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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9503#0859

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v o lkg ememsch ast

steiÄelberger
vkrlag und HerauSgeber: Berlag BollSgemeinlchaft E.m. b. H., Heidewerg, Hauptstr. 12S/ILS
Laimnelnummer 822». Schristleitung: Lutherstr. 8S. Fernrus 3740 Die.Voliigemeinlchast'
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wr d-n solgendenMonat dirett beim Derlag eingereicht werden.AuSschl. GerichtSstand: Heidelber,

fteitag. ben 28. Lebrunr 18Z8

ümilicbez VelkiiiiMlllMlirslt tüs 8tsst8- enü Kemeinüe-üetiörüen

SomjetpM von der kammer angenommen
353 gegen 154 Stimmen — lumultlzenen vor der Kbstimmung

PariS, L7. Febr. lF««kspr»ch1. Die fra«-
zSfische Kammer hat fich mit SS8 gege« 184
Stimme« s ii r die Ratisizier««g bes sra«zö-
fisch-r«sstschc« Paktes a«sgesproche«, «achdem
der Mimsterrat erst beschlosse« hatte, die
Bertrawensfrage z« stelle«, fie aber
hi«terher doch nicht stellte. I« der Kammer-
fitzn«g kam es zu Tumnlte«, als ei«
Geguer des Somjetpaktes die kommunistische
Wühlarbeit der Kominter« i« Frankreich
aktesmätzig «achwies.
Ueber den Verlauf der Kammersttzung er-
fcchren wir folgende Einzelhetten:
Zunächst hatte der rechtsgerichtete Abgeorb-
«ete Amidieu du Clos gegen die Ratifi-
zierung gesprochen. Dann nahm der ebenfalls
rechtsgerichtete Abgeordnete Henriot das
Wort. Er rollte erneut den bekannten Fall
Eberlein auf, indem er Unterlagen dafür
erbrachte, daß die Dritte Jnternatip-
nale sich nicht an dte Bestimmungen des zwi-
schen Frankreich und Sowjetrutzland geschlos-

senen AnerkennungsvertrageS gehalten hat,
der die Nichtetnmischung in die inneren An-
gelegenheiten betder Länder bestimmt. Als
Henriot im einzelnen angab, welche Sum-
men der in Stratzburg verhaftete Eberlein,
der eine führende Rolle in der Dritten Jnter-
nationale spielt, an französische kommunistische
Zeitungen usw. verteilt hat, unterbrachen die
Kommunisten den Redner durch anöauernben
Lärm, in dem die Worte Henriots unter-
gingen.
Man sah erhovene Fäuste, und ber
Sitzungssaal war von ungeheurem Lärm er-
füllt. Die Sitzung wurde schließlich auf-
gehoben. Es bauerte jedoch noch einige
Minuten, bis stch das Knäuel auf der rechten
Seite des Hauses löste. Nach längerer Unter-
brechung konnten öie Beratungen wieöer fort-
gesetzt werden.
Der radikalsozialistische Abgeordnete Pierre
Cot äußerte stch in diesem Zusammenhang
vor allem über öie Schlagkraft der

Zapanische keneräle verhandeln
Ungedlärte lage in lodio - Ver kriegsrat tagt - Kulie und llrdnung gesichert
lokallllschi seinen'Verlehungen erlegen

