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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0413

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srſcheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag, Donnerstag
und Samſtag. ~ Preis : vierteljährlich 40 kr. ohne
Trägerlohn und Poſtaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. B.

¿. 104.

für Htadt



Deutſc<l and.
i ! Tauberbischofsheim, 4. Sept. Das gestrige Stiftungsfest
» des katholiſchen Männervereines war in jeder Beziehung ein gelun-
genes. Ju dem reich decorirten Vereinslocale „zum weißen Lamm“
hatte sich eine große Menge katholiſcher Männer aus hiesiger Stadt
und Umgegend zuſammengefunden und auch von weiter her waren
zahlreiche Gäste erſchienen, unter welchen wir Herrn Domcapitular
Lo < n er von Würzburg nennen an der Spitze einer Deputation
von 15 Mitgliedern des dortigen Vereines „Katholiſche Union“.
Herr Pfarrverweſer Schott begrüßte Namens des Vereines die er-
ſchienenen Gäſte, worauf Herr Dr. Biſsing von Heidelberg in
längerem, mit lautem Beifall aufgenommenen Vortrag die Kämpfe
auf kirchlichem Gebiete in früherer und jetziger Zeit schilderte. Nach
einer Pauſe, die von Musik und Geſang ausgefüllt wurde, ſprach
einer der Vorstände des würzburger Geſellenvereines, ein Bruder
des erwähnten Herrn Domcapitular, in gediegener Rede von dem
hohen Werthe eines ächten chriſt-katholiſchen Familienlebens, der ge-
ſundeſten Grundlage der Staaten, von diesen aber leider nur zu
vielfach mißkannt. Diese aus dem practiſchen Leben entnommene
Rede verfehlte ihres tiefen Eindrucks nicht, sie wurde mit lebhaftem
Beifalle aufgenommen. Es folgte eine Reihe weiterer Reden und
Toaſte, ſo von den Herren Pfarrverweſer Schott, Caplan Jörg er
von Königshofen, Caplan Epp von Waldürn, fsrüher in Tauber-
biſchofsheim, einem Bürger aus Gerchs h eim und dem Vor-
stande des hiesigen Vereines, Herrn Franz Mayer; den Glanz-
punkt aber aller Reden bildete die in Form und Inhalt gleich ele-
gante und gediegene Ansprache des in den Ruhestand getretenen
Herrn Stadtpfarrers Dr. Rombach, der mit kurzen, ſcharfen Stri-
chen die jetzige Lage zeichnete und insbeſondere das verderbliche Wir-
ken der gegneriſchen Presſe darthat. Schließlich dankte Hr. Franz
Mayer dem bisherigen Abgeordneten des Bezirks, Herrn Dr. Biſſing
ſür ſeine Thätigkeit in der Kammer, in der Preſſe und in so vielen
Verſammlungen des Taubergrundes und brachte ein Hoch auf ihn
als wiederautzuſtellenden Candidat für die Kammer aus. Letterer
erwiederte, daß er nicht hierher gekommen sei, um auch nur mit
einem Worte die Wahlen zu berühren; dieſem Vorſatze wolle er
auch jet getreu bleiben, da er das heutige Feſt nicht zu einer Wahl-
rede fur ſucy ausbeuten möge. Eben deßhalb nehme er auch Abstand
von einem eingehenden Wahlprogramme, das wie er glaube, sich am
beſten und türzeſten in dem eine n Sag zuſammenfasſen laſſe: „Wir
geben gerne dem Kaiser d. h. dem Staate was dem Kaiser iſt
denn wir sind keine Revolutionäre ~ aber dann erwarten wir
auch, daß der Kaiſer uns gebe was uns gehört.“

L\ Folgen eiues Wortbruches.



