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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.43884#0463

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. ue

Aus Ba y ern.

~ Um és einigermaßen zu zt. bringen zu können, rufen
die Neuprotesſtanten, schamlos genug, ohne Unterlaß die Staats-
hilfe an, welche denselben auch bis jett indirect gewährt wird, in-
dem das Ministerium geschehen läßt, daß der Magiſtrat von Mün-
chen denſelben kathol. Kirchen zum Gebrauche einräumt, und der
kathol. Kirche der verfaſſungsmäßige Schut vorenthalten wird.
Hierin, nicht in der Bewegung an und für sich, die ohnmächtig und
aussichtslos bleibt ohne die Unt erſtüitung der Staatsgewalt, liegt
die Bedeutung der Sache. Es muß ſich nun bald zeigen, welchen
Operationsplan die Patrioten dem Ministerium gegenüber entworfen
aben. :
h ~ Der „,„Nürnb. Corresſpondent“ meldet, man habe in der
patriotiſchen Fraction der Abgeordnetenkammer den Antrag geſtellt,
obwohl der Landtag ohne Thronrede eröffnet worden, dennoch eine
Adreſſe an den König zu beſchließgen. Der Antrag ſei indessen in
der Fraction auf Widerspruch geſtoßen. Anderseits wird die Fort-
ſchrittspartei in der Kammer eine Anfrage an das Miniſterium rich-

ten üher die kirchliche Frage, „um Klarheit in die Situation zu]

bringen“. Außerdem ſoll der Abg. K o l b den Antrag auf Trennung
des Staates von der Kirche bei der Kammer eingereicht haben.

© ~ Das Münchener ÖOctoberfeſt auf der Thereſienwieſe iſt die-
ſes Jahr gründlich verregnet worden. Da ausserhalb das Wetter
gut war, ſind Massen Volks herbeigeſtrömt geweſen, deren Vergnü-
gen aber dann darin bestand, vor Nässe und Frost zu ſchnattern.



Kirchliche Nachrichten.

~ Letzten Samſtagiſt der Armeebiſchof, Hr. Nam sz ano m sk y,

in Rastatt eingetroffen. Der hochw. Herr hatte eine längere Unter-
redung mit dem Militärgeiſtlichen Hrn. Lindau er. Sonntag früh
celebrirte der Hr. Feldbiſchof eine stile Meſſe und sein Hofkaplan
predigte polni ſch für seine Landsleute von der hiesigen Garnison.
Der Hr. Feldbiſchof hat in Dienſstgeſchäften auch Elſaß und Loth-
ringen bereist.
: Y ~ Die Wiener „Allkatholiken“ bereiten, wie das N. W. Tagebl.
berichtet, eine Bitte an den Wiener Gemeinderath vor, die der Com-
mune gehörige Salvator-Kapelle den ,„Altkatholiken“ zum Got-
tesdienſt zur Verfügung zu ſtellen. Der fsfreimaureriſche Gemeinde-
rath wird ohne Zweifel Ja sagen; der Volksfreund meint aber, es
werde das dann jedenfalls noch mancherlei Hacken haben.

Aus Rom vom 23. Sept. wird geſchrieben: Dem Vernehmen
nach haben sich auf Veranlaſſung des engliſchen Gesandten die Ver-
treter der fremden Mächte über ein gleichmäßiges Vorgehen in Be-
treff der römiſchen Klöſter ihrer Nationen geeinigt, und werden dieſe
den ft tea: welche darnach bereils die Hände auvsſtrecken, wohl
entriſſen werden.

~ Der franzöſiſche Botſchafter beim hl. Stuhle, Graf Harcourt,
iſt nach Paris abgereiſt. Die Rückkehr desſelben nach Rom wird
in zwei bis drei Wochen erfolgen.

— In Bonn ſtarb am 1. d. M. der Profeſſor J. B. Baltzer
aus Breslau, einer der Haupt - Widersacher gegen die Unfehlbarkeit
des päpſtlichen Lehramtes.

Vie die „Neue Züricher Ztg“ meldet, hat der Große Rath
von Aarau mit 101 gegen 39 Stimmen beſchloſſen, vom Vertrage
mit dem Bisthume zurückzutreten.

~ In alln katholiſchen Kirchen Londons wnrden vorigen
Sonntag öffentliche Gebete für den baldigen Abzug der König-Ehren-
männlichen aus Rom abgehalten.

~ Vicar Berthold Stritt wurde von Schutterwald nach Schwar-
t14 jut Vicar Ignaz Lott von Iffezheim nach Ulm bei Oberkirch
versetzt.



Versſchiedenes.

