v o lkg ememsch ast
kjeidelberger
Wrrlag und H«ausge«er: «erlag «oMgemelnschalt S. m.». H-, H-Idklberg., Hauptstr. 1L8/I28
Sammelmrmmer SLLb. Schriftlestung! Lutherstr. W. Fernmf 8710. Ll- „«ollsgemeinlchaft''
erlcheint 7 mal wSchentlich und lostet monatlich 1,70 RM.; bei TrLgerzustellung zuzügl.M Pf„
Veobachter
bei Postzustellung zuzügl. 12 Pf. Jst die Zeitung am Srscheinen (auch durch HLHer« Dewalt)
verhtndert, besteht tein Anspmch auf Sntschädigung. Mb-stellungen müssen bli IpLteften« S».d.M
für den folgenden Monat direltbetm Berlag eingeretcht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg
Vienstag, den 21. Zanuar 18ZK
ümlliciiez VerltijülliguiigztilsN liir 8lssl8- miii Kemeiinie-Seiiijslieii
iceiverl-nuf ill pfg., k. Zatirg. / Nr. 20
Nie Nngst nor dem Millen des llostes I MimMiiMie
Starl,emberg sagt: „volbsabstimmung in Vesterreich nicht möglich"
Wie«, A>. Jan. Die Vaterländische Froni
hat in Wien am Sonntag einen Funktionär-
appell aibgehalten, bei dem Bundeskanzler Dr.
Schuschnigg und Vizekanzler Fürst Starhem-
berg gesprochen haben.
Am Tage vorher hielt die Vaterländische
Front eine Pressekon'ferenz ab, auf der Vize-
kanzler Fürst Starhemberg den Zweck
deS Funktionärappells behandelte. Als Auf-
gabe der nächsten Zeit bezeichnete es Fürst
Starhemberg, daß der Grundsatz praktisch
durchgesetzt werde, datz niemand autzer
der Vaterländischen Front berechtigt
set, in Oesterreich Politik zu machen. Das habe
nichts zu tun mit einem absolut undeutschen
Kadavergehorsam gegenüber der Staatssüh-
rungsl). Fürst Starhemberg wandte sich dann
gegen bie vielsach verbreitete Auffassung, datz
es im heutigen Oesterreich zwei miteinanöer
um bie Vormacht ringende Richtungen gebe,
die Richtung Schuschntgg »nd die Rich-
tung Starhemberg. Allerdings bestünden
innerhalb der Vaterländischen Front ver-
schiedenartige Auffassungen über
viele Probleme. Das sei aber „durch-
aus begrützenswert".
Ans eine Frage, was an de« Gerüchte«
über bevorstehende Volksabstimmnug wäre,
erwiderte Fürst Starhemberg, etne Volks»
abstimmnng komme t« absehbarer
Zeit in Oesterreich »icht i« Frage.
Wohl werde erwogen, im Rahmen der stän-
dische« Körperschaste» «ach Möglichkeit -em
Gedanken der Wahlen Rechnnng zn tra-
ge«. A» sich könne Oesterreich eine Volksab-
stimmnng wohl abhalten, wenn es bie Garan»
tie hätte, batz diese nnbeeinsluhbar sei. Eine
Abstimmnng sei aber Sache der Propaganda,
und dicse hänge ab von zur Versiigung stehen-
deu Mitteln. I« dieser Hinsicht sei Oesterreich
nicht i» der Lage, in Konkurrenz zn treten
mit deu Mittelu, die be» Na t i o » a l s o z i a»
liste» zur Versügung stände».
Aus bem Funktionärappell ber Vaterlän-
-ischen Front am Sonntag erklärte Starhem-
berg, datz ein freieS und unabhängiges Oester-
reich im Sinne der göttltchen Weltordnung
liege.
Einen Anfchluß Oesterreichs an Deutschland,
einen Zusammenschluß Oesterreichs mit deut-
schen Stämmen in der Form, datz Oesterreich
in ein zentralistisches Reich eingegliedert
würde, lehne er ab. Der Kampf gegen
dte Anschlutzidee set ein Hauptpro-
grammpunkt der Vaterländischen Front. Wenn
es Leute in Oesterreich gebe, dte behaupteten,
datz der Anschluß an das heutige Deutschland
vereinbar sei mit einem richtigen und ehr-
lichen Bekenntnis zum Vaterland, so sage er,
das sei Schwindel nnd Betrug.
