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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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Inseraten -Inhalt der Annoncen-Expedi-

) D tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
1111 Can e Vogler & G. L. Daube & Cie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart rc.



spr: weveutz s MU Ls re ta für Htadt
Trägerlohn und Poſtaufſchlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. B.
Donnerstag den 10. Auguſt 1871.

Jô. 92.



* Zur Lage im Elsaß. Wie viel aber Frankreich geboten h at auf dem Gebiete der
materiellen Intereſſen und wie viel es hat bieten können, zeigt

Die Blätter ſämmtlicher Parteien sind darüber einig, daß es | ein einziger Blick auf die Lage und die Zuſtände des Landes. Elsaß
eine Riesenaufgabe sein wird, die Elsäſſer — und dies gilt auch | iſt unter Frankreich re i ch geworden, ~ das wird auch der Natio-
für Lothringen ~ aus Halbfranzoſen der Sprache und der Sitten, | nalliberalsſte nicht läugnen können. Betrachten wir nur seine Jnduſtrie,
aus Volblutfranzoſen der Gesinnung und dem Herzen nach zu guten | seine großartige Fabrikthätigkeit, deren Concurrenz jezt ſchon die
Deutschen umzubilden. Hat doch die Karlsruher Zeitung das offene | Sorgen unſerer Fabrikanten diesseits des Rheines lebhaft hervorruft!

Geſtändniß abgelegt, daß die „trefflich“ redigirte amtliche Straßbur- Aber andrerseits waren es auch wieder die reichen Abſaßquellen, de.

ger Zeitung nur einen einzigen freiwilligen Abonnenten zählt, und Altfrankreich, insbeſondere Paris, sowie der überseeische Handel den
wer weiß, wie es mit dieſem einzigen Freiwilligen aussieht, der Erzeugniſſen des elſäſſiſchen Gewerbfleißes im reichſten Maße zu bie-
nur allzu lebhaft an den einzigen Kosack in den ruſſiſchen Bül- [ten vermochte. Wie werden wir uns nun zu dieſer Frage des Ab
letins erinnert, der aufgezählt werden mußte, damit überhaupt doch | ſaßes stellen? Werden wir die elſäſſiſche Industrie zum Nachtheil
einer da war! Aber eine Schwalbe macht keinen Sommer und | der unsrigen diesseits des Rheines begünſtigen oder werden wir den
ſo will auch der eine von dem Franzoſenthum abgefaliene Kosack | entgegengeſesten Weg einschlagen zum Ruine des Wohlstandes der
nicht viel bedeuten. neuen Ankömmlinge? Weder das Eine noch das Andere, wird man

Wir geben zu, daß die kurze Zeit von der Occupirung oder dem | ſagen, sondern man wird einer freien Concurrenz ihre Bahnen laſ-
Friedensſchluß an nicht ausreichen konnte, um für Deutſchland nam- | ſen, ~ „ſehe dann Jeder wie er's treibe.“ So richtig dieſer Grund-
hafte „moralische Eroberungen“ zu machen; man muß da gar Vie- | ſaß aber auch sein mag, so wird es sich gleichwohl fragen, ob bei
les der Zeit ſelbſt und ihren verſöhnenden Folgen überlassen, die | einer so großartigen beiderseitigen Concurrenz, wie sie Frankreich
manchen Ausgleich in klaffende Gegensäße zu ſchaffen vermag. Aber | weniger kannte, das Fabrik - und Gewerbsleben im Elsſaſſe nicht
dieſe Berechnung kann auch eine verfehlte sein und die entgegenge- große Einbußen nothgedrungen erleiden muß, für die es ſchwer ſein
setzten Reſultate im Gefolge haben, wenn die verkehrten Mittel an- | wird, ein entsprechendes Aequivalent zu finden. Der große Mittel-
gewendet werden, um das wünſchenswerthe Ziel zu erreichen. So | punkt Paris als einer anerkannten Weltstadt, was Berlin noch keines-
wie die Dinge jetßt aber liegen, geben wir uns keinen besonders roſi- | wegs iſt und schwerlich werden wird, hatte für alle Erzeugniſſe des
gen Hoffnungen hin, daß die in unser Vaterhaus neu eintretenden | geſchäftlichen Lebens eine immense Anziehungskraft und die verhältniß-
Nachbarn über dem Rheine sich so bald behaglich bei uns werden mäßig nicht große Entfernung kam derſelben noch in erheblichem
eingewöhnen können. Grade zu Hülfe. Das lediglich auf Paris als die Pulsader alles

