MkgememschLst
kjeiÄelberger
Vrrlag llnd HerauSgeber: Derlag DollSgemelnlchaft T. m. b. H., Heidelberg, Hauptstr. ILS/128
kammelnummer 3228. Echristleitung: Lutherstr. 89. Fernruf 3740. Die »Bollsgemeinichaft*
drichcint 7 mal wöchentlich und kostct monatlich 1,70 RM.; bei TrögerzusteNung zuzügl.30 Pf.,
Keobachter
»et vostzustellung zuzügl. 42 Bf. Jft die 8-itung mn Srfcheinen (auch durch höhere Lewaly
derhindert, besteht leiu ilnfpruch auf Sntfchödigung. ilbbestellungen müsteu bi« IpütestenS SS.d.M.
für den solgenden Monat birelt betm Derlag eingereicht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg
Sonntag. den 18. Lpril 13ZK
Ümllic«i88 VestiinliigungZiilsll liir 8lssl8- unil Kenieinlle-geilijrrien
fteioettauf 10 pfg., 8. Mrg. / Nr. 108
Schwere folgen des Schneesturms
VollstSnLige Lal,mlegung des Verbehrs — jünf Lngliinder einem Schneesturm
im Schwar;wulL ;um Spfer gefallen
Eiu Z«g in 2 Meter hohem Schnee
steckeu geblieben
Kassel, 18. April. Jm westliche« Teil
des Bezirks der Reichsbahndirektio» Kasiel
stud ungeheure Schneemasieu uiedergegauge«,
die stellenweise das Einsetzeu von Schuee-
pflügeu uotweudig machteu. Auf der Strecke
Brilon—Wald—Corbach ist ei» Personeuzng
iu 2 Meter hohcm Schnee stecke« geblieben.
Der hestige Sturm behindert die Freilegungs-
arbeiteu. Auch auf anderen Strccken habeu
sast sämtliche Züge durch ftarken Schneesall
»ud den hestige» Sturm mehr odcr weniger
sroße Verspätungen erlitten. Der Verkehr
auf deu Landstraheu ist vollstäudig lahm-
S e l e g t.
befreien können, obwohl freiwillig« HilfS-
kräfte zum Ausschaufeln eingesetzt siud.
Jm Laufe des Samstag ergaben stch auch
bet der Reichsbahn erhebliche Sch-wierigkeiten.
Die Weichen unö Gleise können nur mit
grotzen Anstrengungen freigemacht werden, öa
Ler Schnee klebt. Die Züge erleiöen daher
große Verspätuugen. So blieb der Frühzug
Kempten—Jsny bei öer Haltestelle Schwarz-
erde im Schnee stecken unö mußte erst aus-
geschaufelt werden. Der Gegenzug aus
Jsny kam mit einer Verspätung von 1'/-
Stunden an. Der Vormittagspersonenzug
Kempten—Münchcn, öer um 7.27 Uhr Kemp-
ten verlassen sollte, konnte bis 9.30 Uhr nicht
abgelafsen weröen.
Auch tm Fernsprechverkchr stnd durch L «i-
tungSbrnch, inKbesonöeve auf d«r Strecke
Memmingen—Ulm—Stuttgart, Störungen auf-
getreten.
Die Brenner-Gtrecke dnrch eine Gtetnlamine
verschüttet
Fn der Nacht zum GamStag ist auf der
Brenner-Strecke eine rtestge Steinlawtne nie-
dergegangen, die die Bahnstrecke auf etwa öl>
Meter verschüttete. ES wurben sosort Arbei-
ter eingesetzt, um die EisenbaHnlinie wieder
freizumachen. Die Arveiten machen aber nur
langsame Fortschritte, da sich ununterbrochen
neue Gesteinsmaffen loslösen.
Vie neuen Wirren in österreich
kerüchk um einen stutfchvlan der stnbsburger — cbamberlnins wiener Vefuch
llas Ungliich nuf dem Schuuinslund
Freibnrg i. Br., 18. April. Eine Grnppe
ausläudischer Schüler, die stch t« Deutschland
S» Besuch anshält, «nteruahm, trotz des schlech-
te« Wetters, eiue Wanderung in das Schau-
insland-Gebiet. Jm Lanfe dcs Tagcs geriet
die Wandergruppe, die nnter Führung eines
ansländischen Lehrers stand, i» dichte» Nebel
vnd später in einen Schneesturm. Die 12- bis
11jährige« Schiiler irrten den ganze« Tag
«mher, bis ste schlirtzlich abeuds gegen 21.80
llhr den Ort Hossgruud im Gchaninsland-
Gebiet erreichten. Von der Gruppe ware«
füns Jungen infolge der Strapazen so er-
schöpft, datz sic starbcu; ein Jnuge wurbe iu
ernstem Zustand iu -ic Freibnrger Klinikein-
gelicsert.
