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den von allen Gr. Poſtauſtalten u.
Deutſc<laud.
“e Heidelberg „. 15. Fehr. Wenn die preußische Verfasſungs-
partei, dieſelbe wie die kath. Volkspartei in Baden, die „berechtigten
Landpoſtboten "vlg. et
Eigenthümlichkeiten“ der Einzelſtaaten im neuen Reiche geschont ha-
ben will, so geht sie dabei natürlich von der Vorausseßung aus,
daß ihre neu hinzukommenden Gesinnungsgenossen aus Süddeutſch-
land eine Reihe theuerer Gewohnheiten und Einrichtungen
heimiſch-particularer Natur so liebgewonnen hätten, daß sie sich nur
ungern von denſelben zu trennen vermöchten. Dies ist auch richtig,
ſo weit es die Bayern betrifft, und an dieſe allein dachten auch un-
ſere norddeutschen Gesinnungsfreunde, wenn sie den „Eigenthümlich-
keiten“ eine gewisse Rechnung tragen zu müſſen vermeinten. Wären
wir Bayern, so würden wir uns vielleicht auch eher in der Lage
ſühlen, noch einige partikulare „Eigenthümlichkeiten“ aufrecht halten
zu wollen, denn als Badenser, wo wir nach eifrigſtem Nachdenken
und redlichſter Gewisſenserforſchung auch gar keine erhaltenswerthen
Errungenschaften der einen oder andern badiſchen Aera im deutſchen
Reiche uns conſerviren möchten. Aber selbst als Bayern würden
wir uns zweimal besinnen, ehe wir auch nur noch einen Schritt
thäten, um eine oder die andere Beſonderheit zu wahren; denn be-
trachtet man die Sache bei Licht, ſo hat Bayern doch nur mehr des
äußeren Scheines wegen einige „Eigenthünllichkeiten“ mehr gerettet
als andere Staaten und was die dynaſtiſche Frage betrifst, ſo ließe
uns das Haus Wittelsbach ebenso talt wie andere fürſtliche Häuſer.
Das Beſte wäre eben, die „Eigenthümlichkeiten“ würden im ganzen
Reiche vollständig beſeitigt werden, und bis es dazu kommt , iſt die
deutsche Frage für uns noch nicht abgeschlossen. Auch wird ſich
Niemand über dieſe unsere Stimmung wundern dürfen; denn wir
haben es ſseit dem Jahre 1866 in den Kammern, in den Volksver-
sammlungen und in der Presſe oft und klar genug ausgesprochen :
„Wenn es ſich einmal nur noch darum handeln kann, ob wir ganz
oder halb preußiſch ſein ſollen, so ziehen wir es vor, als Preußen
erſter Klaſſe zu fahren.“ Dies iſt jetzt eingetreten, – und wir löſen
einfach unſer Wort ein, weil wir von Halbheiten niemals Freunde
waren. ]
& Heidelberg, 17. Febr. Wenn die Landeszeitung nicht der
Lüge bezichtigt werden will, was ihr freilich ſchon oft begegnet iſt,
ſo gebe sie gefälligſt an, wie die beiden Pfarrer in Steyermark hei-
ßen und wo ſie angeſtellt ſind, von denen sſie in ihrer heutigen
Nummer erzählt , sie hätten ihre „Schafe“ in Betreff der Einkünfte
Wer hat das gethan ?
(Eine Yeſchichte aus dem Leben.)
(Fortsetzung.)
Jch gehe zu ihr, ſofort ! ſchrie er, Ich werde das ſchändliche Weib zur
Rede ſtellen, ich werde ihr sagen, was ich von ihr denke. So lange ich die
Hand und die Zunge rühren kann, soll sie den Platz meiner Mutter hier im
Hauſe nicht einnehmen. Ich werde sie und Heinrich meinem Vater gegenüber
ſtellen, ich werde ihm die Augen mit Gewalt über das ſchändliche Weib öffnen,
tt t ir. rer Frov, zur Mutter ſeiner Kinder machen wil l“ —~ Ex ſtürzte
. »Lonhard, um Gotteswillen, bleib ! Was willſt du than ?" flehte Her-
mine, ihm angstvoll nacheilend.