Starhemberg kündigte dann brutalste
Maßnahmen gegen alle Nichtmitglieder der
Vaterlänöischen Front an. Eine gesunde mo-
narchistische Propaganda liege abso-
lut in der Richtung öes vaterländischen Ge-
dankens. Er könne sich vorstellcn, daß cinmal
der Zeitpunkt komme, wo bte Begrisfe Habs-
burg und Oesterreich wieder zu beider Glück
und Aufblühen zusammenkämen, nicht nur zu
Nutz und Frommen Oesterreichs, sondern zum
HeileganzEuropas. Er wandte sich
dann gegen die Art, mit der die nationale
Propaganda in Oesterreich frühcr gegen den
habsburgischen Gedanken gepredigt habe. Von
bieser Seite sei erklärt worden, Habsburg
sei ein öegeneriertes und un-
deutsches Herrscherhaus und öes-
halb abzulehnen. Diese verlogene Le-
gendenbildung über das Haus
Habsburg werde er b e k ä m p f e n, weil
die Schaffuug dieser Legenöen Oesterreich
schade.
Den Ausführungen Herrn Starhembergs
ist zu entnehmen, batz es die Wiener Regie-
rung, obwohl im Vesitz aller äußeren Macht-
mittel nicht wagt, öas öeutsche Volk Oester-
reichs zur Wahl zu rufen.
Zwischen den Zeilen gibt der österreichisch«
Vizekanzler zu, batz die wachsende Mißstim-
mung des Volkes gegen dte Regierung durch
eine erneute Verfolgungswelle gegen alle nicht
„Vaterländischen" beantwortet werden soll.
Den letzten Rettungsanker eines volksfrem-
den Regimes sieht er offenbar in der Wteder-
kchr der Habsburger, denen einige Lorbeer-
kränze gcwunden werden. „Gesunde Propa-
ganda„ sür Otto, für die offenbar im Gegen-
satz zu einer freicn Volkswahl Geld vorhan-
den ist, soll der nych fehlenden Liebe des Bol-
kes zum Hause Habsburg nachhelfen.
Bei seiner heftigen Polemik gegen den Zu-
sammenschlutz aller deutschen Dtämme, den er
als Betrug bezeichnete, scheint Herr Star-
hemberg übersehen zu haben, datz ein frei ge»
wähltes österreichisches Parlament 1919 eine
Verfassung beschloß, in der Oesterreich als
Teil der Deukschen Republik erklärt wird unö
daß dieser Paragraph nur unter dcm Zwang
der Ententemächte gegen den Willen des
Volkes gestrichen werden mußte.
Wsr überlassen es unseren Lesern, stch Ge-
danken darüber zu machen, wo hier der
„Schwindel und Betrug" liegt, von dem Star-
hemberg sprach.
Ver englische kömg t
Vle köalglillie familie und Ler kydilchof von canterburg weilten am Sterbebett
Loudon, 81. Jan. sFnnkspruch). Georg V» vo« Jndien, ist am Montag «m 88.58 Uhr eng»
König »o» Groklbritannie» «nd Jrland, Kaiser lischer Zeit ans Gchlotz Sa«dri«gham im 71.
Lebensjahr, »ach etner Regierungszeit vo»
85 Jahre« n»d 8 Monate« sanft entschlafe».
Dte Königt« befand fich ,»samme» mit dem
Srzbischof vo« Cavterburq am Sterbebett beS
üönigs.
Lonbo«, Sv. Fan. AlS um S8 Uhr ber «ng-
ltsch« Rundfunk sein« Gendung«» wieder auf-
nahm, wiederholte er zunächst dte letzte mnt-
liche Berlautbarung über daS beoorstehenbe
Eyde des KönigS. Ueber fämtliche englifche
Sender wurde daraufhin das Vaterunfer ge-
sprochen. Dte letzte Mitteilung aus Sandring-
ham wurde um 19.15 Uhr an den Gittern des
Buckinghampalastes angeschlagen. Jnnerhalb
weniger Minuten hatte stch eine Menschen-
menge von 2 900 Personen vor -em Palast an-
gesammelt, die in feterltchem Schwetgen und
_ in Ehrfurcht oor dem Palast auf wellere Nach-
Sch-rl BiiLeidienst richten harrte.
