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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0325

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und Samstag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Y:



. Ing sseraten-Inhalt der Annoncen-Expedi-

; j fionen von Rud. Mosse, Haasensteinér
und Ü an e Vogler & G. L. Daube & Cie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart rc.





Js. 82.

.
ATE FATE E GTE

Dienstag








inladung
zur XAI. Generalverſammlung der katholiſchen Vereine
Deutſchlands.

Einer Bekanntmachung des Präſidiums des Centralcomités ge-
mäß wird die dießjährige Generalverſammlung der. kathol. Vereine
Deutschlands in den Tagen des I11., 12., 13. und 14. September
zu Mainz abgehalten werden.

Ein langer Zeitraum iſt verfloſſen, seitdem die kathol. Vereine
sich im Jahre 1848 zum erſten Mal und bald darauf wieder im
Jahre 1851 zu Mainz verſammelten. Große Bewegungen und
mächiige Ereigniſſe haben indesſſen im politiſchen wie kirchlichen Le-
ben sich volizogen. Unwandelbar feſt aber blieb die Hingebung, mit
weicher die Katholiken Deutschlands zur Vertheidigung der Kirche
und zur Förderung des religiöſen Lebens zuſammensſtehen. Auch
die Katholiken der Stadt Mainz sind den Gesinnungen treu geblie-
ben, mit welchen sie im Jahre 1848 und 1851 den in ihren Mauern
versammelten katholiſchen Vereinen entgegenkamen.

Dieſe unwandelbare Treue und Hingebung an die heil. Sache
der kath. Kirche laut und feierlich zu bekunden, war niemals mehr
nothwendig, als in dem gegenwärtigen Augenblick, in welchem Ge-
sahren von Außen und Jnnen ihren Frieden ſo ſchwer bedrohen.

Möge darum die bevorſtehende Verſammlung einer recht zahl-
reichen Betheiligung aus allen Theilen des ganzen und großen deut-
ſchen Vaterlandes ſich erfreuen. Möge die Einheit der kath. Gesin-
nung mit Ueberwindung aller durch die Ungunſt der Zeit geſchaffenen
Hinderniſſe sich in ihr mit voller Kraft bewähren. Möge die AKAI.
Generalverſammlung zu der Friſche und Jnnigkeit zurückkehren, mit
welcher die erſte die Katholiken der Stadt Mainz und das ganze
kath. Deutſchland begeistert hat.

Mit dieſer Hoffnung beehrt sich das unterzeichnete Comité alle
katholiſchen Vereine und alle deutſchen Katholiken zu der bevorstehen-
den Verſammlung einzuladen. Das nähere Programn derselben
wird ſpäter veröffentlicht werden. Anträge und Anmeldungen zu
Reden, sowie etwaige Anfragen wolle man an das Secretariat dec
Katholikenverjammlung (Cas in o im Frankfurter Hof) adreſſiren.

Mainz, den 10. Juli 16871.

Das Comité
ſür Vorbereitung ft A§! (Uctlanulars der kath. Vereine
eu ands.

Dr. M ouf a n g, Domecapitular, I. Vorsitzender. – Joh. Fal k UI., II. Vor-
sitzender. – Nr. Vogel, Profeſſor, Secretär. – Heinr. Gaßner, Notar.
~ Seb. Gödecker, Kaufmann, – Dr. Haffne r, Domcagpitular. ~ Pr.
Heinri c, Domdecan. –+ Vr. Klee, Arzt. – Andr. Sch mitt, Rentner.

~ Ph. Ve it, Director. – Ph. V ogt, Rentner.

Der dem Schaffot Entfslohene.

(Novelle von Pr. J. F.)

(Fortsetzung.)

Der Officier näherte sich ihm. „Mein Herr !" sagte dieser, „aus beson-
deren Rückſichten für Jhren Stand und Ihre anerkannte Rechtſchaffenheit ge-
Pt L N EU r t L NM Zen U Ze hurra
Sohnes : aber wir wurden noch zeitlich genug davon in Kenntniß gesetzt, um
sie zu vereiteln. Der Gerichtshalter wird sogleich erſche inen und wahrſcheinlich
strengere Ffohreqes ergreifen. Bereiten Sie sich vor, Ihr Benehmen zu
verantworten.

