v o lka ememsch aft
kjeidelberger
«erlag und HerauSgeber: verlag DolkSgemeinschaft T.m. d. H., Heldelberg, Hauptstr. 12S/I2S
«ammelnunnner S22S. kchriftleitung: Lutherstr. SS. Fernruf 8740. Dt- .«olirgemetnfchaft'
rfcheint 7 mal wöchentlich und lostet monatltch 1,70 RM.; bei TrLgerzustellung zuzügl. 30 Ps.,
Veobachter
bei Pöftzustellung zuzügl. 42 Ps. Jst die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt).
»erhindert, besteht kein Ansvruch aus Entschädigung. Abbeftellungen müssen bis spätestenr 2S.d.M
sür den folgendenMonat direkt beim Berlag eingereicht werden.AuSschl. Gerichtsstand: Heidelberg
Mtwoch. den 28. Lebruar 18Z8
Ümllicli88 VerlWchgliiMlilslt liir 8tsst8- unit Lemeinlte-getiörlten
Lreioerklllif 10 pfg. / 8. Mrg., Nr. 58
5^
Sowjetpatt, eme krgänzung Ler völberbunLssatzung
Seltsame WerbereLe Ilandins in der kammer
Paris, 28. Fevr. (Funksvruch). Außen-
miuister Flaudi» «ahm iu der Kammer das
Wort z« eiuer auderthalbstüudige« Rede, «m
Le» srauzöfisch-russtsche« Pakt z« begrüude«.
Flandin erklärte, Frankreich sei immer
bestrebt gewesen, öie kollektive Sicherheit in
den Dienst des Friedens zu stellen. Aber das
System allgemeiner Verpflichtungen sei auf
einen derartigen Widerstanö gestoßen, daß
man stch regionalen Lösungen habe zuivenden
müssen. Eine solche regionale Lösung sei der
Vertrag von Locarno gewesen und hätte bie
von Briand vorgeschlagene europäische Union
sein sollen. Nach dem Locarnovertrag
habe der Völkerbund den Abschlutz von regio-
nalen Abkommen wiederholt besürwortet. Jn
Uebereinstimmung mit dieser Politik hätte
die französische Regierung im November 1932
einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Später
seien auf eine Anregung von Sowjetrußlanö
aus die Verhandlungen ausgenommen wor-
den, die zu dem vorliegenöen französisch-
russischen Pakt geführt hätten.
Der Außenminister gab einen auSführ-
lichen Ueberblick über die Geschichte dieses
Bertrages und die einzelnen Verhandlungs»
abschnitte in Paris, Genf und Moskau. Jm
Jnni 1934 sei der von Litwinow und Barthou
anfgestellte Plan von Deutschlanb als
gefähplich bezeichnet worden, während Polen
eiue ausweichende Antwort gegeben habe. Die.
französische Diplomatie habe stch öamals be-
urüht, bie Befürchtungen Berlins und War-
schauS zu entkräften und sogar eine Aenbe-
rung bes ursprünglichen Planes vorgesehen.
Deutschland habe aber jedes Beistandsabkom-
men abgelehnt.
Der Beistand sollde nnr im Rahmen des
Völkerbunbcs erfolg-en. Außerdem sollte das
Abkommen kein in sich abgeschlossenes politi-
sches Jnstrument, sondern einen ersten Schriit
z-ur koUektiven Sicherheit im Osten darstel-
len,' unter diesen Umstänöen sei im Mai 1988
der Pakt von Laval unterzeichnet worden. Er
sei von den interessierten Ländern günstig auf-
genommen worden mit Ausnahme der
Re i ch s re g te r u n g, die sofort einen Feld-
zug gegen ihn begonnen habe. Jn rechtlicher
Hinsicht habe die Reichsrogiernng in einer
Denkschrift den Stand-punkt vertreten, daß der
französisch-sowjetrussische Vertrag mit öem Lo-
carnovertrag nicht vereinbar sei, wäh-
renü England Berlin habe wissen lassen, daß
eine Unvereinbarkeit nicht bestehe. Derfran-
zösisch-sowjetrufstsche Wertrag stelle eine Kon-
trunität der französischen PM-tik dar. Jm übri-
gen habe Fvankreich nie au-sgehört, DeutschlanS
an der Politik der kollektiven Friedensgaran-
tien beteiligen zu wollen.
Niemand (?) künne biesem Pakt vorwer-
fen, daß er nicht mit -der allgemeinen Linie
der französtschen Politik übereinsttmme, oöer
datz er abgeschlossen worden sei, um Deutsch-
land zu vereinsamen. Denn er sei abgeschlos-
sen in der Hoffnung, daß Deutschlanö sich an
ihm beteiligen werde. Der französisch-
sowjetrussische Pakt sei nur eine
Ergänzung der Völkerbunds-
s a tz u n g.
