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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0191

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für Stadt



und Samstag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. H:





Inseraten-Inhalt der Annoncen-Expedi-

D Ü D fionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
un ( an e Vogler & G. 11 Danube & Tie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart ec.







„s. 48.





ntervention für die päpftliche
Souveränität.*)

Für die Wahrung der chriſtl. Religion und des Rechts iſt der
Scheideweg, vor welchem die europäiſche Menſchheit steht. Hie Chri-
ſtus, Autorität und Freiheit ; hie Revolution. Entweder müssen die
ewigen Grundsätze des Chriſtenthums im Leben des Staates, der
Gesellſchaft, der Familie und der Einzelnen beachtet, oder die Menſch-
heit wird zum bewußten Abfall von Gott, d. i. zur Revolution ge-
führt werden. Die „Commune“ in Paris zieht nur die Conſsequenz
der revolutionären Principien von 1789. Dieſe sind mehr oder
weniger die der Abſolutiſten und Liberalen, der Auhänger des ſog.
modernen Staats. Die Nichtachtung des Eigenthums, jedes Rechts,
welche dieſe Socialiſien bethätigen, sind ebenſo Consequenzen der
Theorie des „modernen Staats“, der Principien von 1789, als die
Beraubung des Kirchenvermögens, die Trennung der Schule von
der Kirche, die religionsloſen, staatlichen Zwangsjchulen, die Verhaf-
tung des Pariſer Erzbiſchofs, der staatliche Religionszwang, den die
Pariser „Commune“ decretirt hat. Die italienische Revolution, die
den „König-Ehrenmann“ an ihrer Spitze noch duldet, zieht eiwas
langſamer, aber ganz dieſelben Consequenzen. Die deutſche, von
denſelben Grundsätzen geleitete, von den geheimen, internationalen
Geſellſchaften regierte Revolution wird es nicht anders machen. Schon
hat einer ihrer Führer den Schlachtruf ertönen laſſen: hie Rom, hie
Deutſchland, d. h. hie Chriſtus, das Recht und die Freiheit; hie Ab-
fall von den chriſtlichen Grundsäten, Gewalt und Parteiknechtung,
Bedrückung der chriſtl. Religion.

_ Die Revolution in Deuiſchland geht auch ganz dieſelben Wege
wie die franzöſiſche. Die Einen steuern auf die absolute Gewalt

t Die

des „Staats“, der religions-, deshalb freiheits- und rechtloſen

Macht eines Einzigen oder einer Partei, die Andern auf die der
Massen los. Weil die kath. Kirche die christlichen Sittengeſetze, die
chriſtliche Freiheit und das daraus abfließende Recht der Kirche, des
Staates, der Fürſten, der Corporationen und der Einzelnen aufrecht
erhält, deshalb der Ruf aller nichtchriſtlichen Abſolutiſten, Materia-
liſten, Republikaner und Socialiſten: écracez l’inkame. Aus dem





*) Wir bringen dieſen Aufsatz , obgleich wir mit manchen Ausführungen,
so weit sie die Genfer Correſpondenz betreffen, nicht einverſtanden sind. Die
Genfer Correſpondenz hal sich bis jett weder durch ihren Inhalt noch durch
die geſchmackloſe, lediglich dem französiſchen Wesen entsprechende ſüßlich - ſenti-
mentale Darstellung den Beifall des deutſchen zeitungsleſenden Publicums zu
erringen gewußt. Uebrigens hören wir zu unserer Freude, daß eine Wendung
zu Hcſléeer in der Redaction stattgefunden habe. Die Redaction des Pfäl-
zer Boten.

Wer hat das gethan ?
(Eine Heſchichte aus dem Leben.)

Ich ging in's Freie, als Herst.: verließ,“ erläuterte der j
Mann. Ihre lette Bitte bewog mich, meinen Vorſat aufzuſchieben t rg!
mit Lisette und meinem Vater zu sprechen, wenn ich mehr Ruhe und Fassung
gewonnen hätte. Und draußen kam mir der Gedanke, es sei wohl besser, wenn
ich heute das Zuſammentreffen mit ihnen ganz vermeide. Ich ging deßhalb
nach G. zu dem Bahnhofswirthe Spahn, der mir befreundet iſt."

