnenswcrth,
daß der König dem jungen Lewin v. Bismark nicht erlauben
wollte, Reisen ins Ausland zu machen. Es heißt nämlich:
Friedrich Wilhelm habe oft erfahren, daß der junge Adel
zum Nachtheil seiner Glücksumstände mit zu großem Auf-
wande, vielfältig ohne Nutzen, mehrmals zur äußersten
Verderbniß seiner Sitten gereiset sei, indem er mehr aus-
ländische Thorheit als Weisheit in sein Vaterland zurückge-
bracht habe.__
Wie uns aus sicherer Quelle mitgetheilt wird,
gehört die Kirma Gebrüder Lilienfeld in Ham-
burg, Bank-, Wechsel- und Lotterie Geschäft,
zu der Vllerglülklichsten, indem derselben meistens
die größten Treffer zu Theil wurden; und nament--
in den beiden letzten Schlußziehungen der Ham-
burger und Braunschweiger Lotterie wurde
die Collecte obiger Firma ganz außerordentlich
vom Glücke begünstigt.
Es ist bekannt, daß der Kranke, um seine Gesundheit wieder zu
erlangen, zu allen möglichen Mitteln seine Zuflucht nimmt und sehr
oft sich getäuscht sieht. Derartigen Leidenden, welche in Folge der
vielen vergeblichen Verbuche alle und jede Hoffnung aufgegeben haben,
sei hiermit dringend das berühmte Werk: „vr. /Ur/s ölLturkeilmetbocke"
empfohlen. Niemand wird dies ausgezeichnete Buch unbefriedigt aus
der Hand legen. Dies 160 Seiten starke Merkchen ist durch alle ''uch-
Handlungen oder am schnellsten direct von der Verlags-Anstalt
in Luxemburg gegen Einsendung von 6 Freimarken ü 1 Sgr. zu
beziehen. _ _
Theater in Schwetzingen.
llotvl ÜU88I6I.
Sonntag, den 13 Juli 1873:
Stz Z» L «> w 8 EirK* SL 1' SLRl8 1 SLL» -
oder:
vei- 8ammi§ekuk.
Romautisches Ritterschousp!el iu 5 Acten und einem Vor-
spiele, genannt
„L II1/1 N
von Chr. Birch-Pfe.ffer.
Kasseuösfuuug 8 Uhr, Anfang halb Ä Uhr.
Baron und Schauspieler.
Novelle.
von I. Krüger.
Drittes Kapittel.
Drei Jahre beim Theater.
(Fortsetzung aus Nr. 73).
Während der Probezeit hatten Beide in einem der ersten Gasthöfe
logirt, da man sich aber nicht einzuschränken brauchte, so miethete Fernau
ein geräumiges, im modernen Style gebautes Haus, das in der ge-
suchtesten Gegend der Stadt lag und von dem aus man einen herrli-
chen Blick auf die mächtig dahinrauschendc Donau hatte.
Dies Haus, das nebst vielen eleganten Zimmern auch mehrere
Säle in sich barg, die zu gesellschaftlichen Zwecken benutzt werden konnten,
wurde von dem reichen Komiker so prächtig eingerichtet, wie wenn ihr
Aufenthalt darin ein ganzes Leben oder wenigstens doch viele Jahre
dauern sollte. Die Fußböden wurden mit kostbaren, buntgewebten
Teppichen belegt, die schön tapezierten Wände mit werthvollen Gemäl-
den geziert. Trümeaux, die jede Gestalt in Lebensgröße wiederspiegelten,
befanden sich in den größeren Zimmern und von dem Plafond der
Wände hingen große Lustres herab, deren Krystall, wenn Wachskerzen
darin brannten, alle Farben des Regenbogens wiedergab.
Als Minna von ihrem Gatten in die vollständig möblirten Räume,
unter denen sich auch ein reizendes Boudoir für sie befand, eingeführt
wurde, jauchzte sie erst auf wie ein Kind, das vor einen mit strahlen-
den Lichtern geschmückten und mit Geschenken verzierten Weihachts-
bsum gestellt wird. Sie schlug vor Erstaunen die Hände zusammen.