„Mein Herr !" antwortete Dupre mit Würde, „es gibt kein Gesetz, welches
einem Vater verbietet ſeinen Sohn zu vertheidigen, und wenn es ſein muß,
für ihn zu sterben. Ich folge Ihnen, führen Sie mich zum Richter.“

Dupre ging mit dem Officier ab, alle folgien ihm dem tiefsten Schmerze
hingegeben, ſo daß Karl mit Sidney allein blieb. :

Karl sank kraftlos auf einen Stuhl, Sidney stand wie in den Boden ge-
wurzelt, den Blick zur Erde geheftet theilnahmslos, als ob gar nichts geſchehen
wäre ; aber furchtbar gemartert von ſeinem Gewissen.

_ Da erhob sich Karl plötzlich. „Sidney !“ sagte er und dieser erſchrack sicht-
lich, als er ſeinen Namen nennen hörte. „Sidney! kurz vorher wollten Sie
durch die Flucht mein Leben retten; thun Sie ein Größeres, entziehen Sie
mich der Entehrung.'“ '
nIch ? auf welche Art ?-

„Sie tönnen es, wenn Sie nur wollen. Ich habe Niemanden außer Sie,
. . P t weuet kann. Verlassen Sie mich nicht in dieſem füréhterli-

en Augenblick."

"Ertlären Sie Sich.“

„Ich bin unschuldig.“

u Z weiß es.!

„Erlassen Sie es mir alſo, mich noch deutlicher zu erklären. Ich habe
s tt eines Freundes nöthig , Sie können mich allein meiner Qualen
entreißen.'

den 18. Juli

M f





T1871.





FC F GIB N





Deutſcland.

* Heidelberg , 15. Juli. Wir hatten kaum in der letten
Nummer unseres Blattes in Betreff des erdichteten Schreibens von
Thiers an Papſt Pius ausgeführt, mit welchen Lügen und Erfin-
dungen die Feinde der katholiſchen Kirche umgehen, wenn ihren
Zwecken damit irgenwie gedient iſt und wie das angebliche Schrift-
ſlück dazu erfunden war, um die franzöſiſche Regierung in das Fahr-
waſſer der geheimen Geſellſchaften hineinzuleiten, als ſchon die
Frankfurter t eitung unsere Vermuthung vollständig bestätigte. Da
leſen wir in dem genannten Blatte: „Der Florentiner ,„,„Jnter-
national“ hat der Erecutive durch seine Fälschung einen wesentlichen
Dienſt geleiſtet, indem er der öffentlichen Meinung in Frantreich
Gelegenheit gab, sich in unzweideutiger Weise über das wünſchens-
werthe Verhältniß zu dem Papſtihum auszuſprechen. Der Zweck,
die neue Republik vor Verlegenheiten und Complicationen zu schützen,
iſt erreicht." Es war zwar eine Lüge, aber der Z we ck iſt erreicht,
— da komme uns nun noch Einer mit dem den Jeſuiten fälſchlich
gemachten Vorwurf, sie ſtellten den Sag auf : „Der Zweck heiligt
die Mittel!“ Wo in aller Welt isi der Grundſatz deutlicher aus-
geſprochen und verherrlicht, als hier in der Frankfurter Zeitung,
die in di ese m Falle auch gewiß den Beifall aller nationalliberalen
Blätter für sich haben wird : daß der Zweck die Mittel heilige, ſo-
bald Voltaire's Aufforderung im Spiele iſt: „Nieder mit der In-
famen!“ (KEcrasez l’infame !)

