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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0481

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' und fragte mit Amtsmiene nach

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Grſcheint wöchentlich 3 Mal: Dienftag, Donnerſtag fü k H tad k

1 nd Samstag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.

„\§. 121.

Wahlnachrichten.

F gu gruubherrlichen Abgeordneten für die erſte Kammer wur-
den gewählt:



E C Z)









Oberhalb der Murg.
Graf Heinrich v. Ka gen eck in Munzingen.
Bodmann zu Bodmann. Freiherr Rudolf v. Boul-Berenberg
in Zizenhauſen. Jreiherr Felix Röder v. Diersburg, Oberstleutnant
vom Armeekorps in Karlsruhe. ;
Unterhalb der Murg.
Freiherr Karl v. Rü dt. Graf Friedrich v. Berlichingen.
Oberstleutnant v. Gemmingen. Freiherr Karl v. Gemmingen.
Ueber die Wahlen zur zweiten Kammer sind die Ergebnisse
noch nicht vollſtändig; theilweiſe hat die Vornahme noch zu erfolgen;
namentlich auch im Bezirk Tauberbiſchofsheim, in welcher
Beziehung die unten folgende Correſpondenz aus Dittwar einen Grund
für den Aufschub enthalten dürſte. Herr Rechtsanwalt Dr. Schulz
hat die im Landbezirk Bruchsal uit großer Mehrheit auf ihn gefal-
lene Wahl angenommen. Ö
Die drei neuen Deputirten der Stadt Mannheim sind von
der demokratiſchen Partei. Stadt Heidelberg wählte die HH. Prof.
Dr. Glu m und Rechtsanwalt Ma ys, beide nationalliberal. –
Landbezirk Karlsruhe hat seinen bisherigen hochangeſehenen verdien-
ten Abgeordneten Kirchenrath Müh lh äuſser, von der Partei der
gläubigen Protestanten, fallen gelaſſen, was wir sehr unſchön finden
und lebhaft bedauern.
© Wiesloch, 12. Okt. Von 136 Wahlmännern gaben 90
ihre Stimmen ab für Landescommissär L. S t össe r von Mannheim;
44 für Hofbauer L. L a i er von Unterhof, Pfarrei Dielheim (kath.
Volkspartei); 1 Stimme fiel auf Oeconom Körner vom Kirchheim
und 1 Wahlmann war wegen Krankheit am Wählen verhindert.

Freiherr Franz v.



DS a g e s b e ri é t.

In der bayeriſchen Abgeordnerenkammer hat verwichenen Sam-
ſtag die Regierung durch den Kultusminister die Fragen von 47
Deputirten — größtentheils Juden uud Protestanten nebſt einigen
Auchkatholiken ~ über ihre Stellung zur Kirchenfrage ga nz im
S i nue der Ankfrageſteller beantwortet. Damit iſt der Krieg gegen
die Kirche, gegen die patriotiſche Kammermehrheit, gegen das kathol.
Volk, und iſt das Schisma niit Staatsunterſtußung eröffnet. Das
bayeriſche Miniſterium will dem sogenannten Altkatholicismus , der

keinen Boden im Volke hat noch sinden kann, auf die Beine helfen;

es wird voraussichtlich ſeine Exiſtenz dabei einbüßen.



Dienstag den 17. Oktober



IJnseraten-Inhalt der Annoncen-Expedi-
und Cand g rges
§ § München- Frankfurt u. Stuttgart ec.

"1871.



PID E

E S EE ZE I ZE C C E E EZ





Der Hr. Erzbiſchof von München Freising erhebt in einem
soeben erſchienenen Hirtenſchreiben vom 1 2. d. M. an die kathol.
Einwohner Münchens energiſchen Proteſt dagegen, daß der Stadt-
Magiſtrat die Gaſteiger Kirche den „Altkatholiken“ zu kirchlichen
Funktionen, und nun sogar zu einem regelmäßigen Sonn- und Feſt-
täglichen Gottesdienste eingeräumt habe und denſelben durch Gewalt
ſicher ſtellen laſſe. Bezüglich des Münchener s. g. Altkatholiken-Con-
greſſes ſagt der Erzbiſchoft zum Schluſſe: Es habe sich uuter jenem
Namen eine kleine Schaar von mehr oder weniger erbitterten Fein-
den der Kirche zuſammengethan.

