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wählen, wobei sich der Bürgermeister von Winzenhofen auch wichtig
machen wollte; denn vor dem Rathhauſe wollte er mehrere Wähler
von der Wahl des hochw. Bischofs v. Ketteler abwendig machen,
indem er ihnen zurief: „Es hilft ja doch nichts, wählt nur den Herth,
denn der kommt bei der Wahl doch obendran.“ Allein die Wähler
ließen sich nicht irre machen und blieben bei dem Herrn Biſchof feſt.
Auch ein gewisser V. W. von Winzenhofen wollte sich intereſſant
machen; denn als der Wahlvorstand seinen Zettel prüfte, ob es nicht
zwei wären, lachte er spöttisch und sagte: „nit ſchwarz“, obgleich die
Wahl doch in Gegenwart der Commission eine geheime sein ſoll und
dieſer Ausdruck vor der Wahlcommission als sehr unpassend bezeich-
net werden muß. Die Wahl in Gommersdorf iſt übrigens günſtig
ausgefallen, denn Bischof v. Ketteler erhielt 115 Stimmen, während
es Dr. Herth nur auf 24 brachte, von denen die meiſten auf Win-
zenhofen kamen. Diesen Fortſchrittlern guckten die übermäßig gro-
ßen Zettel aus den Rocktaschen heraus.
© Von der Tauber, 17. März.
len seit Jahren bewiesen haben, iſt das Volk hier zu Lande in sei-
ner weit überwiegenden Mehrheit keineswegs dem jeßzigen Regie-
rungssſyſtem zugethan , sondern hält vielmehr unweigerlich feſt an
den Grundsätzen der kath. Volkspartei. Trotddem, also entgegen den
laut bei allen Wahlen geäußerten Gesiunungen des Volkes, sind die
Bezirksräthe für den Antsbezirk Tauberbiſchofsheim wieder sorg-
fällig aus den Reihen derer herausgeſucht, welche gerade das Ge-
gentheil davon repräſentiren, was das Volk unÿerer Gegend wall.
Um nur einige Beiſpiele aufzuführen, so nenne ich als die eclatante-
ſten Buchdrucker Lang, Herausgeber der „Tauber“, für die Ortſchaf-
ten Schönfeld, Krensheim, Ilmſpan, Oberwittighauſen, Unterwittig-
hauſen, Poppenhauſen und Vilchband; Kaufmann Rigel in Biſchofs-
heim, der bekauntlich einer der Mitarbeiter des Lang’schen Blattes
iſt, für Impfingen, Hochhauſen und Werbach. Daß man für Ger-
lachsheim, Grünsfeld, Paimar, Grünsfeldhauſen, Zimmern, Mesſsel-
hauſen und Kützbrunn nicht einmal einen Bürger bestimmt hat, son-
dern den Bezirksförſter Fürſtenwerth, alſo einen Beamten, hat in
den betr. Gemeinden sehr unangenehm berührt. Für Lauda, Ober-
lauda und Heckfeld hat man natürlich nicht den jeßzigen Bürger-
meiſter von Lauda, Herrn Spi eß, auserſehen, sondern den frühe-
ren Bürgermeister Vierneiſel, der von den Gemeindebürgern nicht
wieder gewählt worden iſt. Alles das, wir begnügen uns an die-
ſen Beispielen, iſt wenig geeignet, das Institut der Bezirksräthe als
eine volksihümliche Institution erscheinen zu lassen; so wie es hier
vor uns liegt, dient es wesentlich zur Unterstützung des büreaukra-
tiſchen Apparates, — eine bürgerliche Bedeutung hat es nicht.
>< Eruchſal, 19. März. Bezüglich des Wahlergebnisses im
dentſchen Reiche läßt ſich die Kraichgauerzeitung in ihrer Rundschau
alſo vernehmen: ,Die katholiſche Partei hat übrigens namentlich
in Westphalen und der Rheinprovinz bedeutende Vortheile errungen.