Flanöin wandte stch ferner dagegen, daß
Frankreich dnrch den sowjetrussischen Pakt die
Freiheit seiner Entschlüsse im Ernstfalle ver-
liere. Frankreich sei nicht gehindert, gegebe-
nenfalls zu beurteilen, ob ein Angriff vor-
liege odex ob es sich um einen heraus-
geforderten Angriff hanöele usw. Der
Vertrag solle dem Kriege vorbeugen und un-
terscheiöe sich darin von den Vorkriegsbünö-
nissen. Das System der kollektiven Sicher-
heit sei g-leichbedeutend mit der Einkreisung
des Angriffsgeistes.
Der Minister wies ferner die Anregung
zurück, Frankreich solle die Slawen und
Germanen stch auseinandersetzen lassen unö
stch selbst hinter seine besestigten Grenzen zu-
rückziehcn. Flandin bestritt dann die Richtig-
keit öes von einigen Rednern in der Feier
vorgebrachten Hinweises, datz Frankreich nicht
genügend auf den Widerhall von jenseits des
Rheines geachtet habe. Er habe immer den
Wunsch gehabt, eine Zusammenarbett mit
Deutschland zu finden. Er wünsche, daß die-
ses große Volk, öas der menschlichen Zivili-sa-
tion viele Dienste geleistet habe, seinen gleich-
berechtigten Platz einnehme zu gemeinsamer
Arbeit gegen öie Krise, öie Arbeitslosigkeit
usw.
J-m weiteven Vevlau-f sei-ner Aus'führungen
wanöte sich ö-er Mini-ster g-cgen die Auffassung,
datz Frankreich den Locarnopakt zer-
störe. Der französisch-sowjetru-ssische Pakt
wüche, feiner Ansicht nach, genau das Gegen-
teil bewirken.
Eine gewisse Unruhe fetzte in der Kammer
ein, als der Mini-ster betonte, daß man die
Außenpolitik n-icht mdt der Jnnenpo-litik ver-
binden öürfe. Keine französische Regierung
werde die E'inmischung einer auswärtigen
Macht in -ihre Jnnenpolitik zulasfen. Die K o-
mintern fei nicht das einzige B-eispiel für
e-in-en politischen Einfluß von außen in Frank-
reich. Als Flandin einen Auszug aus dem Ver-
trag über bie Anerkennung Sowjetrutzlands
vovlas, in dem sich be-ide T-eile verpflichteten,
von einer g-egen-seitigen Einmischung abzuse-
hen, wur-de auf der Rechten Ge-lächter laut.
Flawdin schloß mit öer B-smerkung, daß der
französisch--sowjetrusstsche Pakt einen neuen
Schritt aus öem Weg des Friedens bedeute.
Die Autzenpo-li-tik Frankreichs dürfe nicht ab-
häng-ig s-ein von dem inneren Reg-i-me öer Na-
tionen, mit d-enen Frankreich verhandle. Der
französisch-'so-wjetrussische Pakt sei weder ge-
fährlich noch unnötig. Er knüpfe an die
Ueberlieferung der französischen
Politik an und beeinträchtige nicht öie Un-
a'bhängi-gkett Frankreichs.
Nach der Flandin-Rede trat eine Pause
ein. Die anschlietzcnde Aussprache brachte keine
neuen Gesichtspunkte. Am Donnerstag wer-
den die Parteien ihre Stellungnahme vor öer
Abstimmung begrünöen.
verschärste Spannung im Lernen llsten
Zllpanilche kritid am patt Moshau-Paris
Tokio, 25. Februar. (Ostasieudieust des
DNB). Das japanische Auswärtige Amt ver«
tritt, wie „Tokyo Asahi Schimb««" meldet,
die Ansicht, datz bie Ratifizieruug des fra«-
zöstsch-sowjetrussischen Beistaudspakts die durch
die aggressive Haltung der Sowjetunion ohne-
hi« erschwerte Lage im Ferne« Oste« wesent-
lich verschärfen würde.
Um eine Rückenbeckung durch Frankreich
zu erhalten, ha-be die Propaganda Moskaus
mit einem angeblichen deutsch-japanischen
Bün-dnis gearbeitet, das, wie gesagt wurde,
den Weltfrieden beörohe. Gleichzeitig scheue
man sich aber nicht in Moskau, Mandschukuo
tatsächlich zu bedrohen und die äußere Mon-
golei aufzuhetzen. Japan müsse daher fest-
stellen, daß öer französisch-russische Beistands-
pakt entgegen den französischen Versicherungen
öen ganzeü Fernen Osten stärk-stens beunru-
hige. Japan erwarte, öaß Frankreich dieser
Lage Rechnung trage.