Wir wollen hier nicht über die im Reichstag schon .entſchiedene Verkehrs in Frankreich berechnete Schienennetz in Verbindnng mit
Jrage über die kürzere oder längere Dauer der Dictatur reden und | den ausgezeichnetſten Chauſſeen, wie sie bei uns nur Heſſen-Darm-
das Für und Wider derſelben nochmals erörtern. Wohl aber möch- | ſtadt in gleicher Güte aufzuweisen hat, erleichterte den auf die Haupt-
ien wir darauf aufwerkſam machen, daß Frankreich den Elſäſſern | ſtadt und die Seehäfen wie auf den nachbarlichen Geschäftsgang
die weiteſt gehenden Vortheile zu gewähren vermochte, mit denen | berechneten Handels - und Waarenverkehr. Die Folgen laſſen sich
wir concurriren müſſen, wenn wir die Lebensintereſſen der neuen daher noch gar nicht bemessen für Handel und Wandel, wenn, wie
Reichsglieder nicht auf's Schwerste zu schädigen in die Lage kommen | ein unlängst in der Kölniſchen Volkszeitung enthaltener vortrefflicher
wollen. Wer aber könnte läugnen, daß die materiellen Intereſſen | Aufſag aus dem Elsaß ausführte, allenthalben in den Vogeſen die
heut zu Tage die erſte Grundbedingung der Zufriedenheit oder des | ſtrengſten Zollſchranken von Frankreich aufgerichtet werden, um die
Mißmuthes im Leben der Völker geworden sind, wie Altmeister Göthe bisherigen Adern des Verkehres abzuſchneiden und ein Zurückſtauen
ſo treffend ſagt: desselben nach dem Rheine und über denselben hinüber zu veranlaſ-





„Zum Golde drängt, sen. Ueber den Rhein, ſagten wir, ~ ja aber Süddeutſchland be-
Am Golde hängt ſitt wenig große Städte, und der Norden ist zu entfernt. Diese
Doch Alles! ~ Ath vir Armen!“ künftigen Folgen gefährlicher Art haben denn auch die Juden im
Schwäbiſche In duſtrieausſtelung. Turngarten zur Veranda ausgesteut: Malzdörrbleche in 5 verſchiedenen