Trotdem wird es ihr nicht gelingen, das Werk der deutſchen Eini-
gung irgendwie zu stören oder zu beeinträchtigen.“ Wir haben es
hier somit lediglich mit der alten Paueilüge zu schaffen, welche, wo
ſie nicht durchdringt, die Wahlen katholiſcher Männer ganz zu ver-
hindern, dieſe in der unredlichſten Weiſe als Feinde eines geeinigten
Deutſchlands hinzuſtellen beſtrebt iſt. Es ist in der That empörend,
wenn ganz untergeordnete Schreiberſeelen, die ihre jeweilige Ueber-
zeugung je nach der Fülle oder Leere des vorgehängten Brodkorbes
einrichten, über eine Partei so ſchnöde hinwegschreitet, deren Verbre-
chen darin besteht, der liberalen Charatterlosigkeit sich nicht will-
fähig zu zeigen. Die betreffenden Phraſendrechſler strömen über und
über von Friedensliebe und Brüderlichkeit und begehen im nämli-
chen Augenblick gegen die Einigung von Deutschland die nichtswür-
digſten Angriffe, indem sie den Haß gegen die Millionen Katholiken
ſchüren, die ſich zur Aufgabe machen, ihre Rechte zu vertheidigen,
gegenüber einer Partei, welche mit unaussſtehlichem Zwange über
Alle gebieteriſch daſtehen will und ihre liberale Tyrannei als
Volksfreiheit anpreis. Wir wollen sehen, wer im Laufe des
Reichstags zur wahren Einigung Deutſchlands am meiſten beiträgt,
ob die Nationalliberalen mit ihrer ureigenen Intoleranz und Will-
kühr, oder die Katholiken mit ihren Forderungen des öffentlichen
Rechtes und der Freiheit sowohl für die Einzelnen als für die Cor-
porationen. Einstweilen müſſen wir es freilich ertragen, daß die
unmännliche Kriecherei ihre Federn zur Schmähung der Katholiken
in Bewegung ſett.
tt zt. st , 17. März. Dem Bad. Beob. wird von hier über
den dahingeſchiedenen Frhrn. von A ndlaw u. A. geschrieben:
„Heinrich Frhr. v. Andlaw, aus dieſer Welt entrückt in der
Nacht vom 3. auf den 4. März d. J., war 1802 geboren. Nur
kurze Zeit stand der Verewigte im Staatsdienſte. Seit 1833 war
derselbe Mitglied der erſten Kammer unſeres Landes, an deſsſen
reichlichen Kämpfen er den lebhafteſten Antheil durch Wort, Schrift
und That nahm. Er war ein entſchiedener Gegner des Syſtems
der ſogenannien neuen Uera, ein höchſtbegabter, eleganter geiſtreicher
Redner. Als im Frühjahr 1866 das parlamenlariſche Leben in
Baden bereits ſo ſehr der Theilnahmloſigkeit des Publikums an-
heimgefallen war, daß die Zuhörerräume der zweiten Kammer verödet
ſtauden, war es hauptsächlich ſein Auftreten gegen das Miniſterium
L amey, das ein neues reges JIntereſſe an den Verhandlungen der
Wie noch ſämntliche Wah-
erſten Kammer hervorrief. Frhr. v. Andlaw war eine der ersten
Celebritäten in der kath. Laienwelt. Er führte auf den kath. General-
verſammlungen mehrmals das Präsidium. Zuletzt noch in Fulda, wo
er mit jugendlicher Kraft und Frische das Recht des hl. Vaters in
einer längeren Rede vertheidigte.“
„e l! Aus dem 3. Wahlkreis, 16. März. Ein sehr braver eif-
riger Pfarrverweser hat durch seine Energie in seiner ganzen Pfar-
rei eine vortreffliche Wahl zuweg gebracht. Einige wenige giftige
Gegner konnten nicht aufkommen. Die Pfründe iſt ſehr reich dotirt,
trägt bis 3000 fl.; der Pfarrverweſer hat seine dreißig Groſchen
per Tag, obſchon er mehr ſchafft als mancher reich dotirter Pfarr-
herr. Nun fand jüngst eine Holversteigerung im Pfarrwald ſtatt,
wo der Pfarrverweſer mit höherer Genehmigung einige Klafter um
billigen Anschlag erwerben durfte. Was geſchah? Ein Liberaler
ſteigerte den Pfarrverweſer so hinein, daß dieſer vor Unmuth den
Plat verließ und nun ohne Holz iſt. Er kann, wenn er will, um
lheures Geld solches kaufen. Ist aber damit für den braven Pfarr-
verweſer gesorgt? Ist es nicht eine traurige Erſcheinung, die ſo
Aermſten in Baden der Willkühr ,liberaler“ Leute preiszugeben ?
