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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#1840

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v o lkg MMsch aft

kieidelberger
verlag und HerauSgeLsr: Merlag BoMgemeinschaft G. m. b. H., Heidelberg, Hauptstr. 12S/123
Emmnelnummer 8225. Echriftleitung: Lutherstr. SS. Fernruf 87M. Di« »BollSgemeinfchaft'
erlcheint 7 mal wvchentlich und kostet monatlich 1,70 RM.; bei TrigerzusteNung zuzügl. M Ps.<


veobachter
bei Postzustellung zuzstgl. 42 Pf. Ist die Zeltung am Erfcheinen (auch durch HSHere «ewaly
Nerhindert, besteht kein ilnspruch auf Entschädigung. Mbestellungen mSsten bir spLtesten» 2S^.M.
für den folgendenMonat dliekt beim Berlag eingereicht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg

llienstag. den 5. Mm 1SZK

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Üm!lic!i88 Vesltlinliigungzlilsli liir 8tssl8- uml Kemeinlle-Kellgrllkn

fremerdvuf 10 pfg., k. Zvtirg. / Nr. 124

Klile kammermeliriieit in frnntreich
Lewaltige Mel,rl,eit der „voibssront" — versiebensachung Ler bommunistischen Sitze

Paris, 4. Mai.
Ei«e Ausstellnng des Jnuenmiuisteriums
briugt die Ergebuiste vou sümtliche» 818
Wahlkreise«. Dauach stellt sich die Stärke der
riuzeluen Parteie« mie solgt:

8. Mai
Kommuuiste« ..... 71
Unabhängige Kommuuiste« . 18
Sozialisteu .148
Sozialist.-Republik. Vereiuig. 2S)
Unabhäugige Sozialiste» . . 11)
Radikalsozialisteu . . .116
Unabhäugige Radikale . . 31
Liuksrepublikaner ... 84
Volksdemokraten ... 23
Rep«blik.-Demokrat. Vereiuig. 9V
Kouservative ..... 11

vorh.
19
9
191

189
58
65
16
42
5

gierung öer Bolksfront zu Silöen unö zu lei-
ten. Damit ist unmitzverstänölich angeöeutet, öatz
öie Sozialistische Partei den Anspruch erhebt,
öen nächsten Ministerprästdenten zu stellen
Da Leon Blum sich selbst noch nicht von den
Folgen öes unlängst auf ihn verübten „Ueber-
falles" erholt haben soll, schreibt man ihm öie
Abstcht zu, mehr im Hintergrunö zu Sleiben
Jndessen wird viel von öem bekann-en sozia-
listischen Abgeordneten Vincenz Aurioi
als aussichtsreichstem Bewerber für. die Mi-
nisterpräsiöentschaft gesprochen. Anderers:its
wird er auch als künftiger Finanzminister
genannt, weil er auf diesem Gebiete besonöers
sachverständig sei.
Ueber öie Zirsammensetzung deS nächsten

Kabinetts kann man zur Zeit noch ebensowe-
nig sagen wie über öen Zeitpunkt der Regis-
rungsumbilöung. Man nimmt an, öatz Sar-
raut öie Geschäste bis zum Zusammentritt
der neuen Kammer weiterleiten wird, aber
sicher ist öas nicht. Für öas Außenministerium
werden unverbindlich Namen wie Dalaöier,
Herriot unö Paul-Boncour genannt. M-an
rechnet augenscheinlich damit, datz öte Soziali-
sten öie Außenpolitik ihren Nachbarn zur
Rechten überlassen werben.
Die Börse scheint auf öen Ausgang un-
günstig geantwortet zu haben. Zu Ve-
ginn öer Börse ließen öie Kurse erheblich
nach. Außeröem wirö von starken Golökäufen
berichtet.

