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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0013

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JJ’ 3.
J)iépimmiin auf den Pf

A- Beſtellungen rer Volca uuf dog Mit ew
1. Jan. 1871 begonnene neue Quartal werden von allen Poſt-
anstalten und Landpoſtboten noch angenommen.

Deutſc<land.

c' Heidelberg, 4. Jan. „Wer den Schaden hat, braucht für
den Spott nicht zu sorgen“, so geht's den Januspriestern, voraus-
gesetzt, daß sie wirklich exiſtirten und nicht blos eine Mißgeburt von
Weckbäck - Landesbaſe waren, wie der Herr Redacteur des Pfälzer
Boten neulich mit Humor darthat. Feiglinge, die sich nicht hervor-
wagten, ſondern lediglich hinter dem Buſche krauchten, hat sie der
geiſtreiche Correſpondent des Pfälzer Bolten von der Weſchnit genannt
und noch einige weitere Complimente beigefügt; jest kommen diejeni-
gen, unler deren Schutz sie ſich begeben, und machen's ihnen nicht
heſſer. So sagt ein Correſpondent der Heidelberger Zeitung aus
dem Oberlande in der gestrigen Nummer des genannten Blattes :

„So weit iſt es alſo mit der Opposition der liberalen Geiſtlich-
keit der katholiſchen Kirche in Baden gekommen, daß sie auf das
Quos ego des Domcapitels in Freiburg gehorſamſt zu Kreuz kriecht
und sich „„eines Beſſeren““ belehren läßt. Wir gestehen offen,
daß wir jene Hoffnungen der Badiſchen Landeszeitung hier oben
nicht getheill, daß wir nie viel von der Haltung dieser Herren er-
wartet haben, doch erwarteten wir wenigstens von einigen wenigen,
daß sie ſtandhaft der neukatholiſchen Lehre entgegentreten, daß sie
aus dem Dunkel, in das sie ſich bisher hüllten, heraustreten und
wenigstens nach dieſer Richtung sich als Männer zeigen werden.
[Ganz wahr, das erwarteten wir auch, es wäre jedenfalls ehrlicher
und noblet geweſen als das feige Herummaulen im Verstecke der
Landeszeitung.] Auch diese Hoſſnung schlug fehl. Wie Schulknaben
liegen sie vor ihren Züchtigern um Nachsicht flehend; wie Sclaven
küſsſen sie die Ruthe, die sie geſchlagen und –~ sonderbar ~ erwar-











ten von uns Laien, daß wir uns für sie ſchlagen. Fortes kortuna

adjuvat, nicht aber Feiglingen .. . . . . . “ Und in dieſem Style

geht es weiter fort, + uns genügt an dieſer Probe, woraus klar
genug zu erkennen iſt, daß derjenige, der nicht den Muth hat, offen
und ehrlich für seine Ueberzeugung einzutreten, sondern im gewaltigen
Ringen der Parteien und ihrer Gegensätze sich wie ein Wicht hei
Seite drückt und aus ſorgfältigem Versteck einige Kieſelsteinchen
wirfl, von den Kämpfern beider Richtungen mit Fußtritten behandelt
wird. Der Vorwurf der Feigheit fällt hüben und drüben und
das iſt eben das Uebermaß der Schande, daß ſelbſt die katholiken-
wüthigste Preſſe wie die Landeszeitung und die Heidelbergerin, deren
„ſchwarz angeſtrichene Bauernbuben“ noch nicht aus dem Gedächt-
niß verſchwunden ſind, solche Leute unter Hohngelächter vor die Thüre
setzt. Wir sagen ausdrücklich: auch die Landeszeitung, denn
dieſe ſchreibt heute in ihrem Briefkaſten: „Dem Uebersender des
Rh. M. [Rheiniſcher Merkur !] in W. [aha !] Nachdem der lette
Anlauf so kläglich ausgefallen iſt, wünſchen wir die Sache nicht
mehr aufzunehmen. Wenn wir einmal ſehen, daß Charakterfestigkeit
und Muth hinter den Unzufriedenen steckt, soll man uns wieder finden.“
Und damit wäre „Janus“ begraben.

* Heidelberg, 5. Jan. Die Geiſtlichen des Capitels Philipps-
burg veröffentlichen gleichfalls eine Erklärung gegen die Janusthesen.

Z Schillingſtadt, 31. Dec. Gestern Nacht iſt dahier ein Brand
ausgebrochen, der eine Scheune in Aſche legte und leicht größere
Ausdehnung hätte annehmen können, wenn nicht bedeutende Anstrengun-
gen zu deſſen Beſchränkung gemacht worden wären. Peolizeiliche
Recherchen werden es herausſtellen, ob die Vermuthung abſsichtlicher
Brandstiftung Grund hat, oder nicht. Uebrigens brennt es in Sch.
h zhütuctuutbis häufig nnd an dem Zündſtoff boshaſter Gehäſſigkeit

ehlt es nicht.

Z Windischbuch, 1. Jan. In der Neujahrsnacht hat hier ein
Burſche einen andern aus Unvorsichtigkeit todtgeſchoſſen. Die That
geſchah mittelst einer Jagdflinte, dessen Hahnen der Unvorsichtige zu
spannen verſuchte, während der Lauf gegen den andern gerichtet
war. Möchte dieſer Fall Anderen zur Warnung dienen!

Bei dem benachbarten Aſssamſtadt wurde ein Todter aufgefun-
“. schon 14 Tage an dem Orte, wo er verunglückte, gelegen
aben mag.