Tokio, 27. Februar. sOstastendienst ies
DNBj- Rach Eiusatz »e«er Trnppe« bietet
Tokio «u«mehr ei« ruhiges Blld. Teile der
J«fa»terieregime«ter ber 1. Divisto«, vo» der
am Mittwoch der Handstreich ausgiug, find
i« die Kaserne« zurückgekehrt. Durch de«
Belager « « gsz«sta « b ist die Regieruug
militärisch gestchert.
Do««erstag abend wurde i« Tokio be-
ka««t, datz die restliche» Putschiste« verspra-
cheu, Freitag srüh i« ihre Kaseruen abz«-
rückeu, «ud zwar i« voller Bewaff-
«u»g «ud mit Bagage. Die Eutscheidung
fällt also spätestens Freitag früh. Die Re-
gierungsageutur Domei spricht von einem
Kompromitz, daS zwische« de« Generäleu
Mazaki u«d Abe einerseits «nd Führern
ber junge« Offiziere andererseits zustande-
gekomme« sei« soll.
I» politische« Kretse« der Hauptstadt be-
zeichuet ma« die Bildung einer starken, vo»
Eiuflüsse« jeder Art freie« Regierung als
wesentliche Vora«ssetzu«g für die Wieder-
herstellung ber «ormalen Lage.
Wie bereits amtlich gemeldet wurde, ver-
lange« die von jungeu Ofsiziere« gesührteu
Natio«ale« Aktiviste« im Sinue der So-
howa»Resta«ratio« ei« entschloffenes.
unabhä«giges Kabinett znr Ueberwindung
der gegenwärtigeu Krisenzeit «nd z«r Si-
cheruug der kaiserlichen Staats-
form. Es ist demnach wahrscheinlich, bah bei
-er Regierungsbildung neue Persönlichkeiten
auftreten, bie dem Programm der Aktivisteu
«ahestehe«.
Am Donnerstag fa«d eine stundenlange
Sitzung des Kriegsrats statt, a« der die
Prinzeu Asaka «nd Higaschi sowie die Ge-
«eräle Araki, Abe, Mazaki, Hayaschi,
Terauchi, Nischi «nd Ueda sowie der Kriegs-
minister Kawaschima teilnahmen. Nach Schlutz
der Sitzung des Kriegsrats begab fich General
Ueda z«m Chef des Generalstabs, Prinz
Kani«, nach Odawara bei Tokio. An be«
Besprechunge« «ahm im Auftrag der Kriegs-
marine der srühere Flottenches, Admiral
Kato, teil.
Am Donnerstag «achmittag fand eine Un»
terrednng zwischen dem bekannte« General
Tanaka, dem Führer des natioualistische»
Bundes „Meirinkai", mit den Generäle«
Araki «nd Mazaki statt, bie, wie die
Agentur Domei meldet, eine wichtige Rolle
bei den Verhandlnngen «m die Bildung des
«euen Kabiuetts spiele«.

Toklo, 27. Februar. lOstastendienst deS
DNB.) Finanzminister Takahaschi ist»
wie amtlich bekanntgegebe« wird, am Mitt-
woch seine« schwere» Verletzunge» erlege«.
Naschida wurde an seiuer Stelle er»a«nt.
Prinz Saio «ji, der eiuzige «och
lebende „alte Staatsmann", der stch vorüber-
gehend «ach Schizuoka znm Oberpräsidente«
begebe» hatte, ist am Donnerstag i« sei»
Landhaus «ach Odits« zurückgekehrt.

roten Armeeunö ihrer Luftstreit-
kräfte. Er stützte stch babei auf einen ein-
gehenben Bericht einer französischen Offi-
ziersabordnung, bte an ben letzten Luft-
manövern in Sowjetrußland teilgenommen
hat. Keine Luftarmee der Welt, so sagte er»
könne z«m Beispiel so viel Kriegsmaterial
besörder« wie die fowjetrusstsche. Sie habe
bei de« letzte« Mauöver« gezeigt, batz
Kanone«, Tankwage«, Maschiueugewehre uud
audere Kriegsmaterialie« t« ausreicheudem
Umsauge vou Flugzeuge« besördert werde«
köuute». Er glaube a« die Schlagkrast der
Roten Armee» weil der französtsche Ge«eral»
stab dara« glaube.
Die Kammer beschlotz darauf, -ie AuS-
sprache zu beenden, obwohl noch etwa zwan-
zig Redner auf der Liste standen. Es wurde
zur Abstimmung über den einzigen Artikel bes
Ratifizierungsgesetzes geschritten. ohne daß die
Regierung öie Vertrauensfrage gestellt hatte.
Ueberweisung on den Sennt
Außenminister Flanötn wivb bereitS am
Fveitag öie von der Kammer angenommene
Gesetzesvorlage über dte Ratifizievung d«S
französisch-sowjetrussischen Paktes dem Sen a t
überweisen. I« diesem Zpsammenhang wird
dcr Außenminifter den Borsttzenden des Aus-
wärtigen Ausschusses, Senator Berangex,
am Freitag vormittag im Quai d'Orsay emp-
fangen. Der Auswärtige AuSschutz des Senats
solbst wird am Freitag nachmittag zusammen-
treten, um über^ das Ersuchen des Außen-
ministers, einen Berichterstatter zu ernennen,
zu beraten- Der Wunsch der Regierung geht
Sahin, datz über dte Gesetzesvorlage noch vor
den Wahlen endgültig abgestimmt werden
soll.