Die frauzösische« Kammerwahle« habe«
^rt ei»em klareu Sieg der sogennuute«
"Bolksfrout" geeudet, die mit 388 vo«
618 Stimme« über ei«e starke Mehrheit ver-
>ügt. I« geringcrem Matze hat auch die Rechte
^« Stimme« gewoune«, während -ie Radi-
kalsozialiste«, die seit bisher 49 Jahre« als
,,Mittclpartei" das Zünglein a« der Wage"
bildete», ihre sührende Rolle als grötzte Par-
«gch jhxxx vernichtende» Niederlage a« die
Sozialiste« Leon Blnms abtrete« müste«.
Besonöers bemerkenswert an öen franzö-
nschen Wahlen ist öie Verlagerung in-
^erhalböer beiden Fronten, bei öer
leweils -ie extremcn Flügel, links die
Kommunisten und Blum-Sozialisten, rechts,
Republikanisch-Demokratische Vereinigung
nnd Konservativcn gewonnen haben. P a-
lis, öas 59 Kammersitze zu vergeben hatte,
ist «ine rotx Hochburg geworden. Die
,'Volksfront" hat hicr 41 Sitze errungen, von
^nen 29 durch Kommunisten besetzt sinö. Die
Rabikalsozialisten haben beinahe «in Drittel
ihrer Sitze verloren, öesgleichen öie Unab-
hängigen Radikalen und die Sozialistisch-Re-
publikanische Vereinigung.
Wcsentliches Merkmal der Wahl
Ist das Anwachsen der Kommunisten verschie-
oener Spielart von bisher 19 ü- 9 auf 71 -t-10.
Ännenpolitisch mag auch bcmerkenswert sein,
öatz allein 5 M i n i st e r der Regierung Sar-
kaut bei öer Wahl öurchgefallen sinö.
Geschlagen wuröe auch der Chefredakteur
°ks „Oeuvre", Jean Piot, einer der Haupt-
Iräger öer Volksfront. Unter den Geschlage-
Uen befindet sich anch öcr Chefredakteur der
»Journee industrielle", Gignoux, öem sein
Inmmunistischer Sieger vorwarf, ein Vertre-
ter öer Schwerindustrie zu sein. Durchgefallen
stnd ferner der ehemalige radikalsozialistische
Minister Durand, der nationalistische Ab-
ücordnete Franklin-Bonillon, dcr un-
abhängige raöikale Abgeordnete und mehrma-
-ige ehcmalige Minister Cathala, dcr ra-
bikale Abgeorönete Daniölon. Der ehema-
tige Unterstaatssekretär in Straßburg, Frey,
u>uröe durch den Kommunisten Daul vestegt.
Wiedergewählt wurde der Vorsitzcnde des
^ußenpolitischen Kammerausschusses, Paul
Vastid, öer ehemalige Unterstaatssckretär
lstr Elsaß-Lothringen, Oberkirch, der be-
'annte elsässische Abgeordnete RossL. Ge-
u>ählt wuvde ferner öer Straßburger kommu-
pistische Bürgermeister Hueber, der öen
bisherigen kommunistischen Abgeordneten
^corges Weill schlug. Wiedergcwählt wurde
^uch der Stratzburger links-unabhängige Ab-
üeordncte Mourer. Gewählt wuröe ferner
^Er frühere Abgeordnete Bergery, der eigent-
liche Vater der Volksfront, der jedoch balö
*usch nach öer Gründung der Volksfront zu-
pstcktrat und sie heute heftig bekämpft.
Kegierungsberettschaft Ler So;i'alisten
I« einer Sonderausgabe öes „Popu-
laire" erklärt Lson Vlum auSdrücklich,
°atz öie Sozialistische Partei bereit sei, öie ihr
äufallenöe Aufgabe zu erfüllen, d. h. eine Re-

Me 5olgen der roten Maiil
stariser streste vllliig verwirrt - Unklarlieit über die bünftige Kegiervng

Paris, 4. Mai.
Die Pariser Menöpreste verhält sich bei der
Beurteilung der innenpolitischen Folgen bes
Wahlergebnistes zurückhaltend. Der „Paris
Soir" stellt ausdrücklich fest, datz die Veant-
wortung der Frage nach der Nnstigen Regis-
lungsmehrheit noch nicht möglich sei.
Der „Temps" und mit ihm die übrigey
rechtsgerichteten Zeitungen geben zu, datz die
Kommunisten und Sozialisten von einem Siege
sprechen könnten. Als grotzer Vesiegter werben
die Radikalsozialisten hingestellt. Die Wahlen,
so schreibt das Vlatt weiter, seien ohne Zwei-
fel sehr schlecht ausgefallen, und wllrden sehr
s ch w e rw ie g e n d e, noch nicht zu über -
sehende Folgen haben. Aber sie seien ein
Beweis sowohl für die Unzufriedenheit als auch
für den Wunsch nach Klarheit uNd nach einer
logischen Politik. Die Radikalsozialisten ernte-

ten die Früchte ihrer Haltung. Sie hätten zer-
schnitten, aber es sei mehr als zweifelhaft, ob
sie auch wieder zuzunähen vermögen.
Das „Echo de Paris" fragt stch, ob es
möglich sein werde, eine Volksfront«
rstzierung zu bilden. Der Generalsekretär
der kommunistischen Partei habe bereits «r-
klärt, datz die Kommunisten eine Regierung-s-
beteiligung ablehnen würden, bie Radikalsozia-
listen ihrerseits h-ätten ebenfalls wisten lasten,
datz sie nicht mehr gewillt seien, noch einmal
allein die Verantwortung zu übernehmen, und
die Sozialisten seien sich bisher noch nicht end-
gültig s-chlüssig -geworben. Angesichts der au-gen-
blicklichen Lage sei es, so meint da sBlatt, daher
durchaus möglich, datz ein etwas geänder-
tes Kabinett Sarrauj sich noch einige
Wochen am Leben erhalten könnte.

