Inseraten - Inhalt der Annoncen-Expedi-
Erſcheint wöchentlich 8 Mal: Fienftag, Hotperitg! zu s d f Y tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne für §tadt - n ; a n e Vogler & G. N. Danube & Cie. in
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z. - München, Frankfurt u. Stuttgart 2c.
. Donnerstag den 27. April
Für die Monate Mai und Juri bitten wir um recht zahl- | Zeit um ein paar Jahrhunderte zurück in jene Tage lenken möchten,
reiche Beſtellungen unſeres Blattes zum Preiſe von 28 kr., welche | in denen das Volk dem hohen Adel, nirgends aber mehr als den
von allen Poſtanſtalten und Landpoſtboten angenommen werden. | Krautjunkern in der Mark Brandenburg und in Pommern, Frohndienſte
Die Redaction des Pfälzer Boten. | der ſchwerſten Art hatte verrichten miüſſen. Von dieser hochgeſärbt
U ts ariſtokratiſchen Sorte iſt Frhr. v. Blankenbu rg, der pommer'ſche
* Zur Reichstagsverhandlung über die Grundrechte. | siiter ohne Furcht und Tadel, dem Aeußern nach ſchon in jever
II. Faſer den ſüffiſanten Junker in Ton und Benehmen verrathend, da-
Mit Recht weiſt eine Stimme in der Frankf. Zeitung aus Bayern | bei aber ſeinen Standes - und Gesinnungsgenoſſen an Geiſt und
— es iſt offenbar der ehrliche Kolb ~– mit Entschiedenheit die Fähigkeit bedeutend überlegen. So wie er in der Erinnerung aus
Einwände zurück, welche ſich die Nationalliberalen und Cons. wegen einer früheren Seſſion vor uns ſteht um nicht uneleganten grauen
Verwerfung der Grundrechte zu ihrer Entschuldigung zurecht gemacht Sommeranzug, eme kaum sich öſſnende Roſenknoſpe coquetit aus dem
haben. Da heißt's: ,,Die Uliramontanen haben einen Antrag Knopfloche hervorlugend, mit harten, herausfordernden Zügen, grauem
auf verſtümmelte Grundrechte eingebracht, sie wollen dieselben | borſtigem Kopfhaar und ditto Schnurrbart, der etwas zerfreſſen und
nur für ihre Zwecke.“ Aber hiegegen bemerkt Kolb mit unerbitt- zerrauft aussieht jvie der eines eben gus einem Gefechte zurückkom-
licher Logik: „Wenn der Antrag nur auf verſtü mm e lte Her- menden Katers, er ſelbſt wie ein mürriſcher alter Hinze dreinſchauend,
stellung der Grundrechte ging, warum hat man denselben nicht er- | mit dem vornehm näſelnden unn chahmlich ſchnarrenden berliner
g änzt und vervol!lſt ändi g1 ? Verkürzte Volksrechte sind doch | Jargon wohl ausgerüſtet, ~ geſiiculirt er au der Rednerbühne als
immerhin noch beſſer als gar keine Volksrechte. Und wenn ächter Typus eines altmärkiſchen Junters, der mit der Peilſche
die Ultramontanen die feſtzuſtellenden Rechte gemeinſam mit der ganzen | die aufdringlich werdende bürgerliche Canaille fitt.