Die englischcn Schüler sinö, wi« wir erfahren,
»icht identisch mit deu englischen Schüleru, die
vor einigcn Tageu von der HJ empsangen
wnrdcu und auch «nter dereu Führung eiue
Schwarzwaldwanderuug durchführtc». Die
vernnglückte Gruppe jedoch war ohne jcde dent-
sche Begleitnng.
Das Bcileid des Reichsautzenministers znm
Unglück im Schaninslandgebiet
Der Reichsaußenminister Freiherr von
Neurath nahm währenö der Trauerfeier für
Botschafter von Hoesch in Dresöen Gelegen-
heit, dem englischen Votschafter Sir Eric
Phipps sein Beileid zu dem bedauerlichen Un-
Slück auszuörücken, dem die füns jungen Eng-
länder im Schauinslanögebiet zum Opfer ge-
sallen sind.
Vrnber Schnden nuch im Kbeintnl
Franksurt a. M., 18. April. Der orkanar-
^ige Schneesturm, öer auch über das Rhein-
Dkain-Gebiet hinwegging, hat besonöers schwe-
ven Schaden an den Telegrasen- und Fern-
sprechleitungen növdlich von Wiesbaden und
im süölichen Westerwalö angerichtet. Nach
einer Mitteilung öer Oberpostöirektion Frank-
surt stnd die Wiederherstellungsarbeiten da-
durch ungeheuer erschwert, datz die Zufahrts-
straßcn durch die starken Schncemassen unö
viele umgestürzte Bäume unbesahrbar gewor-
den sinö.
Die Mosel ist bereits über einen Meter, der
Oberrhein über 70 cm, öie Lahn um 50 cin
und öer Main in seinem Oberlauf um 20 cm
Sestiegen.
Wie«, 18. April. lEigener Bericht.) Die
innerpolttische Lage in Oesterreich, auf beren
Stabilisierung die Regierung Schuschnigg-
Starmhembevg bisher vergeblich gehofft hat,
gibt neuerbings zu sehr ernsten Vefürchtun-
gen Anlatz.
Mit den zunchmenden wirtschaftlichen
Gchwierigkeiten hat die marxisttsche Bewe-
gung in letzter Zeit einen spürbaren Austrieb
erhalten. Die Unzufriedenheit im Lande unö
n-icht zu-letzt unter der Bauernschaft zeigt stch
deutlicher und offener als je zuvor, und aus
der anöeren Seite kursieren seit Tagen hart-
näckige Gerüchte über angebliche Putschpläne
der Legitimisten.
Jn den amtlichen Kreisen zcigt man starke
Nervosität. Die Ueberwachung der
Beamtenschaft durch Geheimpolizei ist
vevschärft woröen, unö öie so geschaffene
Atmosphäre trägt ausgesprochen krisenhafte
Züge.
Die Nachwirkungen des ungeheuren
Phönix-Skandals uud der jüngste Re-
volveranschlag auf den Heimwehr-Hauptmann
Krocha haben dabei vor allem öie Spannun-
gcn verschärst.
Eine am Freitag in Wien stattgefunöene
Prinzen-Hochzeit zwischen einem Neffen des
ehemaligen Königs von Spanieu, Alfons, unö
einer Nichte der Exkaiserin Zita hat den Ge-
rüchten um einen bcvorstchendcn Habsburger
Putsch neuen Vodcn gegebeu.
An dieser Hochzeitsfeier beteiligten sich
König Alsons, der aus Rom kam un-d hier
eine Unterredung mit Mussolini gehabt hat,
ferner Prinzessin Jleana und Erzherzog von
Habsburg, Prinz Gcorg von Sachscn sowie
zahlreiche andere europäische Prinzen unö
Prinzessinnen.
Ein sehr interessanter Hochzeitsgast war
schließlich Sir Austen C h a in b e r l a i n der
bereits seit einigen Tagen in Wien weilte.
Jn der Bcvölkernng ist bckannt geworden,
daß der ehcmalige spanische König ein warm-
herztger Befürworter der Hochzett »wischen
Otto von Habsburg unö der jüngsten Tochter
bes italienischen KöntgS, mehrere Unterreöun-
gen mit dem österreichischen BunöeSkawzler
Schuschnigg, dem Staatspräfidenten MtklaS
unö dem Autzemninister von Bergen-Wal-
denegg gehabt hat.
