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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0497

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Grſcheint wöchentlith 3 Mal: Dienftag, Donnerftsg
und Samſtag. – Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poftaufſchlag. Jnſ.-Geb. 2 kr. d. B.

F. 125.

D r v

| Bestellungen auf den Pfälzer Boten für die Monate No-
vember und Dezember à 14 kr. pro Monat werden angenommen
von allen großh. Poſtanstalten und Landpoſtboten.

T a g e s b e r i < t.

~ Der deutſche Reichstag hiell am Montag Sitzung. In
derselben kam der Gesetzentwurf betr. die Anlegung eines Rei ch s-
Kriegs ſchaß es zur erſten Berathung., Der Regierungs - Antrag
wurde von Löw e (Fortſchrittspartei) und von G reil (Centrums-
fraction) bekämpft. Greil sieht darin auch eine Beeinträchtigung
des verfaſſungsmäßigen Rechtes Bayerns auf eine ſelbſtſtändige Kriegs-
verwaltung. Dieses ſucht der bayer. Bundesrathscommissär Pfret ſch-
ner auszureden. Der Finanzminister Camph aus en, sodann die
nationalliberalen und freiconſervativen Abgeordneten Gumbrecht,
Bethuſy-Huc, Hirſchberg und Miquel sprachen für die Vorlage, und
ſchließlich wurde der Antrag auf Verweiſung an die Büdget - Com-
miſſion angenommen.

In der Sitzung vom Dienstag 24. fand erste Berathung
des Gesetßentwurfes über Rückzahlung der 5°%/0 Anleihe vom 21.
Juli 1870 statt. St.-M. Delbrück gibt auf Bemerkungen Richters
Erläuterungen insbeſondere auch über die bisherigen Verwendungen
der Kriegsentſchädigungsgelder; auf deßfallſige Vorlagen könne er
ſich aber für den Augenblick nicht einlaſſen. Bei der nun folgen-
den zweiten Berathung des Gesetzes betreffend die Controle des Etats
von 1871 beantragt Benda folgende Resolution: Der Reichskanzler
ſei aufzufordern, dafür Sorge zu tragen, daß dem Reichstage in
der nächſten Session ein Geſezentwurf über Errichtung eines Rech-
nungshofes für das deutſche Reich vorgelegt werde. Angenommen.
(Es kam die Interpellation Richter wegen der unrechtmäßigen Zu-
rückbehaltung von Reſerviſten und wegen des 4 Jahres bei der
Kavallerie zur Beantwortung durch den Kriegsminister. Die meiſten
Mißstände, sagte derſelbe, ſeien bereits erledigt; im Uebrigen gab
er Auſschlüſſe über die ſucceſſive Entlaſſung der Reserviſten, und
wegen des 4 Jahres Dienst von Kavalleriſten, wobei man sich ſcheint
beruhigt zu haben.

~ Die Räumung der 6 weiteren französischen Departements :
Aisne , Aube, Cöte- d’ Dr, Haute Saone, Doubs uud Jura durch
die deutſchen Truppen in Folge der Uebereinkunft vom 12. d. M.
hat am21. begonnen. Den Anfang machten die 4. Division im
Süden, und die bayeriſche Diviſion im Westen. Es bleiben nun
noch 50,000 Mann deutſche Truppen in Frankreich stehen. Die
verlaſſenen Gebiete dürfen mit französiſchem Militär nur für den
Bedarf der öffentlichen Sicherheit beſezt werden. Verletzung dieser

Eine amerikaniſche Crimiualgeſchichte.

für Stadt








(Fortsetzung.)

Mein Onkel, der mich da, wo wir vom Pferde gestiegen waren, erwartete,
war über mein langes Ansbleiben etwas übel gelaunt, doch beruhigte ich ihn
bald mit einigen Worten. Wir setzten uns wieder zu Pferde und ſchlugen
unsern Weg heimwärts ein.