~ Aus Heidelberg wird der A. Z. geschrieben, die Nachricht,
wonach dem Hrn. Geh. Rath Dr. Re na ud das ſsächsiſche Cultus-
ſütiftuttue angeboten gewesen, beruhe lediglich auf einem Mißver-
ändnisse.

î— Alus dem Heidelberger Amtsgefängniſſe waren am Freitag
voriger Woche in Folge Unvorsichtigkeit des Wärters zwei Diebe
entkommen. Man hat dieſelben bei Sinsheim bereits wieder eingefangen.

— Der reiche Privatier von Heidelberg, dessen Leiche im Neckar
gefunden wurde, heißt Franz Porta. Ob derſelbe, ſchon lange
kränkelnd, den Tod geſucht hat, oder verunglückt ist, konnte bis jetzt
nicht feſtgeſtellt werden.

_ T BVersloſſenen Samstag feierte der Haupllehrer Ant on B r äu-
nig in Heidelberg sein s0jähriges Jubiläum. Es wurde derselbe
beehrt durch ein Ständchen des Liederkranzes, durch Verleihung der
goldenen Verdienstmedaille, und von der Gemeinde nebſt Dank und
Glückwunſch durch Ueberreichung einer Obligation von 100 fl. Von
den Lehrern erhielt der Jubilar einen silbernen Becher. Abends ihm
zu Ehren eiu Bantet.
_ Bei dem Schmurgericht zu Karlsruhe wurde in zwei Sitzungen

über die Anklage gegen den Bürgermeiſter Fer d. Kaiſer und 3
| Genossen von Mingolsheim wegen Wahlfälſchung verhandelt. Es
war eine Menge Zeugen geladen. Ergebniß: Freiſ prechung.



In Baden-Baden riß am vorigen Samſtag auf der Pro-
menade der Sturm einen dicken Baum um , unter dem eine zwei-
sſpännige Droſchke hielt. Die Pferde kamen durch einen glücklichen
Zufall zwiſchen die zwei großen Aeste des Baumes und blieben
faſt unversehrt, während der Wagen von einem großen Alte zer-
schmettert und der Kutscher, der auf dem Bocke saß, von dieſem Aſ
lebensgefährlich getroffen wurde. Man hatte über eine halbe Stunde
mit Wegſägen des Stammes und Abhauen der Aeſte zu thun, ehe
man den Verunglückten aus seiner gräulichen Lage befreien konnte.

~ Bei Althreiſach wurde ein Raub verübt, deſſen zwei Burſche
verdä chtig ſind, auf die gefahndet wird.

Die Feuerwehr von Durmersheim ist in dem eine Stunde
davon entfernten Würmersheim, das ſchwach mit Löſchanſtalten ver-

|sehen, vorigen Samſtag wie ein rettender Engel anf der Brandſtätte

erſchienen. Ohne deren Eintreffen hätte das Unglück eine großes
werden können. So aber konnte das zerſtörende Element auf die
vollgepfropfte Scheune des Bürgermeisters, wo der Brand entstanden
und ein daranstoßendes Nebengebäude beſchränkt werden. ~

Treffende Antworten. Man ſchreibt einem rheiniſchen kathol. Blatte
von der Ahre: „Dieser Tage machte sich eine Geſellſchaft von Ahr e Reiſenden
ein Vergnügen daraus, die Bauersleute auszufragen, um ſich über die Ant-
worten derſelben luſtig zu machen. Einer aus der luſtigen Compagnie, ein
fein geſchniegeltes, zart duftendes Herrchen, fragte ein ihm begegnendes Bäuer-
lein, warum denn eigentlich das Heiligenhäuschen da am Wege ſtehe. na,
meine Herren“, erwiederte der wackere Thalbewohner, „dort iſt vor einigen
Jahren ein Mirakel geſchehen, und wenn sie hinknieen und recht andächtig be -
ten wollen, kann auch Ihnen vielleicht geholfen werden." Ein ſchallendes Ge-
lächter unterbrach ihn. „Aber, guter Freund,“ meinte der Fragesteller, Mas
iſt denn eigentlich hier geſchehen ?“ „Sehen Sie, dort iſt vor einigen Jahren
ein Mann wieder zur Vernunft gekommen, der beinahe ſo dumm war
wie Sie." Abermaliges ſchallendes Gelächter, der Geſellſchaft, dies Mal aber
aus Kosten des Fragestellers, dem die Luſt verging, noch weitere Fragen zu
ſtellen.“

Unter der badiſchen neuen Aera, bei dem Streite, den die Katholiken
um ihr und ihrer Kirche Recht und Freiheit führen, wurde ein „schwarzer“!
Baue rsmann vor den gestrengen Amtmann beſchieden, der ihm Vorhalt machte
über sein ,„ſstaatsfeindliches' Betragen, da der Mann glaubte, in ſeinem Ge-
wissen beschwert zu sein durch ein neugeſchaffenes Staatsgeſeß, das nach dem
Ausspruche der Kirchenbehörde die Rechte der Kirche verleße und die Religion
gefährde. Der ſchlichte Mann erwiederte in aller Ruhe und Unbefangenheit :
„Wer die Kirche nicht hört ſoll angeſehen ſein als ein Heide und öſffsentlicher
Sünder. Er folge seinem Biſchof in kirchlichen Dingen, der gestrenge Amtmann
möge mit ihm beginnen wozu er die Gewalt habe."