Jn politischeu Kreisen Japans veritt man
dte Aufsassung, daß öie Lage im Fernen Osten
eine we-sentliche Verschärfung erfahren wiirde,
wenn Moskau, unter Ausübung eines DruckS
aus die äutzere Mongolei, seine Opera-
tionsbasis nach Süden gegen Novdchina und
nach Weste« gegen Mandschukuo vorschieben
sollte. Die herausfor-dernde Haltung der
Sowjetunion sei nur durch die Entlastung im
Westen zu erklären, öie der Abschluß öes Bei-
standpakts zur Folge gehabt habe.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände, so
wird in politischen Kreisen weiter gefolgert,
sei es notwendig, daß Japan an die Ver-
stärkung seiner Kräfte in Norö-
china und in Manbschukuo denke.
stbessinischer Vllrstoß aus stLllll
Addis Abeba, 25. Febr. Ueber di« Kämpfe
an öer Adua-Straße liegen ergänzewde Ve-
richte von Ras Fmru vor, denen zusolge die
Abessinier einige Tausend Uniformen und
große Mengen von Waffen, Munition unö
awderem Kriegsmaterial erbeutet haben sollen.
Außeröem seien ihnen umfangreiche Lebens-
mittelvorräte in öie HLwde gefallen. Bei öer
Sprengung öes italienischen Munitiows-depots
sind 50 Mann durch exploöierende Vombcn
zerrissen unö etwa 100 verletzt wordem
Die Truppen des Ras Nassibu haben, wie
berichtet wird, erneut unter Einsatz von
Kavallerieabteilungen italienische motorisierte
Truppen, die in der Nähe von Uarandab am
linken Ufer öes Fafan Erkundungsvorstöße
unternommen hatten, zurückgewiefen.
Heeresbericht Nr. 135.
Rom, 25. Ke-br. Der italienische Heercsbe-
richt Nr. 186 lautet:
„An der Eritrea-Front ist starke Patrouil-
lentätigkeit zu verzeichnen. Jm Tembien-Ge-
biet nnd südlich des Amba Aladschi h-at -ne
Luftwaffe feindliche Abtc.lungen mit Bomben
bele-gt. Von ö-er Somali-Front ist nichts Ve-
merkenswertcs zu berichten."
Sowjetkuppen in der Ischechoslowabei?
Kukseilenerregende vedllnptungen einer ungllrischen Zeitung
Budapest, 25. Febr. (Funkspruch). Der liberale
„Pesti Hirlap" berichtet am Dienstag eingehend
über Len Fortgang Ler sowjetrussischen Rüstungs-
maßnahmen in der Tschechoslowakei. Jn dem
tschechoslowakisch-ungarischen Erenzgebiet sei der
Ausbau modernster Flughäfen für die
so w je tr u s si s ch e Luftflotte in vollstem
Gange. lleberall seien sowjetrussische
Truppenabteilungen festgestellt worden.
Man bemerkte an verschiedenen Orten grotze
Barackenanlagen, in denen sowjetrussische Trup-
pen untergebracht seien. Die Baracken würden
durch sowjetrusstsche Wachtmannschaften streng
abgesperrt. Derartige sowjetrussische Baracken-
lager seien in der Nähe der bekannten Bäder
Trencsen-Teplitz und Pistyan errichtet worden.
An der tschechoslowakisch-ungarischen Erenze
würde Tag und Nacht an dem Ausbau von Be-
tongräben gearb-eitet. Ueberall würden grotze
Truppenübungen abgchalten. Die ungarische unü
slowakische Erenzbevölkerung sche mit Entsetzsn
soMjetrussische Truppen im Herzen Europasauf-
tauchen, die in aller Oesfentlichkeit Vorberei-
tungen für einen kommenden Krieg träfen. Das
Blatt berichtet weiter datz die tschechoslo-
wakische Rüstungsindustrie gegenwär-
tig überbeschäftigt sei, da nach Anweisung des
französtschen Generalstabes die tschechoslowakische
Armee gegenwärkig motorisiert werde. -
steinliltie flugzetkel in lvien
Wie«, 25. Febr. Jn dex Nacht zum Diens-
tag w-uröen im 7. und 8. Wien-er Gemeinde-
bezirk große Mengen von Flugzetteln ver-
streut, auf öenen zu lesen stand: „Jüöen,
kaust nur bei Glaubensgenossenl"
Die Fsraelitische Kultusgemein-de in Wieu
beeilte sich, in öen Mittagsblätlern zu er-
klären, daß diese Flugzettelaktion nicht vvn
jüdischer, sondern von antiseuntischer Seite
öurchgeführt worden sei.
wehrpolitische Kevolution
des Nationalloziaiismus
Aus einem Vortrag von Majox 2ost
D«r Leiter der Pressegruppe der Abteilung
Jnland des Reichskriegsministeriums, Major
Jost, hielt am Montag vor Vertetern der
Presse im Offiziersheim bes Reichskriegsmini«
steriums einen Vortrag llber das Thema: Di«
wehrpolitische Revolution des Nationalsozialis-
mus.
