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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0372

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Ö –~ 372
nossenſchaften und kirchlichen Stiftungen“, denen Fürſt Bismarck in]

ſeiner Einſamkeit von Varzin mit Hülfe seiner Lohnarbeiter ein
eifriges Studium widmet. Weil aber Graf Beuſt nicht reuſirte, so
verlautet auch nichts mehr über ſeine perſönliche Begegnung mit
Bismarck im Beiſein der beiden Monarchen. Mit welchen Mitteln
Bismarck seine offen ausgesprochene Absicht, den „Ultramontanen“
d. h. der katholischen Kirche ein „geistiges Sadowa und Sedan zu
bereiten“ durchzuführen verſuchen wird, müssen und können wir in
Geduld abwarten und sagen inzwischen mit den „Hiſtoriſch polit.
Bl.‘ vom 1. Auguſt: ,Die katholische Kirche in Deuſchland ist
Volkskirche und Volkskirche wird sie um so mehr sein und bleiben,
je mehr die zweideutigen Elemente sich da anschließen , wohin sie
gehören; will Fürst Bismarck dieſen Proccß beschleunigen, so ſteht
das allerdings in seiner Macht, mehr aber nicht.“ Sieht sich doch
Joh. Ronge's Zeitſchrift „Freie deutſche Nationalkirche" zu dem Jam-
mer genöthigt: „Daß die gebildeten Katholiken nicht zu Hundert-
tausenden aus der Kirche treten, ſondern in den biſchöflichen Schaf-
ſtällen bleiben und sich mit entehren lassen, das iſt ein sehr bedenk-
liches Zeichen an unserer katholiſchen Bevölkerung und zeigt, wie
tief geſchädigt sie iſt in ihrem sittlichen Gefühl (!) und abgestumpft
durch die Knechtſchaft!“ Ronge ertheilt dem „Confrater“ Döllinger
reiche Lobſprüche, aber er nimmt doch bezüglich des von diesem
„erſtrebten Werkes der Geiſtesbefreiung“ für sich. die Priorität
in Anspruch und ruft emphatiſch aus: „Nie wäre Deutſchland
jeßt, was es geworden ist, ohne die bahnbrechende That des Deutſch-
katholicismus, d. h. des Rongeanismus." (K. V.:Z.)

Berlin, s. Aug. Die „N. A. Z.“ geräth heute in gewaltige
Aufregung durch „Briefe aus Preußen“ des Pariser „Univers“, in
deren Einleitung es unter anderem heißt: „Jn dem Feldzuge gegen
die Katholiken wird Preußen auf Feſtungen stoßen, die ſich anders
halten werden als Metz und Paris; Herr v. Bismarck wird ſchließlich
unterliegen. .. . . Wenn bisher die Katholiken in Preußen nur 60
kirchentreue Deputirte durchbrachten, ſo werden sie in den ihnen be-
reiteten neuen Verhältnissen, desſen darf man gewiß sein, dieſe Zahl
bei den nächſten Wahlen verdoppeln. Der Druck wird dazu dienen,
die Vereinigung der 13 Millionen Katholiken des Reiches zu befe-
ſtigen. . . .“ Das miniſteriele Organ glaubt dieſe Bemerkungen,
die wir überaus natürlich und zutreffend finden, als „Hallucinationen
eines erkrankten Organismus" bezeichnen zu können. Der ganze
Artikel wird von ihm als Beweis dafür mitgetheilt, daß ,die inter-
nationale Solidarität der Ultramontanen von den Organen der Par-
tei sehr ungenirt zur Schau getragen“ werde. Eine solche „inter-
nationale Solidarität“ besteht in der That in so fern, als es uns
durchaus nicht gleichgültig ſein kann, wie die Katholiken in irgend
einem Theile der Welt gestellt ſinn. Wir machen auf dieſe Soli-
darität mit unsern Glaubensgenoſſen anderwärts denſelben Anſpruch
wie die preußiſchen Herren voin Schurzfelle und der Kelle mit ihren
„Brüdern“ in allen If tsrtetele (K. V.-Z.)

{1 u s a n d.

London, s. Auguſti Das Unterhaus hat die Ballotbill nach
erregter Debatte in dritter Leſung angenommen.

Paris, s. Aug. Es heißt, der Finanzminiſter, welcher beab-
sichtigt die dritte halbe Milliarde am 25. d. M. zu zahlen, habe
mit dem General v. Manteuffel eine Vereinbarung berathen, nach
welcher die deuiſchen Commandanten der auf dem rechten Seineufer
gelegenen Pariſer Forts bereits ſchon jezt mit der Räumung des
daselbſt befindlichen Kriegsmaterials beginnen ſollen. General von
Manteuffel hat die kaiſerliche Genehmigung zu diesem Abkommen
vorbehalten.

s 9. Aug. Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Tele-
gramm, durch welches ber franzöſiſche Commiſſär in Compiegne der
Regierung anzeigt, daß die deutſchen Behörden den Befehl erhalten
haben, Troyes zu räumen.





Paris, 9. Aug. (Sitzung des Kriegsgerichts. Verhör Ass i 's.)
Assi ſpricht sehr anmaßend. Er erklärt, die Nationalgarde sei am
18. März angegriffen worden und sie habe das Recht gehabt, ſich
zu vertheidigen. Er sucht die Executionen durch das Wiedervergel-
tegzeat zu rechtfertigen. Das Verhör der Zeugen gegen Assi
at begonnen.