Es heitzt, datz diese Unterreöungen etae
Fortsetzung der Gefpräche deS KönigS AkfonS
mit Mussvlini gewesen seien.
Tatsächlich überrascht heute die Nachricht,
datz stch Vundeskanziler Schuschnigg entschloffen
habe, plötzlich nach Jtalien zu reisen, um —
nach amtlicher Darstellung — in Mailand
einen politischen Vortrag zu halten. Gut un-
terrichtete Kreise erklären jedoch, daß der
österreichische Bunöeskanzler in Jtalien mit
hervorragenden italienischen Persönlichkeiten,
möglicheriveise mit Mussolini selbst, sprechen
werde.
Jnzwischen hat sich Sir Austen Chamber-
lain von Wien, wo er auch mit öem Bunöes-
präsidenten Miklas und dem Vizekanzler Fürst
Starhemberg Besprechungen geführt hat, nach
Prag bcgebcn.
Es ist bekannt, daß die französische Regie-
rung beabsichtigt, von der Londoner Regie-
rung eine Garantie-Erklärung für den Status
quo in Oesterreich und in der Tschechoslowakei
zu soröern, und zwar bisher als „Gegenlei-
stung" für eine Zustimmung zu neuen unö
schärferen Sanktionen gegen Jtalien.
Bisher hat die englische Regierung es ver-
mieden, diesen alten Wünschen Rechnung zu-
tragen, da die innerpolitischen Verhältnisse in
Oesterreich ihr zu wenig stabil erschienen, zu-
mal die gegenwärtige Regierung Schuschnigg
die Ausschreibung von Wahlen bis zum heu-
tigen Tage abgelehnt hat.
Die Ereignisse der letzten Tage bestätigen
die Griinde, die für diese betonte eng-
lische Zurückhaltung gegebcn waren,
zweifellos in vollem Umfange.
krneuter kjilferuf des Negus
kin llrotestteiegromm nn Len Nöil-erbunL
Nie NerkeLrsstorungen im Nllgäu
Müncheu, 18. April. Das winterliche
Wettex in Südbaycrn hat auch am Samstag-
»ormittag mit unvermindcrter Stärke an-
Sehalteu und vor allcm im Alpcnvorland wie-
der zu starken Schnecfälle« geführt.
Aus Kempten im Allgäu wird berichtet,
daß der Schneesturm nun schon 30 Stunöen
wit unvermindcrter Heftigleit anhält. Die
Berkehrsstörungen nehmen einen immer grö-
ßeren Umfang an. Der Frachtpostlinienverkehr
-vußtc am Samstag völlig eingestellt werden.
Auf den Straßen stehen zahlreiche Kraft-
-uagen, die sich nicht aus öen Schneewehen
Addis Abeba, 18. April. Der Kaiser hat
an den Völkerbund ein neues Protesttele-
gramm gerichtet, in öem es heißt, Jtalien
habe seinerzeit dem Vorschlag des Dreizehner-
ausschusscs vom 8. Akürz, im Rahmen des
Völkerbundes zu verhandeln, zugestimmt, er-
kenne jetzt aber diese Vcrpflichtungen nicht an.
Trotz des Völkerbunösspruches letze Jtalien
seinen Angriff fort, trotz des guten' Willens
der Völkerbundsmitgliedcr seien jeöoch zu-
sätzliche Sanktionen nicht beschlossen worden.
Jn öem Telegramm wird weiter Jtalien der
Vorwurf gemacht, daß es seinen Angriff „un-
ler Verletzung sämtlicher Kriegsgesetze" wei-
terführe.
Nach langem Warten erlaube stch Abesfinien
zu fragen, ob die Grundsätze der kollektiven
Sicherheit nur ein toter Buchstabe seien. Seit
sieben Monaten wiöerstehe Abessinien mitsei-
nen eigenen Mitteln den Angrisfen, die im-
mer stärker würöen. Abessinien halte stch strikt
an seine Verpflichtungen dem Pa-kt gegen-
über. Anöerevseits sei öer Bölkerbund nun-
mehr gezwungen, dem italienischen Angriff
ein Ende zu setzen.
Zum Schluß fordert der Negus die Völ-
kerbundsmitglieder auf, Schritte zu unterneh-
men, um das italienische Vorgeyen aufzuhal-
ten.
MWßendkiilk--.:
llfflse In köl'NISNVNr. vön?rsnr Sretr.
llöllöN LölliN In LöllöN. Streikruß ckurcd ckls
xleicbnamiZe krosciiüre cker Osußultur-
stellenleiters pg. VVilli brltrcti.
