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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0115

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und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne für z ztadt :

Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. Z.

U§. 29.





EO E L sss

ahlergebnisse.

XIV. Wahlkreis. Rippberg: v. Kett eler 62, Dr. Herth 31.
Hornbach: v. Ketteler 53 (einſtimmig.) Höpfingen: v.
Ketteler 193, Herth 34. Reicholzheim: v. Ketteler 197,
Herth 19. Altheim: v. Ketteler 145, Herth 30, ungültig 2.

A]II. Wahlkreis. Ob ergimpern : Vering 127, Lamey 58. Un-
tergimpern : Vering 56, Lamey 24.

XII. Mahlkreis. Mönchz e ll: Kiefer 57, Fiſcher 46; alle Katho-
liken für Fiſche. Lob enfeld: Fiſcher 36, Kiefer 21, viele
Katholiken waren nicht in die Wählerliste eingetragen.

Zur Wahl in Spechba c iſt als Curioſum noch Folgen-
des zu bemerken:
Hier drohte der abgedankte Bürgermeister die Wahl anzu-

E I

fechten, weil Zettel ausgetheilt worden seien, der arme Mann!

Auch trug der Genannte, er heißt Bähr, kein Bedenken , den
jeßzigen Gemeinderäthen in offener Wirthſchaft vorzuwerfen :
ſie hätten nicht zur Regierung gehalten, nicht für dieselbe ge-
sorgt, weil sie den Leuten keine Kieferzettel aufgenöthigt. Dies
dient gewiß am besten zur Beleuchtung nationalliberaler Wahlen!
VIII. Wahlkreis. J f fe z h ei m: Lindau 240, Renk 14.
Winters dorf: Renk 53, Lindau 31.
(In Wintersdorf hat man alle Wähler mit gedruckten Wahl-
zetteln für Lindau abgewiesen ; ja, es wird uns berichtet, daß
der Acciſor im Angesicht eines Wählers einen gedruckten Lin-
dauzettel zerriſſen habe. Viele verzagte Wähler blieben deß-
halb weg und so erhielt hier Renk mehr Stimmen als Lindau. )
* Heidelberg, 7. März. Die uns zugegangene Nachricht aus
dem KIU. Wahltreiſe gab für Biſchof Frhr. v. Ketteler eine ge-
ringere Stimmenzahl an, als es der Fall war. Nach der Karlsr.
Zeitung erhielt: Biſchof Frhr. v. Ketteler 12,228 gegen 8,010,
die auf Dr. Herth von hier fielen.



Wahlergebniſſe aus der Kölnischen Volkszeitung.

Koblenz: Geh. Rath v. Savigny von der kathol. Partei
ßrſeat über die Candidaten der Freiconſervativen und National-

_ N euß-Grevendbroich: die bisher noch nicht feſtgeſtellte Wahl
hat séet einen entſchiedenen Sieg des kath. Candidaten v. Thimus

Essen: glänzender Sieg des kathol. Candidaten Dr. Krebs
über die Candidaten der Nationalliberalen und Socialiſten.
Aachen--Eupen (Landkreis) : Dr. A. Bock, einer der vor-

Wer hat das gethan ?
(Eine Yeſchichte aus dem Leben.)
(Fortsetzung.)

yLVie kam es denn, daß Sie nicht zu Hauſe waren ?“

Leonhard holte tief Athem und ſagte mit unverändertem Tone: ,Sie
kennen unsere unglücklichen Familienverhältnisse aus den Acten, Herr Juſtiz-
commiſsär. Sie können leicht denken, daß ich außer mir war üher das Vor-
gefallene. Hier mußte Rath geſchaſsft werden, ich konnte meine kleine Schweſter
nicht unter der Obhut von . . . im Hauſe laſſen, da Fräulein Hartwig nicht
bleiben konnte. Ich ging daher zur Ciſenbahn und ſuhr nach Düsseldorf zu
meinem Onkel, um mit ihm zu überlegen, was zu thun ſei; ob er Anna und
Hermine fürs Erſte zu ſich nehmen wolle , bis sich ein anderer Zufluchtsort für
sie fände und 0b er nir behilflich ſein könne zu einer Stelle, sei es nur als
Verwalter oder Rentmeiſter. Zum Glück, oder nein, zum Unglück, wurde auf
einem Gute, in der Nähe, dessen Eigenthümer eine größere Reiſe machen
wollte, ein Administrator geſucht. Mein Onke4 reiſte mit mir am nächsten Tage
und ich bekam die Sielle. Ich ſchrieb an Hermine . . ,«

