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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0025

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sivlr sikr^tzlKlldl. ovEdlw/u.0 Utzio SKM_-A4V
Mrlog »nd Heraurgeber: vsrlag DoN-gemeinIchast <8. m. ». K., Keibelberg, Kaupt-
stratze 120/128 sUniverfltLtspIatz), Fernrus S22b, 222S. Schristleitung: Lntherstr. öst. Fern-
ruf S71Ü. Die Bollsgemeinschast erscheint 7mal wöchentlich und kostet monatlich 1,70 RM;
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ns>osi.sskroskr ssoszomss
6S6krvdI0SI 1930
« u , , tg « , : Die 12gespaltene Millim-t-iz-ile 7 Pfg. Die jgespaltene Mlllim-t«.
>etle im Textteil 25 Psg. FLr kleine Anzelgen: Die 12gespaltene Millimeterzeile 5 Psg
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ljeideldng. Samstag. -en 4. Zanuar 18ZK I üintlicdeZ VerllliiillllMlM lür 8lssl8- linil 6einöinl!s-8ellijsl!en I ftemerl-auf lo pfg. / s. Zodrg. / Nr. z

Suvich bedauert
Rom, 8. Jan. Wie in Rom amtlich bekannt
g«g»ben wivü, hat StaatSsekretÄr Suvich am
NeujahrStag Len schwedischen Gesandten zu fich
gebeten, um ihm von den italienischen Fest-
stellungen über das in der Gegend von Dolo
burchgeführte Luftbombardement, in dessen
Berlauf -er Divektor der schwedischen Roke-
Kreuz-Abteilung verwundet wordcn sei, Mit-
teilungen zu machen.
„Eine Bombardierung der abessinischen
Gomalifront", so heiHt es in dem amtlichen
Bericht, „war als Vergeltungsmatznahme ge-
gen die von Abefsiniern an italienischen Ge-
fallenen und Gefangenen verübten Grausam-
ketten angeordnet worden. Jn der Um-gebung
von Dolo hatte das Bombardement eine
Gruppe bewaffneter Abelssinier und einige
Zelte zum Ziel, die, wie sich ergeben hatte,
zum abefsinischen Kommando gehörten. Es
schcint, daß eine Bombe in der Nahe des Zelt-
lazaretts eingeschlagen und dessen Direktor
Dr^ Fritz Hylander verletzt hat. Unter dem
Ausdruck des Bedauerns nber die Verwun-
dung des Lazarettarztes hat Gtaatssekretär
Suvich die Aufmerksamkeit des schwedtschen
Gesandten auf die tendenziösen Darstellungen
gelenkt, die von dem Vorgang gegeben worden
sind, um die Sffentliche Meinung Schwedens
trre zu führen".
Der italtenische Heeresbericht.
Rom, 8. Fan. Der alS amtliche Mitteilung
Nr. 87 veröffentliche italientsche Heeresbericht
vom Freitag besagt wiederum lediglich: „NichtS
BemerkenSwerteS von der Eritrea- und der
Somalifront zu verzeichnen."
knglische VuM'lluM'keschosle?
Grns, 3. 2an. (Funkspruch.) Jn Fortsetzung
d«r Polemik wegen der Verwendung von Dum-
dum-Explofionspatronen hat die italienische Re-
gierung dem Völkerbundssekretariat eine Anzwhl
Fotografien übermittelt, aus denen hervorgehen
soll, datz die absffinischen Truppen Explosiv -
geschosse englischer Herkunft verwen-
ben. Di« erste Fotografie gibt das Etikett der
Packung wieder, in der die erwähnten Patronen
gefunden worden fein follen. Danach sind dir
Patronen von der Firma Eley Vros, Ltd„
London, geliefert wörden. Ferner sind abgebil-
det eine Explosrvpatrone und das Firmenzeichen
einer Mckers Armstrong-Maschinengewehrs, das
gleichfalls in der abesfinischen Earnison Tafari
Schetema gefunden wurde und in dessen Patro-
nenstreifcn sich neben gewöhnlichen auch Explo-
stvkugeln gefunden haben sollen.
Neue Sombenungrifse der Nuliener
AdbiS Abcba, 8. Jan. (Funkspruch.) Gene-
ral Nassibu meldet, datz italienische Bomben-
geschrvader «rneut verschiedene Stämme bei
dem Brunnen Bulale und Sassanabeh au-
grrffen und eine große Auzahl von Bombeu
abwarfen. Die Flüchtcirden seien mit Ma-
schinengewehren beschosfen worden. Fünf Abes-
stnier seien getötct und zwei verwundet wvr-
den. Ferner fanden 19 Kamele, öie Lebens-
mittel transportierten, den Tod.
An Ser Nordfront sind im Laufe dcs Don-
nerstag sechs eritreische Offiziere, zwölf Un-
teroffiziere uüd 125 Mann zu öen Abessiniern
übergelaufen. Die Ueberläuser berichten, datz
der Stratzenbau von Adigrat nach Maknlle
eine Sisyphusarbeit sei. Ganze Strecken der
neugebauten Stratze verschwänden immer wie-
der in bodenlosem Sand.
Der türkische Rote Halbmond hat dem abes-
stnischen Roten Kreuz 209 Kisten Verbands-
stoffe un>d Medikamente überwiesem
Muslolini empsing
den Verliner italienischen Sotschasler
Rom, 8. Jan. (Funkspruch.) Der italienische
Botschafter in Berlin, Attolico, üsr seit
einigen Tagen in Rom weilt, ist von Musso-
lint empfangen worden.