taval vor Lm 8tur;
Küü-kebr bes Ministerprosibenten nus venf — Mtwoch entscheibenber knblnettsrnt
anlatzt, Eenf sogleich zu verlassen und nach
Paris zurückzukehren. Herriot, der auf die-
ser Sitzung eine Lanze sür den Ministerpräfi-
denten brach und den Standpunkt vertrat, datz
man im Augenblick, wo Laval Frankreich in
Genf vertritt, eine Regierungskris« oermeiden
solle, konnte mit seiner Meinung, der stch auch
der neu« Parteivorsttzende Daladier anschlotz,
nicht durchdringen. Die RaMalsozialistische Par-
tei, die Frankreich -feit Jahren praktisch regiert,
zeigt ein äutzerst verworrenes Vild.
Herriot hat bekanntlich die Parteiführung ent-
schieden abgelehnt und wird unter allen llm-
ständen auch den Posten des Ministerpräsiden-
ten ablehnen, da ihm wohl die Tatsache zu
Ohren gekommen ist, dah seine Gegner inner-
halb der Partei ganz offen Lutzerten, ihn an
die Macht bringen zu wollen, Lamit «r stch
dort tot lause.
Mit Sicherheit ist anzunehmen, batz in dem
entscheidenden Kabinettsrat am Mittwoch die
radikalsozialistischen Minister geschlossen zurück-
treten werden. Wie stark die Opposition sich ver-
stärkt hat, geht wohl am besten -daraus hervor,
datz Laval voraussichtlich mit dem Gesamtkabi-
nett demissionieren wird.
Neue Ministerpräsidentschaftsanwärter wer-
den bereits genannt. Die Ungewitzheit über die
innerpolitische Weiterentwicklung hat sich inzwi-
schen noch vergröhert. Ob Laval in dem neuen
Kabinett das Autzenministerium behält ist frag-
lich, da Gerüchte Herrn Herriot als kommenden
Autzenminlster nennen. Das würde ganz auf
der Linie der weiteren Linksorientierung der
sranzöftschen Politik liegen. k. 6.
Paris, 29. Ja». sFunksprnchs. I« gnt,
«nterrichtete« Kreisen rechnet man damit, datz
Laval am Dienstag ans Genf zurnckkehrt. Am
Mittwoch sindet ei« Kabinettsrat statt, in des-
sen Verlauf Staatsminister Herrivt seiuen
Rücktritt bekanntgeben wird und die übrigen
radikalsozialiftischen Minister ihre Abstcht ver-
künden werde», dem Beispiel Herriots zu sol-
gen.
Ministcrpräfident Laval, so erklärt man,
werde stch dan« sosort zum Staatspräsidenten
begebcn, um den Gesamtrücktritt des
Kabinetts zu nnterbreiten. Weiter glaubt
ma», dah Laval jedcs Angebot, eine »eue Re»
gierung zn bilden, avlehne» werde.
Ueber öi« Nachfolge Lavals scheint in radt-
kalsozialistischen Kreisen noch ke-ine feststehende
Mienung zu herrschen. Die radikalsozialist!-
schen Abgeovdneten, öie am Montag früh in
öer Kammer waren, be-dauerten, daß Staats-
minister Herriot nicht geneigt scheine, die Neu-
bildung einer R-gierung zu übernehmen. Als
ausllchtsreichste Kandrdaien für das Minister-
präsidium wnnd-n am Montag -i« radikal.o-
zi-'liftischen Mbgeovdneten vez'-. Senatorrn
Chautemps, Regnier, Steeg uud
Bonnet genannt, ferner der gegenwärtige
Kammerpräsident Bouisson, der e-hemalize
Ministerprästöent P a u l - B o n c o u r, der
augenblickliche Staatsminster Flandin und
-er ehemalig« HauShaltsmin-iste Germai r-
M a r t i n.
*
Die innerpolitische Krise in Frankreich hat
sich weiter zugespitzt. Die Haltung der
Radikalsozialistischen Par-tei in der Sonntags-
sitzung des Vollzugsausschusses, hat Laval ver-
Ü.S.:
«leiiii! iiiiscliiciiieil eue üei' gi'oseii l'oiilin.
mnon ecllllllleil Illll' Ilsnl«. 5K Orlsud«r ck«r
llitler-breiplstrspencls OSsts Ourlscb«.
Nee lieelcNI llöl' NllllllN. Oer cleutscke diensct»
in äer bilöenclen l<unst äes 13. ^sdrdun-
clerts.
