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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0605

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SGeſcheint wöchentlich 8 Mal: Dienktag, Donnerſtag

Trägerlohn und Poftaufschlag. Inſ.-Geb. 2 kr. d. B.



F nseraten-Inhalt der Annoncen-Expedi-

D Ü D tionen von Rud. Mosse, Haasensteind
q111 an e Vogler & G. L. Daube & Cle. in

München, Frankfurt u. Stuttgart 219€.



M 152..







ZA m Zaßres [tue.

Im Eingange des dahinſcheidenden Jahres strahlte über unse-
rem theueren Vaterlande die Glücksſonne mit ewig denkwürdigem
Glanze. In zahlreichen blutigen Schlachten eines der größten und
ſchrecklichſten Kriege der Neuzeit war der Feind bereits von den
tapferen, brüderlich vereinten Schaaren der deutſchen Krieger gründ-
ich besiegt ; deſſen nachgefolgte lezte Anstrengung für einen Kampf
bis zum Aeusserſten vermochten nicht dea Siegeslauf des deutſchen
Genies und Heldenmuthes zu hemmen, und als der holde Früh-
ling wiederkehrte, war das unvergängliche Ruhmesblatt in die vater-
ländiſche Kriegsgeſchichte endgiltig eingeflochten. ;

Der innere Hader hatte geſchwiegen; man war ein einig Volk
von Brüdern, und aus den glorreichen Siegen im Nationalkriege
entſtieg das neue deutsche Reich und Kaiſerthum, in weltgebietender
Machtfülle. Groß und allgemein war die Freude über die bewieſene
Kraft und Einigkeit ~ vieltauſendfach kam sie zum Ausdrucke, ge-
rade von Jenen am lautesten, welche bald darauf die brüderliche
Gesinnung in ſchnöder Weise wieder verleugneten.

Für den inneren Frieden ſchien anfangs ein beſſerer Stern
aufleuchten zu wollen. Man Jagte sich unsererseits mit dem Dichter :
„Vorbei iſt die kaiſerloſe, die ſchreckliche Zeit, und ein Richter iſt wie-
der auf Erden“ = allein nur allzubald ſollte der Schimmer dieſes
Morgenroth's für inneren Frieden auf confeſſionellem Gebiete vor
dem heftiger als je hervorbrechenden Geiſte der Lüge, des Jrrwah-
nes und des konfeſſionelen Haſſes wieder verbleichen. Die soeben
noch brüderlich den äuſſeren Feind mit ihrem Herzblute bezwingen
geholfen, die Katholiken, erhielten zu ihrem Lohnantheile anſtatt der
friedlichen Wohnung im gemeinſchaftlichen Vaterhauſe die Ankün-
digung eines Vernichtungskrieges im Junern. Fesſellos tobt die Lei-
denſchaft gegen sie; Vaterlandsloſe wagt der Parteigeiſt sie zu nen-
nennen; kein Schimpfwort 1ſt zu roh, keine Läſterung und Verleum-
dung zu abſcheulich und gemein, um ihnen erspart zu werden bei der

grimmigen Verfolgung. Als Auswürflinge und rechtloſe Heloten

ſie zu behandeln glaubt eine übermüthige Partei berechtigt zu ſein
und was das Trübſeligſte an diesen verdammungswürdigen unseligen
Zuständen iſt: auch deutſche Regierungen folgen dem Zuge der
Verblendung und den Einflüſſen des Lügengeiſtes, welcher in ver-

D er Ru b ricator.
(Fortsetzung).