_ [] Aus dem 3. Wallkreis, 26. März. Lieber Pfälzer Bot!
Daß du mir die Hotzeen nicht ſchiltſt von wegen der Wahl! Es
handelt sich da um die Ehr und Reputation eines biederen Völk-
leins. Hätten wir im ganzen Land lauter Hotzen, so hätten wir in
allen Kreiſen gesiegt. Beweis: die Hoten wohnen in den Pfarreien
Birndorf, Rickenbach, Hochſal, Herriſchried, Lutingen, Dogern. Jn
dieſen Pfarreien fielen über zwei Drittel der Stimmen auf den kath.
Candidaten. Freilich verſuchte die Gegenpartei durch die ſschlechteſten
Mittel, durch Lügen und Verläumdungen, für ihre Sache Propaganda
zu machen, und die Führer unserer Partei hatten einen harten Stand.
Wie gut der hüreaukratiſche Apparat diesmal gearbeitet hat, geht
daraus hervor, daß sogar Bürgermeister und Bezirksräthe, die für
entschieden katholisch galten, öffentliche Reden für den liberalen“
Candidaten gehalten haben und natürlich mit bürgermeiſterlicher
Energie dann eingetreten ſind. Aber es fehlt nicht an ehrenwerthen
Ausnahmen. So haben z. B. die Bürgermeister von Stadenhauſen
und Alb ſich vortrefflich gehalten, weßhalb der Weinhändler Hepting
keine einzige Stimme in diesen Orten erhielt. Wie es dieſen Ehren-
männern vor dem gnädigen Herrn Amtmann v. Stößer in Walds-
hut, zum Scheiterhaufen verdammender Großinquiſitor des Trom-
peters von Säckingen, ergehen wird, weiß man bislang noch nicht.
Allem Anschein nach werden sie die Wahl haben zwischen Gesotten-
oder Gebratenwerden. Vom Amtsbezirk Schopfheim will ich nichts
ſagen, da derſelbe zumeist proteſtantiſch iſte Aber das Amt St. Bla-
ſien fallirt regelmäßig und warum ? Abgesehen von dem Haufen Be-
amten höheren, niederen und niederſten Grades , iſt in diesem Amt
faſt jeder Einwohner vom 14. Jahre an ein Staatsangeſtellter, ein
Staatsbrodeſſer. Die meisten Leute dieſes Amtes ernähren sich vom
Tännle-S ey en und da verſteht es ſich von selbſt, daß, wenn
die Wahl kommt, auch der Brodkorb vor Augen gestellt wird. Ver-
möglichere Bürger um St. Blasien herum kaufen Holz aus den Do-
mänen und da weiß man ſchon wieder, wer ,staatsbrav“ iſt. Die
armen Fabrikarbeiter aber in St. Blasien – Sie erlaſſen mir –
die Geldbaronenpeitſche zu beſchreiben. Die liberalen Tröpfe fabeln
von der Zwingherrſchaft der Barone, von Zehnten und Leibeigen-
ſchaſt. Jn St. Blasien gehört ringsum faſt aller Boden dem Fab-
rikherrn, und wer, um Erdäpfel oder Haber zu pflanzen, ein Stück-
lein Ackerfeld will, kann sich als Leibeigener einjchreiben laſſen, der
ähnlich wie in den Urwäldern Amerikas, etliche Jahre ausſtocken
und anpflanzen darf, nachher aber das Feld an den zwingherrn im
liberalen Rock zurück geben muß. Was das Amt Neuſtadt betrifft,
ſo wimmelt dasſelbe von verkommenen Vagabunden, die in allen
Ländern umhergeſchweift sind, alle Wäſſerle durchwatet, allen poſiti-
ven Glauben über Bord geworfen haben und nun im kleinſten Nest
die Apoſtel des modernen Unglaubens spielen, Das Amt Jeſtetten
endlich iſt liberal durchfreſſen bis zum letten Hof. Wie das gekom-
men, weiß ich nicht. Man gibt den früheren Geiſtlichen die Schuld.
