Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienſtag, Donnerſtag
und Samstag. – Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.



für Stadt



Inseraten -Inhalt der Annoncen-Expedi-

s nîû 1. D tionen von Rud. Mosse, Haasenstein &
I! . j a nn e Vogler & G. L. Daube & Cie. in

München, Frankfurt u. Stuttgart 2c.





3 Bestellungen auf den Pfälzer Boten für das mit dem
1. Jan. 1871 begonnene neue Quartal werden von allen Poſt-
anstalten und Landypoſtboten noch fortwährend angenommen.

Deutſchland.

* Heidelberg, 9. Jan. Die Antwort des Grafen Beuſt auf
den Vorſchlag Preußens zu einem beſſeren Einvernehmen iſt in der
entgegenkommendſten Weise abgefaßt und erkennt rückhaltlos die neue
Gestaltung der deutſchen Dinge an. So liegt alſo nichts mehr im
Wege, daß Deutſchland und Desterreich ~ das Ziel aller unserer
Wünſche –+ ſich auf's Engste verbünden, ein Ereigniß, welches den
Frieden in Europa vo kommen verbürgen würde, ſobald der deutſch-
französiſche Krieg seinen Abschluß gefunden hat. Die Köln. Volks-
zeitung glaubt, und es hat dieſes auch große Wahrſcheinlichkeit für
ſich, daß die Anforderungen Rußlands an Preußen wegen der Frage
des Schwarzen Meeres ſehr viel zur Annäherung Preußens an Deſster-
reich beigetragen hätten. Jn diesem Falle würde Graf Bismarck
ſich nicht dazu hergeben, für ruſſiſche Jntereſſen auf der Londoner
Conferenz die Macht Deutſchlands einzuſeßzen, sondern er hätte es
vorgezogen, ſtatt deſſen sich an den Nebenbuhler Rußlands im Oſten,
an Oesterreich, anzuſchließen, was so viel bedeuten würde als eine
Umtehr der preußiſchen Politik in deren engen Beziehungen zu Ruß-
land seit den lezten Jahren. Ob alſo das Freundſchaftsanerbieten
Preußens an Deſterreich in der That einen größeren und dauenderen
Werth haben wird, muß sich in kürzeſter Zeit auf der Londoner Con-
ferenz, dem eigentlichen Prüfsieine desselben, herausſtellen.

* Heidelberg, 9. Jan. Die Vorbereitungen zur Wahl des
Reichstages werden int ganzen Lande durch Ausstellung der Wahlliſte
bereits getroffen. Der Reichstag soll bis Ende Februar, ſpätestens
bis Mitte März zuſammentreten. Jeder 25 Jahre alte bunde s-
angehörige Deut ſche, der in der betr. Gemeinde seinen Wohn-
sit hat, iſt in die Wählerliſte aufzunehmen. Da der Vertrag mit
Bayern noch nichi abgeſchloſsen iſt, sind bayeriſche Staatsangehörige
zunächst in eine veſondere Liste einzutragen.
| * Heidelberg, 10. Jan. Der Correſpondent der Algemeinen
Zeitung „Vom Oberrhein“ hat bekanntlich unlängst gräßliche Dinge
aus Raſtatt über Verſchwörungen französiſcher Kriegsgefangenen, die
ein furchtbares Blutbad zur Folge hätten haben können, erzählt und
dadurch allerwärts eine große Aufregung hervorgerufen. Wir haben
in unſerem Blatte, welches unnöthiges Aufregen der Gemüther auf's
Sorgfältigſte vermeidet, gar keine Notiz davon genommen, so großes
„Gedibber“ ~ denn dies iſt hier der einzig treffende Ausdruck
darüber auch in der geſammten Preſſe erhoben wurde. Wir hatten













Donnerſtag den 12. Januar











und den Charakter der Dbjectivität
an sich tragende Widerlegung iſt aus de;; militäriſchen Kreiſen von
Raſtatt in der Karlsruher Zeitung erfolgt. Darnach iſt Alles, was
der Mann erzählt, der früher als Scheerenſchleifer in der Augsbur-
„erin figurirt hatte, ~ verſtunken und verlogen, wie wir's
uns sofort dachten, denn jener Correſpondent war den ſtärkſten Ver-
muthungen nach abermals wieder fein anderer als – der Weckbäck!
41 ! H' llgerz; 10. Jan. Weitere Pro teſte sind erfolgt von
den Capiteln Mosbach und Stühlingei.
V Nußloch. Am 9. Jan,, Vormittags 10 Uhr, feierten die
hiesigen Eheleute Jakob Gänzler und Barbara Staudt ihre goldene
Hochzeit. Die große Betheiligung

