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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0127

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Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag, Donnerſtag m. ; z1
und Samstag. ~ Preis ; vierteljährlich 40 kr. ohne für ztadt

Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.



An meine Wähler im A11. Wahlkreike.
_ (Aemter: Heidelberg, Eberbach, Mosbach.)

Es iſt mir eine angenehme Pflicht, den Männern, welche in
unserm Wahlkreiſe am 3. März mir als Candidaten zum deutſchen
Reichstag ihre Stimme gaben, meinen Dank auszuſprechen.

Wir sind unterlegen, wie die Art der Zuſammensetzung unserer
3 Amtsbezirke es kaum anders erwarten ließ — aber es iſt durch
den Cifer und die Pflichttreue der Vähler eine wichtige Thatſache
conſtatirt: Mehr als 4000 Männer haben erklärt, daß ihr Gewis-
sen ihnen verbiete, dem Manne die Stimme zu geben, welcher die
Richtung unseres gegenwärtigen Ministeriums repräſentirt und welche
faſt das Gegentheil von den Rechten und Freiheiten bedeutet, die
wir für unſere Kirche und unser Volk unermüdlich und unablässig
verlangen.

Es gereicht mir zur großen Ehre, daß Ihr zum Ausdruck die-

ſer Gesinnungen meinen Namen genannt habt! Ich dantke für die-
ſes Vertrauen und erlaube mir im Einversſtändniß mit dem
Wahlcomité unserer Partei den Wunſch auszuſprechen, daß Ihr,
weil durch Nichtannahme des Mandats von Seiten des Gewählten
eine zweite Wahl ſtattfinden wird, dur ch E uthaltung von
d erſelben beſtätiget, daß Euer Votum das gleiche bleibe. Hoffen
wir auf das Gewicht der Stimmen unserer nicht zu unterſchätzeenden
Fraction im Reichstag, hoffen wir auf die Gerechtigkeit des Reiches,
deſſen erhabenes Oberhaupt am 14. Januar d. J. den festen Vorsatz aus-
geſprochen hat, „der treue Schirmherraller Rechte zu sein.
Heidelberg, 15. März 1871.

y Dr. Leopold Fiſcher, pract. Arzt.

Daulſagung und Erklärung !

Den Männern, die mich als Candidaten für den deutschen Reichs-
tag aufstellten, sowie der großen Zahl von Wählern, die mich wähl-
ten, sage ich meinen pflichtſchuldigen Dank für das Vertrauen, das
Sie mir ſchenken. Da bei der gegenwärtigen Zuſa mmen-
se ung des Wahlkreises keine Aussicht iſt, meine Wahl durch-
zuſeßen, und alle Mühe und Energie der Freunde umsonst wäre, so
bitte ich meine Wähler, im Einversſtändnisſse mit dem Wahl-
comité der kath. Volkspartei, bei der bevorſtehenden Neuwahl im A]YI.
Wakhtlkreiſe (Bezirksämter Sinsheim, Eppingen, Bretten, Wiesloch,
Ausgew. PÖltushrrs) ſih der Bethe iligung an der Wahl
zu enthalten. j.)

Heidelberg, 15. März 1871.



Prof. Dr. Friedrich Vering.



Donnerstag den 16. März





Inseraten - Inhalt der Annoncen-Expedi-

s j nd C ) tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
! . §. an + Vogler & G. L. Daube & Cie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart ec.

1871.