Es sind jetzt noch Einige, die in der Gegend hauſen und Gottes
Waſſer über Gottes Land laufen laſſen, wenn's dabei bleibt. Rühm-
liche Ausnahmen konnten die liberale Fluth bis jegt nicht dämmen.
Das iſt sicher : wenn das ſo sittliche Jnſtitut der „Staatsgeiſtlichen“
in die Länge fortdauert, iſts um die Blüthe der kathol. Kirche in
Baden geſchehen. Jch könnte Exempel erzählen, was vielleicht gele-
gentlich sonst geſchiehtt. Die armen Pfarrverweser, Vicare und Kap-
laneiverweſer geben sich mit vollem Bewußtſein , mit tiefer Erkennt-
niß der Lage dem Kampfe hin, wohl wissend, daß ,„Esaus Fett“ ihnen
hiedurch nicht zu Theil wird, indeſſen Dutende von manchen Pfarr-
herren, wohl inſtallirt, die Friedensflöte blaſen.
§ Vom Juße des Belchen. Auf dem Scheitel unſeres riesigen
Nachbarn sind Vorbereitungen getroffen zu einem gewaltigen Freu-
denfeier, deſſen Schein wohl hinüber leuchten dürfte bis zu dem nun
wieder deutſch gewordenen Namensvetter im Elſaß. Ob dieſe ange-
zündeten Holzstöße auch dauernde Helle in das „ſchwarze Muünſter-
thal“ hinunter bringen werden, wagen ſelbſt dort die „Liberalſten“
nicht zu behaupten. Vorerſt werden sie sich noch mit dem bloßen
Wunſche begnügen müſſen.
wählen, wobei sich der Bürgermeister von Winzenhofen auch wichtig
machen wollte; denn vor dem Rathhauſe wollte er mehrere Wähler
von der Wahl des hochw. Bischofs v. Ketteler abwendig machen,
indem er ihnen zurief: „Es hilft ja doch nichts, wählt nur den Herth,
denn der kommt bei der Wahl doch obendran.“ Allein die Wähler
ließen sich nicht irre machen und blieben bei dem Herrn Biſchof feſt.
Auch ein gewisser V. W. von Winzenhofen wollte sich intereſſant
machen; denn als der Wahlvorstand seinen Zettel prüfte, ob es nicht
zwei wären, lachte er spöttisch und sagte: „nit ſchwarz“, obgleich die
Wahl doch in Gegenwart der Commission eine geheime sein ſoll und
dieſer Ausdruck vor der Wahlcommission als sehr unpassend bezeich-
net werden muß. Die Wahl in Gommersdorf iſt übrigens günſtig
ausgefallen, denn Bischof v. Ketteler erhielt 115 Stimmen, während
es Dr. Herth nur auf 24 brachte, von denen die meiſten auf Win-
zenhofen kamen. Diesen Fortſchrittlern guckten die übermäßig gro-
ßen Zettel aus den Rocktaschen heraus.
© Von der Tauber, 17. März.
len seit Jahren bewiesen haben, iſt das Volk hier zu Lande in sei-
ner weit überwiegenden Mehrheit keineswegs dem jeßzigen Regie-
rungssſyſtem zugethan , sondern hält vielmehr unweigerlich feſt an
den Grundsätzen der kath. Volkspartei. Trotddem, also entgegen den
laut bei allen Wahlen geäußerten Gesiunungen des Volkes, sind die
Bezirksräthe für den Antsbezirk Tauberbiſchofsheim wieder sorg-
fällig aus den Reihen derer herausgeſucht, welche gerade das Ge-
gentheil davon repräſentiren, was das Volk unÿerer Gegend wall.