llerschörfung der Neutraliliitsgesehgebung
in den vereinigten Stnnten von Nmeriba
Ner nmeridllnische Nundesdnngreß eröfsnel

Washington, 3. Jan. (Funkspruch.) Di« dier-
jwhrige Tagung des amerikanischen Bundes-
kongrefles ist am Freitagmittag unter allgemei-
ner Spannung eröffnet worden. Sofort nach der
Eröffnung brachte Mac Reynolds, der
Vorsitzende des Autzenausschufles und des Re-
präsentantenhauses eine Vorlage ein, durch die
das am 29. Februar ablaufende Neutralitäts-
gesetz durch eine unbefristete Neutrali-
tätsgesetzgebung ersetzt werden soll. Die
neue Vorlage, die nach den Erklärungen Mac
Reynolds nach längeren Vesprechungen mit
Präsident Roosevelt und dem Staatsdepar-
dement entworfen worden ist, behält das gegen-
wärtige Ausfuhrverbot für tatsächliches Kriegs-
material wie Waffen und Munition nach krieg-
führenden Ländern bei. Die Vorlage ermäch-
tigt den Präsidenten, nach eigenem Er-
messen die Ausfu'hr von sonstigem Material,
das für Kriegszwecke geeignet sein könnte, zu
verbietcn. Die neue Vorlage sieht auch ein
Verbot von Finanztransaktionen
mit kriegführenden Ländern, wie Ankauf von
Obligattonen und ähnliches, vor, Mac Reynolds
beabsichtigt, die Ausschutzverhandlungen über
diese Vorlage bereits am Dienstag zu beginnen.
Präsident Roosevelt wivd vor dem Kon-
gretz seine grotze politische Rede halten, die der
Form nach die llbliche „Votschaft an den Kongretz
über di« Lage der Nation", dem Jnhalt nach
aber eine scharfe Abrechnung mit seinen Eegnern
sein wird.
Die Botschaft wird vermutlich di« Ansichten
Roosevelts über fogende wichtige Fragen eni-
halten: Die Auszahlung oon Vrrgütungen an di«
Kriegsteilnehmer, Einschränkung der Bundes-
ausgaben, Arbcitslosenfürsorge. Ausbau der
Handelsmarine und der Landesverteidigung,
Nensassung der Nentralitätsgesetzgebung, die
Frage der Wiederherstellung der Nira und
schlietzlich währungspolitische Fragen.
Präsident Roosevelt wird in seiner Votschaft
auf die Angrifse vor allcm seiner republikani-