v. Welrzeck deutscher votschaster in staris

Berli«, 27. Febr. sFunkspruchj. Der
Führer «nd Reichskanzler hat den Botschaf-
ter i» Madrid, Grafen vo« Welczeck, z«m
Vo^schafter in Paris ernant.
Der neue deutsche Botschafter in Paris,
Johannes Graf von Welczeck, wurde am
zweiten September 1878 in Gleiwitz geboren
und war beretts vor dem Kriege im außen-
politifchen Dienste, u. a. in Chile, tätig.
WLHrenö des Krieges stand er zunächst als
Offizier an der Front unö war dann wieder
im Auswärtigen Amt tätig. Nach einem
vorübergehenden Ausscheiden aus dem Reichs-
dienst wurde er im Jahre 1923 Gesandter in
Budapest und im September 192S Bot-

schafter in M a d r i d, wo er bis jetzt die Jn-
teressen des Reiches vertrat.
Steigende Kentissteuereinnolimen
Berli«, 27. Febr. sFuukspruchj. Die Ei»-
nahmen des Reiches a» Besttz- »nd Verkehrs-
steuern betruge« im Jauuar dieses Jahres
488.7 Millione« Reichsmark gege«
414.8 Millione» Reichsmark im gleiche« Vor-
jahresmonat. A« Zölleu «nd Verbrauchssteuern
wurden 368,2 s3S8,8j Millioueu Reichsmark
vereinnahmt. Jnsgesamt hat stch also das Aus-
kommen au Stenern und Zölle« gegenüber
Aauuar 1938 von 784,8 ans 859,8 Millio-
ue« Reichsmark erhöht.


Lreiverl-nuf ill stfg., k. Zo«,rg. - Nr. 58

Unrulsiges Zapan
Die Hintergrüude des PutscheS.
Obwohl bisher über die Urheber, Au».
maße und Folgen des Toktoter OffizierS-
putsches keineswegs Klarheit besteht, scheint e»
doch notwenbig, zum besseren VerständniS der
tnnerpolitischen Spannungen, öie seit nun-
mchr über drei Jahren zu plötzlichen tnnen-
und außenpolitischen Entladungen führen,
einen Ueberblick über bie Lage zu geben.
Die Japaner glauben seit mehr als 2000
Jahren an die unmittelbare göttliche Ab-
stammung ües Kaisers von öer Son-
nengöttin. Seine Macht ist trotz der Ver-
fassung, dte der Gründer der japanische«


Scherl Bilderdienst
Beim Militär-Putsch in Tokio wurden der Premierminister Okada (Mitte), der Finanz-
minister Takahaschi frechts) unö der frühere Premierminister Saito slinks) ermovdel.

Scherl Bilderdienst
Fnnenminister Goto hat, wte au» Tokto
gemeldet wird, dte Geschäft« deS Mintster-
prästöenten übernommen.
Großmacht, Katser Meji, unter öem Et«-
flutz des europäischen LiberaliSmuS und Kapt-
talisrnus erließ, nahezu unbeschränkt. Gie
stützt sich im wefentlichen auf die Armee, in
der wieberum die alte Kriegerkaste der
S a m u rai, führend ist. Als beratende»
mächtiges Organ wirkte jahrzehntelgng der
„Rat der Alten", heute der „Geheime
Rat" unö daneben der „UntersuchungS-
r a t".
Dagegen hat der japanische RetchStag,
tn bem neben kleineren, erst in den letzten
Jahren entstandenen Splittergruppen, dte
Vertreter der zwei großen Parteien, Sei-
yukai und Minseito sttzen, sehr wenig zu
sagen. Spricht er einer Regierung das Mitz-
trauen aus, so erfolgt umgehend setne Aus-
lösung und Neuwahl, bei der zumeist — wie
auch am 20. Februar 1986 — die RegierungS-
partei siegt. Der Kaiser ist aber nicht ge-
zwungen, die Regierung nach parlamentart-
schen Mehrheitsverhältniffen zu ernennrn,
sondern kann, wie es schon der Fall war,
selbst d i e Partei, die über 50 Prozent aller
Sitze verfügt, bei der Auswahl seiner Mtnt»
ster unberücksichtigt laffen. Jn den letzten
Jahren amtierten zumeist von den Parteien
unabhängige Regierungen, weil das Partei-
wesen im Ansehen des Volkes infolge ver-
schiedener Skandale stark gesunken ist.
Neben diesen minder bebeutsamen Gegen-
sätzen steht das Militär in ständiger Fehde
mit den zivilen Vehörden und mit den kapt-
talistischen Jnteressen der Großindustrie und
Grotzbanken.
Nach den mißglückten Bersuchen, den
Kommunismus in das Jnselreich -er
aufgehenden Sonne zu importieren, brachte
besonders die sogenannte „Organtheorie" de»
Professors Minobe einen wahren Entrü-
stungssturm über das in Glaubensdingen un-
geheuer traditionstreue japanische Volk. Pro-
fessor Minobe bestreitet schlechthin die Jdee
der göttlichen Abstammung und Machtvoll-
^ kömmenheit des Kaisers und behauptet, er sei
nur ein Organ des Staates.
Minobes Auftreten hat in allen Parteien

We «be«!> LWr

hört das gan;e deutsche volk
im Knschlüß an den Nach-
richtendienst im Rundfunk

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