Sic lachte und weinte vor Freude, fiel ihrem Manne ein Dutzendmal
j um den Hals, durchlief Trepp' auf Trepp' ab, alle Zimmer, konnte
! sich nicht satt sehen, an all' den Herrlichkeiten, die ihrem Auge begeg-
s neten und war besonders über ihr im französischen Geschmacks aufge-
i putztes Boudoir entzückt. Nachdem der erste Taumel aber vorüber war,
i durchzuckte auf einmal eine bängliche Ahnung ihr Herz.
! „Wird dies Glück auch von Dauer sein?" sagte sie zu ihrem
j Gatten. „Es ist zu groß, zu überschwänglich, als daß ich daran glauben
. kann. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber Schillers Worte in: „Der
j Ring des Polykrates" widerhallen auf einmal in meinem Gedächtnisse,
j Du kennst doch die Stelle, lieber Mann?"
, «Noch Keinen sah ich fröhlich enden,
Auf den mit immer vollen Händen,
Die Götter ihre Gaben streu'n."
Fernau zog sie an seine Brust und küßte die hervorquellende Thräne
aus ihrem Auge.
„Der ägyptische König mag Recht haben," sagte er lächelnd, wenn
er seinem gastlichen Wirthe die Warnung zurust. Aber er spricht ja
von dem, was die Götter spenden, und das kann ich nicht auf mich
beziehen, da ich kein mytologischer Gott, sondern nur ein einfacher
Sterblicher bin, dem der Zufall der Geburt ein großes Vermögen ge-
schenkt. Warum sollte ich das, was erst durch den Gebrauch seinen
Werth erhält, nicht anwenden, uni dem theuersten Wesen auf Erden,
das mir das höchste Glück, welches der Mensch erringen kann, die
reinste, über meine nicht eben glänzende Persönlichkeit hinwegsehende
Liebe gewährt, das Leben so angenehm als möglich zu gestalten. Man
bewundert dich auf dem Theater. Ich will, daß man dich auch außer
demselben bewundere. Ich will Gesellschaften geben. Ich will nicht
nur unsere Kollegen, ich will auch Personen von höherem Stande und
Bildung einladen. Sieh, ich war, bis auf Vie Zeit, wo ich mich bei
deinem Bruder als wandernder Schauspieler befand, gewohnt, in ge-
bildeten Kreisen zu leben. Die Sehnsucht darnach ist wieder in mir
wach geworden. Jetzt kann ich sie befriedigen. Und warum sollte ich
nicht, da meine liebliche Hausirau als die Königin der Feste zugleich
die Honneurs machen wird, und ich mich an den Huldigungen^rgötzcn
kann, die ihr im reichsten Maße zu Füßen gelegt werden?"
Minna sah ihn mit innigen Blicken an.
„Es kümmert mich wenig," versetzte sie, „ob ich außer der Bühne
' Jemandem gefalle oder nicht. Ich will nur meinem Mann allein ge-
- fallen. Mögen nicht alle Frauen, namentlich nicht alle Schauspieler
! rinnen so denken. Ich denke und fühle so. Darum hätte mir auch
ein bescheidenes Heim genügt, worin keine glänzenden Soiräen statt-
finden können. Indessen, du willst es, und als gehorsame Frau beuge
! ich mich deinem Befehle. Aber wenn die jungen Cavaliere," fügte sie
lächelnd hinzn, „die mich gewiß umdrängen werden, mir Schmeicheleien
zuflüstern und mein kleiner Mann wird eifersüchtig, so hat er es sich
selbst zuzuschreiben."
1 Fernau küßte sie aufs Neue.
j „Ich bin deiner Treue so gewiß, wie der meines eigenen Herzens,"
' sagte er. „Mag das Muster aller schönen und gewandten Cavaliere
' dir nahen und keck genug sein, dir Worte der Liebe zuzuflüstern, du
wirst ihn mit den Worten abtrumpfen : „„Mein kleiner dicker Mann
ist in meinen Augen das schönste aller menschlichen Geschöpfe unter
Gottes Sonne und was seinen inneren Werth betrifft, kann sich auch
keines mit ihm messen.""