Er hörte nicht auf ſie, ſondern riß gewaltſam die Thüre auf, fuhr aber
ſprachlos, dann fuhr er auf den Bedien-
j ? y indem er ihn wüthend rüttelte. „Spion,
tts! horcher! Spitßbube ! Was thuſt du hier? Wer hat dich hergesſchickt
n 2'1
. Er ſchleuderte den Burschen , der ſich nur schwach vertheidigte, gegen die
Wand, indem er ihn mit Schimpfworten und Verwünſchungen aller Art über-
häufte. Er würde ihn vielleicht geſchlagen haben, wenn nicht Hermine ſich
zwischen Beide gedrängt und Leonhard abgewehrt hätte, indem ſie ihn mit
Thränen und Bitten beſchwor, sich zu mäßigen. Aber er hörte nicht auf sie in
dem Wahnſinn seines Schmerzes und ſeiner Leidenschaft; mit der wiederholten
Drohung, Liſette zur Rede zu ſielen, eilte er aus dem Zimmer.
Heinrich lehnte todtenblaß und an allen Gliedern zitternd an der Wand.
Sie müssen ihm das nicht übel nehmen, ſagte ihm Hermine, die kaum
ther E1ye mucttigwas; er iſt leidenſchajtlich und ſeine Muttter ist noch nicht
u “i wahr , ſtammelte
ette t f
Hermine antwortete nur durch Thränen auf dieſe Frage.
_ Heinrich balte ingrimmig die Fauſt. „Das iſt ſchändlich ! preßte er durch
die zuſammengebissenen Zähne. Das ist eine Falſchheit . . .» — Er vollen-
.* %.
der Bediente, heirathet unſer Herr
Dienſta, den 21. Februar
wahlen sofort zur allgemeinen Kenntniß bringen. Die
In seraten- Inhalt der Annoncen-Exped -
E § ] tionen von Rud. Cosse, Haasenstsein &
t un an , Vogler & G. L. Daube & Cie. in
München, Frankfurt u. Stuttgart 2c.
V
des hl. Vaters in einer in's Lächerliche gehenden Weise angelogen.
Der Eine habe nämlich behauptet, der Papſt habe nur noch 171/s
kr. per Tag zu verzehren und der Andere, Pius könne des Mor-
gens nur noch Kleienſuppe eſſen. Das sei nur Alles geschehen, um
dem Volke Geld abzuſchwindeln. Wir ſind überzeugt, daß das wie-
der nichts iſt, als ein erbärmliches Märchen, erfunden zum Zwecke
des Wirthshausgeredes und Bierbankſcandals. Es wird das gleiche
Bewenden damit haben, wie mit der Exiſtenz des Pfarrers Schlum
in der Heidelberger Zeitung, die sich damals gründlich lächerlich ge-
macht hat. Also heraus mit näheren Anhaltspunkten, damit wir
anfragen können, wie es sich mit der Sache verhält, oder aber die
Landeszeitung läßt die Bezeichnung : „G elo g en“ auf der von ihr
gebrachten Mittheilung sitzen !
* Heidelberg, 19. Febr. Wie der
und Baar mittheilt, hat S. Durchl. der Für ſt v on Fürſtenberg
ſich entschloſſen, als Candidat zum deutschen Reichstage im zweiten
Wahlkreiſe aufzutreten. Gegencandidat ist Hofapotheker Kirsner Sei-
tens der Nationalliberalen.
* Heidelberg, 19. Febr. Der hochw. Herr Bischof von Mainz
hat eine Ansprache an seine Diöceſanen wegen der Reichstagswahlen
erlaſſen, die wir das nächste Mal mittheilen werden.