schen Gegner antworten, die seit Monaten einen
heftigen Feldzug gegen ihn geführt haben. Die
Republ-ikaner sind fest entschloflen, das
Kräfteverhältnis im Vundeskongretz — die Par-
tei Roosevelts hat in beiden Häusern die Zwei-
drittelmehrheit — >bei den Wahlen im Novem-
ber grundlegend zu ändern. Als Gegner Roose-
velts bei den kommenden Wahlen werden zur
Zeit Hoover, Borah.Senator van den Berg,
Eouverneur Landon sowie der Herausgeber der
„Ehicago Daily News", Eolonel Knox, genannt.
Mshex steht aber keine grötzere Eruppe hinter
einem dieser Bewerber.
Neue Nerdnftungen in kupen-Malmedv
Lnttich, 3. Jan. Ein Gendarmerieaufgebot
erschien Donnerstagfrüh in der Gemeinde
Bütgenbach im Kreis Malmedy und ver-
haftete steben heimattreue Männer unter der
Anschuldigung der Zusammenrottung und Auf-
lehnung gegen die Staatsgewalt. Die Ver-
hafteten wurden ins Gerichtsgefängnis nach
Verviers übergeführt. Der Vorgang ist di«
Folge einer Silvesterfeier, di« der Turnverein
von Bütgenbach in etnem der Ortsgasthöfe
-eranstaltet«.
Die Feier war um 21 Uhr polizeilich ge-
schloflen worden. Die Polizei war gegen die
Teilnehmer an der Feier, alS sie um 24 Uhr,
den Saal in Ruhe verlietzen, mit Gummi-
knüppeln vorgegangen, wobei große Unruhe
cutstand. Man will die sieben Verhafteten da-
für verantwortlich machen.
Neujadrsglülhwunlch -Kuslausch Mschen
dem Lüdrec und dem könig vnn Kumünien
Berlin, 8. Jan. Autzer dem bereits gemel-
deten Telegrammwechsel zwischen öem Führer
und Reichskanzler unö fremden Staatsober-
häuptern hat auch ein Austausch von Neu-
jahrsglückwünschen mit dem König von Ru-
mänien stattgefunden.

Lie leislungen des Winlerdilfswerbes
kjuupLnmtsleiter ljilgenfeldt gibt eine vorläufige Silan;

Berlin, 3. Jan. (Funkspruch). Der Reichs-
beaustragte sür das Winterhilsswerk desdeut-
schen Volkes, Hauptamtsleiter Hilgenfeldt
machte am Frcitagabend im Zeitfunk des
Reichs'sendcrs Berlin aufschlußreiche Ausfüh-
rungen über Orgauisation und Leistungcn
dieses in dcr Welt einzig dastehcnden Wcrkes.
Hilgcnfeldt teilte uuter andercm mit, daß 1933
zur Vorbcrcitung der ganzen Aktion nur 14
Tage zur Verfügung standeu. Am 18. Septem-
bcr begann er die Arbeit mit 36 Mitarbcitern
und am 1. Oktober stand bereits das WHW.
Die besten Fachleute wuröen für die wichtig-
sten Versorgungsgebiete herangezogen.
Aus den von Hilgenfeldt angeführten Zah-
len erglbt sich, daß 16 v. H. der gesamten deut-
schcn Hausbrandversorgung auf die Kohlen-
versorgung durch das WHW entfal-
len. Jm Reichsburchschnitt macht die Spende
in einem Haushalt bis zu zwei Kindern acht
Zentner aus. Bci Familicn mit höhererKin-
derzahl wcrden so vicl Kohlen gcliefert, datz
zwei Feuerstellen unterhalten werden können.
Familien mit fenchten oder schlechien Woh-
nungen oder Schwerkranke werden entsvre-
chend höher bcliefert. Statt sieben Serien Kob-
len wie im Vorjahre werden diesmal acht
Serien Kohlen verteilt.
Die Stoffe, öie zur Herstellung von
Bekleidungsstücken gebraucht werden, könnten
eine Strecke von 7009 Kilometer, also die
Länge der geplanten Reichsautobahnen, be-
decken. Die Schuhe, die öas WHW im letz-
ten Winter lieferte, hätten ausgereicht, um die
gesamte Vevölkerung Badens vom Säugling
bis zum Greis und darüber hmaus noch die