Versailles, 8. Auguſt. Sitzung des Kriegsgerichtes. Mehrere
Vertheidiger führen neuerdings die Incompetenz des Gerichtshofes
aus, derſelbe erklärt jedoch nochmals, die Competenz aufrechtzuerhal-
ten. Ferré verweigert, auf die an ihn gestellten Fragen zu antworten,
und leugnet, daß der Befehl zur Anzündung des Finanzministeriums
von ihm herrühre. i §.

. Venrſailles, 8. Auguſt. Jm weiteren Verlaufe der heutiga
Sitzung des Kreisgerichtes wurde eine Reihe von Zeugen über die
Ermordung der Geißeln vernommen. Die Aussagen der Zeugen
enthielten auschließlich Bekanntes. Um 6 Uhr wurde die Sitzung
geſchloſſen ; die nächste findet morgen ſtatt.



Nürnberg, 8. Auguſt. Bei dem ſchönen Wetter ſchreitet die Entwicklung
der Hopfenpflanze zuſehends vorwärts, vereinzelt ſogar alle Erwartungen nach
den uns vorliegenden Berichten übertreffend. Das so freigebig gewährte Lob
iſt indeſſen mit einiger Reſerve aufzunehmen und erſt die Pflücke abzuwarten,
welche ſchon ſo oft die Schätung corrigirte. Von England melden die neueſten
Nachrichten ſchwache Beſſerung, von Amerika sprechen die bisher glänzend lau-
tenden Berichte von einer Verſchlechterung der Pflanze, welche durch Ueberhanndo
nahme von Ungeziefer herbeigesührt worden ſein ſol. Die Plantagen in un-
ſerer Gegend haben sich merklich gebessert. Nicht nur daß ein weiteres Empor-
ranken der Pflanze an der Stange bemerkbar ist, es hat auch zahlreicher Anſatt.
von Zweigen ſtattgefunden. Bei alledem bleibt es immerhin noch fraglich, ob
wir eine volle Drittelernte zu machen im Stande ſein werden, die Production
dürfte vielleicht eine !ſ4 Ernte ergeben, wenn die Entwicklung des Anfluges
ferner von einer warmen Witterung begünſtigt bleibt.

Nürnberg, s. Aug. [H o pf en.] (Originalbericht der Frankf. Ztg.)
Die günstigeren Berichte aus den verschiedenen Ländern wirkte zu Ende der
vergangenen Woche deprimirend auf die Werthe der verſchiedenen Sorten, doch
vermochten sich die Course bei den kleinen Lagern und der fortdauernden Frage
zu behaupten und gilt dies ganz besonders für feine Kundschaftswaare. Man
bezahlte für prima Hallertauer fl. 55, gut ſecunda do. fl. 48-50, Hersbrucker,
Laufer und Altdorfergut fl. 350~36, Württemberger, gut ſsecunda fl. 4044,
Oberösterreicher in Auswahl sl. 3640, CElsäßer, 1ma fl. 44 1869r Waare fl..
19—25 in grüner Waare mit hellem Samen. 1867r nnd 1868r fl. 10~211

Pesſth, 5. Aug. Der Verkehr in Rohleder nimmt täglich zu; die Lager
werden aber auch geringer. Man nctit bei feſteren Preiſen: deutſche Ochſen-
häute ſchwere 78—74 fl., Mittelgattung 747s fl., Kuhhäute deutſche und
ſächſiſche Provenienz ſchwere 760 78 fl., leichtere 88~66 fl., bayeriſche Pitt-
linge 900 91 fl. per Etr.

Fremden-Frequenz in Heidelberg.
» GVoanm 16. bis 31. Zuli 1971.











In Géifthägſe....e ct r e . . . 7599
Hiezu die vorigen... u.. „ . Eu 28835
Summa 36434
B r i e f k a st e u.
Nach B. Vir kennen diesen religiöſen Muſeumshelden, der seinen Talen.

ten entſprechend besser auf das entlegenste Landort gegangen wäre, statt dorten
die noch vor Jahr und Tag feſt geweſenen Bürger durch ſeine haſenfüßige
Toleranzſucht ſchwankend und gleichgiltig zu machen. Das Beſte ist, hin und
wieder dem Betreffenden ſein zweifelhaftes und taktloſes Benehmen bemerklich
zu machen, vielleicht daß er denn doch von ſeiner angebornen und großgezoge-
nen Chrſucht etwas abgibt, und einsieht, was der guten Sache Noth thut.
Es iſt im Vergleich unſchwer, vor einem Sacriſtan sich eine beſtimmte Äutori-
tät zu erringen und en passant zu erhalten, als im öffentlich-politiſchen Leben
und zwar auf dem Boden des Glaubens und der Kirche, Hund erte für unſere
gute Sache zu animiren, und das kann man, wenn man Leute, Grund und
Boden und einen guten Willen dazu hat. ~ Z.

An den Rhein. Entſchuldigen Sie, ~ mit dem Simpel befassen wir
uns nicht. ;

ztht T. Wir können die anderen Artikel nicht aufnehmen, + der eine
iſt zu stark, der andere in Betreff der früheren Aeußerung Döllingers ist in
unserer geſammten Presse ſchon früher hervorgehoben worden und würde ſsonach
nur eine Wiederholung bieten. i

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