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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0549

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Erscheint wöchentlich 8 Mal: Dienstag, Donnerftag
und Samſtag. ~ Preis: vierteljährlich 40 kr. ohne

für Stadt





München, Frankfurt u. Stuttgart tc.





Trägerlohn und Poſtaufſchlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. B.

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hr Beſtelungen auf den Pfälzer
ber, Preis 14 tr., werden angenommen von
ten und Landpoſtboten.

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Boten für den Monat Decem-
allen großh. Poſtanstal-













Badiſcher Landtag.
— Beide Kammern der Ständeverſammlung hatten am 22. ihre
erſte öffentliche Situng. In ber zweiten Kammer hielt der Alters-
präſident Dr. Schulz, laut dem Berichte im Bad. Beob., nach Ve-
eidigung mehrerer Abgeordneten eine Anſprache an die Verſammlung.
In derjelben hob er die Erfolge des Krieges und die Gründung
eines großen Vaterlandes nit begeiſterten Worten hervor, zu gleicher
Zeit mahnte er aber in eindringlichen Worten, das Beſtehende ſo
viel wie möglich zu erhalten, insbeſondere den Frieden mit der Kirche
zu wahren, um die sittlichen Grundlagen der Geſellſchaft zu retten.
Er hofft auf ein freundſchaftliches Zuſammenwirten aller Parteien,
was auch troß der vorhandenen Gegenſäte möglich sei. Jnsbeson-
dere freut ſich Redner über den Paſſus der Thronrede, der eine Be-
schränkung in Gesetzesvorlagen zusichert, weil der Staat bei zu weit
ausgedehnter Thätigkeit auf diejem Gebiete leicht Gefahr laufe , auf
eine ſchiefe Ebene zu gerathen.

_ Dann wurden die Abtheilungen durch's Loos gebildet und die
öffentliche Sitzung geſchloſſen bis Abends 4 Uhr, wo die Wahlprü-
fungen im Plenum ſtatifinden ſollen.

" gn der Nachmittagsſitzung wurde von den Vorsſtäuden der pro-
viſoriſchen Abtheilungen über das Reſultat der vorgenommenen Walhl-
prüfungen Bericht erſtattee. Beanstandungen wurden keine erhoben.

In der 3. öffentlichen Situng der 2. Kammer, Donnerstag
23. d., wurde die Präſidentenwahl vorgenommen. Zum erſten Prä-
ſidenten wurde gewählt der Abg. Kirsn er mit 49 Stimmen von
57 anwesenden Abgeordneten. Auf den Abg. Schulz fielen 1, auf
den Abg. Lender 6, und auf den Abg. Eckhard 1 Stimme. Ubsg.
Friedrich beantragte den Dank der Versammlung an den Alters-
präſidenten für die umsichtige Leitung der Geschäfte. Die Mitglie-
der der Kammer erheben ſich als Zeichen der Zuſtimmung. Präſi-
dent Kirsner übernimmt den Vorsitz mit einer kurzen Ansprache. Zum
erſten Vizepräsidenten wurde Eckh ard mit 47 uud zum zweiten Ki e-
fer mit 39 St. gewählt. Ais Sekretäre wählte die Kammer: Mor-
ſtadt 52 Stimmen, Diez 43 St., S ch m i d (Konſtanz) 43 St.
und Müller (Radolfzell) 41 St.

Anläßlich der Einleitung zur Bildung der Commisſsionen ſtellt
Abg. Kiefer den Antrag auf Bildung einer Adreßkommiſſion. Wird
ohne Widerſpruch angenommen.

Bei der Wahl der definitiven Ablheilungen kamen von unseren
Abgeordneten Lender in die 1., Hansjakob in die 4,, Marbe

Vierzigtauſend Thaler.

(Fortſetzung.)
; Die Räthin war beerdigt, ihr Sarg stand in der Familiengruft neben dem
ihres vorangegangenen Gatten.

Der Rechtsanwalt der Verstorbenen und einigen Zeugen, unter dieſen der
beſonders eingeladene Superintendent, waren erſchienen, um der Teſstaments-
eröffnung beizuwohnen.