Kddis Kbeba von Ralienern beseht
ller Negus nn Nvrd eines britischen kreurers — Unsikbere Lage der kesnndtschllsten

Rom, 4. Mai.
Die Borhut der italieuische« Truppeu hat
am Montag Addis Abcba erreicht, nach-
dem drr Vormarsch insolge der telegrafische»
Hilferuse der europäische» Gesandtschaften er-
heblich bcschleunigt worden war. Der Negus
hat sich am Montagnachmittag an Bord des
i» Dschibuti liegcnden englischen Kreuzers
„Entcrprise" begeben, um nach Haisa )Pa-
lästina) abzusahre«. Jn Dschibuti, auf sranzö-
stschem Gcbiet, wurde» dem Negus die einem
Staatsoberhaupt znkommenden Ehreu erwie-
seu. Man schließt darans, datz er «i cht ge-
willt ist, abzudanken oder anf irgeudwclche
Rcchte z« verzichten.
*
Mit der Flucht des Kai'sers aus Abessinien
hat Jtalien öen Kolonialkrieg militärisch
gewonnen. Ob die endgültige Regelung auf
d i p l o m a t i s ch e m Voden für Rom ebenso
hundertprozentig ausfallen wird, steht auf
einem anderen Vlatt. Noch ist Jtalien in
Genf als „Angreifcr" durch Sanktioncn be-
straft, und es wird ein ergötzliches Schauspiel
sein, wenn der Völkerbund den Eiertanz seines
unvermeidbaren Rückzugs antritt.
Wir schrieben an dieser Stelle vor einem
halben Jahr, datz Genf wahrscheinlich glücklich
sein werde, wenn öer Negus gestürzt oder ein
„neuer" Negus ernannt sein werde. — Auf
Anraten des britischen Gesandten hat der
abessinische Kaiser sein Land an Bord eines
britischen KreuzerS verlassen. Genf wird
dies aufatmenö Legrützen, denn es kann nun
die Sanktionen einstellen mit dem Hin-
weis, daß ihre Weiteraufrechterhaltung eine
„Ungerechtigkeit" sein werde, da ja in Abes-
stnien gar keine zentrale Regierungsgewalt,

sondern nur noch reine Anarchie Herrsche.
Trotzöem wird öieses Begrä-bnis vierter
Güte, öas man Abessinien in Genf bereiten
wird, gleichzeitig die Bankerotterklä-
rung des Versailler Völkerbunöes
sein. Besonüers öie Kleinen Mitglieöer der
Genfer Liga weröen mit Schrecken bemerken,
datz die Völkerbnnösdemokratie leerer Schein
ist unö daß allein öie Jnteressen der Grotz-
mächte bestimmenö sind, nicht aber öie un-
rühmlich „berühmte" Moral öes Genfer Völ-
kerrechts.
stb dies Mustvlini interestiert?
Französtsche Beschwörungen Jtaliens.
Paris, 4. Mai.
Jn seiner Vetrachtung zur Lage in A-bes-
sinien erklärt der „Temps", die Stunde sei
gekommen, wo es wesentlich sei, eine Ent-
spannung zwischen London unö
R o m zu fördern und eine Lösung des öurch
den abessinischen Streit entstandenen inter-
nationalen Problems zu finden, die sowohl
den Jnteressen Jtaliens wie denen Englands
als auch dem „moralischen Ansehen des Völ-
kerbundes" entspreche.
Jtalien könne ohne Verletzung seiner Eigön-
liebe unö seines Ansehens versöhnlich und g e -
mätzigt auftreten, weil sein militärischer
Sieg vollständig sei. Jtalien, so meint das
Blatt, würöe einen politischen Fehler begehen,
wenn es die Welt vor die vollendete Tatsache
einer radikalen Lösung stellen würde, der öer
Völkerbund nicht zustimmen könnte, ohne sich
zu ernieörigen, unö mit der England, das an
dem Vertrag von 1906 beteiligt und durch die
Völkerbundssatzung gebunden sei, sich nicht ein-
verstanöen erklären könnte.