Der Jnhalt des Vortrages ist in einer Bro-
schllre niedergelegt, der Reichskriegsminister
Generaloberst von Blombergein Geleit ge-
geben hat.
Hätten Adols Hitler und die NSDAP in die-
sen drei Ja-Hren, so betont Major Jost, nur dis
eine Tat der wehrpolitischen Be.
freiung Deutschlands vollbracht, es wäre
genug bes Ru-Hmes für die Gegenwart und eine
ferne Zukunft. Denn leicht sei diese Tat w-ahrhaf-
tig nicht gewesen. Die nationalsozalistische Revo-
lution habe in noch nicht drei Jahren die autzen-
politische Ristkozone überwunden. Deutschland sei
we-hrpolitisch frei und könne nach eigenem Er-
messen Tempo, Matz nnd Ziel seiner Politik auf
allen Lebensgebieten bestimm-en. Es gebe in der
preutzisch-deutschen Wehrgeschichte keinen Zeit»
abschnitt, der sich in dieser Hinsicht mit der Ee-
genwart vergleichen lasse. Diese Leistung sei
aber nur ein Ausschnitt und ein Teilstück
der totalen Revolution des Natio-
nalsozialismus.
2n grotzen Linien bezeichnet Major 2ost so-
dann weiter die drei grotzen geschichtlichen Zeit-
räume tn üenen das Weltbild bes National»
sozialismus wutzelt und die auch der neuen
Wehrpolitik Richtung nnd Inhalt geben; die
germanische Frühzeit, das Preutzen der Solda-
tenkönige, das 19. Jahr-hunüert, an dessen Be-
ginn die französische Revolution und die preu-
tzische Evhebung stehen und dessen Ende der
Weltkrieg bsbeutet.
Um zwei Jahrtausende können wir zurück-
greifen, um die Elemente des heutigen beutschen
Soldaten und unserer heutigen We-Hrordnungim
germanischen Kriegertum wiederzufinden. Wehr«
recht und Wehrpflicht sind damals wie heute das
gleiche.
Aus dem Preutzen Friedrich Wil-
helm I. und seines Sohnes kam aus uns das
Gesetz der Pflicht, der Staatsräson, das soziali-
stische Leistungsprinzip „Suum cuique" und die
harte For-derung, datz Gemeinnutz über dem
Eigennutz steht.
Auch die preutzische Heeresreform
von 1806 bis 1813 war eine wehrpolitische llm»
wälzung, auch sie war eingebettet in bie poli-
tische Revolution des Freiherrn vom Stein.
Politisch sei das Reformwerk Steins in der Re-
stauration oersackt, und auch der bürgerlich-legi-
timistische Kompromitzstaat, der um die Mitte des
Jahrhunderts ins Leben getreten sei, hätte nicht
die Kraft geha-bt, die Spaltungen und Gegen-
sätze zu überwinden, die in zunehmendem Matz
das Volk zerklüfteten. Der Durchbruch zur Na»
tion sei mitzlungen. Die unsichtbaren Schranken
zwischen Armee und Volk hätten barüber hinaus
eine Abkapselung des Solbaten bewirkt, der stch
immer mehr auf das fachlich-berufliche Gebiet
zurückgezogen hätte.
Aber wir haben keinen Erund, so sagt er,
das Kaiserreich zu schmä-hen: denn ohne das
Reich Bismarcks wäre das nationalsozialistische
Reich nicht entstanden. Aber wer den Weg vom
Versailles 1871 bis zum Dersailles 1919 oerfolgt,
dars an den wehrpolitischen Eebrechen
dieser Zeit nicht vorbeigehen.
2m einzelnen umreitzt Major Ioft weiter die
beiden getrennten Aufgabengebiete der Wehr-
macht und der Partei. Die Waffenausbil«
dung, die soldatische Erziehung und die Or-
ganisation der Landesverteidigung ist allein
Sache der Wehrmacht; die politische Führung
und Formung von Staat und Volk ist allein
Sache der Partei. Der Soldat tst selbstverstäno»
lich Nationalsozialist, auch wenn er das Partei-
buch nicht besitzt
2m letzten Teil unt-erstreicht Major 2ost die
Beüeutung der totalen Wehrpolitik, die
dem totalen Krieg der Zukunst entspreche. Neu-
zeitl-iche Wshrgemeinschast sei die stnnvolle Glie-
derung der Volksgemeinschast mit dem Ziel dsr
kjeidelberger
«erlag und HerauSgeber: verlag DolkSgemeinschaft T.m. d. H., Heldelberg, Hauptstr. 12S/I2S
«ammelnunnner S22S. kchriftleitung: Lutherstr. SS. Fernruf 8740. Dt- .«olirgemetnfchaft'
rfcheint 7 mal wöchentlich und lostet monatltch 1,70 RM.; bei TrLgerzustellung zuzügl. 30 Ps.,
Veobachter
bei Pöftzustellung zuzügl. 42 Ps. Jst die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt).