St; Der sst antwortete nicht und Philipp von Valois fuhr nach kurzem
weigen fort:

„Und welche Streitkräfte wollt ihr einem ſo furchtbaren Feinde, der nie-
mals etwas verziehen hat, gegenüberstellen ? Die Finanzen sind erſchöft ; Jhr
würdet ſämmtliche Steuerpächter und Domänenverwalter vergeblich auf die
Folter spannen, sie werden ſich lreber umbringen lassen, als daß sie einen Heller
hergeben, wie man es an Gerard von Guette und ſo vielen Anvern ſehen
kann. Auf die Hilfe der großen Vaſallen und Lehnsträger der Krone kann
man nicht rechnen; das engliſche Gold hat eine große Zahl derselben gewonnen ;
und die übrigen haben viel zu viel damit zu thun, untereinander sich zu befehden,
als daß sie daran denken könnten, Euch zu vertheidigen. Es bleibt Euch nur
e ine Hilfe übrig ; die Liebe und Dazwiſchenkunft Eurer Schweſter, die Euch
noch liebt trog der harten und unhöflichen Behandlung, welche Ihr derselben
bewieſen habt. Doch dieſe Hilfe wird Euch von heute an für immer verloren
sein, wenn Ihr zugebet daß man einen Mann hinrichtet, der ihrem theueren
Edmund an dem Abend, wo Ihr ihn Hugh Spencer zu Gefallen habt ermorden
lassen wollen, ohne ihn zu kennen das Leben gerettet hat. Ich habe die
Sache ſoeben von einem würdigen Prster vernommen, der den jungen Mann
zum Tode vorbereitet hat und mich aufsuchte, um die Rettung eines Unſchul:
ſchuldigen zu erbitten. Hier iſt ein Ring, den Eure Schwester ihrem Retter
als Pfand der Dankbarkeit gegeben hat, als Beweis der Wahrheit."

Auf die Aufforderuug des Königs ging dann der Graf aus die genauesten
Details ein g? erzählte ihm, was der Leſer im Anfange dieser Erzählung
vernommen hat. t.

„Gs gibt noch ein Mittel, aus diesen Vorfällen Nutzen zu ziehen," ſagte
der König uach einigem Nachdenken, „meine überſpannte Schwester iſt eine
entschiedene Liebhaberin des Wunderbaren. Helft mit, Philipp, und Alles
wird vortrefflich ablaufen. Geht, befehlt, daß man in einer Stunde jenen
Mann nach der Notre-Dame-Kirche führe, damit er öffentlich Buße thue und
von dort zum Richtplat abgeführt werde."

Der Graf blickte fragend und voll Erstaunen den Monarchen an, der jedoch
seinen Befehl wiederholte. t

„Thut, was wir Euch auftragen, Coufin,“ sagte er mit mehr Würde ,, als
t h Mk f LL He Ms ftureutsr zen tr.
herren und befahl ihnen, ihn ſchleunigst anzukleiden. ' ;

Samstag den 30. December










hängnißvoller Weiſe die hochcivilisirtesten Länder des europäiſchen
Continentes verpeſtet. :

Mit dieſem traurigen Erbe hat uns das abgelaufene Jahr be-
schenkt. Wir scheiden von ihm betrübt, aber nicht entmuthigt,
denn der alte G ott lebt noch, und das Verhältniß ist ein zu un-
gesundes , unnatürliches, als daß daſſelbe Beſtand haben könnte.



Anſchlußerklärung
der Geistlichen des Landkapitels Waibstadt.

Die Unterzeichneten schließen sich dem Proteste unſers hochwür-
digſten Herrn Erzbisthumsverwesers Dr. Lothar von Kübel v.
4. d. M. gegen die verläumderischen Anschuldigungen auf dem Pro-
teſtantentag zu Darmstadt gegenüber unserer hl. Kirche, ihrer In-
ſtitutionen, und besonders der hochverdienten Väter der Geſellſchaft
Jeſu mit voller Seele an.

Z uzenh au sen, den 20. Dec. 1871.