Köln, 30. Sept. Wie ſehr die Sterblichkeit in unſerer Stadt im Laufe
dieſes Jahres gestiegen, erhellt aus der Thatsſache, daß bis zum 25. Sept. schon
3915 Sterbfälle zu notiren sind, während dieſe Zahl im vorhergehenden Jahre
erſt drei Monate ſpäter (am 25. December) erreicht wurde – In Monhe im
wurden am verfloſſenen Mittwoch elf Hunde und drei Küh v erſchoſſen, welche
von einem mit der Tollwuth behafteten Hunde gebissen waren.

~ Fra nz Li ß t, der ſich ſeit voriger Woche in Rom besindet, wird
die ewige S tadt im nächſten Monat ganz verlassen, um fortan abwechselnd in
Weimar und Peſth zu leben. Die Ungarn haben ihm mit einem ſehr ſchmei-
chelhaften Titel einen jährlichen Gehalt von 6000 Fl. ausgesetzt, wofür er
nichts weiter zu thun hat, als dieses Ehrenprädicat eben zu führen.

In einer belgiſchen Kohlengrube ſind verſloſſene Woche durch ſchlagende
Wetter bei 30 Perſonen getödtet worden.

Die preuß. Besſatung der Festung Königstein in Sachſen iſt am 1. Okt.
abgez ogen, und sächsſiſche Truppen rückten dafür ein.

N a < \ < ri f 1.
= Vom Netkar, 4. Oct. In Wahlmännerkreiſen geht das
Gerücht von der Candidatur des Hrn. Staatsministers Dr. Jolly
für den Landwahlbezirk Heidelberg. In dem früheren Wahlbezirk
Kehl:Kork 2c. scheint dem Abgeordneten voi Minister die Position
verdorben worden zu ſein.











Inhaltsverzeichniß
des 1. Heftes der Alten und Neuen Welt 1872 .

Des Kn a ben Berglie d. Gedicht von Uhland. – Ein dunkler
Augen bl ick. Novelle von H. Hirſchfeldl. – Der Küſter von Monag-
han. Engliſche Novellette, überſeßt von Mathilde Bleule. – Gin Ausflug
in den Mond. Von Herm. J. Klein. – Nach neueſter Mode. Reime
von J. Trojan. –~ Eine tex aniſche Prinzeſſin. Von G. Duvernoy in
Texas. — Herzog von Lag osta. Roman von Julius Ulicznhy. + Der
Bau der Eaſstriver- Brücke zwiſchen New-York und Broofklin.
Von Venanz Müller. ~ Allerlei: Domenico Zampieri, genannt Domenichino.
~ Gängſeschau einer Münchener Köchin. – Vor der Wallfahrtskapelle. – Sturm
auf Constantine. –~ Von der Cunderango - Pflanze. ~ Fröhliches Stallleben.
; 33584e6us el: „„J{<h bin der Knab' vom Berge.’ ~ FJrnitiale V.
~ Communion des hl. Hieronimus. –~ Gänseſchau einer Münchener
Köchin. ~ Juitiale W. – Ein Ringgebirge auf dem Monde. + Ring-
gebirge Plinius auf dem Monde. + Vor der Wallfahrtskapelle. – Nach
neueſter Mode. – Erstürmung des Thores von Conſtantine. ~ Jritiale
D. ~ Durchschnitt des Caiſſon und Mauerwerkes vom Brookliner Brücken-
pfeiler. + Südende von New- York und Brooklin mit der projectirten
Hängebrücke über den Eaſt- River aus der Vogelſchau vom weſtlichen
tahtthat 1°f dem Printing -Houſe-Square in New-York. + Fröhliches

Jeden Monat erscheint ein Heft; dazu als Prämie: Z w ei
Knaben unter einem P almbla tt, nach einem Delgemälde
von Th eo dor De ſchwanden, in ſchönſten Farbendruck. Preis :
14 Kr. per Heft. Zu beziehen durch die Verlagshandlung in Ein-
siedeln und durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.

Verlag von Gebr. Karl und Nitolaus Benziger
in Einsiedeln, New- York u. Cincinnati.
 
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