»erhindert, besteht kein Ansvruch aus Entschädigung. Abbeftellungen müssen bis spätestenr 2S.d.M
sür den folgendenMonat direkt beim Berlag eingereicht werden.AuSschl. Gerichtsstand: Heidelberg
Mtwoch. den 28. Lebruar 18Z8
Ümllicli88 VerlWchgliiMlilslt liir 8tsst8- unit Lemeinlte-getiörlten
Lreioerklllif 10 pfg. / 8. Mrg., Nr. 58
5^
Sowjetpatt, eme krgänzung Ler völberbunLssatzung
Seltsame WerbereLe Ilandins in der kammer
Paris, 28. Fevr. (Funksvruch). Außen-
miuister Flaudi» «ahm iu der Kammer das
Wort z« eiuer auderthalbstüudige« Rede, «m
Le» srauzöfisch-russtsche« Pakt z« begrüude«.
Flandin erklärte, Frankreich sei immer
bestrebt gewesen, öie kollektive Sicherheit in
den Dienst des Friedens zu stellen. Aber das
System allgemeiner Verpflichtungen sei auf
einen derartigen Widerstanö gestoßen, daß
man stch regionalen Lösungen habe zuivenden
müssen. Eine solche regionale Lösung sei der
Vertrag von Locarno gewesen und hätte bie
von Briand vorgeschlagene europäische Union
sein sollen. Nach dem Locarnovertrag
habe der Völkerbund den Abschlutz von regio-
nalen Abkommen wiederholt besürwortet. Jn
Uebereinstimmung mit dieser Politik hätte
die französische Regierung im November 1932
einen Nichtangriffspakt abgeschlossen. Später
seien auf eine Anregung von Sowjetrußlanö
aus die Verhandlungen ausgenommen wor-
den, die zu dem vorliegenöen französisch-
russischen Pakt geführt hätten.
Der Außenminister gab einen auSführ-
lichen Ueberblick über die Geschichte dieses
Bertrages und die einzelnen Verhandlungs»
abschnitte in Paris, Genf und Moskau. Jm
Jnni 1934 sei der von Litwinow und Barthou
anfgestellte Plan von Deutschlanb als
gefähplich bezeichnet worden, während Polen
eiue ausweichende Antwort gegeben habe. Die.
französische Diplomatie habe stch öamals be-
urüht, bie Befürchtungen Berlins und War-
schauS zu entkräften und sogar eine Aenbe-
rung bes ursprünglichen Planes vorgesehen.
Deutschland habe aber jedes Beistandsabkom-
men abgelehnt.
Der Beistand sollde nnr im Rahmen des
Völkerbunbcs erfolg-en. Außerdem sollte das
Abkommen kein in sich abgeschlossenes politi-
sches Jnstrument, sondern einen ersten Schriit
z-ur koUektiven Sicherheit im Osten darstel-
len,' unter diesen Umstänöen sei im Mai 1988
der Pakt von Laval unterzeichnet worden. Er
sei von den interessierten Ländern günstig auf-
genommen worden mit Ausnahme der
Re i ch s re g te r u n g, die sofort einen Feld-
zug gegen ihn begonnen habe. Jn rechtlicher
Hinsicht habe die Reichsrogiernng in einer
Denkschrift den Stand-punkt vertreten, daß der
französisch-sowjetrussische Vertrag mit öem Lo-
carnovertrag nicht vereinbar sei, wäh-
renü England Berlin habe wissen lassen, daß
eine Unvereinbarkeit nicht bestehe. Derfran-
zösisch-sowjetrufstsche Wertrag stelle eine Kon-
trunität der französischen PM-tik dar. Jm übri-
gen habe Fvankreich nie au-sgehört, DeutschlanS
an der Politik der kollektiven Friedensgaran-
tien beteiligen zu wollen.
Niemand (?) künne biesem Pakt vorwer-
fen, daß er nicht mit -der allgemeinen Linie
der französtschen Politik übereinsttmme, oöer
datz er abgeschlossen worden sei, um Deutsch-
land zu vereinsamen. Denn er sei abgeschlos-
sen in der Hoffnung, daß Deutschlanö sich an
ihm beteiligen werde. Der französisch-
sowjetrussische Pakt sei nur eine
Ergänzung der Völkerbunds-
s a tz u n g.