recht daran gethan : eine ruhige

der Gemeinde an dieſem Feſte
gab den Beweis, wie auch das anſpruchloſeſte Verdienſt seine Aner-
kennung findet, und daßder Spruch Salomons : „Das Alter, wenn
es auf dem Wege der Gerechtigkeit gefunden wird, iſt eine Ehren-
krone," sich zu allen Zeiten bewahrheitet. Ganz besonders wurde
das Jubelehepaar erfreut durch ein an das Pfarramt gerichtetes
Schreiben des Hochw. Herrn Erzbisthumsverwesers und durch Hoch-
deſſen ihnen, ihrem Seelsorger und der Gemeinde Nußloch ertheilten
biſchöflichen Segen.

I Aus dem Taubergrund, 9.
in Sachſenflur eine Scheune, ein
Ursache des Brandes unbekannt.

Aus der Vorderpfalz, 30. Dec. „Jm Namen des Volkes“
wurden im vorigen Jahrhundert in Frankreich die unjäglichen Gräuel
der Revolution ausgeübt, während das Volk Ach und Weh! ſchrie.
„Jm Namen des Volkes“ hai Napoleon III. seinen der Republik
geſchwornen Eid gebrochen und ſich zum Kaiſer gemacht, während
man doch nur der Gewalt gehorchie. „Im Namen des Voltes“ hat

Jan. Geſtern Abend brannten
Slall und ein Keltergebäude ab.

er sich durch das betannte „Plebiscit“ auf dem bereits wankend ge-

wordenen Thron erhalten, während es unter der Asche schon bedeu-
tend glühte.. „Jm Namen des Volkes“ hat der italieniſche Raub-
könig Victor Emannuel sich freventlich vergriffen am Eigenihum der
Kirche und deren Oberhaupt beraubt, während doch nur das be-
jahlie Gesindel auf seiner Seite stand, dagegen der weitaus größte
Theil des Volkes mit der ganzen katholiſchen Welt den Frevel ver-
abſcheute. „Jm Namen des Volkes“ bot der Erz-Verſchwörer Prim
in Spanien einem fremden Prinzen die ſpaniſche Krone an, während
das Volk gar nichts davon wissen will und ein Attentat auf Prim,
dieſen Verräther, eine gräßliche Antwort gibt. „Jm Namen des Vol-
kes“ werden jetzt zwei große blühende Nationen durch einen furcht-
baren Krieg mit unſäglichem Elend und Jammer überfluthet. „Jm



Wer hat das gethan ?

(Eine Yeſchichte aus dem Leben.)
f (Fortſetzung.)
. H:13:48 37.088 1837Uſ0 P th;
Entſchluß, sie zu heirathen, ausführte und einſähe, daß ſie jezt bereits genug
éetrstt hte um eine gute Partie für ihn zu ſein, dann würde Menzingen

Herminens Zimmer lag zwei Stockwerke höher, gerade über dem Zimmer
neben der Küche im Souterrain, wo die Haushälterin ſich gewöhnlich aufhielt;
sie ſah von ihrem Fenster aus, daß Heinrich selten durch den Garten ging,
ohne mit „Liſette zu sprechen, und des Burſchen heiteres Gesicht verieth, daß
ſeine Schöne ſehr freundlich gegen ihn - wax. Herminens Hoffnung, daß ſeine
Liebe üher ſeinen Spekulationsgeiſt den Sieg davon tragen werde , war also
cuz ohne test. und diese angenehme Aussicht erhöhte noch ihre
j Das anſpruchloſe, ſo wenig verwöhnte Mädchen fühlte sich überglücklich
in den neuen Verhältniſſen. Selbst die Lage des Gutes erſchien ihr, was sie
am Abend ihrer Antkunſt nicht ſür möglich gehalten hätte, nicht allein erträg-
lich, ſondern ſogar ſehr hübſch und anmuthig. Das Regenwetter hatte einem
klaren Oktoberſonnenichein Plat gemacht, in dessen Glanze das herbstliche Laub

der Bäume nnd das helle Grün der Wieſen und der Saatfelder dem Auge

des Stadtkindes feenhaft reizend erſchien. Jeder Spaziergang, zu dem Leon-
hard ſie und kleine Schweſter regelmäßig am Mittag abholte, war ihr einFeſt,
M sie am Morgen die Stunden zählte, und wovon sie des Nachts