München, 3. Jan. Die Abgeordnetenkammer hat mit 82 ge-
gen 68 Stimmen die Beſchwerde der pfälziſchen Dekane gegen die

Minislterialentſchliekung betreffs Einführung der Communalſchulen

Samstag den 7. Januar







in der Pfalz für begründet erklärt, mit der Bitte an den König um
Abhilfe. Mit der Mehrheit, gebildet von der ganzen patriotiſchen
Partei, stimmten auch Prof. Edel und Minister Schlör.

München, 5. Jan. Abgeordnetenkammer. Der außerordent-
liche Militärcredit wurde mit allen gegen 4 Stimmen (Greil, Ru-
land, Kolb, Pfahler) genehmigt.

Saarbrücken, 1. Jan. Die Kohlennoth ist vorläufig ohne Aus-
ſicht auf Abhülfe. Die Direction der hiesigen Eiſenbahn erklärt, daß
ſie ſich genöthigt sehe, vom 30. Dec. ab den Kohlenverſandt von
Saarbrücken ab bis auf weiteres zu ſiſtiren. Es werden demgemäß
weder Kohlen zum Verſandt angenommen, noch können von anderen
Stationen geschickte Kohlenſendungen umkartirt werden.

Berlin, 4. Jan. In dem Prozeſſe Güterb o < wurde Gü-
terbock wegen Verbrechens des Landesverraths zu 2 Jahren, K ulp
zu 9, Meyer Goar zu 6 und Levita zu 3 Monaten Feſtungs-
haft verurtheilt.

O eft e r r e i <.

Wien, 3. Jan. Dem Vernehmen nach wird Graf Szecſen zur
Unterstützung des öſterreichiſchen Botſchafters auf der Conferenz Mitte
Fanuar nach London abgehen.

A u s l a n d.

Bern, 3. Jan. Lebhafte Kanonade bei Belfort; es soll ein
Ausfall stattgefunden haben. Näheres iſt unbekannt. Die Preußen
haben die Brücken bei Delle gesprengt.

Bern, 4. Jan. Die Franzoſen machen rückgängige Bewegun-
gen gegen Beſangon. - - General Z a ſtr o w hat Verbindung mit
General Werder.

Versailles, 28. Dec. Der „N. fr. Pr." schreibt ein Bericht-
ersſtatter von der Art, wie die Truppen vor Paris die Weihnachts-
tage verbrachten. „Die Officiere und Soldaten hatten sich meiſtens
Ur. Ut Lersttittve y! itz .
aus der hiesigen, ſtets auf's reichſte mit den herrlichſten Gemüsen
und Fleiſchwaaren gefüllten Markthalle vereinigt und tranken fran-
zöſiſchen Glühwein oder Punſch und Annanasbowle, je nach Ge-
ſchmack und Portemonnaie. Aber überall ſaß viel Heimweh mit
unter den brennenden Tannenbäumen – Heimweh nach Deutſch-
land, Sehnsucht nach Frieden! Denn des Krieges rauh’ gewaltſam
Handwerk wird immer unbehaglicher, je tiefer der Therometer un-
ter Null fällt. Und wir hatten gerade Weihnachten 6 bis 7 Grad
Kälte und dazu einen ſcharfen, trockenen Wind, der eisig in die
Haut einſchnitt und sich durch die Millionen Riten dieſer hübſchen
aber leichtsinnig gebauten Häuſern mit den dünnen Wänden und
einem Ueberfluß von Thüren und riesigen Fenstern wühlte. Für un-
ſere Soldaten iſt zwar in Betreff der Winterkleidung auf's Beste
geſorgt; sie tragen auf Wachen lange, gefütterte Mäntel über ihren
gewöhnlichen Garniſonsmänteln, dazu warme Capuzen, die nur das
Gesicht von den Augen bis zum Munde frei lassen, dicke Fauſthand-
schuhe, über den Stiefeln geflochtene Strohſchuhe und unter ihrer
Uniform gewöhnlich ihren ganzen Reichthum an Hemden und Hoſen
(nach dem Vorbilde Bernadotte's, der behauptete, SchwedensKönigs-
krone und Klima wären ihm unverträglich gewesen, wenn er nicht
den guten Einfall gehabt hätte, im Winter stets drei Hemden zu
tragen), aber unſere Soldaten leiden doch ſehr von der Kälte, be-
sonders auf den äußerſten Vorpoſten, wo sie sich zuweilen nicht rüh-
ren, wenn sie sich nicht einer Chaſſepotkugel bloßſtelen wollen, und
~ in ihren Quartieren mit den verwünſchten Kaminen.“ (Fr. Ztg.)

Madrid, 2. Jan. Der König iſt heute Nachmittags hier ein-
getroffen. Derselbe begab sich sogleich nach der Kirche Attocha, um
Gott für ſeine glückliche Ankunft zu danken und das Andenken Prim's
“tust !! ts ft . . gftt;sques, litt zer
ausgerufen. Hierauf statteie der König der Wittwe Prim's einen Be-
ſuch ab und begab sich in das Schloß, wo der Empfang der Staats-
corporationen stattfand. Der König wurde vom Volke überall, wo
er sich zeigte, begeiſtert begrüßt. Der Regent hat seine Gewalt an
die Cortes zurückzugeben. Dieselben erklärten sich nach Abnahme
des Eides vom Könige für aufgelöst. ; H

Florenz, 4. Jan. Der König ſandte bei seiner Ankunft in
Rom dem Papſte ein Schreiben, worin er ihm ſeine Ankunft anzeigte.
Victor Emannuel iſt von Rom wieder abgereist.

Brüſſel, 4. Jan. Aus Lille, 3. d. wird gemeldet: Zwischen
 
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