Flanöin wandte stch ferner dagegen, daß
Frankreich dnrch den sowjetrussischen Pakt die
Freiheit seiner Entschlüsse im Ernstfalle ver-
liere. Frankreich sei nicht gehindert, gegebe-
nenfalls zu beurteilen, ob ein Angriff vor-
liege odex ob es sich um einen heraus-
geforderten Angriff hanöele usw. Der
Vertrag solle dem Kriege vorbeugen und un-
terscheiöe sich darin von den Vorkriegsbünö-
nissen. Das System der kollektiven Sicher-
heit sei g-leichbedeutend mit der Einkreisung
des Angriffsgeistes.
Der Minister wies ferner die Anregung
zurück, Frankreich solle die Slawen und
Germanen stch auseinandersetzen lassen unö
stch selbst hinter seine besestigten Grenzen zu-
rückziehcn. Flandin bestritt dann die Richtig-
keit öes von einigen Rednern in der Feier
vorgebrachten Hinweises, datz Frankreich nicht
genügend auf den Widerhall von jenseits des
Rheines geachtet habe. Er habe immer den
Wunsch gehabt, eine Zusammenarbett mit
Deutschland zu finden. Er wünsche, daß die-
ses große Volk, öas der menschlichen Zivili-sa-
tion viele Dienste geleistet habe, seinen gleich-
berechtigten Platz einnehme zu gemeinsamer
Arbeit gegen öie Krise, öie Arbeitslosigkeit
usw.
J-m weiteven Vevlau-f sei-ner Aus'führungen
wanöte sich ö-er Mini-ster g-cgen die Auffassung,
datz Frankreich den Locarnopakt zer-
störe. Der französisch-sowjetru-ssische Pakt
wüche, feiner Ansicht nach, genau das Gegen-
teil bewirken.
Eine gewisse Unruhe fetzte in der Kammer
ein, als der Mini-ster betonte, daß man die
Außenpolitik n-icht mdt der Jnnenpo-litik ver-
binden öürfe. Keine französische Regierung
werde die E'inmischung einer auswärtigen
Macht in -ihre Jnnenpolitik zulasfen. Die K o-
mintern fei nicht das einzige B-eispiel für
e-in-en politischen Einfluß von außen in Frank-
reich. Als Flandin einen Auszug aus dem Ver-
trag über bie Anerkennung Sowjetrutzlands
vovlas, in dem sich be-ide T-eile verpflichteten,
von einer g-egen-seitigen Einmischung abzuse-
hen, wur-de auf der Rechten Ge-lächter laut.
Flawdin schloß mit öer B-smerkung, daß der
französisch--sowjetrusstsche Pakt einen neuen
Schritt aus öem Weg des Friedens bedeute.
Die Autzenpo-li-tik Frankreichs dürfe nicht ab-
häng-ig s-ein von dem inneren Reg-i-me öer Na-
tionen, mit d-enen Frankreich verhandle. Der
französisch-'so-wjetrussische Pakt sei weder ge-
fährlich noch unnötig. Er knüpfe an die
Ueberlieferung der französischen
Politik an und beeinträchtige nicht öie Un-
a'bhängi-gkett Frankreichs.
Nach der Flandin-Rede trat eine Pause
ein. Die anschlietzcnde Aussprache brachte keine
neuen Gesichtspunkte. Am Donnerstag wer-
den die Parteien ihre Stellungnahme vor öer
Abstimmung begrünöen.
verschärste Spannung im Lernen llsten
Zllpanilche kritid am patt Moshau-Paris
Tokio, 25. Februar. (Ostasieudieust des
DNB). Das japanische Auswärtige Amt ver«
tritt, wie „Tokyo Asahi Schimb««" meldet,
die Ansicht, datz bie Ratifizieruug des fra«-
zöstsch-sowjetrussischen Beistaudspakts die durch
die aggressive Haltung der Sowjetunion ohne-
hi« erschwerte Lage im Ferne« Oste« wesent-
lich verschärfen würde.
Um eine Rückenbeckung durch Frankreich
zu erhalten, ha-be die Propaganda Moskaus
mit einem angeblichen deutsch-japanischen
Bün-dnis gearbeitet, das, wie gesagt wurde,
den Weltfrieden beörohe. Gleichzeitig scheue
man sich aber nicht in Moskau, Mandschukuo
tatsächlich zu bedrohen und die äußere Mon-
golei aufzuhetzen. Japan müsse daher fest-
stellen, daß öer französisch-russische Beistands-
pakt entgegen den französischen Versicherungen
öen ganzeü Fernen Osten stärk-stens beunru-
hige. Japan erwarte, öaß Frankreich dieser
Lage Rechnung trage.
