Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0031

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


I



Erſcheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag, Donnerstag
und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.

. 8. -

für Stadt



Donnerſtag den 19. Januar



Inseraten -JInhalt der Annoncen-Expedi-

| tionen von Rud. Mosse, Haasenstein &
e Vogler & G. L. Daube & Cie. in
München, Frankfurt u. Stuttgart ec.

1871.

SCI G V MV

GOV







* Der Badiſchen Correspondenz. i

Wir haben keinen Streit gesucht, ~ man hat uns ihn aufge-
drungen. Als der Abg. Baumſtark in der Il. Kammer Namens
seiner Geſinnungsgenoſſen die bekannte Erklärung in der deutſchen
Sache gab, da wurde dem Redner und ſeinen Freunden von den
Führern der Gegenpartei die unumwundenſte Anerkennung gezollt
und der Friede ſchien gesichert. Es war offenbar ein Rest besſeren
Gefühl-s, der sich bei Letteren regte, aber leider ohne Dauer; denn
gerade ihr eigenſtes Organ, die Bad. Correſpondenz, hat sofort den
Fehler wieder gut gemacht und mit um ſo verbiſſenerem Grimm den
Kampf wieder aufgenommen, um die kleine menſchliche Schwäche zu
verdecken, die einem überwallenden Gefühle entſprungen war. Die
Bad. Correſpondenz hat nun bei dieſem Kampfe, wie ihre Erwide-
rung auf unsere letzte Entgegnung beweiſt, die unglaubliche Naivität
anzunehmen, wir ließen uns fortwährend von ihr mit aller Gemütys-
ruhe verdächtigen, lästern und beschimpfen, ohne in unserer Presse
etwas Anderes zu thu1, als die Telegramme vom Kriegsſchauplatz
zum Abdruck zu befördern, ja, sie geht noch weiter: dieſe Würdige
settt voraus, daß während wir im ſchönſten Sonntags-Friedenstleide
an ihrem Kellerloche vorbeigehen, sie uns ohne Weiteres mit dein
dicksten Straßenkoth bewerfen dürfe, wobei wir die Pflicht hätten,
ihr Rosenwasser entgegenzuſprizen. Woher sie dieſe Berechtigung
nimmt, wissen wir nicht, es sei denn, daß sie vorausſett, die Preſſe
dürfe sich nicht allzu sehr mit gewissen Perſönlichkeiten überwerfen,
die den Donnerkeil des olympiſchen Zeus in Händen tragen und
als lezten Trumpf + stat pro ratione voluntas ~ ein unwider-
ſtreitbares Quos ego entgegenzudonnern in der Lage sind.

Doch zur Sache. Der Verfaſſer thut in seiner Entgegnung,
als ob er uns gar keine Inconsequenz vorgeworfen habe, gegen welche
wir uns vertheidigt hätten, indem er erwidert: „Wir haben nur gesagt,
daß die Ultramontanen aus einem Extrem in das andere gefallen seien. “
Nun, was iſt das Andres , als der Vorwurf der JInconſequenz, ſo
ſehr auch der Verfaſſer ſich abmühen mag, durch alle mögliche bos-
hafte Sophisſtereien das Gegentheil daraus darzuthun? Um es kurz
zu sagen: unser Mann weiß nicht was er will, weil das ganze bis-
herige Programm der Nationalliberalen dem Volke gegenüber in
eine ſchiefe Stellung gerathen iſt; denn dieſes muß ſsich fragen, ob
das denn das Ende vom Lied, das vielfach beſchwatzte „Ziel“ ſei,
daß es neben der Reichsregierung noch Einzelſtaaten behalte, die die
wesentlichſten Rechte der Selbstbestimmung eingebüßt hätten? Der
Herr Verfaſſer wird begreifen, in welch’ schwieriger Lage wir uns
in der näheren Entwickelung dieſes Punktes in der Preſſe ihm gerade
gegenüber befinden, – nicht als ob es uns an durchſchlagenden

Wer hat das gethau ?
((Eine Heſchichte aus dem Lehen.)
uit] | (Fortſetung.) )

Auf Leonhards Stirn waren die beiden blauen Adern hervorgetreten, ſeine
Augen blittten und er war im Begriffe ſeiner Empörung die heftigsten Worte
zu. gehen, aber ein bittender Blick Herminens hielt ihn zurück. ~ „Anna“, flü-
sterte sie der Kleinen zu, die sich ängstlich an die Seite der Mutter gedrängt
hatte, „zeige doch deinem Papa dein Schreibbuch und das Exempel, das du

geſtern gerechnet haſt.! –~ „Papa macht ſich nichts daraus,“ entgegnete das |

Kind zaghaft, ohne ſeine Stellung zu wechſeln.

„Woraus mache ich mir denn nichts, Kleine ?“ ſsvagte Heider glücklich durch
Herminens Manöver von ſeiner armen Frau abgelentt.

