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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0119

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fälzer

Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag, Donnerstag fü k Htadt



und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufſchlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. H.



OS [n CES E E+ ETI" Gs

| _ L ülakhlergebrisse. | |
XIV. Wathlkreis. Fr eudenberg : v. Ketteler 185, Dr. Herth 4.
AI]II. Wahlkreis. Gro mb a <: Vering 101, Lamey 58. Ki r-

< a r dt: Lamey 168, Vering 45. ;

[Berichtigun g.] Wir haben die Wahlergebniſſe von Bühl
bei Offenburg und von Kuppenheim, wie sie in unserem Blatte
verzeichnet waren, dahin zu berichtigen: Bühl bei Offenburg :
Lender 59, Eckhard 15. Kuppenheim: Lindau 133, Renk 114.

Weitere kath. Wahlen in den Reichstag.

Meſchede: Sieger Peter Reichensperger, langjähriger katho-
liſcher Streiter in Gemeinſchaft mit seinem Bruder Auguſt, der
in Crefeld gewählt wurde,

Münter: große Mehrheit für den kathol. Candidaten v. H eere-
mann

Tecklenburg-Steinfurt: Sieg Mallindrod t's.

Mayen-Ahrweiler: Landgerichtsrath Grosmann,

Stadt und Landkreis Tri er: Rector Dr. Thaniſch,

Heinsberg -Erkel e nz: Rentner Lucius aus Aachen,

Wittlich-Berncastel: Bürgermeiſter a. D. Fier,

Adenau-Zell: Rentner v. Gr and-Ry in Aachen,

Bonn-Rheinbach: Aſseſſor v. Kesseler,

Cleve- Geldern: Oberbergrath Ulrich,

Rheingau: Dr. Lieber,

Beuthen, nördl. Theil: Graf v. Schaffgotſch,

B euthen, ſüdl. Theil: Graf Saurma-Jeltſch,

Rybnik-Pleß : Geiſtl. Rath Müller in Berlin,

Gleiwitß - Lublin itz : Geh. Rath Dr. Kr ätzig in Berlin,

Höxter-Warhburg : Kreisgerichtsrath Evers,

Paderborn-Büren : Frhr. Wild. v. K et teler (Bruder des hochw.

Bischofs v. Mainz), z

Heiligenſstadt- Worbis: Domcapitular Dr. Zehrt,

K empen: Advokat Pelzer II.,

S <leid en- Malmedy : Dr. Hasenclever,

Merzig-Saarlou.is: Friedensrichter Bellinger,

Konitz: Gutsbesitzer v. Haga-Radlit,
sämmtliche Gewählte der katholischen Partei angehörig. Beson-
ders intereſſiren wird es ohne Zweifel unsere Leſer, daß der
Jührer der Katholiken auf dem letzten preußischen Landtage,
Staatsminiſter a. D. Windthorſt in dem hannöverischen
Wahlkreis Meppen- Lingen die enorme Majorität von 15,992
Stimmen gegen 4786 Stimmen erlangte, welche auf einen un-
bedingten Regierungsanhänger fielen. ;







Samstag den 11. März



C

Inseraten- Inhalt der Annoncen-Expedi-
tionen von Rud. Mosse, Haasenstein&
* Voss. G VRC ;

und Land



* Zu den Wahlen.

Viele Momente haben sich bei den diesmaligen Wahlen vereinigt,
um ein ſchlechtes Reſultat für unsere Sache im Lande Baden wie
in Süddeutſchland überhaupt erwarten zu laſſen. Wir wenigstens
haben uns nie allzu roſenfarbenen Hoffnungen hingegeben, so leb-
haft wir auch überzeugt waren, daß immerhin große Massen für
unser Programm eintreten und auch in den ſchwierigsten Zeitlagen
uns treu bleiben würden, wie sich dieses auch in ausgiebigem Maße
erwiesen hat.

