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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0561

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Grſcheint wöchentlich 8 Mal: Dienftag, Donnerstag
und Samftag. ~ Preiz : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poftaufſchlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. H.

#2. 141.



für Stadt



Erklärung!
Das kathol. Caſino in Heidelberg ſchließt sich der Erklärung,

welche gegen die unberechtigten Einmiſchungen des Protestantenver-
eins zu Darmſtadt vom 4. und 5. Oktober in katholiſche Angelegen-
heiten, namentlich in Betreff des Jeſuitenordens und des Dogmas
von dem unfehlbaren Lehramte des Papſtes, von einer großen An-
zahl hervorragender Katholiken Deutſchlands d. d. Mainz den 16.
Oktober erlaſſen worden iſt, mit voller Ueberzeugung an.
Der Vorſtand:
J. Lindau.

Dr. L. Fiſcher.

"T a g e s b er i < t.

~ Die in Speyer erſcheinende kathol. „Rheinpfalz“ ſchreibt
vom 27. Nov. : Die Leser der „Rheinpfalz“ wissen von der schönen
und wohlbegründeten Bitiſchrift der elſäſſichen Geistlichen an den
deutschen Kaiſer. Eines von den Anliegen, das die Bittſteller vor-
trugen, war, es möchte den Katholiken erlaubt werden, ihre von den
Preußen unterdrückten Zeitungen wieder herauszugeben. Ein Stück
Beſcheid auf dieſe ſo berechtigte Bitte iſt nun eingetroffen. Geſtern
erhielten wir nemlich die amtliche Mittheilung, daß die „Rhein-
pfalz“ in Elſaß-Lothringen verboten ſei.

Mir hatten wiederholt als Programm aufgeſtellt, die Bewohner
von Elsaß-Lothringen für Dentſchland gewinnen zu helfen. Diesem
Programm ſind wir so gut nachgekommen, daß aus Elsaß-Lothringen
uns häufig der Vorwurf der Preußenfreundlichkeit gemacht und das
Abonnement vielfach gekündigt wurde. Darum kann dieſes Verbot
des Blattes seinen Grund lediglich darin haben, daß die „Rhein-
pfalz“ nicht fortſchrittlich sondern katholiſch iſt.

Wir sehen daraus, in welcher Weiſe die Politiker ſoeben Re-
ligion treiben, und welcher Behandlung wir Katholiken unseres
Glaubens wegen ausgeſett sind, ſobald unsere Feinde nur irgend
dazu die Gelegenheit haben. Es handelt sich bei der Maßregel des





Heidelberg, 30. Nov. 1871.



Verbots der „Rheinpfalz“ um Vernichtung dieſes, den Feinden un-

ſerer Religion ſo unbequemen und verhaßten kathol. Organes.
— Nächsten Montag den 4. Dezember läuft die Vertagungs-

friſt der franzöſiſchen National-Verſammlung ab; Hr. Thiers hat)

alſo die Nothwendigkeit nicht empfunden, sich früher mit der Assem-

î dblee zu umgeben. JInzwiſchen waren die nach der obersten Macht

ſtrehenden Partei agitationen sehr lebhafte. Gegen die Bonarparniſt.n
kamen Grenzüberwachungsmaßregeln und Unterdrückung von Blättern
zur Anwendung. Auch den radikalen Republikanern wurde auf die
Finger geklopfli. Gambetia, den man für den Rivalen des Hrn.

Bierzigtauſend Thaler.
(Fortſetzung.) ;

Vier Jahre waren dahingezogen, in demſelben noch unveränderten Ge
mache, auf der Stelle, wo die Räthin unzählige Male gesessen hatte, ſaß heute
die Majorin in Halbtrauer. Ihr gegenüber hatte ihr Sohn Plat genommen.
Auch er trug einen ſchwarzen Anzug und über ſein ſchönes Antliß war Me-
lancholie ausgebreitet.
! „Ich hoffe, mich bei Dir zu erholen, meine gute Mutter," sagte er zärtlich,
„denn obgleich mein Leben an Arabellas Seite kein glückliches war, so hat doch
ihr ſrüher Tod mich tief erſchüttert. Ich fange an, jeyt, nach dem ſie beinah:
ein Jahr todt, ruhiger zu werden, aber wenn ich ganz zufrieden hier leben ſol,
muß ich allein gelaſſen werden. Die theils albernen, theils eigennüt gen
Troſtgründe, daß es ja der hübſchen Mädchen viele gebe, und daß ich mich
bald nach Erſay umſchauen möge, sind mir in tieſſter Seele zuwider.“
ywDas begreife ich, lieber Arwied, ie) habe mich in ähnlicher Weise gest.rn
gegen den Superintendent ausgeſprochen.' ;

nBeſucht er Dich oft liebe Mutter ?'