„Aus Rechnen und Schreiben“, war die Anwort. ;

„Da haſt du Recht“, rief er und richtete ſeine Augen herausfordernd auf
Hermine, bie allen Muth zuſammennahm, um ihn mit ihrer gewöhnlichen
Freundlichkeit anzuſehen. „Ein guter Cierkuchen iſt mir lieber, als das beſte
Rechenexempel." ; ;

“„Mir auch", entgegkete Hermine raſch. Dieß Zugeſtändniß, wo er von

Gründen fehlte,

wohl aber weil er ſelbſt uns ohne Zweifel bei grö-
ßerer Freimüthigkeit am Kragen faſſen und mit einem gewiſſen Pa-
ragraphen den Mund stopfen würde. Was wir aber nicht näher
ausgeführt haben, wird er nur allzu wohl verſtehen, + und das
iſt für uns vollkommen genügend. Sollte dies aber nicht der Fall
sein, so erlauben wir uns an ihn die Frage, ob er jene überirdiſche
Einrichtung, wornach der Thron unseres Herrgottes mit einer aus-
erwählten himmlischen Heerſchaar umgeben iſt, in ihrer Anwendung
auf dieſe Welt nicht etwas zu complicirt und namentlich nicht viel
zu kostſpielig finde? ~

Wir haben schon vor Wochen gesagt : die Rollen im politiſchen-
Leben werden völlig vertauſcht werden, ~ die Nationalliberalen
werden die Kleinstaaten retten wollen und wir werden den Ausbau
des Reiches in seinen letzten Consequenzen verlangen. Dieses Wort
iſt seitdem buchſtäblich wahr geworden, –~ Beweis dafür unſere
Fehde mit der Bad. Correſpondenz. So wie die Dinge jetzt liegen,
gibt es nur noch ein en Gegenſaß auf dem politiſchen Gebiete, ~
es sind die Kleinstaatler und die Reichsbürger, die sich gegenüber
ſtehen. Wem könnte die Wahl da ſchwer fallen ? Unglaublich iſt
daher die Naivität der Nationalliberalen, wenn sie von uns verlan-
gen, wir sollten mit ihnen zuſammenſtehen, um [etwas zu retten,
was nicht mehr iſt. Jhr Herren habt ja die Einzelſtaaten ruinirt,
nicht wir; sollen wir nun für Eure, Ruinen kämpfen ? Lange genug
habt Ihr die Schlöſſer, als sie noch Schlöſſer waren, auf den Ab-
bruch verſteigern laſſen wollen, sollen wir jetßt, wo die Steine nicht
mehr im Gefüge bleiben, Euch Mörtel herbeiſchleppen, um die Spal-

ten und Risse zu verkleben? Oder kan n man überhaupt Breſchen

mit Mörtel ſchließen ? ~-

Aber auch der andere Vorwurf, den man uns macht, iſt un'
lig und unbegründet: wir wollten eine unbedingte Centralis
Auch das iſt falſch, – wir erkennen auch jettt noch das fö'
Princip als das dem doeutſchen Volke am meiſten entſpre
aber die Staaten, wie sie jetzt ſind, repräſentiren diejes
keiner. Weiſe. Erſt wenn die Einzelſtaaten einmal verſc"
~ und ihr jetziger Zuſtand bürgt nicht für langes
iſt es Aufgabe einer verſtändigen Politik, auf die -

Stämme nach Geschichte, Sitten, Dialecten zur
nach die Provinz en des deutſchen Reiche
wird aber die Eintheilung eine ganz ande"
welche die Rh einb und s a cte, das Wer“
schaffen hat. Oder iſt vielleicht der Her'
anzugeben, welchen deutſchen Stam'
repräsentirt ?

„Donnerwetter, ja, Liſette, wie
dir das paſſirt wäre," ries der E
Tapete! Angenagelte Eierkuchen
_ [.Das blühende Geſicht Liſ-
Wohlgeſallen Heiders an der
angehm geweſen zu ſein.
das „Zuckerpüppchen“ in
Sollte sie jeut auch ar
besiegt werden! ~
„Na, der ſieht map '
„Eine. ſchleck
Waſchirau, die
„Ha, ha
Heider.
Mit
vorhin
Wort >
gets



dem „Zuckerpüppchen“ eine beleidigte Miene odcr eine zimperliche Antwort er

wartet hatte, überraschte ihn ſo, daß er in ein donnerndes wohlgefäliges E
lächter ausbrach, in welches Hermine vor Freude über die alückliche Wir“
ihres Einfalles einstimmte, indem sie hinzuſeßte : „Und Anna aueh.“
„Ich meine aber das Backen und nicht das Eſſen, Mamſelchjen

er.. „Sie haben wohl noch keine Eierpfanne in der Hand gehatbt.'
Ton bewies, daß ihr liebliches Aeußere auf ihn ſo wenig den Eindruct
wie auf Alle Anderen ? tits It [ 4I

. „D, doch,“ entgegnete sie muthiger. „Mein Vormund aß nie einen «
kuchen, den ich nicht aebacken hatte. Wenn das Dienstmädchen ihn gemag.

hatte, ſo nahm er Gabel und Messer und ſtellte' ſie ſentvecht hinein, um zu | ,
zeigen, daß er entsetzlich zähe ſei. Und! dabei erzählte er immer, daß im fran- Ho].

zöſiſchen Krieg die in seinem elterlichen Hauſe einquartirten Soldaten die
Gtettocher qu Wand genagelt hätten, wenn sie nicht nach ihrem Geſchmacke


 
Annotationen