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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0429

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orſcheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag, Donnerſtag
und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.

für Stadt

108.





C L T Z SM

.

An unſere Freunde und Geſinnungsgenoſſen!
Mir erſuchen unsere verehrlichen Correſpondenten und Freunde,
uns von allerwärts Nachricht über den Ausfall der Wahlmänner-
wahlen so raſch wie möglich zukommen zu lassen. :
Die Redaktion.
Deutſc<l an d. ſ
* Heidelberg, 13. Sept. Ueber militärische Zustände in un-
serem Lande dringt gegenwärtig allerlei in's größere Publicum.
So berichteten mehrere Blätter, daß der Obercommandirende General
v. Werder bei einer Truppeninſpection in Mannheim keineswegs
mit den Leiſtungen zufrieden geweſen ſei und die Truppen noch nicht
auf der Höhe der preußiſchen befunden habe. Wir wissen nicht,
was Wahres an jenen Zeitungsmittheilungen war, geben dieſelben
daher mit aller Reserve ; indeſſen ſind dieſelben von maßgebender
Seite nicht in Abrede gestellt worden. Nun wagt sich ſogar die Lan-
deszeitung heute schüchtern mit der Bemerkung heraus: „Wie ich
t L utſ Fete zuh'tt tettr lt tee ght ua
ſchied deßhalb, weil sie sich nicht einer zwölfjährigen Dienstzeit, die
in Preußen bei dieſer Militärgattung Regel iſt, unterwerfen wollen.
Der Ersatz hierfür wird natürlich aus preußiſchen Regimentern ge-
nommen, und würde jettt die Erörterung der Frage, ob der badiſchen
Regierung daraus die Verbindlichkeit erwächst, diesen Leuten inner-
halb Badens eine Civilanſtellung zu geben, worauf in Preußen jeder
Unterofficier, der 12 Jahre gedient hat, Anspruch machen kann, ge-
wiß sür eine ſachkundige Feder nicht ohne Intereſſe sein."“ Das
wäre allerdings von Intereſſe, aber die „sachkundige Feder" wird
eben ſchließlich doch nur ,ſchäßbares Material“ liefern. Preußen
wird keine Verbindlichkeit übernehmen, durch die es nicht durch die
klarſten Bestimmungen der Militärconvention angehalten iſt, und so
fürchten wir , daß uns die Zeche zu bezahlen übrig bleiben wird.
Derartige Angelegenheiten werden sich in nächster Zeit gewiß noch
gar manche ergeben, bis das Militärwesen seine definitive Regelung
gefunden hat. ~ Dieselbe Landeszeitung will erfahren haben , daß
die Beſoldungsaufbeſſerung der Beamten von 25 Procent nicht auf
die Tagesordnung der Stände kommen werde. ~ Das Mannheimer
Journal berichtet, daß die Badiſche Correſpondenz einen neuen Re-
dacteur in der Perſon eines uns unbekannten Herrn P aul Kre ß-
ſ ch m a r erhalten werde, indem der bisherige Redakteur Dr. Bött-
< er an die Straßburger Leitung berufen sei. Wir nehmen also
von Dr. Böttcher Abſchied, mit dem wir manchen Strauß zu bestehen
hatten. Möge er uns auch ferner gewogen bleiben! +

Vermiſchtes.













(Der Tiger von Elica.) Zu Tepic in Mexico iſt kürzlich ein berüch-
tigter Mexicaniſcher Bandit gestorben. Sein Name war Manuel Lolzada, unter
seinen Landsleuten war er aber besſer als der „Tiger von Elica“ bekannt.
Von Indianer - Eltern in dem Dorfe Jalysco geboren, wurde er für das Ge-
werbe eines Mauleseltreibers erzogen, ſeine ſich ſchnell entwickelnden Talente
befähigten ihn aber zu einer höhereren Stellung ; er wurde Hauptmann einer
Räuberbande und der Schrecken des Bergdiſtricts von Tepic. Zwei Handels-:
häuſer bewarben sich um das Monopol in dieſem Theile Mexicos; jedes nahm
eine Räuberbande in ſeinen Sold, die ſich gegenseitig bekämpften und das Land
vor den Augen der Bundesregierung ausplünderten. Schließlich triumphirte
Lozada und nachdem er ſich ſelber zum Chef des neutralen Diſtrikts von Tepic
ernannt, befehligte er eine Armee von 10,000 wohlbewaffneten Indianern, alle
muthig und ihm treu ergeben. Der Diſtrict Tepic, von beinahe unübersteig-
lichen Bergen umgeben , war thatſächlich von der mexicaniſchen Republik ge-
trennt. Lozada waltete und ſchaltete jezt, wie ihm beliebte, und da er genug