Vie wir so ritten und über Manches sprachen, dachte ich an die öffentliche
Gerichtsſisung, doch wußte ich nicht, wann diese stattfinden werde. Ich wartete
bis unser Gespräch sich in einfache Bemerkungen über Dieß und Jenes ver-
laufen hatte. Zu meiner Ueberraſchung erfuhr ich ſodann, daß schon am näch-
sten Montag — heute war Freitag ~ unter dem Vorsſit meines Onkels, Orts-
richters Raymond, der Stewart Mill abgeurtheilt werden ſollte. Als ich dieß
hörte, wollte ich erſt meinen Onkel von meinen Hoffnungen und Befürchtungen
heuttet unterrichten, doch beſann ich mich und beſchloß meinen eigenen Weg

„Hat Stewart Mill sich ſchon eines Advocaten versichert ?“ fragte ich.

„Ellis Harrington vertheidigt ihn unaufgefordert, doch glaube ich nicht
troydem ich ſeine Gelehrtheit und ſeine Klugheit erkenne, daß er die überwäl-
tizzuve Evidenz der Schuld des Angeklagten erschüttern oder gar beseitigen

nNun , so werde ich ihm aſſiſtiren. Vielleicht gelingt uns beiden gemein-
ſchaftlich, der vernichtenden Fluth der Evidenz, welche einen ſchuldloſen Mann
zu verſchlingen droht, siegreich zu widerſtehen."

Der Oberrichter ſah mich überraſcht an und brach endlich in ein lautes
ſatyriſches Lachen aus.

nDu ihn vertheidigen! der Du nicht fünf Seiten im Blackstone gelesen
haſt, und nichts vom Kriminalcodexe kennst. Du und Vertheidiger ! und noch
in einer Sache wie dieſe. Du biſt nicht bei Sinnen“.
per Bage ms L 1% ECB sst

usdrücke.

„Gut! wenn Deine Dienste angenommen werden , thue was Du kannst.“

n„I< werde Stewart Mill befreienn. ;



Donnerstag den 26. Oktober

s





raten

und Land.ütz:

ler & G.
ünchen, Frankfurt u. Stuttgart rc.

1871.

„Inhalt der Annoncen-Expedi-
d. Mosse, Haasenstein&



Stipulation würde den sofortigen Wiedereinmarſch der Deutschen
nach sich ziehen. Dijon iſt seit Donnerſtag geräumt. Die Haltung
der franzöſiſchen Bevölkerung eine würdige.

Betreffs der Löſung in Desterreich begegnet das T. C. B.
der fieberhaften Spannung und den vielen Gerüchten, z. B. daß
der Kaiſer abgereist sei 2c. , mit der Mittheilung: in den Minister-
Conferenzen hätten alle Theile ihre Ansichten klar auseinandergesett,
eine Entſcheidung sei noch nicht erfolgt. ~ Rieger und Clam-Marti-
nitz sind in Wien eingetroffen, um mit Hohenwart über das kaiſerl.
Antwortsrescript auf die böhmische Landtagsadresse zu verhandeln.

Einer Wiener Depeſche der Karlsr. Ztg. vom 23. zufolge ſei
es nicht zu dem erstrebten Verständniſse gekommen und ſchärfer als
je ſtehe es bei der Frage : ob Beuſt ob Hohenwart. Bis auf diesen
Punkt seien die Verhandlungen zu Ende, und es fehle jezt nur noch
die Entſchließung des Kaisers.

~ Das Präsidium der 21. Generalverſammlung der kathol.
Vereine Deutschlands hat Namens derselben eine Ergebenheitsadresſe
an den hl. Vater gerichtet, in welcher mit dem Gelöbnisse der Treue
U N Z. S CC IE Fo tt i!
lobt wird. Die Versammlung habe von dem Geiſte der innig-
ſten Liebe zur kathol. Kirche und der treueſten Hingebung an den
hl. Stuhl sich leiten laſſen. In eben demſelben Geiste blicke sie
auch vertrauensvoll in die Zukunft, bereit, unter Sr. Heiligkeit Lei-
tung und Führung den falſchen Grundsätzen des Jahrhunderts ent-
gegenzutreten und jeglichen Kampf gegen die inneren und äußeren
Feinde der Kirche aufzunehmen.