Iioesenneini uno eeino 3 kui'lion. Kuinen»«
6er OergstrsKs.
voin Ssuinelsnini runi rünllNolr. !M 6sr K,-
mers 6urcb 6ie dleckesdeimer Ltrelcd-
dolrksdrilc.
IIS8 iVllcNon INll aen Ilollloi'SNgKN. Von Klck.
Ouringer.
sso ^skii'e liniuoi'8ii8l »olllelbei'g. Oine Ontrr-
re6ung mit Kektor ?rok. Or. Orod.
ruioiinsi »,-scn IIN »inioi'Nsus. Von prlvst-
6orent Or. Otto disnn.
Ilel' NI0tei'I'S0-»0NN8II0I'l 1S3S. Oie verpkllcd-
leten Kennksdrer.
^eNsnn üsllnisnn ei'rllNIl. Tvveiunäkünkiz
^sdre sktiver Turner unserer 8ts6t.
Vrei Zahre kriedenspolitib
Bo« B«rnhard G««ger-Kelve.
Parteigenost« Dr. Go«bb«lS hat vor
linige« Tag«n aus dem Gautag Groß-BerlinS
etn sehr treffeirdeS Btld gezeichnet: An den
Straßen der deutschen Städte und Dörfer
stehen deutsche Menschen unö sehen voll Stolz
öie Kolonnen des A r be i tsd te n st e s und
der Wehrmacht vorbeimarschieren. Beson-
ders -ie alten gedienten Soldaten unter ihne«
freuen stch — ganz gleich in rvelchem partei-
politischen Lager sie früher auch standen —
über Si« gesunde und öisziplinierte jung«
Garde der Nation, die berufen ist, dem inne-
ren Aufbau unü Sem Schutz der äutzeren Frei-
hett zu öienen. Sobald aber -der Marschtritt
öer Kolonnen verklungen ist, sttzen öi« glet-
chen Menschen wieder beisammen und klagen
über die kleinen Widerwärttgkeiten deS täg-
ltchen Lebenskampfes. Sie reden stolz vo« „nn-
serer Wehrmacht", von „unserem Arbcits-
diensll', aber sie vergessen, datz uns bies«
beiden großen Erziehungsschulen des deutschen
Volkes nicht vom Herrgott geschenkt wur-
den, sondern -atz wir thren Aufbau unter
schweren Opfern erkämpft haben un-d wei-
terhin erkämpfen müssen.
Sie haben nicht nur diese Tatsache, son-
-ern noch sehr viel mehr vergesten. Vor allen
Dtngen erinnern sie sich nicht mehr, wte
machtlos Deutschland zu Beginn öeS Jah-
res 1933 dastand, wi« es ein Sptelball fremder
Mächte war. Sie erinnern sich nicht mehr
öaran, daß nur öer ständig wachsenöe Drnck
öer nationalsozialistischen Bewegung öi« Re-
gierungen des aussterbenden Wetmarer Sy-
stems öaran hinderten, ihre unstnnige Er-
füllungspolitik fortzufetzen.
Des Reiches Etnrücken in öie Reihe der
Weltmächte ist nach -rei Jahren der Re-
gierung Adolf Hitlers allen öeutschen
Bolksgenossen so selbstverständlich, öaß sie gar-
nicht mehr auf die Jdee kommen, darüber
nachzudenken, wieesimJanuar1933 auS-
sah.
Die Etappen der Außenpolitik des FührerS
sinö so bekannt, daß «s allein mit einer
Aufzählung dieser Stationen des deutschen
Aufstieges nicht getan ist.