* Heidelberg, 14. März. Wir haben wiederholt darauf auf-
merksam gemacht, daß die neuc Eintheilung der Wahlkreise für den
Reichstag eine den Katholiken viel ungünſtigere iſt, als diejenige für
das Zollparlament geweſen war. Man hatte im Jahre 1868 gegen
Erwarten Seitens der miniſteriell-liberalen Partei eine Reihe ſchwer
wiegender Niederlagen erlitten, die unter allen Umständen bei der
diesmaligen Reichstagswahl, die ohnehin durch so viele politiſche Ver-
hältnisse begünstigt war, ausgewettt werden sollten. So lebhaft man
aber auch entſchloſſen war, die weitest gehenden Anstrengungen und
Agitationen zur Befestigung des nationalliberalen Regimes in Scene
zu ſseßzen, von welchen wir unſeren Leſern die unerquicklichſten Bilder
vorgeführt haben, so konnte doch nur eine „verbesſerte" Wahlein-
theilung den Sieg unter allen ÜUmſtänden garantiren, gegen welche
wir in mehreren Bezirken auch mit der größten Anstrengung nicht
aufzukommen vermögen. Was die beiden Walhlkreiſe, die wir zu-
nächſt im Auge haben, den AI. (Heidelberg-Mosbach-Eberbach) und
den ANI. (Sinsheim-Eppingen-Bretten-Wiesloch-Amtsbezirk Philipps-
burg) betrifft, ſo haben die Katholiken hier in der muthvollſten und
manuhafteſten Weiſe ihre Schuldigkeit gethan, obgleich sie zum Voraus
wußten, daß sie der durch die neue Walleintheilung geschaffenen
Ueberzahl erliegen würden. Sie haben dies gethan, um vor der
Welt den Beweis zu führen, daß wenn auch in namhafter Minder-
zahl, sie gleichwohl sich nicht ſcheuten, mit dem übermächtigen Geg-
ner im Kampfe zu ringen; sie dürfen jetzt um so ſtolzer darauf ſein,
weil sie anderen Kreiſen, die fast ausſchließlich von Katholiken be-
wohnt sind, ein Beispiel gegeben haben, wie auch unter den schwie-

| rigſten Verhältniſſen und dem ungeheuerſten Drucke, der auf sie aus-

geübt wurde, ein muthloſes Verzagen in ihren Reihen keinen Platz
finden könne. Aber jetzt, wo eine zweite Wahl für die beiden genann-
ten Kreise herantritt, liegt das Bedürfniß nicht mehr vor, einen
jhoffnungsloſen Kampf von neuem aufzunehmen. Katholiken! Ihr
habt gezeigt, was Ihr zu leisten vermöcht, und namentlich Ihr von
den Bezirken Wiesloch und Philippsburg waret nahe daran dem
ebenſo übermächtigen wie übermüthigen Gegner die ſtolze Fahne aus
der Hand zu winden! Gleichwohl rathen wir allen Katholiken des
AII. und AlII. Wahlkreises, bei dem zweiten Wahlgange vom Kampfe
abzuſtehen. Katholiken! Ihr habt auf's Glänzendſte Eure Pflicht
gethan, jett gilt es die vorhandenen Kräfte zu ſchoyeit zh sſie
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Wahlterrorismus, über welchen die maſsenhafteſten Berichte aus allen

Theilen des Landes in unserer Presſe zuſammenfließen. Katholiken!
wir wähl en nicht!



Wer hat das gethau ?
(Eine Yeſchichte aus dem Lehen.)
tjjiüds Fortſezung.) ß
ft junge Mann ſchwieg und drehte nur im ſichtlichen Seelenkampfe sei-
_ Lü... Sie etwas wissen, was dem armen Mädchen nützen kann, so müſ-
ſen Sie es ſagen,“ drängte Hilmer. ;
J¡uGeht es ihr denn an's Leben ?" fragte der Burſche. f
. Hellmer zutkte die Achſeln. „Sie iſt wegen Mordes angeklagt und so viel

ſteht feſt, die Todte war ihre bitterſte Feindin.

„Ja, das heißt, Lisette war falſch auf sie, Lisette that ihr Alles in die
Seele ; aber Fräulein Hermine hat ſie nicht ouch nur ſchief angesehen. Liſette
konnte sie nicht leiden, weil ſie hübſch war, und weil ſie Angſt hatte, sie könnte
ihr unsern Herrn, den alten Heider, abſpenstig machen.“

„So ?! Aber Herr Heider hat Fräulein Hartwig ein ſehr ſchlechtes Zeug-
; ;o! er iſt es ja gerade, der sie anzeigt und ihre Verhaftung bean-
ragt hat.