î Sie ahnte noch nicht,, weßhalb ihr das Herz ſo froh und doch ſo beklom-

men pochte, wenn sie an Leonhard's Seite das Wäldchen hinter dem Hauſe

durchstreiſte oder dem Laufe eines ſchlängelnden Baches folgte, oder mit ihm
durch Felder und Wirſen ging, wo er anzuordnen, nachzuſehen, zu besichtigen
hatte ; ſie glaubte, es sei die Freude über die Schönheiten der Natur, das In-
tereſſe an seinen Unternehmungen, was ihr dieſe Spaziergänge ſo angenehm
machte. Sie dachte entfernt nicht daran, daß die ſelige Empfindung, mit der
seine Blicke, ſeine Worte, seine aufmerkſame, fast ehrfurchtsvolle Sorgfalt sie
erfüllte, ein anderes Gefühl sei, als die dankbare Liebe, welche Frau Heiders



müttterliche Herzlichkeit und kindische Anhänglichkeit Anna's in ihrem Herzen
erregte. Leonhard war sich eben ſo wenig bewußt, weßhalb die ganze Welt
ihm verändert war, weßhalb ihm Gegenwart und Zukunft, ſonſt ſo trübe,
und alle ſonſt ſo drückenden Verhältnisse im roſigſten Lichte erſchienen, ſeit
Hermine da war. Er genoß dieſe glückliche Veränderung, wie man die laue

Frühlingsluft und den ſtrahlenden Sonnenschein genießt nach trübem, kaltem

Wetter. Keine Gelegenheit, in Herminens Geſellſchaſt zu sein, ließ er vorüber-
gehen. Nicht ihr reizendes Aeußere allein war es, was ihm das Herz geſtoh-
len hatte, obſchon er glaubte, daß es nichts Lieblicheres auf der Welt geben
könne als ihr Gesichtchen, wenn das Lächeln wie ein Sonnenſtrahl in ihren
blauen Augen aufging, und die Grübchen in ihren roſigen Wangen ſichtbar
wurden. Er meinte, wenn sie auch weniger hübſch, ja ſogar wenn ſie häßlich
wäre, müßte es doch unmöglich ſein, diesem herzigen, grundguten, unschuldigen
Kinde nicht gut zu sein. Er hatte ſchönere Frauen geſehen, viele, die talent-
voller, bedeutender waren, als die kleine Gouvernante Feiner Schweſter ; dem
jungen, schönen Manne, dem einzigen Sohne eines reichen Gutsbesiß ers, war
wohl ſchon manche begehrenswerthe Dame mit zuvorkommender Freundlichkeit
entgegengetreten; aber wenn er alsdann Abends im Zimmer ſeiner Mutter
Herminen gegenüberſaß, ſo dachte er an alle anderen Frauen gar nicht, oder
vielleict nur mit dem Gefühle, das er einmal empfunden hatte, als er nach
einer durchtanzten und durchſchwärmten Nacht in Gottes freie Natur trat, wo
eben die glänzende Frühlingssonne aufging und die Nachtigalu im feriſchen,
thauigem Laubgebüſch ihr herrliches Morgenlieds ſanee. | ]
Ungefähr vierzehn Tage waren so im süßen glücklichen Frieden über
Menzingen hingegangen, als Hermine eines Abends in der Dämmerung, nach-
dem sie ihre Lehrſtunden mit der kleinen Anna geſchloſſen hatte, über den
Gang eilte, der von ihrem Zimmer nach dem Wohnzimmer führte, das dicht
neben der Treppe lag. Da hörte sie Liſette unten mit einem Tone den sie
gar nicht an ihr kannte, so heiter und freundlich klang er, ausrufen : „Ach
mein Gott, ſind Sie wieder da?! Das iſt eine Ueberraſchung ! Sie sind wohl
zu Fuß gekommen ? Das iſt gut, daß Sie endlich wieder zu Hauſe ſind !"
(Fortſezung folgt.) h



Aus K o lo m e a in Galizien wird berichtet, daß dort auf der Wolfsjagd
zwei Gutsbesiter das Leben verloren. Dieſelben wurden von den Völfen an-
gefallen und zerrissen.
 
Annotationen