Feder Volksgenoss«, gleichgültig ob Natio-
nalsozialist oder nicht, soll sich aber einmal
überlegen, der Führer hätte ihm vor dret
Jahren gesagt: Jm Januar 1936 werden
wir ohne Rücksicht auf den Völkerbunö di«
allgemeine Wehrpflicht haben,- wtr
werden uns mit Polen auf friedlichem Wege
verständigen: wir wcrden mit Großbritannien
«in Flottenabkommen schlietzen, daS
praktisch eine Autzerkrastsetzung wesentlicher
Teile des Bersailler Diktates bedeutet,- wir
wevden das Saargebiet wieder in den
Verband des Reiches eingliedern: deutsche
Militärflugzeuge werden unsere hei»
kjeidelberger
Wrrlag und H«ausge«er: «erlag «oMgemelnschalt S. m.». H-, H-Idklberg., Hauptstr. 1L8/I28
Sammelmrmmer SLLb. Schriftlestung! Lutherstr. W. Fernmf 8710. Ll- „«ollsgemeinlchaft''
erlcheint 7 mal wSchentlich und lostet monatlich 1,70 RM.; bei TrLgerzustellung zuzügl.M Pf„
Veobachter
bei Postzustellung zuzügl. 12 Pf. Jst die Zeitung am Srscheinen (auch durch HLHer« Dewalt)
verhtndert, besteht tein Anspmch auf Sntschädigung. Mb-stellungen müssen bli IpLteften« S».d.M
für den folgenden Monat direltbetm Berlag eingeretcht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg
Vienstag, den 21. Zanuar 18ZK
ümlliciiez VerltijülliguiigztilsN liir 8lssl8- miii Kemeiinie-Seiiijslieii
iceiverl-nuf ill pfg., k. Zatirg. / Nr. 20
Nie Nngst nor dem Millen des llostes I MimMiiMie
Starl,emberg sagt: „volbsabstimmung in Vesterreich nicht möglich"
Wie«, A>. Jan. Die Vaterländische Froni
hat in Wien am Sonntag einen Funktionär-
appell aibgehalten, bei dem Bundeskanzler Dr.
Schuschnigg und Vizekanzler Fürst Starhem-
berg gesprochen haben.
Am Tage vorher hielt die Vaterländische
Front eine Pressekon'ferenz ab, auf der Vize-
kanzler Fürst Starhemberg den Zweck
deS Funktionärappells behandelte. Als Auf-
gabe der nächsten Zeit bezeichnete es Fürst
Starhemberg, daß der Grundsatz praktisch
durchgesetzt werde, datz niemand autzer
der Vaterländischen Front berechtigt
set, in Oesterreich Politik zu machen. Das habe
nichts zu tun mit einem absolut undeutschen
Kadavergehorsam gegenüber der Staatssüh-
rungsl). Fürst Starhemberg wandte sich dann
gegen bie vielsach verbreitete Auffassung, datz
es im heutigen Oesterreich zwei miteinanöer
um bie Vormacht ringende Richtungen gebe,
die Richtung Schuschntgg »nd die Rich-
tung Starhemberg. Allerdings bestünden
innerhalb der Vaterländischen Front ver-
schiedenartige Auffassungen über
viele Probleme. Das sei aber „durch-
aus begrützenswert".
Ans eine Frage, was an de« Gerüchte«
über bevorstehende Volksabstimmnug wäre,
erwiderte Fürst Starhemberg, etne Volks»
abstimmnng komme t« absehbarer
Zeit in Oesterreich »icht i« Frage.
Wohl werde erwogen, im Rahmen der stän-
dische« Körperschaste» «ach Möglichkeit -em
Gedanken der Wahlen Rechnnng zn tra-
ge«. A» sich könne Oesterreich eine Volksab-
stimmnng wohl abhalten, wenn es bie Garan»
tie hätte, batz diese nnbeeinsluhbar sei. Eine
Abstimmnng sei aber Sache der Propaganda,
und dicse hänge ab von zur Versiigung stehen-
deu Mitteln. I« dieser Hinsicht sei Oesterreich
nicht i» der Lage, in Konkurrenz zn treten
mit deu Mittelu, die be» Na t i o » a l s o z i a»
liste» zur Versügung stände».
Aus bem Funktionärappell ber Vaterlän-
-ischen Front am Sonntag erklärte Starhem-
berg, datz ein freieS und unabhängiges Oester-
reich im Sinne der göttltchen Weltordnung
liege.
Einen Anfchluß Oesterreichs an Deutschland,
einen Zusammenschluß Oesterreichs mit deut-
schen Stämmen in der Form, datz Oesterreich
in ein zentralistisches Reich eingegliedert
würde, lehne er ab. Der Kampf gegen
dte Anschlutzidee set ein Hauptpro-
grammpunkt der Vaterländischen Front. Wenn
es Leute in Oesterreich gebe, dte behaupteten,
datz der Anschluß an das heutige Deutschland
vereinbar sei mit einem richtigen und ehr-
lichen Bekenntnis zum Vaterland, so sage er,
das sei Schwindel nnd Betrug.