* Heidelberg, 15. Juli. Wir kommen nicht aus den Wahlen
heraus, + jetzt rücken die Wahlen zum Landtag heran! Nirgends
hat sich der constitutionele Apparat ſchwerfälliger und lästiger für
das Volk erwieſen als bei uns in Baden, wo keine Woche vergeht,
in der nicht zu irgend etwas gewählt werden muß. Verschiedene
inſpirirte Blätter haben vor einigen Tagen die Mittheilung gebrachi,
die Wahlmännerwahlen sollten im August, die der Abgeordneten
im September ſtattfinden, die Kammern aber erſt Ausgangs
November, wenn die Herbſtseſſion des Reichstages vorüber sei, be-
rufen werden. Höchſt auffallend iſt nun bei dieſer Nachricht, daß
das Urwahlgesſchäft gerade in die Erndtezeit verlegt wird, wo unsere
Landbevölkerung die Hände voll zu thun hat, während doch der Land-
tag ſelbſt erſt im Winter seine Sitzungen halten soll. Wir wollen
damit durchaus nicht verdächtigen, nehmen vielmehr an, daß die
Mittheilung jener Blätter über den Termin der Landtagseinberufung
eine irrige ſei, daß die Kammern demnach noch vor dem Reichs-
tage einberufen werden, was ganz gut durchzuführen wäre, da ihnen
ja ohnehin neben dem Reichstag keine großen Geschäfte mehr übrig
bleiben. Anders können wir uns wenigstens die Eile nicht erklären,

„Ich verſtehe Sie nicht. “

_ Mir bleibt kein Strahl von Hoffnung. Meine Wachen ſind verdoppelt.
Vielleicht heute ſchon schleppt man mich nach Paris, wo mich unfehlbar ein
schmachvoller Tod mit allen seinen Schrecken erwartet.'

Bei diesen Worten ſchauderte Sidney unwillkürlich zuſammen.

„Hören Sie weiter. Ich will feierlich meine Unſchuld ſchriftlich beſchwören
und die heilige Pflicht anführen, warum ich ſchwieg. Die Schrift ſowie das
von meinem Vater erhaltene Geld will ich Ihnen übergeben. Und wenn Sie
je ein Gefühl von Freundſchaft hegten, wenn der Zuſtand eines Unglücklichen
Sie zum Mitleide zu bewegen im Stande iſt, wenn Sie es vermögen ſich all
das Schreckliche, das Schauderhafte eines Todes durch Henkershand vorzuſtellen,
Sidney ! dann beſchwöre ich Sie, verſchaffen Sie mir irgend eine Woffe, damit
ich meinem Leben ein Ende machen kann."

Sidney zitterte und bebte, kalter Schweiß trat ihm auf die Stirne, er
ſchwieg und ſein Gewissen sagte ihm : „Das wird der dritte Mord ſein, den
Du Dir auf die Seele ladesſt."

„Sie ſchweigen“ , rief Karl in höchſter Aufregung, „Sidney !§ wenn
bt q! ft Msytthst verweigern, so sind Sie derjenige, der mich auf's

affot bringt.“ t

„Ich verſchaffe Ihnen eine Waffe,“ sagte Sidney nach einigem Nachdenken.
Er überlegte: Stirbt Karl durch einen freiwilligen Tod, so hält man ihn
für den Verbrecher und alle weiteren Nachforſchungen hören auf und mit ihnen
aile Furcht und alle Qualen, die mich bisher folterten. Seine Erklärung brauche
ich nie zu zeigen. Ja ſein Tod rettet mich.

Simon hatte sich während des Gespräches, als ob er vorüberginge, öfters
am Eingange gezeigt. Abgebrochene Worte ließen ihn etwas Wichtiges ver-
muthen U doch durfte er nicht wagen einzutreten, um nicht das ganze Ge-

räch zu stören.
if hz kam auch Marianne und Simon gab ihr durch Zeichen zu verſtehen,
daß hier etwas Wichtiges verhandelt werde und daß sie ſchweigen möchte.
Sie hörten noch deutlich, wie Karl sagte: „Ich eile, mein letztes Lebewohl
zu schreiben. Ich baue auf Ihr Wort.! Somit ging er auf sein Zimmer
und Sidney in den Pavillon, die verſprochene Waffe zu holen.

„Was war das ?" fragte Marianne.

(Fortsetzung folgt).
 
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