Autorität besaß, um außer ſich ſelber jeden Andern am Rauben und Morden

zu verhindern, so erhielt der Diſtrict Tepic bald den Ruf als der beſstregierte
in der ganzen Republik. Marſchall Bazaine war darüber so entzückt, daß er
dem verstorbenen Kaiser Maximilian anrieth, Lozada sich zum Freunde zu
machen, worauf er ihm den Titel eines Grafen von Tepic anbot. Der grimme
Indianer nahm den Titel an, aber als er gegen die republikaniſchen Truppen
ins Feld zog und ſah, wie ſchmählich die Franzoſen geſchlagen wurden, zog
er sofort in sein unzugängliches Gebiet zurück, das er proprio motu für neu-
tral erklärte und die Neutralität bis zu ſeinem jüngst erſsolgten Tode aufrecht
hielt, obwohl die Regierung des Präſidenten Juarez mehrere Male verſuchte,
eine militäriſche Expedition gegen ihn zu organisiren. Ob Lozada einen Nach-
folger erhalten wird, iſt nicht bekannt. Ä



Einen sehr empfindlichen Verlu st hat ein Berliner namhafter Ge-
l ehrter durch die Communewirthſchaft in Paris erlitten. Derselbe hatte, so er-
zählt das „Frankf. Journ.“, im Juni 1870 mit einer der größten Buchhänd-
lerfirmen von Paris einen Contract dahin abgeſchloſſen, daß er gegen ein



Samstag den 16. September





Inseraten -JInhalt der Annoncen-Expedi-

tionen von Rud.. Mosse, Haasenstein&
und Land. Vogler & G. L. Daube & Cie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart rc.

T 1871.

f

.. Vom Neckar, 12. Sept. Am 29. Auguſt erließ bekanntlich
das Comité dur sogenannten Altkatholiken zu Heidelberg einen Auf-
ruf „an die Katholiken der Kreise Heidelberg und Mosbach." Selbſt-
verſtändlich spricht dasſelbe zunächſt ſeine landläufige „ſiitliche Ent-
rüſtung" aus über das Dogma von der päpſtlichen Unfeglbarkeit
und fordert zur Abwehr hiegegen auf. Es ſolle ſich nac ſeinem
Dafürhalten wo möglich in jeder Gemeinde ein ſolcher kaltkatholiſcher
Verein bilden , gleichham als Kern , um den sich mit zunehmender
Einsicht die „intelligenteſten“ Bürger ſammeln würden. Sodann
empfiehlt es Broſchüren und Zeitungen kaltkatholischer Richtung ; end-
lich bittet es dringend, Beiſteuern zu sammeln, um seine Zwecke er-
reichen zu können, namentlich um „gesinnungstreue (d. h. abgefallene)
Priester“ zu unterstügen, bis sie einst ſelbſt die Pfründen und das
katholische Kirchenvermögen in Händen hätten. Auch zur kaltkatho-
lischen Verſammlung in München ladet es ergebenſt ein.



Im Odenwälder Boten vom 12. d. M. haben nun einige
„Intelligenzen“ mosbacher Art dieſen kaltkatholiſchen Aufruf mit
Namensunterschriften veröffentlicht, aus welchen hervorgeht, daß die
Unterzeichner ſammt und sonders die allerlaueſten Katholiken
ſind und die päpſiliche Unfehlbarkeit nicht erſt nöthig war, um ſsie
ihrer Kirche untreu werden zu laſſen. Gehen ſie doch ſammt und
sonders, wie sie dort unterzeichnet ſind, längst, auch vor dem Dogma-
ſtreit nicht mehr in die Kirche oder laſſen ihre Kinder proteſtantiſch
werden, was natürlich die größte Gleichgültigkeit oder noch Schlim-
meres gegen ihre katholiſche Kirche bekundet. Indeſſen halt! wir
wollen es doch mit der Wahrheit möglichſt genau nehmen und ziehen
daher unser Worl: „Sie beſuchen nie die Kirche“ insofern zurück,
als sie All e am 9. Sept., dem Geburtstage unseres Großherzogs,
in die Kirche kamen, um, wie es jedem loyalen Manne geziemt, den
Segen des Himmels auf den Landesfürsten herabzuflehen.