Sch mi d t, Decan uud Pfr. zu Dielheim. Bi e h ler, Kammerer
und Pfr. zu Spechbach ; Ro ch e ls, Definitor und Pfr. zu Sins-
heim; Weber, Pfr. in Grombach; Eimer, Pfr. in Hilsbach ;
Köh ler, Pfr. in Balzfeld; Berberich, Pfr. in Rothenberg;
Steinhart, Pfr. in Mauer ; Me y er, Pfr. in Bargen; Mor-
genſtern, Pfrv. in Obergimpern; Juli er, Pfr. in Mühlhauſen;
L ö w, Benefvſr. in Mühlhauſen; K nörz er, Pfrv. in Waibſtadt;
Weis, Pfr. in Elſenz; Mo ß bach er, Bibliothekar und Pfr. in
Haßmersheim; G eh rig , Definitor und Pfr. iu Richen ; Wieſse,
Secretär und Pfr. in Steinsfurth; Burbach, Pfr. in Siegelsbach,
Gr os, Pfrv. in Zuzenhauſen; Lei ſt, Pfrv. in Schluchtern; Albert,
Vicar in Waibſtadt; Böse r, Pfrv. in Neunkirchen; Leuſer, Vicar
in Haßmersheim; Bechtold, Vicar in Grombach; Konstanzer,
Vicar in Spechbachz Ke im, Vicar in Dielheim; Meidel, Vicar
für Aglasterhauſen.

Zur Beglaubigung:
Zuzenhauſen, den 20. Dec. 1871.
; Erzbischöfliches Decanat:

Schmitt.

~ Der Bad. Beobachter vom 28. d. enthält weitere Anschluß-
erklärungen von sämmtlichen Geistlichen des Landkapitels Freiburg

Als der alte Priester Henryot mitgetheilt hatte, welch’ hohen Personen
er bei ihrer Flucht behilflich gewesen ſei, als er ihm gezeigt hatte, daß das
Mittel zu ſeiner faſt gesicherten Rettung gegeben ſei, das Mittel, um ſeine und
Margarethens Unſchult darzuthun, bemächtigte ſich eine unruhige Freude des
Verurtheilten ; eine brennende Angst erzeugte in ihm eine Ungeduld und Auf-
regung, die an Wahnsinn grenzten.

In ſolcher Gemüthsverfassung verbrachte er den Rest des Tages, die ganze
Nacht und einen Theil des Morgens des folgenden Tages.

Endlich öffnete sich die Thür seines Gefängniſſes; der alte Priester
“gte é l. Blässe und seine Thränen verkündigten ihm, daß keine Hoffnung
mehr übrig sei.

Da L gtff eine plötzliche Verzweiflung den armen Henryot. Er durch-
rannte seine Zelle, ſtieß den Kopf gegen die Mauer, heulte ſchrecklich und ſchlug
fich mit seinen Ketten. Weder die freundliche Stimme des Priesters noch die
Anstrengungen eines stämmigen Kerkermeiſters, welcher auf ſein Geschrei herbei-
gekommen war , konnten den Raſenden bändigen. Erſt längere Zeit nachher
fiel er blutend und erschöpft zu den Füßen seines Beichtvaters nieder.

„O mein Sohn, o mein Sohn !’ sagte der Gottesmann zu ihm, „wenn
die irdische Gerechtigkeit Dich ungerechter Weiſe bestraft, iſt nicht die göttliche
Gerechtigkeit da, die Dich für alle Leiden belohnen wird, welche Dir hienieden
auferlegt werden ? Nimm mit Ergebung die Dornenkrone dieſer Welt auf,
damit Du in einem bessern Leben die Krone der Seligkeit empfangeſt. Biete
Deine Leiden Jeſu Chriſto dar, als Sühne für Deine Sünden.“

„Aber sie, ſie, welche Sünde hat sie begangen, deren Rheinheit der der
Engel gleichkommt ? Und man will sie martern in Gegenwart einer Voksmenge,
die sich über jeden ihrer Schmerzensſchreie freuen und dem Henker Beifall
jauchzen wird. : Laßt mich! ~ Es gibt keine Gerechtigkeit, weder auf Erden,
noch im Himmel."

§ lu sun Sohn," rief der fromme Greis aus, „stirb nicht als Ungläubi-
ger! Weise nicht die göttliche Palme zurück. Stirb nicht so, denn ein ſolcher
Tod würde für mich, der ich Dich getröstet und unterstütt, ein Quell ewiger
Efräuttt U §eruottttug ) ? Vini ice .es ug t
u. GU s u r pr f en js

(Schluß folgt.)
 
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