.Fl'llllö Nllgönü üüoll Nlllöffö." -Vus ckem >n
Lnglsnck ersckienenen 6uck „Oermsn^'z
llitler". Von ll. tleinr.
kin aeMlülkl' koililii liaill Ml'l'iikil,.
I^uckwig VVIIbelm von kZscken, cker „Türlcen-
louis". Von -Vlkreck pspp (IV).
lllöl' llö! llölllvINöl'g »ei'I'SlSN? kiin trübes Ks-
pitel cksutscbet Oe8ct>ickte. Von pr. ksser.
Illlll III NöllöN klllsilllögöN. Oer I.Icktspiel-
tkesterdesucker ivill mekr sls nur unter-
kslten sein.
llnööi'ö llnlsi'lisllllngöveilsgv: llei' 8onnlsg.
Lö^ 8üNNlSg8I'llINSN: Lckiclcssl ln lO ölinuten.
krise in permanen;
Von Franz Bretz.
Der Dreizehnerausschutz des Wlkerbunds-
rate», der bvauftrLst war, eine Bwsts für Ber-
handkmvg«» zur Beilegung des italienisch-abes-
stnischen Kriegee zu finden, hat seine Schlich-
jungsbemühungen «instellen müssen. Am kommen-
den Montag wird der WKerÄundsrat, der zu
einer autzerordentlichen Tagung einberufen
worden ist, vor dex Frage stehen, was nnn zu
geschehen hat.
Destützt auff dte Erfolge seiner Armee in
Msfstnien hat der Duoe seine Fordevungen
gestellt, Aheffsinien h«t dieff« Forderungen kate-
gorisch aibgelehnt, und nun befindet sich Genf
wieder «inmal in einer Situation, die zu mei-
stern dsm Rat einige Miihe machen dürfte. Jn-
Kwischen hält die i tal i e n is ch-« ngl i s ch «
Auseinandersetzung an.
Die italienische Preffe erklärt, datz Jtalien
alle Trümpse im Mittelmeer in der Hand hat.
Tatsache ist nun, datz di« Z e i t fü r 2 t a l i e n
gearbeitet hat, und datz alle Hoffnungen
Englands auf eine Erlahmung der italienischen
Stotzkraft sich als trügerisch erwiesen haben.
Auch der Beginn der abefstnischen Regenperiod«
hat den Vormarsch der Jtaliener nicht aufhalten
können. Jtalien hofft sogar, in fpäiestens einem
Monat in Addis Aheba einmarschieren zu
können. Die Zuversicht auf italienischer Seit«
ist begreiflicherweise im Augenblick autzerordent-
lich grotz, und so ist es kein Wunder, dah Rom
nach seinen militärischen Erfolgen, auch auf dem
diplomatischen Frontabschnitt das Gesetz des
Handelns mahgeblich zu beeinfluffen gewillt ist.
Der VölEerbund bsfindet stch also wieder
einmal in einer Krise, in -der es um das Prestig«
der Genfer Jnstitution geht. Das europäisch«
Jnteresse ist jetzt auf das gerichtet, was Mischen
den drei Hauptbeteiligten, nämlich England,
Frankrejch und Jtalien, verhandelt wird.
England ist zweifellos dafür, datz die Sank-
tionsschraube gegen Jtalien weiter
angezogen wird. Jn Genf hat es weiter
einen grotzen Verbündeten in dem Buchstaben
und dem Geist des Paktes. Jialien ist von fünf»
zig Mitgliedsstaaten des DMerbundes zum „An.
greifer" gestempelt worden. Damit haben fich
disse Staaten verpflichtet, den Pakt dem Buch-
staben un-d üem Sinne nach geg-en den Angreifer
anzwwenden. Das ist eine sehr scharfe Waff«,
wenn ste entschlossen geführ-t wird. Das weitz
auch Jtalien, datz es also in Genf nicht«
zu gewinnenhat.
Gegen die Absichten die Msichten England»
arbeitet aber die französische Diplomati«, Äere«
Jnteressen auf einer an-deren Eben«
liegen.