Der Rechtsanwalt las vor, daß die Majorin Waldau nebſt ihrem Sohn
zu Universalerben eingeſeßt wären. Die drei Perſonen, welche der Räthin ge-
dient hatten, erhielten je tauſend Thaler, der Superintendent einen werthvollen
Brillantring, die Stadtarmen tauſend Thaler. Klärchens Name kam in dem
Teſtament nicht vor, es war vor Jahren gemacht und der Tod hatte die Rä-
thin ereilt, che ſie ein neues Teſtament verſaßt hatte.

Am Schlußze dieſes lezten Willens hieß es: „Es wird mir lieb ſein ~
falls abgeſchiedene Geiſter noch zuweilen die Stätte umſchweben, welche sie frü-
her bewohnten, wenn das Haus zu Zeiten von meiner Schwägerin und meinem
Nesfen bewohnt wird, da es ſchön und bequem eingerichtet iſt. Mein baares
Vermögen, achtzigtauſend Thaler, besteht in Staatspapieren, und dieſe sind
nebſt allem baaren Gelde was ich zurücklegte, in dem braunen Wandſchranke
meines Schlafgemaches verwahrt.“

Der Rechtsanwalt legte das Testament hin und ſagte zu Arwied: „Ich
zz zu der Erbſchaft ; jetzt haben wir nur noch nachzuſehen, ob sich alles

Die Verſammelten begaben sich in das Schlafgemach der Räthin ; Arwied
nahm den Schrankſchlüssel hervor, welcher in dem Schreibtiſch der Räthin lag,
und öffnete das Schloß. Da lagen mehrere Behäitniſſe mit Schmuck ; silberne
Fötats, Löffel und einiges Goldgeſchirr blinkten den Augen der Zeugen entgegen.
Einige Süctchen standen da, gefüllt mit Gold- und Sitbermünzen, aber nirgends
fanden ſich Staatspapiere. Der Schrank wurde ausgeräumt bis auf das lette
Stück, da kam endlich eine Rolle von grauem Papier zum Vorſchein, in welcher
tlas th: 1e trags Rur tu. ck, Guts,

§i : . . .
Bankier K. in D., zum Preiſe von achtundreißigtauſend Thaler. In königlich

Samſtag den 25. November

D N CV ) tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
e an s Vogler & G. I.. Daube & Cie. in





187.1
S
C

desgl. Neumann in die 3,, Schu lz 1., Hofmann 2. Abth., Förde-
rer in die 5. Abtheilung,Re iche rt desgl. Der 2. Abtheil. wurde
der noch zu wählende Abg. für Tauberbiſchofsheim zugeſchieden.

An der Thronrede finden wir charakteristiſch, daß das badiſche
Volk in derſelben nicht erwägut wird ; das Wort „Volk“ kömmt
darin nicht ein einziges Mal vor ~ was natürlich aus reiner Zu-
fälligkeit zu erklären iſt. Der tapferen Söhne des Landes, ,die wil-
lig ihre bürgerlichen Geschäfte verließen, um den Reichsfeind ab-
wehren zu helfen“, wird zwar mit Wärme in einem kurzen Saye
gedacht ; in ungleich größerer Breite macht die Thronrede dagegen
die Verhältnisse eines anderen Bevölkerungstheiles zum Gegenſtande
der Berührung: es iſt der Stand der Beamten und Angestellten des
Staates, bezüglich welchen geſagt wird, daß durch deſſen geiſtige
Befähigung und Friſche und moraliſche Integrität das Wohl des
Landes am unmittelbaiſten bedingt ſei. Dieſer Stand habe vor allen
zu leiden unter dem raſchen und nach aiter Voraussicht dauernden
Sinken des Geldwerthes (d. h. der drückenden Theuerung aller Le-
hensbedürfnisse); es erfordere nicht blos die Dankbarkeit für ſeine
mit Treue und Selbstverleugnung geleisteten Dienſte, ſondern ebenſo
das dringende Intereſſe des Landes ſelbſt an der Erhaltung eines
seiner hohen Aufgabe gewachsenen Beamteuſtandes eine durchgreifende
Aufbeſſerung aller Beſoldungen und Gehalte, ohne welche die heutige
Aemterverfaſſung , ein weſenllichſter Bestandtheil der geſammten



Staatseinrichtungen, nicht aufrecht erhalten werden könne. Erleich-
tert werde die Durchführung dieſjer Maßregel dadurch, daß in Folge
des Ueberganges verſchiedener politiſcher Funktionen an das Reich
die betreffenden Organe bei der Landesregierung wegfallen konnten,
und die Regierung ſei damit beschäftigt, auch in allen Zweigen des
inneren Dienstes jede thunliche Vereinfachung und Minderung der
Zahl der Beamten herbeizuführen.