r ht .. hat die nationalliberale Partei im Süden es ver-
ſtanden, aus dem Kriege mit Frankreich ein großes Kapital zu ſchlagen';
ſie allein betrachtete sich als die Siegerin in diesem Rieſenkampfe und
wußte sich uls solche auch dem Volke darzustellen, während alle anderen
Parteien als offene oder heimliche Feinde der deutschen Sache ver-
lästert wurden, weil sie eine andere Gestaltung der Innenverhält-
niſſe Deutſchlands dem politiſchen Leben der deutschen Nation für
zweckentſprechender gehalten hatten, als sie durch den frevelhaften
Angriff Frankreichs sich gebildet hat und mit Naturnothwendigkeit
bilden mußte. Außerordentliche Ereignisse können Programme, die
nur für friedliche zeiten mit einer völlig normalen Entwickelung ge-
ſchrieben sind, zerreißen, und so war es auch bei dem unſerigen der
Fall : wir acceptirten die Thatsachen, wie sie sich boten, aber nicht
blos mit stiller Resignation thaten wir dieses, sondern mit freudigen
Gefühlen in dem erhebenden Bewußtsein, daß nunmehr das deutſche
Reich in altem Glanze wieder auferſtehe.

Wir waren uns dabei bewußt, stets und zu allen Zeiten eben-
ſo gute Patrioten gewesen zu sein, wie die Nationalliberalen, deren

qwiderlicher Hochmuth jettt alles Maß überschreitet und von denen

Jeder sich das Ansehen gibt und sich demgemäß in die Bruſt wirft,
als sei er ein Moltke, als sei er der wahre und eigentliche Besieger
Htg luth. * eqzichten auf alle die Verdächtigungen, die man ſeit die-
ſem Kriege gegen uns geschleudert hat, – sie haben aber bei Manchem

Jihre Dienste gethan und mehr haben unſere Gegner nicht erreichen

wollen. Wenn nur der Zweck erreicht wird, die Mittel galten ihnen
gleich, ~ das war die Parole, mit welcher man zum Kampfe gegen
uns ſchritt und nicht allenthalben hat man es auf unserer Seite verſtan-
den, die Angriffe abzuſchlagen und dem Volke ein richtiges Erkenntniß
der Lage beizubringen. Daß die mitten in die Wahlen fallende Friedens-
feier dadurch den Gegnern großen Vorschub geleiſtet hat, daß die von
den Beamten, Bürgermeiſtern u. s. w. in die Hand genommenen
Festlichkeiten vielfach zur Leitung der Wahlen in's liberale Fahrwaſ-
ſer benützt wurden, brauchen wir nicht beſonders hervorzuheben, –



Wer hat das gethan ? "mi
(Eine Yeſchichte aus dem Leben.)

(Fortſegung.)

„Sie 1ſt nur leider durchaus nicht zu bewegen, etwas zur Aufklärung der
Sache zu sagen. Sie gibt Ales zu was sie verdächtigt und antwortet auf alle
anderen Fragen mit Thränen oder mit der Bitte, sie nicht weiter zu fragen,
der Schein ſei ja gegen sie ; daß Lisette ihre Feindin gewesen, konnte sie nicht
läugnen ; es könne ja nichts nüten, wenn ſie auch ihre Unschuld betheuere, ſie
müſſe tragen, was Gott über ſie verhängt habe.“ |: !

„D, mein Gott ! rie
ihr Muth einſprechen, ihr ſagen könnte, daß noch nicht alles Lebensglück für
uns vernichtet iſt! Ihre traurige Lage, ihre völlige Hülfslosigkeit wird ſie so
niedergedrückt haben, daß ſie ſich widerstandslos in ihr Geſchick ergibt. Ich.
teun yt: zu ihr, aber Sie, Herr Juslizcommiſssär, Sie dürfen mit ihr spre-

en. a
bin, ihr eine neue Heimath zu bieten. Das arme Mädchen ist freund- und el-
texrnlos und ich bin es, der dies Unglück über sie gebracht hat. Wenn sie nicht
meine Verlobte wäre, ſo würde mein Vater ſie nicht ſo verfolgen. Herr Ju-
stizcommissär , Sie sind als kenn
hieße Sie beleidigen , wenn ich Sie antreiben wellte, alles Mögliche zu thun,
um eine Unſchuldige zu retten. Aber Sie retten nicht blos e in Leden, wenn |
Hermine frei wird; ihre Verurtheilung würde auch mein Tod sein.“

