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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0589

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âlzer

Erſcheint wöchentlich 3 Mal: Dienftag, Donnerſtag fü k H tad t

und Samftag. ~ Preiz : vierteljährlich 40 kr. ohne
Dienstag den



T rägerlohn und Poftaufſchlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. H.

eJ2. 148.



§ m

Tagesb eri < t.

~ Auf heute , Montag 18. Dez., fällt der Jahrestag des
glänzenden, mit ſchweren Opfern errungenen Sieges der badiſchen
Truppen bei Nuit s. Für Karlsruhe iſt als Theil der bezüglichen
Gedächtnißfeier ein Traueramt in der kathol. Stadtpfarrkirche ange-
ordnet worden.

~ Der öſterreichiſche Reichsrath iſt durch kaiserliches Reſkript
auf he .. Febr. k. Jahres einberufen. Bisher nannte man den

~ Seit dem 15. iſt in dem Befinden des Prinzen von Wales
eine günstige Wendung eingetreten.

~– In der franzöſiſchen Nationalverſammlung sind, wie die
Blätter verſichern, für die heute, Montag, beginnende Finanz-Debatte
stürmische Sitzungen zu erwarten. Am bedeutungssvollsten iſt aber,
daß die Frage über den Eintritt der beiden Prinzen von Orleans
in die Assemblee, welchen dieſe, unterstützt von ihrem Anhange unter
der Majorität, dringend begehren, von Thiers aber bis jetzt abge-
wieſen, oder doch hingehalten wurden, in der Montagssitzung zum
Austrage gebracht werden soll. Man ſchreibt deßfals aus Paris :
Der Abg. B runet ſoll den directen Antrag stellen wollen, daß
die Prinzen alsbald und ohne weiteres ihre Site in der Kammer
einnehmen, indem sie dazu nicht blos berechtigt, ſondern auch ihren
Wählern gegenüber verpflichtet seien. Es heißt nun, daß die äußerſte
Linke dieſen Antrag unterſtüten werde, um eben einen Bruch zwiſchen
der Majorität und der Regierung herbeizuführen, und die letztere
dadurch zu nöthigen , entschieden Farbe zu bekennen, und offen ent-
weder die monarchiſtiſche oder die republikaniſche Fahne aufzuziehen.

~ Eine Gruppe der Majorität der Versailler Nationalverſamm-
lung hat in aller Form dem Herzog von Aumale die Präſidentſchaft
der Republick angeboten, sofern sein Eintritt in die National-Verſamm-
lung Thiers’ Rücktritt veranlaſſe. Thiers sprach sich in der Com-
mission für die Rückverlegung des Regierungssitzes nach Paris aus.
Das gesammte Cabinet iſt damit einverſtanden. Ein Gesetz für den
Etz clzstktterrih iſt in der Nationalverſammlung zur Vorlage
gebrahet.
~ Es iſt doch großartig, wie heutzutage mit der Wahrheit
umgesprungen wird! Da hat der bayeriſche Cultusminiſter v. Lutz
im Reichstag geſagt, die Kirche wolle über den Staat herrſchen.
Nun aber herrſcht in Bayern der Staat über die Kirche, und der
Herrr Cultusminiſter, der dieſe Herrſchaft führt, thut, als wüßte
er das nicht. Der König ernennt in Bayern die Biſchöfe, ferner
die Hälfte der Mitglieder der Domkapitel, der König besetzt mit ge-
ringer Ausnahme die Pfarreien und Benefiziee. Gegen manche

D er R u b ric at or.
(Fortsetzung).