„Wie lange blieben Sie dort?".

Guts um halb zwölf, wo ich mit dem Nachtzug nach Düſs el d orf
! Hermine, die bis dahin regnungslos und hoffnungslos dageſeſsen, ſprang
bei diesen Worten, wie von einem electriſchen Schlage getroffen, in die Höhe.

Ut UN n zzz zh ft t G
.. Der Präsident hatte ihre Worte gehört und fragte raſch: „Jſt der Bahn-
hofswirth aus G., Herr Spahn, im Saale zugegen ?

„Zu dienen, Herr Präsident; ich bin hier aus Interesse für meine liebens-
würdige, aber ſo unglückliche Landsmännin,“ erwiederte eine freundliche Stimme,
und die behende Geſtalt des Herrn Spahn drängte sich eilfertig durch die
fers «eiuer Sie sich,“ fragte nun der Präsident den Bahnhofwirth, „daß
der Zeuge am Abend des Himmelfahrtsfeſtes, am 24. Mai, bei Ihnen ge-
re! t. nen, Herr Präsident, das weiß ich ganz genau. Er kam auf dem
Percé M eur "gerade als Fer Bahnzug s 19% eigentlich schon um ?/48
kommen mußfte, sich aber wegen des ſchönen Wetters und den vielen Spazier-
gängern verſpätet hatte. Sehen Sie, zum Beiſpiel, an solchen Festtagen paſſirt
das öfter, daß die Züge sich ein Bischen verſpäten. Der Förſter von Hoink-
hausen, er iſt heute auch hier, dort hinten sitzt er, war auch da, und wir setz-
ten uns ans offene Fenster und ſpielten eine Partie Whiſt, mit dem Blinden.
Es war mir aber auffallend, daß Herr Leonhard ſo zerstreut spielte und so
stile war. Ich wollte ihn mehr als einmal fragen: „Heider, was gibts ?

Dienstag den 22. April

f





1871.









Byzantinismus eines Eroberers Louis XIV. und eines Louis KV.
folgt die ſociale Revolution gerade so, wie aus dem Nationalitäts -
und Nichtinterventions - Princip eines Napoleon III. oder aus dem
italienischen Kirchenraube, oder aus der Entchriſtlichung und Recht-
losmachung des „modernen Staats“, deſſen abſolutes Gesetz das
öffentliche Gewissen sein, an die Stelle des göttlichen Gesetzes treten ſoll.

Alle dieſe revolutionären Grundsätze werden in der ſacrilegiſchen
Beraubung des Kirchenstaats realisiri. Die Religion, das Recht
und die Freiheit ſind aber solidarisch. Die Nichtintervention gegen
„Italien“ iſt alſo die Unterſtütung der Revolution.

Die Katholiken verlangen, daß dem Kaiser gegeben werde, was
des Kaisers, aber auch Gott was Gottes iſt. Sie verlangen, daß
ihr Recht, das sie im deutſchen Reiche hatten und rechtlich haben,
die Freiheit ihrer Kirche nicht angetasiet, daß es vom deuiſchen Kai-
ser eben so garantirt und geschützt werde, wie der kath. deutſche Kai-
ſer die Rechte der Kirche und seit 1648 das der Proteſtanten garan-
tirte. Sie anerkennen aber auch das Recht Aller, die Rechte anderer
Religionsgenossenschaften, die garantirten Rechte der Presſe, die Ver-
einsfreiheit innerhalb der rechtlichen Schranken. Sie verlangen, daß
ihre religiösen Rechte überall mindestens so ſehr vom deutſchen Kai-
ſer geſchützt werden, als die materiellen Interessen.