Die französische Frsundschaft stcht am Tiber
jetzt tief im Kurs, und Paris hat sich schon wegem
seiner Haltung in der Sanktionsfrage bittere
Vorwürfe gefallen lassen müffen. Nun versucht
es, Jtalien zurückzugewinnen, das es al»
Eegengewicht gegen England^ da»
ihm Lei den Verhandlung-en mit Deutschla i un-
beguem zu werden droht, in die französische Poli«
tik einzuspannen versucht. Frankreich mutz sich
kjeiÄelberger
Vrrlag llnd HerauSgeber: Derlag DollSgemelnlchaft T. m. b. H., Heidelberg, Hauptstr. ILS/128
kammelnummer 3228. Echristleitung: Lutherstr. 89. Fernruf 3740. Die »Bollsgemeinichaft*
drichcint 7 mal wöchentlich und kostct monatlich 1,70 RM.; bei TrögerzusteNung zuzügl.30 Pf.,
Keobachter
»et vostzustellung zuzügl. 42 Bf. Jft die 8-itung mn Srfcheinen (auch durch höhere Lewaly
derhindert, besteht leiu ilnfpruch auf Sntfchödigung. ilbbestellungen müsteu bi« IpütestenS SS.d.M.
für den solgenden Monat birelt betm Derlag eingereicht werden. AuSschl.GerichtSstand: Heidelberg
Sonntag. den 18. Lpril 13ZK
Ümllic«i88 VestiinliigungZiilsll liir 8lssl8- unil Kenieinlle-geilijrrien
fteioettauf 10 pfg., 8. Mrg. / Nr. 108
Schwere folgen des Schneesturms
VollstSnLige Lal,mlegung des Verbehrs — jünf Lngliinder einem Schneesturm
im Schwar;wulL ;um Spfer gefallen
Eiu Z«g in 2 Meter hohem Schnee
steckeu geblieben
Kassel, 18. April. Jm westliche« Teil
des Bezirks der Reichsbahndirektio» Kasiel
stud ungeheure Schneemasieu uiedergegauge«,
die stellenweise das Einsetzeu von Schuee-
pflügeu uotweudig machteu. Auf der Strecke
Brilon—Wald—Corbach ist ei» Personeuzng
iu 2 Meter hohcm Schnee stecke« geblieben.
Der hestige Sturm behindert die Freilegungs-
arbeiteu. Auch auf anderen Strccken habeu
sast sämtliche Züge durch ftarken Schneesall
»ud den hestige» Sturm mehr odcr weniger
sroße Verspätungen erlitten. Der Verkehr
auf deu Landstraheu ist vollstäudig lahm-
S e l e g t.
befreien können, obwohl freiwillig« HilfS-
kräfte zum Ausschaufeln eingesetzt siud.
Jm Laufe des Samstag ergaben stch auch
bet der Reichsbahn erhebliche Sch-wierigkeiten.
Die Weichen unö Gleise können nur mit
grotzen Anstrengungen freigemacht werden, öa
Ler Schnee klebt. Die Züge erleiöen daher
große Verspätuugen. So blieb der Frühzug
Kempten—Jsny bei öer Haltestelle Schwarz-
erde im Schnee stecken unö mußte erst aus-
geschaufelt werden. Der Gegenzug aus
Jsny kam mit einer Verspätung von 1'/-
Stunden an. Der Vormittagspersonenzug
Kempten—Münchcn, öer um 7.27 Uhr Kemp-
ten verlassen sollte, konnte bis 9.30 Uhr nicht
abgelafsen weröen.
Auch tm Fernsprechverkchr stnd durch L «i-
tungSbrnch, inKbesonöeve auf d«r Strecke
Memmingen—Ulm—Stuttgart, Störungen auf-
getreten.
Die Brenner-Gtrecke dnrch eine Gtetnlamine
verschüttet
Fn der Nacht zum GamStag ist auf der
Brenner-Strecke eine rtestge Steinlawtne nie-
dergegangen, die die Bahnstrecke auf etwa öl>
Meter verschüttete. ES wurben sosort Arbei-
ter eingesetzt, um die EisenbaHnlinie wieder
freizumachen. Die Arveiten machen aber nur
langsame Fortschritte, da sich ununterbrochen
neue Gesteinsmaffen loslösen.
Vie neuen Wirren in österreich
kerüchk um einen stutfchvlan der stnbsburger — cbamberlnins wiener Vefuch
llas Ungliich nuf dem Schuuinslund
Freibnrg i. Br., 18. April. Eine Grnppe
ausläudischer Schüler, die stch t« Deutschland
S» Besuch anshält, «nteruahm, trotz des schlech-
te« Wetters, eiue Wanderung in das Schau-
insland-Gebiet. Jm Lanfe dcs Tagcs geriet
die Wandergruppe, die nnter Führung eines
ansländischen Lehrers stand, i» dichte» Nebel
vnd später in einen Schneesturm. Die 12- bis
11jährige« Schiiler irrten den ganze« Tag
«mher, bis ste schlirtzlich abeuds gegen 21.80
llhr den Ort Hossgruud im Gchaninsland-
Gebiet erreichten. Von der Gruppe ware«
füns Jungen infolge der Strapazen so er-
schöpft, datz sic starbcu; ein Jnuge wurbe iu
ernstem Zustand iu -ic Freibnrger Klinikein-
gelicsert.