(Fortsetzung folgt.)
Produzent, welcher einige Tage seine Gärten nicht besah,
staunt über den schnellen Wuchs der Pflanze. Wenn wir
in nächster Zeit Regen bekommen, so dürfen wir einer guten
Ernte entgegen sehen.
Grotzlveingarten bei Spalt, 8. Juli. Unsere
Hopfenpflanzungen stehen sehr gut; die Reben haben in den
menten Lagen nahezu die Stangenspitze erreicht; das Ge-
weihs ist frei von Ungeziefer und sieht lebhaft aus; Blüthe
ist jedoch noch nicht vorhanden. Obst sehr wenig, nament-
lich keine Kirschen. Das Getreide steht sehr schön, so auch
die Kartoffeln; Heu gibt es in einer ungewohnten Fülle
und wurde bereits seit einigen Tagen viel unter Dach
gebracht.
Neutomysl, 9. Juli. Ueber unsere Pflanzungen
lästt sich eher schlimmes als gutes berichten. Die Pflanze
Has zwar großentheils die Stangenhöhe erreicht, allein ver-
schiedenes Ungeziefer benachtheiüg: dieselbe; besonders übt
ein schädlicher Feind der Pflanze, ein Insekt, in vielen
Gegenden seine nachtheilige Einwirkung und frißt von un-
ten ans die jungen Triebe ab
Hansel, Industrie und Landwirtschaft^
Mannheim, 10. Juli.
Weizen norddeutscher und bayerischer fl. 17. 45 bis 18 —.
fränkischer fl. —. — bis —., ungarischer fl. —. — bis —. —.
russischer fl. l6. 30 bis fl. 17. 45. Roggen esfec. fl. 11. 30 bis
. Gerste, Württemberg fl. —. — Pfälzer und hiesige fl. 13—. .bis
fl.—. ., ungarische bis-. Hafer fl. 50. bis fl. 10. 6. Kernen
fl. —. — bis fl.-. Kohlreps deutscher ft. —. —, ungarischer fl.,
—- —. bis st. —. Bohnen fl. 11. —. bisst. 13.30 Kleesamen,deutscher
prima fl. —. —., sekunda fl. —. —. —, Luzerner fl. —. —.
dis —. —Esparsette fl. —. —. bis —.
Leinöl in Partien fl. 22. 30. bis —. Faßweise fl. 22
45. bis — . — ., Rüböl in Partien ft. 21. —. bis — . —.
Faßweise fl. 21 30. bis —. — Petroleum in Wagenladungen fl.
11. —Faßweise 11. 15. bis 30. —.
Aus Stadt und Land.
H PhitippKburg 10 Juli. Gutem Vernehmen
nach soll der heurige Salmenfang der Rheinhauser Fischer
sich auf ca. 16 Etr. belaufen.
Nachdem die hiesige Salmeiisischcrei-Gesellschaft bis-
her einen schlechten Fang gemacht, fäll', derselbe seit einigen
Lagen sehr ergiebig aus.
Seckenheim, 8 Juli. Während des heutigen star-
ke!' Gewitters sch-ug dee Blitz in ein Haus em, tödete einen
Bewohner desselben, den Bahubeamleu Marzenel von hier
Altlußheim, 10- Juli. Gestern Morgen ging
ein Arbeiter mit seiner 16jährigen Tochter wie gewöhnlich
in die hiesige Ziegelhütte, um daselbst zu arbeiten.
Er schickte dieselbe nach einiger Zeit fort, nm etwas zu holen;
sie kam aber nicht wieder zurück. Einige ihrer Kleider fand
man später am Rhernufer, und es liegt deshalb die Ver-
muthung nahe, daß sie nn Rhein den Tod gesucht und ge-
funden har, worauf auch einzelne Aeußerungen von ihr hin-
deuten. Die Leiche ist bis jekt noch nicht aufgefunden.
Mannheim, 9. Juli Badische Metzger bereiten
ein Petition um „Abschaffung der FLeischaccise" an die
Ständekammer vor. Die Anregung hiezu ging von „Pforz-
heim" aus.