„Mit Sehnſucht ſehen die Katholiken Deutſchlands dem Tage
entgegen, an welchem das von Dir berufene Vaticaniſche Concil seine
Berathungen wieder aufnehmen wird, um das große Werk, das es
so glorreich begonnen, die Verurtheilung der modernen Ideen näm-
lich und die Erklärung der ewigen Wahrheit des Glaubens, zu vollenden.

Zuversichtlich hoffen sie auch, daß in nicht zu ferner Zeit die
volle Unabhängigkeit Deiner weltlichen Herrſchaft wiederhergeſtellt und
ug! trat hes Triumph des Rechtes über die gottloſe Revolution

eſiegelt werde.“

Die Adresſe schließt wit der Gelobung des unverbrüchlichſten
Gehorſams , das Gelöbniß des heil. Bonifacius, des Apoſtels der
Deutschen, erneuernd. –

Ferner erließ das Präsidium Namens der 21. Generalverſamm-
lung Adressen an die Hochw. Erzbiſchöfe und Biſchöfe des König-
reichs Bayern ~ an die hochw. Biſchöfe der Schweiz und an den
hochw. Biſchof von Ermland.

nZweifelhaft, sehr zweifelhaft."

f g waren in der Vorſtadt angekommen und hörten auf mit einander zu
prechen.

Als ich Abends im Conversationszimmer eintrat, um Ela Raymond meine
Entdeckungen und meine Hoffnungen mitzutheilen, stand ich plötlich Jules
Pierre gegenüber. Die Vorſtellung geschah nach herkömmlicher formaler Weise
aber mein Auge durchſchaute den Mann mit einem einzigen Blicke. Während
Ella einige Augenblicke das Zimmer verließ, wurde unser Gespräch etwas freier.
Er ſsezien von Mitleid bewegt, sowohl für meine ſchöne Couſine, als auch für
Stewart Mill, sagte, er sei gestern auf der Jagd gewesen und habe Stewart
Mill seit mehreren Tagen nicht geſehen; er ſei noch nie in Green Hallow ge-
wesen, gedächte aber Morgen dorthin zu gehen und lud mich ein, ihn zu be-
gleiten. Sehr geneigt zur Prahlerei, sprach er fortwährend von seinen Besitzungen
in Südcarolina , von seinen Dienern und einflußreichen Freunden, ſo daß i
ihm die Bemerkung machte, daß das Leben für einen ſo begünstigten Sterb-
lichen sehr viele Reize haben müsse.

„Ja“, sagte er, „ich kann es nicht leugnen. Doch hat auch Unſereiner
sein Pech; denn vor einigen Tagen erhielt ich von meinen entfernten Lieben
einen Talizman der Liebe, und dieser iſt mir entweder gestohlen, oder ich

habe ihn verloren!".

„Das iſt ſchade! War er denn werthvol ?“ Ich hütete mich näher
.f fran gefätr flinftauſend Dollars werth. Eine Herrentuchnadel. Ein Diamant i
hot Ih fz tale ganzen Körper vor Freude und Entſeten, doch verbarg ich
meine Gefühle so gut es ging uud sagte: ; ; :
Echt Cs: das ist ein Mißgeſchick für Sie und um so mehr, da es ein

„Gewiß, sollte ich den Talisman jedoch jemals wieder finden, werde ich
ihn sicher keine Stunde mehr von mir lassen.“

_ yuNun, vielleicht bekommen Sie ihn noch wieder,“ sagte ich, da ich eben
nicht wußte, etwas anderes zu antworten.

Ich hoffe es."
(Fortſezung.; folgt).
 
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