„Den Brief wird sie nicht bekommen haben, ſchaltete der Advocat ein; das
Gericht wird ihn mit Beſchlag belegt haben.“

„Ich kam am fünften Tage zurück mit meinem Onkel, der Hermine ſehen
und denn sie und Anna mitnehmen wollte. O Gott, welche enlsezliche Nach-
richt erwartete mich ! Erlasſen Sie mir die Beſchreibung. ~ Ich wurde krank;
ich glaube, ich bin einige Tage ohne Beſinnung gewesen. Als ich wieder auf-

stehen konnte, ging ich hierher. Ich habe Ales aufgeboten, Hermine zu ſpre- |

hen, aber man läßt mich nicht zu ihr. Ich bin faſt wahnsinnig vor Angst
und Sorge un sie. Daß ſie nicht ſchuldig ist, dafür wil ich meine Seele und
Seeligkeit verbürgen: ich fürchte auch nicht, daß ſie verurtheilt wird, das iſt un-
möglich, verurthzeilen kann ſie Keincr, der ihr in's Auge ſieht; aber ſchon die
Haft, der Verdacht, der auf ihr laſtet, das Schwurgericht . . . wie entsetzlich
muß ſie dabei leiden! Wie erträgt sie ess Sie waren ja bei ihr, Herr Ju-
ſtizcommissär ; iſt sie leidend, iſt ſie ſehr unglücklich ?“

Er ſah bei dieſen leidenſchaftlichen Jragen dem Advocaten mit der höchsten
Spannung in's Gesicht.



Donnerstag



trefflichſten Katholiken Preußens und früher schon Reichstagsabgeord-





Inseraten - Inhalt der Annoncen-Expedi-

tionen von Rud. Mosse, Haasenstein &
und Land. Vogler & G. IL. Daube & Cie. in
é München, Frankfurt u. Stuttgart ec.

den 9. März

neter, mit großer Mehrheit gewählt.

R e es- Mörs: Sieg des kathol. Candidaten Frhrn. v. Lo ö
mit 6000 gegen 4000 Stimmen...

Lüdin ghauſ en-Warendorf: Sieg des Candidaten der
Katholiken Freiherrn v. L and s b erg mit etwa 1000 Stimmen
Mehrheit.

ht) Aus Württemberg hat man über die Wahlen noch nichts
Zuverlässiges; von Gegnern der Nationalliberalen sind bis jetzt als
gewählt nur zu verzeichnen Mo riß Mohl (Particulariſt) und Fürſt
Waldburg-Z eil, Candidat der Katholiken. ;

Deutſclan d.

k Heidelberg, 7. März. Die Frankfurter Zeitung lamentirt
mit gesperrter Schrift über die glänzenden Siege, welche die Katho-
liken in Rheinpreußen und Westphalen errungen haben. Alle libe-
ralen Fractionen seien durchgefallen, noch nicht eine einzige
liberale Wahl bis jetzt gesichert!

* Heidelberg, 6. März. Herr Dr. Böttcher, Redakteur
der Bad. Correſpondenz, hat sich bekanntlich dagegen verwahrt , daß
seine Correſpondenz von Herrn Oberſtaatsanwalt Kiefer q,influirt“
werde. Wir behaupten dagegen: entweder hat Dr. Böttcher in sei-
ner „Berichtigung“ die Unwahrheit geschrieben oder Oberſtaats-
anwalt Kiefer hat über denselben Gegenstand bei einer anderen Ge-
legenheit in einem Gespräche im Ständehaus die Unw ah rheit
geſagt, wo, wie wir uns recht gut entsinnen, von dem Abg. Baum-
ſtark gehört zu haben, Herr Kiefer seinen überwiegenden Einfluß
auf die Bad. Correspondenz zugeſtand. Hierüber mögen die Herren
sſich hören laſſen, ~ unser Blatt steht ihnen auch ohne Drohung
mit § 11 des Preßgesetßes zur Verfügung.