Bevölkernng dreier Kreise Württembergs zu
versorgen. 18 Millionen Zentner Kartof-
feln, das sind 60000 Waggons zu je 250
Zentner, wurden im Lanfe dcs vorigen Win-
terhilfswerkes ausgegeben. Jn diescm Win-
ter sind bereits 12 Millionen Zentner ausge-
bracht worden. Jm Reichsdurchschnitt wird
anf den Kopf der Bcvölkerung ein Zentner
Kartoffeln gerechnct, im Gan Grotz-Berlin er-
hält eine Familie von vicr erwachsenen Per-
sonen acht Zentner. Bayern wird dagegenmit
Mehr Mehl versorgt. Der Wert derAb-
zeichenanfträge betrug im letzten WGW
fast vier Millionen Reichsmark, in diesem
Winter werden es fast fnnf Millionen sein.
Jm ersten Winterhilfsiverk wurden rnnd 17
Millionen Volksgenossen betrent, 1934 bis 85
nicht ganz 14 Millionen nnd in diesem Halb-
jahr sind es rnnd 12,5 Millionen Menschen.
Hilgenfeldt teilte weiter mit, daß im letz-
ten Jahre 6 9 3 3 6 A u s l ä n d e r, die also
nicht die dentsche Staatsangehörigkeit besatzen,
vom WHW des dentschen Bolkes betreut wur-
den, ferner 29 108 Juden. Aus grundsätz-
lichcn Erwägungen herans sei eine organisa-
torische Aendcrnng der Judenbetreuung vor-
genommen nnd sei den ittdischen Wohlfahrts-
vereinen zngewielen wordenj sie stehe jedoch
unter seiner Ueberwachnng. Der Säule der
Vetreuten stehe die Säule der 1 Millio-
nen sreiwilligen Helfer gegenüber.
Sie seien die Lösung des Rätsels der gerin-
gen V e r w a l t u n g s k o st e n, die noch nicht
einmal 1 v. H. des Wertes der Gesamtleistung
ausmachen. Diese Armee von ehrenamtlich
tätigen Helferinnen und Helfern gebühre öer
Dank des gp.nzen deutschen Volkes.