Sophie ſsaß bei einer feine i in i ä
rz uv. din Dh Zo zucht uu peut mi tcnith.
zelten K ) . i : nLaß, o Gott ! eine arme Wittwe
HH Luc qhe in Scfülun bo. yusht ttf
junger Mann in's Zimmer. f sf , und nach erhaltener Erlaubniß trat ein
Ihrer t U vet tr vi) DH Size ts mor
s Hg züin juhu U z UU Us eu ui roſer re:
abe. Sie wiſſen : vor kurzer Zeit ſtarb nach langen und schmerzlichen Leiden
mein Oheim, welcher mich, ſernen nächſten Verwandten, zum einzi Erben
seines nicht unbedeutenden Vermögens eingesetzt hat. tet run f:.
Tode ließ er durch mich ſeine Briefe und andere Papiere in mehrere Pakete
zuſammenlegen. Dieſe Pakete mußte ich verſiegeln und mit dem festen Ver-
ſprechen in meine Wohnung ſchafsen, daß ich nach seinem Tode sämmtliche
Briefe und Papiere ungeleſen vernichten wolle, da ihn der Gedanke an einen
möglichen Mißbrauch derſelben ſehr beunruhige. Neugierde, Mißtrauen, oder
eine anbete utcole Regung hielten mich ab, meinem Verſprechen nach ukommen.
Was fand ich unter den flüchtig durchgesehenen Papieren? Diese h! ehöriger
Form gefertigte Vertragsurkunde, worin die nach unsern fs en hee
h NUM R M Er rs

tr o rtl qt qi die Urkunde. ; ]

"Sagen Sie das UU S & s! geuttt . unerlaubtem Be-
ss: §1 e begonnen, gebot mir nun die Pflicht fortzuſesen. Weiter forſchte
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dieſer Urtunde müsse emmal aufhören, weil ſie nicht als einziges und mächti-

es Beweismi | ei ;; ;
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Donnerstag den 7. September





Inſseraten-JInhalt der Annoncen-Expedi-

§ D Ü D Fonen von Rud. Mosse, Haasenstein&
11 an 4. Vogler & G. I:. Danube & Cis. in

München, Frankfurt u. Stuttgart 2c.

1871.




So
licher Feſtball statt, bei dem trot der großen Hitze zahlreiche Paare
sich des Tanzes erfreuten.

x Bruchſal, 4. Sept. Zu Linz in Österreich hat der abge-
haltene Lehre riag am 29. Auguſt d. J. in vier Sägen die Ab-
ſchafsîung des confeſsionellen Religionsunterrichtes und eigener
Religionslehrer in den Schulen gut geheißen. Dieſer Lehrertag ist
ein würdiges Seitenstück zu jenem in Wien vom vorigen Jahre, der
schließlich in eine gottlose Tollhäuslerei ausartete und jeden ordent-
lichen Menschen mit Ekel und Trauer erfüllte, weit allda Ansichten
und Grundsätze entwickelt wurden, die man höchſtens noch den Pari-
ſer Mordkerls, nie aber Lehrern verzeihen kann. Entchristlichung
der Schule ~ ſteht als Hauptjay gegenwärtig auf der Fahne
des Fortschritts. Zu diesem Zwecke verbreitet sich von Berlin aus
über ganz Deutſchland der „Verein für Freiheit der Schule“. Von
welcher Farbe dieſer ganz neue Verein iſt, geht daraus hervor, daß
er die Schrift von Dr. W. Fricke des Titels : „Iſt der Religions-
unterricht in der Schule eine pädagogiſche Nothwen-
digkeit“ mit dem ersten Preiſe gekrönt hat. Diese gekrönte Preis-
ſchrift will aber jeden bestimmten Religionsunterricht aus der Schule
verbannt wiſſen. So steht dieſe Sache. Und wir werden es wahr-
ſcheinlich über kurz oder lang erleben, daß in den Ständekammern
ein Gesetz auf Abſchaffung des Religionsunterrichtes in den Schulen
verlangt wird. Bei dieſem überall her sich vorbereitenden Sturme
auf die Schule erinnert man ſich unwillkührlich an die Commune
in Paris, die ganz im Sinne des Vereins für Freiheit der Schule
als eine ihrer erſten Amtshandlungen die Entfernung der Crucifixe
aus den Schulen beschloß und damit auch zugleich die Entfernung
der Religion. Das liberale Treiben in Deutschland lauft auf das-
selbe hinaus, darum auch der Ingrimm, wenn da und dort der
Schulrath mit katholiſchen Männern und Geistlichen besetzt wird.
Die meisten katholischen Eltern haben von der Gefahr für ihre kath.
Schulen gar keine Ahnung und man kann deßhalb nicht laut genug
warnen, daß sie auf der Hut ſein mögen, insbeſondere daß die
uu! bei qlles Wahlen keine gewisſenloſe Gleichgültigkeit an den