Starhemberg kündigte dann brutalste
Maßnahmen gegen alle Nichtmitglieder der
Vaterlänöischen Front an. Eine gesunde mo-
narchistische Propaganda liege abso-
lut in der Richtung öes vaterländischen Ge-
dankens. Er könne sich vorstellcn, daß cinmal
der Zeitpunkt komme, wo bte Begrisfe Habs-
burg und Oesterreich wieder zu beider Glück
und Aufblühen zusammenkämen, nicht nur zu
Nutz und Frommen Oesterreichs, sondern zum
HeileganzEuropas. Er wandte sich
dann gegen die Art, mit der die nationale
Propaganda in Oesterreich frühcr gegen den
habsburgischen Gedanken gepredigt habe. Von
bieser Seite sei erklärt worden, Habsburg
sei ein öegeneriertes und un-
deutsches Herrscherhaus und öes-
halb abzulehnen. Diese verlogene Le-
gendenbildung über das Haus
Habsburg werde er b e k ä m p f e n, weil
die Schaffuug dieser Legenöen Oesterreich
schade.
Den Ausführungen Herrn Starhembergs
ist zu entnehmen, batz es die Wiener Regie-
rung, obwohl im Vesitz aller äußeren Macht-
mittel nicht wagt, öas öeutsche Volk Oester-
reichs zur Wahl zu rufen.
Zwischen den Zeilen gibt der österreichisch«
Vizekanzler zu, batz die wachsende Mißstim-
mung des Volkes gegen dte Regierung durch
eine erneute Verfolgungswelle gegen alle nicht
„Vaterländischen" beantwortet werden soll.
Den letzten Rettungsanker eines volksfrem-
den Regimes sieht er offenbar in der Wteder-
kchr der Habsburger, denen einige Lorbeer-
kränze gcwunden werden. „Gesunde Propa-
ganda„ sür Otto, für die offenbar im Gegen-
satz zu einer freicn Volkswahl Geld vorhan-
den ist, soll der nych fehlenden Liebe des Bol-
kes zum Hause Habsburg nachhelfen.
Bei seiner heftigen Polemik gegen den Zu-
sammenschlutz aller deutschen Dtämme, den er
als Betrug bezeichnete, scheint Herr Star-
hemberg übersehen zu haben, datz ein frei ge»
wähltes österreichisches Parlament 1919 eine
Verfassung beschloß, in der Oesterreich als
Teil der Deukschen Republik erklärt wird unö
daß dieser Paragraph nur unter dcm Zwang
der Ententemächte gegen den Willen des
Volkes gestrichen werden mußte.
Wsr überlassen es unseren Lesern, stch Ge-
danken darüber zu machen, wo hier der
„Schwindel und Betrug" liegt, von dem Star-
hemberg sprach.
Ver englische kömg t
Vle köalglillie familie und Ler kydilchof von canterburg weilten am Sterbebett
Loudon, 81. Jan. sFnnkspruch). Georg V» vo« Jndien, ist am Montag «m 88.58 Uhr eng»
König »o» Groklbritannie» «nd Jrland, Kaiser lischer Zeit ans Gchlotz Sa«dri«gham im 71.
Lebensjahr, »ach etner Regierungszeit vo»
85 Jahre« n»d 8 Monate« sanft entschlafe».
Dte Königt« befand fich ,»samme» mit dem
Srzbischof vo« Cavterburq am Sterbebett beS
üönigs.
Lonbo«, Sv. Fan. AlS um S8 Uhr ber «ng-
ltsch« Rundfunk sein« Gendung«» wieder auf-
nahm, wiederholte er zunächst dte letzte mnt-
liche Berlautbarung über daS beoorstehenbe
Eyde des KönigS. Ueber fämtliche englifche
Sender wurde daraufhin das Vaterunfer ge-
sprochen. Dte letzte Mitteilung aus Sandring-
ham wurde um 19.15 Uhr an den Gittern des
Buckinghampalastes angeschlagen. Jnnerhalb
weniger Minuten hatte stch eine Menschen-
menge von 2 900 Personen vor -em Palast an-
gesammelt, die in feterltchem Schwetgen und
_ in Ehrfurcht oor dem Palast auf wellere Nach-
Sch-rl BiiLeidienst richten harrte.