In der Denkſchrift über die an dem Papſte und der kath. Kirche
durch die Occupation Rom's vollbrachte Gewalithat (Mainz, Kirch-
heim 1871), in einer Reihe von Autſsätzen in kath. Zeitſchriften und
Zeitungen iſt unwiderleglich nachgewiesen und durch das Zeugniß
der kath. Welt bestätigt, daß durch die Herabwürdigung des Papstes
zum italieniſchen Groß - Almoſenier die Kirche ihrer Freiheit beraubt,
die Gewissensfreiheit, die freie Religionsübung der Katholiken preis-
gegeben iſt. Die großen deutſchen Kaiſer Karl, die Ottonen und
Heinrich II. haben erkannt, daß das Dberhaupt der in allen Staa-
ten lebenden Katholiken nicht Unterthan Eines Fürſten ſein kann.
Die Fürsten, welche dieſe älteſte und geheiligte Souveränität und
damit die religiöſe Freiheit, die Grundlage des Staats antaſteten,
wie Friedrich Il. und die Bourbonen, haben ihre Länder zerrüttet.
Die Schäden, welche die Gefangenſchaft der Päpſte in Avignon und
Fontainebleau der Kirche bereitet haben, sind noch nicht vernarbt.
Im Namen der chriſtlichen Religion, der Autorität des Rechts und
der Freiheit verlangen deshalb die deutſchen Katholiken, daß die
deutsche Reichsgewalt intervenire für die Wirderherſtellung der päpſt-
lichen Souveränität. Die öſterreichiſchen Katholiken thun dasselbe
auf den weiteren Titel hin, daß Deſsterreich ein kath. Staat ist, das
öſterreichiſche Reich durch den Katholicismus zuſammen gehalten, der
Kaiſer + Katholik ist.

s Cr Mt Ft tu tes §tuttchutts ng l qq . q! !
z. B. wenn er die Coeur - Dame hatte, ſo holte er einen tiefen Seufzer, ant:
wortete aber nichr darauf. Als der Förſter um 10 Uhr nach Hauſe ging, da

fragte ich ihn: „Nun Heider , was haben Sie ? Sie sehen ja aus, als wäre

Ihnen die Petersilie verhagelt. Sie haben doch keinen Korb geholt von mei-
ner schönen Landsmännin zum Beiſpiel ? Heute Morgen war sie ja noch freund-
lich wie ein Engel gegen Sie ?‘ @ Na, da kam's denn heraus! Da erzählte er
mir die ganze Unglücksgeſchichte. Ic ſagte ihm : „Wissen Sie was, Heider ?
Reiſen Sie gleich jezt mit dem Bahnzuge nach Düsseldorf, und besprechen Sie
Alles mit Ihrem Onkel, dem Regierungsrath. Der kann ja die kleine Anna
für's Erste zu ſich nehmen. J< will morgen früh sogleich nach Menzingen
gehen und will der jungen Dame ſagen, daß sie meiner Frau ein großes
Vergnügen machen würde, wenn sie für einige Zeit unsere Hausgenoſſin wer-
den wollte. Dann wissen Sie, daß sie aufgehoben iſt; Sie ſehen ſich dann
nach irgend etwas um , nach einer Stelle, oder einer Pachtung, Ihr Onkel
wird ſchon Rath ſchaffen, Ihr Vater wird auch Vernunft annehmen und was
hergeben; er wird ſchon einsehen, daß er eine so allerliebſte Schwiegertochter
im ganzen Lande mit der Laterne vergeblich ſuchen könnte, namentlich im Pa-
derborn’schen Sauerlande. Punktum, Fräulein Hermine bleibt bei uns, bis
Sie sie abholen als Ihre Frau.“ Na, das ſah er denn ein und gerade als
der Bahnzug pfiff, war er mit Ueberlegen fertig; er trug ſehr viele ſchöne
Grüße auf an seine Braut und fuhr nach Düsseldorf. Leider konnte ich die
Grüße nicht bestellen, ſeßte Herr Span mit veränderter Stimme hinzu. Den
andern Morgen war die Mordgeschichte paſſirt.“ (Fortſ. folgt.)



(Alt ka th ol ike n) nennen sich die Mitglieder der Januspartei, wahr-
scheinlich deßhalb, weil der Katholicismus derſelben meiſt schon ziemlich alt
und abgestanden ist, da dieſe Leute seit ihrer erſten hl. Communion, oder ſeit
ihrer Verheirathung nicht mehr zu den Sacramenten gegangen sind und die
Kirche mehr von Außen als von Innen gesehen haben. Sehr ſchön! Diejeni-
gen, welche auch Sonntags in keine Kirche gekommen sind, ihre Oſtern nicht
gehalten, kurz, alle Kirchengebote als zur Uebertretung vorhanden behandelt
haben, das sind nun die Alt-Katholiken ! (Beob. a. M.)
 
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