Um nur einige Beiſpiele aufzuführen, so nenne ich als die eclatante-
ſten Buchdrucker Lang, Herausgeber der „Tauber“, für die Ortſchaf-
ten Schönfeld, Krensheim, Ilmſpan, Oberwittighauſen, Unterwittig-
hauſen, Poppenhauſen und Vilchband; Kaufmann Rigel in Biſchofs-
heim, der bekauntlich einer der Mitarbeiter des Lang’schen Blattes
iſt, für Impfingen, Hochhauſen und Werbach. Daß man für Ger-
lachsheim, Grünsfeld, Paimar, Grünsfeldhauſen, Zimmern, Mesſsel-
hauſen und Kützbrunn nicht einmal einen Bürger bestimmt hat, son-
dern den Bezirksförſter Fürſtenwerth, alſo einen Beamten, hat in
den betr. Gemeinden sehr unangenehm berührt. Für Lauda, Ober-
lauda und Heckfeld hat man natürlich nicht den jeßzigen Bürger-
meiſter von Lauda, Herrn Spi eß, auserſehen, sondern den frühe-
ren Bürgermeister Vierneiſel, der von den Gemeindebürgern nicht
wieder gewählt worden iſt. Alles das, wir begnügen uns an die-
ſen Beispielen, iſt wenig geeignet, das Institut der Bezirksräthe als
eine volksihümliche Institution erscheinen zu lassen; so wie es hier
vor uns liegt, dient es wesentlich zur Unterstützung des büreaukra-
tiſchen Apparates, — eine bürgerliche Bedeutung hat es nicht.
>< Eruchſal, 19. März. Bezüglich des Wahlergebnisses im
dentſchen Reiche läßt ſich die Kraichgauerzeitung in ihrer Rundschau
alſo vernehmen: ,Die katholiſche Partei hat übrigens namentlich
in Westphalen und der Rheinprovinz bedeutende Vortheile errungen.
Trotdem wird es ihr nicht gelingen, das Werk der deutſchen Eini-
gung irgendwie zu stören oder zu beeinträchtigen.“ Wir haben es
hier somit lediglich mit der alten Paueilüge zu schaffen, welche, wo
ſie nicht durchdringt, die Wahlen katholiſcher Männer ganz zu ver-
hindern, dieſe in der unredlichſten Weiſe als Feinde eines geeinigten
Deutſchlands hinzuſtellen beſtrebt iſt. Es ist in der That empörend,
wenn ganz untergeordnete Schreiberſeelen, die ihre jeweilige Ueber-
zeugung je nach der Fülle oder Leere des vorgehängten Brodkorbes
einrichten, über eine Partei so ſchnöde hinwegschreitet, deren Verbre-
chen darin besteht, der liberalen Charatterlosigkeit sich nicht will-
fähig zu zeigen. Die betreffenden Phraſendrechſler strömen über und
über von Friedensliebe und Brüderlichkeit und begehen im nämli-
chen Augenblick gegen die Einigung von Deutschland die nichtswür-
digſten Angriffe, indem sie den Haß gegen die Millionen Katholiken
ſchüren, die ſich zur Aufgabe machen, ihre Rechte zu vertheidigen,
gegenüber einer Partei, welche mit unaussſtehlichem Zwange über
Alle gebieteriſch daſtehen will und ihre liberale Tyrannei als
Volksfreiheit anpreis. Wir wollen sehen, wer im Laufe des
Reichstags zur wahren Einigung Deutſchlands am meiſten beiträgt,
ob die Nationalliberalen mit ihrer ureigenen Intoleranz und Will-
kühr, oder die Katholiken mit ihren Forderungen des öffentlichen
Rechtes und der Freiheit sowohl für die Einzelnen als für die Cor-
porationen. Einstweilen müſſen wir es freilich ertragen, daß die
unmännliche Kriecherei ihre Federn zur Schmähung der Katholiken
in Bewegung ſett.