„n Seien Sie verſichert, Herr Heider, ſagte Hilmer erſchüttert, daß ich nichts
versäumen werde, ſchon aus Interesse für die Angeklagte, an deren Schuld ich
immer noch nicht glauben kann. Verſäumen auch Sie nichts, ſuchen Sie aus-
zuſpähen, wer der wirkliche Mörder iſt. Eines gewaltſamen Todes iſt die
Haushälterin geſtorben, daran iſt nicht zu zweifeln; es gilt, den Thäter zu
entdecken. Forschen Sie nach unter dem Geſinde, ob Niemand etwas Verdäch-
tiges geſehen oder gehört hat, ob die Ermordete noch einen andern Feind hatte.
Epen z nach Menzingen um Nachsorſchungen anzuſtellen, ich werde hier das

! e un..

_ Er entließ den „jungen Man

: mit dem Verſprechen seinen Auftraç; an die
Verlobte ouzzurichten nd ihm sob

a!d als möglich zu ſchreiben.

s Leonhard, außer ſich; wenn ich sie nur einmal sehen, |

gen Sie ihr, daß mein Onkel ſie aufnehmen will, bis ich im Stande |

tnißreicher, pflichtgetrener Mann bekannt, es) D

Er war kaum eine halbe Stunde allein gewesen, als an seine Stubenthüre
41 eine Weiſe geklopft wurde, die den Besucher als einen Landmann ver-
rieth. – — ;

hu rief er, ohne den Blick von den Akten zu heben. Herein !“ sagte
er nochmals ungeduldig, als das Klopfen zaghaſt wiederholt wurde und zu-
gieich ſtand er auf, die Thür zu öffnen. ' j

Ein junger Menſch im blauen Kittel ſtand vor ihm und fragte zögernd :
„Sind Sie der Advocat, der unsere Gouvernante, Fräulein Hartwig, beim
Schwurgericht vertheidigt ?“ jigut

Ueberraſcht betrachtete Hilmer den Burschen, der mit scheuer Verlegenheit
ſeinem Blicke auswich. „Wer sind Sie ?/ fragte er.

„Ich bin der Kutscher von Menzingen, Heinrich Kopp heiße ich, antwor-
tete der Burſche, indem er ins Zimmer trat und die Thür vorsichtig hinter
sich zu machte. Sind unſerm Fräulein sein Advocat ?“

„Ja, sagte Hilmer, indem er ihm einen Stuhl hinschob. Setzen Sie sich.
Haben Sie mir etwas zu sagen über Fräulein Hartwig ?“

„Ja, das hätte. ich wohl. Wir in Menzingen wollen Alle gern wissen
wie es mit ihr geht und ob es wahr iſl, daß sie vor's Schwurgericht kommt
auf Tod und Leben ?“ ; ;

yvwJa, das iſt so.“ j y
er Burſche wurde blaß und konnte einige Augenblicke nicht sprechen.
„Also doch, ſagte er endlich. Wir dachten in mer, die Herren vom Gericht soll
ten einsehen, daß sie einen dummen Streich gemacht hätten und sollten sie
". saliet J: sie denn für unschuldig in Menzingen ? fragte der Advocat
lebhaft. j
] æJa, Herr, da müßten wir nicht recht bei Verſtande sein, wenn wir das
nicht thäten. So’n schwaches Ding und ſo'n gutherziges Dingi Die könnte
keiner Flirge etwas zu Leide thun, wie viel weniger einem Menſchen. Sie
hätten ſir nur ſehen sollen, als unsere gute 'ſelige Frau krank war ! Nein
Hers, ver t:aut Keiner ſo was zu, der sie kennt.

„Aber einer muß es doch gethan haben,“ fuhr Herr Hilmer zu Heinrich



gewendet fort,. „Habt ihr in Menzingen einen Andern im Verdacht ?‘
(Fortſezung folgt.)
 
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