Lochungen und zweierlei Größe. Endlich hat dieſelbe Jirma, um die Produkte

. Ulm, 3. Aug. Landwirthſchaftliche Geräthſch a f ten sind in ihrer Roman - Cementfabrik zu veranschaulichen, an der Treppe zur Veranda
größter Maſſe vorhanden. Besonders glauben wir hervorheben zu müssen mehrere Probeſtückte ausgestelt, und zwar ein Stück Abzugsdohle aus Beton-
Rapp und Speiser in Göppingen, Briſch ar in Reinau (bei Sulz), Honer masse, wie ſie an Ort und Stelle aus Cement, Stand und Kies hergestellt wer-
in Ravensburg, Eg e l h a f und S p ä th in Aalen, Stra u b in Geislingen den kann, ſodann mehrere Betonquader, den Sockel an der Ecke eines Hauſes
(welcher eine vollständige Mühle mit 4 Mahlgängen ausgestellt hat), Eckhardt darstellend, und außerdem eine Reihe von Würfeln aus Cement, Miſchung von
in Altheim bei Ulm, und vor allem die Gebrüder Eb erhar dt in Ulm. Neben Cement und Sand einer- und Cement, Sand und Kies oder Kleingeſchläge
der größten Auswahl von Cinzeltheilen , die hier zu haben sind, iſt besonders anderseits. Nähema ſ < i nen sind auf der Veranda ausgeſtellt, welche den
ein neu conſtruirter dre ikör per ig er Pflug zu nennen, für den ſie patentirt Garten mit den oberen Hallenräumen verbindet: G ei g e r s- Patent - Nähema-
sind und der seinen Weg bis in die Donaufürſtenthümer gefunden hat. Bei schienenfabrik in Stuttgart, S tähl e in Schoredorf, Ni der egger in Ulm
dem beſonderen Augenmerk, den die Firma der Consiruction und Verbesserung (Stiefelettennähmaſchine mit verſezbarer Rückenbewegung,) S ch a y in Weingar-
der Pflüge widmet, hat ſie sich namentlich die Aufgabe gestellt, der sonſt ten (Stickmaſchinen mit beweglichem Arm, an dem die Nadel in jeder Richtung
ſo häufigen Mangelhaftigkeit der Pflugrieſter abzuhelfen. Zu dieſem Zwecke der unterlegten Zeichnung folgen kann und 800 1200 Stiche in der Minute
haben ſie eine eigene Rieſterpresſe conſtruirt, welche bewirkt, daß die Rieſter macht), ferner W eg en a ſt in Heilbronn, Westhäuſ er und Kah in Stutt-
ganz genau in die Schraubenlinie paſſen. Der dreikörperige Pflug, von dem gart. Von ganz besonderem Interesse iſt die hier von Herrn Conſervator,
hier die Rede ist, besteht durchweg aus Schmiedeiſen, was ihm eine außerordent- Oberſtudienrath Dr. H aßler ausgestellte Probe von Restauration in Glasma-
liche Dauerhaftigkeit und Widerstandskraft verleiht. Er ſchneidet 3 Furchen lerei : ein Bild zeigt das total ruinirte, das zweite das widerhergeſtellte Gemälde.
von je 3 Fuß Breite zugle ich und wendet dieselben mit ebenso großer Leich- Farr und H ö xz in Ulm haben Thurmuhren ausgeſtellt, S tüv en und Spa nn
tigkeit als. jeder andere Beet- oder Schraubenpflug, und zu ſeiner Führung | ?!ne große Anzahl von Zimmeruhren. Die Hörz'ſche Thurmuhr zieichnet ſich
EC Ir G S
ein Mann und zwei Pferde genügen hierzu vollständig. Der “tsstig kann | nen iſt und ſich vortrefflich conservirt. Weiter gehört hierher ein B rulaoe;
durch einen Hebel geregelt und mit Hilfe desselben von 4~10 Zoll gebracht der ein volles Jahr lang geht. Dieſes Werk ist vollſtändig eigene Arbeit des
werden. Gebrüder L e u b e von Ulm haben Portland- und Romancement- Ausstellers, nicht von anderen Geschäften her bezogen. Ungünſstig ist der dem
arbeiten ausgestellt, als Pulver, Säulen , Betonquader, Dachplatten. Das | Regulator angewieſene Platz : der Fußboden iſt nicht fest genug und schwankt.
Baſſin des Springbrunnens, 1870 verfertigt, iſt wohl ein vollauf genügender Ferner iſt eine elektriſche Uhr hervorzuheben, deren Batterie erſt nach 6 ~ s
Beweis der Solidität des Fabrikats: es hat ohne Schaden zu nehmen den Wochen wieder einiges Zuſatßes bedars; Con tr ole Uhren, in denen ein be-
leßten Winter ausgehalten. Cine Cementſäule, ebenfalls im Garten ausgestellt, deutendes Geschäft nach ganz Amerika gemacht wird. Wisſenſchaftliche Gegenſtände,
iſt an Ort und Stelle gegosſen worden. Ferner verdienen Erwähnung ver- photographische Bilder von großer künſtleriſcher Vollendung enthält ein Cabis
schiedene Quader aus Kies und Cement, die theilweise sehr starken Kieszuſatz erhal. | net, durch welches wir in die obere Fruchthale und in den M öbelr a u m
ten haben eben zum Zweck, die Bindekraft des Gements zu erproben. Che gelangen. Dieser große, auf's eleganteste eingerichtete Raum ist in kleinere
wir aber den Gartenraum verlaſſen, bemerken wir noch die Ausstellung von und größere Cabinekte getheilt, in denen Möbel jeder Art, darunter die pracht-
Ed. Schwenk in Ulm mit kupfernen Schaalen, Kesselſchaalen für Käſebereitung, vollſten Garnituren (von denen einzelne schon verkauft sind), Billards, Holz-
für Waſſergölten, Schwenkkesſel, Koch- und Kunsthäfen, geſchmiedeten und ge- ſchnitereien, und etwa 40 Claviere (Flügel, Pianino, Harmonium aufgestellt sind.
zogenen Stangen für die Bolzen der Locomotivkesſel und einem Boden für
einen Bräukesſel. Da die Arbeit , bei welcher ungleiche Stellen nicht vorkom-
men dürfen, eine sehr ſchwierige ist, ſo iſt die Art der Ausführung um ſo ec s Z|
größerer Anerkennung würdig. Ferner hat Ed. Schwenk am Aufgang vom


 
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