tt zt. st , 17. März. Dem Bad. Beob. wird von hier über
den dahingeſchiedenen Frhrn. von A ndlaw u. A. geschrieben:
„Heinrich Frhr. v. Andlaw, aus dieſer Welt entrückt in der
Nacht vom 3. auf den 4. März d. J., war 1802 geboren. Nur
kurze Zeit stand der Verewigte im Staatsdienſte. Seit 1833 war
derselbe Mitglied der erſten Kammer unſeres Landes, an deſsſen
reichlichen Kämpfen er den lebhafteſten Antheil durch Wort, Schrift
und That nahm. Er war ein entſchiedener Gegner des Syſtems
der ſogenannien neuen Uera, ein höchſtbegabter, eleganter geiſtreicher
Redner. Als im Frühjahr 1866 das parlamenlariſche Leben in
Baden bereits ſo ſehr der Theilnahmloſigkeit des Publikums an-
heimgefallen war, daß die Zuhörerräume der zweiten Kammer verödet
ſtauden, war es hauptsächlich ſein Auftreten gegen das Miniſterium
L amey, das ein neues reges JIntereſſe an den Verhandlungen der
Wie noch ſämntliche Wah-
erſten Kammer hervorrief. Frhr. v. Andlaw war eine der ersten
Celebritäten in der kath. Laienwelt. Er führte auf den kath. General-
verſammlungen mehrmals das Präsidium. Zuletzt noch in Fulda, wo
er mit jugendlicher Kraft und Frische das Recht des hl. Vaters in
einer längeren Rede vertheidigte.“
„e l! Aus dem 3. Wahlkreis, 16. März. Ein sehr braver eif-
riger Pfarrverweser hat durch seine Energie in seiner ganzen Pfar-
rei eine vortreffliche Wahl zuweg gebracht. Einige wenige giftige
Gegner konnten nicht aufkommen. Die Pfründe iſt ſehr reich dotirt,
trägt bis 3000 fl.; der Pfarrverweſer hat seine dreißig Groſchen
per Tag, obſchon er mehr ſchafft als mancher reich dotirter Pfarr-
herr. Nun fand jüngst eine Holversteigerung im Pfarrwald ſtatt,
wo der Pfarrverweſer mit höherer Genehmigung einige Klafter um
billigen Anschlag erwerben durfte. Was geſchah? Ein Liberaler
ſteigerte den Pfarrverweſer so hinein, daß dieſer vor Unmuth den
Plat verließ und nun ohne Holz iſt. Er kann, wenn er will, um
lheures Geld solches kaufen. Ist aber damit für den braven Pfarr-
verweſer gesorgt? Ist es nicht eine traurige Erſcheinung, die ſo
Aermſten in Baden der Willkühr ,liberaler“ Leute preiszugeben ?
_ [] Aus dem 3. Wallkreis, 26. März. Lieber Pfälzer Bot!
Daß du mir die Hotzeen nicht ſchiltſt von wegen der Wahl! Es
handelt sich da um die Ehr und Reputation eines biederen Völk-
leins. Hätten wir im ganzen Land lauter Hotzen, so hätten wir in
allen Kreiſen gesiegt. Beweis: die Hoten wohnen in den Pfarreien
Birndorf, Rickenbach, Hochſal, Herriſchried, Lutingen, Dogern. Jn
dieſen Pfarreien fielen über zwei Drittel der Stimmen auf den kath.
Candidaten. Freilich verſuchte die Gegenpartei durch die ſschlechteſten
Mittel, durch Lügen und Verläumdungen, für ihre Sache Propaganda
zu machen, und die Führer unserer Partei hatten einen harten Stand.
Wie gut der hüreaukratiſche Apparat diesmal gearbeitet hat, geht
daraus hervor, daß sogar Bürgermeister und Bezirksräthe, die für
entschieden katholisch galten, öffentliche Reden für den liberalen“
Candidaten gehalten haben und natürlich mit bürgermeiſterlicher
Energie dann eingetreten ſind. Aber es fehlt nicht an ehrenwerthen
Ausnahmen. So haben z. B. die Bürgermeister von Stadenhauſen
und Alb ſich vortrefflich gehalten, weßhalb der Weinhändler Hepting
keine einzige Stimme in diesen Orten erhielt. Wie es dieſen Ehren-
männern vor dem gnädigen Herrn Amtmann v. Stößer in Walds-
hut, zum Scheiterhaufen verdammender Großinquiſitor des Trom-
peters von Säckingen, ergehen wird, weiß man bislang noch nicht.