Die englischcn Schüler sinö, wi« wir erfahren,
»icht identisch mit deu englischen Schüleru, die
vor einigcn Tageu von der HJ empsangen
wnrdcu und auch «nter dereu Führung eiue
Schwarzwaldwanderuug durchführtc». Die
vernnglückte Gruppe jedoch war ohne jcde dent-
sche Begleitnng.
Das Bcileid des Reichsautzenministers znm
Unglück im Schaninslandgebiet
Der Reichsaußenminister Freiherr von
Neurath nahm währenö der Trauerfeier für
Botschafter von Hoesch in Dresöen Gelegen-
heit, dem englischen Votschafter Sir Eric
Phipps sein Beileid zu dem bedauerlichen Un-
Slück auszuörücken, dem die füns jungen Eng-
länder im Schauinslanögebiet zum Opfer ge-
sallen sind.
Vrnber Schnden nuch im Kbeintnl
Franksurt a. M., 18. April. Der orkanar-
^ige Schneesturm, öer auch über das Rhein-
Dkain-Gebiet hinwegging, hat besonöers schwe-
ven Schaden an den Telegrasen- und Fern-
sprechleitungen növdlich von Wiesbaden und
im süölichen Westerwalö angerichtet. Nach
einer Mitteilung öer Oberpostöirektion Frank-
surt stnd die Wiederherstellungsarbeiten da-
durch ungeheuer erschwert, datz die Zufahrts-
straßcn durch die starken Schncemassen unö
viele umgestürzte Bäume unbesahrbar gewor-
den sinö.
Die Mosel ist bereits über einen Meter, der
Oberrhein über 70 cm, öie Lahn um 50 cin
und öer Main in seinem Oberlauf um 20 cm
Sestiegen.
Wie«, 18. April. lEigener Bericht.) Die
innerpolttische Lage in Oesterreich, auf beren
Stabilisierung die Regierung Schuschnigg-
Starmhembevg bisher vergeblich gehofft hat,
gibt neuerbings zu sehr ernsten Vefürchtun-
gen Anlatz.
Mit den zunchmenden wirtschaftlichen
Gchwierigkeiten hat die marxisttsche Bewe-
gung in letzter Zeit einen spürbaren Austrieb
erhalten. Die Unzufriedenheit im Lande unö
n-icht zu-letzt unter der Bauernschaft zeigt stch
deutlicher und offener als je zuvor, und aus
der anöeren Seite kursieren seit Tagen hart-
näckige Gerüchte über angebliche Putschpläne
der Legitimisten.
Jn den amtlichen Kreisen zcigt man starke
Nervosität. Die Ueberwachung der
Beamtenschaft durch Geheimpolizei ist
vevschärft woröen, unö öie so geschaffene
Atmosphäre trägt ausgesprochen krisenhafte
Züge.
Die Nachwirkungen des ungeheuren
Phönix-Skandals uud der jüngste Re-
volveranschlag auf den Heimwehr-Hauptmann
Krocha haben dabei vor allem öie Spannun-
gcn verschärst.
Eine am Freitag in Wien stattgefunöene
Prinzen-Hochzeit zwischen einem Neffen des
ehemaligen Königs von Spanieu, Alfons, unö
einer Nichte der Exkaiserin Zita hat den Ge-
rüchten um einen bcvorstchendcn Habsburger
Putsch neuen Vodcn gegebeu.
An dieser Hochzeitsfeier beteiligten sich
König Alsons, der aus Rom kam un-d hier
eine Unterredung mit Mussolini gehabt hat,
ferner Prinzessin Jleana und Erzherzog von
Habsburg, Prinz Gcorg von Sachscn sowie
zahlreiche andere europäische Prinzen unö
Prinzessinnen.
Ein sehr interessanter Hochzeitsgast war
schließlich Sir Austen C h a in b e r l a i n der
bereits seit einigen Tagen in Wien weilte.
Jn der Bcvölkernng ist bckannt geworden,
daß der ehcmalige spanische König ein warm-
herztger Befürworter der Hochzett »wischen
Otto von Habsburg unö der jüngsten Tochter
bes italienischen KöntgS, mehrere Unterreöun-
gen mit dem österreichischen BunöeSkawzler
Schuschnigg, dem Staatspräfidenten MtklaS
unö dem Autzemninister von Bergen-Wal-
denegg gehabt hat.