+§ Mannheim, 17. Febr. Soeben kommt nur eine neue
Broſchüre des berühmten Mainzer Biſchofes zu Gesicht. Diese trägt
den Titel: „Das unfehlbare Lehramt des Papſtes“ 2c. Es iſt über-
flüſſig etwas zu deren Empfehlung zu sagen; aber eine Stelle aus
dem lettten Abschnitt derſelben, welcher von den Gegnern der Unfehl-
barkeit und von dem Verhältniß dieser Lehre zum Staate handelt,
ſollte meines Erachtens der Pfälzer Bote Angesichts der fiethstags:
betr. Stelle
lautet S. 92: „Jn diesem wichtigen Augenblicke für unſer deutſches
Vaterland, wo wir dem ersten Reichstag entgegengehen, ſehen wir
eine entsprechende Bewegung durch alle Theile Deutſchlands, und
wir könren uns der zuversichtlichen und freudigen Hoffnung hingeben,
daß sich eine große Partei aus dem Süden und aus dem Nor-
den Deutſchlands auf dem erſten Neichstag zuſammenfinden wird
mit der Forderung, die Freiheit der Kirche auch im Reichsgesetze zu
garantiren. Nur wenn das geſchieht, werden wir unter den verschie-
denen Confesſionen Frieden haben und dieser Friede iſt die
nothw endige Voraussetzung eines wahrhaft einigen
ſtar ken Deutſchlands. Gegen diese Richtung, auch Religion
und Kirche an dem allgemeinen Rechte theilnehmen zu lassen, kämpft
in Deutſchland eine Partei voll Ungerechtigkeit und voll Unwahr-
haftigkeit. Sie besteht großen Theils aus offenen Feinden des Chri-
dete nicht, ſondern ging aus dem Himmer, etwas vor sich hinbrummend, was
Hermine nicht verstand, die das Haupt in die Hände gedrückt hatte und ſich
ihrem Kummer überlieg.
Sie sollte Leonhard verlassen, ihn in einem Augenblicke verlassen, wo ihn
das ſchwerſte Ungluck traf ? Sie wurde aus dem Hauſe gestoßen, belaſtet mit
einer ſchimpflichen Anklage! Wohin ſollte sie gehen? Hu ihrem Vormund
zurück ? Durfte sie ihm unter die Augen treten, da man ſie fortſchickte, we-
gen einer „Liebſchaft“, wie Herr Heider ihr Verhältniß zu seinem Sohne be-
zeichnet hatte ? Als sie Leonhard das Versprechen gab, in Treue und Liebe
ſein eigen zu sein , bis zum Tode, da hatte sie nicht daran gedacht, daß
er der Sohn eines reichen Gutsbesitzers ~ und sie ein armes, hergelaufenes
Mädchen war, wie der rohe Mann ſich ausdrüctte; ſie dachte nur, daß er
freund- und mutterlos ſei wie sie und daß sie ihm auf seinem rauhen, be-
ſchwerlichen Lebenspfade eine liebevolle, tröſtende und erheiternde Gefährtin
ſein könne. Aus Liebe
Anzeiger von Schwarzwald
zu ihm, ohne alle Rückſicht darauf, ob eine Verbin-
dung mit ihm ihr Leid oder Freude brächte, hatte ſie sich ihm verlobt; keine
Spur eines eigennütigen Gedankens war in ihre urſchuldige Kinderſeele ge-
kommen. Sie war entſeßi und beſchämt, daß man so eiwas von ihr nur den-
ken konnte ! f
Aber dies alles verſchwand vor ihrer Sorge und Angst um Leonhard!
Was ſollte aus ihm, was aus Anna werden, wenn Liſetle ihr Stiefmutter
würde ? Vater und Sohn konnten nicht zuſammenbleiben unter solchen Ver-
hältniſsen, die früher oder ſpäter ein Unglück herbeiführen mußten. Ach, viel-
leicht war das Unglück schon nahe! ~ HWenn Leonhard in seiner jetigen
Stimmung mit seinem Vater zuſammentraf ! ~ Sie konnte den Gedanken
nicht ausdenken, das Herz zog ſich ihr in krampfhafter Angst zuſammen.
Der Eintritt der kleinen Anna unterbrach für den Augenbllick ihr kum-
mervoles Nachſinnen. Aber als ſie das Kind zu Bette gebracht hatte und
einſam in ihrem gemeinschaftlichen Schlafzimmer am Fenſter saß, kehrten die
traurigen Gedanken mit verdoppelter Schwere zurück.
(Fortſegung folgt.)