taval vor Lm 8tur;
Küü-kebr bes Ministerprosibenten nus venf — Mtwoch entscheibenber knblnettsrnt
anlatzt, Eenf sogleich zu verlassen und nach
Paris zurückzukehren. Herriot, der auf die-
ser Sitzung eine Lanze sür den Ministerpräfi-
denten brach und den Standpunkt vertrat, datz
man im Augenblick, wo Laval Frankreich in
Genf vertritt, eine Regierungskris« oermeiden
solle, konnte mit seiner Meinung, der stch auch
der neu« Parteivorsttzende Daladier anschlotz,
nicht durchdringen. Die RaMalsozialistische Par-
tei, die Frankreich -feit Jahren praktisch regiert,
zeigt ein äutzerst verworrenes Vild.
Herriot hat bekanntlich die Parteiführung ent-
schieden abgelehnt und wird unter allen llm-
ständen auch den Posten des Ministerpräsiden-
ten ablehnen, da ihm wohl die Tatsache zu
Ohren gekommen ist, dah seine Gegner inner-
halb der Partei ganz offen Lutzerten, ihn an
die Macht bringen zu wollen, Lamit «r stch
dort tot lause.
Mit Sicherheit ist anzunehmen, batz in dem
entscheidenden Kabinettsrat am Mittwoch die
radikalsozialistischen Minister geschlossen zurück-
treten werden. Wie stark die Opposition sich ver-
stärkt hat, geht wohl am besten -daraus hervor,
datz Laval voraussichtlich mit dem Gesamtkabi-
nett demissionieren wird.
Neue Ministerpräsidentschaftsanwärter wer-
den bereits genannt. Die Ungewitzheit über die
innerpolitische Weiterentwicklung hat sich inzwi-
schen noch vergröhert. Ob Laval in dem neuen
Kabinett das Autzenministerium behält ist frag-
lich, da Gerüchte Herrn Herriot als kommenden
Autzenminlster nennen. Das würde ganz auf
der Linie der weiteren Linksorientierung der
sranzöftschen Politik liegen. k. 6.
Paris, 29. Ja». sFunksprnchs. I« gnt,
«nterrichtete« Kreisen rechnet man damit, datz
Laval am Dienstag ans Genf zurnckkehrt. Am
Mittwoch sindet ei« Kabinettsrat statt, in des-
sen Verlauf Staatsminister Herrivt seiuen
Rücktritt bekanntgeben wird und die übrigen
radikalsozialiftischen Minister ihre Abstcht ver-
künden werde», dem Beispiel Herriots zu sol-
gen.
Ministcrpräfident Laval, so erklärt man,
werde stch dan« sosort zum Staatspräsidenten
begebcn, um den Gesamtrücktritt des
Kabinetts zu nnterbreiten. Weiter glaubt
ma», dah Laval jedcs Angebot, eine »eue Re»
gierung zn bilden, avlehne» werde.
Ueber öi« Nachfolge Lavals scheint in radt-
kalsozialistischen Kreisen noch ke-ine feststehende
Mienung zu herrschen. Die radikalsozialist!-
schen Abgeovdneten, öie am Montag früh in
öer Kammer waren, be-dauerten, daß Staats-
minister Herriot nicht geneigt scheine, die Neu-
bildung einer R-gierung zu übernehmen. Als
ausllchtsreichste Kandrdaien für das Minister-
präsidium wnnd-n am Montag -i« radikal.o-
zi-'liftischen Mbgeovdneten vez'-. Senatorrn
Chautemps, Regnier, Steeg uud
Bonnet genannt, ferner der gegenwärtige
Kammerpräsident Bouisson, der e-hemalize
Ministerprästöent P a u l - B o n c o u r, der
augenblickliche Staatsminster Flandin und
-er ehemalig« HauShaltsmin-iste Germai r-
M a r t i n.
*
Die innerpolitische Krise in Frankreich hat
sich weiter zugespitzt. Die Haltung der
Radikalsozialistischen Par-tei in der Sonntags-
sitzung des Vollzugsausschusses, hat Laval ver-
Ü.S.:
«leiiii! iiiiscliiciiieil eue üei' gi'oseii l'oiilin.
mnon ecllllllleil Illll' Ilsnl«. 5K Orlsud«r ck«r
llitler-breiplstrspencls OSsts Ourlscb«.
Nee lieelcNI llöl' NllllllN. Oer cleutscke diensct»
in äer bilöenclen l<unst äes 13. ^sdrdun-
clerts.