Mannheim, 10. Juli. Gestern Nachmittag gerrethen
jenseits des Neckars zwei verheirathete Frauen, wie man
sagt aus Eifersucht, in heftigen Streik, wobei die Eine ver-
mittels einer Sichel der Anderen mehrere leichte Verletzun-
gen beibrnchte, so daß die Verwundete in das städtische
Krankenhalls geschafft werdeu mußte._
Vermischtes.
— Ueber den telegraphisch bereits er-
wähnten Eisenbahnunfall, welcher den Nacht-
courierzug zwischen Berlin und Frankfurt a. M. in der
Nacht vom Freitag zum Sonnabend bei Fröttftedt betroffen,
erfährt die „Hess. Morgztg." folgendes Nähere: Der Zug
bestand aus etwa 70 Achsen und war mit 2 Maschinen
bespannt. Derselbe entgleiste auf einem hohen Damme,
uud zwar gerade an einer Stelle, wo eine Brücke in den-
selben gebaut ist. Die erste Maschine gelangte glücklich über
dieselbe und konnte daher die Kunde von dem Unglück nach
Eisenach bringen, die zweite aber riß das Brückengeländer
um und sämmtliche Wagen bis auf die zwei letzten mit
sich in die Tiefe. Die Zerstörung soll furchtbar sein. Lei-
der fanden auch 3 Menschenleben dabei ihren Too: zwei
Beamte und eine Dame aus Weimar, die sich allein in
einem Wagen befand und übel zugerichtet unter den Trüm-
mern hervorgezogen wurde. Sie büßte den Wunsch, eine
kurze Vergnügungsreise zu machen, mit dem Leben. Außer-
dem kamen noch viele Verwundungen vor. Von Eisenach
aus wurde sofort die nöthige Hülfe nach der Unglücksstädte
gesandt. Die Post kam ohne weiteren Schaden zu nehmen,
mit einer tüchtigen Durcheinanderschüttelung davon. Von
einem andern Augenzeugen, welcher mit diesem Zuge nach
Kassel zurückkehrte, erfährt das Blatt noch folgendes: Die
beiden Locomotiven mit einem Güterwagen hatten den
Viaduct bei Fröttftedt glücklich passirt, als der dann folgende
Personenwagen den Viaduct hinunterstürzte und unter seinen
Trümmern die in demselben sitzende, in Weimar einge-
stiegene Dame begrub. Auch die nächsten drei oder vier
Personenwagen wurden in tausend Stücke zersplittert, wäh-
rend die Insassen dieser Wagen, wunderbarer Weise, nur
geringere Contusionen davontrugen. Ein besseres Loos
hatte der Post- sowie die an diesen sich anschließenden Per-
sonenwagen. Sie wurden der Böschung entlang umge-
worfen, die Passagiere kamen theils mit dem Schrecken,
theils mit kleinen Contusionen davon. Todt ist außer der
oben erwähnten Dame der erste Bremser, welcher in den
Wagen förmlich hineingedrückt wurde, lebensgefährlich ver-
letzt der zweite Bremser. Wie groß die Zahl der Ver-
wundeten ist, war bei Abgang des Zuges noch nicht fest-
gestellt. (Unter den unversehrt gebliebenen Passagieren be-
fand sich der Berliner Polizeipräsident v. Madai, unter
den zwar lebend Davongekommenen, doch nicht erheblich Ver-
letzten ein Anderer sehr bekannter Berliner, der alte Carl
Callenbach, langjähriger Direktor des früher nach ihm be-
nannten Theaters.)
— Zwei P f e r d e ge sch i ch t e n. Ein Mainzer
Fuhrmann entwickelte jüngst einen malifiz-bayerischen Durst,
so daß er es nicht über's Herz bringen konnte,, einen hal-
ben Liter nach denk andern „hinter die Binde" zu gießen,
was ihm bei der herrschenden Hitze auch durchaus nicht zu
verübeln ist. Das Pferd des Fuhrmannes, das an einem
Karren angespannt vor dem Bierhause stand, schien auch
keine Luft zu haben, länger trocken in der brennenden
Sonnenhitze zu stehen, denn das arme Thier, von einigen
Vorübergehenden ausgespuunt, trabte, treu ergeben seinem
Herrn, in das Bierhaus und direkt in die Wirthsstube an
den Tisch des F> hrmann. — In Köln zog dieser Tage
eine große Zuschauermenge hinter einem Fuhrmann h r,
welcher von feinem Pferde nach Hause gebracht wurde.
