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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0581

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für Stadt





Inseraten - Inhalt der Annoncen-Cxpedi-

) tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
und san o Vogler & G. L. Daube & Cie. in

nchen, Frankfurt u. Stuttgart rc.











rklärung.

Die unterzeichneten sſämmtli ch en Geiſtlichen des Landkapitels
Heidelberg ſchließen sich aus vollſter Seele und innigster Ueber-
zeugung dem Protest e an, den unser Hochwürdigſter Herr Erz-
bisthumsverwe ser in Nr. 45 des Freiburger Kathol. Kirchen-
blattes mit apoſtoliſcher Entſchiedenheit erhoben hat, und weisen zu-
gleich die unqualificirbaren Angriffe des Protesſtanten-Vereines gegen
die Väter der Gesellſchaft Jeſu und deren Affiliirten als eine bei-
ſpielloſe Anmaßung und eine unbefugte Einmischung in unſere katho-
liſchen Angelegenheiten mit höchster Entrüſtung und tiefstem Abſcheu
ft" isortzecs. 11. Dec. 1871. t
Wolf, Erzb. Decan u. Pfr. v. Nußloch. Stephan, Pfarrer von Wiesenbach.
Benz, Kanmmerer u. Pfr. v. Dilsberg. Eckert, Pfr. von Ziegelhauſen.
Gleichmann, Defin. u. Pf. v. Walldorf. Grimmer, Pfrv. von Neckargemünd.
Birnstill, Defin, u. Pf. v. Rohrbach. Seelinger, Pfr. von Sandhauſen.
Wilms, Bibl. u. Stdtpfr. v. Heidelberg. Schuh, Beneficiat von Heidelberg.
4uſſu Secr. u. Sdtpfr. v. Wiesloch. Reuſchling, Geiſtl. Lehrer v. Mannheim.

och, Stadtpfr. von Mannheim. Knürr, Kaplan von Mannheim.
Ugra Zttetr g steroherr Force: -
v. Thommes, Pfr. von Ilvesheim. Schlee, q,, > h-
Geißler, Pfr. von Seckenheim. Battlehner, Kaplan von Heidelberg.
Lipp, Pfr. von Neckarau. Winterhalder, ,, fr fz
Fehrenbach, Pfr. von Neckarhauſen.
Dengler, Pfr. von Wieblingen. Zimmermann , Kaplan v. Seckenheim.
Hops, Pfr. von Leimen. Keller, Kaplan von Walldorf.

_ Gleiche Erklärungen wurden auſſerdem von der Geiſtlichkeit
der venerablen Kapitel Offenburg, Lahr und Endingen im Bad.

Nöürber, Kaplan von Schwetzingen.

Beobachter veröffentlicht.

~ Der kath. Männerverein von Hardheim hat ſeinen Anschluß
an die Erklärung der kath. Vereine in Freiburg erklärt.

* Heidelberg, 13. Dec. Man gewahrt im Lager der soge-
nannten ,„Altkatholiken“ Windſtille. Die große Laudesverſammlung
von Delegirten der „,altkatholiſchen Vereine“, welche gleich nach dem
Zusſammentritte der Landstände in Karlsruhe ſtattfinden ſolle, ist
noch nicht auf der Bühne erschienen. Der Vorort hat doch das
Mögliche gethan, um die Sache in impoſanter Weiſe zu Stande zu
bringen! Freilich iſt dabei der Fehler begangen worden, sich an
politiſche Gemeindevorſtände zu wenden , die es als unzuständig ah-
lehnen mußten, für die Herren Neuproteſtanten den Werber zu ſpie-
len. Warum aber auch tritt man nicht mit der „guten Sache“
friſchweg unter das katholiſche Volk, das jedenfalls mitzumachen
hätte, wenn aus der altkatholiſchen Kirche der Reichsnationalneupro-
teſtanten etwas werden ſoll? Man weiß wohl, warum dieses unter-

Donnerstag den 14. December

beſchlüſſe iſt nun auch dieſe Erwartung gescheitert.