Es heitzt, datz diese Unterreöungen etae
Fortsetzung der Gefpräche deS KönigS AkfonS
mit Mussvlini gewesen seien.
Tatsächlich überrascht heute die Nachricht,
datz stch Vundeskanziler Schuschnigg entschloffen
habe, plötzlich nach Jtalien zu reisen, um —
nach amtlicher Darstellung — in Mailand
einen politischen Vortrag zu halten. Gut un-
terrichtete Kreise erklären jedoch, daß der
österreichische Bunöeskanzler in Jtalien mit
hervorragenden italienischen Persönlichkeiten,
möglicheriveise mit Mussolini selbst, sprechen
werde.
Jnzwischen hat sich Sir Austen Chamber-
lain von Wien, wo er auch mit öem Bunöes-
präsidenten Miklas und dem Vizekanzler Fürst
Starhemberg Besprechungen geführt hat, nach
Prag bcgebcn.
Es ist bekannt, daß die französische Regie-
rung beabsichtigt, von der Londoner Regie-
rung eine Garantie-Erklärung für den Status
quo in Oesterreich und in der Tschechoslowakei
zu soröern, und zwar bisher als „Gegenlei-
stung" für eine Zustimmung zu neuen unö
schärferen Sanktionen gegen Jtalien.
Bisher hat die englische Regierung es ver-
mieden, diesen alten Wünschen Rechnung zu-
tragen, da die innerpolitischen Verhältnisse in
Oesterreich ihr zu wenig stabil erschienen, zu-
mal die gegenwärtige Regierung Schuschnigg
die Ausschreibung von Wahlen bis zum heu-
tigen Tage abgelehnt hat.
Die Ereignisse der letzten Tage bestätigen
die Griinde, die für diese betonte eng-
lische Zurückhaltung gegebcn waren,
zweifellos in vollem Umfange.
krneuter kjilferuf des Negus
kin llrotestteiegromm nn Len Nöil-erbunL
Nie NerkeLrsstorungen im Nllgäu
Müncheu, 18. April. Das winterliche
Wettex in Südbaycrn hat auch am Samstag-
»ormittag mit unvermindcrter Stärke an-
Sehalteu und vor allcm im Alpcnvorland wie-
der zu starken Schnecfälle« geführt.
Aus Kempten im Allgäu wird berichtet,
daß der Schneesturm nun schon 30 Stunöen
wit unvermindcrter Heftigleit anhält. Die
Berkehrsstörungen nehmen einen immer grö-
ßeren Umfang an. Der Frachtpostlinienverkehr
-vußtc am Samstag völlig eingestellt werden.
Auf den Straßen stehen zahlreiche Kraft-
-uagen, die sich nicht aus öen Schneewehen
Addis Abeba, 18. April. Der Kaiser hat
an den Völkerbund ein neues Protesttele-
gramm gerichtet, in öem es heißt, Jtalien
habe seinerzeit dem Vorschlag des Dreizehner-
ausschusscs vom 8. Akürz, im Rahmen des
Völkerbundes zu verhandeln, zugestimmt, er-
kenne jetzt aber diese Vcrpflichtungen nicht an.
Trotz des Völkerbunösspruches letze Jtalien
seinen Angriff fort, trotz des guten' Willens
der Völkerbundsmitgliedcr seien jeöoch zu-
sätzliche Sanktionen nicht beschlossen worden.
Jn öem Telegramm wird weiter Jtalien der
Vorwurf gemacht, daß es seinen Angriff „un-
ler Verletzung sämtlicher Kriegsgesetze" wei-
terführe.
Nach langem Warten erlaube stch Abesfinien
zu fragen, ob die Grundsätze der kollektiven
Sicherheit nur ein toter Buchstabe seien. Seit
sieben Monaten wiöerstehe Abessinien mitsei-
nen eigenen Mitteln den Angrisfen, die im-
mer stärker würöen. Abessinien halte stch strikt
an seine Verpflichtungen dem Pa-kt gegen-
über. Anöerevseits sei öer Bölkerbund nun-
mehr gezwungen, dem italienischen Angriff
ein Ende zu setzen.
Zum Schluß fordert der Negus die Völ-
kerbundsmitglieder auf, Schritte zu unterneh-
men, um das italienische Vorgeyen aufzuhal-
ten.