Nation genießen, ſo iſt's doch angenehmer, als wenn die ganze Nation Wie ganz anders der folgende Redner, das Haupt der bayeriſchen
überhaupt keine Rechte erhält, – unter dem Vorwande, damit die | Liberalen, Herr Mar quar d Barth! Ein brillanterer Gegenſatz
Ultramoutanen keine bekämen. Ueberblickt man die ganze Reichs- | zu dem Vetreter des Hochjunkerihums kann gar nicht gedacht werden
tagsverhandlung, so drängt ſich die Frage auf : Von was leben | als Herr M. Barth ihn darstellt. Eine hagere, vom Studirtiſche
oder vegetiren diese ſog. Nationalliberalen, die sich bei uns im Sü- angekränkelte, wie die Studenten ſagen würden „verochste“ Erſcheinung,
den auch den Namen Foriſchreiter beizulegen belieben ? Seien wir | mit einem ſchwarzen Käppchen gegen die Zugluſt im Saale wohlge-
doch aufrichtig, ſie vegetiren einzig und ailein von dem Schrecken, | ſchüßt, etwas von der Pedanterie des ſteifen Schulmeiſterthums
den sie mit dem Namen des „r„Ültramontanismus“ " noch ziemlich | früherer Tage , obgleich ſelbſt nicht Schulmeiſter, ſondern Advokat,
allgemein einzujagen im Stande sind. Säßen etwa gar keine Ultra- ſelten im Plenum sprechend, aber hinter den Couliſſen um so thäti-
montane im. Reichstag, hätten wohl dann die Herren für irgend | ger, regiert er mit Ernſt und Strenge den bayeriſchen Gewalthaufen
eine Partikel der ,„„Grundrechte"" gestimmt? Wer kann dieſe Frage | der Natonalliberalen. Man ſagt, er habe den früheren allmächtigen
ohne Lächeln mit Ja beantworten?. – – Glücklicherweiſe sind die Einfluß in seiner Partei ſtark eingebüßt, weil er unbändig ſelbſt-
Ultramontanen vorhanden, –© v on ihnen zehrt heute der herriſch auf eiſerne Disciplin halte und Herr Völk und andere ſtreb-
ganze Nationalliberalis mus.“ ſame Geister, denen inzwiſchen moderne Dädalusflügel gewachsen ſind,
„Sie zehren von den Ultramontanen,“ – dieses Wort Kolb’s | im nationalliberalen Ballon-Auffluge von ihm nicht mehr zurückzu-
haben die Reichstagsdebatten auf's Schlagendſte dargethan. Der halten ſeien. j
ſtets wüthend aufgelegte Treitſchke eröffnete mit ſeinen Grimassen Was vürauchen wir da von Kiefer zu reden? Hat er doch
und Tiraden den Reigen, der grobe Cr ämer aus Bayern, der die | ſelbst nichts geredet, als was wir in der Badiſchen Correſpondenz
kath. Geiſtlichen nicht blos ihrer ſtaatsbürgerlichen Rechte berauben, nicht ſchon hundertmal gelesen hätten, obſchon ſie nicht von ihm,
sondern am liebſten à la pariſer Commune in die Gefängnisse ſtecken | ſondern von Böttcher herausgegeben wird, der alſo nicht inspirirt
möchte, machte den Beſchluß. Aber auch die Conservativen glaubten wird, sondern selbst inſpirirt und folglich Theil hat an der Berliner
ihren Führer Blankenburg in's Treffen schicken zu müſſen, weniger Jungfernrede ! „Der Staat iſt die einzige Quelle der Gesetzgebung“,
aus Abneigung gegen die Centrumsfraction an sich, als gegen die | das hat auch die Karlsruher Rotunde schon gehört, aber doppelt
Grundrechte, die sie vertheidigte , da jene wo möglich das Rad der | genäht hält beſſer, + ein ungeheuerliches Wort, das mehr dem
Wer hat das gethan ? Leonhards Züge hatten sich verändert, er war mehr als einmal im Be-
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(Fortſetung.) vertheidigt? Ich bin unſchuldig, jo wahr mir Gott helfe !“ if
Leonhard hatte verwundert und verwirrt während der so langen Rede des „Du biſt unſchuldig !“ fiel ſie jubelnd ein, nicht fragend, ſondern beſtäti-
Herrn Spahn von Einem zu Anderen geſehen. Er begriff die Spannung nicht, | tigend. “Gott ſei Dank! Gott ſei Dank ! Nun iſt Alles gut !!
die auf allen Gesichtern lag, nicht die Geduld, mit welcher der Präsident diese „Wie konnteſt Du glauben, rief er leidenſchaftlich, daß ich Dich büßen
nach Leonhards Ansicht ganz überflüssige Geſchichte anhörte; vor Allem aber | laſſen werde, für meine Schuld, daß ich . . ."