1871.







laſſen wird, weil eben das kathol. Volk fest zur Kirche hält und in
der Sache der „Altkatholiken“ nicht mitthut. Es ist alſo Baisse;
der Mangel an Publikum drückt die Aktien. Die Windstille ſcheint
indesſen auch noch von anderen Umständen verursacht zu sein. Ein
Berliner Correſpondent der Köln. Volkszeituug beschreibt das kalte
Wasser, welches über die neuprotestantiſche Bewegung ausgegossen
iſt, unterm 9. d. wie folgt:

„In hiesigen hohen „maßgebenden“ Kreisen iſt man im höch-
ſten Grade verstimmt über den ſchlechten Fortgang der ,alikatholi-
ſchen Bewegung““, und der Reichskanzler macht auch in ſeinen kran-
ken Tagen gar kein Hehl daraus, daß die Regierung von Leuten
arg dupirt worden sei, die „das Volk hinter sich zu haben vorgeben,
in Wahrheit aber faſt Niemanden hinter sich haben, und sich und
Andere blamiren." Auf Bischof Str oß m a y er hatte man die
meisten Hoffnungen gesetzt, und wenn auch im vergangenen Sommer
der Verſuch, ihn durch eigens dazu beorderte Emiſſäre zum „Voran-
gehen“ zu bewegen, kläglich scheiterte, ſo hoffte man doch immer
noch, daß er sich ſchließlich zum „Primas der Altkatholiken“ auf-
werfen würde – aber durch deſſen Unterwerfung unter die Concils-
Der verstorbene
Profeſſor B altz er aus Breslau, der schriftlich und mündlich zuge-
ſichert: auf Männer wie Stroßmayer, Gratry u. s. w. könne man
„positiv rechnen“, hat sich aber als einen ſchlechten Propheten er-
wieſen. Auch Gratr y hat in einem Briefe aus Montreux vom
18. November (abgedruckt in „La France“ vom 29. Nov.) seine
völlig unbedingte Unterwerfung ausgesprochen. Ein „berühmter
altkatholiſcher“ deutscher Theologe steht im Begriff, ein Gleiches zu
thun, und „wenn nun gar der König von Bayern abfiele,“ sagte
dieſer Tage ein geſchäftiger Mitarbeiter der „Nord. Allgem. Ztg.",
„ſo würde in kurzem alles in die Brüche gehen.“ Seien Sie ver-
ſichert, daß man troy allem, was vorgekommen, auf den jungen
König von Bayern nicht mehr mit Sicherheit zählt, und ein Symp-
tom dafür iſt ſchon die von der preußischen Preßfiliale in München
in alle Welt verbreitete Nachricht, König Ludwig II. habe seinen
„Unmuth“ geäußert, „daß es mit der altkatholiſchen Bewegung ſo
langſam vorwärts gehe“. Dieser Unmuth hat aber einen tiefern
Grund. König Ludwig sagte zu einem seiner früheren Minister:
„Die ganze Bewegung scheint darauf hinauszulaufen, daß ich in
meinem Lande eine winzige Secte mehr bekomme, und ich hege keine
Luſt, für eine solche die alte Tradition meines Hauſes preiszugeben“.
Herr Braß hat vielleicht die Güte, uns mitzutheilen, ob nicht diese
Aeußerung des Königs am 29. Nov. aus München dem hiesigen Preß-
bureau telegraphirt wurde.



D e r R u b ri c a t o x.
Novellette.



Eine der finstersſten Nächte senkte sich auf die Stadt Paris herab. Die
Feierabendglocke war verſtummt.

Ein junger Mann trat aus einem der an das Palais des Prinzen Philipp
von Valois anstoßenden Häuſer hervor. Er ſchlug einen Theil seines großen
Mantels über die rechte Schulter zurück , wahrſcheinlich um nöthigenfalls sich
seines eiſenbeſchlagenen Stockes, den er in der Hand trug, ungehindert bedienen
zu können, und ging dann mit beſchleunigten Schritten fürbaß. Ort und
Stelle nahe gekommen, mäßigte er die Schnelle ſeines Ganges und ſchlug, noch
ganz außer Athem, zweimal seine Hände gegeneinander. Da öffnete sich die
Thür eines ihm gegenüber gelegenen Hauſes mit aller Vorsicht und eine junge
in eine lange Mantille eingehüllte Frau trat aus derselben hervor ; sie ging
auf den jungen Mann zu und bot ihm ihre zitternde Hand. „Henryot", ſagte
sie mit aufgeregter Stimme , „lieber Henriot, dieses Rendezvous iſt das lette ;
Du mußt Dich morgen auf immer entfernen und nach einem fremden Lande
reiſen, denn unſere Liebe ist nicht mehr unschuldig und rein wie zur Zeit un-
Ez; *: sie grenzt ~ heilige Jungfrau ! erbarme dich meiner – an

ebru

Der junge Mann ſtieß einen unartikulirten Seufzer hervor.