nZuweilen. Er hat ofsſenbar die Abſicht, Dich mit ſeiner jüngsten Tochter
zu verbinden, denn er lobt ſeine Cöleſtine bei jeder Gelegenheit. Sie iſt auch
dnvrecht liebenswürdig, doch keine Frau für Dich.“
t171 nsch yiag den Superintendent nicht. Hat er viele Kinder? Vier Töchter ?“
I i' Üctrcl RU D Orth Ul Edfae Früän tercts utilttzt
und ſind 1n angenehmen unabhängigen Stellungen. Der Superintendent gibt
der jüngsten Tochter Vermögen mit , folglich fiele die Familie der Frau Dir
nicht zur Laſt, fals Du Fräulein Weitzmann zum Altar führteſt.'

_ n Für ſo reich hätte ich den Superintendent nicht gehalten, er hatte ja,
wie er früher oft erzählte, keine wohlhabende Eltern, keine vermögende Frau."
. ywVielleicht hat er Verwandte beerbt. Außerdem iſt der Superintendent
ein kluger: Mann.‘ 111 11.1 2 gui U tf +t
_ In dieſem Augenblick wurden Männertritte im Vorzimmer hörbar,, der
Bediente meldete den Prediger. nN o ; L
ktor Waldau wortreich gegrüßt hatte, nahm er

_ Nachdem derſelbe den Do



Samstag den 2. December

"| Thiers hält, hat ein eigenes Blatt zur Förderung der Zwecke



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Inseraten - Inhalt der Annoncen-Expedi-
: und Ü and tionen von Nud. Mosse, H &tsqnstglns
* VH Ftantfuc t Euticaut ee

1871.



en





seiner
Partei gegründet. Die orleaniſtische Partei wirkt mehr auf Schleich-
wegen; sie geht mit Katzentritten vor, und hat bedeutenden Anhang
unter der monarchiſchgesſinnten Mehrheit der Nationalverſammlung,
in welcher die gewählten Prinzen nun angeblich ihre Site einnehmen
wolien; auch im Heere besſtreben die Orleans sich, anzukommen.
Der legiiimiſtiſche Prätendent, Graf Chombord, befand sich kürzlich
in Luzern, wohin ihm zu huldigen einige hundert Franzoſen, auch
Mitglieder der Nationalverſammlung, wallfahrteten. Der erledigten
Krone Frankreichs fehlt es, wie man sieht, nicht an Bewerbern, welche
ohne Zweifel von den besten Wünſchen der Kronenträger begleitet
werden. Ein Glück für Frankreich würde die Wiederherstellung der
Monarchie, wie es uns erſcheint, keinesweges ſein. Auch die Freiheit
in Europa gewänne nicht durch die Aufhebung der französiſchen Re-

Provisorium zu beendigen, und in Hinsicht hierauf werden die Ver-
handlungen der Nationalverſammlung von großem Interesse werden.
Von der Maſſe Gefangenen, die bei Niederwerfung der Pariſer Com-
mune gemacht wurden, und welche seitdem mehrere Kriegsgerichte,
die immer noch in Thätigkeit sind, aburtheilen, iſt nach und nach ein
großer Theil freigelaſſen worden, Andere wurden zur Deportation
oder zu Gefängnißſtrafen, einige aber auch zum Tode verurtheilt.
Gegen den Vollzug der erkannten Todesſtrafen hatte sich in der