Jn politischeu Kreisen Japans veritt man
dte Aufsassung, daß öie Lage im Fernen Osten
eine we-sentliche Verschärfung erfahren wiirde,
wenn Moskau, unter Ausübung eines DruckS
aus die äutzere Mongolei, seine Opera-
tionsbasis nach Süden gegen Novdchina und
nach Weste« gegen Mandschukuo vorschieben
sollte. Die herausfor-dernde Haltung der
Sowjetunion sei nur durch die Entlastung im
Westen zu erklären, öie der Abschluß öes Bei-
standpakts zur Folge gehabt habe.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände, so
wird in politischen Kreisen weiter gefolgert,
sei es notwendig, daß Japan an die Ver-
stärkung seiner Kräfte in Norö-
china und in Manbschukuo denke.
stbessinischer Vllrstoß aus stLllll
Addis Abeba, 25. Febr. Ueber di« Kämpfe
an öer Adua-Straße liegen ergänzewde Ve-
richte von Ras Fmru vor, denen zusolge die
Abessinier einige Tausend Uniformen und
große Mengen von Waffen, Munition unö
awderem Kriegsmaterial erbeutet haben sollen.
Außeröem seien ihnen umfangreiche Lebens-
mittelvorräte in öie HLwde gefallen. Bei öer
Sprengung öes italienischen Munitiows-depots
sind 50 Mann durch exploöierende Vombcn
zerrissen unö etwa 100 verletzt wordem
Die Truppen des Ras Nassibu haben, wie
berichtet wird, erneut unter Einsatz von
Kavallerieabteilungen italienische motorisierte
Truppen, die in der Nähe von Uarandab am
linken Ufer öes Fafan Erkundungsvorstöße
unternommen hatten, zurückgewiefen.
Heeresbericht Nr. 135.
Rom, 25. Ke-br. Der italienische Heercsbe-
richt Nr. 186 lautet:
„An der Eritrea-Front ist starke Patrouil-
lentätigkeit zu verzeichnen. Jm Tembien-Ge-
biet nnd südlich des Amba Aladschi h-at -ne
Luftwaffe feindliche Abtc.lungen mit Bomben
bele-gt. Von ö-er Somali-Front ist nichts Ve-
merkenswertcs zu berichten."
Sowjetkuppen in der Ischechoslowabei?
Kukseilenerregende vedllnptungen einer ungllrischen Zeitung
Budapest, 25. Febr. (Funkspruch). Der liberale
„Pesti Hirlap" berichtet am Dienstag eingehend
über Len Fortgang Ler sowjetrussischen Rüstungs-
maßnahmen in der Tschechoslowakei. Jn dem
tschechoslowakisch-ungarischen Erenzgebiet sei der
Ausbau modernster Flughäfen für die
so w je tr u s si s ch e Luftflotte in vollstem
Gange. lleberall seien sowjetrussische
Truppenabteilungen festgestellt worden.
Man bemerkte an verschiedenen Orten grotze
Barackenanlagen, in denen sowjetrussische Trup-
pen untergebracht seien. Die Baracken würden
durch sowjetrusstsche Wachtmannschaften streng
abgesperrt. Derartige sowjetrussische Baracken-
lager seien in der Nähe der bekannten Bäder
Trencsen-Teplitz und Pistyan errichtet worden.
An der tschechoslowakisch-ungarischen Erenze
würde Tag und Nacht an dem Ausbau von Be-
tongräben gearb-eitet. Ueberall würden grotze
Truppenübungen abgchalten. Die ungarische unü
slowakische Erenzbevölkerung sche mit Entsetzsn
soMjetrussische Truppen im Herzen Europasauf-
tauchen, die in aller Oesfentlichkeit Vorberei-
tungen für einen kommenden Krieg träfen. Das
Blatt berichtet weiter datz die tschechoslo-
wakische Rüstungsindustrie gegenwär-
tig überbeschäftigt sei, da nach Anweisung des
französtschen Generalstabes die tschechoslowakische
Armee gegenwärkig motorisiert werde. -
steinliltie flugzetkel in lvien
Wie«, 25. Febr. Jn dex Nacht zum Diens-
tag w-uröen im 7. und 8. Wien-er Gemeinde-
bezirk große Mengen von Flugzetteln ver-
streut, auf öenen zu lesen stand: „Jüöen,
kaust nur bei Glaubensgenossenl"
Die Fsraelitische Kultusgemein-de in Wieu
beeilte sich, in öen Mittagsblätlern zu er-
klären, daß diese Flugzettelaktion nicht vvn
jüdischer, sondern von antiseuntischer Seite
öurchgeführt worden sei.
wehrpolitische Kevolution
des Nationalloziaiismus
Aus einem Vortrag von Majox 2ost
D«r Leiter der Pressegruppe der Abteilung
Jnland des Reichskriegsministeriums, Major
Jost, hielt am Montag vor Vertetern der
Presse im Offiziersheim bes Reichskriegsmini«
steriums einen Vortrag llber das Thema: Di«
wehrpolitische Revolution des Nationalsozialis-
mus.