Söwset-Zuda triumptiiert
Von B. Seeger-Kelbe.
Das Ergebnis der französischen Kammer-
wahlen erhält seine über öie Jnnenpolittk
hinausgehende Bedeutung durch den alle Er-
wartungen übersteigenden Wahlsieg der Kom-
munisten. Den Agenten Moskaus ist es
gelungen, 71 ge-genüber bisher 10 Kammer-
sitzen zu erringen. Wenngleich die autzerdem
gewählten 10 Unabhängigen Kommunisten nicht
ohne weiteres nach öer Pfeife der Kreml-
Juden tanzen, so stimmen sie mit ihnen doch
in allen wesenilichen Fragen überein, so datz
81 Kommunisten als Vorhut eines geplanten
Sowjet - Frankreich in öie Kammer
einziehen.
Es i'st ein Treppenwitz der Weltgeschichte,
öatz ausgerechnet die R a d i k a l s o z i a l i st i -
schePartei die Zeche mit dem Berlust eines
Drittels ihrer Mandate bezahlen mußte. Denn
Herr Herriot, öer Vorsitzende der Radikal-
sozialisten, öer in Lyon nur mit Hilfe der
kommunistischen Stimmen eine für einen „gro-
ßen Mann" nicht eben rühmliche Mehrheit
erhielt, war ja gleichermaßen der Vater des
Sowjetpaktes wie der Bolksfront,
öie beide ben Moskauer Sowjet-Juden den
Weg nach Westeuropa öfsneten und ihnen 13
Prozent der Kammersitze verschafften.
Der in den Pariser und Lonöoner Ver-
brechenalben unrühmlich verewigte jübische
Bankräuber Finkelstein ^ Litwinow
— gegenwärtig Außenkommissar öer Sowjet-
union — kann sich zusammen mit dem Leiter
öer Komintern, Reichstagsbrand-Di-
mitroff, als einziger Sieger des sranzöst-
schen Wahlkampfes. freuen. Nach Spanien
droht Frankreich zür Kampfbasis des Bolsche-
wtsmus in Europa zu werden.
Wie konnte es der jüdisch-kommunistischen
Jnternationale gelingen, in einem alten euro-
päischen Kulturland, dessen Vevölkerung vor-
nehmlich aus Vauern, Klein-Bürgern und
Rentnern besteht, so überraschende Fortschritte
zu erzielen? Die Antwort ist einfach. Mit
echt jüdischen Rotztäuschermethoden
wurde der „Volksfront"-Schwindel geaenReak-
tion, Faschismns und Nazismus organisiert.
Auf Weisung Moskaus wurden die
französijchen Kommunisten plötzlich zu deu
größten Chauvinisten. Hatten sie früher jede
Wehrvorlage bekämpft, so forderten sie nun
nach dem Abschlntz öes Sowjetpaktes stärkste
Aufrüstung gegen das nationalsozialistische
Reich. Hatten sie ehedem unter Anführung
L i t w i n o w - F i n k e l st eins schärfste Sank-
tionen, ja sogar ein militärisches Vorgehsn
gegen Jtalien propagiert, so sinö ste jetzt be-
reit, Abessinien ihren Plänen zu opfern.
Einst dachten ste: Schlagt den Fascismus in
Abessinien und trefft öamit auch -as Reich
Aöolf Hitlers! Heute ist die Reihenfolge
umgekehrt: Veschäftigt Rom in Abessinien und
erlangt dafür seine Mithilfe bei der militäri-
schen Einkreisung Deutschlands.
Wir wissen, datz diese zweite Parole ebenso
erfolglos sein wirö, wie der Versuch, Jtalien
bei der Gewinnung neuen Bodens für sein
übervölkertes Land zu hindern. Wir müffen
aber feststellen, batz die Cliaue der jüdisch-
freimaurerisch - bolschewist i sch e n
Jnternationale alles aufbietet, um eine
endlich notwendige Verständigung unter den
europäijchen Völkern mit allen Mitteln zu
hintertreiben.
Denn eine Einigung der europäischen Böl-
ker auf ein Programm der Zusammenarbeit
und gegenseitigen Hilfe würde jenem inter-
nationalen Klüngel, der allein an der
Uneinigkeit Europas veröienen will, öas Ge-
schäft zerstören. Zahlreiche Franzosen werden
wahrscheinlich heute mit Schrecken wahrneh-
men, wie berechtigt des Führers War-
nung vor der Gefahr eines bolschewistischen
Frankreich, das dann von Moskau, nicht
aber von Paris kommandiert werden würde,
war.
Der Ausfall der französischen Kammer-
wahlen ist gewiß zunächst eine innenpoli-
tische französische Angelegenheit. Er wird aber
auch seine Rückwirkungen auf öie Pariser
Außenpolitik haben. Und es ist nicht nur
für Deutschland, das daS kommunistische Gist
aus seinem Volkskörper ausgeschieden hat,
sondern iür alle europäischen Völker die
 
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