Der treue Gaul schob nämlich seinen Lenker, der derart
angeduselt war, daß er kaum einen Fuß vor den andern
setzen konnte und daher jeden Augenblick stehen blieb, mit
dem Kopfe immer vor sich hin, zog ihn auch, als er einige
Mat in eine Seitengasse einbiegen wollte, auf die Straße
zurück, welche nach seinem Stalle führte. So bugsiere das
gescheite Thier zur größten Heiterkeit der folgenden Menge
seinen Herrn durch vieles Stoßen uud Schieben durch
mehrere Straßen endlich bis vor die ihm wohl bekannte
Stalltyür. Wie der Köln. Ztg. mitgetheilt wird, hat das-
selbe seinen Führer auf diese Weise schon wiederholt nach
Hause gebracht.
— Die n e u e fte u I u d i c a te dcsLeipziger
R e i ch s - O b e r h a n d e ls g e r i ch t e s tauten: 1) die
Bereicherungsklage, welche Artikel 83 der Deutschen Wechsel-
ordnung dem Inhaber eines präjudicirten oder verjährten
Wechsels gegen dessen Aussteller oder Acceptanten gewährt,
ist weder eine Schadenersatzklage, noch ein oorulitio des bür-
gerlichen Rechts, noch auch die Klage aus dem, dem Wechsel-
zuge unterliegenden Rechtsgeschäfte, sondern ein auf d n
Umfang der Bereicherung zum Schaden des Inhabers be-
schränktes Residuum (Uebriggebliebenes) des Wechselan-
spruchs. Hieraus ergiebt sich, daß sie einen gültigen Wech-
sel vorausfetzt, und daß sie nur dem Inhaber im Sinne
des Wechselrechts, und somit nur Demjenigen zusteht, wel-
cher, wenn der Wechsel weder präjudicirl noch verjährt
wäre, zur Anstellung der Wechselklage berechtigt erschiene.
Zu ihrer Begründung gehört daher die Vorlegung eines
bis auf die Präjudicirung oder Verjährung gültigen, den
Kläger als Wechselgläubiger legitimirenden Wechsels. Eine
Eideszuschiebung bei der Behauptung, daß der Wechsel ver-
loren gegangen, bezüglich der angeblich stattgefuudenen Ac-
ceptation ist unstatthaft. 2) Wenn zwei Personen eine
Gesellschaft bilden, jedoch nicht ein solche im Sinne des Art.
85 des Handelsgesetzes, welche nicht nach Außen erkennbar
ist, verfluchtet der Ankauf von Maaren seitens des Einen
noch nicht den Anderen zur solidarischen Haftung, wohl aber
tritt dieser Fall ein, wenn der Zweite den Ankauf für ge-
meinschaftliche Rechnung hinterher genehmigt hat, was auch
durch Annahme von Waare unter seiner Mitwirkung ge-
schehen kann.
— Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß der
Fürst Bismarck nicht der Erste seiner Familie ist, der als
Minister dem preußischen Staate seine Kräfte gewidmet hat.
Wie ein im Jahre 1779 bei Franzen in Stendal gedrucktes
„Ehrengedächtniß" besagt, starb dem „Auen Jntelligenzbl."