Der Jnhalt des Vortrages ist in einer Bro-
schllre niedergelegt, der Reichskriegsminister
Generaloberst von Blombergein Geleit ge-
geben hat.
Hätten Adols Hitler und die NSDAP in die-
sen drei Ja-Hren, so betont Major Jost, nur dis
eine Tat der wehrpolitischen Be.
freiung Deutschlands vollbracht, es wäre
genug bes Ru-Hmes für die Gegenwart und eine
ferne Zukunft. Denn leicht sei diese Tat w-ahrhaf-
tig nicht gewesen. Die nationalsozalistische Revo-
lution habe in noch nicht drei Jahren die autzen-
politische Ristkozone überwunden. Deutschland sei
we-hrpolitisch frei und könne nach eigenem Er-
messen Tempo, Matz nnd Ziel seiner Politik auf
allen Lebensgebieten bestimm-en. Es gebe in der
preutzisch-deutschen Wehrgeschichte keinen Zeit»
abschnitt, der sich in dieser Hinsicht mit der Ee-
genwart vergleichen lasse. Diese Leistung sei
aber nur ein Ausschnitt und ein Teilstück
der totalen Revolution des Natio-
nalsozialismus.
2n grotzen Linien bezeichnet Major 2ost so-
dann weiter die drei grotzen geschichtlichen Zeit-
räume tn üenen das Weltbild bes National»
sozialismus wutzelt und die auch der neuen
Wehrpolitik Richtung nnd Inhalt geben; die
germanische Frühzeit, das Preutzen der Solda-
tenkönige, das 19. Jahr-hunüert, an dessen Be-
ginn die französische Revolution und die preu-
tzische Evhebung stehen und dessen Ende der
Weltkrieg bsbeutet.
Um zwei Jahrtausende können wir zurück-
greifen, um die Elemente des heutigen beutschen
Soldaten und unserer heutigen We-Hrordnungim
germanischen Kriegertum wiederzufinden. Wehr«
recht und Wehrpflicht sind damals wie heute das
gleiche.
Aus dem Preutzen Friedrich Wil-
helm I. und seines Sohnes kam aus uns das
Gesetz der Pflicht, der Staatsräson, das soziali-
stische Leistungsprinzip „Suum cuique" und die
harte For-derung, datz Gemeinnutz über dem
Eigennutz steht.
Auch die preutzische Heeresreform
von 1806 bis 1813 war eine wehrpolitische llm»
wälzung, auch sie war eingebettet in bie poli-
tische Revolution des Freiherrn vom Stein.
Politisch sei das Reformwerk Steins in der Re-
stauration oersackt, und auch der bürgerlich-legi-
timistische Kompromitzstaat, der um die Mitte des
Jahrhunderts ins Leben getreten sei, hätte nicht
die Kraft geha-bt, die Spaltungen und Gegen-
sätze zu überwinden, die in zunehmendem Matz
das Volk zerklüfteten. Der Durchbruch zur Na»
tion sei mitzlungen. Die unsichtbaren Schranken
zwischen Armee und Volk hätten barüber hinaus
eine Abkapselung des Solbaten bewirkt, der stch
immer mehr auf das fachlich-berufliche Gebiet
zurückgezogen hätte.
Aber wir haben keinen Erund, so sagt er,
das Kaiserreich zu schmä-hen: denn ohne das
Reich Bismarcks wäre das nationalsozialistische
Reich nicht entstanden. Aber wer den Weg vom
Versailles 1871 bis zum Dersailles 1919 oerfolgt,
dars an den wehrpolitischen Eebrechen
dieser Zeit nicht vorbeigehen.
2m einzelnen umreitzt Major Ioft weiter die
beiden getrennten Aufgabengebiete der Wehr-
macht und der Partei. Die Waffenausbil«
dung, die soldatische Erziehung und die Or-
ganisation der Landesverteidigung ist allein
Sache der Wehrmacht; die politische Führung
und Formung von Staat und Volk ist allein
Sache der Partei. Der Soldat tst selbstverstäno»
lich Nationalsozialist, auch wenn er das Partei-
buch nicht besitzt
2m letzten Teil unt-erstreicht Major 2ost die
Beüeutung der totalen Wehrpolitik, die
dem totalen Krieg der Zukunst entspreche. Neu-
zeitl-iche Wshrgemeinschast sei die stnnvolle Glie-
derung der Volksgemeinschast mit dem Ziel dsr