* In Mannheim hat die demokratische Partei die Herren v.
Feder, Dr. Eller und Eichelsdörfer als ihre Candidaten
für die Abgeordnetenwahlen aufgeſtell. Der Kampf ſcheint dort ein
sehr heißer zu werden.

* Aus dem Salemer Thal wird dem Bad. Beobachter berich-
tet, daß am 8. Sept. zu Neufrach bei Salem eine zahlreich besuchte
katholiſche Urwählerverſammlung stattgefunden hat, in welcher Herr
Dr. Han sj ako b aus Hagnau der Redner des Tages war. Herr
Stadtpfarrer Wieſer aus Marktdorf führte den Vorsitz und außer
den beiden Genannten sprach noch als dritter Redner Herr Kaplan
W alk aus Bermatingen. „Keine Wackelmänner wählen,“ war
das Feldgeſchrei der Verſammelten, möchte es sein weithin tönendes
Echo im Lande finden ! i

Honorar von 60,000 Fres. sein hiſtoriſches Werk , in lateiniſcher Sprache ge-
ſchrieben, bei ihr erscheinen laſſen sollte. Das Manuſcript ging von Berlin ab
und der Druck begann. Die Correctur beſorgte ein Freund des Berliner Ge-
lehrten in Paris. Nachdem zwanzig Bogen, etwa die Hälfte des Werkes, gedruckt
waren, brach der Krieg aus. Der Verleger hatte Paris verlaſſen und nichts
wieder von sich hören laſſen. Der Corrector, Mitglied der Pariſer Academie,
trat in die Mobilgarde und ließ Wisſenſchaft Wissenschaft sein. Jett erfährt
unser Berliner Gelehrter aus den Zeituugen, daß ſein französiſcher Collaborator,
ebenfalls ein namhafter Historiker, in den Commune-Proceß verwickelt iſt und
wahrſcheinlich verurtheilt werden wird, weil er an der Erschießung der Geißeln
nicht unschuldig sein sol. Er hatte den Reſt des Manuſcriptez in Händen und
alle Bemühungen, wieder in den Besitz desſelben zu gelangen, waren bisher
vergeblich. Der Verleger fand bei einer Recherche in der Wohnung des Ver-
hafteten nichts vor. Das Werk, welches somit wahrscheinlich unvollendet blei-
ben wird, behandelt mittelalterliche Papſtgeschichte und iſt das Resultat fünf-
jähriger müheſamer Quellenforſchungen. Sehr werthvolle alte Bücher, die
als Quelle dienten und mit dem Manuſcript nach Paris wanderten, sind eben-
falls verloren gegangen, darunter zwei, die Unica waren. Sie gehörten einem
englischen Lord, der sie für 3000 Lstr. vor zehn Jahren in Neapel erstanden
hatte. Wie angenommmen wird , sind die literariſchen Schäte, wegen ihres
unscheinbaren Ansehens mißachtet, in den Kamin gewandert.



Bern, 10. Sept. Der „Bund“. ſchreibt: Ern uns mitgetheiltes Tele-
gramm aus Sitten meldet die traurige Nachricht, daß der bekannte Ge o-
log e und Bergbau - Ingenieur G erl a ch den 7. September in den Gebirgen
des Oberwallis verunglückt und den 8. Sept. in Oberwald gestorben iſt. Herr
Gerlach, dem wir bereits ausgezeichnete geologiſche Arbeiten über die Gebirge
des ſüdlichen Wallis verdanken, war im Auftrage der ſchweizeriſchen geologi-
ſchen Commisſion mit der Erforſchung der Hochgebirge beschäftigt, welche, ſüdlich
Y s Rhone , die ſüdöſtliche Ecke des Blattes XVII im Dufour - Atlas
edecken.
 
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