zufolge am 17. October 1774 zu Briest der königlich preu-
ßische Sraats- und Justiz-Minister Lewin v. Bismark, der
diesen Posten von December 1746 bis September 1763
begleitete, nach welcher Zeit er auf seinen Gütern in der
Altmark lebte. Den Rest seiner Tage, die drei letzien Jahre
verbrachte der hochbetagte Mann m völliger Blindheit. Zur
Charakterisirung der Ansichten des Königs Friedrich Wil-
helm I. ist aus dem „Ehrengedächtniß" erwühnenswcrth,
daß der König dem jungen Lewin v. Bismark nicht erlauben
wollte, Reisen ins Ausland zu machen. Es heißt nämlich:
Friedrich Wilhelm habe oft erfahren, daß der junge Adel
zum Nachtheil seiner Glücksumstände mit zu großem Auf-
wande, vielfältig ohne Nutzen, mehrmals zur äußersten
Verderbniß seiner Sitten gereiset sei, indem er mehr aus-
ländische Thorheit als Weisheit in sein Vaterland zurückge-
bracht habe.__
Wie uns aus sicherer Quelle mitgetheilt wird,
gehört die Kirma Gebrüder Lilienfeld in Ham-
burg, Bank-, Wechsel- und Lotterie Geschäft,
zu der Vllerglülklichsten, indem derselben meistens
die größten Treffer zu Theil wurden; und nament--
in den beiden letzten Schlußziehungen der Ham-
burger und Braunschweiger Lotterie wurde
die Collecte obiger Firma ganz außerordentlich
vom Glücke begünstigt.
Es ist bekannt, daß der Kranke, um seine Gesundheit wieder zu
erlangen, zu allen möglichen Mitteln seine Zuflucht nimmt und sehr
oft sich getäuscht sieht. Derartigen Leidenden, welche in Folge der
vielen vergeblichen Verbuche alle und jede Hoffnung aufgegeben haben,
sei hiermit dringend das berühmte Werk: „vr. /Ur/s ölLturkeilmetbocke"
empfohlen. Niemand wird dies ausgezeichnete Buch unbefriedigt aus
der Hand legen. Dies 160 Seiten starke Merkchen ist durch alle ''uch-
Handlungen oder am schnellsten direct von der Verlags-Anstalt
in Luxemburg gegen Einsendung von 6 Freimarken ü 1 Sgr. zu
beziehen. _ _
Theater in Schwetzingen.
llotvl ÜU88I6I.
Sonntag, den 13 Juli 1873:
Stz Z» L «> w 8 EirK* SL 1' SLRl8 1 SLL» -
oder:
vei- 8ammi§ekuk.
Romautisches Ritterschousp!el iu 5 Acten und einem Vor-
spiele, genannt
„L II1/1 N
von Chr. Birch-Pfe.ffer.
Kasseuösfuuug 8 Uhr, Anfang halb Ä Uhr.
Baron und Schauspieler.
Novelle.
von I. Krüger.
Drittes Kapittel.
Drei Jahre beim Theater.
(Fortsetzung aus Nr. 73).
Während der Probezeit hatten Beide in einem der ersten Gasthöfe
logirt, da man sich aber nicht einzuschränken brauchte, so miethete Fernau
ein geräumiges, im modernen Style gebautes Haus, das in der ge-
suchtesten Gegend der Stadt lag und von dem aus man einen herrli-
chen Blick auf die mächtig dahinrauschendc Donau hatte.
Dies Haus, das nebst vielen eleganten Zimmern auch mehrere
Säle in sich barg, die zu gesellschaftlichen Zwecken benutzt werden konnten,
wurde von dem reichen Komiker so prächtig eingerichtet, wie wenn ihr
Aufenthalt darin ein ganzes Leben oder wenigstens doch viele Jahre
dauern sollte. Die Fußböden wurden mit kostbaren, buntgewebten
Teppichen belegt, die schön tapezierten Wände mit werthvollen Gemäl-
den geziert. Trümeaux, die jede Gestalt in Lebensgröße wiederspiegelten,
befanden sich in den größeren Zimmern und von dem Plafond der
Wände hingen große Lustres herab, deren Krystall, wenn Wachskerzen
darin brannten, alle Farben des Regenbogens wiedergab.
Als Minna von ihrem Gatten in die vollständig möblirten Räume,
unter denen sich auch ein reizendes Boudoir für sie befand, eingeführt
wurde, jauchzte sie erst auf wie ein Kind, das vor einen mit strahlen-
den Lichtern geschmückten und mit Geschenken verzierten Weihachts-
bsum gestellt wird. Sie schlug vor Erstaunen die Hände zusammen.