§ Wiesloch, 6. März. Das Gesammtergebniß der Reichstags-
wahl im XIII. Wahlkreis (der die Antsbezirke Wiesloch, Sinsheim,
Eppingen und Bretten und das Amtgericht Philippsburg umfaßt),
iſt folgendes:







Amtsbezirk : Vering, v. Göler, Lamey.
Wiesloch 2334. .. 256 7T75
Sinsheim . . 1180 413 4124. ;
Eppingen. . . . 560 83 2016
HGBlretten . . t1:1 591 ' 8369 2550
Philipppbbureg . . %2315 J 320
6980 1121 9785



+ Brühl, 4. März. Wie der Pfälzer Bote mittheilte, iſt
das Wahlreſultat bei uns gut ausgefallen, und zwar trotz den ver-

„Sie iſt ein wenig blaß, aber sonst, wie es ſcheint, wohl," war Hilmers
Antwort. „Sehr traurig ſcheint ſie jreilich zu ſein, aber ſie iſt merkwürdig
ruhig und gefaßt. Ich glaube, sie denkt eben ſo wenig daran, daß sie verur-
theil werden könne, wie Sie. Aber, ſetzte er zögernd hinzu, ich möchte sie un-
gern muthlos machen, indeß Sie müssen auch die Möglichkeit ins Auge fassen,
daß die Geſchwornen anders urtheilen, als wir. Es haben sich ſtarke Verdachts-
gründe gegen Fräulein Hartwig gehäuft und sie Jelbſt läugnet kaum, daß . ."

„Aber es iſt ja ſchon eine phyſiſche Unmöglichkeit, fiel ihm Leonhard ins
Wort, daß das zarte Mädchen Lisette hätte erdrosseln können..! ;

u I habe das Gutachten des Arztes gelesen, ſagte Hilmer, darnach ist die
Sache allerdings möglich. Sowie das Tuch um den Hals gelegt war, hatte
nur ſie nöthig, beide Zipfel zugleich ſcharf anzuziehen, ſo mußte die Haushäl-
terin erſticken.“
| g'flber sie würde sich gewehrt haben und sie war doch wenigstens eben so

ark wie Hermine."
r m.::
den sein." ;

«Herr Juſstizcommissär !“

„Ich ſpreche nur von der Möglichkeit und von den Verdachtsgründen.
Motive für die That sind ausreichend vorhanden. Sie geſtehen ſelbſt, daß
Fräulein Hartwig allen Grund hatte, die Ermordete zu hassen.“

„Grund, jawohl hatte sie Grund. Aber ſie iſt des Haſses unfähig, sie
liebt ſelbſt ihre Feinde. Eher glaube ich an des Himmels Einsturz, als an
Herminens Schuld.“ j

„An einen Mord glaube ich nicht, ſagte Hilmer; das Höchste was sich an-
nehmen läßt, iſt, daß die Haushälterin die junge Dante schwer gereizt und daß
dieſe in der Heſtigkeit des Effects, vielleicht sogar in der Selbſtvertheidigung,

| das unglückſelige Tuch ſo feſt angezogen hätte. Dafür würde auch der Um-

ſtand ſprechen, daß das Fräulein augenſcheinlich bemüht gewesen iſt, die Todte

ins Leben zurückzurufen durch Lüftung des Kleides und dergleichen. Auf diesen

Punkt werde ich auch meine Vertheidigung richten, wenn es mir nicht gelingt,

noch Beweiſe sür ihre Unschuld aufzufinden. Keinenfalls kann sie wegen

Mordes verurtheilt werden, höcſſtens wegen Tödtung. :
(Foriſeßung folgt.)
 
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