„Ach! Ja, mein theurer Henryot, wir müssen uns trennen für das ganze
Leben! Du mußt in Zukunft das Gedächtniß an Deine Margarethe Dir aus
dem Sinne zu ſchlagen ſuchen, wie man einen ſchlechten Gedanken des bösen
Geistes verſcheucht. Lebe denn wohl ! Lebe wohl, lebe wohl, Henryot !‘

Bis dahin hatte er wie vernichtet dageſtanden ; als er sie einen Schritt
thun sah, um sich zu entfernen , fuhr er lebhaft auf und ergriff die Hand
wieder, die sich soeben der ſeinigen entzogen hatte..Ö

„Nein,“ rief er aus, „nein, Du gehörſt mir! Meine Gattin biſt Du. Jn
unserer Kindheit, als wir beide in der nämlichen Wiege ſchliefen, plauderten

da nicht unſere Eltern vertraulich von der Absicht, uns mit einander zu ver-
heirathen? Lächelten sie nicht und nickten bedeutſam mit dem Kopfe, wenn ich



meine Spielſachen von keiner Hand berühren lassen wollte, als von der Hand
meiner kleinen Margarethe ? Als ich nach Flandern abreiſte, um Gold zu ver- |

dienen durch das Ausmalen von Meßbüchern, kam man da nicht überein, daß
nach vier Jahren, wo ich zurückkehren wollte, unſere Hochzeit gefeiert werden
ſolte ? Habe ich nicht bemerkt, als ich Dir den Abſchiedskuß gab, wie Deine
Wangen von Thränen befeuchtet wurden, wie Deine Hand conpulfiviſch die
meinige drückte ? Und als Du mich nun wiedersahſt –~ jet –~ o! ſ|ie haben
trotz ihres Verſpechens die Treue gebrochen! Sie haben Dich Arme und Schut-
loſe gezwungen, Dich ihrer elterlichen Macht zu beugen um Dich unter Thrä-
nen mit einem alten Haudegen zu verbinden ! Heilige Jungfrau ! Ist der Eid,
welcher Dich an Jenen kettet, heiliger als der, welcher Dich mit mir vereinigt ?
Ja, Du gehörſt mir ; Komm alſo, komm ! Ja komm, laß uns fliehen? Wir
finden im Hennegau ein Aſyl, wo man uns nicht wird belästigen können."

Margarethe weinte bitterlich und antwortete ihm nicht.

„Komm ! Laß uns aufbrechen !“ wiederholte er mit Ungeſstüm.

Sie erhob das Gesicht, das ihre beiden Hände verdeckt hatten, und die
Arme über die Bruſt kreuzend ſagte ſie :

„Henryot, biſt Du es, der ſolche Reden gegen mich führt ? Du, der Du
in, ach! glücklicheren Zeiten zu mir geſagt: Wahre Liebe besteht nur in der
Achtung vor reiner und heiliger Tugend; ohne Pflichterfüllung keine Liebe !
Henryot, wenn ich Deine unsinnige Bitte erfüllte, wie lange würde es wohl
dauern, bis Du mich mit Geringschätzung anblicken müßtest, bis meine Gegen-
wart Dir zu einer ſthweren Laſt, zu einem Vorwurf, zu einer Strafe für
Deinen Fehler werden würde ? Nein, nein Freund, wir müssen ſcheiden, ſchei-
den für ewig! Lebe wohl, lebe wohl!“ — Sie entfernte sich ſchleunig.

(Jortſezung folgt.)

~ Am 4. d. M. Abends wurde in Straßburg, wie der Niederrh. Courier
meldet, ein Soldat des 47. Infanterieregiments, beim Heraustreten aus dem
MWirthshauſe von einem Franzosen überfallen und durch Mesſsſerſtiche tödlich
verwundet. Aus Mühlhausen im Elsaß wird vom 9. d. geschrieben: Gestern
Morgen wurde ein Wirth aus Poligny, Namens J a quin, welcher vor etwa
6 Monaten in seiner Wohnung zwei deutſche Dragoner im Schlafe überfiel
und meuchlings mit einem Dolche ermordete, von 8 Unterofficieren über hier
nach Epinal verbracht, um dort vor das Krieg sger icht geſtellt werden zu
köunen. Am 8 d. wurde auch in Metz ein preußiſcher Soldat von einem be-
trunkenen Elsäfser erftochen.
 
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