Sic lachte und weinte vor Freude, fiel ihrem Manne ein Dutzendmal
j um den Hals, durchlief Trepp' auf Trepp' ab, alle Zimmer, konnte
! sich nicht satt sehen, an all' den Herrlichkeiten, die ihrem Auge begeg-
s neten und war besonders über ihr im französischen Geschmacks aufge-
i putztes Boudoir entzückt. Nachdem der erste Taumel aber vorüber war,
i durchzuckte auf einmal eine bängliche Ahnung ihr Herz.
! „Wird dies Glück auch von Dauer sein?" sagte sie zu ihrem
j Gatten. „Es ist zu groß, zu überschwänglich, als daß ich daran glauben
. kann. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber Schillers Worte in: „Der
j Ring des Polykrates" widerhallen auf einmal in meinem Gedächtnisse,
j Du kennst doch die Stelle, lieber Mann?"
, «Noch Keinen sah ich fröhlich enden,
Auf den mit immer vollen Händen,
Die Götter ihre Gaben streu'n."
Fernau zog sie an seine Brust und küßte die hervorquellende Thräne
aus ihrem Auge.
„Der ägyptische König mag Recht haben," sagte er lächelnd, wenn
er seinem gastlichen Wirthe die Warnung zurust. Aber er spricht ja
von dem, was die Götter spenden, und das kann ich nicht auf mich
beziehen, da ich kein mytologischer Gott, sondern nur ein einfacher
Sterblicher bin, dem der Zufall der Geburt ein großes Vermögen ge-
schenkt. Warum sollte ich das, was erst durch den Gebrauch seinen
Werth erhält, nicht anwenden, uni dem theuersten Wesen auf Erden,
das mir das höchste Glück, welches der Mensch erringen kann, die
reinste, über meine nicht eben glänzende Persönlichkeit hinwegsehende
Liebe gewährt, das Leben so angenehm als möglich zu gestalten. Man
bewundert dich auf dem Theater. Ich will, daß man dich auch außer
demselben bewundere. Ich will Gesellschaften geben. Ich will nicht
nur unsere Kollegen, ich will auch Personen von höherem Stande und
Bildung einladen. Sieh, ich war, bis auf Vie Zeit, wo ich mich bei
deinem Bruder als wandernder Schauspieler befand, gewohnt, in ge-
bildeten Kreisen zu leben. Die Sehnsucht darnach ist wieder in mir
wach geworden. Jetzt kann ich sie befriedigen. Und warum sollte ich
nicht, da meine liebliche Hausirau als die Königin der Feste zugleich
die Honneurs machen wird, und ich mich an den Huldigungen^rgötzcn
kann, die ihr im reichsten Maße zu Füßen gelegt werden?"
Minna sah ihn mit innigen Blicken an.
„Es kümmert mich wenig," versetzte sie, „ob ich außer der Bühne
' Jemandem gefalle oder nicht. Ich will nur meinem Mann allein ge-
- fallen. Mögen nicht alle Frauen, namentlich nicht alle Schauspieler
! rinnen so denken. Ich denke und fühle so. Darum hätte mir auch
ein bescheidenes Heim genügt, worin keine glänzenden Soiräen statt-
finden können. Indessen, du willst es, und als gehorsame Frau beuge
! ich mich deinem Befehle. Aber wenn die jungen Cavaliere," fügte sie
lächelnd hinzn, „die mich gewiß umdrängen werden, mir Schmeicheleien
zuflüstern und mein kleiner Mann wird eifersüchtig, so hat er es sich
selbst zuzuschreiben."
1 Fernau küßte sie aufs Neue.
j „Ich bin deiner Treue so gewiß, wie der meines eigenen Herzens,"
' sagte er. „Mag das Muster aller schönen und gewandten Cavaliere
' dir nahen und keck genug sein, dir Worte der Liebe zuzuflüstern, du
wirst ihn mit den Worten abtrumpfen : „„Mein kleiner dicker Mann
ist in meinen Augen das schönste aller menschlichen Geschöpfe unter
Gottes Sonne und was seinen inneren Werth betrifft, kann sich auch
keines mit ihm messen.""
(Fortsetzung folgt.)