Allem Anschein nach werden sie die Wahl haben zwischen Gesotten-
oder Gebratenwerden. Vom Amtsbezirk Schopfheim will ich nichts
ſagen, da derſelbe zumeist proteſtantiſch iſte Aber das Amt St. Bla-
ſien fallirt regelmäßig und warum ? Abgesehen von dem Haufen Be-
amten höheren, niederen und niederſten Grades , iſt in diesem Amt
faſt jeder Einwohner vom 14. Jahre an ein Staatsangeſtellter, ein
Staatsbrodeſſer. Die meisten Leute dieſes Amtes ernähren sich vom
Tännle-S ey en und da verſteht es ſich von selbſt, daß, wenn
die Wahl kommt, auch der Brodkorb vor Augen gestellt wird. Ver-
möglichere Bürger um St. Blasien herum kaufen Holz aus den Do-
mänen und da weiß man ſchon wieder, wer ,staatsbrav“ iſt. Die
armen Fabrikarbeiter aber in St. Blasien – Sie erlaſſen mir –
die Geldbaronenpeitſche zu beſchreiben. Die liberalen Tröpfe fabeln
von der Zwingherrſchaft der Barone, von Zehnten und Leibeigen-
ſchaſt. Jn St. Blasien gehört ringsum faſt aller Boden dem Fab-
rikherrn, und wer, um Erdäpfel oder Haber zu pflanzen, ein Stück-
lein Ackerfeld will, kann sich als Leibeigener einjchreiben laſſen, der
ähnlich wie in den Urwäldern Amerikas, etliche Jahre ausſtocken
und anpflanzen darf, nachher aber das Feld an den zwingherrn im
liberalen Rock zurück geben muß. Was das Amt Neuſtadt betrifft,
ſo wimmelt dasſelbe von verkommenen Vagabunden, die in allen
Ländern umhergeſchweift sind, alle Wäſſerle durchwatet, allen poſiti-
ven Glauben über Bord geworfen haben und nun im kleinſten Nest
die Apoſtel des modernen Unglaubens spielen, Das Amt Jeſtetten
endlich iſt liberal durchfreſſen bis zum letten Hof. Wie das gekom-
men, weiß ich nicht. Man gibt den früheren Geiſtlichen die Schuld.
Es sind jetzt noch Einige, die in der Gegend hauſen und Gottes
Waſſer über Gottes Land laufen laſſen, wenn's dabei bleibt. Rühm-
liche Ausnahmen konnten die liberale Fluth bis jegt nicht dämmen.
Das iſt sicher : wenn das ſo sittliche Jnſtitut der „Staatsgeiſtlichen“
in die Länge fortdauert, iſts um die Blüthe der kathol. Kirche in
Baden geſchehen. Jch könnte Exempel erzählen, was vielleicht gele-
gentlich sonst geſchiehtt. Die armen Pfarrverweser, Vicare und Kap-
laneiverweſer geben sich mit vollem Bewußtſein , mit tiefer Erkennt-
niß der Lage dem Kampfe hin, wohl wissend, daß ,„Esaus Fett“ ihnen
hiedurch nicht zu Theil wird, indeſſen Dutende von manchen Pfarr-
herren, wohl inſtallirt, die Friedensflöte blaſen.
§ Vom Juße des Belchen. Auf dem Scheitel unſeres riesigen
Nachbarn sind Vorbereitungen getroffen zu einem gewaltigen Freu-
denfeier, deſſen Schein wohl hinüber leuchten dürfte bis zu dem nun
wieder deutſch gewordenen Namensvetter im Elſaß. Ob dieſe ange-
zündeten Holzstöße auch dauernde Helle in das „ſchwarze Muünſter-
thal“ hinunter bringen werden, wagen ſelbſt dort die „Liberalſten“
nicht zu behaupten. Vorerſt werden sie sich noch mit dem bloßen
Wunſche begnügen müſſen.