Iioesenneini uno eeino 3 kui'lion. Kuinen»«
6er OergstrsKs.
voin Ssuinelsnini runi rünllNolr. !M 6sr K,-
mers 6urcb 6ie dleckesdeimer Ltrelcd-
dolrksdrilc.
IIS8 iVllcNon INll aen Ilollloi'SNgKN. Von Klck.
Ouringer.
sso ^skii'e liniuoi'8ii8l »olllelbei'g. Oine Ontrr-
re6ung mit Kektor ?rok. Or. Orod.
ruioiinsi »,-scn IIN »inioi'Nsus. Von prlvst-
6orent Or. Otto disnn.
Ilel' NI0tei'I'S0-»0NN8II0I'l 1S3S. Oie verpkllcd-
leten Kennksdrer.
^eNsnn üsllnisnn ei'rllNIl. Tvveiunäkünkiz
^sdre sktiver Turner unserer 8ts6t.
Vrei Zahre kriedenspolitib
Bo« B«rnhard G««ger-Kelve.
Parteigenost« Dr. Go«bb«lS hat vor
linige« Tag«n aus dem Gautag Groß-BerlinS
etn sehr treffeirdeS Btld gezeichnet: An den
Straßen der deutschen Städte und Dörfer
stehen deutsche Menschen unö sehen voll Stolz
öie Kolonnen des A r be i tsd te n st e s und
der Wehrmacht vorbeimarschieren. Beson-
ders -ie alten gedienten Soldaten unter ihne«
freuen stch — ganz gleich in rvelchem partei-
politischen Lager sie früher auch standen —
über Si« gesunde und öisziplinierte jung«
Garde der Nation, die berufen ist, dem inne-
ren Aufbau unü Sem Schutz der äutzeren Frei-
hett zu öienen. Sobald aber -der Marschtritt
öer Kolonnen verklungen ist, sttzen öi« glet-
chen Menschen wieder beisammen und klagen
über die kleinen Widerwärttgkeiten deS täg-
ltchen Lebenskampfes. Sie reden stolz vo« „nn-
serer Wehrmacht", von „unserem Arbcits-
diensll', aber sie vergessen, datz uns bies«
beiden großen Erziehungsschulen des deutschen
Volkes nicht vom Herrgott geschenkt wur-
den, sondern -atz wir thren Aufbau unter
schweren Opfern erkämpft haben un-d wei-
terhin erkämpfen müssen.
Sie haben nicht nur diese Tatsache, son-
-ern noch sehr viel mehr vergesten. Vor allen
Dtngen erinnern sie sich nicht mehr, wte
machtlos Deutschland zu Beginn öeS Jah-
res 1933 dastand, wi« es ein Sptelball fremder
Mächte war. Sie erinnern sich nicht mehr
öaran, daß nur öer ständig wachsenöe Drnck
öer nationalsozialistischen Bewegung öi« Re-
gierungen des aussterbenden Wetmarer Sy-
stems öaran hinderten, ihre unstnnige Er-
füllungspolitik fortzufetzen.
Des Reiches Etnrücken in öie Reihe der
Weltmächte ist nach -rei Jahren der Re-
gierung Adolf Hitlers allen öeutschen
Bolksgenossen so selbstverständlich, öaß sie gar-
nicht mehr auf die Jdee kommen, darüber
nachzudenken, wieesimJanuar1933 auS-
sah.
Die Etappen der Außenpolitik des FührerS
sinö so bekannt, daß «s allein mit einer
Aufzählung dieser Stationen des deutschen
Aufstieges nicht getan ist.
Feder Volksgenoss«, gleichgültig ob Natio-
nalsozialist oder nicht, soll sich aber einmal
überlegen, der Führer hätte ihm vor dret
Jahren gesagt: Jm Januar 1936 werden
wir ohne Rücksicht auf den Völkerbunö di«
allgemeine Wehrpflicht haben,- wtr
werden uns mit Polen auf friedlichem Wege
verständigen: wir wcrden mit Großbritannien
«in Flottenabkommen schlietzen, daS
praktisch eine Autzerkrastsetzung wesentlicher
Teile des Bersailler Diktates bedeutet,- wir
wevden das Saargebiet wieder in den
Verband des Reiches eingliedern: deutsche
Militärflugzeuge werden unsere hei»