Me Vardanellen
Hinter ber Sanktionspolitik steht zwangS-
läufig die Gewalt. England hat an die Mit-
telmeermächte -ie Anfrage gerichtet, ob sie be-
reit seren, die Sanktionspolitik bis zu ihren
lctzten Konscgnenzen zu unter'tntzen. Die
Staaten nun, die sich bereit erklärt haben, an
einer möglichen militärischen Aktion gegen
Jtalien teilzunehmen, bringen dabei ihre eige-
nen Problcme mit sich.
Hinter derTürkei erheben sich die D a r-
danellen — hinter Griechenland öie
Aegäische Frage, hinter Jugoslawicn dic
Adria nsw. So ist denn aus der kollektiven
Sicherheit eine kollektive Unsicherheit gewor-
den, weil sich die EinMspannungen verdichten
und in einem gemeinsamen Knrzschlutz zu-
sammenzufallen drohen.
Die Tttrkei hat allen Grunb, die Lösung
der Dardanellenfrage vom Jahre 1923 zurück-
zuweisen: sie ist nicht Herrin üSer die Tür
zu ihrem Hause, und soll sie nun gezwungen
werden, durch ihre Zustimmung zur äußer-
sten Sanktionspolitik ein größeres Risiko auf
sich zu nehmen, so verlangt ste als Sicherung
eine Neuordnung der Dardanellen-
konvention. — Das türkische Verlangen
nach einer Aufrollung der Dardanellenfrage
ist nicht neuesten Datnms und nicht allein
durch die britische Rundfrage veranlatzt. Gleich
nachdcm die Türkei sich aus dem chaotischen
Nachlaß deS Weltkrieges zu behaupten ver-
stand, dcn Vertrag von SsvreS zerritz
und sich 1928 mit England, Frankreich und
Jtalien in Lausanne an den Verhandlungs-
tisch setzte, stellte Jsmet Pascha die Forderung
änf, daß die Verwaltung der Meerenge der
Dardanellen der Türkei und einem Vlockder
Anliegeländer unterstellt werden sollte. Jsmet
Pascha sah sein Verlangen nur teilwei'se er-
füllt.
Hauptsächlich auf Verlangen Englands
wurde neben dem Lausanner Friedensinstru-
ment ein Sonderabkommen unterzeichnet,
durch das die Meerengen und einige grie-
chische Jnseln für alle Zeiten entmilita-
risiert wurben. Es wurde dabei festgesetzt,
datz die freie Durchfahrt öurch dre Dardanel-
len ohne alle Formalitäten für alle Kriegs-
und Handelsschiffe aller Nationen gestattet sei.
Eine Meerengenkommission unter dem Vorsttz
eines türkischen Präsidentcn wurde ernannt,
die dem Bölkcrbnnd unterstellt wurde, deren
Aufgabe es ist, darüber zu wachen, datz die
Lausanner Bestimmnngen, die Meerenge be-
tresfend, nicht verletzt werden. Die Kommis-
sion erstattet, unter Umgehung der Türket,
dem Völkerbund direkt Vericht über ihreBe-
obachtungen.
Die türkische Politik war und ist immer
auf die Wahrung ihrer Unabhängig-
keit gcrichtet gewesen. Es ist für Ankara un-
erträglich, vor der eigenen Tür eine interna-
tionale Kommission zu wissen, die das Recht
nnd die Pflicht bat, über türkische territoriale
Gewässer eine Art von Oberaufsicht zu füh-
ren. Die Entmilitarisierung bedingt ferner
eine Diskriminierung der Türkei, da -ie
Möglichkeit bestehen würde, datz feindliche
Kriegsschiffe vor Stambnl Anker werfen, ohne
datz tnrkische Küsienbatterien sie daran htn-
dern könnten. Schon vor etwas mehr als
einem Iahr stcllte der türkische Autzenmini-
ster, damaks Borsihender des Völkerbundsra-
tes, Rüdschi Aras, in Gens den Antrag
anf Aufhebung der Lausanner Klauseln. Sir
John Simon. damaliger Autzenmtnister,
Laval und Baron Aloisi, machten gegen
das türkische Verlangen Einwendungen, mor-
in sie von Litwinow unterstützt wurden. Da
nun Sowjetrutzlanö an den Lausanner Ver-
handlungcn nicht teilgenommen hat, so ist eS
auch offiziell nicht befugt, sich an einer Neu-
reaelung der Dardanellenkonvention zu be-
teiligen.
Die Dardanellen sind das Einsallstor in das
Schwarze Meer, sie sind aber auch das Aus-
fallstor für die sowietrnsfische Flotte in das öst-
liche Mittelmeer, in die griechischen Wasser nnd
zum Zugang zum Suez-kanal. Den Schlüflel zu
diesem Tore hat England durch lange 2ahr«
zehnte eisersüchtig gehütet. 1855 im Krim-
krieg schlotz es sich Napoleon dem III. an, half
die ruMche Flotte im Schwarzen Meer vernich-
 
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