MWßendkiilk--.:
llfflse In köl'NISNVNr. vön?rsnr Sretr.
llöllöN LölliN In LöllöN. Streikruß ckurcd ckls
xleicbnamiZe krosciiüre cker Osußultur-
stellenleiters pg. VVilli brltrcti.
.Fl'llllö Nllgönü üüoll Nlllöffö." -Vus ckem >n
Lnglsnck ersckienenen 6uck „Oermsn^'z
llitler". Von ll. tleinr.
kin aeMlülkl' koililii liaill Ml'l'iikil,.
I^uckwig VVIIbelm von kZscken, cker „Türlcen-
louis". Von -Vlkreck pspp (IV).
lllöl' llö! llölllvINöl'g »ei'I'SlSN? kiin trübes Ks-
pitel cksutscbet Oe8ct>ickte. Von pr. ksser.
Illlll III NöllöN klllsilllögöN. Oer I.Icktspiel-
tkesterdesucker ivill mekr sls nur unter-
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krise in permanen;
Von Franz Bretz.
Der Dreizehnerausschutz des Wlkerbunds-
rate», der bvauftrLst war, eine Bwsts für Ber-
handkmvg«» zur Beilegung des italienisch-abes-
stnischen Kriegee zu finden, hat seine Schlich-
jungsbemühungen «instellen müssen. Am kommen-
den Montag wird der WKerÄundsrat, der zu
einer autzerordentlichen Tagung einberufen
worden ist, vor dex Frage stehen, was nnn zu
geschehen hat.
Destützt auff dte Erfolge seiner Armee in
Msfstnien hat der Duoe seine Fordevungen
gestellt, Aheffsinien h«t dieff« Forderungen kate-
gorisch aibgelehnt, und nun befindet sich Genf
wieder «inmal in einer Situation, die zu mei-
stern dsm Rat einige Miihe machen dürfte. Jn-
Kwischen hält die i tal i e n is ch-« ngl i s ch «
Auseinandersetzung an.
Die italienische Preffe erklärt, datz Jtalien
alle Trümpse im Mittelmeer in der Hand hat.
Tatsache ist nun, datz di« Z e i t fü r 2 t a l i e n
gearbeitet hat, und datz alle Hoffnungen
Englands auf eine Erlahmung der italienischen
Stotzkraft sich als trügerisch erwiesen haben.
Auch der Beginn der abefstnischen Regenperiod«
hat den Vormarsch der Jtaliener nicht aufhalten
können. Jtalien hofft sogar, in fpäiestens einem
Monat in Addis Aheba einmarschieren zu
können. Die Zuversicht auf italienischer Seit«
ist begreiflicherweise im Augenblick autzerordent-
lich grotz, und so ist es kein Wunder, dah Rom
nach seinen militärischen Erfolgen, auch auf dem
diplomatischen Frontabschnitt das Gesetz des
Handelns mahgeblich zu beeinfluffen gewillt ist.
Der VölEerbund bsfindet stch also wieder
einmal in einer Krise, in -der es um das Prestig«
der Genfer Jnstitution geht. Das europäisch«
Jnteresse ist jetzt auf das gerichtet, was Mischen
den drei Hauptbeteiligten, nämlich England,
Frankrejch und Jtalien, verhandelt wird.
England ist zweifellos dafür, datz die Sank-
tionsschraube gegen Jtalien weiter
angezogen wird. Jn Genf hat es weiter
einen grotzen Verbündeten in dem Buchstaben
und dem Geist des Paktes. Jialien ist von fünf»
zig Mitgliedsstaaten des DMerbundes zum „An.
greifer" gestempelt worden. Damit haben fich
disse Staaten verpflichtet, den Pakt dem Buch-
staben un-d üem Sinne nach geg-en den Angreifer
anzwwenden. Das ist eine sehr scharfe Waff«,
wenn ste entschlossen geführ-t wird. Das weitz
auch Jtalien, datz es also in Genf nicht«
zu gewinnenhat.
Gegen die Absichten die Msichten England»
arbeitet aber die französische Diplomati«, Äere«
Jnteressen auf einer an-deren Eben«
liegen.
Die französische Frsundschaft stcht am Tiber
jetzt tief im Kurs, und Paris hat sich schon wegem
seiner Haltung in der Sanktionsfrage bittere
Vorwürfe gefallen lassen müffen. Nun versucht
es, Jtalien zurückzugewinnen, das es al»
Eegengewicht gegen England^ da»
ihm Lei den Verhandlung-en mit Deutschla i un-
beguem zu werden droht, in die französische Poli«
tik einzuspannen versucht. Frankreich mutz sich