verwirrte ihn Herminens Benehmen. Sie stand aufrecht, den Kopf mit bren- „O vergib Leonhard, vergib ! Deine Drohung, Liſette zur Rede zu stel-
nenden Wangen und blitenden Augen weit vorgestreckt ; sie ſchien Herrn | len . . . . ich glaubte Deine Stimme gehört zu haben . . . . ich fand ein Ta-
Spahn die Worte von den Lippen zu leſen. Es lag kein Kummer, keine Angſt ſchentuch . . . ." &
mehr in ihren Zügen; verhaltene Freude, Entzücken, das in jedem Augenblicke Sie stockte, denn bei ihren legten Worten knickte Heinrich, der neben Leon-
ausbrechen wollte. Eine Ahnung durchzuckte ihn von dem Zusammenhange der hard ſtand, todtenbleich zuſammen und mußte sich an den Schranken halten,
Sache, obgleich er ja nicht wußte, daß es ſich ſeit einer Stunde mehr um | um nicht zu fallen. f
seine, als um Herminens Schuld handelte. „Heinrich“, rief sie laut, mit. raſcher Bew egung das ſseidene Taſchentuch
„Um wie viel Uhr fährt der Nachtzug von G. nach Düsseldorf ?“ fragte | aus der Tafche reißend und es ihm mit gestrecttem Arme entgegen haltend,
der Präſiden. „das Tuch gehört Ihnen, Sie haben Liſette getödtet !“
„Um halb zwölf Uhr, zu dienen, präciſe", ſagte Herr Spahn. ; Heinrich starrte, an allen Gliedern zitternd, unverwandt das rothe Tuch
„Und Sie können beſchwören, daß Herr Leonhard Heider am 24. Mai | an, welches wie eine Fahne in He rminens beb ender Hand ihm ent-
mit diesem Zuge nach Düsseldorf gefahren iſt ?“ gegenwehte.
„Ich kann beschwören, daß ich ihn bis an die Thüre des Waggons beglei- „Ich habe es nicht absichtlich gethan, stammelte er endlich; ich wußte es
tet habe, und daß er mir, als der Zug abging, noch aus dem Fenſter des | nicht, daß sie todt war, als ich aus dem Jenster ſprang !‘ ;
Coupe's zurief : „Adieu, grüßen Sie meine Hermine tauſendmal !“ Gin einzelner Jubelruf brach im Saale aus, als wäre die drohende Ge-
„Angeklagte, wandte sich der Präsident raſch. zu ihr, „wie viel Uhr war | fahr von jedem einzelnen Zuhörer abgewandt, ſo freudig glänzten alle Geſich-
es, als Sie Liſette um Hülfe rufen hörten und zu ihr eilten ?“ ter, ſo befreit athmeten Alle auf. Wie ein Engel des Lichtes stand das ſchöne
„Kurz nach 10 Uhr“, antwortete sie in freudigem Tone. Mädchen da, hoch aufgerichtet, mit strahlenden Augen und hochgerötheten Wan-
Um welche Zeit", wandte er ſich wieder an Hrn. Spahn , „iſt der Zeuge | gen, dem Mörder gegenüber, der ſich vernichtet niederduckte, als wolle er vor
Leonhard Heider zu Ihnen gekommen?“... den tauſend auf ihn gerichteten Augen in der Erde ſich verbergen. Da war
; ct Gru uesgt prv: 8 Uhr, gerade als der Bahnzug wegging.' Keiner mehr, dem auch nur ein Schatten des Zweifels geblieben .Ìt wer
Ihnen fen Git ser. tober uss . rr get rot cſt uw. V r SP ae qu rt! t NR U. f ZCetrst vyv Br kat
dorf abfuhr, G. nicht wieder verlassen hat, namentlich nicht wieder nach Men- | die Ruhe wieder herſtellen zu können. j
zingen zurückgegangen iſt ? u . , (Fortſevung folgt.)
nDas kann ich beſchwören, ich bin ihm nicht von der Seite gegangen,
wenigstens nicht länger als eine Minute, um ins Büffet, zum Beiſpiel."