Die bayer. Kammern ſollen während der heute, 16., begin-
nenden Reichsiagsſeſsion vertagt werden. Man glaubt, daß die prote-
ſtantenvereinlich-königlich-bayeriſchen- und berliniſch-altkatholifchen Be-
ſtrebungen auch im deutſchen Reichstage hervortreten werden. So-
mit Aussicht auf Kampf in Hülle und Fülle für die kirchentreuen
Katholiken im neuen deutſchen Reiche.

~ Aus Wien ſind für die nächſten Tage Nachrichten über
wichtige Eniſcheidungen zu erwarten. Zwiſchen dem Reichskanzler
Grafen Be uſt und den Ausgleichsminiſtern beſtehi ein unheilbarer
Bruch; Ersterer wird weichen müssen ; man nennt sogar ſchon Na-
men seiner muthmaßlichen Nachfolger, z. B. den Grafen Bl ome.
Der Wiener Volkswitz kann dann sagen: „Des „Schreibkanzlers“
Glück und Ende.“ ~ Das Schäfchen iſt übrigens in's Trockene ge-
bracht, wie eine bereits in zweiter Auflage verbreitete Sgyrift : „Volks-
wirthſchaftliche Zuſtände in Oeſterreich“ nachzuweiſen unternimmt.
Man macht in Strousbergerei und wird vom verschuldeten Baron
zum Millionär.

Kaiſer Franz Jos e ph iſt am Sanſſtag in Begleitung des
Kronprinzen von Sachſen aus Jſchl in Wien eingetroffen, und hat
alsbald die Grafen Beuſt und Andrassy in Audienz empfangen. Die
Hydra des kirchenfeindlichen Liberalismus, welche in Ron ſich ein-
gebiſſen, schlägt wuthentbrannt um sich, da ihr in Deſterreich ein
tödlicher Streich bevorſteht.

Der Aufstand in der Millitärgrenze beſchränkte sich auf den
Umkreis einer Compagnie und wurde mil Leichtigkeit, jedoch unter
Blutvergießen unterdrückt. Es sind von den Rebellen einige gefallen,
die Anderen geflüchtet.

Laut Mittheilung aus Stuttgart wäre zum Kommandiren-
den des württembergiſchen : tilitärs der pre ußis < e General von
Stülpnagel ernannt worden. – Der Oberſt des 7. württembergiſchen
Infanterieregimentes, von Rampacher, hat sich erschossen.

— Die Verhandlungen in Berlin mit dem französiſchen Finanz-
minister ~ der geſtern nach Paris zurückkehrte –~ haben folgendez



Eine amerikaniſche Criminalgeſchichte.



(Fortſeßung.)

_ Ontel und Tante traf ich im Saale, von wo aus wir ins Speisezimmer
gingen. Hier erfuhr ich, daß von den Cinzelheiten des traurigen Greignisſses
durchaus nur wenig bekannt war, daß man ſich jedoch nicht erklären konnte,
welchen Grund ein Mann in der Stellung Stewart Mils zu der in Rede
ſtehenden That haben konnte. Meine Tante hielt ihn zweifellos für ſchuldig ;
mein Onkel war jedoch diskreter in ſeinen Meinungsäußerungen. Nachdem
wir der Mahlzeit zugeſprochen hatten, ſchlug er vor, einen Spaziergang durch
die Stadt zu machen. „Vielleicht", sagte er, (hat sich die Aufregung etwas
gelegt nud wir erfahren etwas Bestimmtes,“

Doch täuſchten wir uns; denn die auf dem Markte versammelte Menge
war nur noch ungeſtimer geworden und verlangte wüthend den Tod des
Gefangenen. Jeder, den wir fragten, erzählte etwas Anderes und Niemand
wußte genaue Auskunſt zu geben. i

Meiu Ontel stellte mich einigen der erſten Bürger vor; doch auch diese
hatte die allgemeine Aufregung oo ſehr erfaßt, daß sie unsere Fragen faſt über-
hörten und mich gewiß einige Minuten darauf nicht wieder erkannt haben, wie
viel weniger noch ſpäter.