radikalen Preſſe eine Bewegung erhoben, welche die Vollstreckung

zweifelhaft zu machen ſchien. Es ist eine beſondere Commission,

aus Mitgliedern der Nationalverſammlung zuſammengesetßt, aufge-

ſtellt, welche über die Begnadigungsgeſuche zu erkennen hal. Vor
einigen, Tagen verlautete, daß diese Commission mehrere ſolcher Ge-
ſuche verworfen habe, und nun noch die Bestätigung oder Nichtbe-
ſtätigung, der gefaßten Beſchlüſſe von Seiten des Präsidenten der
Republik, Thiers, erwartet werde. Letterer scheint sich für den Voll-
zug entschieden zu haben, denn man meldet aus London vom 29.
Nov. „Nach Pariſer Privatdepeſchen wurden Roſſel, Ferrè,
und Bourgeois gestern Morgen erschossen.

~ Die Hinrichtung von Rosſel 2c. wird bestätigt. Geſtern,
Donnerſtag, wurde in Marseille Gaſton Cremieux füſilirt.
~ Die belgiſche Deputirtenkammer war aus Anlaß der Volks-
aufläufe bis zum 28. vertagt worden. Am genannten Tage ver-
sammelte sich vor dem Nationalpalaſt abermals eine „anſehnliche“
Menſchenmenge, welche die Abdankung des Ministeriums verlangte.
Abtheilungen der Bürgergarde umgaben das Gebäude. König Leo-
polo soll den Abg. Thoniſſen, von der kath. Mehrheit, zu sich berufen ha-
ben, um wegen Neubildung des Cabinets mit ihm zu berathen. Auf

zu behalten, damit er ihre Pflege und anmuthige Geſellſchaft genießen könne.

„Thun Sie einen Machtſpruch, Herr Superintendent, verbieten Sie dem
Fräulein, ſich zu vermählen,“ sagte ernſthaſt Arwied.

Der Superintendent machte ein finsteres Gesicht, aber es wurde noch
finſterer und alle Farbe des Lebens wich aus ſeinen Zügen, als der Diener
der Majorin jetzt den Banquier K. aus D. nebſt einem Herrn meldeee.

Die Majorin hieß die Herren willkommen , Arwied schüttelte dem ihm
wohlbekannten Banquier die Hand.

„Eine Sache von Wichtigkeit führt mich zu Ihnen, Herr Doktor," begann
der Banquier. „„Nach dem Tode Ihrer Frau Tante wurden vierzigtauſend
Thaler in königlich.ſächiſchen Obligationen vermißt. Haben Sie die Nummern
der fehlenden Papiere noch zur Hand ?" ;

„Allerdings,“ entgegnete die Majorin, „in einem Rechnungsbuche meiner
verſtorbenen Schwägerin. Sie hat dieſe Nummern mit eigner Hand und zwar
in Buchſtaben und mit Ziffern niedergeſchrieben."

„Mein Gebrauch iſt das ebenfalls, in meinen Büchern findet es sich vor
zu welchem Kourſe ich dieſe Papiera an die ſelige Frau Räthin verkauft habe.
Auch dir Nummern der Papiere ſind genau notirt. Laſſen Sie uns dieſelben
vergleichen.“

(Schluß folgt.)



~– Das Peſther Blatt „Hon“ meldet aus Soroksar (Ungarn): „Am 7.
d. M. entſtand um fünf Uhr Morgens am untern Ende des Ortes eine Feuers-
brunſt. Die Leute eilten mit der ſstädtiſchen Fenerſpiße nach dem Schauplatze
des Brandes und fingen eifrig zu pumpen an. Da die Feuersſpritze jedoch kein
Waſſer gab, wurde sie unterſucht, und zum größten Erſtaunen fand man die-
ſelbe statt mit Waſſer mit Erdäpfeln gefüllter. :

— Das in Wien erscheinende ſogen. Wigblait: „Der Floh“ betöäönnt.
eiten Concurrenten unter dem paſſenden Titel: „Die Wanze". Nun fehlt
nur noch ein Journal mit dem Titel: Jnſectenpuiver, meint der „Deſterrt
Volksfreund.“ - | p.



neben der Majorin Plat, begann von der glücklichen Ehe ſeiner älteſten Tochter]

f : zu ſprechen und wie er innig und herzlich wünſche, ſeine jüngſte noch lange

publik. Jn der nächſten Zeit muß aber etwas geſchehen, um ds
 
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