ag legen sollen.

endete dieser ſchöne Tag, ~ Abends aber fand ein sröh-

xX Bruchsal, 4. Sept. Die Tage des Großh. Verwaltungs-
hofes dahier sind gezählt. Die Möbelwagen entführen bereits Akten-
kiſten und Schränke 2c. nach Karlsruhe. In nächſter Woche wird
das Beanitenperſonal dahin nachfolgen und so können wir ſchließlich
der Erinnerung leben, daß hier auch einmal der Großh. Verwal-
tungshof gewesen iſt. Der Abgang der vielen Beamten wird manche
Wohnung frei laſſen, ohne daß dadurch die Mirethzinſe herabgedrückt

betreffenden Notars ausgebrochenen Brande nebſt andern Aktenstücken, oder
auf andere Weiſe zu Grunde gegangen. Die Gattin, den Notar, den Schrei-
ber, viebeitht auch alle andern Perſonen, welche von dem Vertrage gewußt, habe
nach einander der Tod hinweggerafft, da ſchon ſeit zwanzig Jahren kein lebender
Verwandter seiner Gattin Anſprüche auf ihr Vermögen erhoben. Die Urkunde
und dieser kaum vier Jahre alter Brief begründeten in mir die Ueberzeugung,
daß mein Oheim das Vermögen ſeiner Frau unrechtmäßig und heimlich zurück-
behalten und noch heute bin ich bereit, Ihnen als der einzigen, noch lebenden
Verwandtin meiner verblichenen Tante dasſelbe mit den bis jetzt erwachſenen
Zinsen bei einem Notare zurückzuſtellen."

„D Gott!“ rief Sophie mit einem dankbaren Blicke nach oben, „in der
größten Noth haſt Du mir einen ſolchen Wohlthäter gesandt.“

„Was Ihnen als eine Wohlthat erſcheint“, verſegte Loden ſehr ernst, „iſt
für mich ein Akt der heiligſten Pflicht, eine empfindliche, aber gerechte Bestra-
fung meines Wortbruches. Doch der Gedanke tröſtet mich, daß mein Fehl-
teu us Segensquelle für eine bedrängte Wittwe und eine vaterloſe Waiſe

ildet. :

„Mutter ! Mutter !“ rief eine Stimme aus dem Nebenzimmer.

„Meine Kleine iſt erwacht,“ ſprach Sophie und eilte an's Bett ihres Kindes.
UU (U K. U MR EL B EG
M N U h t s uten
Ut Uhrfethes. aber auch der edlere Hunger nach geiſtiger Ausbildung
oll geſtillt werden.“



Wie die „Fr. Z.“ vernimmt, ist es der Polizei gelungen, in Frankfurt
einer Falſchm ü nz er- Bande , welche sich mit dem Anfertigen von badi-
schem Papiergeld, namentlich Zehn-Guldenſszeinen beſchäftigte, aufzuheben, und
die Theilhaber ſammt Platten und Steinen hinter Schloß und Riegel zu bringen.
Die Falſificate ſollen mit einem Fleiß und einer Geschicklichkeit gefertigt ſein,
daß sie nur höchſt schwer von den echten Scheinen zu unterſcheiden ſeien.


 
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