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß die hervor-
ragende Art, womit die Fürsorge für dieſen Stand, und deſſen Be-
deutung in Bezug auf die öffentliche Wohlfahrt behandelt werden,
ſich auffallend macht gegenüber bem sonſtigen kargen Inhalte der
Thronrede, namentlich in Hinſicht der nicht minder gedrückten mitt-
leren und unteren Klaſſen der arbeitenden Bevölkerung, in welcher
Beziehung nur von einer in allen Zweigen der gewerblichen Thätig-
keit ſich zeigenden lebhaften Bewegung Andeutung gemacht und die
Hoffnung ausgeſprochen wird, daß der Wohlſtand des Landes ſtetig
foriſchreiten werde.

Der S old at und der Beamte ſind ~~ was wir glauben
eigenthümlich finden zu dürsen — in den Vordergrund gestellt, und
eigentlich allein mit einem näheren Jniereſſe in Verbindung gebracht.

ler am 6. Auguſt 1840"
Dieſe Papieren fehlten!



Bestürzung malte sich auf allen Gesichtern. Endlich bemerkte Arwied:
„Wir wollen in andern Behältnissen ſuchen, vieleicht liegen die Papiere in dem
Schrcibtiſche der Tante."

„Möglich“, äußerte der Rechtsanwalt.

„Vor allem muß wohl geſragt werden, wer vor Ihrer Ankunft, Herr
Doktor Waldau, den Schrankſchlüſſel in Verwahrung gehabt hatte" ſprach der
Superintendent.

f „Mein Gott denken Sie denn an Entwendung ?" rief die Majorin.

Der Superintendent zuckte die Agjſel.

Arwied jagte : „Als ich ankam, war mein Erstes, die theure Tante zu
ſehen. Das Gemach, in dem ſie noch lag, war zugeſchloſsen, ich ließ mir von
Klärchen den Schlüssel geben und ich eilte hinein. Die Tante lag noch un-
angerührt, wie sie geſtorben war, in ihrem Bette. Lange betrachtete ich sie,
dann trat ich an das offene Fenster, um Luft zu ſchöpfen. Später , als ich
mich umwandte, fiel mein Blick auf den Schrank; ich bemerkte, daß der Schlüſ-
ſel im Schloß steckte. Mechaniſch zog ich ihn ab und legte ihn in den Schreib-
tiſch, wo, wie ich aus früheren Zeiten her wußte, die Tante stets ihre Schlüſ-
ſel verwahrte. Ich bin an ſtrenge Ordnung gewöhnt, deßhalb zog ich den
Schlüssel ab.“

f ! Schreibtiſch, ale Schränke und Komoden, Kasten und Tiſchſchubladen
im Hauſe wurden ſorgfältig durchgeſucht, alle Papiere die sich vorfanden, gele-
sen, nirgends wurde eine Spur der Staatspapiere entdeckt.

Daß die Räthin in ihren letzten Lebensjahren die Papiere verkauft haben
sollte, war nicht anzunehmen, denn die Dame verbrauchte ihre Zinsen nie ganz.
Man zog auch bei dem Bankier der Räthin Erkundigungen ein,
versicherte, daß er noch drei Wochen vor ihrem Tode ihr bei Einſendug der
Koup ons die Zunſen für die ſächſiſchen Staatspapiere ausgezahlt habe.

Zwei Thatſachen ließen sich nicht verhehlen, die vierzigtauſend Thaler in
königlich ſächſiſchen Staatspapieren fehlten, und die Perſon, welche immer um
die Räthin geweſen war und das Zimmer, in welchem sich der Wandſchrank
befand, abgeſchloſſen hatte, war — Klärchen ; das gestand sie ſelbſt.



(Fortſetzung folgt.)

Inseraten -Inhalt der Annoncen-Expedin

ſächſiſchen Staatspapieren gekauft zum Preiſe von neununddreißigtauſend Than ,

und dieſſe.
 
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