' Heinrich zog ein diplomatiſches Gesicht und sagte nach einer Weile: „An-
fangs mochte er sie gern leiden, aber nachher . . ..
„Nun ?“ D „Nun sie hat ihm gezeigt, daß sie ihn nicht leiden mochte;
das hat ihn schon gewurmt und da ſie nun die Braut von Herrn Leonhard
pt;rde .' .' „ na es nimmt's wohl Keiner kaltblütig auf, wenn er einen Korb
riegt.'“
Frtultin Hartnig nige at - ſugte irre. "Ule hi geit Hen Vetbght van
Haushälterin keinen andern Feind gehabt . . .-
j „Keinen andern Feind ?! unterbrach ihn Heinrich lebhaft. Jedes Kind
in Menzingen kann Jhnen ſagen, daß sic einen bittern Feind hatte, einen, der
ihr zehnmal den Tod geſchworen hat. Ich habe es mit eigenen Dhren gehört,
daß er ſagte, ich würde sie erwürgen, wenn sie kein Weib wäre..

. pgWer hat das geſagt ?'

„Der junge Herr Heider, Herr Leonhard.“

„Was ? ! rief Hilmer auf's Höchſte überraſcht. Der junge Herr Heider?-

„Ja, wiederholte Heinrich, das hat Herr Leonhard gesagt, das habe ich



ſeibſt gehört. Und wenn nicht Fräulein Hermine ein armes Mädchen ohne
allen Anhang wäre und Herr Leonhard der Sohn des reichen Mannes, so
könnte man gar nicht begreifen, weßhalb sie seſtgenommen iſt und nicht er.
Daß ihm Liſette ein Dorn im Auge war, das weiß Jeder ; sie hat seine Mut-
ter in's Grab geärgert, sie trieb ſeine Braut aus dem Haufe, ſie ſollte ſeine
Stiefmutter werden und sie war ein schlechtes, falſches Mädchen, das weiß ich
am beſten. Und was für ein jähzorniger, gewaltthätiger Menſch Herr Leon-
hard iſt, das habe ich ſelbst oft genug erfahren. Damals noch, als er drohte,
Liſette zu erwürgen, da hat er mich an die Wand geſtoßen, mich geschüttelt,
mich geſchimpft ! . . . Wer doch ein Bischen Menſchenverſtand hat, muß doch

eher Herrn Leonhard als Fräulein Hermine so was zutrauen. Und ſo sagen

Sie mal, weßhalb war denn Herr Leonhard an dem Morgen, wo die Geſchichte
heraustam, nirgends zu ſinden ; weßhalb kam er erſt wieder, als das Gericht
aus den Hauſe war, weßhalb ist er jezt wieder auf und davon und wird
wohl nicht eher wiederkommen, als bis die ganze Geſchichte zu Ende ist ?-
Das Leßte iſt ein Irrthum, bemerkte Hilmer, der junge Herr Heider iſt
hier, er war ſoeben noch bei mir. ;
Leinrich erſchract ſo ſehr, daß ihm der Hut aus der Hand fiel. Er bückte
nUnd wenn er auch

ſich, um ihn aufzuheben, und ſagte in dieſer Stellung :
hier iſt, was ich geſagt habe, iſt wahr..

(„Wollen Sie das vor Gericht bezeugen ?“

y Vov Gericht ? wiederholte der Burſche und ſah ihn ersſchrocken an. Ich
dachte, was man einem Advocaten ſagte, wäre ſso sicher, als wenn man es
einem Beichvater vertraute. Ich habe gemeint, Herr Leonhard wäre nicht
mehr im Lande. Er iſt der Sohn meines Dienstherrn . . .-

„Sie können aber vielleicht eine Unschuldige retten durch Ihr Zeugniß.
pu. Sie wohl, Sie hätten das Unglück des armen Mädchens auf dem
jewiſſen, wenn . . “

„Ne! unterbrach ihn Heinrich raſch, ich will ſie nicht auf dem Gewissen
haben. Mit ihm werden sie auch wohl etwas mehr Umſtände machen, als mit
einem ſo armen Mädchen, das weder Verwandtschaft noch Freundſchaft im
Lande hat. Ich will's auch vor Gericht bezeugen, was ich hier geſagt habe.
Das heißt, wenn's gar nicht anders géht, Herr Juſtizconmiſsär. Wenn Sie
es mir erlaſſen können . .... es iſt meine Herrſchaft, müſſen Sie denten, ich
verliere mein Brod vielleicht."

(Fortſcßung folgt.) ;
 
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