Schließlich, nachdem wir uns hinreichend überzeugt hatten, daß in dieser
entzündeten Masse nichts Gewisses zu erfahren sei, traten wir niedergeſchlagen
unsern Heimweg an.

Zu Hauſe trafen wir Ella im Lehnstuhl sitend, den Kopf auf ihren ſchönen
Arm gestütt. Ihr blasses, ſchmerzliches Ausſehen gab ein beredteres HZeugniß
für ihre Seelenangst, als je Worte es vermocht hätten. Ich sette mich zu ihr
[ . ihrem Befinden. Sie antwortete nicht, sondern
ſah mich nur mit ſchmerzerfülltten Augen ſtilschweigend an. Nach kurzer Heit
begann ich wiederum:

„Ela, Couſine, willſſt Du mir
oder mit meinem Rathe dienen ?!
„Carl, ich bin nicht krank. O, daß er in nicht größerer Gefahr wäre,

nicht vertrauen. Kann ich Dir mit Arznei



„Sei ruhig, ich bitte Dich. Alle Hoffnung iſt nicht verloren, Noch iſt
er nicht todt, noch nicht des Verbrechens überführt. Erzähle mir Alles und
glaube, wenn ich irgend mit Gründen mich ſelbſt überzeugen kann, daß er un-
[tig éft ſo will ich nicht eher ruhen, bis daß er die Freiheit wieder er-
ust leidendes Aussehen sagte mir, daß irgend etwas geſchehen müßte, wenn
nicht in Kurzem ihr Geist von der zerbrechlichen Hülle ſich löſen oder in Wahn-
ſinn verfallen ſollte. Nach einer Weile fuhr sie fort :

nIc< weiß, er iſt unschuldig."

Dann hielt sie inne. Ich wartete einige Augenblicke, weil ich glaubte,
ßs werde weiter ſprechen. Dann ſagte ich: „Willst Du mir nicht vertrauen

in ich –"

qu ja, ich will ~ will Dir Ales erzählen, Ales –~ ſage nicht, ~ daß
ich Dir nicht traue = ich kann es, = ich will es |"

Wir, das heißt Stewart Mill und ich, sollten uns in einem Monat
zu L P ua ga erer eabhehÜrt uncut aut. 19t zÔt
Schule zurückkehrte. Mein Herz hat ihn von Grund aus erforſcht und ich weiß,
daß er die Chrenhaftigkeit selbſt iſt; er würde lieber sterben, als einen schlechten
Streich begehen. Heute Morgen war er hier, um mich zu einem Ausfluge nach
Milgrove einzuladen, und da ich ihm das zuſagte, ging er zurück, um die
nöthigen Vorkehrungen zu meinem Empfang zu treffen. Eine Stunde darauf
ſehe ich die Leute auf der Straße zuſammenrennen; ich gehe an die Garten-
thür, um nach der Ursache der Bewegung zu fragen; da trat Jules Pierre ein
eine Büchſe auf der Schulter, ein paar Vögel in der Hand. Sein Gesicht
Her [Ut qua perttre. Mordthat ſchon gehört. Miß Raymond?" fragte er.

„Mordthat ! Ein kalter Schauer ging mir durch die Glieder. „Wer iſt denu
ermordet?" fragte ich ängstlich.

„John Rhodes, der Briefbote, iſt vor einer halben Stunde von Stewart
Mill erſchoſſen und beraubt worden.“

Weiter vernahm ich nichts, und als ich wieder zum Bewußtsein kam, lag,
ich auf dem Sopha, umgeben von meinen Eltern und unſerem Hausarzt.

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