Nachdem der Graf von Kent seine Mittheilung beendet hatte, wandte er
sich an Henryot und fragte ihn auf franzöſiſch, ob er mit den Straßen von
Paris vertraut genug ſei, um ihn ſchleunig und sicher auf den Weg nach Flan-
| dern zu bringen. Ich werde Euch reichlich belohnen,“ sette er hinzu.
„Ich bedarf keiner Belohnung“ , jerwiederte Henryot. „Ich will Euch
znr. und sicher nach der Straße von Flaudern führen , wie Ihr es
„Aufgebrochen alſo, und Gott und der heilige:Georg mögen uns beistehen!
Ihr, Theure, holt Euren Sohn, und nehmt Eure werthvollſten Kleinodien an
Euch ; ich gehe, um einen Zelter und zwei Reitpferde zu ſatteln.«
Nach wenigen Minuten kam der Graf von Kent zurück und meldete, daß

Alles bereit ſei. Die Königin, welche ihr Kind auf dem Arme trug, folgte
ihm mit Henryot, und alle drei machten sich auf den Weg, anfangs im Schritt
sss tit §oeteht. bald darauf aber im Galopp und mit aller Geſchwindigkeit
ihrer Pferde.

| Der Tag begann bereits zu dämmern, als sie noch immer mit derselben
Geschwindigkeit dahinjagten. Mit ihrem Schmerze und ihrer Gefahr beschäftigt,
hatte Keines von den Dreien bisher ein Wort geſprochen. Auch das Kind
schlief seinen Schlummer ruhig weiter.

Die Königin hatte mehrmals die Züge ihres Führers beobachtet urd der

Ausdrutk tiefen Schmerzes darin war ihr nicht entgangen. Sie unterbrach zu-
, t<ſ vos düſtre Schweigen, indem sie sich mit folgenden Worten an Henryot
| re tit. 't h.! z Rs ud um uuſete sstette gen 1.
tz! zan. Z?! daß Ihr unsere Flucht begünſtigt habt, so könnte Euch

Henryot ſeufzte und schien aus einer Art Lethargie’ zu erwachen.

; nDas Leben hat für mich keinen Werth mehr“, sagte er.

_ nuUnd warum ?“ frug theilnahmvoll die Königin.









Inseraten - Inhalt der Annoncen-Erpsdi-
E, as ens te in&

D D tionen von Rud. Mosse, Ha i
un Lan § Vgglsr & G. L. Daube & Cis. in

nchen, Frankfurt u. Stuttgart ec.
1871.

19. December



. R- . ~r









Pfarreibesetzung hat die Kirche ſchon protestirt und den vom Staat
Ernannten als untauglich und ungeeignet erklärt ~ das half aber
nichts, der Staat besetzt die Pfarreien nach Belieben uud die ,herrſch-
ſüchtige“ Kirche muß es sich gefallen lassen. Nicht einmal die Pre-
diger in größeren Städten oder die Religionslehrer an Mittelſchulen.
darf die Kirche anſtellen, ſelbſt die Meßnerſtellen besetzt der Staat;
so meldet die Rheinpfalz. Jeder Verein verfügt frei über sein Ver-
mögen; die Kirche aber mit Nichten. Die Kirche hat höchſtens das
Recht, einen Wunsch auszusprechen, wenn man sie je noch fragt.
Ueber ihr Vermögen aber verfügt der Staat. Unter ihm, nicht
unter der Kirche ſteht die Verwaltung des Kirchenvermögens. Vom
Staat muß sich die Kirche das Quantum des Oels für die Altar-
lampe, die Ausgaben für die Kirchenkerzen tc. vorschreiben lassen,
und was sie an die niedrigsten Kirchendiener ausgibt, das muß ſie
durch Vorweis der Zeugniſſe derselben dem Staat nachweiſen. Wenn
die Kirche ihr Vermögen, so wie es sich gehört, in ihrer Gewalt
hätte, könnte es nicht geſchehen, daß abgefallene, abgeſette und der
Kirche gar nicht mehr angehörige Leute den Gehalt für Kirchenämter
fortbeziehen, denen sie gar nicht mehr vorſtehen. ~ Auch das mußte
Hr. v. Lutz wiſſen, als er eine unwahre Behauptung ausſprach,
denn er iſt gerade als Cultusminiſter der Mann, durch welchen der
Staat dieſe ſeine Herrſchaft in der Kirche ausübt. Täuſcht man so
Reichstag und Volk ? i

~ Aus dem Ermlande haben 227 Familienväter eine Eingabe
an den Kaiser und König gerichtet, worin in Betreff der bekannten

Angelegenheit beim Gymnaſium zu Braunsberg um Gerechtigkeiin.

und Schutz der Rechte der katholiſchen Familienväter gebeten wird.
Darauf reſkribirte der Kultusminister im königlichen Auftrage, der
Beſcheid, den der König ſelbſt auf die Vorstellung der Bischöfe in
derſelben Angelegenheit ertheilt habe, gelte auch für diese Petition,
welche ihre Erledigung in der vorerwähnten königl. Verbeſcheidung
finde, da der Antrag der 227 gleichfalls von der unrichtig en,
durcy die Eingabe der Ermländer in keiner Weiſe unterſtütte
Voraus set ung ansgehe, als habe die Staatsregierung bei ihren
Verfügungen in der Braunsberger Gymnasial-Angelegenteit die be-
stehenden Gesetze außer Acht gelassen, oder unrichtig angewendet.
Von der „Germania“ wird aber nun überzeugend nachgewiesen,
daß in der Verfahrungsweise des Ministeriums bezüglich des vor-
liegenden Falles eine Verlezung des Art. 15 der preußiſchen Lan-
desverfaſſung liege. – Die Sache iſt bekanntlich von der Centrums-
fraction vor das Abgeordnetenhaus gebracht.



„Das, was mich hätte glücklich machen können, habe ich für immer ver-
loren." erwiederte Henryot.
"its s jung noch und ſchon hoffnungslos unglückliG ? DWMie geht
Henryot erzählte mit wenigen Worten sein trauriges Liebesverhältniß mit

Margarethen. Diese Mittheilung machte auf die Königin einen tiefen Eindruk..

Eine so reine edle Liebe war ein bitterer Vorwurf für diejenige, welche sich
durch ihre Leidenſchaft hatte hinreißen lafsen, zwei Königreiche zu Zeugen ihrer
sträflichen Liebe zu dem Bruder ihres Gemahls, zu dem Grafen von Kent,
ht "Ju Üedanken verſunken sette die Gesellſchaft ſchweigend ihren Weg fort.
. Jetzt erreichten die Reiſenden das Gefolge, welches auf sie wartete. Die
Königin überreichte Henryot einen kostbaren Ring, den sie ihn als ein Anden-
kz an Ä! Z omehren bat. Der Graf von Kent nahm ihn mit ernſter
; ; ;
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vorſtellen könnt. Wenn unſere liebe Frau und der heil. Georg uns beiſtehen,
ſo ſolt Ihr an den heutigen Tag noch errinnert werden.“
fg ( U cter uU Z lh t r. eau zB hm yt tects
und in seiner einsſamen Kammer ‘die Buchſtaben eines tt > cipecs zu

verzieren.
(Fortsetzung folgt.)

Das in Leipzig erſcheinende illuſtrirte „Neue Blatt“ ist von einem ſeiner
Abonnenten angegangen worden, Porträts der neuen öſterreichiſchen Miniſter (es
iſt übrigens nicht geſagt, welche der lezten Serien gemeint iſt) zu veröffentlichen.
Darauf antwortete die Rcdaction : „Die neuen öſterreichiſchen Minister im Porträt
zu bringen, ist für ein Journal eine gewagte Sache. Che die Stöcke in Holz ge-
ſchnitten sind, kann bereits wieder ein neues Ministerium am Ruder und können
die Porträts der gefallenen Größen veraltet sein. – Seit dem Rücktritt Metter-
nich s’s am 31. März 1848, also in einer Periode von 23 Jahren, hat Oefter-
reich 110 Minister gehabt. Von denselben sind 23, also gerade jährlich einer, ge-
ſtorben. 87 leben noch und erfreuen sich ihrer Pensionen. Dieselben betragen
durchſchnittlich 400010,000 fl
 
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